Sinnhaftigkeit einer Berufsunfähigkeit

  • FinanztipUser: Der durchschnittliche Rentenbezug ist nicht gleichzusetzen mit dem durchschnittlichen Einkommen eines Rentners in Deutschland. Die Leute haben zum einen häufig mehr als eine Rente, zum anderen andere Einkommensquellen und leben auch häufig in Bedarfsgemeinschaften, in denen sie Einkommen zusammenlegen und Kosten teilen.


    Richtig ist aber auch, dass es eine nicht kleine Zahl an Rentnern gibt, deren Einkommen um das Existenzminimum liegt und die z.B. von Wohngeld profitieren könnten.

  • FinanztipUser: Der durchschnittliche Rentenbezug ist nicht gleichzusetzen mit dem durchschnittlichen Einkommen eines Rentners in Deutschland. Die Leute haben zum einen häufig mehr als eine Rente, zum anderen andere Einkommensquellen und leben auch häufig in Bedarfsgemeinschaften, in denen sie Einkommen zusammenlegen und Kosten teilen.


    Richtig ist aber auch, dass es eine nicht kleine Zahl an Rentnern gibt, deren Einkommen um das Existenzminimum liegt und die z.B. von Wohngeld profitieren könnten.

    Andere Einkommensquellen gibt es doch bei Beamten und berufsunfähigen Angestellten potenziell auch! Bedarfsgemeinschaften gibt es zunehmend wieder auch unter Vollzeitbeschäftigten Akademikern dank der gestiegenen Lebenshaltungskosten!


    Gerade gestern Abend fand ich diese Doku zur Lage im Rhein-Main-Gebiet relativ gut:

    Dokus & Reportagen : Armut in Deutschland - ausgegrenzt und abgestempelt? | ARD Mediathek
    Armut in Deutschland - ausgegrenzt und abgestempelt? | Video | Noch nie haben so viele Menschen in Deutschland in Armut gelebt. Pandemie, Energiekrise,…
    www.ardmediathek.de


    Die Entwicklung der letzten Jahre mit gestiegenen Energiekosten / Inflation war für viele Menschen wirklich heftig!

  • Ich habe einen Bekannten der ist durch einen Zeckenbiss BU geworden, ohne BU-Absicherung hätte er seine Hausfinanzierung vergessen können und wäre wohl in die Zwangsversteigerung geraten, jetzt zusätzlich auch Erwerbsm.-Rente. Er würde aber viel lieber arbeiten gehen.

  • Bei Herrn Fitzek wäre ich mir da nicht sicher.

    Wahrscheinlich läuft das im Königreich wieder anders. :rolleyes:

    Ja gut, aber da gibt es ja auch kein Bürgergeld, sondern nur mildtätige Gaben - vor allem für den König ;)

    Taxation is not charity. It is not voluntary. As we shrink the state and make government smaller, we will find that more and more people are able to take care of themselves.


    Grover Norquist

  • Abgesehen von Riester nicht, das Nebentätigkeitsrecht ist sehr strikt.

    Keine Mieteinkünfte, keine privaten Rentenversicherungen, keine Dividendenausschüttungen als Kapitalerträge, keine Zinseinkünfte,..? 🤔


    Hast du das mal versucht im Fall der staatlichen Grundsicherung (zusätzlich) zu erhalten? 😳😉

  • Keine Mieteinkünfte, keine privaten Rentenversicherungen, keine Dividendenausschüttungen als Kapitalerträge, keine Zinseinkünfte,..? 🤔


    Hast du das mal versucht im Fall der staatlichen Grundsicherung (zusätzlich) zu erhalten? 😳😉

    Das schon, aber keine BAV, keine Nebentätigkeiten...

    Taxation is not charity. It is not voluntary. As we shrink the state and make government smaller, we will find that more and more people are able to take care of themselves.


    Grover Norquist

  • Andere Einkommensquellen gibt es doch bei Beamten und berufsunfähigen Angestellten potenziell auch! Bedarfsgemeinschaften gibt es zunehmend wieder auch unter Vollzeitbeschäftigten Akademikern dank der gestiegenen Lebenshaltungskosten!

    Ja klar.


    Aber davor war die Rede von Rentnern und ich wollte nur darauf aufmerksam machen, dass man nicht 1:1 von der Rentenhöhe auf Einkommen und Wohlstandsniveau schließen kann, sondern dafür den ganzen Menschen und ggf. seine Familie betrachten muss.


    Hinter einem "100-€-Rentner" kann jemand stecken, der nach dem Studium als Freiberufler immer in die Versorgungskasse eingezahlt hat und daraus 3000 € Rente bekommt. Der geht damit aber trotzdem voll in die Statistik und zieht den Durschnitt wieder einen Euro nach unten.

  • Aber davor war die Rede von Rentnern und ich wollte nur darauf aufmerksam machen, dass man nicht 1:1 von der Rentenhöhe auf Einkommen und Wohlstandsniveau schließen kann, sondern dafür den ganzen Menschen und ggf. seine Familie betrachten muss.

    Auch klar! Aber das Existenzminimum bzw. Einkommenslevel, das man in Deutschland braucht, um über die Runden zu kommen, ist (auch verfassungsrechtlich gesehen) für alle Menschen weitgehend gleich! Egal in welchem Alter…


    Wenn man sich an Grundsicherung („Bürgergeld“) orientiert plus Mietkosten für eine angemessene Wohnung plus Heizkostenzuschuss, dann liegt man je nach Region in Deutschland bei ca. 1.100 - 1.400€ pro Monat je nach lokalem Mietniveau. Alles darunter ist dann auch sozialrechtlich gesehen Armut. Diese Größenordnung wird demnach als existenzsichernd angesehen, was verdeutlicht, dass man mit 2.400€ netto dann doch spürbar besser gestellt ist, als mit Grundsicherung bzw. dem Existenzminimum! Von den Aufstockungsmöglichkeiten (s.o.) ganz zu schweigen… 😉

  • Auch klar! Aber das Existenzminimum bzw. Einkommenslevel, das man in Deutschland braucht, um über die Runden zu kommen, ist (auch verfassungsrechtlich gesehen) für alle Menschen weitgehend gleich! Egal in welchem Alter…


    Wenn man sich an Grundsicherung („Bürgergeld“) orientiert plus Mietkosten für eine angemessene Wohnung plus Heizkostenzuschuss, dann liegt man je nach Region in Deutschland bei ca. 1.100 - 1.400€ pro Monat je nach lokalem Mietniveau. Alles darunter ist dann auch sozialrechtlich gesehen Armut. Diese Größenordnung wird demnach als existenzsichernd angesehen, was verdeutlicht, dass man mit 2.400€ netto dann doch spürbar besser gestellt ist, als mit Grundsicherung bzw. dem Existenzminimum! Von den Aufstockungsmöglichkeiten (s.o.) ganz zu schweigen… 😉

    Moooment... Bei den 2400 netto gehen aber eben Miete, Heizkostenzuschuss usw noch ab. Und da sind wir bei *trommelwirbel* deinen 1400 € pro Monat. Nach 25 Jahren Arbeit und Hochschulabschluss.

    Taxation is not charity. It is not voluntary. As we shrink the state and make government smaller, we will find that more and more people are able to take care of themselves.


    Grover Norquist

  • Entweder rechnet ihr mit Miete (und Krankenversicherung) oder ohne. Da solltet ihr euch einigen.


    Ohne Miete, Betriebskosten und Krankenversicherung beträgt das Bürgergeld 563 € monatlich für die erste Person in der Bedarfsgemeinschaft, weitere Personen etwas weniger. Davon ist Strom zu zahlen und auch alle "Investitionen". Weiteres Geld gibt es max. als zügig rückzahlbares Darlehen.

  • Moooment... Bei den 2400 netto gehen aber eben Miete, Heizkostenzuschuss usw noch ab. Und da sind wir bei *trommelwirbel* deinen 1400 € pro Monat. Nach 25 Jahren Arbeit und Hochschulabschluss.

    Natürlich sind beides vergleichbar die monatlich netto zur Verfügung stehenden Gesamtsummen von denen Miete und Lebenshaltung abgehen! Und dann sind - Trommelwirbel! - 2.400€ eben 1.000€ mehr als 1.400€! 😉

  • Entweder rechnet ihr mit Miete (und Krankenversicherung) oder ohne. Da solltet ihr euch einigen.


    Ohne Miete, Betriebskosten und Krankenversicherung beträgt das Bürgergeld 563 € monatlich für die erste Person in der Bedarfsgemeinschaft, weitere Personen etwas weniger. Davon ist Strom zu zahlen und auch alle "Investitionen". Weiteres Geld gibt es max. als zügig rückzahlbares Darlehen.

    Ja, eben. Ich wollte nur an die Berechnung oben anknüpfen und zeigen, dass die Beamtenversorgung nicht besser da steht. Und ich habe noch Glück: Bei einem Kollegen des mittleren Dienstes sieht die Rechnung nicht so gut aus, da gibts die 1900 brutto. Der fährt dann mit Miete und PKV schlechter als derjenige mit Grundsicherung.

    Deshalb: Auch als Beamter ist die BUV (bzw. DUV) ein Muss.

    Taxation is not charity. It is not voluntary. As we shrink the state and make government smaller, we will find that more and more people are able to take care of themselves.


    Grover Norquist

  • Können wir uns darauf einigen, dass


    1.

    eine BUV eine wichtige Sache ist und das eine Entscheidung gegen diese Absicherung gut überlegt sein will?


    2.

    Beamte regelmäßig besser abgesichert sind als jene, die über die gesetzliche Rentenversicherung versichert sind?


    3.

    für Beamte aber die DUV auch keine unbedeutende Sache ist und ernsthaft in Erwägung gezogen werden sollte?

  • Dem würde ich zustimmen! Nur sollten wir vll. auch gesellschaftlich mal über das Existenzminimum sprechen: Wenn Leute mit 2.400€ Absicherung sinngemäß argumentieren, dass dies nicht existenzsichernd sei, wir aber faktisch gesamtgesellschaftlich das Existenzminimum bei rund 1.400€ festlegen (Zahlen sind vergleichbar!), dann passt offensichtlich etwas nicht ganz zusammen! ;)


    Habt ihr euch mal angeschaut, wie viel Euro im Bürgergeld für Kinder z.B. für Bildung zur Verfügung steht? Und wie viel für Lebensmittel? Ich würde bei heutigen Preisen und nach dem Inflationsschock argumentieren, dass ein Wert zwischen den o.g. Größenordnungen (also rund 2.000€) in vielen Regionen Deutschlands mittlerweile notwendig sind, um davon halbwegs leben zu können...


    Und btw.: JackDawson: Müsste man der Aussage von Grover Norquist in deiner Signatur nach deine Beamtenbezüge bei DU nicht auch auf 1.400€ absenken, da der Staat dieser Ideologie nach ja möglichst schlank und möglichst abgeschafft gehört? So "shrinking the state" and "taking care of oneself" und so..?! :/;)


    Ich wäre da ja stattdessen eher für ein auskömmliches Grundsicherungsniveau für alle... :)

  • Es besteht definitiv ein Unterschied zwischen Existenzsicherung und Lebensstandsicherung.

    Was wann wo geboten ist und wie wir das gesamtgesellschaftlich sicherstellen ist aber ein sehr weites Thema.

  • Es besteht definitiv ein Unterschied zwischen Existenzsicherung und Lebensstandsicherung.

    Was wann wo geboten ist und wie wir das gesamtgesellschaftlich sicherstellen ist aber ein sehr weites Thema.

    Stimmt, aber der gesellschaftliche Konsens und auch die im Grundgesetz und in den Sozialgesetzen festgelegten Regelungen gehen ja sehr stark in die Richtung, die Existenzsicherung sicherzustellen bzw. zu garantieren und eben nicht den ggf. deutlich höheren individuellen Lebensstandard. Was ich halt als Frage aufwerfen würde: Wie viel braucht man denn im Monat um davon in Deutschland mit einigermaßen Teilhabe wirklich leben zu können? :/


    Was hier in der Diskussion deutlich wird: Unsere Gesellschaft besteht aus Sphären, bei denen man sich die jeweils anderen Sphären offensichtlich immer weniger vorstellen kann. Ich mache (ehrenamtlich und neben dem Job) Schuldnerberatung und was ich da in Punkto Existenzminimum teilweise an Lebensumständen mitbekomme, lässt einem die Haare zu Berge stehen! Und das ist häufig nicht selbst verschuldet, sondern Ergebnis von Erkrankungen, Wohnungskündigungen, Firmeninsolvenzen oder aus anderen Gründen, die für einige ziemlich schnell ziemlich existenziell problematisch werden...

  • Wenn Leute mit 2.400€ Absicherung sinngemäß argumentieren, dass dies nicht existenzsichernd sei, wir aber faktisch gesamtgesellschaftlich das Existenzminimum bei rund 1.400€ festlegen (Zahlen sind vergleichbar!), dann passt offensichtlich etwas nicht ganz zusammen! ;)

    Ich habe dir doch vorgerechnet, dass am Ende genauso viel Geld übrig bleibt?



    Habt ihr euch mal angeschaut, wie viel Euro im Bürgergeld für Kinder z.B. für Bildung zur Verfügung steht? Und wie viel für Lebensmittel? Ich würde bei heutigen Preisen und nach dem Inflationsschock argumentieren, dass ein Wert zwischen den o.g. Größenordnungen (also rund 2.000€) in vielen Regionen Deutschlands mittlerweile notwendig sind, um davon halbwegs leben zu können...

    Sehe ich anders. Zumal im Regelsatz einige Dinge enthalten sind, die man der Allgemeinheit nicht unbedingt in Rechnung stellen müsste (Gaststättendienstleistung, Freizeit und Kultur) oder in der Höhe unlogisch sind (50,49 € Verkehr bei Kosten von 49 € für ein Rundum-Sorglos-Ticket, 50,33 € für Post und Telekommunikation bei DSL-Verträgen ab 25 € und Handytarifen ab 3-5€).

    Wohlgemerkt, all das muss man als "normaler" Rentner alles selbst stemmen.


    Müsste man der Aussage von Grover Norquist in deiner Signatur nach deine Beamtenbezüge bei DU nicht auch auf 1.400€ absenken, da der Staat dieser Ideologie nach ja möglichst schlank und möglichst abgeschafft gehört? So "shrinking the state" and "taking care of oneself" und so..?! :/ ;)

    Ich bin der Ansicht, der Staat sollte sich auf die Bereiche beschränken, in der er gebraucht wird. Das wären Sicherheit, Gerichte und einige wenige Bereiche, in denen es privat nicht funktioniert. Dafür sollte er alles aufgeben, was privat besser erreicht werden kann (z.B. Schulen, Verkehr, Sozialversicherungen usw.)


    Dort, wo er noch tätig ist, sollte er seine Beschäftigten natürlich angemessen bezahlen. Und da sind die Löhne eher zu niedrig als zu hoch. Für meine Tätigkeit brauchst du ein Diplom, also sollte sich die Bezahlung auch an Architekten oder Ingenieuren orientieren.

    Stimmt, aber der gesellschaftliche Konsens und auch die im Grundgesetz und in den Sozialgesetzen festgelegten Regelungen gehen ja sehr stark in die Richtung, die Existenzsicherung sicherzustellen bzw. zu garantieren und eben nicht den ggf. deutlich höheren individuellen Lebensstandard.

    Du hast im konkreten Fall das beamtenrechtliche Alimentationsprinzip als Lex specialis: Der Staat hat für den Lebensstandard seiner Beamten zu sorgen.

    Taxation is not charity. It is not voluntary. As we shrink the state and make government smaller, we will find that more and more people are able to take care of themselves.


    Grover Norquist