Ökostrom via externem Versorger anstelle Photovoltaik

  • Da quasi ausnahmslos berichtet wird, dass der Strombezug über eine Photovoltaikanlage rentabel sei bzw. die Amortisation nach ca. 12-16 Jahren eintritt, habe ich mir die Mühe gemacht dies genauer zu durchleuchten. Dabei habe ich folgende m.E. sehr wichtige Punkte in die Berechnung einbezogen (E-Auto und Wärmepumpe sind nicht vorhanden und b.a.w. auch nicht angedacht):


    Externer Ökostrombezug, konstant jährlich 3600 kwh = 20 J./72000 kwh bzw. 30J. = 108000 kwh. Strompreis ab 2024 = 33 Ct./kwh zuzüglich jährliche Preisanpassung +2 %. Kosten für 20 Jahre = 28.870 € (gemittelter Preis je kwh = 40,1 Ct.) bzw. für 30 Jahre = 48200 € (gemittelter Preis je kwh = 44,63 Ct.).


    Anstatt einer PV-Investition in Höhe von 18500 € für eine 7,8 kwp-Anlage (inkl. Akku) könnten bei einem solchen Investitionsbetrag alternativ "realistische Mini-Zinserträge" in Höhe von jährlich "nur" ca. 1,75 % netto (nach Steuern) erwirtschaftet werden. Nach 20 J. läge der Zinsertrag bei 7700 € bzw. nach 30 J. bei insges. 12600 € (inkl. Zinseszinseffekt). Da Akku und Wechselrichterersatz leider ca. alle 13-14 Jahre nötig sind, entstünden hierfür nach ca. 13 J. Kosten i.H.v. ca. 6400 € und nach weiteren ca. 13 J. weitere ca. 5000 €.


    Nachteiliger Nebeneffekt: Das investierte Geld für diese "Ersatzteile" wäre nach deren Nutzungszeit verbraucht. Die verschlissenen Teile hätten vermutlich keinen oder nur einen unwesentlich realisierbaren Gegenwert. Bei Nichtinvestition in eine PV-Anlage, entstünden diese o.g. Ersatzinvestitionskosten nach ca. 13 + ca. 26 J. dagegen nicht! Das Geld bliebe vollumfänglich erhalten, wäre somit nicht verloren und würde somit nicht nur weiterhin Zinserträge erwirtschaften (also keine entstehenden, Ersatzinvestitionen, die nach ca. 13 J wertlos wären). Zinshöhe netto (nach Steuern) ca. 800 € ab ca. 13. Jahr/1.Ersatz = 2036-2053) bzw. ca. 2500 € ca. 26 .Jahr/2.Ersatz = 2048-2053).

    Hinzu kommen die Kosten für eine PV-Versicherung, die sich bei 20 J auf ca. 1100 € und bei 30 J auf ca. 1800 € belaufen würden. Im Gegenzug würde man bei einer Nichtinvestition hierfür Zinsen in Höhe von ca. 240 € nach 20 J und ca. 360 € nach 30 J erwirtschaften. Darüber hinaus wäre das Geld für eine PV-Versicherung nicht verloren, sondern immer noch auf dem Anlagekonto!


    Ein weiterer Kostenfaktor sind die Wartungskosten, bestehend aus ca. 5maliger Modulreinigung in 20 J. bzw. 7maliger Modulreinigung in 30 J., zzgl. sonstiger Wartungskosten für unvorhersehbares. Berücksichtigte Beträge für 20 J. = 1700 € bzw. für 30 J. = 2700 €. Auch hier ist zu berücksichtigen, dass diese Ausgaben bei einem Nichtinvestment nicht enstehen würden, das Geld dafür erhalten bliebe und ebenfalls Zinsen (ca. 400 - 500 €) erwirtschaftet werden könnten.


    Natürlich wurde in die Berechnung auch die Einspeisevergütung einbezogen (8,2 Ct. je kwh). Dabei wurde unterstellt, dass die 7,8 kwp-Anlage anfänglich 7495 kwh produziert, mit jährl. 0,3% geringerem Umfang. Es wurde ausserdem unterstellt, dass die PV-Strom-Direktnutzung utopische 41 % erreicht + ein zusätzlicher Direktverbrauch via Akku i.H.v. 32 % möglich ist, der Eigenverbrauch also 73 % erreicht. Unser Stromverbrauch erreicht relativ konstant tagsüber ca. 50 %. Als Überschuß habe ich in 20 J rund 94000 kwh ermittelt und somit die dafür max. mögliche Einspeisevergütung von rund 7700 € .


    Ebenso wurde natürlich auch der noch honzukaufende Strom einbezogen, um den Strombedarf komplett abzudecken. Lt. beigefügter Tabelle liegen die Kosten dafür in 20 J für 19440 kwh (x 40,1 Ct) bei rund 7800 € und nach 30 J für 29160 kwh (x 44,63 Ct.) bei rund 13000 €


    Fazit: Die vielfach behauptete Rentabilität einer PV-Anlage gibt es nicht (zumindest nicht, wenn Wärmepumpe und E-Auto keine Rolle spielen). Die übliche Beschränkung der PV-Anbieter, PV-Befürworter, etc. nur auf den investierten Teil als Vergleich zum daraus erwirtschafteten Stromertrag und die daraus folgende Schlußfolgerung, man habe dadurch xy € Strombezug/-kosten aus dem Netz gespart, ist vollkommen ungenügend, da die hier genannten Punkte, die mit in die Gesamtbetrachtung gehören, überhaupt nicht berücksichtigt werden. Der Ökostrom via PV-Anlage ist nicht günstiger, wie immer wieder behauptet wird, odern um ein vielfaches teurer, - egal, wie klein oder groß die PV-Anlage ist und egal ob mit ohne Akku. Eine Amortisation sehe ich überhaupt nicht, sondern stattdessen, dass sich die Stromlobby durch den eingespeisten Strom, nach 20 J. für 0 €, dumm und dämlich verdient - und die meisten Privat-PV-Anlageninvestoren merken das wahrscheinlich nicht. Es ist ein Liebhaberprojekt für alle, die genügend auf der hohen Kante haben. Wer das aus diesem Grunde macht - Hochachtung!


    Während ich diesen Artikel schrieb, fiel mir leider auf, dass in der hier beigefügten Tabelle versehentlich nicht berücksichtigt wurde, dass es sich bei den Kosten für Wartung, Modulreinigung und die PV-Versicherung ebenfalls um Beträge handelt, die - einmal ausgegebene - unwiederbringlich verloren sind, während bei Nichtentstehung auch dieser Kosten nicht nur die bereits berücksichtigten Zinsen erwirtschaftet werden, sondern der Geldbetrag auch weiterhin vorhanden ist. Der erhebliche Kostennachteil einer PV-Anlage zum konventionellen Ökostrombezug ist somit nochmals höher und nachteiliger, als in der hier noch unberichtigten Tabelle dargestellt. Aber bitte rechnen Sie selbst nach!


    M.E. muss man die konventionellen Strombezugskosten mit den Strombezugskosten mittels PV-Investment vergleichen, was hier versucht wurde möglich transparent darzustellen.


    Ich bin gespannt auf das eine oder andere Feedback dazu - und hoffe natürlich sehr, dass in meinen Berechnungen und Überlegungen keine eklatanten Fehler enthalten sind

  • Diversifizierung könnte auch noch ein Antrieb sein.

    Habe ich genug Kohle und packe sie mir auf´s Dach ist das auch ein Einkommensstrom der nicht mit anderen Geldanlagen korreliert.

    Wer sich möglichst breit mit seinen Finanzanalgen aufstellt kann so manchen Risiko umschiffen.

    Kaputt rechnen kann ich alles, aber wenn ich 30 Jahre Geld mit 1,75% Zinsen angelegt habe dann hat die Inflation auch mächtige Löcher in die Kaufkraft gefressen während das Geld auf dem Dach immer noch Strom macht.......


    Aber jeder wie er mag.

  • Wechselrichterersatz leider ca. alle 13-14 Jahre nötig sind, entstünden hierfür nach ca. 13 J. Kosten i.H.v. ca. 6400 € und nach weiteren ca. 13 J. weitere ca. 5000 €.

    Das scheint mir ein eher pessimistischer Ansatz zu sein. Siehe hier:


    https://www.bfh.ch/dam/jcr:5bfd5c32-f70f-4bf6-8d60-fdab6094e164/2022_09_WCPEC-8_3DV.1.46_-_Life_Expectancy_of_PV_inverters.pdf


    Nach 15 Jahren war die Ausfallquote der Wechselrichter ~35%

  • Ohne jetzt alles nachzurechnen...hier ein paar Punkte:

    - die Wirtschaftlichkeitsrechnung mit Eigenverbrauch hängt sehr von der Frage nach dem Montagepreis und dem zukünftigen Strompreis ab, sowie natürlich dem Eigenverbrauchsanteil. Wirklich vorhersehen kann das heute keiner

    - Gerade in jüngerer Vergangenheit wurden ziemliche Mondpreise für PV aufgerufen, aktuell fallen die Modulpreise stark und für Interessierte gibt es mittlerweile Bausätze für recht kleine Geld, die nur noch einen Elektriker zum Anschluss brauchen

    - Eine Batterie ist eher unwirtschaftlich. Damit sich unter üblichen Preisen für Batterie und Strom die Sache lohnt, braucht es eher 250 als 200 Zyklen (=volle Entladungen). Im Sommer dürfte meine Batterie nie unter 50% gefallen sein, praktisch ist das also nur bei sehr hohem Stromverbrauch zu erreichen. Fairerweise müsste man dann natürlich eine PV ohne Batterie rechnen

    - nach 20 Jahren wirst du nicht zu Null einspeisen. Anlagen, die aktuell aus der Einspeisevergütung fallen, verdienen zwar nicht die 50c, die es mal gab. Aber ca 6c sind durchaus realistisch. Verglichen mit Neuanlagen zu 8c ist das für eine komplett abgeschriebene Anlage nicht schlecht. Die Rentabilität ergibt sich ohnehin vor allem aus dem Eigenverbrauch, sodass die Einspeisevergütung eine geringe Rolle spielt

    - Der Eigenverbrauch wird in den nächsten Jahren durch Elektroauto und Wärmepumpe steigen. Die WP treibt den Eigenverbrauch in der Übergangszeit (im Hochwinter ist meist zu wenig Sonne) und das Elektroauto ganzjährig, insbesondere im Sommer, wenn sonst kein großer Verbraucher anliegt

    - Wartung, Modulreinigung, etc. brauchst du nicht. Die Module reinigt der Regen und mangels beweglicher Teile gibt es keine Notwendigkeit zur Wartung. Wechselrichter haben natürlich ein endliches Leben, ebenso die Batterie. Das amortisiert sich aber recht gut

    - Wie so häufig wird davon ausgegangen, dass es eine freie Entscheidung wäre, ob man PV montiert. Hier in BW ist die bei Neubau und Dachsanierung bereits Pflicht, im Rest des Landes wird das sicherlich bald folgen. Auch Elektroauto und Wärmepumpe wirst du die nächsten 20-30 Jahre sicherlich bekommen, außer du bekommst Fernwärme ;)

    - Letztendlich ist eine PV auch immer eine Frage, ob man eine frühe Einmalinvestition tätigt und dann "kostenlos" (in der Realität 8c) Strom bezieht oder ob man dauerhaft höhere Kosten in Kauf nimmt. Im Hinblick auf zunehmende Elektrifizierung des Lebens in Verbindung mit dem teuren Umbau des Stromnetzes, hat die zweite Variante durchaus ein gewisses Risiko

  • War bei uns auch.

    Der Akku ist die "Liebhaberei" nicht die PV selbst.


    Deshalb gab es bei uns aich keine Speicher.

  • Mit deiner Musterrechnung hast du herausgefunden, wie die Preise für PV-Anlagen und Akkus festgelegt werden. Nämlich nicht nach Herstellungskosten, sondern was man dem Kunden abknöpfen kann (Angebot und Nachfrage).


    Dein Ersatzinvestment sollte aber mehr als 1,75% netto liefern. Warum nicht gleich Anleihen von RWE, E.On oder EnBW, die aktuell eine Rendite von 3,8% brutto haben. Oder gleich bei denen als Aktionär einsteigen. Dann wirst du über die Dividende an den Gewinnen beteiligt.


    In deiner Berechnung gibt es aber noch ein paar Unbekannte mehr. Wenn dein Haus seit 10 Jahren keinen Elektriker mehr gesehen hat, kann der mit Hinweis auf irgendeine VDE-Vorschrift darauf bestehen, neben dem Zählerschrank gleich deine komplette Elektrik austauschen zu müssen. Damit fällt die Wirtschaftlichkeit der PV natürlich hinten runter. Es sei denn, du gibts dich mit einem Balkonkraftwerk zufrieden, da muß kein Elektriker seinen Segen geben.


    Und der Dachdecker, der die Teile aufs Dach schraubt, möchte natürlich gerne noch vorher eine Aufsparrendämmung anbringen, weil das bei montierter PV in den nächsten Jahrzehnten nicht mehr möglich ist.

  • Meiner Meinung nach fehlen noch die die bei manchen Anbietern dann teurere Wohngebäudeversicherung, da Brandschäden am Gebäude ohne PV meist geringer sind als mit PV.


    Bei mir im Umfeld haben auch fast alle ab dem zweiten Jahr die Anlagen rundherum taubensicher machen müssen und bei Anlagen über dem Hauseingang Schneefanggitter anbringen müssen.