Sorgen wir viel zu viel vor - werden wir zu viel Angst haben unsere ETF zu verkaufen wenn wir alt sind - wäre es nicht besser JETZT zu leben?

  • Das ist ein generelleres Problem mit dem sogenanten Ruhestand nach der sogenanten Lebensarbeitszeit. Wenn Du im hohen Alter zur Ruhe kommen darfst, bist Du i.d.R. aus körperlichen Gründen nicht mehr in der Lage, das so geniessen zu können, wie Du es gekonnt hättest, wenn Dir die Auszeit vorher gegönnt worden wäre. Wenn die längere "Auszeit" mitten im Leben gewesen wäre, dann hättest Du damit jede Menge mehr Erfahrungen machen können, die Dein Leben bereichern und in ganz neue Bahnen hätten lenken können. Du hättest vermutlich mehr von Deinem Potential erkunden und ausschöpfen können. Wohl dem, der das - wenigstens ansatzweise - noch im hohen Alter hinbekommt und nicht den Ruhestand als Vorstufe zur "endgültigen Ruhe" erlebt.

    Tja, und warum ist das alles so? Weil wir fremdbestimmte Lebenszeit haben, i.d.R. zum wesentlichen Teil die "Lebensarbeitszeit". (Wenn ich etwas für Familie und Freunde mache, dann kann das auch fremdbestimmt sein. Es hat dann aber meistens doch einen anderen "Geschmack".)

    Begriffe wie "Ruhestand" und "Lebensarbeitszeit" sind an sich schon entlarvend - Freiheit sieht anders aus.

    Die finanzielle Situation ist ein "Mosaikstein" in dem Bild. Wenn Du von vorherein finanziell gut ausgestattet bist, dann kannst Du Dich freier in der Welt bewegen. Wenn Dir "Lebensarbeitzeit" auferlegt wird und Dir der Staat zusätzlich signalisiert, dass er nicht ausreichend für Deinen Lebensabend sorgen wird und von Dir erwartet, das Du da zusätzlich noch mehr fremdbestimmte Zeit reinsteckst, um Dich diesbetreffend abzusichern, dann kann man schon in's Grübeln kommen. Zumal man dabei letztendlich wieder von anderen (noch mehr Parteien als den Staat) abhängst: die Versicherung, den Banken, dem Markt, der Verfügbarkeit von Informationen.

  • Hallo Referat Janders,

    "Lebt" man nur, wenn man Geld ausgibt?

    da wir uns in einem kapitalistischen System befinden, kann man nur "leben" wenn man Geld ausgibt.?

    Die philosophische Frage, wie man mit seinem Geld umgehen will, sollte und muss jeder für sich entscheiden.

    Ich möchte 6 Wochen Urlaub in Australien machen

    Falls Elgob seine These ernst meint, hat er seine Wahl schon getroffen

    Die Erfahrungen von 6 Wochen Australien wäre besser für mich JETZT - weil ich immer noch jung und vital bin.

    Eine positive Erfahrungen ist mehr wert als ein paar tausende extra aufs ETF Depot

    und das ist auch okay. Außerdem beglückwünsche ich ihn dazu soviel Geld zu haben, dass er sich sowohl zeitlich als auch finanziell eine 6-wöchige Reise nach Australien leisten kann.

    Was den hier oft genannten Mittelweg betrifft, ich meine einen Mittelweg zu gehen. Die Frage ist nur, wer bestimmt, wie der Mittelweg auszusehen hat? Sind ETFs sicher? Ist Gold die Krisenwährung? Gibt es einen Bankencrash oder gar eine neue Weltwirtschaftskrise? Fragen über Fragen... aber ich glaube ich schweife ab.? Solange ich mir über so etwas Gedanken machen kann, bin ich sehr privilegiert.

    Entspannte Grüße zum langen Wochenende!

  • Wenn man jetzt 1.500€ monatlich zur Seite legen kann, benötigt man wahrscheinlich auch in Zukunft nicht all zu viel Geld um glücklich zu leben.

    Von der Sparrate alleine kann man nicht auf das benötigte Geld schliessen. Was, wenn man zwar 1500 euro Sparrate hat, aber 12.000 Euro verdient und davon auch den Rest komplett benötigt ^^

  • Von der Sparrate alleine kann man nicht auf das benötigte Geld schliessen. Was, wenn man zwar 1500 euro Sparrate hat, aber 12.000 Euro verdient und davon auch den Rest komplett benötigt ^^

    Ich gebe dir Recht und muss dazu sagen, dass ich allerdings von einem ganz normalen Median Gehalt spreche.

  • Ich gebe dir Recht und muss dazu sagen, dass ich allerdings von einem ganz normalen Median Gehalt spreche.

    Ohne Dir zu Nahe treten zu wollen: Rechne mir mal vor, wie ein alleinstehender Mensch in einer deutschen Großstadt mit dem Mediangehalt (2023: 43.800€/Brutto) auf eine Sparrate von 1.500€/Monat kommt.:/

    Bei SK1 bleiben netto etwas über 2.400€/Monat über. Respekt, wer es mit 900€/Monat schafft über die Runden zu kommen.

    Ich halte jede Wette, dass nur ein äußerst kleiner Anteil überhaupt schafft. Und nun denken wir mal darüber nach, ob das Jemand dann auch über einen Zeitraum von 25 Jahren schafft.

  • Ohne Dir zu Nahe treten zu wollen: Rechne mir mal vor, wie ein alleinstehender Mensch in einer deutschen Großstadt mit dem Mediangehalt (2023: 43.800€/Brutto) auf eine Sparrate von 1.500€/Monat kommt.:/

    Bei SK1 bleiben netto etwas über 2.400€/Monat über. Respekt, wer es mit 900€/Monat schafft über die Runden zu kommen.

    Ich halte jede Wette, dass nur ein äußerst kleiner Anteil überhaupt schafft. Und nun denken wir mal darüber nach, ob das Jemand dann auch über einen Zeitraum von 25 Jahren schafft.

    Ich kann da nur für mich sprechen.

    Mit meiner Frau teile ich Versicherungen und Lebensmitteleinkäufe, welche nicht oft benötigt werden, da wir meistens bei den Schwiegereltern im Haus mitessen.

    Wir leben mit Eigentum, zahlen also keine Miete oder Kreditrate und fahren ausschließlich mit unseren Jobtickets im ÖPNV.

  • Rechne mir mal vor, wie ein alleinstehender Mensch in einer deutschen Großstadt mit dem Mediangehalt (2023: 43.800€/Brutto) auf eine Sparrate von 1.500€/Monat kommt.:/

    Bei [Steuerklasse I] bleiben netto etwas über 2.400€/Monat über. Respekt, wer es mit 900€/Monat schafft, über die Runden zu kommen.

    Mit meiner Frau teile ich Versicherungen und Lebensmitteleinkäufe, welche nicht oft benötigt werden, da wir meistens bei den Schwiegereltern im Haus mitessen.

    Wir leben [im] Eigentum, zahlen also keine Miete oder Kreditrate und fahren ausschließlich mit unseren Jobtickets im ÖPNV.

    Hut ab! Ihr seid wohl schon ausgewachsene Frugalisten. :)

    Die Miete ist regelmäßig ein großer Batzen; wenn der wegfällt, bleibt ein großer Batzen übrig. Ein zweiter erheblicher Kostenfresser ist das Auto. Es kostet jeden Monat mehrere hundert Euro. Wenn das auch noch wegfällt, bleibt wieder ein erheblicher Batzen übrig.

    Ich halte es für plausibel, daß man unter solchen Umständen als Alleinstehender mit 900 €/m auskommt - und wenn zwei zusammen wirtschaften, geht das allemal.

  • Können schon. Aber während direkt nach dem Studium das Leben in der WG noch so schön günstig ist, will man mit 30 doch eher was Eigenes. Mit Familie sieht die Rechnung ohnehin anders aus.

    Und das Beispiel war doch eher ein schlechtes. Wohneigentum zahlt sich nicht von alleine ab und Eigentum=kostenlos ist eine der beliebtesten Milchmädchenrechnungen. Und wenn ihr die Schwiegereltern für euch einkaufen lasst, ist das schön. Aber sicher nicht repräsentativ.

  • Ob eine schon abbezahlte Immobilie dem Median entspricht, sei mal dahingestellt.

    Unbedingt! Statistiken in Deutschland orientieren sich sehr häufig an Nominalwerten, in diesem Fall also dem nominalen Nettoeinkommen. Obwohl das bei der Lebensführung und den Kosten für dieselbe einen erheblichen Unterschied macht, werfen allzuviele Statistiker Mieter und Hausbesitzer in einen Topf.

  • Mieter und Eigentümer vergleichen ist die Sache von Äpfeln und Birnen. Eher ist der Vergleich der Art der Immobilie sinnvoll, Miete inclusive Nebenkosten für eine kleine Zweizimmerwohnung in einer günstigen Gegend kann durchaus günstiger sein als ein abbezahltes Einfamilienhaus mit großem Grundstück.

  • Ob eine schon abbezahlte Immobilie dem Median entspricht, sei mal dahingestellt

    Bei einer Eigentumsquote von etwas über 40% ist der Median ziemlich sicher Mieter.

    Die Eigentumsquote allein dürfte nicht der entscheidende Punkt sein.

    Daß eine Immobilie in jüngeren Jahren abbezahlt ist, dürfte der seltenere Fall sein. Und wenn sie nicht abbezahlt ist, dürfte die finanzielle Last etwa einer entsprechenden Miete entsprechen, eher mehr, denn Wohneigentum ist vielfach größer als eine entsprechende Mietwohnung ("Man baut schließlich nur einmal!"). Ich könnte mir vorstellen, daß man über verschiedene Lebensjahre die Realität statistisch am besten trifft, wenn man bei den Lebenshaltungskosten für den jeweiligen Haushalt Wohnkosten in Höhe einer üblichen Miete berücksichtigt.

  • Kann man so oder so sehen. Das Eigenheim verglichen mit der Eigentumswohnung/Mietwohnung ist in der Regel größer, weil man es sich auf dem Land bzw. in den Speckgürteln eher leisten kann als im Zentrum. Das Budget, das mir hier einen Neubau inklusive Grundstück, Küche, Garten... finanziert, hätte mir in Konstanz nur für eine 3-Zimmer-Wohnung im Altbau gereicht.

    Und am Ende vergleicht man auch Äpfel mit Birnen. Beim Eigentum kann man mit einer hohen Rate eine Investition in die Zukunft tätigen. Sobald abbezahlt ist, hat man nur noch die Kosten für Instandhaltung. Bis zum Ende der Zinsbindung ist die Rate fix. Der Mieter zahlt bis ans Lebensende eine tendenziell steigende Miete

  • @LE:

    Derlei Details sollen uns nicht entzweien.

    Es ging darum, daß ein Vorposter angab, mit 900 €/mo seinen Lebensunterhalt finanzieren zu können. Das ist wenig und sicher nur deswegen möglich, weil er einen großen Kostenblock nicht hat, nämlich einen Großteil der Wohnkosten. In seinem Fall wohnt er wohl bereits in jungen Jahren in einer abbezahlten Immobilie. Das dürfte eher die Ausnahme sein.

    Die meisten von uns sind nicht in dieser glücklichen Lage :-(, sondern zahlen fürs Wohnen entweder eine Miete oder sie zahlen einen Hauskredit ab. Die Kosten dürften im Durchschnitt ähnlich sein, fürs Eigentum (äh: erstmal Bankeigentum) eher mehr, weil hier Tilgung = Eigentumsaufbau mit dabei ist.

    Hoffentlich ist das Wohneigentum mit Eintritt in den Ruhestand bezahlt, dann ist es billiger, aber der Bewohner hat dann ja auch nicht mehr so viel Geld.

    Freilich ist Wohneigentum im Speckgürtel billiger als im Zentrum der nächsten Stadt, dafür muß man dann aber halt auch Zeit für die Fahrt und Sprit fürs Auto einplanen (und zwei Autos für zwei Berufstätige).

    Irgendwas ist ja immer.

    Ich glaube dem Vorposter seine Sparrate (1500 €/mo bei 2400 €/mo Einkommen), sage dazu aber trotzdem: Hut ab!