ETF MSCI World ohne Rüstung/Militär?

  • ..., wenn wir uns nicht verteidigen könnten.

    Wobei die Frage erlaubt ist, ob und wie wir uns verteidigen könnten. Mit den Waffen die erstmal bestellt und dann hoffentlich in einigen Jahren auch geliefert werden?

    Stellt sich angesichts der demografischen Entwicklung in der Bevölkerung auch die Frage wer denn die Waffen zukünftig so bedienen soll. :/

    In der Vergangenheit gab es ja mal Söldnerheere. Evtl. kommen wir da dann wieder hin und die Soldaten die uns verteidigen (sollen) werden in anderen Ländern angeworben.

  • Viele Diskussionsbeiträge gehen am Thema vorbei:

    Die Frage war ETF ohne Rüstungsindustrie.

    Die Frage muss sich jeder Anleger selbst stellen: Möchte er an Produkten, die zum Töten von Menschen geschaffen wurden, Geld verdienen. Es war nicht die Frage ob es strengere ESG Produkte mit einer besseren CO2 Bilanz gibt. Es war auch nicht die Frage ob Soldaten Turnschuhe von Adidas tragen. Apple/ Microsoft Produkte werden sicher an vielen Stellen im Militär eingesetzt - deshalb ist Apple / Microsoft kein Rüstungsunternehmen, das hauptsächlich von der Produktion von Waffen lebt. Seit mehr 2000 Jahren führen immer die Guten gegen die Schlechten Krieg. Mit Begeisterung haben wir 1914 gegen Frankreich und England gekämpft. 1939 haben wir die "Untermenschen" bekämpft. Der letzte größere Krieg war der amerikanische Angriff auf den Irak. Heute ist Krieg für viele ein Computerspiel oder eine Hollywood Film bei der immer der Gute gewinnt. Der Krieg ist nie unendliches Leid für die Herrführer egal ob sie der Kaiser, Hitler, Bush oder Putin heißen. Der Krieg ist aber unendliches Leid für das Volk, dass vom Krieg betroffen ist, für Ukrainer und Russen. Wenn man an diesem Leid nicht verdienen möchte, und gleichzeitig breit diversifiziert anlegen möchte, muss man lange suchen.

    Stimmt, aber wenn man auf die Nähe zur Rüstungsindustrie schaut, schneiden beide von dir genannten Fonds nicht gut ab. Neben den oben schon genannten Punkten zum Vanguard ist auch der xtrackers nicht wirklich besser, alle diese drei Unternehmen sind drin:

    Datenbank - Faire Fonds

    Datenbank - Faire Fonds

    Datenbank - Faire Fonds


    Zitat zu Booz: „Booz Allen Hamilton aus den USA bietet weltweit Technologie, Beratung und Ingenieurleistungen an. Es ist ein führendes Unternehmen im Bereich der militärischen Dienstleistungen für das US-Verteidigungsministerium.


    Aus meiner Sicht wirklich „sauber“ sind nur die Fonds mit einem qualifizierten unabhängigen Evaluationsgremium / Anlageausschuss mit Veto-Recht, wie z.B. beim GLS-Aktienfonds:

    Datenbank - Faire Fonds


    Problem dabei sind natürlich die Kosten und die Tatsache, dass man damit nicht den Weltmarkt (nach Regionen) abdecken kann.


    Meine Meinung zu nachhaltigen ETF: Die wirklich strengen SRIs sind wenn überhaupt die am ehesten „hellgrünen“ und damit unter nachhaltigkeitsgesichtspunkten (auch und gerade in Punkto Rüstung) am ehesten vertretbar. Der Vanguard ist es leider trotz genialer Streuung weltweit nicht, der Xtrackers auch nicht…

  • Da ist schon etwas Wahres dran.

  • Ich erinnere auch noch daran, dass du mit dem Kauf von Aktien einer bestehenden Firma nicht die Firma unterstützt, sonst sind die Aktien nur einem anderen Aktien her ab kaufst zum Beispiel aus irgendwelchen Gründen Geld braucht und sich daher von seinen Aktien trennt. Für die Firma ändert sich durch einen solchen Aktientausch zwischen zwei Aktionären überhaupt nichts.

    Das betrifft nochmal das Funktionieren von Finanzmärkten allgemein und ethische Aspekte des Geldanlegens. Und sorry, wenn ich dir da völlig widersprechen muss, aber das was du schreibst, stimmt einfach nicht: Weder ökonomisch noch in Hinblick auf Nachhaltigkeit! Finanzmärkte sind der Ort, an dem sich Unternehmen refinanzieren. Sie beziehen von den Finanzmärkten ihre Mittel (Egal ob Equity/Aktien oder Debt/Anleihen oder alle möglichen Variationen dazwischen) und egal wo diese Mittelherkunft dann in der Bilanz verortet wird. Eigenkapital ist risikoreicher für Anleger als Anleihen und deshalb für ein Unternehmen teuer. Egal ob beim Börsengang/IPO, bei späteren Kapitalerhöhungen oder Aktienrückkäufen: Immer, immer, immer spielt der eigene Aktienkurs für ein Unternehmen eine zentrale Rolle! Und wenn du die Aktie von einem anderen Marktteilnehmer kaufst, steigt (wenn auch in Maßen) der Kurs und damit zum Beispiel auch der Wert der eigens vom Unternehmen gehaltenen Aktien. Kapitalerhöhungen werden lukrativer bzw. günstiger für das Unternehmen, genau wie die Unternehmensrefinanzierung ingesamt bei steigender oder gestiegener Nachfrage nach den Aktien. Ergo: Für eine Firma ändert sich was, wenn die Aktien auf dem Sekundärmarkt nachgefragt werden!


    Und natürlich unterstützt jemand ein Unternehmen, wenn er die Aktien dieses Unternehmens kauft! Alles andere wäre doch auch völlig widersinnig. Die Aktionäre sind nicht nur Geldgeber, sondern DIE Stütze des Unternehmens, man könnte auch sagen die Eigentümer! ;) Ob man die Aktien beim Börsengang oder im Sekundärhandel gekauft hat, ist dafür völlig egal, ökonomisch wie ethisch/moralisch. Und da wären wir beim zweiten Punkt, den ich bei der ganzen Debatte wirklich zentral finde: Will man von Unternehmen die Kriegswaffen, Atombomen, Streumunition etc. herstellen profitieren oder nicht? Genau das tut man nämlich in der Rolle des Unternehmenseigentümers (rechtlich sowieso) und ökonomisch spätestens bei Dividendenaussschüttungen oder Kurssteigerungen. Und genau das sollte man sich dann eben fragen: Will ich von solchen Geschäften wirklich profitieren, oder eher nicht..?

  • Hallo ForumsFreund FinanztipUser

    Du hast das super perfekt erklärt,

    Da kann man einfach nicht widersprechen

    Ich habe natürlich niemals so in die Tiefe analysiert

    Für mich ist ein Aktienkauf zunächst mal nur ein Austausch von Aktien von einem Aktionär, der seine Aktien eben an einen anderen Anleger verkauft.

    Für die Firma ändert sich in diesem Moment nichts.

    Wenn man diesen Vorgang jedoch in die Tiefe analysiert, hat es sehr wohl Auswirkungen auf die Firma.

    Die Firma hat natürlich ein Interesse daran, dass der Aktienkurs möglichst hoch ist.

    D.h eine hohe Bewertung hat.

    Also ein sogenanntes KGV nicht nur von 20, sondern eher von 30 oder noch höher

    Das hat den Vorteil,

    wenn die Firma neues Kapital braucht,

    dass sie bei einer sogenannten Kapitalerhöhung neue Aktien druckt

    und diese verkauft.

    Je höher der Kurs, desto größer sind die Einnahmen.

    Diese Einnahmen kommen in diesem Fall in der Tat nicht einem anderen Aktionär, sondern der Firma zugute.

    Daher hast du natürlich mit deiner Analyse recht.

    Kompliment,

    ich bin da viel einfacher gestrickt.

    Viele Grüße McProfit.

  • McProfit : War das nicht Einstein, der angeblich mal meinte, man soll die Dinge so einfach wie irgendwie möglich machen, aber bitte nicht noch einfacher? :/;) Was ich wirtschaftsphilosophisch interessant finde, wird genau in diesem Perspektivwechsel, den du beschreibst, deutlich: Was hat man heute als Aktionär eigentlich moralisch noch mit dem eigenen Unternehmen am Hut?


    Die liberale Wirtschaftsphilosophie geht zurück auf Leute wie Adam Smith, der seine "unsichtbare Hand", mit der die Mittel in der Wirtschaft gelenkt werden, nicht mit Rationalität sondern dem Eigennutz z.B. des Bäckers im Ort begründet, der Brötchen eben nicht aus Nächstenliebe für alle backt, sondern um von den Erträgen leben zu können. Damals gab es faktisch eine kontrolle, wenn der Bäcker beim Gewicht der Brötchen betrogen hat, er das Mehl gestreckt oder die Brötchen vom Vortag zum Beispiel als frisch verkauft hat. Das ist dann a) dem Rest des Ortes häufig aufgefallen und hatte b) Konsequenzen für den Bäcker vor Ort eben durch die Gemeinschaft als Kontrollinstanz.


    All diese Mechanismen haben wir über die globalen Finanzmärkte ausgehebelt: Kein Mensch weiß mehr, was "seine" unternehmen im Depot genau im Detail machen, welche Probleme die Zulieferer verursachen oder welche langfristigen Schäden durch Entscheidungen des Managements zukünftig am anderen Ende der Welt oder vielleicht auch bei uns entstehen. Das macht es natürlich leicht, die Augen davor zu verschließen, worein man investiert ist und für was man eigentlich Verantwortung trägt. Eigentümer werden durch das Management vertreten und können anonym die Gewinne mitnehmen ohne persönlich für Schäden zu haften. Verglichen mit dem o.g. Szenario, mit dem unsere Wirtschaft gerne begründet und legitimiert wird, geradezu ein "Outsourcing" von Verantwortung, wenn man da mal genauer drüber nachdenkt... :/


    Aber vll. sollten wir es hier mit dem Nachdenken hier auch nicht übertreiben! 8o

  • Hallo FinanztipUser

    Ich bin immer wieder fast sprachlos wie hoch die Qualität, mancher Forums Beiträge hier ist.

    Du gehörst sicher zur Oberliga,

    aber auch der Forums Freund Achim Weiss von dem ich hier auch schon einiges gelernt habe.

    Ich bleibe dennoch bei meiner einfachen Denkweise

    Die Gewinne der Unternehmen werden an die Aktionäre ausgeschüttet, unabhängig, wer das ist oder sich diese verändert haben

    Wer ein Problem damit hat, von einer Rüstungsfirma Dividende zu bekommen, kann sich damit trösten, dass die ganzen Produkte auch zur Verteidigung dienen

    Und er kann jederzeit die Dividenden einer solchen Firma problemlos spenden.

    Ich habe weiterhin kein Problem damit.

    Viele Grüße, Mcprofit.

  • Hallo Sparkönigin,


    Vielen Dank für Deine Beiträge. Sie führen wieder zum eigentlichen Thema dieses Forums der Geldanlage zurück. Natürlich kaufe ich mit der Aktie ein kleines Stück eines Unternehmens und profitiere von den Gewinnen des Unternehmens. Jeder muss für sich selbst entscheiden, ob mit seinem Eigentum Maschinen zum Töten von Menschen produziert werden sollen. Dies ist aber nicht das Thema des Forums. In diesem Forums geht es um die Frage: Wie finde ich Produkte´, die dies ausschließen oder zumindest stark reduzieren. Ich kann Cosumer Staples, Healthcare ETF oder bestimmte Fonds mit aktiven Management investieren - immer eine sehr starke Reduktion der Diversifikation. Die von Dir genannten SRI sind auch eine Reduktion der Diversifikation aber eine gute Alternative zu meinen Vorschlägen. Larry Fink (der Chef von Blackrock) hatte wegen seines ESG Engagements sehr viel Gegenwind verbunden mit Rücktrifftsforderungen. Während vor 2 Jahren noch Waffen bei den ishares SRI eindeutig ausgeschlossen waren - ist es jetzt nicht mehr so eindeutig / leicht zu finden. Bei MSCI ist es auch schwierig Informationen diesbezüglich zu finden.

    Es ist sehr schwer entsprechende Produkte zu finden. Faire Fonds ist ein Ansatz (leider etwas unübersichtlich keine Trennung nach Aktien / Anleihen, ETF Gruppen), Ecoreporter sehr eingeschränkt, Finanzfluss hat Filter wirklich einfach ist es leider nicht. Ich bin für alle Tipps für die Suche nach passenden ETF (breit diversifiziert mit keinen Waffenproduzenten oder einem sehr geringen Anteil von Waffenproduzenten) dankbar.

  • Hallo Forumsfreund fBerlin

    Vielen Dank für deinen interessanten Kommentar

    Wie du sagst, ist es so, dass die wenigsten Anleger gezielt Aktien von Rüstungs-Firmen kaufen.

    HierzuLande gibt es ohnehin nur Rheinmetall und in den USA sind Hersteller von Rüstung häufig Mischkonzerne, wie Boeing und so weiter

    In den beliebten ETF-Fonds ist das ohnehin kaum zu unterscheiden.

    Wenn man ganz sicher gehen will, müsste man zum Beispiel auf einen Branchenfonds ausweichen wie Gesundheit, Medizin.

    Dann ist man aber schon wieder einseitig investiert, was auch nicht gerade empfehlenswert ist.

    Übrigens, Hersteller von Waffen produzieren, nicht nur Waffen zum töten, sondern auch zur Verteidigung eines Landes, d.h. zur Rettung von Leben.

    Oder zur Verhinderung eines Angriff-Krieges wenn der Angreifer nicht sicher sein kann, ob sein Angriff erfolgreich ist.

    Das Thema ist meiner Meinung nach komplizierter als die Frage ob Aktien einer Rüstungsfirma nun gut oder schlecht sind.

    Aber hier bei uns im Forum geht es um Kapitalanlage.

    Viele Grüße, McProfit

  • McProfit

    wobei man bei deinem Beispiel von Gesundheit und Medizin auch wieder diskutieren könnte, ob ein Pharmahersteller, Pharmaausrüster, Medizingerätehersteller usw. nicht auch von kriegerischen Auseinandersetzungen profitiert und somit auch irgendwie indirekt in das "Rüstungsthema" fällt.

    Bis vor 2 Jahren hätte niemand geahnt, dass ein Waschmaschinenhersteller wie Miele, Siemens/Bosch usw dann doch für die russische Rüstungsindustrie interessant sein könnte, da sie die Geräte massenhaft über den Umweg Kazachstan legal importieren und dann für die Rüstung benötigte Bauteile/Chips ausbauen und zweckentfremden.

    So kann man es mit nahezu jeder Branche weiter spinnen...

    Ein Drohnenhersteller wie DJI ist per se kein Rüstungskonzern. Er profitiert wahrscheinlich unglaublich von den Daten das die Fluggeräte im Einsatz im Kriegsgebiet sammeln für neue Entwicklungen.

    So... wo ziehen wir da nun eine Grenze?

    Wahrscheinlich dort, wo wir keine Bauchschmerzen bekommen, obwohl es genau genommen immer noch fragwürdig wäre.