GRV ungleich Investment

  • Wenn man in einem MSCI-World-ETF anlegt, ist die Heimatwährung egal.

    Wenn man in Zinsprodukten anlegt, gleichen langfristig die Zinsdifferenzen die Währungsdifferenzen aus.

    Wo ist also sein Problem?

    Neben den üblichen Bausteinen (Aktien, Immobilien, Gold - von Anleihen habe ich mich schon seit 2010 beginnend sukzessive immer weiter verabschiedet; aktueller Bestand nahe Null) halte ich auch einen (relevanten) Anteil Liquidität.

    Dies hat diverse Gründe: Angefangen vom dem Spielen bzw. Abdecken auch anderer etwas unwahrscheinlicherer Szenarien (wie Rezession, Deflation oder gar Depression) als das wahrscheinlichste sprich Finanzielle Repression ad infinitum über die Möglichkeit sich bietende Chancen nutzen zu können sprich immer "flüssig zu sein" bis hin zu der schlichten Notwendigkeit aufgrund der vermieteten Immobilien (wegen Reparaturen, Instandhaltungen, Maklerkosten usw.) als sozusagen unverzichtbare Rücklagen.

    Dieses Halten von Liquidität hat natürlich immer Opportunitätskosten - es ist aber aus meiner Sicht ein signifikanter Unterschied, ob man sich dann in einem Hart- oder Weichwährungsregime befindet. Das meinte mein Ex-Kollege mit seiner Frage - und die Problematik sehe ich exakt ebenso. Bei einem negativen Realzins von aktuell um die minus 7 oder minus 8% in Euro und einer Währung, die immer mehr zu einer Schwach- bzw. Weichwährung mutiert, ist diese Vorgehensweise relativ herausfordernd.

    Da ich auf den Liquiditätsbaustein nicht verzichten will (Gründe s. o.) und teilweise auch nicht verzichten kann (vermietete Immobilien), muß ich mich dieser Frage (und deren bestmöglicher Lösung) widmen.

    Es gibt natürlich noch schlechtere Währungen als den Euro (Dong, Simbabwe-Dollar, Bolivar, Argentinischer Peso, Türkische Lira). Nur: Eine Hartwährung ist der Euro schon länger nicht mehr. Zur Veranschaulichung nur ein pointiertes Beispiel: Angenommen man ist Vermieter in Istanbul - wie hält (und erhält) man dann seine notwendige Rücklage für die Immobilien bei einer ausgeprägten Schwundwährung wie der Türkischen Lira ?

    Das ist also das (mein) Problem - und genau darauf bezog sich auch die Frage des ehemaligen Kollegen.

  • 1. In einem politisch instabilen Land würde ich keine Immobilie kaufen. Da ist die Währung das geringste Problem.

    2. Meine Immobilien erwirtschaften regelmäßig Überschuss.

    3. Die Türkische Lira kennt etwas, das wir schon lange nicht mehr kennen: Hohe Zinsen.

    4. Trotzdem würde ich Reserven eher in Euro halten.

    5. Wer hindert Dich daran, Reserven für Euro-Immobilien in CHF zu halten, wenn Dir damit wohler ist?

  • 1. In einem politisch instabilen Land würde ich keine Immobilie kaufen. Da ist die Währung das geringste Problem.

    Kling gut, ist aber in praxi nicht ganz so simpel. Wie das Beispiel Türkei ja eindrucksvoll bestätigt, denn da haben sich die Dinge binnen eines überschaubaren Zeitraums signifikant verändert sprich verschlechtert (was übrigens auch für die Rechtsstaatlichkeit gilt). Beispiel Eurozone: Die Verträge zur EWU (AEUV) klangen noch ganz solide - seit Euroeinführung ist aber der Vertrags- und damit Rechtsbruch permanenter Begleiter dieser Währung. Beispiel Deutschland: Im Rahmen der sog. Eurorettung sind hier auch Dinge geschehen, die ich persönlich niemals für möglich gehalten hätte - ist aber passiert. Wie kann man also als Immobilienkäufer vorher wissen, ob Länder "politisch" stabil bleiben oder "instabil" werden ?

    2. Meine Immobilien erwirtschaften regelmäßig Überschuss.

    Meine auch und zwar alle ausnahmslos. Dennoch können immer unerwartete Ausgaben anfallen, die nicht vorhersehbar sind. Beispiel: Vor einigen Jahren hatte ich zeitgleich in einem Jahr mehrere völlig unvorhergesehene Mieterwechsel (trotz in einigen Fällen sogar vereinbarter Mindestmietdauer). Diese Mieterwechsel wurden dann für Wohnungssanierungen genutzt (Volumen dafür deutlich sechsstellig). So etwas kann dann nicht aus den Überschüssen sondern nur aus einer separaten Rücklage bezahlt werden (neue Darlehen vermeide ich aufgrund meines Alters 65 + und auch wegen der immer weiter gestiegenen Bürokratie und EU-Regulatorik; Stichwort: EU-WIKR).

    3. Die Türkische Lira kennt etwas, das wir schon lange nicht mehr kennen: Hohe Zinsen.

    Und was hilft das ? Wenn der Realzins deutlich negativ ist ! Beispiel Türkei: Ein Leitzins von aktuell 13% bringt wenig bis nix bei einer Inflation von 80%. Außer dem täglichen Verlust. Deutschland: Ein Leitzins von 0,5% bringt wenig bis nix bei einer Inflation von acht Prozent. Außer dem täglichen Verlust. Das ist im Prinzip und vom Prinzip her exakt das Gleiche - sprich nur (noch) ein gradueller Unterschied.

    4. Trotzdem würde ich Reserven eher in Euro halten.

    Mache ich (jedenfalls teilweise) auch heute noch. Zumal ich gezwungen bin diese Währung im Alltag zu benutzen und auch meine Rechnungen damit zu zahlen (s. Art. 128 Abs. 1 AEUV sowie Bundesbank Gesetz § 14 Abs. 1 Satz 2).

    5. Wer hindert Dich daran, Reserven für Euro-Immobilien in CHF zu halten, wenn Dir damit wohler ist?

    Zum Glück (noch) niemand. In der Türkei werden auch hier (Finanzmarkt) die staatlichen Eingriffe immer mehr. Habe bereits begonnen die Liquiditätsrücklage (teilweise) in (bereits bestehende) Fremdwährungskonten zu überführen und werde wohl auch US-Anleihen und CHF-Anleihen dazu nehmen. Und damit ist mir deutlich wohler. Auch wenn es aus meiner Sicht traurig ist, daß man inzwischen so agieren muß.

  • Wäre ja auch zu konsequent, die kalte Progression nicht nur durch Anpassung der Steuerparameter zu bekämpfen, sondern auch die Beitragsbemessungsgrenzen der Sozialversicherungen einzufrieren. Aber irgendjemand muss den Sozialstaat ja bezahlen, also beschwere ich mich gar nicht.

  • Wäre ja auch zu konsequent, die kalte Progression nicht nur durch Anpassung der Steuerparameter zu bekämpfen, sondern auch die Beitragsbemessungsgrenzen der Sozialversicherungen einzufrieren. Aber irgendjemand muss den Sozialstaat ja bezahlen, also beschwere ich mich gar nicht.

    Naja, es werden ja auch konkrete Leistungen aus den Beiträgen erbracht, daher passt der Vergleich mit der kalten Progression eher nicht.

  • Okay, zur Hälfte lasse ich das Argument gelten. Aber nur zur Hälfte, weil meine RV-Beiträge zwar für heutige Renten verwendet werden, was eine konkrete Leistung ist, aber halt nicht für mich. Und für irgendeine heutige konkrete Leistung wird die Tabaksteuer auch verwendet. Und sei es nur für eine Studie, die das Energiesparpotenzial ermittelt, wenn die Abwärme der Zigaretten nicht mehr das Klima unnütz aufheizt, sondern gezielt aufgefangen wird, um damit Akkus von Händis aufzuladen, mit denen der medizinische Notruf beim Verschlucken der Stummel angerufen wird.

  • ...weil meine RV-Beiträge zwar für heutige Renten verwendet werden, was eine konkrete Leistung ist, aber halt nicht für mich. Und für irgendeine heutige konkrete Leistung wird die Tabaksteuer auch verwendet.

    Für mich wird der Unterschied am besten beim Vergleich der Gesetzlichen Rentenversicherung mit der Gesetzlichen Krankenversicherung deutlich: Beide werden bei abhängig Beschäftigten prozentual vom Einkommen erhoben, es gibt aber einen Höchstbeitag, der Arbeitgeber trägt einen Anteil usw. Aber bei der Rentenversicherung bekomme ich für mehr Einzahlungen auch eine höhere Rente. Bei der Krankenversicherung macht es für die Leistungen hingegen keinen Unterschied, ob ich monatlich 800 € zahle oder Sozialleistungen beziehe und das Amt dann 200 € zahlt.

  • Für mich wird der Unterschied am besten beim Vergleich der Gesetzlichen Rentenversicherung mit der Gesetzlichen Krankenversicherung deutlich: Beide werden bei abhängig Beschäftigten prozentual vom Einkommen erhoben, es gibt aber einen Höchstbeitag, der Arbeitgeber trägt einen Anteil usw. Aber bei der Rentenversicherung bekomme ich für mehr Einzahlungen auch eine höhere Rente. Bei der Krankenversicherung macht es für die Leistungen hingegen keinen Unterschied, ob ich monatlich 800 € zahle oder Sozialleistungen beziehe und das Amt dann 200 € zahlt.

    Die Höhe des Krankengeldes ist schon von den Einzahlungen abhängig.

  • Okay, zur Hälfte lasse ich das Argument gelten. Aber nur zur Hälfte, weil meine RV-Beiträge zwar für heutige Renten verwendet werden, was eine konkrete Leistung ist, aber halt nicht für mich. Und für irgendeine heutige konkrete Leistung wird die Tabaksteuer auch verwendet. Und sei es nur für eine Studie, die das Energiesparpotenzial ermittelt, wenn die Abwärme der Zigaretten nicht mehr das Klima unnütz aufheizt, sondern gezielt aufgefangen wird, um damit Akkus von Händis aufzuladen, mit denen der medizinische Notruf beim Verschlucken der Stummel angerufen wird.

    Es geht eher darum, dass mein Beitrag heute meinen Anspruch in der Zukunft begründet.

  • Ich habe mal gehört, dass Steuern auch als Leistungen den Bürgern zu Gute kommen :/

    Sind ja zwei Probleme. Zum einen besteht bei dem Prozess noch einiges an Optimierungspotential, es wird einfach viel Geld für Bürokratie und Mist ausgegeben. Verbuddelte Bahnhöfe mit absehbaren Kapazitätsproblemen zum Beispiel oder Hilfen für Pleitestaaten. Und zum anderen ist die Prinzipienfrage ob der Staat wirklich besser weiß was der Bürger braucht und das Geld sinnvoller einsetzen kann. Da würde ich in vielen Bereichen ein Fragezeichen setzen, siehe erster Punkt.