Was mit vorhandener Privaten Altersvorsorge tun?

  • Liebes Forum und liebe Finanztip-Community,


    ich habe gerade die Podacast Folge "Schluss mit dieser Versicherung (#266)" gehört.
    Darin wird beschrieben, dass eine fondsgebundene private Altersvorsorge höhere Kosten verursacht als eine ETF-Anlage.

    Mir wurde damals über einen Makler diese Form der Altersvorsorge nahe gelegt. Also hatte ich diese abgeschlossen.
    Zwischendurch habe ich einige erhebliche Beitragserhöhungen durchgeführt, weil dies angeblich so toll sein soll.
    Jetzt habe ich mir eine Aufstellung geben lassen über das investierte Kapital und die Kosten. Dabei ist raus gekommen, dass ca. 29% meiner Investierten Beiträge als Kosten abgezogen wurden.
    Mein Berater argumentiert dies mit den zwischenzeitlich viel höheren Beiträgen.

    Ich überlege jetzt zu ETFs zu wechseln. Aber was mache ich meinem bestehenden Vertrag für die fondsgebundene private Altersvorsorge? Mein Berater sagt, dass ich schon sehr viele Kosten gezahlt habe und es sich deswegen nicht lohnt den zu kündigen.

    Ich bin gerade sehr ratlos, wie ich hier weiter vorgehen soll.
    Hat jemand einen Tipp oder Hinweis?


    Vielen Dank schon mal

    LG Tobias1

  • anna.tempel 30. Oktober 2025 um 13:27

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Liefer bitte mehr Infos: Wie alt bist du, wie lange noch bis zur Rente, um welche Anlage geht es genau, usw.

    Mein Berater sagt, dass ich schon sehr viele Kosten gezahlt habe und es sich deswegen nicht lohnt den zu kündigen.

    Typisches Finanzprodukteverkäufer-Gelaber, um dich von einer Kündigung abzuhalten. Bedenke: er ist kein Berater, sondern Verkäufer!

  • Es gibt für dich eventuell auch die Möglichkeit Beitragsfrei zu stellen (d.H. du zahlst nix mehr ein), die Kosten laufen dann aber weiter... Was von dem eingezahlten Geld am ende bleibt... musst du schauen.

    Liegt die Summe des aktuellen Guthabens unter oder oberhalb der derzeitigen Garantie?

    Solltest du darunter liegen und Beitragsfrei stellen, bekommst du wenigstens die Garantie wieder.

  • Hat jemand einen Tipp oder Hinweis?

    Lass Dir den Rückkaufswert geben und die exakten Fonds, die in der Altersvorsorge sind. Wenn es schon keine Beitrags- und Kostenaufstellung gab, dann liegt sowas wolh auch nicht vor.

    Irgendeine eigene, ansatzweise für Dich brauchbare Schätzung, was zum Ablaufdatum an Betrag (oder lebenslanger Rente) heraus kommt, gibt es vermutlich auch nicht. Hast Du sowas für "Deine" ETFs?

    einige erhebliche Beitragserhöhungen durchgeführt, weil dies angeblich so toll sein soll.

    Du must doch wissen, was das Ziel Deiner Altersvorsorge ist. Welchen Betrag Du am Ende ggf. gerne hättest oder u.U. sogar benötigst. Oder besparst Du Deine ETFs auch nur nach Bauchgefühl mit einer beliebigen Rate?

    Darin wird beschrieben, dass eine fondsgebundene private Altersvorsorge höhere Kosten verursacht als eine ETF-Anlage.

    Anscheinend ist die Angabe der Kosten bei Fondsgebundenen Verträgen bis heute noch nicht verpflichtend. Meine nicht Fondsgebundene LV aus 1999 gibt mir sowas bei jeder Erhöhung seit 2012 an. Und schon aus dem Angebot 1999 konnte ich mir selber berechnen, wie hoch die Rendite auf meine gesamten Beiträge sein wird (bei einer modellhaften Rendite für die Fonds sollte sowas auch damit möglich sein).

    Mehr wie beitragsfrei stellen (wenn das geht) oder von der Rückkaufsmöglichkeit Gebrauch machen, wird Dir nicht übrig bleiben. Beides im Zweifel direkt bei der Versicherungsgesellschaft erfragen und nicht beim Makler.

    Die Vergangenheit lässt sich nicht ändern. Also kannst Du nur aus dem nun vorhandenen Möglichkeiten die für Dich beste Option wählen. Für sinnvolle Vorschläge unsererseits fehlen aber viele Angaben. Aus "damals" und "einige ... Beitragserhöhungen" könnte man auch auf einen schon sehr lange laufenden Vertrag schließen, aus den 29% Kosten entweder auf eine kurze Zeit, auf sehr schlechte Fonds oder inkludierte Zusatzprodukte.

    Mit Ende 30 würde meine Wahl vermutlich anders aussehen wie mit Anfang 50. Aber auch das lässt sich nur mit den vollständigen Fakten und dem Ziel der Altersvorsorge erraten. Eine RV/LV ist mind. vor BG geschützt, was relevanzt sein/werden kann oder auch nicht. Genauso magst Du am Ende auf eine Rente spekulieren, die Du Dir aus Deinen ETFs selber basteln musst.

  • Hallo zusammen,


    erstmal vielen Dank für die vielen Antworten.

    Wie alt bist du, wie lange noch bis zur Rente, um welche Anlage geht es genau, usw.

    Ich bin 36 Jahre alt und habe eine Fondsgebundene Altersvorsorge von der Continentale (Lifeline Invest - Fond Rente) seit 03/2016. Am Anfang hatte ich eine kleinere Sparrate in Höhe von 180€ (inkl. jährlicher Dynamik). Zwischen 05/2020 und 10/2023 habe ich den Beitrag auf Anraten meines Beraters auf anfänglich 570€ (inkl. jährlicher Dynamik) erhöht. Seit 08/2024 zahle ich keine Beiträge mehr.
    Per 08/2025 habe ich 37.300€ eingezahlt und davon wurden 10.860€ als Kosten (Abschluss- und Vertriebskosten und "Weitere Kosten") abgezogen. Sodass nur 26.440€ in den Fonds angelegt wurden.
    Laut Aussage der Continentale (mitgeteilt durch meinen "Verkäufer") habe ich folgende Kosten:

    - Noch zu tilgende Abschlusskosten: 87€

    - Verwaltungskosten auf den Beitrag: 4,4%

    - Verwaltungskosten auf die Summe der ausstehenden Beiträge (monatlich): 0,28%
    - Stückkosten (monatlich): 1€

    Liegt die Summe des aktuellen Guthabens unter oder oberhalb der derzeitigen Garantie?

    Das aktuelle Guthaben weiß ich leider nicht. Ich werde aber mal direkt bei der Continentale anrufen und nachfragen. Was wäre denn, wenn das Guthaben oberhalb oder unterhalb der Garantie (gemeint ist damit die garantierte Auszahlung?) liegt?

    Oder besparst Du Deine ETFs auch nur nach Bauchgefühl mit einer beliebigen Rate?

    Aktuell besitze ich noch keinen Sparplan auf ETFs. Ich wollte erstmal rausfinden, ob ich das Geld aus FGA raus nehmen soll und das dann in ETFs investiere oder, ob ich die FGA weiterlaufen lasse ohne Beiträge und neu mit einem ETF Sparplan anfange.
    Die Beitragserhöhungen hatte ich damals gemacht, da ich vorübergehend Geld übrig hatte und es in meine Altersvorsorge investieren wollte (Zinseszins Effekt und so dachte ich mir). Da hatte mein "Verkäufer" dann dazu geraten den Beitrag zu erhöhen.

    Die Vergangenheit lässt sich nicht ändern. Also kannst Du nur aus dem nun vorhandenen Möglichkeiten die für Dich beste Option wählen.

    Da ich bisher weitestgehend blind meinem "Verkäufer" vertraut habe, erhoffe ich mir hier von euch Hilfe und Tipps, wie ich weiter vorgehen soll.
    Ich werde zeitnah den Rückkaufwert erfragen, um dann ggfls. alle Informationen zu haben, um die beste Option zu wählen.

    Ich hoffe ich habe alle offenen Fragen, soweit mir die Daten vorliegen, beantwortet.

    Ganz herzlichen Dank noch einmal! Ich werde mich ab sofort definitiv selbst um meine Finanzen kümmern und freue mich auf eure weitere Hilfe!

  • Die Abschlusskosten die du bezahlt hast sind verloren. Die kommen auch nicht zurück wenn du das Geld in diesem teuren Vertrag belässt.

    Verluste zu realisieren tut weh, aber die Schmerzen vergehen während die miese Rendite bei der Weiterführung bleibt.

  • Ich (35 J) hatte auch so einen Vertrag bei der Aachen Müchener (später Generalli) inkl. jährlicher Dynamik.

    Hab mich dann mal hin gesetzt und die ganzen Abrechnugnen/Auszüge aus den ganzen Jahren in eine Excel Tabelle gepackt und die Rendite ausgerechnet. Das Ergebnis war sehr ernüchtern. Hab dann den Vertrag gekündigt und in ETFs gepackt.

  • Hallo zusammen,


    ich habe noch folgende Antwort von meinem "Verkäufer" bekommen:

    "Wir haben nun die angeforderten Restkosten Ihres Vertrags erhalten.

    Zur Veranschaulichung habe ich mit den erhaltenen Daten Ihre Excel (anbei) ergänzt."

    In der Excel hatte ich meine eingezahlten Beiträge mit den Jeweiligen monatlichen Kosten eingetragen und bin auf die o.g. Werte gekommen. Er geht davon aus, dass mein Beitrag 210€ ist.

    "Die Beiträge von 210 € werden durch die anfallenden Kosten im Schnitt auf 198,94 € reduziert.
    Wenn wir von 7 % Verzinsung p.a. nach BVI-Methode und einer Laufzeit von ca. 375 Monaten ausgehen, schmälern die offenen Kosten die Rendite um knapp 0,28 % p.a.,
    sodass wir entsprechend bei einer kostenbereinigten Wertentwicklung von ~6,72 % p.a. landen.
    Dies können Sie mit einem unabhängigen Tool wie auf https://www.zinsen-berechnen.de/sparrechner.php nachrechnen."

    Wenn ich das aber richtig rechne, dann habe ich doch über 5% Kosten (198€ im Verhältnis zu 210€). Und das mindert doch meine Rendite um diese 5%, oder?

    "Die Steuervorteile einer Fondspolice, Besteuerung des Unterschiedsbetrags bzw. des sogenannten Halbeinkünfteverfahrens zzgl. Teilfreistellung, sind durch den sogenannten Bestandsschutz gesichert.

    Die Besteuerung Ihrer Erträge in einem Investmentdepot nicht.

    Sollte z. B. die Kapitalertragsteuer angepasst werden, hat dies, zumindest im Depot, Einfluss auf:

    • Auszahlungen
    • Fondswechsel
    • Vorabpauschale

    Auf Ihr Vermögen in einer Investmentpolice hat dies keinen Einfluss.

    Zudem kommt:

    Sollte einer Ihrer Fonds/ETFs aus Gründen aus einem anderen Land emittiert werden, zum Beispiel durch eine Fondsfusion, so fällt im Depot eine volle Besteuerung Ihrer Erträge an.

    Auf Ihr Vermögen in einer Investmentpolice hat dies keinen Einfluss.

    Darüber hinaus:

    Sie wollen jedoch Ihre Anlage mindestens 1x wechseln.

    In der Ansparphase mag eine hohe Aktiengewichtung von Vorteil sein, da Sie Rendite benötigen und Schwankungen/Krisen/Crashes mit Zeit ausgleichen können.

    Kurz vor der Bezugsphase oder sogar in der Bezugsphase empfiehlt sich dies nicht.

    Hier sollte der Aktienanteil nach und nach auf 40/50/60% reduziert werden, sodass Ihr Vermögen auch in Krisenszenarien noch ausreichend erhalten bleibt.

    Umschichtungen gelten jedoch als Gewinnrealisierungen und werden im Depot voll besteuert.

    Auf Ihr Vermögen in einer Investmentpolice hat ein Fondswechsel keinen Einfluss."


    Diesen Absatz verstehe ich zwar, aber ich finde es schwer diesen zu bewerten. Was sagt ihr dazu?


    Vielen Dank weiterhin für eure Hilfe!

  • Schau dir mal das Video von Thomas Beutler an. Da wird mit dem Verbraucherschützer Christoph Hommel mal eine "Netto Police" auseinander genommen.

    Diese Police hat noch viel Geringer Kosten und trotzdem lohnt sich der ganze Steuerzirkus nicht.

    Schick das Video mal deinem Verkäufer. Bin mal gespannt was er dazu sagt.


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  • Hallo,

    die Gute Nachricht bei der ganzen Sache ist die, dass du jetzt schon darauf gekommen bist, dass hier etwas nicht gut läuft.

    Wenn du dir den letzten Beitrag noch einmal anschaust, dann gibt es dort 3 wichtige Aussagen

    a. Abschlussgebühr ist hoch weil dein Verkäufer Geld verdienen will und ägergerlich

    b. Der größte negative Effekt kommt aber durch die hohen laufenden Kosten, wenn ich nicht irre, wird hier in den Saphier global Chance Fond investiert, und der hat ~3,7% laufende Kosten. Das ist der Betrag, der dir in nach einer langen Laufzeit richtig Rendite und Geld kosten wird. Statt 6% den der Fond auf dem Markt macht, würden bei dir also "nur" 2,3% landen. Schau dir die genaue Rechnung dazu noch einmal in Saidis Beitrag an

    c. die Steuerersparnis dreht das ganze nicht und ist in den meisten Fällen nur ein Verkaufsargument der Verkäufer

    Wenn sich das mit den hohen laufenden Kosten bestätigt, würde ich persönlich das Geld auszahlen und in einen ETF packen und mich zurücklehnen. Das gleiche habe ich vor einiger Zeit auch mit einer Lebensversicherung gemacht und stand schon nach kürzester Zeit besser da als vorher.

    Ärgere dich nicht über das verlorene Geld, sondern sehe es so, dass es ja noch viel schlimmer hätte laufen können. Nämlich wenn du in 30 Jahren auf einmal 150.000€ weniger hättest.

    Gruß

  • Sodass nur 26.440€ in den Fonds angelegt wurden.

    Nehmen wir mal dieses Kapital und packen monatlich deine

    anfänglich 570€

    dazu, dann wird bei einer Anlage in einen weltweiten ETF mit 6% p.a. dort bis zu deinem 67. Geburtstag eine Summe von 760.000 Euro raus. Steht irgendwo in deinem Vertrag so eine Summe? Wenn nein, dann weißt du ja was zu tun ist ;)

    PS: Bitte schreibe nicht "Verkäufer" in Anführungszeichen. Er ist ein Verkäufer. Punkt. Du darfst aber gerne "Berater" schreiben, denn das ist er nicht ;)

    PPS: In all meinen Jahren hier habe ich noch keine Rentenversicherung gesehen, die es mit einem DIY-Portfolio aufnehmen konnte.

  • PPS: In all meinen Jahren hier habe ich noch keine Rentenversicherung gesehen, die es mit einem DIY-Portfolio aufnehmen konnte.

    Klar, bei einem abgesicherten Lebensweg (man wird niemals Wohngeld beantragen müssen oder gar von H4/BG leben müssen) und der Konsequenz des DIY-Sparers, das Portfolio genauso zu nutzen man das in der Regel mit einer RV macht (da holt man kein Geld fürs Auto/den Urlaub raus, weil das Geld gerade knapp ist), hat in den letzten 10-15 Jahren der ETF gewonnen. Ob das für den DIY Sparer mit aktiven Fonds in der Vergangenheit auch gegolten hat?

    Der typische DIY Sparer weiss dann auch, wie er in der Entnahmephase sein Portfolio so entspart, dass ihm das Geld niemals ausgeht.

    Für einen heute 36 Jährigen mag das durchaus so allgemein stimmen.

    In dem Fall hier würde ich den Vertrag auflösen und das Geld in einen weltweiten ETF stecken.