GRV ungleich Investment

  • Es liegt nun mal im Wesen vieler Deutscher, wenn man irgendwo etwas liest oder hört, ohne weiterer Überlegungen die Sache zu dramatisieren und weiter zu verbreiten. Ein nicht unwesentlicher Grund für den Erfolg der Rechtsaußen, aber auch ein großer Anteil unserer Medien, weil negative Meldungen sich hierzulande nun einmal besser verkaufen als positive oder neutrale. Wenn ich das Beispiel Rente nehme, hier gibt es bis auf die jährliche Erhöhung, nur negative Meldungen, diese werden seit Jahrzehnten verbreitet und teilweise dem Weltuntergang gleichgesetzt. Es gibt selbstverständlich Punkte die unbedingt angefasst werden müssen, allerdings hilft es da nicht weiter, 100% Meinungen von mehr oder weniger wissenden Menschen zu verbreiten. Mir ist das einfach zu viel Niveau Stammtisch kurz vor Feierabend. Für mich ist, genau wie in der Vergangenheit klar, für das Überleben reicht die Rente, für alle zusätzlichen Dinge des Lebens, die auch noch Geld kosten, sollte ich mich zeitig selber kümmern und genau dafür ist der größte Teil der User hier im Forum. Übrigens wurde bisher jede Zahlung der Rente pünktlich geleistet, da schauen nicht wenige Arbeitnehmer neidisch drauf.

  • Samstag 11.11.2023

    Hallo liebe Forumsfreund

    ich habe gerade mal wieder mit Vergnügen die massiven Kommentare hier gelesen.

    Es geht ja im Forum schlimmer zu als bei manchen Fernsehdiskussionen zwischen den politischen Parteien.

    Meine Meinung zu dem ganzen Rententhema ist:

    Ich selbst finde die aktuellen Renten aus Sicht der Rentner als völlig in Ordnung.

    Jeder Euro wurde von den meisten Rentner ja durch jahzehntelange Beiträge finanziert.

    ABER ACHTUNG

    Das Problem ist ja ein anderes:

    Durch steigende Lebenserwartung und weniger Berufstätige lassen sich Rentenzahlungen nicht mehr von den Beiträgen finanzieren.

    Der Staat muss jedes Jahr immer mehr Geld in diese Rentenkasse zuschiessen.

    Wenn ich richtig zusammengezählt habe sind das inzwischen 80 Milliarden Euro.

    Manchen Zeitgenossen muss man auch sagen, dass 80 Mrd immerhin 80.000 Miilionen sind.

    Da die Menschen weiterhin länger leben

    (Ich bin auch schon über 75 und es funktioniert noch alles...)

    aber kaum länger arbeiten wollen steigt dieser Zuschuss des Bundes Jahr für Jahr.

    Meine Frage: Wie soll das enden??

    Geht das auch mal so wie bei der Migration?

    Irgendwann kommt man an die Grenzen und dann gibt es nur noch dieses Thema?

    Ich vermute mal, dass die Politiker solche Themen so lange es geht vor sich herschieben weil das keine Themen sind um Wählerstimmen zu bekommen.

    Dennoch bleibt die Frage:

    Wie will man das Problen mit dem ständig steigenden Zuschuss lösen?

    In Kürze sind wir bei 100 Milliarden, nicht einmalig wie bei der Bundeswehr - sondern Jahr für Jahr und das nicht mal für Investitionen sondern nur den Lebensunterhalt der Rentner.

    (was ihnen gegönnt sei)

    Schönes Wochenende wünscht McProfit

  • Es liegt nun mal im Wesen vieler Deutscher ...

    Tja, der Deutsche an sich ... Nur am Rande gefragt: Was liegt denn aus Deiner Sicht "nun mal im Wesen vieler" Polen, Ungarn, Schweizer, Russen, Österreicher, Amerikaner usw. ?

    Ein nicht unwesentlicher Grund für den Erfolg der Rechtsaußen ...

    Sehe ich übrigens ganz anders. Nicht "negative Pressemeldungen" sondern die tatsächlichen Sorgen und Realitäten der Bürger spielen da eine bzw. die Hauptrolle. Beispiel: Am Wahltag der Landtagswahl in meinem Bundesland (Hessen) gab es nach einer Umfrage eine überragende Mehrheit (ich meine 74 %), die sagten, die "Verhältnisse in Deutschland gäben Anlaß zur Beunruhigung" ...


    Die jüngste repräsentative "Ängste/Sorgen-Studie" der Deutschen einer großen Assekuranz (wird m. W. schon seit ca. 30 Jahren erhoben) belegt mit Zahlen (sprich Realitätsbezug), daß die drei Top-Sorgen/Ängste hierzulande sämtlich finanzieller Natur sind und sich um Wohlstandsverlust drehen. An Nr. 1 (mit 65%) Inflation, Geldentwertung, Lebenshaltungskosten, an Nr. 2 (mit 60%) fehlender Wohnraum bzw. teure/steigende Mieten, an Nr. 3 (mit 57%) die Sorge vor noch höheren Steuern und/oder Leistungskürzungen. Übrigens schon direkt danach an Nr. 4 (mit 56% - und damit dem deutlichsten Anstieg) die Sorge vor einer Überforderung des Staates durch Flüchtlinge bzw. die unkontrollierte Zuwanderung. An Nr. 5 (mit 51%) rangiert die schlechte Wirtschaftslage. Unter die Top-Ten (an Nr. 7 - mit 50%) gelangt übrigens auch die Sorge bezüglich der Kosten für die Steuerzahler durch die EU-Schuldenkrise.


    In meinem (ziemlich weiten) Umfeld stehen sämtliche in der Studie genannten Punkte übrigens auch prominent stets an den ersten Stellen in Gesprächen und Diskussionen und/oder dominieren diese. Mit Blick auf die Studie kann man das dann wohl kaum mehr als anekdotisch bezeichnen ...


    Eine Politik mit Realitätsbezug sollte - präziser muß - sich vorrangig um solche Themen (siehe oben) kümmern, die auch die Bürger/Wähler am stärksten beschäftigen bzw. verunsichern - statt um Gendersprache, Legalisierung von Cannabis, die programmatische Überrepräsentanz von Minderheiten usw. Jedenfalls, wenn diese Politik für breite Akzeptanz beim Bürger/Wähler sorgen will.


    Werden die Bürger/Wähler in ihrer Realität von der Politik nicht berücksichtigt bzw. nicht wahrgenommen, werde diese sich denknotwendig nach Alternativen umschauen. Einer der ganz wesentlichen Knackpunkte (neben dem Standort Deutschland und der Wettbewerbsfähigkeit - da hängen nämlich der Wohlstand und die Arbeitsplätze dran) dürfte dabei (seit vielen Jahren) der deutsche Umgang mit dem Thema Flüchtlinge sowie Migration sein.


    Diese (langjährigen) politischen Versäumnisse werden - nach meinem Dafürhalten - das Regieren nicht einfacher machen bzw. immer weiter erschweren: Die (inzwischen) mehr als unleidige AfD ist nur ein Beispiel (die kommenden Wahlen in den Neuen Bundesländern lassen grüßen) - ein weiteres Beispiel könnte (wenn es denn zur Parteigründung kommt) durchaus mit der neuen Wagenknecht-Partei folgen (die beim Thema Asyl- und Migration - so wie die AfD - auch eher eine deutlich restriktivere Linie zu verfolgen scheint). Eine immer weiter fragmentierte Parteienlandschaft samt deren Folgen ist mir aus meiner Zeit in Italien (leider) recht gut bekannt. Hierzulande ist meines Erachtens politisch längst etwas ins Rutschen gekommen. Oder wie ein von mir sehr geschätzter Kollege jüngst treffend formulierte: Der deutsche Kontrollverlust in Sachen Asyl- und Migration hat längst auch die Parteienlandschaft ergriffen ...

    Es gibt selbstverständlich Punkte die unbedingt angefasst werden müssen,

    Wohl wahr. Auch und insbesondere beim Thema "Gesetzliche Rente" - das wäre allerdings schon vor Jahrzehnten dringend geboten gewesen ...

    Für mich ist, genau wie in der Vergangenheit klar, für das Überleben reicht die Rente, für alle zusätzlichen Dinge des Lebens, die auch noch Geld kosten, sollte ich mich zeitig selber kümmern ...

    Schön für Dich. Aus meiner Beobachtung weiß ich aber, daß dies nicht wenigen nicht so klar war. Nach meinem Dafürhalten hätte die Politik viel früher und deutlicher diesen absehbaren und unbestreitbaren Sachverhalt kommunizieren müssen.


    Die jungen Menschen, jedenfalls die ich kenne, sehen das inzwischen ohnehin anders. Für diese ist private Altersvorsorge schon mit dem Berufseinstieg ein wichtiges Thema - und die Gesetzliche Rente (wenn überhaupt) eher nur noch ein Nebenaspekt.

  • Die Riesterrente wurde zum 01.01.2002 eingeführt, begleitet und vorbereitet von einer Kampagne mit dem Tenor "Rente reicht nicht! Leute, kümmert Euch!", daher kann man das Thema als hinreichend bekannt betrachten.


    Und wer ist eigentlich diese Politik?

  • Moin aus dem hohen Norden,

    Ich stimme zu, dass das ein Thema ist, bei dem für die Politik kein Blumentopf zu gewinnen ist. Ich gehe mal davon aus, dass (wir beide zumindest) einig darüber sind, dass aus demographischen Gründen eine Zuwanderung in den deutschen Arbeitsmarkt dringend geboten ist. ?


    Am 3.11. gab es im SPIEGEL ein Statement der Wirtschaftsweisen Monika Schnitzer zu lesen, die dringendst eine Willkommenskultur fordert, weil wir jährlich eine Zuwanderung von 1,5 Mio. Menschen brauchen (bei jährlicher Abwanderung von 400.000 Menschen), um so die Zahl an Arbeitnehmern zu halten - wir sprechen hier als noch nicht einmal von Wachstum.


    Wir beide wissen aber auch, dass die momentane Diskussion in Deutschland in eine ganz andere Richtung geführt wird. Das das alles andere als ehrlich und faktenbasiert ist will aber offensichtlich niemand hören.


    Länder wie die USA, Kanada oder Australien regeln das seit Jahrzehnten nach ihren wirtschaftlichen Anforderungen, erfolgreich wie es scheint… Aber vielleicht täusche ich mich da auch. ??‍♂️

  • Die Riesterrente wurde zum 01.01.2002 eingeführt,

    Das mag durchaus so sein - daran kann ich mich auch noch - wenn auch nur ganz grob - erinnern. Fiel in etwa mit der Bargeldeinführung des "Esperantogeldes" (Europäische Einheitswährung) zusammen.


    Allerdings hätte man daraus - nach meinem Dafürhalten - generell eine obligatorische Angelegenheit machen müssen (von der sonstigen eher mißglückten Regulatorik, Ausgestaltung, Bürokratie, Intransparenz etc. mal ganz abgesehen), damit das Ganze tatsächlich eine kompensatorische Wirkung im Kontext mit der GRV entfaltet (Absenkung des Nettorentenniveaus).


    Die "unkonventionelle Geldpolitik" der EZB (zwecks Eurorettung) über mehr als ein Jahrzehnt hinweg (mit Niedrig-, Null- und Negativzinsen) hat dem Riester-Ansatz (in weiten Teilen jedenfalls) wohl bzw. vermutlich den Rest gegeben.


    Auf Augenhöhe kann ich da nicht diskutieren. Bei diesen Themen (wie GRV, Riester-Rente, Rürup-Rente etc.) habe ich nur rudimentäre Kenntnisse - allerdings sind mir die schon mehr als genug. Bin offen gesagt heilfroh, daß ich damit persönlich nix zu tun habe.


    Von dem was ich so gehört habe (von Betroffenen über Anbieter (Versicherungen, Banken usw.) bis hin zu diversen (vermeintlich unabhängigen) Organisationen und Verbänden) kann und muß man den Ansatz "Riester" wohl als (mehr oder weniger) gescheitert betrachten. Die mir am häufigsten begegneten Stichworte reichen von "lohnt sich nicht (von Ausnahme- und Spezialfällen abgesehen) " über "arger Murks" bis hin zu "wird wohl eh bald beerdigt" ...


    Keine Ahnung, wie oft man versucht hat, das zu "reformieren" - eine zweistellige Zahl ? Ist nicht schon wieder mal eine Reform geplant ?


    Auf Anraten meines damaligen Steuerberaters hatte ich mich (als Selbständiger) damals kurz mal mit dem Thema "Rürup" (Basisrente ?) beschäftigt - und nach 20 Minuten davon Abstand genommen. Kam mir wie ein zu "Betreuender" vor - und nicht wie ein selbst bestimmter und eigenverantwortlich handelnder Bürger (und das auch noch als staatliches "Angebot" speziell für einen selbständig Tätigen) ...


    begleitet und vorbereitet von einer Kampagne mit dem Tenor "Rente reicht nicht! Leute, kümmert Euch!", daher kann man das Thema als hinreichend bekannt betrachten.

    Für meinen Teil beurteile ich solche Sachen - wie auch meine Altersvorsorge und Ruhestandsplanung - vom Ergebnis her (also von dem gewünschten Erfolg bzw. dem Nichterfolg sprich dem Scheitern) - da fällt meine (zugegebenermaßen aus der Laiensphäre getroffene) Bewertung bei Riester mehr als ernüchternd aus.


    Das ursprüngliche Ziel mit Riester scheint mir jedenfalls nicht (ansatzweise) erreicht worden zu sein.


    Kann man das anders sehen ?


    Da lasse ich mich von fachkundigeren Protagonisten gerne eines Besseren belehren.

  • Wenn auf

    Für mich ist, genau wie in der Vergangenheit klar, für das Überleben reicht die Rente, für alle zusätzlichen Dinge des Lebens, die auch noch Geld kosten, sollte ich mich zeitig selber kümmern

    geantwortet wird, dass die Politik diesen unbestreitbaren Sachverhalt hätte früher kommunizieren müssen, sich anhand des Prozesses der Einführung von Riester & Co. aber nachweisen lässt, dass es an Hinweisen nicht gemangelt hat, dann könnte auch zugegeben werden, dass die zuvor getroffene Aussage jedweder Grundlage entbehrt, gerne auch ohne weitere Ablenkung. ;)

  • Ich gehe mal davon aus, dass (wir beide zumindest) einig darüber sind, dass aus demographischen Gründen eine Zuwanderung in den deutschen Arbeitsmarkt dringend geboten ist.

    Darüber dürftet nicht nur "ihr beide" sondern die meisten einig sein, die sich mit dem Thema einmal etwas näher beschäftigt haben.


    Am 3.11. gab es im SPIEGEL ein Statement der Wirtschaftsweisen Monika Schnitzer zu lesen, die dringendst eine Willkommenskultur fordert, weil wir jährlich eine Zuwanderung von 1,5 Mio. Menschen brauchen

    Auch wenn ich der Dame ansonsten in diversen Punkten eher nicht folgen würde, da liegt sie - tendenziell gesehen - jedenfalls richtig. Wobei die erforderliche Zahl der jährlichen Zuwanderung - je nach befragtem Fachmann bzw. Fachfrau - deutlich schwankt. Aber nichtsdestotrotz stets ganz erheblich ist.

    (bei jährlicher Abwanderung von 400.000 Menschen)

    Wie mir mehrere Menschen aus dem internationalen Recruiting schon vor Jahren sagten: Unter dem Aspekt der Standortsicherung und der Wettbewerbsfähigkeit sowie der Stabilisierung der Sozialsysteme und des Steuersystems gehen - aus deutscher Sicht - nicht selten bis oft die "Falschen" und es kommen auch die "Falschen" sprich es findet eher eine Zuwanderung in das Sozialsystem statt. Während gleichzeitig nicht wenige Leistungsträger (und Steuerzahler) tendenziell eher abwandern.

    um so die Zahl an Arbeitnehmern zu halten - wir sprechen hier als noch nicht einmal von Wachstum.

    Kann man so sehen (andere halten auch niedrigere Zahlen als die 1,5 Mio. per annum für ausreichend).


    Auf den Punkt gebracht könnte man das wahrscheinlich so zusammenfassen: Deutschland braucht nicht weniger sondern mehr Zuwanderung - aber eben eine andere und gesteuerte sprich kontrollierte.


    Verlogen finde ich in dem Kontext (Zuwanderung) immer den Tenor, die Menschen mit Know-How und/oder mit Kapital würden gerne nach Deutschland kommen bzw. sich sogar darum reißen. Spricht man darüber mit Fachleuten ist der Tenor ein anderer: Aufgrund diverser Themen (wie Steuer- und Abgabenbelastung, Bürokratie, Regulatorik, langsame Ämter und Behörden, Defizite bei der Digitalisierung, extrem hohe Energiepreise, fehlender Wohnraum usw.) liegen da andere Industrieländer in der Beliebtheit längst weit vor Deutschland. Das in dem Kontext aber nur am Rande.

  • geantwortet wird, dass die Politik diesen unbestreitbaren Sachverhalt hätte früher kommunizieren müssen, sich anhand des Prozesses der Einführung von Riester & Co. aber nachweisen lässt, dass es an Hinweisen nicht gemangelt hat, dann könnte auch zugegeben werden, dass die zuvor getroffene Aussage jedweder Grundlage entbehrt, gerne auch ohne weitere Ablenkung.

    Geantwortet wurde übrigens von mir. Vermutlich soll das daher eine Art Antwort auf meinen Beitrag Nr. 1.407 sein, die sich aber nicht an mich sondern an jemand anderen wendet ... ?


    Hätte ich daher fast (wieder) überlesen, warum sprichst Du mich nicht direkt an und/oder zitierst aus dem Beitrag ? Wie auch immer ...


    Interessiert hätte mich (siehe die letzten beiden Sätze in Nr. 1.407), ob man Riester - als Sachkundigere(r) - vielleicht doch als Erfolg sehen kann ?!


    Im Ergebnis hat es jedenfalls (beim Thema GRV/Riester) nicht funktioniert. Daher auch mein Hinweis auf ein Obligatorium bzw. und/oder eine andere Ausgestaltung.


    Erhalte ich als PR-Berater die Aufgabe einen wichtigen Sachverhalt bundesweit und in breiteste Bevölkerungskreise zu kommunizieren, dann muß ich das (und mich) als gescheitert betrachten, wenn mir dies offensichtlich nicht gelingt bzw. gelungen ist. Die "Hinweise" der Politik waren jedenfalls und offensichtlich nicht ausreichend. Und/oder das Modell Riester nicht attraktiv genug. Es wäre jedenfalls originäre Aufgabe der Politik gewesen, für eine gelungene Kommunikation bei einem derart wichtigen Thema zu sorgen. Oder eben - falls man dazu nicht fähig und/oder in der Lage ist - mit einer Pflicht (womit man wieder beim Obligatorium wäre) das Ganze zielführender zu regeln.


    Hätte das jedenfalls im Zusammenspiel (GRV/Riester) auch nur halbwegs funktioniert, würde man sich jetzt wohl kaum mit so radikalen Schritten im System (wie der Aufweichung bzw. Aufgabe des Äquivalenzprinzips) beschäftigen, um mehr "Altersarmut" zu vermeiden.


    Nichtsdestotrotz lasse ich mich (als diesbezüglicher Laie) weiterhin gerne belehren, sollte Riester tatsächlich als Erfolg zu sehen sein ...

  • 11.11.2023

    Hallo zusammen

    die Kommentare hier im Forum gehen unverändert kompliziert weiter, so dass sie meiner Meinung nach nur noch von Wenigen hier verstanden werden.

    Das Forum soll ja keine Streitplattform sein für ein paar Spezialisten. sondern eigentlich eine Hilfestellung für einen großen Kreis der Betroffenen sein.

    Letztlich geht es um die spannende Frage:

    Ist eine Anlage in ETF Aktienfonds eine bessere Alternative zur gesetzlichen Rentenversicherung?

    Nach dem Studium der vielen Kommentare hier bin zumindest ich so schlau wie vorher.

    Die Frage scheint eher in eine Art Glaubenskrieg auszuarten.

    Als Ü75-jähriger beziehe ich aus der Angestelltenzeit in früher Jugend und späterer freiwilliger Einzahlung heute eine Rente von rund 800 Euro im Monat.

    Allerdings habe ich schon im Alter von rund 40 Jahren die Rentenbeiträge eingestellt und die Rente ruhen lassen und mein "übriges Geld" ausschließlich in Immobilien und Aktien investiert.

    Für mich was das im Nachhinein die beste Entscheidung.

    Ob das auch in Zukunft gilt weiß weder ich noch einer der Fachleute hier.

    Vermutlich gibt es aber keine echte Altersversorgung ohne Anlage in Aktien oder ETF-Fonds und man kann nicht früh genug damit beginnen

    Schönen Sonntag wünscht McProfit

  • Hallo McProfit.

    Letztlich geht es um die spannende Frage:

    Ist eine Anlage in ETF Aktienfonds eine bessere Alternative zur gesetzlichen Rentenversicherung?

    Ursprünglich ging es hier in diesem Threads haargenau nicht um diese Frage.


    Für die allerwenigsten Personen stellt sich die Frage "ETF oder gRV?", da ein überwältigender Teil der Bevölkerung Deutschlands in der gesetzlichen Rentenversicherung pflichtversichert ist.

    In einigen Konstellationen (z. B. in vielen, aber nicht allen, Fällen der Selbstständigkeit) kann man tatsächlich wählen.

    Die Frage "ETF oder zusätzliche Einzahlungen in die gesetzliche Rentenversicherung durch Sondervorschriften?" ist wieder deutlich anders zu bewerten, da hier ein gewisser Basisschutz ohnehin durch die Rentenversicherung besteht und zusätzliche Einzahlungen ein Klumpenrisiko darstellen würden. Zudem sind ETF-Anteile handelbar und damit deutlich flexibler als Entgeltpunkte im Versicherungskonto. An Rentenleistungen kommt man nur unter fest definierten Bedingungen und seine Beiträge kann man sich auch nur unter sehr eng gesteckten Bedingungen auszahlen lassen. (Und wer zieht schon extra ins abkommenlose Ausland und gibt seinen deutschen Pass ab, nur um nach zwei Jahren Wartezeit sich seine Rentenversicherungsbeiträge erstatten lassen zu können?)


    Der Vergleich "ETF oder Rentenbeiträge" ist dann wie der Vergleich "Erdnuss und Wassermelone", man wir halt feststellen, dass Unterschiede überwiegen.

    Und abhängig davon, ob ich allergisch bin und vorher entweder eine Handvoll Haselnüsse oder eine halbe Ananas verputzt habe, freue ich mich mehr über eine Schüssel Erdnüsse oder über einen Wassermelonenschnitz. ;)

  • die Kommentare hier im Forum gehen unverändert kompliziert weiter ...

    Das dürfte vor allen Dingen der Tatsache geschuldet sein, daß die deutschen Sozialsysteme (inklusive Gesetzliche Rente) per se eine eher sehr komplexe Materie sind (zudem eine Art "politische Verteilungsmasse" darstellen mit noch dazu ständigen Reformen) und auch Themen wie die "Private Altersvorsorge" und die "Ruhestandsplanung" keine ganz einfachen finanziellen Fragestellungen sind - noch möglichst zurückhaltend formuliert.

    Letztlich geht es um die spannende Frage:

    Ist eine Anlage in ETF Aktienfonds eine bessere Alternative zur gesetzlichen Rentenversicherung?

    Das kann man, stark eingedampft bzw. sehr pointiert, so sehen - wobei ich da zu den ETF-Aktienfonds noch gemischte Portfolios (Aktien und Renten) und auch Immobilien (zur Eigennutzung und/oder zwecks Vermietung) hinzufügen würde.


    Eine Glaskugel hat natürlich keiner - so wie ich selbstverständlich auch keine habe. Nichtsdestotrotz fiel meine Prüfung (90er Jahre) diesen Vergleich betreffend - schon damals - für die GRV nicht positiv aus. Weshalb ich mich beim Schritt vom (ehemals) Angestellten in die Selbständigkeit aus dem System verabschiedet habe (sprich keine freiwilligen Beiträge mehr geleistet habe).


    Das kann und will aber fraglos (und zugegebenermaßen) nicht jede(r), für meinen Weg braucht es zudem die Bereitschaft zur (etwas intensiveren) Beschäftigung mit diesen Themen, den Willen zur eigenverantwortlichen Gestaltung, eine gewisse Disziplin samt Durchhaltevermögen, ein zumindest halbwegs ordentliches Einkommen usw.


    Vieles davon (wahrscheinlich das meiste) wird aber auch und ohnehin für eine (die GRV nur ergänzende) Private Altersvorsorge erforderlich bzw. unabdingbar sein !

    Die Frage scheint eher in eine Art Glaubenskrieg auszuarten.

    Dahinter dürfte (u. a.) die Frage stehen, wie stark das Vertrauen (des jeweiligen Protagonisten) in den Staat und staatliche Systeme (sowie beispielsweise auch das staatliche Papiergeld) ausgeprägt ist. Die entscheidenden Stichworte sind hier Staatsvertrauen bzw. pointiert formuliert Staatsgläubigkeit. Oder eben ein - aus meiner Sicht - gesundes Mißtrauen auch dem Staat gegenüber.


    Für meinen Teil schaue ich mir nicht nur Unternehmen, Banken, Versicherungen usw. kritisch an - sondern ebenso und selbstverständlich auch den Staat und seine Systeme. Die intensive Beschäftigung mit der Finanz- und Währungsgeschichte hat mich in dieser Haltung eher noch weiter bestärkt.

    Als Ü75-jähriger beziehe ich aus der Angestelltenzeit in früher Jugend und späterer freiwilliger Einzahlung heute eine Rente von rund 800 Euro im Monat.

    Als inzwischen auch fast 70-Jähriger beziehe ich aus meiner eher kurzen (jedenfalls iVz meinem langen Arbeitsleben) Angestelltenzeit ebenfalls eine kleine Gesetzliche Rente (diese macht aber nur 0,82% meiner monatlichen Altersbezüge aus ...). Das erscheint mir noch vertretbar.


    Spaß beiseite: Habe generell nix gegen die GRV (eine kleine gesetzliche Rente kann allein schon aus Gründen der Diversifikation sinnvoll sein; aber beispielsweise auch für den (für wohl recht viele) sehr erstrebenswerten Weg in die KVdR; nach aktueller Rechtslage jedenfalls) - plädiere aber dafür, daß dies jeder für sich selbst (nüchtern) prüfen, wissen und entscheiden können sollte. Und auch gestalten sollte - Gestaltungsmöglichkeiten gibt es nämlich durchaus. Oder natürlich auch einfach wie selbstverständlich die GRV als Zwang bzw. Pflicht gegeben hinnehmen kann. Auch vollkommen O. K. aus meiner Sicht.


    Die Ausgestaltung als eine Art "Zwangssystem" finde ich dagegen weniger gut - eine attraktives System braucht (eigentlich) keinen Zwang. Wobei ich wiederum durchaus für einen - wie auch immer gearteten - Zwang bzw. Pflicht zur Vorsorge wäre (mit dann allerdings frei wählbaren Instrumenten natürlich aber in angemessener Höhe) - kenne nämlich einige (wenn auch sehr wenige) ehemalige Gut- und Topverdiener, die sich später (nach Jahrzehnten des guten Lebens bzw. Saus und Braus) im Alter an die Solidargemeinschaft gewandt haben ...


    Was ich generell (sehr) ungut finde, daß die Gesetzliche Rente (wie auch private Rentenversicherungen - jedenfalls ganz überwiegend) sozusagen "verschlossenes Vermögen" darstellt, an das ich praktisch nie mehr rankomme und das meinem Zugriff vollständig entzogen ist. Wackelige (und/oder sehr konsumfreudige) Kantonisten mögen dies (so wie der Staat auch, damit ich nicht zum "Kostgänger" des Systems werde) als Vorteil empfinden - für meinen Teil stellt dies einen signifikanten um nicht zu sagen entscheidenden Nachteil der GRV dar. Auf meine sonstigen Assets habe ich dagegen bei Bedarf vollständigen Zugriff und diese sind auch börsentäglich (Aktien) oder zumindest ganz zeitnah während der Geschäftsöffnungszeiten (tangible Assets wie Gold, Uhren usw.) jederzeit handel- und liquidierbar, Immobilien zumindest ebenfalls halbwegs zeitnah.


    Was mir ganz generell überhaupt nicht behagt: Eliten und Entscheider (auch über die GRV) haben für sich selbst eigene sprich andere (Altersvorsorge)Systeme implementiert (Politiker, Beamte, Öffentlicher Dienst, verkammerte Berufe mit den berufsständigen Versorgungswerken). Ein Schelm, wer im Kontext mit der GRV (als System für die breite Masse) dabei Böses denkt ...

    Allerdings habe ich schon im Alter von rund 40 Jahren die Rentenbeiträge eingestellt und die Rente ruhen lassen ...

    Putziger Zufall. Mit ziemlich exakt 40 Jahren habe ich damals auch meine Selbständigkeit gestartet.

    ... und mein "übriges Geld" ausschließlich in Immobilien und Aktien investiert.

    Für mich was das im Nachhinein die beste Entscheidung.

    So wie bei mir. Was natürlich (zugegebenermaßen) keine Garantie für die Zukunft oder alle Zeiten darstellt. In Abwägung aller oben genannten Aspekte würde ich das aber immer wieder so handhaben.

    Vermutlich gibt es aber keine echte Altersversorgung ohne Anlage in Aktien oder ETF-Fonds und man kann nicht früh genug damit beginnen

    Für Politiker und/oder Beamte vielleicht noch ... Für alle anderen würde ich Dir bezüglich dieser Aussage (insbesondere auch dem "man kann nicht früh genug damit beginnen") vollumfänglich zustimmen. Mit der Betonung auf "ganz ohne Aktien" - es kann meines Erachtens natürlich auch ein Mix sein; in dem Aktien dann eine nicht unwesentliche Rolle spielen sollten.

  • Ist eine Anlage in ETF Aktienfonds eine bessere Alternative zur gesetzlichen Rentenversicherung?

    Das kann man, stark eingedampft bzw. sehr pointiert, so sehen - wobei ich da zu den ETF-Aktienfonds noch gemischte Portfolios (Aktien und Renten) und auch Immobilien (zur Eigennutzung und/oder zwecks Vermietung) hinzufügen würde.

    Der Durchschnittsdeutsche ist kein Bürger, sondern Untertan. Und er wird regiert von Politikern aus seiner Mitte, die in ihrer Mehrzahl ihren Untertanen nicht über den Weg trauen, weil sie ja aus eigener Erfahrung wissen, wie diese gestrickt sind.

    Wer vernünftig ist, weiß, daß er für sein Alter Rücklagen anlegen muß, aber nicht alle sind halt vernünftig, wie Du ja auch geschrieben hast.


    Mir persönlich hätte auch ein System besser gefallen wie in den USA, nämlich daß ich mir selbst ein Konto anlegen darf, von dem ich aber vor meinem 60. oder 65. Lebensjahr nichts mehr abbuchen darf (auch das ist Zwang, wenn wir es recht betrachten!). Ich hätte auch die gesetzlichen Rentenpflichtbeiträge gespart, so wie ich auch mein privates Geld ohne Zwang gespart hätte. Aber ich weiß, daß ich diesbezüglich zu einer Minderheit gehöre.


    Es ist ja so verführerisch, von dem, was der Arbeitgeber überweist, erstmal in den Urlaub zu fahren. Schließlich ist man nur einmal jung! Sparen kann man auch ab dem nächsten Monat. Oder dem übernächsten. Oder dem überübernächsten.


    Gibt es überhaupt ein Land mit einem nennenswerten Sozialsystem, das seinen Bürgern die volle Freiheit überläßt, ob sie sparen oder nicht und nur Ratschläge gibt?


    Einen fundamentalen Nachteil hat das Selbstsparen gegenüber der Sozialversicherung übrigens: Wenn früh im Leben eine Erwerbsunfähigkeit eintritt, hat auch ein braver Selbstsparer ein Problem, weil er so früh im Leben noch kein hinreichendes Kapital angespart haben kann.

    Was mir ganz generell überhaupt nicht behagt: Eliten und Entscheider (auch über die GRV) haben für sich selbst eigene sprich andere (Altersvorsorge-)Systeme implementiert (Politiker, Beamte, öffentlicher Dienst, verkammerte Berufe mit den berufsständigen Versorgungswerken). Ein Schelm, wer im Kontext mit der GRV (als System für die breite Masse) dabei Böses denkt ...

    Beamte sind etwas ganz Besonderes, das wurde hier schon diskutiert und die hier mitschreibenden Beamten legen auch verschärften Wert auf diesen Umstand. Das ist schon seit mindestens Bismarcks Zeiten so.


    Politiker haben sich an das Versorgungssystem der Beamten angehängt mit noch besseren Bedingungen. An der Quelle saß der Knabe ... Allerdings bin ich der Auffassung, daß eine gewisse Besserstellung bei der Altersversorgung sogar notwendig ist, wenn man die Breite der Bevölkerung in den Parlamenten sehen will und nicht nur den Teil der Bevölkerung, der bereits vor der Wahl finanziell unabhängig ist (wie es im alten Griechenland war).


    Der ganz überwiegende Teil der Mitarbeiter des öffentlichen Diensts sind übrigends Angestellte, die wie die allermeisten Angestellten dieser Republik in der gesetzlichen Rentenversicherung versichert sind. Dieser Umstand ist in der Bevölkerung verblüffend wenig bekannt. Es ist durchaus möglich, daß in einer Amtsstube zwei Leute am Schreibtisch sitzen, vergleichbare Dienststellung, aber der eine Beamter, der andere Angestellte. Der Beamte stellt sich in vielen Fällen beim aktiven Gehalt ("Besoldung"), auf jeden Fall bei den Ruhestandsbezügen entscheidend besser.


    Der gesetzlichen Rente zur Seite gestellt hat man für die Angestellten im öffentlichen Dienst eine verpflichtende Betriebsrente namens VBL, die ursprünglich mal den Unterschied zwischen einer Beamtenversorgung und er Versorgung eines Angestellten überbrücken sollte. Dem System VBL ist aber Anfang der 2000er das Geld ausgegangen, so daß eine erhebliche Umstrukturierung nötig war, sprich: Eine ganz erhebliche Kürzung der Ansprüche derjenigen, die damals noch keine Rente bezogen haben. Seitdem ist die Kluft zwischen einer Beamten- und einer Angestelltenversorgung im öffentlichen Dienst ganz erheblich gewachsen.


    Den verkammerten Berufe hat Adenauer bewußt den Stuhl vor die Tür gesetzt. Sie hätten damals sehr wohl gern die "Anschubfinanzierung" des gesetzlichen Rentensystems in Anspruch genommen. Adenauer wollte das aber nicht, und so haben die Kammerberufe damals unter nicht geringen Schmerzen eigene Systeme aufgebaut. In Zeiten hoher Zinsen haben diese dann nach etlichen Jahren sehr floriert. Das ist aber schon länger her. Aktuell ächzen die Versorgungswerke sehr unter den niedrigen Zinsen (und der Tatsache, daß sehr viel Steuergeld in die GRV gesteckt wird, sie selbst den demographischen Wandel aber aus eigenen Mitteln stemmen müssen). Mag sein, daß sich ein Versorgungswerkrentner aktuell noch besser stellt als ein gesetzlicher Rentner. Ob das aber immer noch so ist, wenn beispielsweise 12345 ihre Versorgungswerkrente kassieren wird, sehen wir dann.

    Allerdings habe ich schon im Alter von rund 40 Jahren die Rentenbeiträge eingestellt und die Rente ruhen lassen und mein "übriges Geld" ausschließlich in Immobilien und Aktien investiert. Für mich was das im Nachhinein die beste Entscheidung.

    Der Wohlhabende spricht. Dein Geld sei Dir gegönnt. Es kann aber auch anders ausgehen. Nicht jede Selbständigkeit führ zu wohlsituierten Verhältnissen, sie kann auch schiefgehen und in der Armut enden. Und dann ruft man nach dem Staat.

  • Verstehen Achim Weiss und Sovereign tatsächlich nicht was ein (Soziel-)Staat ist?

    Ja, die gesetzliche Rente ist kein System, dass sich die (Mehrzahl der) Menschen aus einem Angebot auswählen können. Und nein, man kann da nicht jederzeit das Geld raus nehmen.


    Das sind beides keine Fehler oder Nachteile, sondern der KERN des Ganzen.


    Es geht darum, dass Leute hinreichend abgesichert sein sollen und sich nicht selbst durch Dummheit/Betrug/Spielsucht/Selbstüberschätzung ihren Altersunterhalts berauben können.

    Dass es Leute wie die beiden gibt, die natürlich alles besser selber könnten, ist genau der Grundgedanke, die gesetzliche Rente verpflichtend zu machen. Denn was passiert, wenn diese Menschen sich entscheiden doch lieber in guten Jahren zu konsumieren oder sich verzocken?

    Eine von zwei Möglichkeiten:

    1. Sie verhungern/erfrieren und sterben auf dem Gehweg

    2. Die Gesellschaft möchte keine Leichen auf dem Fußweg und fängt diese Menschen auf. Das ist (zum Glück) der Ist-Zustand. Aber es führt dazu dass es (spieltheoretisch) für die Meisten die effizienteste Variante ist, seine Rente mix maximalem Risiko anzulegen, denn der Totalausfall wird ja von "den anderen" abgefangen.*

    Solch ein System kann natürlich nicht stabil sein, weil schließlich alle diesen Weg gehen würden.

    Leider gibt es eine Gruppe Menschen, denen es erlaubt ist diesen Zock auf Kosten der Allgemeinheit zu machen, nämlich manche Selbständige und Gutverdiener. Meiner Meinung nach ist das Problem nicht, dass es eine gesetzliche Zwangs(grund)rente gibt, sondern dass es einigen erlaubt wird sich ihrer zu entziehen.


    *Das ist übrigens das gleiche wie bei den ganzen Too-Big-To-Fail-Banken/Firmen. Und auch diesen Zustand halte ich für nicht stabil. Wie z.B. soll sich in D je ein innovativer Autobauer gegen VW durchsetzen können, wenn dieser im Prinzip jedes Risiko staatsgeschützt eingehen kann?

  • Die Frage, um die es für mich geht, ist eine andere: was kann ich sinnvollerweise tun, um meine gesetzliche Altersversorgung (um deren Beitragszahlung ich als abhängig Beschäftigter ja nicht herumkomme) aufzustocken mit einem besseren Ertrag, als die mir seinerzeit von den Buddies Gerhard Schröder und Carsten Maschmeyer als alternativlos angebotenen Riesterverträge?


    Und da muss ich mal ein großes Lob an die Finantip-Plattform aussprechen, auch wenn diese gerne in meinem Fall 20 Jahre früher hätte auftauchen können. ? Ich habe den Riesterverträgen schon alleine wegen der Umstände, wie sie zustande kamen, von Anfang an misstraut. 2001 bin ich über meinen Arbeitgeber Mitglied in seiner Unterstützungskasse geworden und habe dort im guten Glauben monatlich 100 € vom Bruttogehalt angelegt um festzustellen, dass auch in diesem Fall die gemachten Zusagen nicht annähernd eingehalten wurden. Einzig und allein meine 2017 - nach etwa 5-jährigen Studium der Finanztip-Artikel, Newsletter und des Forums - erworbenen ETF haben alle Erwartungen übertroffen.


    So sehr ich McProfit seine Entscheidung, mit 40 aus der GRV auszusteigen gönne, bleiben mir dennoch Zweifel, dass dieser Weg für die Masse der abhängig Beschäftigten gangbar sein dürfte. ??‍♂️

  • So sehr ich McProfit seine Entscheidung, mit 40 aus der GRV auszusteigen gönne, bleiben mir dennoch Zweifel, dass dieser Weg für die Masse der abhängig Beschäftigten gangbar sein dürfte. ??‍♂️

    Genau so sieht es aus, als normaler Angestellter zahlt man in die GRV, hat man das Glück bei einem Arbeitgeber beschäftigt zu sein, der noch eine Betriebsrente anbietet, dürfte eine ordentliche Rente zusammen kommen. Ansonsten ist man selber gefordert und sollte möglichst zeitig mit einem ETF Sparplan beginnen, alle anderen Möglichkeiten sind nur in Ausnahmefällen sinnvoll, Riester bei hohen Zulagen, betriebliche Altersvorsorge bei einem hohen Arbeitgeberanteil. Das ist das Problem an der Diskussion, es wird von völlig unterschiedlichen Voraussetzungen ausgegangen.

  • So sehr ich McProfit seine Entscheidung, mit 40 aus der GRV auszusteigen gönne, bleiben mir dennoch Zweifel, dass dieser Weg für die Masse der abhängig Beschäftigten gangbar sein dürfte.

    Ein kollektives Sicherungssystem funktioniert (ähnlich wie das kollektive Arbeitsrecht - sprich ein Tarifvertrag) irgendwann nicht mehr, wenn zu viele Leute aussteigen.


    Wenn zu viele Leute sich nicht mehr mit dem Wehrdienst anfreunden können, dann müssen wir zittern, selbst wenn es nur das Herzogtum Groß Fenwick ist, das zu den Waffen ruft.

  • 2. Die Gesellschaft möchte keine Leichen auf dem Fußweg und fängt diese Menschen auf. Das ist (zum Glück) der Ist-Zustand. Aber es führt dazu dass es (spieltheoretisch) für die Meisten die effizienteste Variante ist, seine Rente mix maximalem Risiko anzulegen ("oder nicht solide zu wirtschaften bzw. in Saus und Braus zu leben" - Anmerkung von mir), denn der Totalausfall wird ja von "den anderen" abgefangen.*

    (eine Begrifflichkeit nachträglich von mir gefettet, eine Anmerkung nachträglich von mir in Anführungszeichen und Klammern eingefügt)


    Dazu ein kleiner Exkurs: Generell ein interessantes Feld (auch und gerade im Finanz-Kontext), ein bedeutsamer um nicht zu sagen wesentlicher Aspekt sowie ein äußerst gewichtiger Wirkmechanismus - auf diese Zusammenhänge bin ich immer und immer wieder bei meine damaligen (beginnend 1992 mit dem Vertrag von Maastricht) Recherchen zu Währungsunionen (wie dem Euro) gestoßen.


    Zu den wesentlichen Gründen, warum solche Währungsunionen (wie der Euro) in der gesamten Finanzgeschichte (siehe zuletzt Rubelzone, Skandinavische Münzunion, Lateinische Münzunion) praktisch alle, immer und überall ausnahmslos gescheitert sind, gehören (neben einigen anderen typischen Konstruktionsfehlern wie fehlende einheitliche gemeinsame Sprache für einen funktionierenden Währungsraum oder der Zusammenschluß heterogener oder sogar disparater Länder - beides zutreffend in der Eurozone) insbesondere nämlich die Aspekte "Moral Hazard" (oben im Zitat schon kurz angerissen) und insbesondere die "Tragik der Allmende" (Übernutzung eines Allgemeingutes; in dem Fall eine stabile, solide sprich werthaltige Währung als das betroffene Allgemeingut). Der geneigte Leser mag sich bei Interesse damit beschäftigen - hier würde das en detail zu weit führen.


    Stark vereinfacht gesagt: Der (tendenziell kurzfristige) Nutzen fällt auf Ebene des jeweiligen Nationalstaates an - der (tendenziell langfristige) Schaden auf Ebene der gesamten Währungsunion (z. B. die Geldwertstabilität und/oder die Verschuldung betreffend). Wenn man das Projekt nicht als gescheitert aufgeben will, greift dann Too-Big-To-Fail ... was im Rahmen der Antizipation (Moral Hazard) sozusagen als typischer Fehlanreiz vorab bereits einkalkuliert wird.

    Solch ein System kann natürlich nicht stabil sein, weil schließlich alle diesen Weg gehen würden.

    Dem ist vollumfänglich zuzustimmen. Hier braucht man nur das Wort "System" durch "Währungsunion" ersetzen.


    So kam man als EZB aber auch mit sämtlichen den Euro betreffenden EU-Verträgen (siehe AEUV) mit Ausbruch der Eurokrise und der sog. "Eurorettung" komplett auf die schiefe Ebene; im Klartext: Die ursprünglichen vertraglichen Säulen auf denen der Euro beruhen sollte, existieren nur noch auf dem Papier - nicht aber mehr in der Praxis (Vertrag von Maastricht, Maastricht-Kriterien, Art. 123 AEUV "Verbot der monetären Staatsfinanzierung durch die Notenbank, Art. 125 AEUV "Nichtbeistandsklausel" (jede Land haftet für seine Schulden selbst)).


    Oder in Deinen Worten

    *Das ist übrigens das gleiche wie bei den ganzen Too-Big-To-Fail-Banken/Firmen. Und auch diesen Zustand halte ich für nicht stabil.

    Das Euro-Experiment war den Protagonisten auch "Too-Big-To-Fail" - deshalb wurden die Verträge mit Ausbruch der Eurokrise schlankerhand "beerdigt". Die Kraft aber auch die Einigkeit diese Verträge stattdessen zu modifizieren oder neue abzuschließen (wie in einem Rechtssaat zwingend) war und ist in der EU (präziser innerhalb der Eurozone) nicht mehr vorhanden ...


    Die so gesetzten Fehlanreizen samt Kollateralschäden sind erheblich. Es hätte längst einmal evaluiert werden müssen, ob die "Löschmittel" und der "Löschschaden" der "Dauerrettung" nicht schädlicher waren als der eigentliche "Brandschaden" sprich die Eurokrise selbst. Was das Ganze zudem für die Rechtsstaatlichkeit der EU und Rechtsstaaten generell bedeutet, wenn derart elementare Grundsätze (wie "pacta sunt servanda") kontinuierlich mißachtet werden, wäre eine weitere Frage (die man sich in Brüssel aber lieber erst gar nicht stellt) ...


    Zurück zum "Zwangssystem" GRV: Wie man schon in meinem Beitrag 1.407 Abs. 2 nachlesen kann, wäre ich auch bei "Riester" eher für ein "Obligatorium" gewesen (insbesondere, wenn der Politik die gebotene Kommunikation dazu offensichtlich nicht gelingt und/oder Riester so wenig attraktiv ausgestaltet ist). Auch bei einem eher "offenen System" (mit entsprechenden Wahlmöglichkeiten) würde ich ebenfalls immer für eine nachprüfbare Pflicht im Sinne einer Verbindlichkeit plädieren (siehe hierzu schon auch Nr. 1413) - schon wegen der oben genannten beiden Aspekte.


    Ganz generell: Die Tatsache, daß die verschiedenen deutschen Altersvorsorgesysteme eher einem "Flickenteppich" gleichen - denn ein kohärentes Modell darstellen, habe ich hier übrigens schon mehrfach heraus- und dargestellt (s. dazu zuletzt auch 1.413).

    Meiner Meinung nach ist das Problem nicht, dass es eine gesetzliche Zwangs(grund)rente gibt, sondern dass es einigen erlaubt wird sich ihrer zu entziehen.

    Da würde ich Dir glatt empfehlen bei den deutschen Politikern und deutschen Beamten mit der Umstellung zu beginnen ... (der Status liegt ja nicht selten nicht alternativ sondern kumulativ vor sprich einige Politiker sind wohl auch Beamte; nach meiner Erinnerung sind etwa ein Viertel unserer Abgeordneten im Parlament entweder Beamte oder im Öffentlichen Dienst beschäftigt ... ) - und natürlich auch bei den Politikern und Beamten der real existierenden EU gleich damit weiterzumachen. Die werden alle begeistert sein und Du wirst offene Türen einrennen ...


    Nach meiner Erfahrung wissen die nämlich recht gut um die Kosten und Leistungen solcher (von Dir offensichtlich präferierten) "Einheits- bzw. Zwangssysteme" - und zwar für alle Beteiligten. Gerade deshalb halten sie sich ja davon fern bzw. haben für sich längst eigene Systeme implementiert ...

    Verstehen Achim Weiss und Sovereign tatsächlich nicht was ein (Soziel-)Staat ist?

    Ich vermute (bzw. befürchte) schon - jedenfalls für meinen Teil.


    Nach weit > 40 Jahren mit dem immer höchsten jeweils gültigen Steuersatz (noch dazu in Steuerklasse 1) und als lebenslanges Mitglied der GKV sind mir Kosten aber auch Leistungen dieser Systeme recht gut bekannt.


    Nichtsdestotrotz (siehe die im internationalen Vergleich enorm hohen Abgabenquote in Deutschland) haben wir eine relevante Staatsverschuldung (dazu immer mehr und mehr sog. "Sondervermögen" - im Klartext: Weitere Schuldentöpfe), hohe Defizite in der GRV (Stichwort: Bundeszuschuß) und ebensolche finanziellen Defizite in der GKV sowie in der Pflegekasse. Auch für Normal- und eher Geringverdiener scheinen die Systeme nicht so toll zu funktionieren, sonst müßte man beispielsweise nicht anfangen sogar über das Äquivalenzprinzip in der Gesetzlichen Rente nachzudenken (aus Sorge vor wachsender "Altersarmut"). Trotz staatlichen Steuer-Rekordeinnahmen über die letzten Jahre (bei gleichzeitig Niedrig-, Null - und Negativzinsen auf Staatsschulden) - beides könnte bzw. dürfte sich bald ändern - gibt es hierzulande weitere signifikante Defizite in diversen Bereichen (wie Verteidigung, Infrastruktur, Bildungswesen, Digitalisierung usw. usw.). Begleitet wird dies alles noch von einer immer schwächeren Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands, abnehmender Produktivität und einer - in weiten Teilen - kopflosen Energiepolitik.


    Ganz so toll scheint also dieser Staat inkl. Sozialstaat nicht zu funktionieren ?!


    Auf mich beispielsweise wirkt dieses unser Modell (samt der EU bzw. Eurozone) immer weniger überzeugend. Damit stehe ich nach meiner Erfahrung übrigens keinesfalls alleine da.



    Fast (m)ein (verspätetes) "Wort zum Sonntag" ... das interessiert ja in der Regel auch immer weniger Menschen ;)