Ich habe die Börse 46 Jahre erfolgreich ignoriert, was an einer wesentlich eingeschränkten Risikotragfähigkeit liegt.
Du meinst vermutlich "Risikotoleranz", nicht "Risikotragfähigkeit". Du hast mindestens 100 T€ Vermögen und bekommst Herzklopfen wegen 500 € Buchverlust, also etwa 0,5% Deines Vermögens. Objektiv gesehen bringt Dich ein solcher Kursrückgang nicht um, ja noch nicht einmal in Bedrängnis. Diese rationale Überlegung hilft aber nichts, wenn Du wegen 500 € Miesen nicht mehr ruhig schlafen kannst.
Es ist Dein Geld und Deine Anlage. Es zählt allein, was Du davon hältst und was Du damit machst. Was ich davon denke, ist für Dich letztlich unerheblich. Sollte ich Dir sagen, was Du machen sollst und Du machst das dann auch, bist Du dafür verantwortlich und nicht ich.
Ich habe es bei einem Gehalt zwischen 2k und 3k im Monat geschafft, in 15 Jahren 100k anzusparen. Ich bin ledig und habe keine Kinder. Dazu kommt noch das Guthaben bei diversen Versicherungen.
Nun hab ich wohl innerhalb eines Jahres, wohl so einiges falsch gemacht. Das für mich erschreckende war, dass ich die Kohle so rausgehauen habe, ohne mich wirklich mit den Unternehmen zu beschäftigen, lediglich inspiriert durch podcasts, yt-videos oder eigene Ideen.
Das machen viele so, verbrennen sich die Pfoten und werden fürderhin nie mehr an der Börse gesehen. Im Grunde hast Du bis jetzt ziemlich wenig Lehrgeld bezahlt. Ich habe schon mehr an der Börse verloren (andererseits aber auch schon mehr gewonnen).
Letztens hab ich einen Beschei über die Transaktionskosten vom letzten Jahr bekommen. Die sind nicht unerheblich.
Hin und Her macht Taschen leer.
Ich habe noch nicht einmal eine richtige Strategie. Ich weiß nicht genau, wie es weitergeht. Ich hätte gern mehr Diversifikation und zwar mit konservativen Dividendentiteln. Und dann noch ETFs. Aber als erstes wird die Musterdepot-App deinstalliert, damit ich nicht jeden Tag gucke.
Hektik ist für Privatanleger meistens verkehrt. Nimm Dir die Zeit und lies Dich schlau, z.B. bei Hartmut Walz. Kauf Dir ein Buch von Gerd Kommer ("Souverän investieren ...") und lies es durch. Gib Dir dazu beispielsweise ein Vierteljahr.
Mach eine Vermögensaufstellung, bei der Du auch Deinen Rentenanspruch nicht vergißt.
Werde Dir darüber klar, bei welchem Verlust Du immer noch ruhig schlafen kannst. Mein Depot hat im Jahr 2020 6% verloren, im Jahr 2021 33% gewonnen (ein außerordentlich gutes Börsenjahr wie schon lang nicht mehr!), im Jahr 2022 7% verloren. Aktuell stehe ich seit Jahresanfang bei +9%. Ich halte das aus, ich habe lange genug geübt. Du sprichst davon, daß Dir 0,5% Kursrückgang Sorgen machen. Viele Tagesschwankungen sind bei mir höher.
Schlag Dir als Anfänger Einzeltitel aus dem Kopf, schlag Dir Sektorwetten aus dem Kopf.
Für Leute mit (noch) geringer Risikotoleranz ist ein breiter ETF schon genug Risiko.