RiesterRente - was machen?

  • Hallo zusammen,

    seit einiger Zeit lese ich in diesem tollen Forum mit und finde viele hilfreiche Tipps für meine Finanzen. Nun habe ich eine Frage an euch, bei der ihr mir hoffentlich weiterhelfen könnt.

    Erstmal zu mir: Ich bin verheiratet, habe 2 Kinder und wir haben ein Eigenheim finanziert, Einkommen ca. 90k Brutto.

    Es geht um meinen Riestervertrag (Hannoversche Leben, Riester Rente HL Garant AV1 aus 2009, Garantiezins 2,25%)

    Hier der aktuelle Stand vom 31.12.2022 - seitdem weiter eingezahlt:

    Einzahlungen: 15.122€

    Zulagen: 2.981 €

    Verwaltungs/Vertriebskosten: 1.214€

    Erträge aus Zinsen: 2.627€

    Summe: 19.517 €

    Garantierter Rentenfaktor: 35,74€

    Einzahlung jährlich 1.325€, also 2.100 inkl. der Zulagen für mich und die 2 Kinder.

    Folgende Optionen sehe ich gerade:

    Option 1: Weiter einzahlen bis zur Rente, Zulagen mitnehmen, als sicheren Rentenbaustein nutzen

    Option 2: Keine Einzahlungen mehr, ruhen lassen

    Option 3: Kündigen und Zulagen/Steuern zurück zahlen - ausgezahltes Kapital in ETC MSCI World stecken (Großer Vorteil natürlich: nervigen Riester Vertrag loswerden)

    Option 4: Wohnriester - in ca. 12 Jahren läuft ein Teil unseres Baukredits mit einer Restschuld von ca. 100k€ aus. Hierfür würde ich das Kapital gerne einsetzen (gerade vor dem Hintergrund der gestiegenen Zinsen). Haus werden wir voraussichtlich noch sehr lange bewohen. Bis dahin würde ich dann weiter einzahlen.

    Zu dieser Option interessiert mich besonders eure Meinung:

    - Macht das Sinn? :)

    - Was muss ich beachten?

    - Welche Steuern muss ich dann bei Rentenbeginn einplanen?

    - Kann ich in diesem Zuge den Riestervertrag irgendwie ganz loswerden durch vorzeitige Zahlung der Steuern?

    Ich würde mich sehr über eure Meinungen freuen und bedanke mich schon jetzt für eure Unterstützung.

    Viele Grüße

  • Moin Timtom54 ,

    willkommen im Forum.

    Die Kinder sind noch nicht so alt, sonst wären die Zulagen schon höher.

    Deine Förderquote von zur Zeit 37% hält den Vertrag noch einigermaßen über Wasser und den teuersten Vertrag hast du auch nicht. Das ist schon mal gut.

    - Macht das Sinn? :)

    Ja, kann man so weiterlaufen lassen bis die Kinder aus der Förderung fallen. Dann weitersehen und wer weiß was bis dahin noch alles passiert.

    - Was muss ich beachten?

    Dich nicht zu viel über deinen Riestervertrag ärgern, ändert nichts an dieser Konstruktion.

    Option 3: Kündigen und Zulagen/Steuern zurück zahlen - ausgezahltes Kapital in ETC MSCI World stecken (Großer Vorteil natürlich: nervigen Riester Vertrag loswerden)

    Wenn du dich dein Riester Zuviel ärgert wäre das natürlich eine Lösung, aber ob das die finanziell beste Entscheidung wäre musst du dir ausrechnen. Da du bestimmt vor den Kindern noch einiges an Steuerersparnis hattest, wenn du denn den Riester auch in der Steuererklärung angegeben hast. Die Erträge darfst du dann auch noch mit deinem persönlichem Steuersatz versteuern. Würde mich wundern wenn da viel mehr als 10k übrig bleiben.

    Lässt du den Riester 20 Jahre weiterlaufen könnten ca. 70K€ drin (habe mal 1,2% Kosten angenommen) sein.

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    Dafür müsste dein MSCI World schon 5,6% Rendite über 20 Jahre erzielen.

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    Option 4: Wohnriester - in ca. 12 Jahren läuft ein Teil unseres Baukredits mit einer Restschuld von ca. 100k€ aus. Hierfür würde ich das Kapital gerne einsetzen (gerade vor dem Hintergrund der gestiegenen Zinsen). Haus werden wir voraussichtlich noch sehr lange bewohen. Bis dahin würde ich dann weiter einzahlen.

    Option 4 würde ich nur wählen wenn du dich noch mehr ärgern willst und ein tolles Wohnförderkonto anlegen möchtest. Du musst deine Immobilie dann auch wirklich bis zum zur Auflösung des Wohnförderkontos selbst bewohnen sonst fällt das auch unter schädlicher Verwendung. Also wen du jemanden findest der dir den Wohnriester ausrechnet und du das auch verstehst wie das funktioniert und sich dann das ganze dann auch noch für dich lohnt wäre ich sehr verwundert. Allerdings würde ich mich freuen wenn du dann diese Lösung hier mal Forum zum besten gibst.


    Also kurz gefasst. Weiter besparen um die Kinderzulage abzugreifen.

    Fällt die Kinderzulage weg, nochmal nachrechnen und schauen wie sich der Vertrag entwickelt hat.

    Bei der Auszahlung kannst du dir 30% vom Vertragsvermögen förderunschädlich auszahlen lassen, die monatliche Rente wirst du dann mit deinem dann persönlichen Steuersatz versteuern müssen.

    Vielleicht kannst du den Vertrag auch auf deine Frau/Mutter übertragen. Wenn diese weniger als 52000€ p.A. verdient wäre der Eigenanteil geringer und somit die Förderquote durch die Zulagen höher, musst du mal bei deiner Versicherung nachfragen.

    Ich wünsche Dir gute Finanzentscheidungen.

  • Hallo.

    Wenn Ihr nicht mehr einzahlt und das Geld zur Seite packt, könnt Ihr ja auch ein wenig Polster für die Anschlussfinanzierung schaffen.

    Den Punkt, den Horst Talski aufgebracht hat, wer wie optimiert einzahlen sollte, würde ich mir tatsächlich einmal vornehmen.

    Sollten keine Einzahlungen mehr in den Verzrag erfolgen, könnte sich später eventuell auch die Möglichkeit einer förderunschädlichen Einmalzahlung ergeben.

    Der Schwellenwert dafür steigt ja Jahr für Jahr.

  • Vielen Dank euch für die schnellen und super Antworten.

    Ärgern tut mich an dem Riestervertrag eigentlich nur, dass alles immer so kompliziert gemacht ist und man null flexibel ist. Darüber habe ich aber damals nicht nachgedacht.....

    Meine Frau ist nicht erwerbstätig und könnte (so wie ich das verstanden habe) nur einen separaten Riester-Vertrag abschließen und den Sockelbetrag von 60€ einzahlen, um ihren Zulagenanteil zu erhalten. Ist das so korrekt? Würde das Sinn machen? Auch wenn man dann noch einen Riestervertrag an der Backe hätte ;)

    Bzgl. Wohnriester ist das natürlich schade, dass es so kompliziert ist. Bis zur ersten Restschuld wären ja ca. 50k€ in dem Vertrag und die würde ich so gerne verwenden. Macht das echt keinen Sinn, wenn wir mit 99%iger Wahrscheinlichkeit dort eh bis zum versterben wohnen werden? Hat irgendjemand dieses Prozedere schon mal durchgespielt?

    Danke weiterhin für eure Unterstützung und die Mühe :)

  • Wie alt sind Kinder bzw. hätte die Gattin Interesse an zumindest einem Minijob?

    60 Euro Eintrittsgeld statt 1.325 Euro klingt irgendwie günstiger. ;)

    Ob und wann die Gattin wieder arbeiten wird, das mag meine Glaskugel aktuell nicht ausspucken :P

    Die Kinder sind 3 und 4, also die Zulage fließt noch etwas länger.

    Ich habe jetzt für mich mitgenommen:

    - Vertrag ist nicht so schlecht, erstmal weiter besprechen

    - Wenn es eine Möglichkeit gibt ihn auf meine Frau irgendwann umzuschreiben, dann machen, um Förderquote zu erhöhen

    - Wohnriester als Option offen halten in der Hoffnung dass es irgendwann einfacher wird das Geld zu entnehmen und ggf. auch bis zur Rente wieder einzuzahlen

    Vielen Dank für eure Hilfe. :thumbup:

  • Solange Rentenversicherungspflicht (1 Tag pro Kalenderjahr reicht) vorliegt, würde unmittelbare Zulagenberechtigung für die Gattin bestehen.

    36 Kalendermonate an Kindererziehungszeiten pro Kind, die zur Versicherungspflicht in der Rentenversicherung führen und nacheinander berücksichtigt werden, regeln da so einiges.

    Für den Fall der Fälle sollten eigentlich beide Gatten einen eigenen Vertrag haben, um die schädliche Verwendung zu vermeiden.

  • Die jährlichen und aufgelaufenen Steuerrücketstattungen auf diese Beträge die über die Einkommensteuererklärung auf Dein Konto gelaufen sind (bzw. mit einer eventuellen Steuerschuld verrechnet wurden) fehlen für die Gesamtbetrachtung... das können pro Jahr hunderte an Euro sein.

  • Die jährlichen und aufgelaufenen Steuerrücketstattungen auf diese Beträge die über die Einkommensteuererklärung auf Dein Konto gelaufen sind (bzw. mit einer eventuellen Steuerschuld verrechnet wurden) fehlen für die Gesamtbetrachtung... das können pro Jahr hunderte an Euro sein.

    Bei der Zulagensumme kann aber bisher nicht viel eingezahlt worden sein.

    Ist der Vertrag zwischendurch nicht oder nur minimal bespart worden?

  • Bei der Zulagensumme kann aber bisher nicht viel eingezahlt worden sein.

    Ist der Vertrag zwischendurch nicht oder nur minimal bespart worden?

    Ja, ich habe die Einzahlungen einige Jahre pausiert und habe die Einzahlung mit Geburt des ersten Kindes wieder aufgenommen. Ich habe bereits im Studium mit dem Mindestbetrag begonnen und dann ein paar Jahre bespart. Kann aber nicht genau nachvollziehen, wie hoch die steuerlichen Vorteile waren.....

  • Ja, ich habe die Einzahlungen einige Jahre pausiert und habe die Einzahlung mit Geburt des ersten Kindes wieder aufgenommen. Ich habe bereits im Studium mit dem Mindestbetrag begonnen und dann ein paar Jahre bespart. Kann aber nicht genau nachvollziehen, wie hoch die steuerlichen Vorteile waren.....

    Genaue Zahlen ergeben sich aus den Steuerbescheiden.

    Wenn nicht viel gezahlt wurde, dürfte sich über die Zulagen hinaus keine große Steuererstattung ergeben.

  • Guten Tag,

    Ich mache mir schon länger Gedanken darüber wie ich die nächsten 15 Jahre mit Riester umgehen soll oder will und mir stellen sich die gleichen Fragen wie timtom 54 ;), deshalb hab ich mich mal angemeldet um meine Riesterproblematik in den Griff zu bekommen. Hier mal mein angelesenes Riesterwissen in der Hoffnung auf gute Tips oder Rechenfehler :)

    Allianz Riester Versicherung Beginn 1.1.2002 (24 Jahre alt) Vertragsende 1.1.2043 (65 Jahre) Zins 3,25%

    aktuelle Einzahlung 1632,- im Jahr plus 300.- Kinderzulage (geboren 2017) plus 175,- Grundzulage = 2107,-

    Stand 31.12.23 (noch kein Stand für 24 bekommen komisch kam IMMER im Jan)

    Einzahlung: 23922,-

    Zulagen: 4192,-

    Abschl. Vertr. Kosten: -3146,-

    Erwirtschaft. Erträge: 9274,-

    Kapitalstand: 34237,-

    Bewertung/Überschuss: 743,-

    Kapitalstand: 34979,-

    Nach Abzug der Steuerermäßigung von ca. 2500,- läge die Einzahlung bei 21.422 wäre ein Zuwachs von 13557,- rund 39%

    Bei Weiterführung wie aktuell monatliche Garantierente von 470,- für die Bildung der Garantierente, steht laut Mitteilung Nov. 2022 bei Rentenbeginn ein Garantiekapital von ca. 100.000,- zur Verfügung. Der Versicherungsvertrag spricht von der Anlage einer Rentenversicherung für die Zeit nachdem 85. Lebensjahr. Laut meiner Recherche 25% von den 100.000,- also 25000,- dies würde wohl auch die

    Garantierente von 470,- um 25% verringern auf 352,- für die noch eine Versteuerung von wohl nochmal 25% anfällt was dann eine Nettorente ab 1.1.2043 von 264,- Euro bedeuten würde bis ich 85 Jahre bin, das wären dann 264x12x20=63.360,- rechne ich richtig?

    Eine Teilentnahme von 30%, eine energetische Sanierung oder eine Tilgung eines Immobilienkredits wäre auch möglich, was aber auch wieder eine Rechnung nach sich ziehen würde :)

    Bei Kündigung zum 31.12.23 erfolgt ein Abzug der zugrundeliegenden Kapitalanlagen von 4392,- von den 34979,- auf 30588,- abzüglich der Zulagen und der Steuervergünstigung:

    Kapitalzahlung: 30588,-

    Zulagen: -4192,-

    Steuerersparnis: -2500,-

    Auszahlung: 23896,-

    Einzahlung: -23922,-

    Ergebnis: -26., Euro

    Nach 22 Jahren 26 Euro Verlust bei Kündigung, wenn ich richtig rechne wäre dann keine Kapitalertragssteuer mehr fällig?

    Die Versicherung hätte in dieser Zeit 3146,- kassiert, was ist mit den 4392,- die bei Kündigung abgezogen werden sind die nur virtuell oder hat die Versicherung dann 7537,- verdient?

    Also je länger ich mich damit befasse, desto mehr nervt es.....ich tendiere zu kündigen dann fallen die Beiträge weg und meine Frau bekommt endlich die langersehnte zweite Kinderzulage ;)

    Was meint ihr? Über eure Rückmeldungen würde ich mich sehr freuen......

    Schönen Tag noch 8)

  • Deine Frau wartet auf die langersehnte zweite Kinderzulage?

    Interessanter Fall.

    Obwohl ich Aktionär der Allianz bin und mich über solche Verträge freuen müsste ( denn du und deine Frau zahlen eben dann meine Dividende mit) würde ich dir als ersten Schritt empfehlen die Einzahlungen zu stoppen und erst mal gar nichts mehr zu machen.

    Eventuell gibt es in den nächsten Jahren irgendeine politische Lösung zu dieser Problematik.

    Wenn deine Frau fast nichts verdient und die zweite Kinderzulage so sehnlichst erwartet, kann sie die doch haben.

    Aber du solltest aufhören, in diesem Fall weiterhin Geld dort hinein zu werfen.

  • Hallo Aktionär,

    Danke für deine Antwort.....langersehnte zweite Kinderzulage ist der running Gag, da ich 4 Kinder habe und auch mal eine Kinderzulage haben wollte 8)

    Kann sein, dass mit jedem beitragsfrei gestellten Vertrag die Chance auf eine politische Lösung der Problematik steigt, wenn keiner mehr einzahlt. So richtig glaub ich aber nicht dran, welcher Aktionär will schon auf seine Dividende verzichten? Der Staat spart sich Zulagen und Steuerermäßigung (die ich ja auch finanziere 8) ich Grösus) und die Versicherung zieht weiter Abschluss Vertriebs und Verwaltungskosten ab (wird die Dividende halt etwas kleiner).

    Meine Frau verdient besser als ich, aber zahlt weniger ein.

    LG