Festgeldzinsen langfristig sichern?

  • Für den risikoarmen Portfolio-Anteil überlege ich, die derzeitigen "Hochzinsen" im Festgeldbereich für einen möglichst langen Zeitraum zu sichern. So bieten z.B. ppb direkt, CreditPlus oder auch Grenke (über Weltsparen) derzeit 4%+ zum Teil für bis zu 7 Jahre. Ich bin mir des Kommer'schen Zweifels über die Einlagensicherung bei Einlagen à 100K bei mehreren Banken durchaus bewusst, denke aber eben trotzdem darüber nach, da ich von einer bevorstehenden systemischen Krise zur Zeit nicht ausgehe.


    Ich gehe (wie wohl die meisten) davon aus, dass wir das Zinsplateau - zumindest fast - erreicht haben und die Zinsen in näherer Zukunft wieder sinken müssen, um die Konjunktur nicht abzuwürgen und keine neue Euro-Krise zu erzeugen. Daher sind m.E. auch Geldmarktfonds nicht auf Dauer geeignet, den risikoarmen Portfolio-Anteil allein (zumindest mit einer quasi Null-Rendite) abdecken zu können.


    Jetzt wollte aber gerne mal eure Meinung dazu hören. Habt ihr Pläne, solche Hochzinsen längerfristig zu sichern? Gibt es aus eurer Sicht Argumente das nicht zu tun (oder eben auch erst recht zu machen)?


    Danke für spannende Kommentare und schönen Sonntag noch!


    Grüße Frank

  • Da ich ein risikofreudiger Anleger bin, möchte ich langfristig 80 Prozent meines Vermögens in Aktien investiert haben und nur 20 Prozent in Tagesgeld und Festgeld. Einen Teil davon würde ich da auch längerfristig in Festgeld anlegen - aber wie gesagt nur einen kleinen Teil. Letztendlich musst du dir bewusst sein, dass du auch mit 4% plus X Zinsen aktuell einen Verlust einfährst bei der gegenwärtigen Inflation.


    Das mit den Zweifeln an der Einlagensicherung verstehe ich nicht. Wie meinst du das?

  • Hallo zusammen,

    da Sie es so prognostiziert wie Sie es prognostizieren, kann man das so machen.

    Ich sehe keine sinkenden Zinsen.

    Es ist das Glaskugelthema.

    GeldmarktETFs machen Sinn.

    Finanztip hat gerade dazu berichtet.

    Sehr interessant ggf. auch für Ihre Überlegungen.


    LG

  • Da ich ein risikofreudiger Anleger bin, möchte ich langfristig 80 Prozent meines Vermögens in Aktien investiert haben und nur 20 Prozent in Tagesgeld und Festgeld.

    Da ich ein sicherheitsorientierter Anleger bin, allerdings weiß, daß meine Alterssicherung finanzmathematisch eine Rente ist, darf mein Depot gern zu 100% aus Aktien bestehen. Zusammen mit den Rentenansprüchen entspricht das einem Anteil von etwa 50% am Gesamtvermögen. :)


    PS: Nachdem die EZB gerade die Zinsen erhöht haben, rechne ich damit, daß die Banken mit ihren Rentenangeboten graduell nachziehen werden.

  • Zitat

    Das mit den Zweifeln an der Einlagensicherung verstehe ich nicht. Wie meinst du das?

    Die Einlagensicherung gilt ja pro Kunde/Bank Kombination. Wenn man jetzt bspw. 1 Mio. auf 10 Banken à 100K verteilt, könnte man sich auch im Pleitefall aller 10 Banken auf der sicheren Seite wähnen.


    Von Gerd Kommer und Kollegen wird allerdings in einem solchen Szenario systemischer Bankenpleiten angezweifelt, ob der Staat die "Reichen" vollumfänglich "rettet" oder ob das z.B. nur für das erste oder einige wenige Konten gelten würde (was politisch sicherlich opportun wäre, da nur ein sehr geringer Prozentsatz der Bürger dafür überhaupt in Frage kommen würde).

  • Die Einlagensicherung gilt ja pro Kunde/Bank Kombination. Wenn man jetzt bspw. 1 Mio. auf 10 Banken à 100K verteilt, könnte man sich auch im Pleitefall aller 10 Banken auf der sicheren Seite wähnen.


    Von Gerd Kommer und Kollegen wird allerdings in einem solchen Szenario systemischer Bankenpleiten angezweifelt, ob der Staat die "Reichen" vollumfänglich "rettet" oder ob das z.B. nur für das erste oder einige wenige Konten gelten würde (was politisch sicherlich opportun wäre, da nur ein sehr geringer Prozentsatz der Bürger dafür überhaupt in Frage kommen würde).

    Danke. Da muss man sich ja selbst als Gutverdiener keine Gedanken machen. Da kommt man bei Tages- und Festgeld im Laufe eines Arbeitslebens kaum auf Summen, die da relevant wären. Und die, die geerbt haben, tun mir nun wirklich nicht leid ^^

  • Hallo Volker Racho,


    auch wenn Sie auf den ersten Blick das Glaskugelthema ansprechen, wie unsere nicht ganz so intelligente KI schon bemerkt hat, etwas systematisieren kann man die Frage schon.


    Alle vorhandenen Wirtschafts-, Finanz- und Politikeckwerte sprechen dafür, dass bei Fortschreibung der aktuellen Lage der Zinshöhepunkt (fast) erreicht ist.


    Schon unsicherer ist, wie lange dieses hohe Niveau anhält. Es gibt historische Beispiele für zehn und mehr Jahre.


    Vollkommen offen ist wie immer, ob es einen großen Eingriff in die Weltwirtschaft gibt. Beispiele hat sicher jeder parat.


    Damit bin ich bei Ihrem Begriff von „risikoarmen Portfolio-Anteil“. Meinen Sie mit risikoarm im Rahmen der derzeitigen weltwirtschaftlichen Bedingungen oder wollen Sie sich auch gegen z.B. einen Crash des Euro absichern? Danach sollten Sie Ihre langfristige Anlagestrategie ausrichten.


    Ich fahre einen sowohl als auch Ansatz und für den sind mir 7 oder auch schon 5 Jahre Festgeld einfach zu lange, vollkommen unabhängig von den Zinsen.


    Gruß Pumphut

  • Zitat

    Ich sehe keine sinkenden Zinsen. Es ist das Glaskugelthema.

    Ja, klar - wissen kann's keiner. Aber soweit ich das sehe, geht die Mehrzahl der Experten davon aus, dass der Zinsgipfel zumindest nahezu erreicht ist und aus den angesprochenen Gründen, die Zinsen auch wieder in nicht allzu ferner Zukunft sinken müssen. Das hört sich zumindest für mich plausibel an.

    Zitat

    GeldmarktETFs machen Sinn. Finanztip hat gerade dazu berichtet. Sehr interessant ggf. auch für Ihre Überlegungen.

    Ja, hatte ich ja geschrieben (mit "Geldmarktfonds" meinte ich Geldmarkt ETFs). Die hier in Frage kommenden bilden ja aber im Prinzip den EZB-Leitzins (bzw. €STR) ab, werden also bei sinkenden Zinsen auch weniger rentierlich sein. Daher genau die Frage mit "4% langfristig sichern"...

  • Hallo Volker Racho,

    Von Gerd Kommer und Kollegen wird allerdings in einem solchen Szenario systemischer Bankenpleiten angezweifelt, ob der Staat die "Reichen" vollumfänglich "rettet" oder ob das z.B. nur für das erste oder einige wenige Konten gelten würde (was politisch sicherlich opportun wäre, da nur ein sehr geringer Prozentsatz der Bürger dafür überhaupt in Frage kommen würde).

    Dieses Rasieren ist nicht nur eine einzelne Expertenmeinung. Der erste Vorschlag zur Rettung der zyprischen Banken ging in diese Richtung. Es ist hier schon mehrfach besprochen worden; bei einer Pleite einer Großbank oder mehrerer Mittelbanken ist das Einlagensicherungssystem total überfordert. Sie bekommen Ihre Mio. garantiert nicht zurück. Bei einer Milliarde könnte es wieder klappen.


    Gruß Pumphut

  • Daher sind m.E. auch Geldmarktfonds nicht auf Dauer geeignet, den risikoarmen Portfolio-Anteil allein abdecken zu können.

    Für den Sicherheitsbaustein sind m.E. Tagesgeld, kurzes Festgeld, kurze Anleihen und Geldmarktfonds geeignet.

    Für den risikoarmen Portfolio-Anteil überlege ich, die derzeitigen "Hochzinsen" im Festgeldbereich für einen möglichst langen Zeitraum zu sichern.

    Ich gehe (wie wohl die meisten) davon aus, dass wir das Zinsplateau - zumindest fast - erreicht haben und die Zinsen in näherer Zukunft wieder sinken müssen

    Langlaufende Zinsprodukte würde ich eher dem Risikoteil zuordnen. Du hast eine Zinsmeinung und willst darauf spekulieren. Das kann man machen (und mache ich auch).

    Jedoch ist Festgeld eben fest, d.h. Du kommst an Dein Geld nicht heran, wenn Du es brauchst oder anders anlegen willst. Bei Deiner Meinung solltest Du Dich eher mit Anleihen beschäftigen. Du sicherst Dir auch den aktuellen Zins bis zur Fälligkeit, kannst aber jederzeit verkaufen. Nach gefallenen Zinsen eben mit zusätzlichen deutlichen Kursgewinnen.

  • Zitat

    Langlaufende Zinsprodukte würde ich eher dem Risikoteil zuordnen.

    In der Tat, das kann man so sehen bzw. habe ich das ja mit der Frage eigentlich selbst impliziert. Nur besonders klar war's mir selbst eigentlich nicht ;) .

    Zitat

    Du hast eine Zinsmeinung und willst darauf spekulieren. Das kann man machen (und mache ich auch).

    Ja, darum geht es im Endeffekt wohl...

    Zitat

    Bei Deiner Meinung solltest Du Dich eher mit Anleihen beschäftigen. Du sicherst Dir auch den aktuellen Zins bis zur Fälligkeit, kannst aber jederzeit verkaufen. Nach gefallenen Zinsen eben mit zusätzlichen deutlichen Kursgewinnen.

    Interessanter Aspekt - danke für die Anregung! :thumbup: Werde ich mich mal mehr damit beschäftigen (tatsächlich hatte ich mit Anleihen - außer Staatsanleihen und ein wenig im Immo-Bereich per Crowdinvesting - bisher noch nicht viel Berührungspunkte).

  • Ich habe früher mal in Festgeld angelegt - dann wollte ich eine Wohnung kaufen. Am Ende hat es zwar gepasst mit dem Kredit aber es war sehr mühselig. Ich persönlich würde daher nie wieder in Festgeld anlegen und rate davon ab da man nie weiß was kommt. Da finde ich Anleihen interessanter, denn die kannst du notfalls jederzeit verkaufen. Da solltest du dich aber gut einlesen vorher. Vielleicht kommt der Fixed Income One von Dr. Andreas Beck oder etwas anderes ja für dich in Frage (keine Anlageberatung).

    Liebe Grüße,


    Timo Schmitt (B. Sc.)

    Geschäftsführer Finanzberatung Schmitt GmbH & Fachwirt für Finanzberatung

  • Aber soweit ich das sehe, geht die Mehrzahl der Experten davon aus, dass der Zinsgipfel zumindest nahezu erreicht ist und aus den angesprochenen Gründen, die Zinsen auch wieder in nicht allzu ferner Zukunft sinken müssen. Das hört sich zumindest für mich plausibel an.

    Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass Festgeld immer ärgerlich ist, wenn sich die Zinssituation weiter verändert. Allein in den vergangenen Monaten haben sich die Festgeldangebote dramatisch verändert. Als ich vor Kurzem eine Übersicht über meine Anlagen gemacht habe, war ich selbst verwundert, zu welch "schlechten" Konditionen ich noch vor einigen Monaten Festgeld angelegt habe. Umso mehr bin ich froh, dass ich es nicht langfristig angelegt habe und bald schon wieder eine Möglichkeit habe, das Geld anderweitig anzulegen. Wenn du nun von Festgeldanlagen für mehrere Jahre (etwa sieben) sprichst, dann kann es sehr gut sein, dass du dich ärgern wirst. Wer garantiert dir denn, dass das Zinsniveau sich nicht noch stärker noch oben entwickelt. Ich habe noch vor Kurzem im Deutschlandfunk ein Interview gehört, in dem die Geldpolitik der EZB geradezu auseinandergenommen wurde. Es kann gut sein, dass wir in ein paar Monaten feststellen, dass ein weiterer Zinsanstieg notwendig wird.

  • Hallo!


    Habe mich diese Woche für Festgeld 24 Monate Laufzeit über Weltsparen 4% entschieden.


    Für mich war wichtig Bonität AAA sowie ein deutsches Bankinstitut. Klar, was wenn die Zinsen weiter steigen? Habe auch lange überlegt, da es ja 3% mittlerweile auf Tagesgeld auch gibt, aber wenn man auf 4% Fest Garantie auf 2 Jahre hat glaube ich zumindest das dies nicht ganz verkehrt sein kann. Dazu braucht man das Geld nächste 2 Jahre definitiv nicht.


    Es geht um eine 5 stellige Summe... was sagt ihr dazu?


    Liebe Grüße M.E.

  • Prognosen sind immer schwierig, vor allem dann, wenn sie die Zukunft anbetreffen. Wer heute wüßte, wo die Zinsen in 2, 5 oder 10 Jahren stehen, könnte mit diesem Wissen eine Menge Geld verdienen.


    Was würde es an Deiner Anlage ändern, wenn die Leute hier sie nicht gut fänden?

    Wenn Du Dir die Option erhalten willst, etwas zu ändern, müßtest Du vorher fragen, nicht hinterher.

    Dein Geld, Deine Entscheidung.

  • Prognosen sind immer schwierig, vor allem dann, wenn sie die Zukunft anbetreffen. Wer heute wüßte, wo die Zinsen in 2, 5 oder 10 Jahren stehen, könnte mit diesem Wissen eine Menge Geld verdienen.


    Was würde es an Deiner Anlage ändern, wenn die Leute hier sie nicht gut fänden?

    Wenn Du Dir die Option erhalten willst, etwas zu ändern, müßtest Du vorher fragen, nicht hinterher.

    Dein Geld, Deine Entscheidung.

    Alles gut, du hast ja recht - sollte man eher vorher fragen. Obwohl, man hat ja 14 Tage Widerrufsrecht ;) . Aber egal, was solls... Jeder hat halt seine Meinung u. Taktik zu diesem Thema. Weitere Anlage will ich noch bisschen warten, da ich tatsächlich noch mit minimaler Zinssteigerung rechne ....

  • Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass Festgeld immer ärgerlich ist, wenn sich die Zinssituation weiter verändert.

    Na ja, je nachdem, in welche Richtung sie sich verändert. Die aktuell 4,x% (bzw. 5,x% im Zinseszins-Modell) sind während der Laufzeit des Festgelds ja nunmal in beide Richtungen fest - das heißt, auch wenn die Zinsen wieder auf 1-2% fallen sollten, gibt es die weiter.


    Ja, etwas Spekulation auf die künftige Zinsentwicklung ist bei einer Festgeldanlage immer dabei. Aber im Hinblick auf die Zinsen, die man definitiv bekommt, ist die Anlage schon sicher (man weiß eben nur nicht, wie gut der Zinssatz im Marktumfeld während der Gesamtlaufzeit sein wird).

  • Bei Deiner Meinung solltest Du Dich eher mit Anleihen beschäftigen. Du sicherst Dir auch den aktuellen Zins bis zur Fälligkeit, kannst aber jederzeit verkaufen. Nach gefallenen Zinsen eben mit zusätzlichen deutlichen Kursgewinnen.

    Nur dass Staatsanleihen, jedenfalls die "besseren", meist eine schlechtere Rendite haben als Festgeld auf den gleichen Zeitraum. Ist aber auch schon einige Zeit her, dass ich das letzte Mal geschaut habe.

  • Nur dass Staatsanleihen, jedenfalls die "besseren", meist eine schlechtere Rendite haben als Festgeld auf den gleichen Zeitraum. Ist aber auch schon einige Zeit her, dass ich das letzte Mal geschaut habe.

    Das mag öfters so sein, ist aber nicht generell so.

    Gerade in den letzten Monaten (steigende Zinsen!) hatten sich Bundesanleihen viel schneller an die Zinsentwicklung angepasst und hatten oft höhere Renditen als Festgeld. Inzwischen hat sich der Markt etwas beruhigt, da gibt es wieder bessere Festgeldanlagen.


    Beispiel: Bundesanleihe 1 Jahr (WKN 110489) wird aktuell mit einer Rendite von 3,6% gehandelt, da findet man etwas bessere Festgelder.


    Es ist aber zu beachten, dass der Vergleich halbwegs fair bleibt. Ein Festgeld ist eben keine Bundesanleihe, vielleicht eher mit einer Bankanleihe vergleichbar. Bankanleihen rentieren höher als Bundesanleihen. Und Staatsanleihen verschiedener Staaten sind auch nur begrenzt vergleichbar. Hier muss jeder selbst entscheiden, welches Bonitätsrisiko er akzeptiert. Ich würde z.B. aktuell weder eine italienische Staatsanleihe kaufen, noch ein Festgeld bei einer italienischen Bank machen. Andere haben kein Problem mit einem EU-Staat.


    Auf jedem Fall ist eine Anleihe liquide, alleine das rechtfertigt einen Renditeunterschied!


    Und bei der Zinseinschätzung von Volker Racho ist zu beachten, dass Kursgewinne ausschließlich mit Anleihen erzielt werden können.