Ausschüttender oder thesaurierender ETF nach ausgeschöpftem Freibetrag – was ist weniger Aufwand?

  • Hallo ins Forum,

    ich stehe aktuell vor einer Entscheidungsfrage und hoffe auf euren Input – speziell von denen, die schon denselben Punkt erreicht haben!

    Zu mir:

    • 34 Jahre alt, Single
    • ca. 88.000 € im „Vanguard FTSE All-World UCITS ETF (USD) Distributing“ (ISIN: IE00B3RBWM25)
    • Dieses Jahr zum ersten Mal den kompletten Steuerfreibetrag allein durch die ETF-Ausschüttungen ausgereizt

    Meine zentrale Frage: Sollte ich – um Aufwand für die Zukunft gering zu halten – jetzt besser einfach auf einen thesaurierenden Welt-ETF umsteigen? Oder ist es (wegen Vorabpauschale usw.) aus Anwender-Sicht vielleicht sogar einfacher, einfach einen zweiten ausschüttenden ETF (z. B. MSCI World o.ä.) dazuzunehmen und so den Freibetrag auf zwei ETFs aufzusplitten?

    Ich möchte eigenlich keinen großen Extra-Aufwand und hätte es am liebsten so unkompliziert wie möglich. Die 3x10-Strategie (alle 10 Jahre den ETF wechseln oder dazunehmen) würde ich damit dann quasi automatisch verfolgen – das wäre auch der Grund weshalb ich überhaupt auf einen zweiten ETF wechseln würde.

    Fragen konkret:

    • Gibt es aus eurer Sicht mehr „Papierkram“ und Aufwand mit einem zusätzlichen thesaurierenden oder mit zwei ausschüttenden ETFs, wenn der Freibetrag schon ausgeschöpft ist?

    Würde mich sehr freuen, eure Meinungen, Erfahrungsberichte oder Tipps dazu zu lesen!

    Danke euch & viele Grüße :)

  • Ich persönlich habe lieber den Ausschütter, weil ich dann keine Liquidität zum Jahresanfang vorhalten muss, um die Steuer auf die Vorabpauschalte zu bezahlen.

    Ansonsten sehe ich keinen echten Unterschied im Aufwand:
    Beim Ausschütter muss ich die Ausschüttungen wieder anlegen. Dazu muss ich entweder den Sparplan anpassen, oder eine Order erstellen.
    Beim Thesaurierer muss ich wie oben gesagt dafür sorgen, dass am Jahresanfang genug Geld auf dem Verrechnungskonto liegt. Ggf. muss dafür ein Teil meiner ETFs verkauft werden.

  • Da gäbe es m.E. mehrere Möglichkeiten, die z.B. davon abhängen, ob dein Broker eine automatische Wiederanlage erlaubt. Die Vorabpauschale wird ja vermutlich als Erstes vom Freibetrag abgezogen, dann würde ich den Rest einfach so laufen lassen.

    Wenn dir Ausschüttungen Spaß machen oder du sie für was anderes brauchst, spricht wenig gegen einen Ausschütter, für einen Thesaurierer allerdings mehr.

    Ich persönlich habe lieber den Ausschütter, weil ich dann keine Liquidität zum Jahresanfang vorhalten muss, um die Steuer auf die Vorabpauschalte zu bezahlen.

    Ist die bei dir so hoch oder hast du keinen Freistellungsauftrag eingereicht?

  • Nalphinger Denk das ganze doch vll. mal vom Ende her: Was willst du letztlich mit dem Depot machen?

    Im Alter oder grundsätzlich zu Lebzeiten auflösen und die ETFs verkaufen? Bist du für die Rente dann später angewiesen auf eine fixe Entnahme deutlich über 2% durch regelmäßige Verkäufe? Dann würd ich den Thesaurierer wählen.

    Reichen dir im Alter knapp 2% Entnahme durch Dividendenausschüttungen und bist du nicht zwingend auf eine gewisse fixe Entnahmehöhe angewiesen? Willst du einen Großteil vererben und das ggf. mit Nießbrauchvorbehalt? Dann wirst du an Ausschüttern kaum vorbeikommen…

  • Hallo zusammen,

    vielen Dank erstmal für eure ganzen Antworten und Vorschläge!

    Zu meinen Überlegungen:

    • Ich habe ja schon einen ausschüttenden ETF und muss die Ausschüttung sowieso wieder anlegen – ehrlich gesagt macht mir das sogar ein bisschen Spaß. Ich würde mir also mit einem zusätzlichen thesaurierenden keinen Aufwand sparen. Da ich bei einem Neo Broker bin, entstehen dafür auch keine Extra-Kosten.
    • Mein Broker bietet leider keine automatische Wiederanlage an. Ist aber auch okay, da keine (großen) Kosten anfallen
    • Da mein Freibetrag schon aufgebraucht ist, finde ich es nicht ideal, dass ich beim Thesaurierer immer zum Jahresanfang Liquidität bereitstellen müsste – und ganz ehrlich: Das Thema Vorabpauschale gefällt mir auch zugegebenermaßen nicht ganz so gut, da die Vorabpauschale z.T. ja erst bei Verkauf, also in 30+ Jahren verrechnet wird.

    Deshalb gefällt mir aktuell die Idee besser, einfach einen zweiten ausschüttenden ETF dazuzunehmen – am liebsten wieder mit quartalsweiser Ausschüttung, wie mein aktueller. Dann habe ich viermal im Jahr “auf einen Schlag” die Wiedereinlage. Das ist überschaubarer Aufwand und vor allem steuerlich für mich sehr transparent.

    Zum Hintergrund:
    Der ETF ist komplett für meine Altersvorsorge gedacht – ich plane nicht, vorher “ranzugehen”. Einen Teil zu vererben ist nicht vorgesehen. Vielleicht kann ich im Alter sogar ein Stück weit von den regelmäßigen Ausschüttungen leben (je nachdem, wie hoch sie dann halt sind). Ganz nach dem Motto: Cashflow ist King.

    Danke nochmal für eure Hilfe :)

  • Eine Ergänzung: Steuer auf die Vorabpauschale könnte auch anfallen, wenn die Ausschüttung geringer ist als der anzurechnende Basisertrag. Das kommt natürlich auf den Fall an, aber hundertprozentig sicher vor der Pauschale ist man per se nicht.

    Da mein Freibetrag schon aufgebraucht ist, finde ich es nicht ideal, dass ich beim Thesaurierer immer zum Jahresanfang Liquidität bereitstellen müsste.

    Aber zu Jahresanfang ist der Freibetrag doch noch jungfräulich. Außerdem könnte man eine Ausschüttung aus dem Dezember natürlich auch erst mal liegen lassen, bis die Vorabpauschale durch ist.

  • ehrlich gesagt macht mir das sogar ein bisschen Spaß

    Spaß ist eine große Motivationshilfe um bei der Stange zu bleiben.

    Ich bin auch Team "Ausschütter" und sehe einfach das meine Geldanlage lebt und ich ab und zu Geld bekomme um das ich mich kümmern muss.

    Da ich eh noch einige Altlasten an Aktien habe die sowieso ausschütten kommt es auf die Ausschüttungen der ETF´s auch nicht mehr an.

    Und wenn ich dann noch sehe wie sich meine Frau über Ausschüttungen freut. Die ganze Freude wäre bei einer rein thesaurierenden Geldanlage nicht so da. Dazu kommt noch das ganze Vorabsteuerpauschalengedöns....da habe ich keine Lust drauf.

    Da sind mir die minimalen angeblichen Steuervorteile der Thesaurierer wurscht.

    Man muss nicht die finanziell Beste Strategie anstreben sondern die für sich einfachste Lösung die mit einer Rendite über der Inflationsrate am längsten durchgehalten wird.

    Das wird bei jedem anders aussehen.

  • Da sind mir die minimalen angeblichen Steuervorteile der Thesaurierer wurscht.

    Man muss nicht die finanziell Beste Strategie anstreben sondern die für sich einfachste Lösung die mit einer Rendite über der Inflationsrate am längsten durchgehalten wird.

    Das wird bei jedem anders aussehen.

    Absolut richtig. Vor allem sollte man da Abstand nehmen von diesen „absoluten“ Ausssgen.

    Einer, der gerade pausiert, war ja auch immer bei der Hammerfraktion „Thesaurierende sind IMMER…“

    Leben und Leben lassen.

    Meine Frau und ich haben nur Ausschütter und leben auch…

  • Es spricht nichts gegen Ausschütter, wenn du einfach stur weiter die Aussschüttungen reinvestierst. 😊

    Wieso nehmen eigentlich offenbar viele an, dass Anleger in ausschüttende ETFs die Ausschüttungen grundsätzlich und immer verjubeln würden? Oder noch besser, dass die Ausschüttungen quasi irgendwie weg wären... ;)

    Gibts da irgendwelche realistischen Studien zu, also wer/wann/welche Ausschüttungen (eher) ausgibt oder reinvestiert?

  • Das ist klar, die Teilfreistellung gilt aber auf den zu versteuernden Anteil. Bei einer Dividente ist das alles, also 100%. Wenn man selbst entnimmt und der entnommene Anteil nur einen Gewinn von 50% hat wird eben nur die Hälfte versteuert.


    Sprich:

    - die Teilfreistellung hast du immer (kann man also im Vergleich ignorieren)

    - Dividenden werden voll versteuert da sie komplett als Gewinn gelten

    - eigene Auszahlungen werden nur anteilig versteuert, nur der enthaltene Gewinn / Wertzuwachs über die Jahre dieses ETF / Aktien Anteils


    Beispiel:

    Du zahlst 5k in einen ETF, nach 10 Jahren hat er einen Wert von 10k. Wenn du dann 1k entnimmst zahlst du nur auf den Gewinn, also 500€ Steuer.

    Wär es aber ein ausschüttender ETF der 1k Dividende ausschüttet werden die kompletten 1k versteuert.