FT Artikel "Mieten oder Kaufen" - Wo ist der Denkfehler?

  • Aber ich denke wirklich vor dem Hintergrund der aktuellen Neuvertragsmieten bleibt oft auch gutverdienenden jungen Menschen kaum Spielraum um parallel zu sparen!

    Na ja, zum Kaufen oder gar zum Bauen scheint es im aktuellen Zinsumfeld auch nicht mehr zu langen. Ich höre jedenfalls aus meinem Umfeld, dass komplette Bauträume geplatzt sind oder zumindest deutlich kleinere Brötchen gebacken werden (müssen).

    Die Immobilienpreise sinken zwar, das betrifft aber auch in erster Linie Immobilien, die in den nächsten Jahren ein erhebliches Kostenrisiko bergen können (Wärmedämmung, Heizungsanlage). Spricht das Risiko will sich auch keiner ans Bein binden (zumindest nicht ohne gehörigen Abschlag).

    Zumeist würd es ohne kräftige Finanzspritze der Eltern oder Großeltern ohnhin nix werden mit dem Traum vom eigenen Haus.

  • Na ja, zum Kaufen oder gar zum Bauen scheint es im aktuellen Zinsumfeld auch nicht mehr zu langen. Ich höre jedenfalls aus meinem Umfeld, dass komplette Bauträume geplatzt sind oder zumindest deutlich kleinere Brötchen gebacken werden (müssen).

    Die Immobilienpreise sinken zwar, das betrifft aber auch in erster Linie Immobilien, die in den nächsten Jahren ein erhebliches Kostenrisiko bergen können (Wärmedämmung, Heizungsanlage). Spricht das Risiko will sich auch keiner ans Bein binden (zumindest nicht ohne gehörigen Abschlag).

    Zumeist würd es ohne kräftige Finanzspritze der Eltern oder Großeltern ohnhin nix werden mit dem Traum vom eigenen Haus.

    Bei höheren Zinsen wird das Eigenkapital noch wichtiger als ohnehin schon.

  • Das große Problem ... kommt, sobald man die Wohnung wechseln muss. ...

    15€/qm für unsanierte Altbauten sind da noch das untere Ende. ... Da ist man dann für 3 Zimmer schnell bei 1400€ Kaltmiete und aufwärts. Viel Geld nur fürs Wohnen.

    Wobei Kaufen da auch nicht besser ist,

    Ist das jetzt ein Plädoyer fürs Kaufen oder fürs Mieten?

  • Die auf den ersten Blick geniale Lösung "Wohnungstausch" zeigt ihre Tücken, wenn es an ihre Realisierung geht:

    Bei einer Genossenschaft kann man auch intern wechseln. Leider gilt hier aber das gleiche wie in anderen Dingen. Wer einmal in einer 3 oder 4 Zimmerwohnung sitzt, wird dann Jahre später kaum mehr in eine kleinere Wohnung wechseln. Zumal die kleinere Wohnung dann im Verhältnis teurer ist (Preis pro qm).

    Der Preis und der sachliche Aufwand für einen Umzug kommt dazu!

    Da bleibt man lieber in den altgewohnten 4 Wänden und hängt eventuell das ehemalige Kinderzimmer einfach ab (sprich benutzt es einfach nicht), wenn man es nicht mehr braucht.

    Evtl. müßte eine Genossenschaft darauf mit einer 'Fehlbelegungsabgabe' reagieren. Sprich wer eine große Wohnung ohne Grund, also ohne die entsprechende Personenanzahl, bewohnt, muss deutlich mehr bezahlen.

    Ob die Genossen wohl eine solche Bevormundung schätzen? In der Vertreterversammlung sitzen im Durchschnitt altgediente Genossen, also Leute, die selbst seit vielen Jahren in "zu großen" Wohnungen sitzen. Ob die sich wohl selbst eine Fehlbelegungsabgabe auferlegen? Man wird es bezweifeln dürfen.

    Im sozialen Wohnungsbau gab es übrigens mal eine Fehlbelegungsabgabe. Man hat sie in den meisten Bundesländern wieder abgeschafft. Man wird seine Gründe dafür gehabt haben.

  • Man kann zum Thema "Kaufen oder Mieten?" Bücher schreiben. Viele haben das auch bereits getan.

    Letztes Jahr ist der Artikel https://www.finanztip.de/baufinanzierung/mieten-oder-kaufen/ erschienen. Abgesehen davon, dass die Hyptokenzinsen schon dieses Jahr auf weit über 3% gestiegen sind und es toll wäre, wenn der Artikel aktualisiert werden könnte,

    Wieso? Die im Artikel geäußerten Gedanken gelten doch nach wie vor.

    In dem Artikel wird so getan, als hätte ein Mieter das Geld, welches der Käufer als Eigenkapital und für die Tilgung von Kredit und Zins (plus Instandhaltung) verwenden muss, zur Verfügung, um in eine andere Geldanlage, z.B. in Aktien zu investieren. Aber in der Realität muss der Mieter doch dieses Geld verwenden um seine Miete zu bezahlen?

    Der "Eigentümer" (also der Bewohner des Hauses, das zum größten Teil der Bank gehört) zahlt in der Regel eine gleichbleibende Rate bestehend aus einer Zinszahlung (die "verloren" ist) und einer Tilgungskomponente (die dem Vermögensaufbau dient).

    Der Mieter zahlt seine Kaltmiete, die man in erster Näherung als Zins sehen kann. Tilgung zahlt er nicht, dieses Geld hat er prinzipiell frei für eine andere Art der Anlage. Das wird in dem Artikel auch richtig genannt, wobei ich anfügen möchte: Der Mieter muß das dann auch tun, und zwar ohne äußeren Zwang. Der "Eigentümer" findet in Form seines Hypotheken-Kontoauszugs viel leichter eine Motivation.

    Am Ende der Laufzeit nennt der Käufer eine [alte!] Immobilie sein Eigentum, während der Mieter mit leeren Händen dasteht.

    Der Mieter hat - wenn man wirklich alles gleich rechnet - dann ein dickes Wertpapierdepot, das der Hauseigentümer nicht hat.

    Wie kann da ein Mieter, selbst wenn sich alle sonstigen im Artikel genannten Kriterien zu seinen Gusten entwickeln, vorteilhafter als ein Käufer gehandelt haben?

    Die zugrundeliegende Rechnung ist im Artikel ja angedeutet worden. Wenn Du die Parameter passend wählst, kannst Du jedes Wunschergebnis herausbekommen. Mich wundert am Artikel, daß gesagt wird, daß es Szenarien gibt, in denen ein Mieter sich besserstellt als ein Käufer. Eine Graphik gibts aber nicht dazu.

    Ich wohne zur Miete. Als ich einzog, hätte ich das Objekt rein rechnerisch kaufen können, hätte damals aber mein komplettes Anlagevermögen dazu einsetzen müssen. Seither sind einige Jahre vergangen. Die Immobilienpreise haben sich etwa verdoppelt, meine Miete ist zu meinem eigenen Erstaunen gleich geblieben. Mein Vermögen hat sich in der Zeit vermehrfacht. Ich könnte das Objekt immer noch kaufen, müßte nun aber nur einen kleinen Teil meines Vermögens einsetzen.

    Man sollte den Wert einer abgewohnten Immobilie nicht überschätzen, wie man es oft tut. Im Nachbarhaus wohnt eine alte Dame in ihren 90ern. Der Mann ist vor langem gestorben, die Kinder sind längst ausgeflogen. Sie bezieht ihren Lebenssinn daraus, das Haus für ihre Erben zu erhalten, und erzählt immer wieder von dem Geldsegen, der ihren Erben dereinst zuteil werde.

    Das Haus sieht auch noch ganz gut aus, aber vermutlich wird der Käufer des Anwesens das Haus abreißen und ein ganz neues bauen. Der Wert des Anwesens liegt im Grundstück. Das ist oft so. Alte Leute haben oft völlig überzogene Vorstellungen, was ihr Anwesen noch wert sein soll.

    Im Artikel ist richtig genannt, daß die Entscheidung für eine Immobilie primär eine Frage des Lifestyles ist. Mir ist eine Studie des empirica-Instituts geläufig (das sehr eng mit den Landesbausparkassen verbandelt ist :) ), in der die Vermögensentwicklung von Mietern und Käufern gleichen Einkommens verglichen wird: Nach 25 Jahren sind die Käufer regelmäßig deutlich vermögender als die Mieter. Aber warum? (Hypotheken-)Schulden zählen unter die wirksamsten Sparanreize überhaupt: Die Käufer haben über lange Jahre auf Konsum verzichtet, haben etwa Urlaub in Bad Meingarten gemacht statt auf den Malediven. So kann freilich ein Vermögen zusammenkommen.

    Meistens ist Kaufen/Bauen übrigens teurer als Mieten. Üblicherweise ist Immobilieneigentum größer als gemieteter Wohnraum, dazu kommt die verbreitete (jeweils teure) Auffassung, daß man schließlich nur einmal baue.

    Aber dazu hat man sein Geld ja: Zum Ausgeben. Ein Abend auf der eigenen Terrasse mit einem Glas Rotwein läßt sich in Geldeswert nicht fassen.

  • Ist das jetzt ein Plädoyer fürs Kaufen oder fürs Mieten?

    Das war eine Feststellung, dass Wohnen teuer ist. Wenn ich aber für etwas plädieren muss, dann dafür, sich seine eigenen Gedanken zu machen. Diese ganzen idealisierten Szenarien werden der persönlichen Realität oft nicht gerecht.

    Kaufen wird man zum Beispiel tendenziell auf dem Land, Mieten eher in der Stadt. Schlicht und einfach deshalb, weil auf dem Land ein viel geringerer Anteil überhaupt zur Miete zur Verfügung steht und Mietobjekte auf dem Land auch ein anderes Segment abdecken als in der Stadt. Vollkommen unabhängig von den finanziellen Aspekten.

  • Im sozialen Wohnungsbau gab es übrigens mal eine Fehlbelegungsabgabe. Man hat sie in den meisten Bundesländern wieder abgeschafft. Man wird seine Gründe dafür gehabt haben.

    Möglicherweise diesen:
    "Was man hat, hat (und kennt) man.
    Was nachkommt auch immer,
    ist im Zweifelsfall schlimmer".

    "Unhappy Wife - Unhappy Life!" Roger Murgatroyd, 1977

  • Man sollte den Wert einer abgewohnten Immobilie nicht überschätzen, wie man es oft tut. Im Nachbarhaus wohnt eine alte Dame in ihren 90ern. Der Mann ist vor langem gestorben, die Kinder sind längst ausgeflogen. Sie bezieht ihren Lebenssinn daraus, das Haus für ihre Erben zu erhalten, und erzählt immer wieder von dem Geldsegen, der ihren Erben dereinst zuteil werde.

    Genau das ist bei meinen Eltern bzw. bei meiner Mutter auch der Fall.:rolleyes:

    Wir Kinder leben hunderte von Kilometern entfernt und keiner hat irgendein Interesse das Haus mal zu übernehmen (BJ1974).

    Ich hatte meinen Eltern bestimmt vor mind. 15 Jahren empfohlen das Haus zu verkaufen und sich eine schöne Seniorenwohnung zu suchen und sich in den letzten Jahren noch etwas zu gönnen.

    Aber nein. Loslassen geht nicht. Das Haus ist Ihre 'Lebensleistung'. Halt Kriegsgeneration.

    Erst nach dem Tod meines Vaters ist meine Mutter 'aufgewacht' und denkt an einen Umzug in eine Seniorenwohnanlage in der Nähe von uns. Wartezeit so 3-5 Jahre!

    BTW: Das Haus hat lt. Aussagen diverser Makler in 2022 rund 25% des 'Marktwerts' verloren. Halt der übliche Renovierungs- und Sanierungsstau, der jetzt zu einem heftigen Abschlag im Wert führt.

  • Man sollte den Wert einer abgewohnten Immobilie nicht überschätzen, wie [alte Eigentümer es oft tun].

    Genau das ist bei meinen Eltern bzw. bei meiner Mutter auch der Fall. :rolleyes:

    Wir Kinder leben hunderte von Kilometern entfernt und keiner hat irgendein Interesse das Haus mal zu übernehmen (BJ1974).

    ... und vielleicht auch keine Gelegenheit. Der Sohn hat sich hunderte Kilometer weiter beruflich etabliert. Wollte er das Haus übernehmen, wäre ein großer Umzug fällig, neuer Arbeitsplatz, neuer Freundeskreis. Müßte gerade sein, daß die Mutter uralt würde, so daß der Sohn schon in Rente ist oder zumindest nahe seiner Rente. Aber vermutlich selbst dann will man nicht notwendigerweise über eine weite Distanz an den Ort seiner Kindheit zurück.

    Das ist bei vielen Leuten so, und das ist auch anders als in früheren Generationen. Gerade Akademiker sind mobiler als früher, müssen sie ja allein durchs Studium oft zwangsläufig ihren Heimatort verlassen.

    Ich hatte meinen Eltern bestimmt vor mindestens 15 Jahren empfohlen, das Haus zu verkaufen, sich eine schöne Seniorenwohnung zu suchen und sich in den letzten Jahren noch etwas zu gönnen.

    Das mit dem "Gönnen" ist nicht so einfach, fragt sich ohnehin, ob es zweckdienlich ist. Ich hatte neulich mal die Studie der empirica genannt, bei der herausgekommen ist, daß der Eigentümer bei gleichem Einkommen schließlich reicher ist als der Mieter, weil ersterer seine Hypothek abbezahlt und zweiterer vom gleichen Geld auf die Malediven fliegt. Weil das über Jahrzehnte so geht, wird das Lebenseinstellung: Der durchschnittliche Eigentümer hat den Konsumverzicht so verinnerlicht, daß er auch nach dem Abzahlen seines Kredits keinen großen Wert darauf legt.

    Erst nach dem Tod meines Vaters ist meine Mutter 'aufgewacht' und denkt an einen Umzug in eine Seniorenwohnanlage in der Nähe von uns. Wartezeit so 3-5 Jahre!

    BTW: Das Haus hat lt. Aussagen diverser Makler in 2022 rund 25% des 'Marktwerts' verloren. Halt der übliche Renovierungs- und Sanierungsstau, der jetzt zu einem heftigen Abschlag im Wert führt.

    Ein Haus haben zu wollen, ist ofmals keine primär monetär motivierte Entscheidung.