Entsparen im Alter

  • Liebe Community, ich wende mich an euch, da es ein sehr schwieriges Thema in unserer Familie zu klären gibt bzw. ich mir eure Meinung zum Thema einholen möchte. Vielleicht kennt ja jemand die Situation oder hat sich damit auseinandergesetzt.


    Folgende Ausgangssituation:


    Meine Mutter (67) wird bald aufhören zu arbeiten. Sie erhält schon Rente, arbeitet aber mit geringer Stundenzahl weiter. Sie hat eine Altersvorsorge in Form eines Depots. Sie hat hier nur Einzelwerte. Die größte Position ist Daimler (20k). Insgesamt 80k. Sie ist momentan nicht auf das Geld angewiesen, möchte aber eigentlich ihre monatliche Rente durch Auszahlungen aufbessern.


    Nun meine konkrete Frage:


    Würde es Sinn ergeben alle Werte zu verkaufen (in mehreren Schritten?) und dann?


    In ein ETF aus dem sie jährlich 3-4% entnimmt?


    Keine Aktienanlage mehr, sondern Festgeld und Tagesgeld?


    Eine Mischung aus beidem?


    Meine Geschwister und ich wünschen uns, dass sie viel von ihrer Sparerrei hat. MMn. ist das Geld in Einzelwerten viel zu anfällig. Das sie aber ohne Kapitalertragssteuer verkaufen kann, ist aber ein Faktor, den ich schwer kalkulieren kann. Auch ist nicht ganz klar (auch ihr nicht) ob sie von dem Geld vielleicht doch nochmal einen größeren Betrag nutzen möchte (neues Auto) oder auch innerhalb der Familie mit dem Geld aushelfen möchte (Kaufnebenkosten übernehmen bei Kauf einer Immobilie).


    Vielen Dank im Voraus für eure/ihre Tipps.

  • Sicherlich ist als erstes wichtig, was hat Muttern in den nächsten Jahren vor? Reicht die Rente für die normalen monatlichen Ausgaben. Fakt ist, ein weltweiter ETF ist sicherer als Einzelaktien, aber auch da kann es abwärts gehen. Ich habe die nächsten 5 Jahre alles was ich zusätzlich brauche in sicheren Anlagen (TG/FG), der Rest im ETF. Bei guter Lage wird der Sicherheitsbaustein wieder aufgefüllt. Ich komme allerdings mit Rente und Betriebsrente sehr gut aus und nutze meinen Sparanteil für die schönen Dinge des Lebens, also Urlaub usw.

  • Moin AL89 ,


    Was sagt Mutter denn zu der ganzen Sache?

    Kommt die mit einem Depot klar?

    Wenn die Aktien da steuerfrei weil vor 2009 gekauft auf einem Depot schlummern liest sich das so das Muttern da noch nie was mit gemacht hat und das Depot ein Überbleibsel von deinem Vater? ist.


    Machen könnt ihr viel aber das wichtigste ist das Mutter sich dabei wohlfühlt und auch weiß und versteht was sie da für Geldanlage hat.


    Persönlich würde ich auf Festgeld verzichten da damit jegliche Flexibilität verloren geht.

    Tagesgeld, Geldmarkt ETF für die Kurzfristigen Sachen. Dividenden ETF mit Ausschüttungen für die längerfristige Geldanlage. Bei der Aufteilung den Wohlfühlfaktor entscheiden lassen. Mir würden 20k Flexibel reichen…..aber ich bin nicht deine Mutter?


    Zu guter letzt noch ein Gedanke: Steuerfreie Aktien können auch Steuerfrei vererbt bzw. übertragen werden.

  • Das sie aber ohne Kapitalertragssteuer verkaufen kann, ist aber ein Faktor, den ich schwer kalkulieren kann.

    Ein eindeutiges JaEin.

    Richtig , für Altanlagen fällt keine KASt an, aber nicht sofort.
    Bank behält veräußerten Gewinn ein (Zinsfreibetrag 1000€ ausgenommen)
    Im Rahmen der Steuererklärung gibt es unter Anrechnung des 100000 € Freibetrages den Abzug zurück.

    Man kann aber die Guten Aktien auch verschenken , dann vervielfacht sich der 100T € Freibetrag.

  • Dass sie aber ohne Kapitalertragssteuer verkaufen kann, ist aber ein Faktor, den ich schwer kalkulieren kann.

    Ein eindeutiges JaEin.

    Richtig , für Altanlagen fällt keine KASt an, aber nicht sofort.
    Bank behält veräußerten Gewinn ein (Zinsfreibetrag 1000€ ausgenommen)
    Im Rahmen der Steuererklärung gibt es unter Anrechnung des 100000 € Freibetrages den Abzug zurück.

    Man kann aber die guten Aktien auch verschenken , dann vervielfacht sich der 100T € Freibetrag.

    All das ist mir komplett neu. Kannst Du das nochmal sortieren, so daß man es verstehen kann? Bringst Du vielleicht Einzelaktien und Fonds durcheinander? Welcher Freibetrag soll sich wie vervielfachen?

  • Meine Mutter (67) wird bald aufhören zu arbeiten. Sie erhält schon Rente, arbeitet aber mit geringer Stundenzahl weiter. Sie hat eine Altersvorsorge in Form eines Depots. Sie hat hier nur Einzelwerte. Die größte Position ist Daimler (20k). Insgesamt 80k. Sie ist momentan nicht auf das Geld angewiesen, möchte aber eigentlich ihre monatliche Rente durch Auszahlungen aufbessern.

    Und da meint ihr Kinder, ihr müßtet die Greisin an der Hand nehmen und ihr ihre Finanzen aus der Hand nehmen. Meine Mutter würde mir was husten, wenn ich das probieren würde.

    Sie hat eine Altersvorsorge in Form eines Depots. Sie hat hier nur Einzelwerte. Die größte Position ist Daimler (20k). Insgesamt 80k. Sie ist momentan nicht auf das Geld angewiesen, möchte aber eigentlich ihre monatliche Rente durch Auszahlungen aufbessern.

    Eine Rente läuft aktuell durchschnittlich 21 Jahre, nehmen wir mal 20, läßt sich leichter rechnen. Ohne Kapitalerträge sind das dann 4000 Euro pro Jahr oder etwa 350 Euro pro Monat.


    Ich würde mich darauf nicht einlassen, sondern mit mindesten 30 Jahren Laufzeit rechnen, da bleibt dann etwas zwischen 200 und 250 € pro Monat. So richtig viel ist das nicht.

    Meiner Meinung nach ist das Geld in Einzelwerten viel zu anfällig. Dass sie aber ohne Kapitalertragssteuer verkaufen kann, ist aber ein Faktor, den ich schwer kalkulieren kann. Auch ist nicht ganz klar (auch ihr nicht) ob sie von dem Geld vielleicht doch nochmal einen größeren Betrag nutzen möchte (neues Auto) oder auch innerhalb der Familie mit dem Geld aushelfen möchte (Kaufnebenkosten übernehmen bei Kauf einer Immobilie).

    Wenns meine Mutter wäre, würde ich die Finger von jeglichem Finanzratschlag lassen, schon deswegen (siehe oben), weil sie mir was husten würde, wenn ich das auch nur versuchen würde.


    Übrigens: So richtig viel ist das nicht. Du wirst Augen machen, wie schnell das schwindet, sollte sie dereinst mal in ein Pflegeheim kommen.

  • Vielen Dank für die vielen Antworten bisher.

    Ihre Rente reicht aktuell für alle Ausgaben. Das depot hat sie einfach nie gepflegt. Sie hat einfach viel gespart und gedacht Aktien wären eine gute Anlage. Sie bekommt tatsächlich schon den Höchstsatz an Dividenden (>1000€). Wir sehen und sie auch, dass Aktien zu volatil sind (siehe Corona). Die Idee ist ein bisschen von dem Geld frei zu machen, falls was anfällt (neues Auto, Küche, …) selbst wenn sie mal Pflege benötigt, ist ja auch nicht gesagt, dass die Aktien in dem Zeitpunkt gut verkauft werden können. Aber jetzt jeden Monat etwas zu entnehmen, ist bei so vielen Einzelwerten auch teuer. Da wäre ein etf leichter zu „verwalten“.

    Achso und zu dem Thema: ich frage hier für meine Mutter, die das nicht hinkriegt in einem Forum zu schreiben ;).

    Mir ist auch bewusst, dass jede/r die Entscheidung über seine Finanzen am besten selbst trifft.

    Achso und zuletzt: das vererben der Aktien ist auch ein Thema bei uns. Wir Kinder wünschen uns aber, dass unsere Mutter das Geld erstmal selbst nutzt.

  • [Die Rente meiner Mutter] reicht aktuell für alle Ausgaben. Das Depot hat sie einfach nie gepflegt. Sie hat einfach viel gespart und gedacht, Aktien wären eine gute Anlage.

    Das stimmt an sich ja auch, allerdings hieß es schon damals, daß man auf eine hinreichende Diversifizierung achten solle.

    Sie bekommt tatsächlich schon den Höchstsatz an Dividenden (>1000€).

    Du meinst vermutlich: "Sie bekommt aktuell Dividenden über dem Sparerfreibetrag."

    Wir sehen und sie auch, dass Aktien zu volatil sind (siehe Corona). Die Idee ist, ein bisschen von dem Geld frei zu machen, falls was anfällt (neues Auto, Küche, …) selbst wenn sie mal Pflege benötigt, ist ja auch nicht gesagt, dass die Aktien in dem Zeitpunkt gut verkauft werden können. Aber jetzt jeden Monat etwas zu entnehmen, ist bei so vielen Einzelwerten auch teuer. Da wäre ein ETF leichter zu verwalten.

    ... der allerdings im März 2020 auch abgestürzt ist, somit nach Deiner Diktion auch "zu" volatil ist.


    Schon seit alter Zeit gilt: "Wer gut schlafen will, kauft Renten, wer gut essen will, kauft Aktien."


    Du erwartest hier ganz offensichtlich eine komplette Anlageberatung zumindest für Deine Mutter, eventuell auch für Dich, und lieferst (wie praktisch alle Anfrager) dafür nur minimale Informationen. Wie soll das gehen? Welche Auskünfte erwartest Du?


    Meine Mutter hätte ihr Depot nicht so einseitig auf einen Wert konzentriert. 25% des Depotwerts in einen deutschen Autowert zu stecken, war sicher keine so ganz gute Idee (Mitarbeiteraktien?). Andererseits gibt man die Steuerfreiheit nicht so gern aus der Hand, und Mercedes gilt als solider Wert.


    Wenn der Familienrat zu dem Schluß kommt, man müsse der Mutter helfen, ihr Depot neu zu strukturieren, und alle Geschwister Aktionäre sind, könnte man der Mutter die Aktien abkaufen, damit sie etwas Neues davon kaufen kann. Für die Mutter ist der Effekt der gleiche (steuerfreie Aktien sind gegen Geldzahlung weg), die Kinder bekommen anno 2023 Aktien, deren Wertentwicklung dauerhaft steuerfrei ist. 20 T€ durch 3 oder 4 ist ja nicht so wirklich viel.


    Natürlich läßt sich von einem Aktiendepot herunterknabbern. Ein Deal könnte 7 € Spesen kosten; wenn man für 2000 € Aktien verkauft und dafür 7 € zahlt, ist das keine hohe Gebühr. Das Kursrisiko bekommt man so natürlich nicht weg. Wenn das Aktiendepot alles Ersparte ist, hängt dieses natürlich (in beiden Richtungen) an der Börsenentwicklung. Will man das nicht, muß man die Aktien verkaufen. Ob man dann davon einen Aktien-ETF kaufen soll? Der düfte weniger volatil sein als Einzelwerte, aber ein Kursrisiko hat man damit auch.


    Des Lebens ungemischte Freude ward keinem Irdischen zuteil. Irgendwas ist immer.

  • Ok, dann ist Eurer Mutter das ja Alles bewusst.

    Zunächst mal ich eine genaue Aufstellung machen.

    1. Welche Aktien wurden wann gekauft (Aktien, die vor 2009 gekauft wurden können auch heute noch steuerfrei verkauft werden!)
    2. Auf welchen Aktien sind Gewinne/Verluste aufgelaufen? Evtl. lassen sich ja Gewinne aus Verkäufen mit Verlusten verrechnen)
    3. Wenn die Aufstellung steht, kann man sich überlegen, wie man eine Umschichtung vornimmt. Auch eine schleichende Umstellung über mehrere Jahre unter Ausnutzung des Freibetrags und der Gewinn/Verlusttöpfe ist ja durchaus denkbar.
    4. Evtl. können solide Dividendenzahler ja auch im Depot verbleiben (mit geringerem Anteil).

    Worin will Deine Mutter zukünftig investieren? Das ETF-Feld ist weit. So wie ich das sehe wurden wohl überwiegend deutsche Aktien gekauft. Soll der Home-Bias erhalten bleiben oder mehr ein internationaler Ansatz gepflegt werden?

    Soll mehr Wert auf eine Dividendenausschüttung gelegt werden?

    Ich würde auf jedem Fall den Finanzbedarf von 2-3 Jahren liquide bereit halten (z.B. per Festgeldtreppe).


    Die ganzen Gedanken an Pflegefall usw. würde ich zunächst mal beiseite schieben. Zumal Eure Mutter mit 67 ja hoffentlich noch viele aktive Jahre vor sich hat.

    Wenn es so kommt, ist das kleine Vermögen eh irgendwann weg.

  • Danke für die letzten 2 Beiträge.


    Nein ich möchte keine komplette Anlageberatung erhalten. Aber die Impulse hier sind gut und ich bin dankbar dafür.


    und ja ich meinte Sie ist über dem Sparerpauschbetrag durch Dividenden. Habe mich da aber ja auch "gut genug" ausgedrückt, um verstanden zu werden ...

    Falls es jemanden interessiert: Ich werde hier noch ein Update posten. Danke an alle, die ihr Wissen ohne Vorurteile und Rechthaberei geteilt haben.

  • Der Thread schien schon entschlafen, das versprochene Update des Threaderstellers steht auch noch aus.

    Richtig, für Altanlagen fällt keine KASt an, aber nicht sofort.
    Bank behält veräußerten Gewinn ein (Zinsfreibetrag 1000€ ausgenommen)
    Im Rahmen der Steuererklärung gibt es unter Anrechnung des 100000 € Freibetrages den Abzug zurück.

    Man kann aber die Guten Aktien auch verschenken , dann vervielfacht sich der 100T € Freibetrag.

    Damit das Obige nicht unwidersprochen stehen bleibt:


    Die obige Darstellung ist in der Sache total falsch. Das vergißt man besser. Der Text ist auch derart durcheinander, daß man ihn nicht reparieren könnte.


    Und das von einer Finanzkoryphäe! Ich bin verblüfft.

  • Wenn der Familienrat zu dem Schluß kommt, man müsse der Mutter helfen, ihr Depot neu zu strukturieren, und alle Geschwister Aktionäre sind, könnte man der Mutter die Aktien abkaufen, damit sie etwas Neues davon kaufen kann. Für die Mutter ist der Effekt der gleiche (steuerfreie Aktien sind gegen Geldzahlung weg), die Kinder bekommen anno 2023 Aktien, deren Wertentwicklung dauerhaft steuerfrei ist. Stimmt nicht! Das habe ich falsch geschrieben!

    Das ist nicht so, jedenfalls nicht direkt.


    Wenn man der Mutter die Aktien abkauft, gilt das steuerlich als Verkauf und Neukauf, damit ist die Steuerfreiheit weg. Wenn die Mutter die Aktien verschenkt, bleibt die Steuerfreiheit erhalten - aber das will sie ja nicht, sondern vom Ertrag der Aktien die Rente aufbessern.


    In einem Parallelthread hat jemand vorgeschlagen (auf diesen Fall hier modifiziert), die Mutter könnte die Aktien verschenken und der Empfänger der Aktien könnte ihr dafür ja den Kaufpreis schenken (Freibetrag würde reichen, Kind zu Mutter 20.000 €).


    Ich könnte mir vorstellen, daß das Finanzamt einen solchen Doppel-Deal trotzdem als Verkauf wertet, wenn es das mitbekommt (Stichwort: Gestaltungsmißbrauch).


    Der Threadersteller liest vermutlich schon längst nicht mehr mit, aber wenn ich schon etwas Falsches geschrieben habe, so wollte ich es wenigstens richtigstellen, wenn ich es schon im Originalposting nicht korrigieren kann.

  • Damit das Obige nicht unwidersprochen stehen bleibt:


    Die obige Darstellung ist in der Sache total falsch. Das vergißt man besser. Der Text ist auch derart durcheinander, daß man ihn nicht reparieren könnte.


    Und das von einer XXX! Ich bin verblüfft.

    Damit das Obige nicht unwidersprochen stehen bleibt:

    "Eine Gestaltungsmöglichkeit ergibt sich, weil der neue Freibetrag pro Besitzer gilt. Übertragen Eltern daher vor dem 31.12.2017 Altanteile aus ihren Depots durch eine wirksam vollzogene Schenkung auf die Kinder, steht jedem von ihnen dieser neuartige Freibetrag dann ebenfalls zu. Bei Gemeinschaftsdepots von Ehegatten verdoppelt sich der Freibetrag in der Zusammenveranlagung auf 200.000 Euro. Durch solche Maßnahmen wird der neue Freibetrag quasi vervielfältigt."

    https://www.dasinvestment.com/…ag-optimal-nutzen/?page=2

  • Dein Beitrag stimmt in der Sache trotzdem nicht. Den genannten Freibetrag gibts bei Fonds, hier aber geht es um Aktien, die im Detail halt steuerlich anders betrachtet werden.


    Ist schon gut, daß Du den Begriff "Finanzkoryphäe" für Deine Person ausge-x-t hast.