Entnahme von höheren Betrag: Was verkaufen?

  • Hallo,

    ich bespare mittlerweile seit 7 Jahren unterschiedliche ETFs mit einer möglichst umfangreichen Diversifikation. Aktuell planen meine Frau und ich einen Hauskauf und ich muss zum ersten Mal einen größeren Teil entnehmen, sodass sich mir nun die Frage stellt, welche Portfolio-Anteile ich verkaufen soll.

    Ich habe aus meiner Anfangszeit noch relevante Beständen an Anleihen-ETFs, welche (da 2018/19 ja die Zinsen noch so niedrig waren) noch einen gewissen Verlust aufweisen (im Nachhinein war das natürlich ein Fehlkauf) - dies sind im wesentlichen:

    Xtrackers II Global Government Bond UCITS ETF 1C EUR Hedged (LU0378818131); ca. 10% im Minus

    und

    iShares J.P. Morgan USD Emerging Markets Bond UCITS ETF (Dist) (IE00B2NPKV68); ca. 15% im Minus

    Würdet ihr diese Verluste jetzt realisieren (in der Annahme, dass sich das ja nicht mehr relevant verbessern wird) oder lieber einen der erfolgreichen ETFs verkaufen (in der Hoffnung, dass sich die Verluste noch vermindern).

    Danke und viele Grüße

    Tilman

  • Kater.Ka 29. Oktober 2025 um 04:11

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Die beiden ETFs haben laut Extra-ETF jeweils eine Duration von sieben Jahren. Dass heißt für dich, die drehen schon wieder ins Plus - es dauert halt nur noch, weil sie sich gerade vom Zinserhöhungsschock 2022 erholen.

    Du solltest dich fragen, wo du das Zinsänderungsrisiko nun vor Augen hast, ob du so ein Produkt mit allen Laufzeiten grundsätzlich haben willst. Es hört sich zwar nach einem Nein an. Aber für eine vernünftige Einschätzung müsste man wissen, wie deine Aufteilung zwischen Risiko und Sicherheit ist oder sein soll.

    Und im Hinblick auf das Eigenkapital fürs Haus stellt sich die Frage nach dem Verhältnis zwischen der Höhe der Hypothek und der Höhe des Investments, das stehen bleiben soll.

  • Hältst du die aktuelle Renditeerwartung der Anleihe-ETFs höher als die Kosten für deinen Baukredit?

    Es tut weh Verluste zu realisieren, rechnet sich aber wenn das geliehene Geld teurer wäre.

    Zumindest dieser hier - Xtrackers II Global Government Bond UCITS ETF 1C EUR Hedged (LU0378818131) - ist ein ETF mit Staatsanleihen von Industrieländern. Die Bauzinsen liegen aktuell bei um die 3,5% bis 4%. Wenn sich da nicht ganz erheblich das Zinsniveau für Anleihen erhöht in den nächsten Jahren sehe ich nicht, wie dieser ETF (nach Steuern!) mehr Rendite bringen soll als der Immobilienkredit kostet. Dafür müsste die künftige Rendite des ETF vor Steuer bei 4,75% bis 5,4% p.a. liegen!

    Die bisherige durchschnittliche Rendite seit Auflage im Jahr 2008 betrug 1,36% pro Jahr...

    Quelle:

    Xtrackers Global Government Bond UCITS ETF (Acc) EUR-Hedged | LU0378818131 | DBX0A8

  • Das oben Gesagte gilt nicht nur für den genannten ETF, sondern ganz generell: Die Bauzinsen sind aktuell so hoch, dass ein alternatives Investment eine Rendite des ETF vor Steuer in Höhe von mindestens 4,75% bis 5,4% p.a. bringen muss, damit es den Baukredit schlägt.

    Ja, bei marktbreiten Welt-Aktien-ETF liegt die sehr langfristige Erwartung über 20 bis 30 Jahre aufwärts irgendwo bei um die 7%. Aber garantiert sind die nicht, und der Unterschied ist nicht riesig.

    Ich würde mir an Deiner Stelle die Frage stellen: Würde ich einen Kredit zu 4% aufnehmen, um das Geld in die genannten ETFs zu investieren? Wenn nein solltest Du sie verkaufen, denn nichts anderes tust Du, wenn Du sie stehen lässt und parallel einen Baukredit in dieser Höhe aufnimmst. Letztlich spekulierst Du da auf Kredit, das muss Dir klar sein.

  • Bei Verkauf mit Verlust erhöht sich immerhin dein allgemeiner Verlustverrechnungstopf, so daß bei Verkauf von anderen ETF mit Gewinn keine oder weniger Steuern gezahlt werden müssen 😉😌

    Ein kleiner Trost, der eventuell in deine Gesamtbetrachtung mit einfließen könnte.

  • Vielen Dank. Ja, eine gewisse Menge werde ich verkaufen müssen um einen relevanten Eigenkapital-Anteil bei der Finanzierung zu erreichen - dadurch werden ja dann auch die Bauzinsen für uns günstiger.

    Meine Frage war in erster Linie, ob man nun primär nicht gut gelaufene Anleihen-ETFs verkauft oder alternativ gut gelaufene Aktien-ETFs. Aber auch da habt ihr mir ja eigentlich schon eine Empfehlung gegeben.

    (Ich bedaure den Verlust der Anleihenetfs auch gar nicht im speziellen. Das war halt Teil der Mischkalkulation und die anderen Portfolioanteile haben ja gut performt.)

    Danke euch schon mal für das Feedback. Falls es noch weitere Aspekte gibt, freue ich mich natürlich.

  • Lieber finanztipfanboy

    Ich habe seit einigen Jahren auch Dank der schwer zu widerlegenden Argumente der langjährigen Profis hier im Forum meine jahrzehntelangen Anlagen in Einzelaktien nach und nach in verschiedene ETFs umgestellt.

    Dies ist ein "Riesenakt" schließlich ist dabei das Thema Versteuerung der Gewinne ein großes Hindernis zumal bei mir auch noch meine Vorliebe für Dividenden-Anlagen mitspielt.

    Inzwischen habe ich jetzt aber immerhin längst größere Summen in ETFs als in Einzelaktien. (Den Forumsfreunden sei Dank)

    ich habe aber bewusst mehrere unterschiedliche ETF Anlagen gewählt. Unter anderem aus einem ganz ungewöhnlichen Grund der aber auch in Deinem Fall eine Entscheidungshilfe sein könnte.

    Ich weiß aus vielen Jahrzehnten Börsenerfahrung dass auch der beste Fachmann nicht vermeiden kann, dass seine ausgewählten Anlagen nach einiger Zeit deutilch auseinanderdriften.

    Welche Aktien oder ETF am Ende das Rennen machen oder das Schlußlicht bilden weiß man erst hinterher. Sonst bräuchte man ja gar keine verschiedenen Anlagen kaufen.

    Bei mir ist z.B. ein ETF auf den amerikanischen Nasdaq, also auf Technologieaktien mit weitem Abstand aktuell der Sieger obwohl ich beim Kauf damals mich schon fragte, ob diese Entwicklung so weitergehen kann

    Dafür hinkt mein so geliebter Gesundheits- Pharma- Health -ETF weit hinterher obwohl wegen dem steigenen Lebenalter der Menchen und dem höheren Bedarf an "Ersatzteilen" dort tmit höherem Wachstum gerechnet habe (ich selbst bin mit meinen 80 Lenzen guter Kunde in dieser Branche)

    Und jetzt schreibe ich Dir endlich wie ich mich bei einem Geldbedarf entscheide:

    Ich verkaufe immer einen Teil der Anlagen die den höchsten Zwischengewinn aufweisen.

    Das kostet wohl die höchste Steuer aber die Anlagen driften nicht noch mehr auseinander.

    Bei mir ist bei gleicher Ausgangslage der Wert meine Technologie-Aktien (ETF) inzwischen rund 4 mal so hoch wie der Wert meines "schlechtesten" ETF aus dem Bereich Health-Care.

    Oder in Zahlen, in durchschnittlich 10 Jahen wurden aus 500 Teuro beim Nasdaq inzwischen 3,5 Mio, aus 500 Teuro im Healthcare knapp 1 Mio.

    Also ist es "FÜR MICH" logisch beim Nasdaq abzubauen.

    ABER ACHTUNG

    Bisher war diese Entcheidung wohl "logisch" aber im Nachhinein dennoch falsch.

    Der Restbestand an NASDAQ ist NACH dem Verkauf weiter stark gestiegen während mein Sorgenkind die Health-ETFS weiterhin mühsam vor sich hindümpeln..

    Rein mathematisch müsste ich Dir daher aus meiner Erfahrung sogar raten, die zurückgebliebenen ETFS oder Aktien zu verkaufen und die Spitzenreiter weiter aufzustocken. Das würde sogar Steuer sparen.

    Aber dazu konnte auch ich mich bisher nicht durchringen, schließlich ist Börse immer mit Emotionen verbunden.

    Viel Glück wünscht Dir McProfit