Deutschland -> Land der armen Schlucker "keine 2000 Euro als Notgroschen"

  • SemperFidelis

    Zum ersten Punkt: die Mieten sind im Schnitt günstiger als dies in den Medien dargestellt wird, da sich die ganzen Werte in den Medien auf die Neuvermietungen der letzten Jahre beziehen. Wer aber schon länger in seiner Wohnung wohnt und nicht regelmäßig umzieht wird in vielen fällen (weit) unter der Ortsüblichen Vergleichsmiete zahlen. Einfach mal schauen wie ein Mietspiegel erstellt wird.

    Glaskugel habe ich leider keine, aber es ist sogar möglich, dass die teure Miete von heute die günstige Miete von morgen sein kann, eben je nachdem wie sich Demographie, Wohnungspreise, Einkommen etc entwickeln.

    Zum zweiten Punkt: Und du weißt woher, dass die Leute länger zu Hause leben, weil Sie das Familienleben so schätzen und die Zeit zum Vermögensaufbau nutzen und nicht einfach weil Sie es sich nicht leisten können vorher auszuziehen?

    Und zum dritten Punkt: faktisch ist es Stand heute nicht nötig in Deutschland vorgesorgt zu haben. Auch wenn man dann als arm zählt aber aktuell bekommt man eine Wohnung bezahlt und genug Geld für etwas zum Essen und anziehen (ob das in Zukunft endlos so weiter funktioniert ist eine andere Frage), in anderen Ländern ist dies eben nicht so. Du kannst ja gerne mal ein Jahr in Bukarest arbeiten und dich dann Arbeitslos melden. Du kannst mir dann in zwei Jahren berichten wie weit du mit den 120 Euro pro Monat gekommen bist.

  • Und zum dritten Punkt: faktisch ist es Stand heute nicht nötig in Deutschland vorgesorgt zu haben. Auch wenn man dann als arm zählt aber aktuell bekommt man eine Wohnung bezahlt und genug Geld für etwas zum Essen und anziehen

    Unbedingt überlebenswichtig wohl nicht. Die entscheidende Frage aber ist doch: Will man im Alter dann so leben (Stichwort: Grundsicherung - oder so ähnlich zumindest)

    (ob das in Zukunft endlos so weiter funktioniert ist eine andere Frage)

    Die aber gestellt werden sollte präziser müßte - insbesondere vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung hierzulande und der eher geringen Magnetwirkung Deutschlands für die qualifizierte Zuwanderung und/oder Kapital bei parallel erheblicher unkontrollierter (bis illegaler) Zuwanderung und Rekord-Nettokapitalabflüssen.

    Wie das jedenfalls auf Dauer funktionieren soll erschließt sich mir nicht.

  • Es geht ja nicht nur, aber auch, ums Leben im Alter. In vielen Ländern die bei der Eigentumsquote vor Deutschland sind, gibt es eben selbst in Relation zu den örtlichen Lebenshaltungskosten bedeutend weniger als in DE. Auch bei Arbeitslosigkeit etc.

    Und es wurde hier ja schon von anderen thematisiert, dass sich so manch einer denken wird: warum für eine Eigentumswohnung oder die Rente sparen, wenn ich eh abgesichert bin und von dem Geld auch die Welt bereisen kann oder einfach Party machen.

    Die aber gestellt werden sollte präziser müßte

    Natürlich, aber das eigentliche Thema war ja aktuelles Vermögen/Rücklagen bzw. Lebensverhältnisse in Deutschland und nicht die Zukunft des deutschen Sozialstaates.

    Zumal das ja auch in die Richtung gehen kann, dass wir zukünftig gar nicht mehr Arbeiten müssen, sondern intelligente Maschinen dies für uns übernehmen, bis sie irgendwann die Macht übernehmen und die Menschen in einen verbitterten Krieg gegen die Denkmaschinen ziehen. Oh wait das war das Story von Dune. Möge das Orakel der Zeit über uns wachen.

  • Was ist mit den Männern los? Warum hängen sie in jedem Land länger an Muttis Rockzipfel als Töchter?

    Es ist vermutlich so, dass Töchter im elterlichen Haushalt eher zu Tätigkeiten herangezogen werden, die man benötigt, wenn man einen eigenen Haushalt führt. Und die trauen sich dann eben den Auszug eher zu, als ihre Brüder, die das Hotel Mama gerne noch ausdehnen.

    Und ist es nicht so, dass in heteronormativen Paarbeziehungen der Mann gewöhnlich etwas älter ist, als seine Partnerin? Vielleicht findet man auch hier einfach genau den Altersabstand wieder, den man beim Ausziehen von zu Hause feststellen kann.

    Geht aber am Inhalt der Eingangsdiskussion auch wieder einen Tick vorbei.

  • Was ist mit den Muttis los, dass sie das zulassen?

    Du hast keinen erwachsenen Sohn, das ist klar 😉 Bist du selbst evtl. einer davon? Vermutlich sparen sich Männer gern das Geld für ihre Finanzen.

    lch zumindest habe mit meinen um die 20 ein Gespräch geführt. Drei Monate später lebte er in der Genossenschaftswohnung, für die ich 8 Jahre davor wohlweislich Anteile erstanden hatte. Seine Freunde bestaunten, dass er eine Waschmaschine bedienen und kochen konnte.

    Meine Tochter ist von sich aus mit 20 ausgezogen, ich war auch so alt. Ich habe damals gekämpft, um diese 28qm Wohnung zu bekommen! Gebettelt beim Vermieter. Und das in der Ausbildung mit 2 Nebenjobs finanziert.

  • Natürlich, aber das eigentliche Thema war ja aktuelles Vermögen/Rücklagen bzw. Lebensverhältnisse in Deutschland und nicht die Zukunft des deutschen Sozialstaates.

    Was aber meines Erachtens kausal - jedenfalls in erheblichem Umfang - miteinander verknüpft ist.

    In den USA (um nur ein Beispiel zu nennen) würde ich mich nur ungern im Alter auf den amerikanischen Sozialstaat verlassen. Entsprechend wird meine private Vorsorge ausfallen (nicht im wörtlichen Sinne von "ausfallen" sondern von "gestaltet" oder "angelegt" oder "ausgebaut" sein).

    Du kannst ja mal versuchen (ohne Pass, ohne Sprachkenntnisse, ohne ggf. Ausbildung, ohne Kapital) beispielsweise in die Schweiz einzureisen und da dann als Migrant dauerhaft zu bleiben oder das gleiche Unterfangen (mit gleichen Voraussetzungen) beispielsweisemal in Kanada probieren - die haben (im Gegensatz zur Schweiz) meines Wissens zwar eine sehr offene und progressive Migrationspolitik - aber eine zum Vorteil des eigenen Landes in Sachen Demographie und Migration (Punktesystem zwecks Identifizierung qualifizierter Kandidaten, Fokus auf qualifizierte Zuwanderung sprich Fachkräfte, Fokus auf Begrenzung des Anteils vorübergehender Einwohner an der Gesamtbevölkerung, um bessere Integration zu ermöglichen usw.).


    Eine derart verfehlte - nach meinem Dafürhalten und dem sehr vieler anderer - Asyl- und Migrationspolitik (wie hierzulande seit einem Jahrzehnt) wird jedenfalls tendenziell die Verteilungskonflikte perspektivisch zunehmen lassen. Davon ist dann erfahrungsgemäß der Durchschnittsbürger samt Mittelschicht am ehesten betroffen. "Unten" - rein finanziell gesehen - gibt es nichts zu holen und ganz "oben" - rein finanziell gesehen - auch eher nicht, da wird dann ausgewichen, umgestaltet, woanders investiert, abgewandert usw.

    Schon allein deshalb würde ich - wäre ich jetzt nochmal 20 oder 25 Jahre jung - großen Wert auf finanziell solide und robuste Verhältnisse legen und auch eine ebensolche Altersvorsorge. Spätestens mit der massiven Rückkehr der Inflation der jüngsten Vergangenheit könnte die "Party" ("Money for nothing" sprich sozusagen Nullzinsen - und selbst eine Null vor dem Komma bei Immobilienkrediten) samt Gelddruckorgien der Notenbanken zu einem Ende gekommen sein. Mit der Inflation ist auch der Zins zurückgekehrt. Beim Blick auf die Kerninflation und auch die Staatsverschuldung dürfte sich das so bald kaum ändern.

    Dazu kommt noch erschwerend: Wenn Staaten nicht mehr geräuschlos zusammenarbeiten (kooperieren) sondern sich gegenseitig blockieren, sanktionieren oder gar offen bekämpfen, können Wachstum und Wohlstand eigentlich nur sinken. Daran hängt aber selbst auch ein derart weit ausgebauter Wohlfahrtsstaat wie der deutsche.

    Die "Wunderheiler-Methode" der Notenbanken, also Gelddrucken in Billionenhöhe ohne Inflation kombiniert mit starkem Wohlstandswachstum, funktioniert in einer Überflusswirtschaft (auch dort schon nur mit Kollateralschäden - angefangen von Vermögenspreisblasen bis zu diversen Fehlanreizen). In einer eher knappen Wirtschaft mit teilweise (sehr) engen Ressourcen, bei der es in wesentlichen Teilen einen Mangel an Produkten und Dienstleistungen und teilweise auch bei Energie und Rohstoffen gibt (inkl. Fachkräften) bzw. die Nachfrage größer ist als das Angebot, bedeutet Gelddrucken (QE also Quantitative Easing) nur eines: Inflation. Und zwar verfestigt oder dauerhaft. Was für die Mehrheit der Bevölkerung einem schleichende Wohlstandsverlust und damit einer stetigen Enteignung gleicht. Womit man auch wieder bei der Bedeutung der privaten finanziellen Vorsorge wäre.

    Last but not least:

    Durch starke Umverteilung und Verbote oder überbordende Regulierung an sich wird kein Wohlstand geschaffen. Wohlstand wird durch Leistung und technischen Fortschritt generiert, also durch Unternehmertum und Innovation. Dabei tut sich ein Staat nicht selten schwer die "Gewinner von morgen" schon heute zu kennen oder zu finden - was aber meist gelingt: Die "Verlierer von heute" finden mit ziemlicher Sicherheit den Staat (Subventionen, Interventionen usw.).

  • Obwohl fürs Thema unerheblich, möchte ich mitteilen, dass ich 1979 mit 19 von zu Hause ausgezogen bin. Konnte ich mir auch leisten, da ich für 2 Jahre zur Bundeswehr gegangen bin. Allerdings waren die 3 Jahre danach kein Zuckerschlecken; kein Job, eine weitere Ausbildung mit entsprechendem Lohn und 3x die Woche Abends in einer Disko Kellner und 2. DJ bis morgens um 2. AB 6 Uhr dann wieder zur Lehrstelle oder in die Berufsschule. Danach gings dann aufwärts...

  • Ich wusste den Wert von Geld schon früh zu schätzen, weil es nicht vom Himmel fiel. Ich wäre samstags als Schülerin auch lieber im Bett liegen geblieben und leider weiß ich meinen Aushilfslohn nicht mehr, aber viel war es nicht. Dennoch, mit 16 habe ich mir von einem Teil meines Geldes eine 1 Unze Maple Leaf gekauft, weil ich damals schon Vermögen aufbauen wollte.

    Meine Tochter arbeitet samstags seit sie 13 Jahre alt ist. Sie verdient 70€ im Monat, 1Unze Maple Leaf kostet 3.000€. Waren früher wohl andere Zeiten….

  • Obwohl fürs Thema unerheblich, möchte ich mitteilen, dass ich 1979 mit 19 von zu Hause ausgezogen bin. Konnte ich mir auch leisten, da ich für 2 Jahre zur Bundeswehr gegangen bin. Allerdings waren die 3 Jahre danach kein Zuckerschlecken; kein Job, eine weitere Ausbildung mit entsprechendem Lohn und 3x die Woche Abends in einer Disko Kellner und 2. DJ bis morgens um 2. AB 6 Uhr dann wieder zur Lehrstelle oder in die Berufsschule. Danach gings dann aufwärts...

    Vor dem Hintergrund solcher Einlassungen wie beispielsweise

    Viele der Kommentare in Threads wie diesem hier kommen aus einer sehr privilegierten Weltsicht.

    oder beispielsweise

    Müsste man als Reminder immer mal wieder einstreuen.

    bin ich mir nicht sicher, ob das und Deine persönliche Geschichte wirklich

    fürs Thema unerheblich

    ist.

    Aus meiner Sicht eher nicht.

  • Du hast keinen erwachsenen Sohn, das ist klar 😉 Bist du selbst evtl. einer davon? Vermutlich sparen sich Männer gern das Geld für ihre Finanzen.

    Nein, habe keinen erwachsenen Sohn, damit liegst du richtig. Mit deiner anderen Annahme jedoch nicht: Bin mit 16 zuhause ausgezogen, da die Ausbildungsstelle nicht ums Eck lag. Und danach nie wieder zuhause eingezogen.

    Hat mir definitiv nicht geschadet. Musste halt samstags noch - neben der Berufsausbildung - arbeiten gehen. War wirklich großartig, morgens um halb sieben aufzustehen und den ganzen Tag fremder Leute Höfe zu pflastern. Und anstrengend war das auch. Wenn wir dann samstagsabends in der Disco waren (so nannte man das damals noch), bin ich um elf Uhr oft in der Ecke eingeschlafen, während meine Kumpels gerne die halbe Nacht durchmachen wollten. Aber ohne diesen Job hätte ich mir nicht mit 18 den Führerschein und mit 19 das erste gebrauchte Auto leisten können. Von nix kommt nix.

  • Meine Tochter arbeitet samstags seit sie 13 Jahre alt ist. Sie verdient 70€ im Monat, 1Unze Maple Leaf kostet 3.000€. Waren früher wohl andere Zeiten….

    Dem ist wohl so.

    Erster Krügerrand im Jahr 1967 Preis in ZAR (südafrikanischer Rand): 27,00 ... Aktueller Preis laut Board für den gleichen Krügerrand in ZAR: 60.321,20 ...

    Ob jetzt Gold ein "bißchen" teuer oder der südafrikanische Rand als staatliche Währung ein "bißchen" schlechter geworden ist - kann man dem Auge des geneigten Betrachters überlassen.

  • Die lösen das wohnungs Problem eher weniger.

    Wohingegen beispielsweise „platten Bauten“ dies könnten.

    Dass ist eine Bauweise aus meist fertig Beton teilen, die nur noch zusammen gesetzt wird auf der jeweiligen Baustelle. Und in hoher Zahl günstig produziert werden kann.

    ....etwa wie in der ehemaligen DDR oder der Sowjetunion, die darauf spezialisiert ist? Oder wie in den Ghettos der sozial schwachen Stadtviertel???:/

  • Kennst du das hier?

    https://www.tagesschau.de/wirtschaft/kon…laeche-100.html

    Ich wohne in Düsseldorf, es gibt kaum noch einen nicht verdichteten Fleck...

    ja, auch meine Heimatstadt - klebt halt eine Satdt an der anderen - leider müssen auch Flächen wie z.B. Wittlaer dran glauben, obwohl der Grüngürtel um die Stadt eine wichtige ökologische Funktion hat. Schwierig, man müsste wohl in die Höhe bauen mit Grünterrassen.

    Wenn man an die geändeten Klimaverhältnisse denkt, sind Grünzonen unverzichtbar. Hier in München brennt die Sonne bei 32 Grad so 'runter, dass man es draußen kaum aushält.