Welche Sollzinsbindung Baufi

  • Sondertilgung hast du fast immer mit drin. Kommt gut beim Kunden an und Banken wissen, dass es fast keiner nutzt. Dass das günstigste Angebot auf dem Markt keine Sondertilgung hat, ist extrem selten. Und damit ist halt deine Prämisse falsch, dass Sondertilgung Aufpreis kostet. Tut sie nur in der Theorie, selten in der Praxis.

    Und als Privatkunde hast du nach §489BGB ohnehin eine Option auf ein günstigeres Darlehen, die du nach 10 Jahren ziehen kannst. Du bist nicht in einer ewigen Laufzeit gefangen. Mit einer mutwilligen Verkürzung der Zinsbindung bringst du aber ein Risiko ins Spiel, das nicht sein muss

    Die 10 Jahre bzgl. Sonderkündigung sind klar, deswegen würde ich für den langlaufenden Teil ja gerade 15-20 Jahre anpeilen, da der einseitige Vorteil aus Verbrauchersicht da ja gerade erst richtig greift.


    Sondertilgung von 5% ist meiner Erfahrung der letzten Jahre nach üblich. Aber 10%? Bieten meines Wissens nach nicht alle Banken an (meine Sparda z.B. nach wie vor nicht) und wenn dann eben mit Zinsaufschlägen, die Kunden regelmäßig nicht sehen, die aber genau wie Ratenänderungsoptionen etc. natürlich von den Banken mit in den Zins eingepreist werden.


    Mit mehreren Finanierungsbausteinen hättest du wie gesagt den gleichen oder oft sogar noch einen größeren Effekt: Sondertilgungen von bis zu 100% der Summe des Bausteins sind möglich, ein komplettes Aussetzen der Rate durch eine Umstellung des Bausteins in Endfälligkeit theoretisch auch. Und das jedes mal flexibel zum Zeitpunkt der Prolongation. Das mal mit den üblichen Sondertilgungsoptionen oder Ratenänderungsmöglichkeiten versucht?

  • Woher willst du das Geld nehmen? Eine normale Finanzierung ist heute selten unter 3k. Das sind 15k pro Jahr bei 5% und 30k pro Jahr bei 10%. Kein normaler Mensch hat so viel Geld übrig

    Würdest du von heute an gesehen für die nächsten 15 Jahre Veränderungen ausschließen, die entweder zu deutlich weniger verfügbarem Einkommen führen wie z.B. Jobverlust, Teilzeit, Lebensmittelpreissteigerungen, Kinder mit zusätzlichen Kosten, etc.? Oder eben zu mehr Einkommen oder auch größere Summen z.B. durch Jobwechsel mit Gehaltssteigerungen, Abfindungen, Firmenverkäufe oder Erbe?


    Bei all den Entwicklungen würde ich insb. für jüngere Menschen unterstellen, dass es da finanziell massiv in beide Richtungen gehen kann. In welche Richtung genau, ist natürlich die spannende Frage. Aber für all diese Szenarien wollte und will ich persönlich möglichst gut (d.h. in Hinblick auf Baufis: möglichst flexibel und günstig!) aufgestellt sein und das gab/gibt eine Standardfinanzierung einfach nicht her...

  • Würdest du von heute an gesehen für die nächsten 15 Jahre Veränderungen ausschließen, die entweder zu deutlich weniger verfügbarem Einkommen führen wie z.B. Jobverlust, Teilzeit, Lebensmittelpreissteigerungen, Kinder mit zusätzlichen Kosten, etc.?

    Die meisten der Punkte sind in einer gesunden Finanzierung schon berücksichtigt. Und wenn man mehrere Jahre lang arbeitslos ist und der Partner das nicht mit entsprechendem Einkommen auffangen kann, wird die Immobilie eh nicht zu halten sein. Da hilft es dann auch nichts, dass du die Rate bei der Refinanzierung um 100€ senkst.


    Oder eben zu mehr Einkommen oder auch größere Summen z.B. durch Jobwechsel mit Gehaltssteigerungen, Abfindungen, Firmenverkäufe oder Erbe?

    Das meiste davon ist für die meisten Menschen irrelevant. Um eine Firma zu verkaufen, muss man erstmal eine besitzen. Große Abfindungen gibt es auch nur in wenigen Unternehmen (die aber alle Publicity bekommen) und wer bei einem solchen Großkonzern mit deutlich übertariflicher Bezahlung eine Abfindung für 100k annimmt, wird das Geld in der Regel die nächsten Jahre verbrauchen, um seinen Lebensstandard bei nun normalerer Bezahlung zu halten.

    Für Gehaltssteigerungen gibt es ja die Option der Sondertilgung. 5% pro Jahr sind eine Menge. Das Gleiche gilt für Erben. Das Medianerbe liegt bei 33k, das lässt sich problemlos per Sondertilgung in 2-3 Jahren verwursten.


    Kurz gesagt: deine gewünschte Flexibilität haben die meisten schon in ausreichendem Maß. Die Gruppe, für die eine höhere Flexibilität sinnvoll sein kann, ist extrem klein und speziell.

  • Kurz gesagt: deine gewünschte Flexibilität haben die meisten schon in ausreichendem Maß. Die Gruppe, für die eine höhere Flexibilität sinnvoll sein kann, ist extrem klein und speziell.

    Ich glaube, ich bin wirklich auf verlorenem Posten mit dem Standpunkt, dass es Sinn macht, praktisch kostenlose geldwerte Vorteile mitzunehmen... ;)


    Vielleicht ist allein schon mein Einzelfall auch zu speziell oder meine Gruppe der ganz ordinären Wohnungskäufer in eigener Sache zu klein? Die genannten Punkte sind in meinem halbwegs bescheidenen Alter (Ende 30) fast alle schon eingetreten: Eine Abfindung im mittleren 5-stelligen Bereich hat es mir ermöglicht, einen kompletten Baustein der Baufinanzierung just zur Zinswende komplett abzulösen. Einen weiteren Baustein konnte ich weitgehend ablösen, da sich meine Eltern entschieden haben, einen Teil des Erbes vorab aufzuteilen. Da es karrieremäßig ziemlich voran ging, haben wir die gesamte Baufinanzierung insgesamt sehr viel schneller hinter uns gebracht, das hätte ich mit 5% Sondertilgungsoption niemals geschafft.


    Die meisten der Punkte sind in einer gesunden Finanzierung schon berücksichtigt. Und wenn man mehrere Jahre lang arbeitslos ist und der Partner das nicht mit entsprechendem Einkommen auffangen kann, wird die Immobilie eh nicht zu halten sein. Da hilft es dann auch nichts, dass du die Rate bei der Refinanzierung um 100€ senkst.

    Angenommen bei einer Baufi wie der oben (3.333 € Rate p.M.) hätte man ein Drittel (mit rund 1100 € Rate) kurzfristig finanziert und es wird wirklich eng: Eine Umstellung dieses Bausteins auf Endfälligkeit hätte zur Folge, dass man schlagartig fast 1.000 € im Monat an Spielraum gewonnen hätte, was deutlich mehr ist, als 100 € Ratensenkung und auch sehr viel mehr ist, als die üblichen Ratenänderungsoptionen in Kreditverträgen ermöglichen.


    Du hast ja Recht, dass die Vorteile in Ansätzen (geringe Sondertilgung von 5% p.a. oder geringfügige Ratenänderungen) schon in den Kreditverträgen drinstehen, das halt oft gegen Aufpreis. Warum aber nicht noch weitergehende Vorteile kostenlos realisieren?


    Aber ich glaube, die Argumente sind soweit ausgetauscht. Ich war/bin froh um die Option und würde es bei jeder Baufi immer wieder so machen! Aus meiner Sicht überwiegen die Vorteile ganz massiv ggü. den geringen Nachteilen und dem geringen Mehraufwand. Wer das nicht möchte oder wer keine Lust hat, die Baufinanzierung gelegentlich nachzusteuern, der sollte es lassen.


    Wichtig war und ist mir nur, auf die bestehende Option und die Vorteile hinzuweisen! :thumbup:

  • Vielleicht ist allein schon mein Einzelfall auch zu speziell oder meine Gruppe der ganz ordinären Wohnungskäufer in eigener Sache zu klein? Die genannten Punkte sind in meinem halbwegs bescheidenen Alter (Ende 30) fast alle schon eingetreten: Eine Abfindung im mittleren 5-stelligen Bereich hat es mir ermöglicht, einen kompletten Baustein der Baufinanzierung just zur Zinswende komplett abzulösen. Einen weiteren Baustein konnte ich weitgehend ablösen, da sich meine Eltern entschieden haben, einen Teil des Erbes vorab aufzuteilen. Da es karrieremäßig ziemlich voran ging, haben wir die gesamte Baufinanzierung insgesamt sehr viel schneller hinter uns gebracht, das hätte ich mit 5% Sondertilgungsoption niemals geschafft.

    Du hattest sehr viel Glück und dürftest damit die absolute Ausnahme sein.


    Übrigens mal so als Gegenbeispiel: Wir haben 2020 die gesamte Kreditsumme auf 15 Jahre festgeschrieben (mit Ausnahme des KfW-Anteils, da gingen nur 10 Jahre) zu extrem niedrigen Zinsen mit der Möglichkeit der Sondertilgung (5%) und kostenloser Anpassung der Rate (Tilgungssatz zwischen 1% und 10%). Damit haben wir, ganz ohne Aufteilung in mehrere "Bausteine", wirklich viel Flexibilität und profitieren derzeit gerade so richtig von der langen Zinsbindung. Denn wir können dank Ratenreduktion und paralleler Alternativanlage ein schönes Zinsdifferenzgeschäft machen (bisher schon ein fünfstelliges Plus...). Hätten wir einen Teil der Summe auf nur 5 Jahre finanziert, hätten wir den Teil entweder jetzt ablösen müssen oder ihn zu einem jetzt sechs- bis siebenfach höheren Zins anschlussfinanzieren müssen.

  • Du hattest sehr viel Glück und dürftest damit die absolute Ausnahme sein.

    Nein, hatte ich nicht, im Gegenteil! Gewisse Faktoren kann man aber auf dem Radar behalten und teilweise auch beeinflussen bzw. vom Timing her in einem gewissen Rahmen steuern. In dem Zeitraum haben sich die Zinsen für mich sogar doppelt massiv negativ entwickelt, trotzdem konnte ich das durch den Zuschnitt und die Laufzeiten der drei Bausteine ziemlich passend abfangen. Und genau das ist der Witz bei der Sache, also eine Ausgewogenheit zwischen langfristiger Zinssicherheit in notwendigem Maße herzustellen und gleichzeit flexibel und so günstig wie möglich aufgestellt zu sein mit der Gesamtfinanzierung betrachtet über die gesamte Laufzeit.


    Hätten wir einen Teil der Summe auf nur 5 Jahre finanziert, hätten wir den Teil entweder jetzt ablösen müssen oder ihn zu einem jetzt sechs- bis siebenfach höheren Zins anschlussfinanzieren müssen.

    Meine Güte, jetzt denk dein Argument doch mal zu Ende: Natürlich hätte es auch andersum laufen können, das liegt in der Natur der Sache! Zinsen sind praktisch nicht prognostizierbar. Das Argument "supertoll gelaufen" ist also genauso irrelevant wie "total unterirdisch gelaufen", eben weil beides nur rückblickend beurteilt werden kann und dir für Entscheidungen bzgl. der Zukunft überhaupt gar nichts bringt.


    Daher ja der Ansatz, die Zinsen über eine gesamte Laufzeit von vielleicht 20 Jahren der Gesamtfinanzierung zu glätten. Damit gehst du weder ins eine Extrem und verlierst bei fallenden Zinsen in den ersten 10 Jahren nicht massiv. Du gehst aber auch nicht ins andere Extrem, eben kaum oder gar nicht festzuschrieben, sodass du im schlechtesten Fall verlierst bei stark steigenden Zinsen. Du passt dich einfach einem Durchschnittszins über diesem Zeitraum an, je nach Struktur eben unterschiedlich stark. Und du hast zusätzlich eine höhere Flexibilität und alle anderen oben genannten Vorteile.


    Und genau dazu tendieren die Finanzierungsprofis aus der Praxis und auch die Ratschläge von Kommer und co. eben weil du damit sozusagen die riskanten "Extreme" aus der Gesamtfinanzierung rausnimmst. Das genau ist der Sinn dieses Vorgehens und das ist ökonomisch rationales Verhalten, eben weil niemand eine Glaskugel hat, um die Zinsen prognostizieren zu können...

  • Nochmal ökonomisch gesprochen: Die "Extreme" stellen hohe Kostenrisiken dar und die will man doch so gut es geht vermeiden. Niemand wirft gerne Geld zum Fenster raus, auch wenn wir vll. auch kulturell bedingt oft völlig irrational auf eine vermeintliche Sicherheit setzen. Für mich ist das Vorgehen (Gesamtbetrag der Finanzierung immer komplett auf 10 oder15 Jahre festschreiben) in etwa so, als würde man nur auf dem Tagesgeldkonto oder unter dem Kopfkissen Geld sparen und auf den Vermögensaufbau hoffen: Besonders sicher ist das, aber besonders effizient? Der Hebel ist bei Baufis natürlich nicht ganz so groß, aber da gehts trotzdem schnell um viele, viele Tausend Euro, die man ziemlich unnötig verplempert und die man besser zur Tilgung (ergo: zum Vermögensaufbau) statt zur Zinszahlung verwenden könnte.


    Natürlich gibt es die Notwendigkeit einen ausreichend großen Anteil der Gesamtfinanzierung ausreichend lange festzuschreiben, sodass einen ein Zinsanstieg nicht überfordert. Aber genau das verhindert man doch, wenn man statt alles auf die eine Karte (Prolongation des gesamten Restbetrages am Tag X in 15 Jahren) eben die Prolongationen auf mehrere Zeitpunkte verteilt und genau das Risiko damit reduziert. Ihr schaut ausschließlich auf das Risiko, die Rate nicht mehr tragen zu können, das existiert ja zweifellos! Aber Kostenrisiken sind ökonomisch gesprochen auch Risiken und neben der "Stemmbarkeit" der Rate der eigentliche springende Punkt (nämlich die Relation Kosten/Risiko) bei Baufinanzierungen...

  • Du hattest sehr viel Glück und dürftest damit die absolute Ausnahme sein.


    Übrigens mal so als Gegenbeispiel: Wir haben 2020 die gesamte Kreditsumme auf 15 Jahre festgeschrieben (mit Ausnahme des KfW-Anteils, da gingen nur 10 Jahre) zu extrem niedrigen Zinsen mit der Möglichkeit der Sondertilgung (5%) und kostenloser Anpassung der Rate (Tilgungssatz zwischen 1% und 10%). Damit haben wir, ganz ohne Aufteilung in mehrere "Bausteine", wirklich viel Flexibilität und profitieren derzeit gerade so richtig von der langen Zinsbindung.


    Denn wir können dank Ratenreduktion und paralleler Alternativanlage ein schönes Zinsdifferenzgeschäft machen (bisher schon ein fünfstelliges Plus...). Hätten wir einen Teil der Summe auf nur 5 Jahre finanziert, hätten wir den Teil entweder jetzt ablösen müssen oder ihn zu einem jetzt sechs- bis siebenfach höheren Zins anschlussfinanzieren müssen.

    Du hast Glück gehabt. Das gönne ich Dir. Allerdings dürften Darlehenszinsen zu 0,x% die absolute Ausnahme gewesen sein.


    In solchen Zahlenregionen führt die prozentuale Darstellung in die Irre. Du schreibst zwar formal richtig 3,5% sei das Siebenfache von 0,5%. Die zweckmäßigere Darstellung wäre allerdings, in diesem Fall den absoluten Unterschied zu nennen. 0,5% ist ein ungewöhnlich niedriger Zins und 3,5% ein einigermaßen normaler. Wenn Du die erste Phase mit 0,5% finanzierst, kannst Du 3% mehr tilgen, als wenn der Zins 3,5% betrüge.


    Das Verhältnis 1:7 hättest Du auch bei 0,1% und 0,7%. Auch hier wäre der zweite Zins das Siebenfache des ersten. Sinnvoller ist aber zu sagen: Beide Zinssätze sind ungewöhnlich niedrig, der erste meinetwegen total außergewöhnlich.


    Neulich sollte hier in der Stadt ein Erbpachtzins von lächerlichen 10 € im Monat auf 150 € erhöht werden (immer noch wenig, verglichen mit dem Kaufpreis und selbst den Finanzierungskosten des Grundstücks, die sich der Erbpachtnehmer ja gespart hat). Schreck-Schlagzeile in der Zeitung: Erbpacht verfünfzehnfacht!


    (In Gedanken habe ich ergänzt: BILD war dabei.)

  • Die Ausgangsfrage war ja "nur" 10 oder 15 Jahre. Die ist die Frage eine Laien.


    Ihr geht in die absoluten Feinheiten für Experten.


    Für den Laien würde ich ich KISS empfehlen - keep it simple stupid. Ganz einfach halten.


    Bei dem geringen Zinsaufschlag auf jeden Fall die 15 Jahre wählen.


    Das Argument, dass man dann nach 15 Jahren "auf den Punkt" die Anschlußfinanzierung benötigt und zu dann "friss oder stirb" den Zinssatz hinnehmen muss, zieht nicht:

    Ab 10 Jahren nach Vollauszahlung kann jederzeit mit 6 Monaten Kündigungsfrist gekündigt werden. Und es gibt Forwarddarlehen. Diese sind meist bis 24 Monate ohne zusätzliche Kosten.


    Wenn man nun auf 15 Jahre abschließt, dann sollte man nach 8,5 Jahren den Zinsmarkt beobachten. Ist das Zinsumfeld nach 8,5 Jahren günstig wird gekündigt und neu abgeschlossen. Ist dies nicht der Fall aber nach z.B. 11 Jahren wird dann gekündigt. Man hat also durchaus eine ordentliche Flexibilität. Und wenn man die große Erbschaft macht oder eine 6 stellige Abfindung bekommt, dann kündigt man halt und schließt einen niedrigeren Betrag neu ab.


    Im Grunde ist man nur 8,5 Jahre "gefangen" und hat dann 6,5 Jahre Flexibilität.


    Im Hinblick auf die Sondertilgungen noch die folgenden Hinweise an den Threadersteller:

    In der Regel darf man nur 1x im Jahr sondertilgen.

    Es gibt Banken, da kann die Sondertilgung egal wann im Jahr stattfinden und wird sofort verrechnet, es gibt aber auch Banken, die akzeptieren nur eine Sondertilgung zu einem festen Termin.

  • Wenn man nun auf 15 Jahre abschließt, dann sollte man nach 8,5 Jahren den Zinsmarkt beobachten. Ist das Zinsumfeld nach 8,5 Jahren günstig wird gekündigt und neu abgeschlossen. Ist dies nicht der Fall aber nach z.B. 11 Jahren wird dann gekündigt. Man hat also durchaus eine ordentliche Flexibilität. [...]


    Im Grunde ist man nur 8,5 Jahre "gefangen" und hat dann 6,5 Jahre Flexibilität.

    Naja, Kündigen geht faktisch nach 10,5 Jahren (10 Jahre + 6 Monate Kündigungsfrist) und nicht nach 8,5 Jahren! Anschlussfinanzierungen sind dann nach 10 Jahren möglich (und nicht nach 8,5 Jahren!), nur legt man den Zins für die Zeit nach dem 10. Jahr dann mit entsprechenden Aufschlägen schon früher fest. 10 Jahre sind insofern dann der Fixpunkt, auf den man mit einer Finanzierung in einem einzigen Baustein zuläuft.


    Und wenn man die große Erbschaft macht oder eine 6 stellige Abfindung bekommt, dann kündigt man halt und schließt einen niedrigeren Betrag neu ab.

    Kündigen kann man die Verträge in der Regel, nur zahlt man dann je nach Zinssatz und Marktzinsentwicklung eine ziemlich heftige Vorfälligkeitsentschädigung. Ist doch nichts anderes, als den Kredit (anteilig) vor Ende der vereinbarten Laufzeit zu kündigen. Teuer ohne Ende so ein Vorgehen und genau solche Kosten kann man sich doch bis zu einem gewissen Grad sparen, wenn man nicht alles unnötig lange festschreibt.


    Wer es ganz simpel haben möcht, der schließt nur einen Finanzierungsbaustein auf 15 Jahre ab. Wer die Risiken der Stichtagsprolongation (natürlich relativiert um Forwards oder Kündigungsmöglichkeiten bei über 10 Jahren Laufzeit) und die u.U. ganz massiven Kosten durch Vorfälligkeitsentschädigungen vermeiden möchte, der sollte m.E. über mehr als einen Finanzierungsbaustein nachdenken...

  • DU hast mich nicht verstanden. Wenn ich 8,5 Jahre nach Vollauszahlung sehe, dass die Zinsen günstig sind, dann schließe ich ein Vorwarddarlehe ab (24 Monate bereitstellungszinsfrei) und kündige ich zum Ablauf der 10 Jahre + 6 Monate. Stelle ich das erst nach 11 Jahren fest dann schließe ich dann neu ab und kündige mit 6 Monaten Frist.


    OK, "gefangen" ist man mind. 10,5 Jahre, aber ab 8,5 Jahren hat man viele Möglichkeiten.


    Und eine Vorfälligkeitsentschädigung wird m.W. nur dann fällig, wenn zum Zeitpunkt der Kündigung das Zinsniveau niedriger ist als das vertragliche.

  • OK, "gefangen" ist man mind. 10,5 Jahre, aber ab 8,5 Jahren hat man viele Möglichkeiten.

    Das ist der Punkt und ich glaube den haben wir beide verstanden…^^


    Und eine Vorfälligkeitsentschädigung wird m.W. nur dann fällig, wenn zum Zeitpunkt der Kündigung das Zinsniveau niedriger ist als das vertragliche.

    Ist so, weil den Banken nur dann ein Zinsschaden ausgeglichen werden muss, wenn einer entsteht. Das Risiko dafür ist in Anbetracht der unmöglichen Prognostizierbarkeit von zukünftigen Zinsen praktisch 50/50.


    Und wenn du die falschen 50% erwischt, wird es sehr schnell sehr teuer vorzeitig aus dem Vertrag auszusteigen und der Bank den Zinsschaden auszugleichen…

  • Ich glaube, ich bin wirklich auf verlorenem Posten mit dem Standpunkt, dass es Sinn macht, praktisch kostenlose geldwerte Vorteile mitzunehmen... ;)

    Die ganze Diskussion dreht sich doch darum, dass dieser Vorteil nicht kostenlos ist, sondern lediglich keine Rechnung stellt. Angefangen von der Tatsache, dass du alle paar Jahre einen Teil neu finanzieren und Aufwand reinstecken musst. Die Abtretung der Grundschuld an die nächste Bank ist übrigens auch nicht kostenlos. Ist jetzt nicht die Welt, bei schmaler Marge wirkt sich aber jedes bisschen Kosten entsprechend aus.

    Das Hauptproblem ist aber, dass das Risiko keine Rechnung stellt. Mit kurzen Laufzeiten bist du dem Zinsänderungsrisiko stark ausgesetzt. Das ehrlich einzurechnen ist schwierig, da immer von Prognosen abhängig. Aber es ist offensichtlich, dass du mit kürzeren Laufzeiten ein höheres Risiko eingehst. Die komplette Zinsstrukturkurve ist nichts anderes als ein Abbild der Marktmeinung zu diesem Risiko. Versuchst du die Unterschiede zwischen zwei Laufzeiten zu melken, nimmst du als Gegenleistung das Risiko auf dich.

  • Das Risiko bei der längeren Bindung ist ja schon dadurch geringer, dass du nach 10 Jahren das Darlehen einseitig kündigen kannst. Du bist (anders als die Bank) eben nicht die volle Laufzeit gebunden sondern kannst optieren, wenn die Zinsen günstig stehen.

  • Genau das, was du als "offensichtlich" bezeichnest ist das, was FinanztipUser eben anders sieht.


    Die Meinung ist ausgetauscht, aber manchmal bleibt jeder bei seinem Standpunkt. Finde ich persönlich vollkommen in Ordnung.

    Die Frage nach dem Risiko ist keine Meinung, sondern schlicht und einfach Fakt. Bei kürzerer Laufzeit ist das Risiko der Zinsänderung höher, die Mathematik ist da eindeutig und nicht zu diskutieren.

    Dem steht natürlich eine Chance auf günstige Zinsänderung gegenüber und die Abwägung der Risiken ist dann eine Meinungsfrage.

  • Die Frage nach dem Risiko ist keine Meinung, sondern schlicht und einfach Fakt. Bei kürzerer Laufzeit ist das Risiko der Zinsänderung höher, die Mathematik ist da eindeutig und nicht zu diskutieren.

    Dem steht natürlich eine Chance auf günstige Zinsänderung gegenüber und die Abwägung der Risiken ist dann eine Meinungsfrage.

    Ich sehe das so wie du, mich brauchst du nicht überzeugen. Aber Finanztipuser will dieses Risiko wohl nicht so recht einsehen.

    Für ihn minimiert eine Teilfinanzierung mit variablem Zins wohl das Risiko.


    Auch das, was Alex777 geschrieben hat, will er nicht als Risikominierung ansehen, sondern behaart darauf, dass sein Vorgehen risikominimierend sei.


    Ich verstehe das auch nicht. Aber muss ich auch nicht. Ich würde so wie ich beschrieben habe, finanzieren und genauso auch anderen empfehlen. Das habe ich der Threaderstellerin auch mit Fakten, also Darlehensberechnungen inkl. Restschuld und ausführlichen Erläuterungen, dargelegt.

  • Genau das, was du als "offensichtlich" bezeichnest ist das, was FinanztipUser eben anders sieht.

    Genau, und deshalb ist die Diskussion doch ganz fruchtbar und um nochmal auf die genannten Aspekte einzugehen:

    Die ganze Diskussion dreht sich doch darum, dass dieser Vorteil nicht kostenlos ist, sondern lediglich keine Rechnung stellt. Angefangen von der Tatsache, dass du alle paar Jahre einen Teil neu finanzieren und Aufwand reinstecken musst. Die Abtretung der Grundschuld an die nächste Bank ist übrigens auch nicht kostenlos. Ist jetzt nicht die Welt, bei schmaler Marge wirkt sich aber jedes bisschen Kosten entsprechend aus.

    Der Aufwand einer Prolongation bei der selben Bank beschränkt sich bei mir regelmäßig auf ein kurzes Telefonat und eine Unterschrift auf einem Bestätigungszettel, den ich dann zurückschicke. Kosten entstehen da für mich keine. Falls eine andere Bank übernimmt, kommen die überschaubaren Kosten der Grundschuldabtretung dazu. Das aber nur wenn genau diese Kosten durch den Zinsvorteil bei der anderen Bank mindestens ausgeglichen werden, sonst würde man nicht wechseln. Ein wenig Verwaltungsarbeit bleibt, aber das ist m.E. wirklich nicht die Welt!


    Insofern hast du doch ohne Mehrkosten die genannten Vorteile, die auch in Euro gerechnet richtig viel wert sind: 100% Sondertilgungsoption des Finanzierungsbausteins möglich = keine Vorfälligkeitsentschädigungen, Ratenhöhe weitgehend beliebig änderbar oder Tilgung sogar ganz aussetzbar für diesen Kreditbaustein, grundsätzlich: niedrigere Zinsen am kurzen Laufzeitende der Zinsstrukturkurve (in 90+% der Zeit der Fall), u.s.w.


    Das Hauptproblem ist aber, dass das Risiko keine Rechnung stellt. Mit kurzen Laufzeiten bist du dem Zinsänderungsrisiko stark ausgesetzt. Das ehrlich einzurechnen ist schwierig, da immer von Prognosen abhängig. Aber es ist offensichtlich, dass du mit kürzeren Laufzeiten ein höheres Risiko eingehst.

    Die Frage nach dem Risiko ist keine Meinung, sondern schlicht und einfach Fakt. Bei kürzerer Laufzeit ist das Risiko der Zinsänderung höher, die Mathematik ist da eindeutig und nicht zu diskutieren.

    Du beschränkst deinen Risikobegriff an dieser Stelle ausschließlich auf das "Zinsänderungsrisiko", sprich das Risiko, dass du dann zu höheren Zinssätzen prolongieren musst. Der Witz an genau dieser Stelle ist doch: Das Risiko stellt mit annähernd gleicher Wahrscheinlichkeit (50/50, da Zinsen auf den Punkt kaum prognostizierbar sind und eben steigen oder fallen können) auch eine Zinsänderungschance dar. Außerdem: Was ist mit allen anderen Risiken? Kostenrisiken zum Beispiel, also einfach dem Risiko, dass du die gesamte Baufinanzierung viel zu teuer abgewickelt hast und vom stark fallenden Zinsniveau während der Laufzeit nicht profitierst? Was ist mit dem Risiko, von unvorhergesehenen Ereignissen, durch die du die Immobilie zum Beispiel verkaufen musst und horrende Vorfälligkeitsentschädigungen zahlst, wenn du alles auf 10+ Jahre festschreibst? Was ist mit dem Risiko, dass dich bei einer beruflichen oder familiären Veränderung die Gesamtrate der Baufi überfordert, die du über eine Lösung mit einzelnen Finanzierungsbausteinen einfacher reduzieren könntest? Sind das alles für dich keine relevanten Risiken bei einer Baufinanzierung?


    Die komplette Zinsstrukturkurve ist nichts anderes als ein Abbild der Marktmeinung zu diesem Risiko. Versuchst du die Unterschiede zwischen zwei Laufzeiten zu melken, nimmst du als Gegenleistung das Risiko auf dich.

    Den ersten Satz würde ich unterschreiben mit der Ergänzung "... zu einem gegebenen Zeitpunkt." Du weißt schlicht nicht, wie sich die Zinsstruktur über die Jahre verändert. Und ja: Einer der Vorteile meines Vorgehens ist, dass man mit einem Teil der Gesamtfinanzierung eher kürzer die Zinsen festschreibt, was a) fast immer einen günstigeren Zinssatz bedeutet und b) ein gewisses Zinsänderungsrisiko (aber auch weitere Zinsänderungschancen!) und all die oben genannten weiteren Vorteile mit sich bringt!