Festgeld im Sterbefall und Geldanlage für Ü90

  • Hallo liebes Forum,


    was passiert mit der Verzinsung eines Festgeldkontos, wenn der Sterbefall während der Laufzeit eintritt und die Erben den Vertrag auflösen?


    Gibt es sonst sonst überhaupt sinnvolle Anlagemöglichkeiten für über 90-jährige? Vor einigen Jahren wurden ein paar unterirdische Fonds aufgequatsch (überwiegend Renten und Immobilien), die wahnsinnig schlecht performen, hohe Ausgabeaufschläge, laufende Kosten und Rücknahmegebühren haben, aus denen ich meinem Opa gerne zum Ausstieg raten würde. Aber mir fehlt neben der Idee, das Geld in Festgeldkonten aufzuteilen, ein Plan, was man stattdessen machen kann.


    Vielen Dank und viele Grüße!

  • Wie wäre es mit einem simplen Tagesgeldkonto?

    Danke! Ja, habe ich auch drüber nachgedacht, ist aber mit häufigen Wechseln verbunden, um zumindest auf drei Prozent zu kommen. Festgeld wäre rein theoretisch weniger Aufwand, wenn die Zinsen nicht im Sterbefall baden gehen.

  • ... Festgeldkontos, wenn der Sterbefall während der Laufzeit eintritt und die Erben den Vertrag auflösen? ...

    Der grundsätzliche Denkfehler liegt darin, dass die Erben den Vertrag nicht vorzeitig auflösen können. Der Vertrag geht bei Eintritt des Erbfalls mit allen beiderseitigen Rechten und Pflichten, insbesondere mit Laufzeit und Verzinsung, automatisch auf die Erben über. Jedenfalls gilt das, wenn der Fall nach deutschem Recht zu beurteilen ist.

  • Den Schilderungen entnehme ich, dass das Geld eher aufbewahrt als verlebt werden soll?


    Zinsen würde ich als nachrangig gegenüber Sicherheit und Verfügbarkeit ansehen, daher kann ich die Idee mit dem Tagesgeld sehr gut nachvollziehen.

  • Der grundsätzliche Denkfehler liegt darin, dass die Erben den Vertrag nicht vorzeitig auflösen können. Der Vertrag geht bei Eintritt des Erbfalls mit allen beiderseitigen Rechten und Pflichten, insbesondere mit Laufzeit und Verzinsung, automatisch auf die Erben über. Jedenfalls gilt das, wenn der Fall nach deutschem Recht zu beurteilen ist.

    Vielen Dank! Das ist sehr aufschlussreich.



    Den Schilderungen entnehme ich, dass das Geld eher aufbewahrt als verlebt werden soll?


    Zinsen würde ich als nachrangig gegenüber Sicherheit und Verfügbarkeit ansehen, daher kann ich die Idee mit dem Tagesgeld sehr gut nachvollziehen.

    Ja, die Aufbewahrung steht definitv im Mittelpunkt. Aber es würde sich auch niemand ärgern, wenn zumindest ein geringfüger Ertrag dabei rum kommt.

  • was passiert mit der Verzinsung eines Festgeldkontos, wenn der Sterbefall während der Laufzeit eintritt und die Erben den Vertrag auflösen?

    Nichts passiert. Der Vertrag läuft weiter, die Erben treten in den Vertrag ein.

    Ich bin kein Freund von Festgelder. Genau das, was Du schreibst, ist ein Grund dagegen. Hätte der Opa stattdessen eine normale Rente gekauft (also ein festverzinsliches Wertpapier), täten sich die Erben mit der Aufteilung leichter, denn die Rente läßt sich jederzeit verkaufen; auch hat sie einen definierten Wert, so daß ein Erbe sie in sein Depot übernehmen und die anderen Erben auszahlen könnte.

    Gibt es sonst sonst überhaupt sinnvolle Anlagemöglichkeiten für Über-90-Jährige?

    Das kommt halt immer darauf an, was mit der Anlage beabsichtigt und was sonst an Werten vorhanden ist.

    Vor einigen Jahren wurden ein paar unterirdische Fonds aufgequatscht (überwiegend Renten und Immobilien), die wahnsinnig schlecht performen, hohe Ausgabeaufschläge, laufende Kosten und Rücknahmegebühren haben, aus denen ich meinem Opa gerne zum Ausstieg raten würde.

    Die Ausgabeaufschläge sind ohnehin verloren, die Rücknahmegebühren fallen so oder so einmal an. Man müßte sich die Fonds mal genauer anschauen. Daß Rentenfonds, die man vor wenigen Jahren gekauft hat, nun unter Wasser sind, ist nachvollziehbar. In ihnen ist das Zinsniveau zum Kaufzeitpunkt eingefroren. Wenn in ihnen relativ kurzlaufende Renten drin sind, könnte man erwägen, sie zu lassen. Wenn man sie jetzt verkauft, realisiert man halt den Kursverlust. Ich hätte sowas vermutlich gleich überhaupt nicht gekauft.

    Aber mir fehlt neben der Idee, das Geld in Festgeldkonten aufzuteilen, ein Plan, was man stattdessen machen kann.

    Wenn Du glaubst, Du könntest mit einem Festgeld dem Kursrisiko entfliehen, denkst Du in die falsche Richtung.


    Hast Du eine 5jährige Rente zu 4% und der Zins steigt im nächsten Jahr auf 5%, so wird die Rente prinzipiell um 4% im Kurs nachgeben: 1% Zinsdifferenz für 4 Jahre. Du kannst die Rente dann verkaufen und realisierst den Verlust. Du kannst die Rente auch behalten. Sie wird bei unverändertem Zinsniveau dann pro Jahr im Kurs um 1% zulegen, bis sie zur Rückzahlung dann wieder bei 100% steht. Dafür hast Du aber auch 4 Jahre lang statt 5% Marktzins nur 4% kassiert. Aber immerhin hattest Du die Möglichkeit, das Papier zu verkaufen wenngleich mit Kusrverlust.


    Mit dem 5jährigen Festgeld zu 4% hast Du diese Möglichkeit nicht. Das kannst Du nicht "verkaufen", sondern mußt es behalten, wie das bei der Rente auch möglich ist. Einen Kurs hat das Festgeld nicht, Du merkst also nicht, daß es an Wert verliert, wenn der Marktzins auf 5% steigt. Aber auch hier bekommst Du 4 Jahre lang statt 5% Marktzins nur 4%.


    Bei sonst gleichen Parametern ist die Rente also besser als das Festgeld, weil Du bei ihr die Möglichkeit zum Ausstieg hast, die Du beim Festgeld nicht hast.


    Momentan gibt es für Tagesgeld bis zu 3,5% Zins. Das ist nicht so viel weniger als die 4%, die ein mehrjähriges Festgeld/eine mehrjährige Rente bringt.


    Das Tagesgeld beispielsweise wäre eine Option.


    Aber generell sind die Infos, die Du lieferst, zu spärlich, als daß man Dir gut raten könnte. Zumindest einen groben Überblick über die finanziellen Verhältnisse ist unabdingbar, wenn man einem Frager konkret raten wollte.

  • Das Tagesgeld beispielsweise wäre eine Option.

    Welches Tagesgeld hat dauerhaft 3,5 % Zinsen? Bei einem alten Menschen steigt ja das Risiko, dass es irgendwann mit Kontoeröffnungen/Ident-Verfahren schwierig wird. Ich glaube, Vollmacht für den Todesfall bzw. Vorsorgevollmacht gestatten die Kontoeröffnung durch Bevollmächtigte nicht. Oder gibt es da Lösungen?

  • Welches Tagesgeld hat dauerhaft 3,5 % Zinsen? Bei einem alten Menschen steigt ja das Risiko, dass es irgendwann mit Kontoeröffnungen/Ident-Verfahren schwierig wird. Ich glaube, Vollmacht für den Todesfall bzw. Vorsorgevollmacht gestatten die Kontoeröffnung durch Bevollmächtigte nicht. Oder gibt es da Lösungen?

    Wenn das Geld mit Zinsen 2% unter Preissteigerungsrate angelegt wird, dauert es 35 Jahre bis sich die Kaufkraft halbiert hat.

    Dann reden wir in diesem Beispiel über Ü125.

    Nach dem letzten Nachkomma-Prozent zu jagen erscheint mir da nicht zweckmäßig.

  • Es gab mal Festgeldverträge, bei denen bei vorzeitiger Kündigung der Bonuszins entfiel, also quais in ein Sparkonto mit gesetzlicher Kündigung rückabgewickelt wurde. Alternativ noch das Sparkassenbuch mit jährlicher Kündigung mit derzeit 1% Zinsen. Dann bekommen die Erben nach einem Jahr noch einen Nachschlag.


    Von der Rendite besser sind Anleihen, vorzugsweise von deutschen Banken. So bietet die DZ Bank aktuell 3,65% auf 7 Jahre. Gibts bei Volksbanken ohne Ausgabeaufschlag als Neuemission bis zum Monatsende. Im Erbfall könnt ihr das auf die Depots eines oder aller Erben aufteilen und bis zum Laufzeitende die Zinsen einstreichen.

  • [Anlage für einen Über-90-Jährigen]

    > Tagesgeld beispielsweise wäre eine Option.

    Welches Tagesgeld hat dauerhaft 3,5 % Zinsen?

    Keine Ahnung. Wer von uns hat im Januar des Jahres überhaupt damit gerechnet, daß es dieses Jahr wieder Zinsen gibt? Ich jedenfalls nicht. Seitdem steigen die Zinsen vehement. Im Mai bot die ING 3% an ("Aber nur für 6 Monate!"). Jetzt gibt es schon 3,5%, und nach den 3% kräht kein Hahn mehr. Wenn die Zinsen nicht wesentlich weiter steigen, könnte es schon sein, daß uns das aktuelle Niveau des Tagesgeldes erhalten bleibt. Aber das ist natürlich eine Prognose, und wie das mit Prognosen so ist, ist ja allgemein bekannt.

    Bei einem alten Menschen steigt ja das Risiko, dass es irgendwann mit Kontoeröffnungen/Ident-Verfahren schwierig wird.

    Jou.


    Gestern hat mich eine hellwache 85jährige den ganzen Nachmittag geradezu gelöchert, wie sie neu Geld an der Börse anlegen könne. Sie wolle von ihren Union-Fonds weg. Nach gängigen Maßregeln würde man ihr sagen: "Laß die Finger davon! Kauf noch nicht einmal den hier vielempfohlenen ETF auf den MSCI World. Bleib bei Tagesgeld und Festgeld!" Wenn sie aber in ihren hohen Jahren aber doch partout nochmal Börse ausprobieren will? Kann sie nicht selber entscheiden, was sie mit ihrem Geld macht? Macht es finanziell einen Unterschied, ob sie zehn Mille in eine Kreuzfahrt steckt oder zehn Mille an der Börse verzockt?

    Ich glaube, Vollmacht für den Todesfall bzw. Vorsorgevollmacht gestatten die Kontoeröffnung durch Bevollmächtigte nicht. Oder gibt es da Lösungen?

    Man muß im Einzelfall sehen, was geht.


    Neulich mal hat einer hier gefragt, wie er ein Konto für einen Pflegebedürftigen eröffnen kann, der bisher noch nicht einmal ein Konto hatte. Die Pflegegeldstelle verlangte aber ein Konto auf dessen Namen. Das hat er letztlich auch geschafft. Wenn es mal so weit ist, beschränkt man sich aber sinnvollerweise auf das Allernotwendigste. Da spielt dann Geldanlage keine Rolle mehr.

  • ... Von der Rendite besser sind Anleihen, vorzugsweise von deutschen Banken. So bietet die DZ Bank aktuell 3,65% auf 7 Jahre. Gibts bei Volksbanken ohne Ausgabeaufschlag als Neuemission bis zum Monatsende. ...

    Zieht man von der Verzinsung die dort üblichen Depotgebühren ab, bleibt aber trotzdem weniger Rendite übrig als für ähnliche Festgeldlaufzeiten. Und ja, anders als beim Festgeld wäre ein Verkauf vor Ende der Laufzeit möglich, aber das verursacht auch wieder Kosten und wäre nur eine Option für den Notfall. Wer aber mit Notverkäufen kalkulieren muss, sollte vielleicht besser gleich beim Tagesgeld mit (aktuell) nahezu gleichen oder sogar höheren Renditen bleiben.

  • Zieht man von der Verzinsung die dort üblichen Depotgebühren ab,

    Bei mir 42 Euro im Jahr, also fast geschenkt. Und ob man in 7 Jahren noch mehr als 3% Tagesgeld bekommt?

    Notverkauf muß nicht sein, wenn man sich in der Erbengemeinschaft auf eine Verteilung einigen kann.

  • Bei der hiesigen (großen) VB sind es 0,05% vom Kurswert pro Quartal zzgl. Umsatzsteuer, also bleiben dann von den 3,65% p.a. nach Depotkosten schon mal nur effektiv 3,412% p.a. übrig. Und dann müsste noch mal genauer in das Preisverzeichnis geschaut werden, die sind auch schon mal bei der Erhebung von Nebenkosten wie Einschreibe- oder Einlösungsgebühren kreativ. Die (kleineren) Genossenschaften, die es in Umgebung auch noch gibt, sind eher teurer. Da würde ich die 3,7% bis 4,0%, die es derzeit für fünfjährige Festgelder gibt, aber vorziehen. Erst recht beim Szenario "Ü90", denn dazu muss im Auge behalten werden, dass die Erbschaftsteuer mit dem Erbfall anfällt und nicht erst nach Ende der Laufzeit der Anlage, also ggf. vorfinanziert werden muss.

  • So bietet die DZ Bank aktuell 3,65% auf 7 Jahre. Gibt's bei Volksbanken ohne Ausgabeaufschlag als Neuemission bis zum Monatsende.

    Mich stört hier mehr, dass bei dieser Neuemission 2,70% Gebühren eingerechnet sind. Der faire Wert ist also nur 97,3%, der Geldkurs in ca. 3 Monaten ohne Zinsänderungen tiefer.


    Die Gebühren kannst Du Dir sparen, wenn Du keine Neuemissionen zeichnest, sondern "gebrauchte" Anleihen im Sekundärmarkt kaufst.

    Beispiel: www.helaba-zertifikate.de - Produktdetails HLB738 mit vergleichbarem Risiko und Laufzeit kaufst Du mit einer Rendite von gut 4%. Und das bei jeder Bank, die Börsenhandel Frankfurt erlaubt.


    (nicht irritieren lassen: "keine Börsennotierung" wird nur am Wochenende angezeigt!)

  • Die Gebühren kannst Du Dir sparen, wenn Du keine Neuemissionen zeichnest, sondern "gebrauchte" Anleihen im Sekundärmarkt kaufst.

    Beispiel: www.helaba-zertifikate.de - Produktdetails HLB738 mit vergleichbarem Risiko und Laufzeit kaufst Du mit einer Rendite von gut 4%. Und das bei jeder Bank, die Börsenhandel Frankfurt erlaubt.

    Leider ein Satz mit x. Denn niemand möchte die Anleihen der Helaba verkaufen. Bei ähnlichen Produkten der NordLB genauso. Wenn ich dann einen Spread von 3 bis 5% sehe, kann ich das mangelnde Interesse auch verstehen.


    So wurden es für mich Anleihen von Energieversorgern, wo deutlich mehr Handelsinteresse besteht.

  • Wenn man es Einfach halten will und die Erben damit zu frieden sind, ist TG die einfachste Variante. Wenn es auf dem über 90jährigen läuft muss er/sie sich nur einmal anmelden. Die Auszahlung im Erbfall ist dann auch denkbar einfach. Nachteil ist natürlich der geringe Zinssatz, zumal höhere Zinsen meistens nur für einen überschaubaren Zeitraum gelten. Sicherlich gibt es günstigere Varianten, allerdings müssen der Geldbesitzer und die späteren Erben da auf einen Nenner kommen und genau da gehen die Probleme los.

  • Leider ein Satz mit x. Denn niemand möchte die Anleihen der Helaba verkaufen.

    Doch, die Helaba verkauft ihre Rückflüsse auch wieder (nur über Börse Ffm.!) und der Spread ist recht eng (meist 1%, abhängig von der Restlaufzeit).


    Nur wenn die keine Rückflüsse mehr haben, wirst Du lange warten können, bis von einem anderen Anleger etwas zurück kommt. Dann suche Dir eben eine andere Anleihe aus.


    Genau deswegen kaufe ich gerne Anleihen der Helaba, denn bei den meisten anderen Emittenten hast Du absolut recht!

  • Generell gibt es verschiedene Anleihen, welche sich im Risiko unterscheiden - Anleihen einer Bank, haben ein Risikoprofil,welches zum Anleger passen muss. Genauso können Anleihen großer Corporates oder auch Bundesanleihen betrachtet werden. Teilweise bieten Banken auch Sparverträge an, mit der Option diese nach einer Laufzeit von X kostenfrei zurückzugeben. Nach den aktuellen Zinserhöhungen sind auch schon Tagesgelder eine gute alternative oder man nimmt ein Festgeld mit kurzer Laufzeit, so dass der Schmerz der Erben nur kurz ist, auf Ihr Erbe warten zu müssen.


    Ich finde entscheidender, dass der aktuelle Eigentümer happy ist und weniger die Sorge der Erben. Just a Personal View.