World ETF oder All World ETF: Eine Analyse in der veränderten globalen Lage

  • Hallo zusammen,

    ein World ETF kann eine effiziente Möglichkeit sein, um breit in den globalen Aktienmarkt zu investieren. Doch angesichts der sich wandelnden globalen Lage stellt sich die Frage, ob ein All World ETF möglicherweise angemessener ist. Was gibt es für Argumente?


    Argumente für einen World ETF:

    1. Bewährte Performance: World ETFs haben über die Jahre eine solide Performance gezeigt und sich als attraktive Option für Anleger erwiesen, die eine breite Diversifizierung über verschiedene Länder hinweg suchen.
    2. Risikostreuung: Durch die Investition in Unternehmen aus verschiedenen Ländern und Sektoren kann ein World ETF das Risiko besser streuen als ein All World ETF, der möglicherweise stärker von einer Region oder Branche abhängt.
    3. Etablierte Geschichte: World ETFs existieren schon länger und haben eine historische Datenbasis, die es den Anlegern ermöglicht, ihre Performance im Laufe der Zeit zu überprüfen.

    Argumente für einen All World ETF:

    1. Deglobalisierung und regionale Performance: In Zeiten der Deglobalisierung könnten einzelne Länder oder Regionen (EM) von politischen oder wirtschaftlichen Entwicklungen stärker profitieren als andere. Ein All World ETF würde Anlegern ermöglichen, von solchen regionalen Gewinnern zu profitieren.
    2. Ungewisse Zukunft: Angesichts der sich rasch ändernden globalen Wirtschaftslage und geopolitischer Spannungen könnten All World ETFs eine Flexibilität bieten, die es Anlegern ermöglicht, sich an veränderte Bedingungen anzupassen.
    3. Potenziell höhere Renditen: Wenn einige Länder aufgrund spezifischer Ereignisse oder Entwicklungen eine starke Performance zeigen, könnte ein All World ETF im Vergleich (enthält EM) zu einem World ETF (enthält nur indirekt EM) möglicherweise höhere Renditen erzielen.

    Argumente gegen einen All World ETF:

    1. Konzentriertes Risiko: Ein All World ETF kann zu einer Konzentration in bestimmten Regionen oder Sektoren (EM) führen, was das Risiko erhöhen könnte, falls diese Bereiche schlechter abschneiden als erwartet.
    2. Begrenzte Historie: Da All World ETFs noch nicht so lange existieren, ist ein historischer Vergleich problematisch, und es besteht die Unsicherheit, wie sie sich in verschiedenen Marktbedingungen entwickeln würden.
    3. Volatilität und Unsicherheit: Nichts genaues weiß man(n) nicht.

    Auch richtig ist, dass die Vergangenheit keine Garantie für die Zukunft bietet.


    Was meint Ihr?


    LG

  • Ich sehe es einmal so, solange man nicht hin und her investiert, weil gerade einer besser läuft, ist es Jacke wie Hose. Dadurch das die bedeutendsten Unternehmen in beiden vertreten sind, wird sich der Unterschied der Erträge wohl auch in Grenzen halten.

  • Ja, und nicht nur der Unterschied wird sich in Grenzen halten, auch die Frage, ob sich die eine oder andere Volkswirtschaft abseits der USA besser oder schlechter entwickeln wird, lohnt nicht wirklich eine vertiefte Betrachtung. Auch der MSCI World wird von den "großartigen Sieben" dominiert, nicht so ausgeprägt wie die amerikanischen Indizes, aber seine Entwicklung wird von diesen paar Unternehmen deutlich stärker bestimmt als von der Wirtschaftentwicklung in irgend einer Region außerhalb Nordamerikas. Apple und Microsoft repräsentieren alleine ca. 10% der Gewichtung. Wenn es da rumpeln würde (Apple stand schon mal vor der Pleite, nur zur Erinnerung), wäre es ziemlich egal, ob der Index Brasilien oder Südkorea mit abbildet und dort die Wirtschaft prosperiert. Ebenso, wenn Facebook den Weg von Wirecard ginge oder Musk Tesla vor die Wand fahren würde. Umgekehrt aber auch, solange es bei den großen Sieben gut läuft, ist es fast egal, ob sich Brasilien und Südkorea gut oder schlechter entwickeln und ob die im Index mit dabei sind oder nicht. Man würde es nicht wirklich an der Entwicklung des Index merken.

  • Wer in die Weltwirtschaft investieren will sollte eine All-World nehmen. Der MSCI World Index umfasst ca. 1.600 Aktien aus den Industrieländern. Ein MSCI ACWI Index hingegen ca. 3.000, ein FTSE ALL-World Index fast 4.000 und ein MSCI ACWI IMI Index sogar knapp 9.000 Aktien aus Industrie- und Schwellenländern.


    Auch wenn viele dieser zusätzlichen Aktien heute nur geringe Anteile haben, wie @R.F. zurecht betont hat, besteht dennoch die Möglichkeit, dass deren Bedeutung steigt. Wenn kleinere Unternehmen oder welche aus den Schwellenländern zulegen, wird dieses durch die Marktkapitalisierung direkt im Index berücksichtigt. Wer diese Unternehmen von vornherein ausschließt, kann auch nicht partizipieren, wenn sich die heutigen Verhältnisse mal ändern sollten.


    Von daher ist es immer gut prognosefrei auf die gesamte Weltwirtschaft zu setzen!

  • Hallo zusammen,

    interessant. Vielen Dank.

    Das Portfolio 70/30 entspricht dem All Word ETF.

    Der Nachteil des Weld ETF könnte sein, dass der fehlende EM Teil ggf. doch etwas ausmacht oder sticht das Argument,

    dass z. B. Appel auch Handys in China verkauft und die Gewinne in die Staaten geht.

    LG

  • Wenn kleinere Unternehmen oder welche aus den Schwellenländern zulegen, wird dieses durch die Marktkapitalisierung direkt im Index berücksichtigt. Wer diese Unternehmen von vornherein ausschließt, kann auch nicht partizipieren, wenn sich die heutigen Verhältnisse mal ändern sollten.

    Wenn kleinere Developed-World-Unternehmen wachsen, landen sie doch auch im MSCI World.


    Wenn sich die heutigen Verhältnisse insoweit ändern, dass Schwellenländer an Gewicht gewinnen, werden auch die MSCI-World-Unternehmen aus den Developed Markets (noch mehr) dort investieren. Auch jetzt sind die großen MSCI-World-Unternehmen ja schon in Schwellenländern tätig, es ist also nicht so, als würde man mit MSCI World an einem Aufschwung der Schwellenländer überhaupt nicht partizipieren.


    Am Ende ist es persönliche Geschmackssache. Ich glaube nicht, dass es auf lange Sicht einen riesigen Unterschied machen wird, ob man 100% Developed oder 70/30 Developed/EM oder FTSE All-World oder MSCI ACWI IMI investiert. Und wenn es doch einen großen Unterschied machen sollte, weiß zum jetzigen Zeitpunkt keiner, in welche Richtung. Denn Chance und Risiko funktionieren spiegelbildlich - wer am Aufschwung eines höher gewichteten Bestandteils partizipiert, partizipiert ggf. auch an dessen Absturz.


    Vorhersagen kann es schlicht niemand. Was besser gewesen wäre, weiß man erst rückblickend in 20 oder 30 Jahren.



  • Ich bin all in A1jx52 ( all world FTSE Vanguard)

  • Am Ende ist es persönliche Geschmackssache. Ich glaube nicht, dass es auf lange Sicht einen riesigen Unterschied machen wird, ob man 100% Developed oder 70/30 Developed/EM oder FTSE All-World oder MSCI ACWI IMI investiert.

    Ich denke, das bringt es ganz gut auf den Punkt. :/

  • Hallo zusammen,

    vielen Dank für Ihre Rückmeldung.


    Der World ETF und der World ETF ohne EM Länder sind zwei verschiedene Anlageinstrumente mit unterschiedlichen Ausrichtungen. Der World ETF investiert in Unternehmen weltweit, einschließlich Schwellenländern (Emerging Markets), während der World ETF ohne EM Länder gezielt auf diese Schwellenländer verzichtet.

    Ob man sich zukünftig den World ETF ohne EM Länder leisten kann oder nicht, ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Zum einen kann die Entwicklung der Weltwirtschaft und die Performance der Unternehmen in den Schwellenländern eine Rolle spielen. Investitionen in Schwellenländer können mit höheren Risiken verbunden sein, aber auch mit potenziell höheren Renditen, da diese Länder oft ein schnelleres Wachstum verzeichnen als etablierte Volkswirtschaften.

    Die Frage, ob es einen Unterschied macht, ob Apple Gewinne in China generiert oder ein chinesisches Unternehmen originär Gewinne erwirtschaftet, ist ebenfalls komplex. Wenn Apple Gewinne in China erzielt, kann dies bedeuten, dass das Unternehmen dort erfolgreich ist und von der wachsenden chinesischen Wirtschaft profitiert. Auf der anderen Seite kann ein chinesisches Unternehmen, das originär Gewinne erwirtschaftet, möglicherweise besser von den inländischen Trends und Marktbedingungen profitieren.

    Die Deglobalisierungstendenzen könnten das möglich machen.


    Ist der Gedanke nachvollziehbar?


    LG

  • Die China Aktien hat Saidi in einem seiner letzten Videos ganz gut auf den Punkt gebracht. Ich gehöre zu denen die China nicht so recht trauen, allerdings ist der Anteil beim Welt ETF auch nicht so hoch, dass es bei politischen Querschlägern extrem bergab geht.

  • EM bestehen zu 40% aus China und China sehe ich kritisch. Daher bin ich mit knapp 8% nur unterdurchschnittlich in EM investiert.


    Ändert aber nichts an dieser m.E. richtigen Meinung:

    Am Ende ist es persönliche Geschmackssache. Ich glaube nicht, dass es auf lange Sicht einen riesigen Unterschied machen wird, ob man 100% Developed oder 70/30 Developed/EM oder FTSE All-World oder MSCI ACWI IMI investiert.