Unfallversicherung mit oder ohne Unfallrente?

  • Hallo zusammen,

    ich habe schon gesucht, finde aber einfach keine klare Aussage.

    Gerne würde ich eine Unfallversicherung abschließen und habe bereits unterschiedliche Angebote vorliegen, sowie mich mit dem Thema Progression, Grundsumme, Bausteine etc. beschäftigt leider ist mir aber überhaupt nicht klar, was ich genau benötige. Jedes Angebot ist gefühlt minimal anders und auf Nachfrage bei den Bausteinen, bekomme ich bei den Anbietern eher so Aussagen wie "ja die Summe nimmt man einfach und den Baustein kann man machen". "Wie hoch muss denn eine Unfallsumme sein?". "Ja ich habe mal mit 1000€ gerechnet, man kann auch 500€ nehmen".

    Solche Aussagen bringen mir als Kunden gar nichts und ich könnte auch einen Würfel nehmen.

    Nicht wort wörtlich aber fast, sodass ich euch um Hilfe bitten möchte.


    Mal angenommen man hat eine "perfekte BU" und es geht hier rein um eine Unfallversicherung.

    Es bestände folgende Situation:

    Bei dem Beispiel mit dem Verlust eines Beines aufgrund eines Unfalls. Vermutlich kann man auch mit einem Bein noch den Büro-Beruf ausüben, so dass vermutlich keine berufsunfähigkeit im Sinne der privaten Berufsunfähigkeitsversicherung vorliegen würde. Es gibt somit Fälle in denen eine Unfallversicherung eine Unfall-Rente leistet, während eine private Berufsunfähigkeitsversicherung nicht zwangsläufig leistet.

    Man hätte sicherlich eine Invalidität aber keine 50%. Das Bein nur als Beispiel. Es könnte auch der Arm oder das Auge sein, was auch immer unter 50% BU liegen würde, wodurch diese nicht zahlen würde. Man hätte eine Einschränkung im Alltag, unabhänging ob man auf dem Papier noch zu 100% arbeiten gehen könnte oder nicht.

    Also die Frage, macht eine Unfallrente in einer Unfallversicherung sinn und wenn ja, wie hoch sollte diese sein? Sofern man sagt, dass man nur noch 50% arbeiten gehen kann, würde man ja das Netto mit mind. 50% ausgleichen müssen. (dann wären z.b. 1000€ Unfallrente zu wenig)

    Andere Frage wäre wie hoch die Grundsumme sein sollte. 2-3x Brutto Jahresgehalt ließt man immer wieder, aber die Anbieter bieten in der Regel um die 100.000€ Grundsumme mit 350 oder 500% Progression an unabhänging von meinem Gehalt, welches die 100.000€ nicht wiederspiegeln (müsste höher sein).

    Todesfall, Knochenbrüche Zahlungen, "Schutzbrief" bzw. Alltagshelfer habe ich für mich bereits gestrichen. Kann man meiner Meinung nach über die erhaltene Einmalsumme bezahlen, sofern benötigt. Also z.b. jemanden der für einen Einkaufen gehen würde oder das Taxi zum Arzt etc.

    Vielen Dank für eure Meinungen.

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  • Xenia 18. April 2024 um 16:09

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Vielleicht ein Fall für Dr. Schlemann ?

    Gerade busy, aber ich schreibe gerne etwas dazu. :)

    Dr. Schlemann unabhängige Finanzberatung GmbH & Co. KG
    Von Finanztip empfohlene Spezialisten für Berufsunfähigkeit und private Krankenversicherung | Angaben gem. § 11 VersVermV, § 12 FinVermV: https://schlemann.com/erstinformationen | Beiträge in der Finanztip Community erstelle ich mit größtmöglicher Sorgfalt, jedoch ohne Gewähr für Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität. Deren Nutzung erfolgt auf eigene Gefahr.

  • Ich denke, es ist in gewisser Weise auch eine Frage der persönlichen Präferenz, ob Du im Falle eines schweren Unfalls mit bleibender Invalidität (= Versicherungsfall) lieber eine hohe Einmalzahlung erhalten möchtest oder eine monatliche Rente (oder beides).

    Ich persönlich habe nur eine hohe Einmalzahlung abgeschlossen (Grundsumme ca. 3-4 Bruttojahreshälter, zuzüglich 225% Progression bei höherer Invalidität).

    Das fand ich einen guten Kompromiss zwischen substanziellen Leistungen auch bei geringerer Invalidität (= häufiger) und höheren Leistungen bei sehr hoher Invalidität (= viel seltener).

    Mindestens ebenso wichtig sind neben der Versicherungssumme m.E. u.a.:
    - eine gute, sprich verbesserte, Gliedertaxe
    - die Definition des Versicherungsfalls (z.B. auch Eigenbewegungen, die nicht von außen kommen etc.)
    - möglichst keine Anrechnung / Abzug von Vorschädigungen und Vorerkrankungen von der Invalidität oder zumindest nur unter möglichst engen Bedingungen.

    Es gibt bestimmt noch viele weitere wichtige Aspekte in den Bedingungen, die ich gerade nicht mehr auf dem Schirm habe. Viel Erfolg!!

  • Hallo zusammen,

    zunächst Danke für die bereits geschriebenen Beiträge.

    Den Finanztip Beitrag habe ich natürlich auch schon gelesen, aber auch da ist Unfallrente eher sehr dürftig erwähnt - meiner Meinung nach. Wie gesagt, ich habe dazu kaum bislang wirklich Informationen gefunden.

    Thema Gliedertaxe ist mir klar und in meinem konkreten Fall relativ hoch gewählt mit teilweise 100%, "sofern man bereit ist dies zu zahlen". Davon abhänging ist ja letztendlich die Auszahlsumme. Also da dachte ich schon dran diese "höchst möglich" zu wählen. Das Thema Mitwirkungsanteil wäre bei 75% - für Geld gäbe es auch 100%. Wie viel mehr das kostet, habe ich nicht erfragt.

    Wichtig ist mir wirklich erstmal das Thema Unfallrente und Grundsumme samt Progression auf mein konkretes Beispiel mit einem Unfall der einschneident ist, aber eben noch keine BU auslöst wie im Beispiel von mir beschrieben.

    Auch das kleine Unfälle öfter vorkommen als große habe ich gelesen. Ich denke persönlich brauche ich eine Unfallversicherung und die Einmalsumme wirklich im Ernstfall und nicht für die kleinere Unfälle, wie z.B. ein Finger weniger. Sondern wenn es wirklich Lebenseinschnitte sind. Nicht falsch verstehen, auch ein Finger weniger sind Einschnitte und schlimm im Leben aber lassen mich, so denke ich, mein Leben relativ normal weiterleben. Anders sieht es dann schon aus, wenn es drastischer wird.

    Gerade beim hohen Invalidität benötige ich doch die Hilfe und nicht bei der kleinen. Sowohl bei den einmaligen Kosten, wie auch bei den monatl. Kosten die daraus entstehen.

    Und stimmt, eilen tut es nicht, sodass ich auch gerne bald die Meinung von Herrn Schlemann hören würde.


    Vielleicht liege ich ja auch komplett falsch mit meinen Gedanken, dafür bin ich ja hier :)

  • Deine Gedanken sind mE alle richtig. Das Problem mit der sehr hohen Progression ist halt, dass sie in Kombination mit einem "Mitwirkungsanteil" (in Deinem Fall ab 75%) halt auch unbarmherzig zuschlägt.

    Deshalb habe ich mich eher für eine flachere Progression entschieden. Aber das ist in der Tat auch Geschmackssache. Für Kleinbeträge brauche ich die Versicherung auch nicht.

    Für den Ernstfall empfehle ich außerdem, neben BU und Unfallversicherung evtl. auch noch über eine private Pflegezusatzversicherung nachzudenken.

  • Mit Sicherheit wird man mit Unsicherheit leben müssen. Keine Versicherung schafft eine absolute Sicherheit. Wir Menschen sehnen uns nach Sicherheit sollten aber lernen das es diese nicht gibt. Auch nicht durch eine Versicherung. Man kann viele Bereiche finanziell absichern und von diesem Sicherheitsdrang der Menschen lebt ein ganzer Industriezweig, aber letztlich sicher ist das wir am Ende keinen Stoffwechsel mehr betrieben und nicht mehr älter werden.

    Vorher probiere ich meinen Sicherheitsgedanken nicht über mein Leben bestimmen zu lassen.

    Mit ziemlich großer Sicherheit ist gleich Wochenende.

    Ich wünsche gute und dem eigenen Sicherheitsbedürfnis angepasste Finanzentscheidungen.

    • Hilfreichste Antwort

    Hallo sunnyboy936 , unser Spezialist für Unfallversicherungen hat dazu netterweise Folgendes ausgeführt:

    Unter der Voraussetzung, dass eine optimale BU-Versicherung (in Höhe des Nettoeinkommens) besteht, dient die Unfallversicherung als zusätzlicher Baustein vor allem zur Absicherung höherer Einmalkosten, z.B. für behindertengerechten Umbauten von Haus oder Auto, die locker sechsstellig ausfallen können.

    Eine Unfallrente ist nur eine sog. "Ausschnittsdeckung". Die BU leistet bei Krankheiten, Kräfteverfall oder auch Unfällen. Die Unfallrente wird erst gezahlt, wenn ein Unfall zu einer bleibenden Invalidität von mindestens 50% führt. Nach einer uns vorliegenden Statistik eines großen Rückversicherers erreichen über 80% der Unfälle einen Invaliditätsgrad von nur maximal 25%. Die Unfallrente ist somit verhältnismäßig kostspielig im Verhältnis zur Eintrittswahrscheinlichkeit. Ein Vorteil der Unfallrente ist die lebenslange Leistung während die Zahlung einer Berufsunfähigkeitsrente mit 67 endet

    Die Gliedertaxe ist ein wichtiger Faktor einer Unfallversicherung. Sie bemisst für Körperteile einen Invaliditätsgrad, falls diese nach einem Unfall Ihre Funktion komplett verlieren. Bei nur teilweiser Einschränkung wird entsprechend gequotelt. Je nach Tarif ist die Gliedertaxe unterschiedlich hoch für jedes Körperteil ausgestaltet. Grundsätzlich gilt: Je höher die Gliedertaxe, desto höher die entsprechende Invalidität und somit die voraussichtliche Auszahlung. Somit sollte bei der Anbieter- bzw. Tarifauswahl besonderes Augenmerk auf eine "gute" Gliedertaxe gelegt werden.

    Eine vernünftige Grundsumme hilft dabei, auch bei "kleineren" Unfällen mit 0-25% Invalidität einen Betrag aus der Unfallversicherung zu erhalten. Die Grundsumme sollte aus unsere Sicht mindestens 100.000 EUR, besser 150.000 EUR betragen um z.B. die oben angesprochenen Umbauten zu finanzieren. Alternativ kann mit der Auszahlung auch eine "Unfallrente" als Entnahmeplan des z.B. am Aktienmarkt angelegten Geldes gebildet werden.

    Bei höheren Invaliditätsgraden > 25% greift dann die entsprechende Progression als Multiplikator. Wir wählen meistens eine Progression von 350% als Mittelweg, um vor allem bei schweren Unfällen eine entsprechend hohe Auszahlung zu erhalten, also beispielsweise bei 50% Invalidität die Grundsumme.

    Und dann gibt's noch eine Reihe von Unterschieden in den Bedingungswerken der verschiedenen Anbieter. Besonders wichtig finden wir eine "Marktgarantie", d.h. wenn ein anderer Versicherer im Schadensfall besseren Schutz bietet, wird ebenfalls geleistet. Ebenfalls wichtig ist der Mitwirkungsanteil - idealerweise 100%. Bei einem Mitwirkungsanteil von unter 100% wird die Leistung gekürzt, wenn Vorerkrankungen die Invalidität z.B. zu 75% mitverursacht haben.

    Optimal ist eine Unfallversicherung mit hoher Grundsumme, guter Gliedertaxe, angemessener Progression und gutem Bedingungswerk. Wichtiger ist eine ausreichend hoch konfigurierte (Nettoeinkommen!) Berufsunfähigkeitsversicherung.

    Soviel als kleine Abhandlung über die Unfallversicherung. Mehr dazu steht übrigens auch auf unserer Website. :) Ich glaube es wird deutlich, dass auch hier fachkundige Beratung durchaus nützlich ist. :)

    War meine Antwort hilfreich? Dann freue ich mich über eine positive Rückmeldung über den grünen Smiley-Button unten rechts. :)

    Dr. Schlemann unabhängige Finanzberatung GmbH & Co. KG
    Von Finanztip empfohlene Spezialisten für Berufsunfähigkeit und private Krankenversicherung | Angaben gem. § 11 VersVermV, § 12 FinVermV: https://schlemann.com/erstinformationen | Beiträge in der Finanztip Community erstelle ich mit größtmöglicher Sorgfalt, jedoch ohne Gewähr für Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität. Deren Nutzung erfolgt auf eigene Gefahr.

  • sunnyboy936 22. April 2024 um 09:40

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