Plötzlich ein Depot: Verkauf Aktien, Umschichtung in ETF?



  • Ich habe gestern meine langjährige Beteiligung an einer europäischen Firma komplett verkauft.
    Das ging psychologisch....

    Durch Betätigung einer Schaltfläche ging es nicht?

    Es war eine ewige Seitwärtsaktie mit hoher Dividendenrendite.

    Gemäß des McProfit schen Gesetzes (links unten nach rechts oben) ist eine solche Beteiligung nicht zielführend.

    Was zielführend ist, hängt vom Ziel ab. Und das Ziel sollte die Rendite sein, nicht Dividendenrendite, und auch nicht "links unten rechts oben".

  • Nur am Rande aber in dem Kontext

    Was mich aber extrem umtreibt, ist, dass über 90 % der Bevölkerung dieses Landes in Kategorie 3 (keine Aktien, nur real negativer Geldmarkt und GRV) einzuordnen ist – und dass sich diese Denke durch alle Gesellschaftsschichten zieht.

    Zum Realitätsbezug gehört, daß eine jedenfalls relevante Zahl der Menschen hierzulande nicht darauf angewiesen ist ihre freien Finanzmittel (oder zumindest Teile davon) in Aktien zu schieben, weil diese Menschen auch ganz ohne Aktienengagements einen finanziell (sehr) auskömmlichen Ruhestand haben oder erwarten können. In meinem näheren und weiteren Umfeld fallen mir dazu viele konkrete Beispiele ein.

    Siehe beispielsweise auch schon hier:

    Zur Wahrheit gehört aber auch, daß manche Menschen dennoch darauf (Aktien und/oder Immobilien) verzichten können (nicht alle, die das können, praktizieren dies dann aber auch), da ihre Melange aus Rente, Pension, bAV, Rente aus einem berufsständigen Versorgungswerk, PRV, KLV, Sparvermögen, selbst genutztem Wohneigentum, Wertgegenständen usw. auch so schon für einen finanziell auskömmlichen Ruhestand ausreicht.

    In dem Kontext

    Sie dominiert auch seit Bestehen dieser Republik die Politik.

    Ob das "seit Bestehen dieser Republik das Denken dominiert" wage ich nicht zu behaupten. Jedenfalls hat es sich sukzessive in diese Richtung entwickelt. Wer seine Ersparnisse (oder sein Vermögen) in Märkte schiebt - seien es nun Aktien-, Immobilien-, Edelmetall-, Rohstoff- Märkte oder Märkte für Tangible Assets oder auch Anleihemärkte (soweit man da aufgrund der massiven Eingriffe von Notenbanken (Beispiel: EZB) noch von "Märkten" sprechen kann) - benötigt jedenfalls auch ein Grundvertrauen in marktwirtschaftliche Prozesse. Dieses ist hierzulande eher schwach ausgeprägt. Das bestätigt auch der Blick auf die Finanzaufstellung hierzulande (siehe beispielsweise eine Aktienquote von < 20% oder auch schon hier):

    Billionen in Nominalwerten, geringe Aktienquote (sprich Beteiligung am Produktivkapital) und auch letzter Platz bei der Wohneigentumsquote (Immobilie/Sachwert) in der Eurozone

    In dem Kontext:

    Man stelle sich vor, das wäre nicht so und wir hätten seit Jahrzehnten – wie andere Länder – einen Staatsfonds. Wir könnten uns vor Geld nicht retten und wären vielleicht das reichste Land auf diesem Planeten. Was würde das für das Bildungssystem bedeuten? Für die Sozialsysteme? Für unser Militär? Für die Infrastruktur? Für die Steuersätze?

    Zum einen: Bei Realitätsbezug eine nach meinem Dafürhalten (deutlich) zu euphorische, idealisierende und undifferenzierte Sichtweise. So als könne ein Staatsfonds alle Probleme eines Landes lösen ... Zum anderen: Man hätte auch - ganz ohne "Staatsfonds" - beim Thema "Rente und private Altersvorsorge" auf andere Art und Weise für eine jetzt viel bessere Lage sorgen können, denn das demographische Setting (und damit Dilemma eines Umlagesystems wie der GRV) war schon vor rund 40 Jahren bekannt und damit absehbar.

    Siehe beispielsweise schon hier (ein Staatsfonds kann da ein Aspekt sein aber ebenso natürlich einer unter diversen Ansätzen wie rechtzeitige Reformen der gesetzlichen Rente, adäquate Ausgestaltung und Förderung der betrieblichen Altersvorsorge, gleiches gilt für die private Altersvorsorge samt deren steuerlicher Rahmenbedingungen usw.):

    Zum anderen haben besser regierte Länder vor dem demographischen Hintergrund schon vor längere oder sehr langer Zeit strukturelle Veränderung bei dem Thema vorgenommen (wie USA, Schweden, Dänemark, Norwegen, Niederlande - in Sachen steuerlicher Rahmenbedingungen, Staatsfonds, Stärkung der betrieblichen Altersvorsorge, Renteneintritt mit gewisser Kopplung an Lebenserwartung, Einbezug kapitalgedeckter Elemente via Aktien usw.).


    Apropos Staatsfonds: So etwas kann erfahrungsgemäß natürlich immer Begehrlichkeiten der Politik wecken, wenn dieser denn erstmal ein bißchen oder ein bißchen mehr angewachsen oder gefüllt ist.

    Man denke beispielsweise an die damaligen Begehrlichkeiten (im Kontext u. a. mit der sog. "Bürgerversicherung") mancher Politiker in Sachen der milliardenschweren Rückstellungen der PKV".

    Die zugegebenermaßen damalige pointierte und etwas einseitige Zustandsbeschreibung von Franz--Josef Strauß

    "So wie ein Hund unfähig ist, sich einen Wurstvorrat anzulegen, sind Sozialdemokraten unfähig, Geldvorräte anzulegen"

    müßte heutzutage sicherlich um Parteien wie "Die Linke" (noch mehr Umverteilung), das "BSW" (wohl ebenso Richtung noch mehr Umverteilung), "Die Grünen" (auch noch mehr Umverteilung plus Geld fürs Klima) und vermutlich selbst die Union ("CDU/CSU") ergänzt werden, die in den langen, lähmenden Jahre der Merkel-Ära ihren ordnungspolitischen Kompaß in (weiten) Teilen verloren hat.

    Insoweit könnte man einen prall gefüllten "Staatsfonds" für die "Rente der Bürger" auch als von politischer Seite hierzulande "latent gefährdet" ansehen. Selbst wenn es eine diesbezügliche Bestimmung im Sinne einer Garantie ins Grundgesetz geschafft hätte - auch das GG läßt sich mit der entsprechenden politischen Mehrheiten schnell wieder ändern.

  • Vielen Dank Euch. Eure letzten Ausführungen haben mir auch weitergeholfen und ermutigen mich.

    Ja, die Gebühren der Fonds liegen meist so um die 1.4 %, das hatte ich selbst auch schon nachgeschaut. Bis auf 4 oder so ist das mit den Fonds alles "mein Mist" der sich über Jahre in diversen Bankterminen angesammelt hatte.

    Ich melde mich wieder wenn weitere Fragen auftauchen. Schönen Tag für Euch!

    Sich zuerst auf die zuletzt angeschafften Fonds zu konzentrieren klingt vernünftig. Weißt Du denn schon, wie in etwa die zukünftige Gewichtung im Depot aussehen soll? 100 % Aktien/Aktienfnds könnten für jemanden der noch nicht so viele Erfahrungen hat möglicherweise sehr heftig sein.

    Bei den Altanlagen wäre ich etwas zurückhaltender beim Verkauf. Eine Henkel muss man aktuell nicht verkaufen, wenn sie weiterhin neben steuerfreien Gewinnen regelmäßige Ausschüttungen bietet. Andere Aktien kämen bei mir auch auf die Verkaufsliste. Auch sehr kleine Positionen lohnen den hohen Aufwand nicht.

    Manche mögen diesen Rundumschlag der Bereinigung. Ich bin überzeugt davon, dass die wenigsten je die Opportunitätskosten dafür bewertet haben. Ich bin klar für schrittweise Aktivitäten, im Rahmen derer man dann noch Wissen aufbauen wird. Solange man nicht klar definiert hat, wo man statt dessen investieren will ist das einfach nur blinder Aktivismus.

  • Sich zuerst auf die zuletzt angeschafften Fonds zu konzentrieren klingt vernünftig. ...

    Wo schreibt die TO das denn?

    ... Weißt Du denn schon, wie in etwa die zukünftige Gewichtung im Depot aussehen soll? 100 % Aktien/Aktienfnds könnten für jemanden der noch nicht so viele Erfahrungen hat möglicherweise sehr heftig sein.

    Lese bitte den Thread, in dem Du schreibst.

    ... Ich bin klar für schrittweise Aktivitäten, im Rahmen derer man dann noch Wissen aufbauen wird.

    Es wird aber niemand das Wissen aufbauen, was erforderlich ist, um die Fonds zu erkennen, die sich in Zukunft am besten entwickeln. Und erst recht wird niemand das Wissen aufbauen, um zu erkennen, welche Aktie in Zukunft die besten sein werden.

    Das geht einfach nicht. Es kann einfach nicht funktionieren. Und dieses Wissen, das soll die TO aufbauen.

  • Wo schreibt die TO das denn?

    Hat sie nicht, habe ich auch nicht behauptet. Aber sie hat sich ihre Fonds ganz offensichtlich angeschaut und die Käufe als unvorteilhaft bewertet. Das ist ein erster Schritt zur finanziellen Selbständigkeit.

    Lese bitte den Thread, in dem Du schreibst.

    Wozu solche Unterstellungen? Nur weil ich nicht Deiner Meinung bin?

    Es wird aber niemand das Wissen aufbauen, was erforderlich ist, um die Fonds zu erkennen, die sich in Zukunft am besten entwickeln. Und erst recht wird niemand das Wissen aufbauen, um zu erkennen, welche Aktie in Zukunft die besten sein werden.

    Natürlich kann man das nicht, davon habe ich auch nicht geschrieben. Wieso schon wieder so eine Unterstellung. Der/dem TO fehlt es ganz offensichtlich an Erfahrung im Umgang mit einem nennenswerten Vermögen. Das lernt man nicht dadurch, dass man die Badewanne ausschüttet. Eine schrittweise Annäherung an das Thema kann helfen, das ganze zu bewerkstelligen. Altanlagen haben steuerliche Vorteile, wodurch sie selbst bei unterdurchschnittlicher Entwicklung noch besser rentieren als perfekte Neuanlagen in hippen Welt-ETF. Die Zeiten, wo sie keine Steuern zahlen musste dürften endgültig vorbei sein. Damit sind ganz ausdrücklich keine Neuinvestments in Einzelaktien oder aktiv gemanagte Fonds gemeint.

    Einen Komplettverkauf ohne validen Plan über die Neuinvestments ist einfach nicht klug. Daher meine Frage nach dem aktuellen Plan. Wäre schön, wenn sie/er sich dazu noch mal äußert.

  • Sich zuerst auf die zuletzt angeschafften Fonds zu konzentrieren klingt vernünftig. Weißt Du denn schon, wie in etwa die zukünftige Gewichtung im Depot aussehen soll? 100 % Aktien/Aktienfonds könnten für jemanden der noch nicht so viele Erfahrungen hat möglicherweise sehr heftig sein.

    Etwa 80% Aktien sind der Status quo in dem eigenen Portfolio, das uns die TE schlückchenweise bekanntgegeben hat. Ich habe mir die Mühe gemacht und die Daten aus den Texten, die sie gepostet hat, in eine Tabelle eingetragen. Sie hat 24 verschiedene Fonds, davon sind 18 (oder 17, einer könnte doppelt sein) reine Aktienfonds (75%), 2 sind Mischfonds (12%), 2 Rentenfonds (8%) und 2 unkategorisiert (5%). Dazu kommen 16 Einzelwerte (alles deutsche), die sie geerbt hat.

    Von den etwa 340 T€ Erbdepot sind fast 40% Rheinmetall, fast 20% Siemens (dazu nochmal 15% Siemens Energy und Health) und 10% deutsche Banken (DB und Commerzbank).

    Das ist nicht so richtig toll diversifiziert. Ok; Rheinmetall hat sich im letzten Jahr verdoppelt und in diesem Jahr verdreifacht. Man könnte sagen: Die haben mich vor 2 Jahren 20 T€ gekostet, die lasse ich einfach laufen! Aber das sollte halt eine aktive Entscheidung sein. Ich habe einen Tenbagger im Depot, der eigentlich zu groß geworden ist. Ich behalte ihn trotzdem. Allerdings hat der aktuell ein KGV von 12, wohingegen Rheinmetall bei über 100 steht. Auch die vielen Siemense sind mir eigentlich zu viel.

    Ich erkenne im eigenen Depot der TE kein Anlagekonzept, meine aber eine "gute" Sparkassenkundin zu erkennen. Ich kann mir gut vorstellen, daß sie immer, wenn sie Geld anzulegen hatte, zu ihrem "Berater" getigert ist und zu allem Ja und Amen gesagt hat, was dieser ihr vorgeschlagen hat. Jedes Mal hatte er eine neue Idee, jedes Mal hat er ihr einen anderen Fonds verkauft. Alle Fonds natürlich mit dicken Verkaufsprovisionen ("Ausgabeaufschlag") und hohen Kostenquoten. Jedes "Beratungs"gespräch, bei dem sie 10 T€ angelegt hat, hat sie 500 € gekostet. Ein teurer Kaffee, teure Kekse. Eine "gute Kundin" aus Verkäufersicht.

    Immerhin: Sie müßte mit ihrer hohen Aktienquote in den letzten Jahren gute Gewinne eingefahren haben.

    Wer allerdings Angst hat vor Aktien (so hat sich die TE beschrieben) würde von sich aus niemals 80% seines frei verfügbaren Geldes in Aktien stecken.

    Wer andererseits aber sich um sein eigenes Geld kümmern möchte (so wie das zumindest für die meisten Regulars gelten dürfte), muß selbst aktiv werden, muß sich in erster Linie selbst einen Überblick verschaffen. Das kostet zunächst einmal nichts (außer etwas Mühe) und macht auch nichts kaputt. Ich habe von Anfang an meine Investments in eine Excel-Tabelle eingetragen und halte dieselbe auch aktuell, so daß ich sofort eine Vermögensbilanz habe. Wenn ich eine zusätzliche Auswertung haben möchte, bastele ich die einfach dazu. Für das meiste reichen ja die vier Grundrechenarten.

    Ich bin mir nicht so sicher, ob der TE ihr verhältnismäßig hoher Aktienanteil überhaupt bewußt ist. Besonders kooperativ zeigt sie sich in dieser Diskussion nicht, die sie angestoßen hat und in der es um ihr Anliegen geht.

    Zugegeben: Es geht ihr primär darum, was sie mit ihrem Erbe machen soll. Das läßt sich aber halt nicht isoliert sinnvoll beantworten, denn es handelt sich jetzt um ihr Geld, was sich in ihre Anlagestrategie einfügen müßte. Und eine solche scheint sie offensichtlich nicht zu haben. Das ist also eine Baustelle, die sie nach meinem Dafürhalten zuerst angehen müßte: Sich darüber klar werden, wieviel Risiko sie tragen will und kann.

    Im Hintergrund lauert noch eine Immobilienfinanzierung, die sie nur angetippt, aber nicht ausgeführt hat. Für einen Sicherheitsanleger ist oftmals die beste Anlage, wenn er seine Schulden tilgt. Aber auch das muß man im Detail anschauen, wofür man das Detail wissen muß. Das wiederum erfordert die Kooperation dessen, der Rat sucht.

    Ich glaube zwar nicht, daß sich im vorliegenden Fall eine solche Kluft auftut wie neulich, wo einer sich endlich um die Rente kümmern wollte, dabei aber aufgekommen ist, daß er eine hochriskante Immobilienfinanzierung am Laufen hat, die ihn sein Haus kosten könnte, wenn er nicht deutlich gegensteuert.

    Dieses Forum ist anonym, und es ist voller hilfsbereiter Menschen. Man muß für jeden guten Rat in Finanzdingen die Hosen herunterlassen, man muß aber auch mitarbeiten. Das gilt für dieses Forum wie für die hochgelobten Honorarberater gleichermaßen. Ja, das sind sensible Informationen, die man eigentlich nicht so gern in die Öffentlichkeit tragen möchte. Aber ohne das geht es halt nicht. Wem seine Privatsphäre über alles geht, muß halt einen Honorarberater mandatieren (und bezahlen). Er muß dort zwar genauso die Hosen herunterlassen, aber das bleibt dann halt unter vier Augen. Informationen zurückzuhalten ist in jedem Fall schädlich. Eine einzige zurückgehaltene Information kann einen Rat wertlos oder gar falsch machen, der aus unvollständigen Angaben folgt.

    Dieser lange Thread bleibt jedenfalls spannend.

  • Sich zuerst auf die zuletzt angeschafften Fonds zu konzentrieren klingt vernünftig. Weißt Du denn schon, wie in etwa die zukünftige Gewichtung im Depot aussehen soll? 100 % Aktien/Aktienfnds könnten für jemanden der noch nicht so viele Erfahrungen hat möglicherweise sehr heftig sein.

    Also vielleicht schaffe ich einen Risikoanteil von 35 %...

    Bei den Altanlagen wäre ich etwas zurückhaltender beim Verkauf. Eine Henkel muss man aktuell nicht verkaufen, wenn sie weiterhin neben steuerfreien Gewinnen regelmäßige Ausschüttungen bietet. Andere Aktien kämen bei mir auch auf die Verkaufsliste. Auch sehr kleine Positionen lohnen den hohen Aufwand nicht.

    Also mit Altanteilen meinst Du alles vor 2009 gekaufte ja?

    Manche mögen diesen Rundumschlag der Bereinigung. Ich bin überzeugt davon, dass die wenigsten je die Opportunitätskosten dafür bewertet haben. Ich bin klar für schrittweise Aktivitäten, im Rahmen derer man dann noch Wissen aufbauen wird. Solange man nicht klar definiert hat, wo man statt dessen investieren will ist das einfach nur blinder Aktivismus.

    Also das wird nicht alles an einem Tag passieren. Und Aufstockung des Welt ETF erst zuletzt. Erst Sicherheitsbaustein. Wie ich den genau bestücke steht nicht fest.

  • Ich bin mir nicht so sicher, ob der TE ihr verhältnismäßig hoher Aktienanteil überhaupt bewußt ist. Besonders kooperativ zeigt sie sich in dieser Diskussion nicht, die sie angestoßen hat und in der es um ihr Anliegen geht.

    Aufgrund der angezeigten Aufteilung im Deka Depot hatte ich das immer vor Augen. Ich habe mir da aber nie so die Gedanken gemacht. Vielleicht aufgrund der "Beratung"? Und gestreuter Fonds....Jetzt mache ich mir aber Gedanken.

    Zugegeben: Es geht ihr primär darum, was sie mit ihrem Erbe machen soll. Das läßt sich aber halt nicht isoliert sinnvoll beantworten, denn es handelt sich jetzt um ihr Geld, was sich in ihre Anlagestrategie einfügen müßte. Und eine solche scheint sie offensichtlich nicht zu haben. Das ist also eine Baustelle, die sie nach meinem Dafürhalten zuerst angehen müßte: Sich darüber klar werden, wieviel Risiko sie tragen will und kann.

    Wie oben erwähnt: vielleicht schaffe ich 35 % Risiko...

    Im Hintergrund lauert noch eine Immobilienfinanzierung, die sie nur angetippt, aber nicht ausgeführt hat. Für einen Sicherheitsanleger ist oftmals die beste Anlage, wenn er seine Schulden tilgt. Aber auch das muß man im Detail anschauen, wofür man das Detail wissen muß. Das wiederum erfordert die Kooperation dessen, der Rat sucht.

    Welche Angaben fehlen denn zum Darlehen? Ich weiß es wirklich nicht.

    Dieses Forum ist anonym, und es ist voller hilfsbereiter Menschen. Man muß für jeden guten Rat in Finanzdingen die Hosen herunterlassen, man muß aber auch mitarbeiten.

    Liegt es an der fehlenden Aufteilung Risiko/Sicherheit?

    Daran, dass ich das Depot in einer ordentlichen Liste einfügen soll?

    An fehlenden Informationen? Was fehlt denn? Ich kann das hier nicht herauslesen.

  • Dieses Forum ist anonym, und es ist voller hilfsbereiter Menschen. Man muß für jeden guten Rat in Finanzdingen die Hosen herunterlassen, man muß aber auch mitarbeiten.

    Liegt es an der fehlenden Aufteilung Risiko/Sicherheit?
    Daran, dass ich das Depot in einer ordentlichen Liste einfügen soll?

    Blättern wir in diesem Thread doch mal ganz zurück zum allerersten Posting. Da schreibst Du:

    Mir ist ein großer Betrag, hauptsächlich in Einzelaktien angelegt, zugeflossen. Die Tatsache dass es AKTIEN sind lässt mich schlecht schlafen, die Angst ist da, dass ruck zuck alles an Wert verliert.

    Was Du hast und was Du per Erbe bekommen hast, hast Du Dir in vielen Einzelteilen aus der Nase ziehen lassen. Ich habe Dich mehrfach aufgefordert, das mal zusammenzuschreiben. Darum hast Du Dich bisher herumgedrückt. Das wäre Deine Aufgabe, zuallererst für Dich selbst und erst dann für die Leserschaft, von der Du Dir Hilfe versprichst.

    Heute morgen war mir dieses Stückwerk dann zuviel. Ich habe mich selbst ans Werk gemacht und das, was Du in vielen Postings verteilt hast, in eine Tabelle geschrieben. Ich habe auch recherchiert, was in diesen unendlich vielen Fonds drinsteckst, die Du Dir hast verkaufen lassen.

    Hinterher war ich geplättet: Das sind ja fast alles Aktienfonds! Eine Frau, die angeblich nicht gut schlafen kann, weil sie Aktien geerbt hat, hat ihr eigenes Geld fast komplett in Aktien angelegt! Das paßt für mich nicht zusammen.

    Ich kann mir ziemlich gut vorstellen, wie das zustandegekommen ist. Dein Sparkassen-"Berater" ist offensichtlich ein Jungdynamiker, der Dir jedes Mal, wenn Du zu ihm gekommen bist, einen weiteren neuen Aktienfonds übergebraten hat. So wie Du Dich hier anfänglich geäußert hast, kannst Du niemals mit dieser Asset-Allokation einverstanden gewesen sein. Aber Du warst voller Vertrauen und hast alles gemacht, was er Dir vorgeschlagen hat.

    Wie oben schon erwähnt: Du hattest Glück, Dein Depot hat sich gut entwickelt. Du hast auf diese Weise mehr Gewinn gemacht, als Du mit Deiner Präferenz gemacht hättest. Aber Du wolltest das so ausdrücklich nicht.

    Du hast jetzt eine ganze Menge Geld im Depot, aber ein Anlagekonzept hast Du nicht (und gehst Fragen danach auch konsequent aus dem Weg). Diese Entscheidung müßtest Du aber schon selber treffen.

    Zu Deiner Vermögensbilanz gehört noch der Wert Deines Hauses dazu, die Schulden, der Stand des Bausparvertrags. Ich kann mir nicht vorstellen, daß Du keinerlei Liquiditätsreserve hast. Vermutlich hast Du die bisher nur nicht genannt. Die gehört auch dazu.

    Erst wenn wirklich alles aufgeschrieben ist, kannst Du planen. Ein Muster findest Du bei Walz.

    Ich bin für Evolution und nicht für Revolution. Ich bin für graduelles Umbauen und nicht für ruckartiges Umsetzen des ganzen Depots. Du fängst jetzt an, Deine Sachen selbst zu regeln Genauer gesagt: Ein kleines bißchen hast Du schon angefangen, die 3 Posten ETF hast Du sicherlich an Deinem Finanzfachverkäufer vorbei gekauft. Wenn Du umbaust, mach das in mehreren Schritten und nicht in einem Ruck.

    Dein Haus hast Du als Vermögenswert offensichtlich überhaupt nicht im Blick, es ist aber einer. Mal angenommen, es wäre eine halbe Million wert und hätte noch 200 T€ Schulden darauf, sind das 300 T€ Nettovermögen (vermutlich halbe/halbe mit Deinem Mann). Dazu kommt ein Aktiendepot von etwa einer halben Million. Wenn man das Haus dazurechnet, bist Du schon tolerabel nahe an einer Aktienquote von 50%, die laut Stiftung Warentest ein guter Anhalt für die meisten Leute wäre.

    Ich könnte mir vorstellen, daß eine Liquiditätsreserve von 50 T€ ein angemessenes Maß wäre. Ich würde die als Geldmarktfonds bei einem Neobroker kaufen, weil man die Liquiditätsreserve noch öfter mal anfaßt (in beide Richtungen), und dann die Handelsspesen ein Thema sind. Wenn Du Dich mit der ING wohler fühlst, kannst Du die Spesen für 1 Einmalkauf auch bei der ING tragen.

    In einem zweiten Schritt würde ich mir die Immobilienfinanzierung anschauen. Ein Bausparvertrag ist eine schlechte Anlage, aber Du hast nun einmal einen. Ich würde versuchen, ihn in die Immobilienfinanzierung einzubringen (je nach Darlehenszins). Wenn man das Bauspardarlehen nutzt, hat man wenigstens eine kleine Kompensation für den Zinsverzicht der Sparphase. Man kann sich aber auch auf den Standpunkt stellen, daß man einen glatten Strich zieht und den Bausparvertrag auflöst (unter Verlust des impliziten Zinsguthabens).

    Wie das geht, ahne ich allerdings nicht, weil Du über die Baufi praktisch nichts erzählt hast. Es könnte sein, daß sie so zinsgünstig ist, daß man sie sinnvollerweise weiterlaufen läßt, solange man den günstigen Zins hat und irgendwas Festverzinsliches parallel anspart.

    Das Geld, das man dafür braucht, würde ich aus dem Aktiendepot nehmen. Für eine seriöse Planung braucht man die Einstiegskurse, sprich muß wissen, wieviel Gewinn oder Verlust in den Einzelwerten steckt. Diese Daten habe ich nicht.

    Der große Posten Rheinmetall wäre mir zu heiß, den könnte man halbieren. Von deutschen Banken halte ich nichts, die würde ich abstoßen. Grundsätzlich traue ich Autobauern wenig zu, es könnte aber sein, daß sie schon so ausgebombt sind, daß sie nur noch steigen können. Die Siemense erscheinen mir etwas dick, aber denen traue ich Potential zu. Bayer ist am krepeln, ob die sich demnächst erholen? Würde ich vermutlich abstoßen. Die anderen Papiere müßte man sich anschauen.

    Grundsätzlich sind Fonds besser diversifiziert als ein Einzeltitel, allerdings saugt Dir das Fondsmanagement nennenswert Ertrag weg. Von der Tendenz her würde ich die Fonds in ETFs umsetzen, vermutlich aber erst in einem zweiten Schritt und graduell.

    Es könnte eine gute Idee sein, das Sparkassen-Depot zur ING umzuziehen, weil der Verkauf dort schlichtweg billiger ist. Spesen sind immer weg, die spart man sich sinnvollerweise. Die Sparkasse hat genug an Dir verdient. Die meisten Fonds kann man mittlerweile an der Börse verkaufen, manche auch der Kapitalanlagegesellschaft zurückgeben. Müßte man recherchieren, was günstiger ist.

    Es ist jetzt, wie es ist, und in den letzten 8 Wochen ist das Depot nicht gecrasht (etliche Zeit vorher auch nicht). Somit besteht kein Grund, deswegen schlecht zu schlafen, und auch kein Grund für Hektik. Ich rate den Leuten immer, sich Zeit zum Lesen und zum Überlegen zu nehmen, meinte das aber nicht so, daß die Vermögensaufstellung nach acht Wochen immer noch nicht fertig ist.

    Wenn Du das Depot graduell umbaust, brauchst Du Dich nicht vorher auf eine Aktienquote festzulegen, sondern kannst irgendwann im Verlauf mal sagen, daß es jetzt reicht.

    Was ich hier geäußert habe, sind meine Gedanken dazu. Etwa so könnte ich das angehen, wenn das mein Portfolio wäre. Eine Handlungsanweisung ist das ausdrücklich nicht, und zwar deswegen nicht, weil mir immer noch eine Menge Informationen fehlen. Um das obige zusammenzuschreiben, mußte ich immer noch mächtig in meine Kristallkugel schauen, mein Text kann daher keine konkrete Handlungsanweisung sein.

    Ich glaube allerdings nicht, daß Du Dich je hinreichend öffnen wirst, so daß aus dem obigen ein konkreter Plan werden kann. Ich habe daher meine Gedanken lediglich als Skizze für die Leser zusammengeschrieben, um deutlich zu machen, wie ich mir den Umbau eines solchen Portfolios vorstelle.

  • Der große Posten Rheinmetall wäre mir zu heiß, den könnte man halbieren. Von deutschen Banken halte ich nichts, die würde ich abstoßen. Grundsätzlich traue ich Autobauern wenig zu, es könnte aber sein, daß sie schon so ausgebombt sind, daß sie nur noch steigen können. Die Siemense erscheinen mir etwas dick, aber denen traue ich Potential zu. Bayer ist am krepeln, ob die sich demnächst erholen? Würde ich vermutlich abstoßen. Die anderen Papiere müßte man sich anschauen.

    Diese private Bewertung von Aktiengesellschaften mag zwar gut gemeint sein, ist aber kein zielführende Ansatz.
    Da sind wir dann ganz schnell auf dem völlig falschen Weg.

  • Dieser lange Thread bleibt jedenfalls spannend.

    Echt? Ich deabonniere ihn, weil er ziemlich lächerlich ist. Dieses ,,Ich weiß was ich machen soll, trau mich aber nicht" - Spielchen geht jetzt seit 2 Monaten und jeder zweite Beitrag ist in anderen Worten ein ,,Trau dich doch!".

  • Echt? Ich deabonniere ihn, weil er ziemlich lächerlich ist. Dieses ,,Ich weiß was ich machen soll, trau mich aber nicht" - Spielchen geht jetzt seit 2 Monaten und jeder zweite Beitrag ist in anderen Worten ein ,,Trau dich doch!".

    Richtig. Und jetzt sind wir schon bei der Einschätzung von deutschen Einzeltiteln angekommen.

    Das sollte so nicht laufen. Siemens ? Autobauer, Banken ? Aber hallo.

  • Ich kann mir nicht vorstellen, daß Du keinerlei Liquiditätsreserve hast. Vermutlich hast Du die bisher nur nicht genannt.

    Auf diversen (Spar-)konten verteilt: etwa 60k

    Wunderbar! Das habe ich offensichtlich überlesen und habe es jetzt in meinem Excelblatt ergänzt.

    Die Liquiditätsreserve ist also gegeben, und sie scheint mir für die gegebene Vermögensgröße auch mindestens ausreichend, eher zu groß, aber das ist nachgeordnet. Fragt sich, wie dieses Geld angelegt ist. Mein Favorit dafür ist ein Geldmarktfonds. Der spart das Tagesgeldhoppen und bringt dennoch einen Zins, der aktuell in die Größenordnung langfristiger Renten kommt. Wenn man einen Geldmarktfonds als Tagesgeldkonto einsetzt, tut man allerdings wohl daran, ihn möglichst spesengünstig zu kaufen, sonst fressen die Handelsspesen gleich mal die ersten Monate Zinsen auf.

    Investiert man in lange Renten, also etwa 10jährige, bekommt man aktuell um die 2,5% dafür. Der Geldmarktfonds bringt momentan knapp 2%. Das heißt: Wer die Liquiditätsreserve zu hoch wählt auf Kosten langfristiger Renten, legt pro Jahr etwa 0,5% drauf. Das ist überschaubar. Man läßt also nur wenig Geld liegen, wenn man "zuviel" Liquidität vorhält und "zuwenig" langfristig in Renten anlegt.

    Wir nähern uns vermutlich dem Ziel. Hat sie auch irgendwo genannt, was ihr Haus vermutlich wert ist? Das dürfte auch ein großer Posten in der Vermögensbilanz sein.

    Hat sie. Das Haus soll um die 250 T€ wert sein (was für ein Haus und auch für eine Eigentumswohnung eher wenig ist). Es gehöre ihr mit ihrem Mann gemeinsam. Gibt sie uns vielleicht nur den Wert ihrer Hälfte an?

    Die Restschuld (Wann fällig?) betrage 88 T€. Irgendein Zins betrage 2,95%. Das könnte der Zins der aktuellen Finanzierung sein, das könnte auch der Zins eines eventuellen Bauspardarlehens sein. Der Zins laufe bis 2040. Fragt sich halt, welcher Zins. Im nächsten Jahr werde ein Bausparvertrag fällig (gemeint ist vermutlich: zuteilungsreif). Die genannten 15 Jahre könnten auch die projektierte Laufzeit des Bauspardarlehens sein.

    Für einen Sicherheitssparer ist die Ablösung eines Immobiliendarlehens eine geradezu ideale Anlage: Sie entspricht rechnerisch einer festverzinslichen, steuerfreien Anlage mit dem Zins des Darlehensvertrags. Unsere TE stellt sich als Sicherheitsanlegerin dar, also dürfte es für sie eine gute Idee sein, das Immobiliendarlehen abzulösen. Dabei stellt sich allerdings die Frage, wann und wie das technisch überhaupt möglich ist. Weiter fragt sich, ob es sinnvoll ist, den Bausparvertrag einzubinden (von dem wir so gut wie nichts wissen). Ich müßte dazu viel zu tief in meine Kristallkugel schauen, also laß ich das an dieser Stelle.

    Immerhin: Dadurch, daß in meiner laienhaften Vermögensbilanz nun 60 T€ extra erscheinen, verschieben sich die Gewichte. Nimmt man das Haus dazu, könnte es sein, daß die TE die 35% Aktienanteil, die sie vermutlich so dahergesagt hat, bereits erreicht hat. Diese Erkenntnis hilft ihr allerdings nichts, da sie ja nach wie vor den Kopf in den Sand steckt.

    Eigentlich ist die Aufstellung der Vermögensbilanz Aufgabe des Anlegers (schon im eigenen Interesse) und nicht dessen, um dessen Rat er fragt. Wenn das mein Geld wäre und ich hätte (rein theoretisch) eine solche Aufstellung zu Anfang nicht, dann wäre binnen Minuten klar, wo überhaupt ich irgendwelche Werte hätte, und spätestens am Ende des Nachmittags stände mein Excel-Blatt in allen Einzelheiten. Das tut nicht weh, das macht nichts kaputt, das ist nur mäßig Arbeit. Unsere TE aber eiert damit schon zwei Monate herum (oder vielleicht noch viel länger, man ahnt ja nicht, wie lang sie mit sich gerungen hat, ihre Anfrage zu schreiben).

    Wissen ist Macht.

    Wenn man seine Finanzdinge selbst in die Hand nehmen will, kommt man nicht darum herum, sich selbst schlauzumachen - sonst bleibt man sein Lebtag lang das Opfer des smarten Finanzprodukteverkäufers und wird von ihm ausgenommen wie eine Weihnachtsgans.