Vorabpauschale: Praktische Auswirkungen und Konsequenzen

  • bei einem Depot von 1 Mio € bei 5.275 €, die man auf den Konto bereithalten müsste.

    Es gibt Sachverhalte (z.B. Unterhalt für Kinder oder Elten), in denen das Einkommen als Berechnungsgrundlage herangezogen wird. Da die Vorabpauschale als (virtueller) Betrag in den Steuerbescheinigungen von Banken und Brokern genannt ist, zählt er zum Einkommen. Das sind in deinem Beispiel schon 15.000 € (ganz grob über den Daumen gepeilt).


    Klar - man kann sagen, dass jemand, der 1 Mio. € im Depot hat, einen gewissen Betrag für Kinder oder Eltern aufbringen kann. Die Kehrseite ist aber, dass der Unterhalt nur auf Einkünfte gezahlt werden soll und nicht auf Vermögen. Wenn aber virtuelle Gewinne (aka Vorabpauschale) als Einkünfte zählen und die sonstigen Einkünfte die höheren zu zahlenden Beträge nicht hergeben, geht es ans Vermögen.

    (Mag sein, dass sich irgendwann mal ein Gericht damit befassen wird. Das wird wohl erstmals für die Vorabpauschale und die Steuern darauf für 2024 relevant. Bis das dann entsprechend durch die Behörden und Gerichte gegangen ist, wird es dauern.)

  • Einen Steuerabschlag (keine Steuer!) auf eine pauschalisierten Vorabpauschalenbetrag (man zahlt nicht die VAP!) automatisiert zu zahlen ist bei weitem viel bequemer und einfacher, als selbst ggf. angefallene ausschüttungsgleiche Erträge über den elektronischen Bundesanzeiger zu ermitteln und selbstständig über die Einkommensteuererklärung zu veranlagen - das war nämlich das Modell davor.


    Da viele dies nicht taten und man nun nicht X Steuerstrafverfahren wegen Steuerhinterziehung anstrengen wollte, hat man vor ein paar Jahren das System geändert und gleichzeitig einen pauschalen Teilfreistellungsfaktor zur Vermeidung von Doppelbesteuerungen und steuerliche Gleichstellung über verschiedene Fondsdomiziljuristikationen hinweg mit eingeführt.


    Wenn man über einen Steuerabschlag auf eine systemvereinfachende theoretische Vorabpauschale schimpft muss man auch eine Alternative vorweisen können, die ebenso vereinfachend ist, in voller Breite angewendet werden kann und ebenso steuertechnisch Europagesetzkonform ist und nicht wieder zu Ungleichstellungen führt.

  • Einmal wegen der Teilfreistellung und einmal wegen der Vorabpauschale.

    War im Beispiel in #2 aber nicht so gerechnet, aber egal: Deiner Rechnung nach wäre es bei einem Depot mit 1 Mio € dann 6.461€ zusätzliche Steuerzahlung - richtig? Also zusätzlich zu den schon mit den bei den Ausschüttungen berechneten Steuern?

  • Ein Ausschütter wird im besten Fall einem Thesaurierer gleichgestellt sein (Ausschüttungen kleiner VAP). In den meisten Jahren wird er schlechter sein (niedriger Basisertrag, schlechte Kursperformance).

    Dabei übersiehst du aber die Steuervorteile gerade am Anfang und die geringeren Transaktionskosten, da man die Ausschüttungen zum Re-Balancing verwenden kann und du scheinst auch eine ausbleibende Wiederanlage zu unterstellen. Natürlich sollte man die Mittel reinvestieren und nicht entnehmen, aber dann sind die Unterschiede marginal und je nach Szenario geringfügig günstiger im einen oder im anderen Fall!

    Ausschütter sind - entgegen landläufiger Meinung - für eine Entnahme ohnehin nicht geeignet.

    Das würde ich so pauschal aber sicher nicht unterschreiben: Je nach Lage passen sie ziemlich genau und sind sehr geeignet! 😉 Man sollte halt nicht auf einen bestimmten Betrag angewiesen sein und das Ziel verfolgen, etwa 1/3 des Aktienwerts zu entnehmen und 2/3 des Aktienwerts im Depot (z.B. für die nächste Generation) zu belassen. Das ist zumindest in meinem in Richtung GDP gewichteten Weltportfolio die Relation und hat imho echt Vorteile! Ich muss nicht abwägen/entscheiden, wann und wie viel ich entnehme, der Kapitalerhalt ist bei nur 2% Entnahme ziemlich garantiert und dank der langfristigen Kursteigerungen sind die Ausschüttungen relativ inflationsausgeglichen, wenn auch schwankend, was für mich aber gut passt! 👍

  • Wieso willst Du zweimal besteuern ?

    Steuergrundlage = max(Dividende, Vorabpauschale)

    Will ich nicht! Nur wird die Ausschüttung ja sowieso versteuert und laut der Beispielrechnung (von FT aus Beitrag #2) wird die ja verrechnet. Einen doppelten 70% Abzug haben sie da auch nicht drin. Ich hätte mich wie in der Rechnung oben da eher genau dran orientiert…

  • Mein Verständnis:

    Besteuerungsgrundlage = max(Dividendenzahlung, Basiszins*0,7*Postenwert)

    Steuer = 0,25 * 0,7 * Besteuerungsgrundlage


    (Kirchensteuer und Soli mal ignoriert, Sovereign möge mit verzeihen).


    Du versteuerst also immer die Vorabpauschale. Außer wenn die Dividenden höher sind, dann die.

    Aber nicht doppelt?!


    Man möge mich korrigieren...

  • War im Beispiel in #2 aber nicht so gerechnet, aber egal: Deiner Rechnung nach wäre es bei einem Depot mit 1 Mio € dann 6.461€ zusätzliche Steuerzahlung - richtig? Also zusätzlich zu den schon mit den bei den Ausschüttungen berechneten Steuern?

    Auf die 6.461€ komme ich auch bei 1 Mio. und 5% Basiszins. Die Dividende kannst du aber ja gegenrechnen:


    1Mio. x 5% x 0,7 x 0,7 = 24.500€

    1 Mio x 1% x 0,7. = 7.000€


    24.500€ - 7.000€ = 17.500€ x 0,26375 = 4.615€

  • Ok, genau, mit dem Schritt macht es dann Sinn. Im Ergebnis: Selbst bei 1 Mio € im Depot und bei einem relativ hohen Basiszins von 5% und einer unrealistisch geringen Ausschüttungsrendite von nur 1%, müsste man +-5.000€ auf dem Konto vorhalten, was machbar wäre und bei so einem Depot wahrscheinlich eh eher beiläufig passieren würde...


    Je länger ich die Folgen für mich durchdenke, desto attraktiver/sinnvoller finde ich es, gerade mit der Vorabpauschale auf ausschüttende Aktien-ETF zu setzen! :thumbup: ;)

  • Noch mal eine naive Frage und weil ich gerade kein Bock habe zu recherchieren: Anleihe-ETF (thesaurierend) werden wahrscheinlich ähnlich gerechnet nur ohne die 30% Teilfreistellung der Aktien und Gold? Also konkret: Euwax II? Hier vermute ich mal, dass es ganz aus der Rechnung rausgelassen wird, sofern ein Jahr rum ist (Steuerbefreiung)? Stimmt das bzw. hat damit wer eigene Erfahrungen im Kontext der Vorabpauschale? Danke!

  • Noch mal eine naive Frage und weil ich gerade kein Bock habe zu recherchieren: Anleihe-ETF (thesaurierend) werden wahrscheinlich ähnlich gerechnet nur ohne die 30% Teilfreistellung der Aktien und Gold? Also konkret: Euwax II? Hier vermute ich mal, dass es ganz aus der Rechnung rausgelassen wird, sofern ein Jahr rum ist (Steuerbefreiung)? Stimmt das bzw. hat damit wer eigene Erfahrungen im Kontext der Vorabpauschale? Danke!

    Ja, Anleihe-ETF werden genauso Vorabpauschalisiert. Wie das mit den 70% ist, müsste ich nachschauen

  • Je länger ich die Folgen für mich durchdenke, desto attraktiver/sinnvoller finde ich es, gerade mit der Vorabpauschale auf ausschüttende Aktien-ETF zu setzen! :thumbup: ;)


    Ich verstehe ehrlicherweise diese Logik nicht ganz.


    Meine Überlegungen hier sind: Es ist am sinnvollsten nur Gewinne bis zum Freibetrag zu realisieren, da alle Gewinne die ich nicht realisiere investiert bleiben und somit wieder Gewinne erzielen (genau deshalb kann sich ja eine vermögensverwaltende GmbH trotz der Kosten lohnen). Als Privatanleger muss ich beim momentanen Basiszins mindestens die Vorabpauschale realisieren und beim Ausschütter sind das meist höhere Gewinne die realisiert werden als über die Vorabpauschale. Aufgrund dessen spricht meiner Meinung momentan viel für Thesaurierer. Persönlich ändere ich aber nichts und behalte privat die Ausschütter, da ich - um in Zukunft eventuell weniger Gewinne realisieren zu müssen - jetzt Gewinne durch Verkauf der Ausschütter realisieren müsste.



    Jetzt schon den Einfluss auf die Entnahme zu berücksichtigen, ohne zu wissen wie die Besteuerung und die Ordergebühren bei der Entnahme aussehen werden, finde ich eher schwierig und fließt bei mir in die Entscheidung nicht ein.

  • Kann man so sehen! Ich sag mir: Die Dividendenstrategie will ich eh fahren, da mir später eine relativ konstante Auszahlung von knapp 2% des Aktienanteils wichtig ist, ich die Ausschüttungen jetzt für das Re-Balancing meiner 4 Aktien-ETF nutze und die Ausschüttungen ja guterweise angerechnet werden auf die Vorabpauschale!


    Wenn ich den Cash-Flow der Ausschüttungen eh möchte, erspart mir das die Notwendigkeit für die Thesaurierer dann höhere Beträge im Januar auf dem Konto zur Verfügung stellen (d.h. von aussen zuschießen) zu müssen. Abgezogen wird ein Großteil der ohnehin notwenigen Steuerzahlung direkt von den Ausschüttungen und gut ist!


    Anders wäre die Sache, wenn die Dividendenbesteuerung nicht angerechnet würde: Dann wäre eine langfristige Entnahme der Dividenden ziemlich konterkariert, aber so passt es doch, was wie gesagt für mich dann zusätzlich für die Ausschütter spricht.


    Was das Steuerrecht in 30 Jahren dazu sagt ist völlig offen, ich persönlich rechne eher damit, dass ich Ausschüttungen/Dividenden dann wieder mit dem persönlichen Steuersatz versteuern werde, aber das werden wir sehen…

  • Dabei übersiehst du aber die Steuervorteile gerade am Anfang und die geringeren Transaktionskosten, da man die Ausschüttungen zum Re-Balancing verwenden kann und du scheinst auch eine ausbleibende Wiederanlage zu unterstellen. Natürlich sollte man die Mittel reinvestieren und nicht entnehmen, aber dann sind die Unterschiede marginal und je nach Szenario geringfügig günstiger im einen oder im anderen Fall!

    Vergiss Ausschüttungen zum Rebalancing. Das passt von der Größenordnung nicht. Ausschüttungen hast du 1-2%, das ist ein einzelner stark schwankender Tag. Damit bekommst du dein Depot nicht gerade gezogen, weder am Anfang noch nach 15 Jahren.

    Steuerlich hast du keinen Vorteil gegenüber Rollen. Einmal rollen (und dabei kannst du auch ein kleines bisschen rebalancen) kostet 2€, dafür kannst du den Freibetrag recht zielgenau ausnutzen. Mit Ausschüttungen landest du irgendwo und verschenkst entweder den halben Freibetrag oder überschreitest diesen deutlich.

    Du bist also mit dem Ausschütter weder steuerlich effizienter noch besser. Und das ist bevor wir davon ausgehen, dass die VAP auch für Ausschütter anfallen kann.


    Das würde ich so pauschal aber sicher nicht unterschreiben: Je nach Lage passen sie ziemlich genau und sind sehr geeignet! 😉 Man sollte halt nicht auf einen bestimmten Betrag angewiesen sein und das Ziel verfolgen, etwa 1/3 des Aktienwerts zu entnehmen und 2/3 des Aktienwerts im Depot (z.B. für die nächste Generation) zu belassen.

    In der realen Welt bist du auf einen festen Betrag angewiesen, um deinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Der lässt sich begrenzt steuern, indem man z.B. Urlaube verschiebt, aber ein gewisser Sockel wird immer gebraucht.

    Bei einer Entnahme nur über Dividenden brauchst du einen viel höheren Kapitalstock. Gehen wir von einer Entnahme in Höhe von 1500€/Monat aus, dann entspricht das einem nötigen Kapitalstock von 500k bei 3,6% Entnahme. Das ist schon für viele Menschen schwer erreichbar. Bei Dividendenstrategie mit 1,8% Entnahme brauchst du eine schlappe Million. Wir reden hier übrigens über Nominalwerte zum heutigen Zeitpunkt. Mit Mitte 30 kann ich zur Rente überschlägig mit der halben Kaufkraft reden, man muss also die Summen verdoppeln. Falls du Geld ohne Ende hast und trotzdem wie eine Kirchenmaus leben willst, nur zu. Ich glaube aber eher, dass du dich an der Stelle verrechnest und ein Traumschloss baust, an dem du anschließend Mikrooptimierungen durchführst.


    Du hast übrigens auch ein vollkommen falsches Verständnis von der Entnahme mit Kapitalverzehr. Die sichere Entnahmerate ist auf einen sehr schlechten Verlauf eingestellt. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass die allermeisten Fälle das Kapital nicht aufbrauchen und sehr viele Anleger mit sehr viel mehr Geld sterben, als sie in Rente gehen.

    Entnahme- versus Dividendenstrategie – Ist die Angst vor Pleite durch Kapitalverzehr berechtigt? – Finanzen? Erklärt!

  • Die Zitierfunktion hängt wohl länger, ich versuchs mal manuell mit dem zitieren:


    LebenimSueden:

    Vergiss Ausschüttungen zum Rebalancing. Das passt von der Größenordnung nicht. Ausschüttungen hast du 1-2%, das ist ein einzelner stark schwankender Tag. Damit bekommst du dein Depot nicht gerade gezogen, weder am Anfang noch nach 15 Jahren.


    -> Jein, die reinen Ausschüttungen machen keinen riesigen Unterschied, aber es passt, wenn du die Raten monatlich mit einer ordentlichen Sparrate kombinierst. Angenommen ein Depot mit 100T€ wirft rund 2% ab, dann wären wir bei knapp 170€ pro Monat. Wenn man das auf eine Sparrate zwischen 1,5-2,5T€ draufpackt, kann man damit insgesamt in vertretbaren zeiträumen ziemlich gut steuern, wohin die Reise im Depot mit vier Aktien ETF (ausschüttend) geht. Noch passender finde ich die Konstruktion wenn man den vier Aktien ETF noch zwei EUR-Staatsanleihe-ETF (thesaurierend) und einen Gold ETC an die Seite stellt, die alle nichts ausschütten und die auch die geringeren Kurszuwächse verzeichnen (langfristig). Dann hat man nämlich in der Mehrzahl der Jahre den ganz passenden Effekt, dass die renditestarken Bausteine regelmäßig etwas gekappt werden und die Beträge mit entsprechend angepassten Monatsraten je nach Kursverlauf stärker in Anleihen/Gold fließen. All das ist in meinem Sinne, praktikabel und dank Ausschüttungen und fast kostenlosen Monatsraten im Sparplan extrem günstig in Hinblick auf die Transaktionskosten. Die steuerlichen Aspekte sind für mich dabei zweitrangig, da man relativ schnell mit den Ausschüttungen über den Freibetrag kommt und ich wie gesagt nicht nur aus steuerlichen Gründen auf die ausschüttenden Aktien-ETF setze.


    In der realen Welt bist du auf einen festen Betrag angewiesen, um deinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Der lässt sich begrenzt steuern, indem man z.B. Urlaube verschiebt, aber ein gewisser Sockel wird immer gebraucht. Bei einer Entnahme nur über Dividenden brauchst du einen viel höheren Kapitalstock.


    -> Wer sagt das bzw. wieso generalisierst du das so pauschal? Ich plane meine Altersversorgung aktuell so, dass ich allein von meinen Renten aus unterschiedlichen Altersversorgungssystem gut werde leben können, auch dank abbezahlter eigener Immobilie. Das wäre dann in deiner Logik der "feste Betrag" auf den ich angewiesen bin, rund 3T€ netto p.M. gerechnet in heutiger Kaufkraft. Dazu kommen bei mir mittlerweile auch Mieteinkünfte, die ich bis zur Rente auch weiter ausbauen werde. Diese sind dann im Rentenalter praktisch "on top" und sollten den Lebensstandard und die Möglichkeiten erhöhen. Das Depot baue ich für die nächsten 30 Jahre als Gegengewicht zu den Immobilien auf und packe hier neben aktuell nicht benötigten Mieteinnahmen jeden monatlichen Überschuss aus dem Arbeitseinkommen rein. Brauche ich dann im Alter einen festen Betrag aus dem Depot? Aller Voraussicht nach nicht, und wenn ich einen Teil entnehme, dann wie gesagt die angepeilten knapp 2%, was rund ein Drittel der Gesamtredite sein dürfte. Zwei Drittel sollen also gerne im Depot bleiben und für einen Wertzuwachs und langfristigen Inflationsausgleich sorgen, der dann ja selbst für die Dividendenausschüttungen besteht, wenn der Kapitalstock mitwächst.


    Wir reden hier übrigens über Nominalwerte zum heutigen Zeitpunkt. Mit Mitte 30 kann ich zur Rente überschlägig mit der halben Kaufkraft reden, man muss also die Summen verdoppeln. Falls du Geld ohne Ende hast und trotzdem wie eine Kirchenmaus leben willst, nur zu. Ich glaube aber eher, dass du dich an der Stelle verrechnest und ein Traumschloss baust, an dem du anschließend Mikrooptimierungen durchführst.

    -> Ich rechne in Nominalwerten bzw. mit Nominalrenditen, alles andere wäre auch wenig zielführend über 30 Jahre. Geld ohne Ende habe ich aktuell sicher nicht aber "arm wie eine Kirchenmaus" wäre jetzt auch nicht mein Ziel. ;) Mein Ziel ist, zum Renteneintritt eine Drittelung zu realisieren zwischen a) dem Nettobarwert der gesamten Altersversorgung, b) dem Wert der vermieteten Immobilien und c) dem Depotwert (mind. 70% Aktien-Welt). Wirklich "verbraucht" würde im Alter dann nur die Altersversorgung, was dann für die Kinder bliebe, wäre zur Hälfte in Immobilien und zur Hälfte in Aktien investiert und damit in meinen Augen einfach langfristig sinnvoll gestreut. Außerdem könnte ich mit den Ausschüttern das Depot vorzeitig übertragen und per Nießbrauch dann nur noch die Dividenden mitnehmen, was bei Thesaurierern auch etwas schwerer werden dürfte.


    Ist das verrechnet, ein Traumschloss oder Mikrooptimierung? Ich glaube nicht...


    Du hast übrigens auch ein vollkommen falsches Verständnis von der Entnahme mit Kapitalverzehr. Die sichere Entnahmerate ist auf einen sehr schlechten Verlauf eingestellt. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass die allermeisten Fälle das Kapital nicht aufbrauchen und sehr viele Anleger mit sehr viel mehr Geld sterben, als sie in Rente gehen.


    -> Was Georg in seinem Blog rechnet ist richtig und deckt sich mit meinem Verständnis, nur: Ist es ein Weltuntergang, wenn man mit mehr Geld stirbt, als man in Rente gegangen ist? ;) Meine Vermutung: Die Kinder wirds freuen und sie bei ihren eigenen Projekten im Leben unterstützen, und sei es beim Aufbau der eigenen Rente, wie auch immer das Rentensystem dann aussehen mag...

  • Zitat

    Jein, die reinen Ausschüttungen machen keinen riesigen Unterschied, aber es passt, wenn du die Raten monatlich mit einer ordentlichen Sparrate kombinierst.

    Wie lange sparst du schon? Unabhängig von der konkreten Sparrate, kommst du nach einigen Jahren an den Punkt, dass eine einzelne Sparrate kaum noch was ausmacht. Nach 10 Jahren hast du 120 Sparraten plus die Rendite. Zu erwarten ist ein Depotwert von ca 160 Sparraten und somit macht jede Rate ein gutes halbes Prozent aus. Nach 15 Jahren reden wir über 180/290 Sparraten. Da kommst du an den Punkt, an dem du nur noch die Schlechtläufer besparst, wenn du darüber Rebalancing betreiben willst.


    Zitat


    Wer sagt das bzw. wieso generalisierst du das so pauschal?

    Normale Menschen haben eine Rentenlücke, die schlicht und einfach dadurch bedingt ist, dass aus der GRV sehr viel weniger als das Arbeitseinkommen kommt. Dazu kommt, dass man in der Rente jede Menge Zeit zur Verfügung hat und in jungen Rentenjahren etwas unternehmen will. Reisen kosten Geld. Das Eigenheim - in jungen Jahren neu gebaut oder saniert - ist zum Renteneintritt 30-40 Jahre alt und zum Tod 50-60 Jahre. In der Zeit fallen größere Instandhaltungskosten an. Kurz gesagt: Durchschnittsmenschen brauchen Geld aus ihrem Depot für den Lebensunterhalt. Wenn das für dich komplett optional ist, schön für dich. Verallgemeinern kannst du das aber nicht, denn du lebst offenbar finanziell weit über dem Durchschnitt.


    Zitat


    Ist es ein Weltuntergang, wenn man mit mehr Geld stirbt, als man in Rente gegangen ist?

    Du hast die Message nicht verstanden. Im Blog ging es gerade darum, dass der Kapitalverzehr nichts ist, wovor man sich fürchten müsste. In der Praxis ist Kapitalverzehr in den meisten Fällen eben nur eine Möglichkeit für die schlimmsten Fälle.

    Ein Problem ist, wenn man aufgrund einer deutlich zu niedrigen Entnahmerate unter seinen Verhältnissen leben muss. Das mag verschmerzbar sein, wenn man statt 5 Kreuzfahrten pro Jahr nur 3 schafft. Wenn die Entnahmerate aber den Unterschied zwischen 200€ und 400€ pro Monat ausmacht, dann sieht die Welt ganz anders aus

  • Wie lange sparst du schon? Unabhängig von der konkreten Sparrate, kommst du nach einigen Jahren an den Punkt, dass eine einzelne Sparrate kaum noch was ausmacht. Nach 10 Jahren hast du 120 Sparraten plus die Rendite. Zu erwarten ist ein Depotwert von ca 160 Sparraten und somit macht jede Rate ein gutes halbes Prozent aus. Nach 15 Jahren reden wir über 180/290 Sparraten. Da kommst du an den Punkt, an dem du nur noch die Schlechtläufer besparst, wenn du darüber Rebalancing betreiben willst.

    Genau, gegen Ende werden dann im Zweifel nur noch die Schlechläufer bespart. Was spricht denn dagegen, wenn man dann z.B. immer noch binnen 24-36 Monaten wieder im Zielkorridor ist hinsichtlich der Gewichtungen? Manuelles Re-Balancing bleibt einem ja offen, wenn die Unterschiede zu groß werden. Mein persönlicher Plan wäre, auch wenn das noch lange hin ist: Den Sicherheitsbaustein dann gegen Renteneintritt in Richtung 40% zu erhöhen und das Depot dann einfach laufen zu lassen. Das sollte auch mittelmäßig senil ab 80+ noch klappen! 8o Ergebnis wäre dann bei weiteren Kursteigerungen des Aktienteils und nur der Entnahme der Dividenden, dass sich das Verhältnis wieder in Richtung 80/20 verschiebt, womit ich in Punkto Risiko leben könnte...


    Normale Menschen haben eine Rentenlücke, die schlicht und einfach dadurch bedingt ist, dass aus der GRV sehr viel weniger als das Arbeitseinkommen kommt. Dazu kommt, dass man in der Rente jede Menge Zeit zur Verfügung hat und in jungen Rentenjahren etwas unternehmen will. Reisen kosten Geld. Das Eigenheim - in jungen Jahren neu gebaut oder saniert - ist zum Renteneintritt 30-40 Jahre alt und zum Tod 50-60 Jahre. In der Zeit fallen größere Instandhaltungskosten an. Kurz gesagt: Durchschnittsmenschen brauchen Geld aus ihrem Depot für den Lebensunterhalt.

    Das mit der Rentenlücke ist eine tatsache und ein gewaltiges sozialpolitisches Problem. Ob man die Lücke dann versucht, durch das Depot oder anderweitig (wie ich z.B. erstmal durch Immobilien) zu schließen, ist dann doch Geschmackssache. Aktien sind nun mal in erster Linie Geldanlage und keine GRV-Rente, wie ein etwas größerer Thread hier im Forum schon im Titel zum Ausdruck bringt. Und wenn man dann die Aktien ins Altersrentenformat "zwingt", hat das die bekannten Folgen, für die Georg ja alle eine Entnahmekonzepte und Pläne rechnet.


    Du hast die Message nicht verstanden. Im Blog ging es gerade darum, dass der Kapitalverzehr nichts ist, wovor man sich fürchten müsste. In der Praxis ist Kapitalverzehr in den meisten Fällen eben nur eine Möglichkeit für die schlimmsten Fälle. Ein Problem ist, wenn man aufgrund einer deutlich zu niedrigen Entnahmerate unter seinen Verhältnissen leben muss. Das mag verschmerzbar sein, wenn man statt 5 Kreuzfahrten pro Jahr nur 3 schafft. Wenn die Entnahmerate aber den Unterschied zwischen 200€ und 400€ pro Monat ausmacht, dann sieht die Welt ganz anders aus

    Glaube die Message und die Rechnungen von Georg hab ich soweit nachvollzogen. Mathematisch liegt er mit seinem Vorgehen und seinen daraus abgeleiteten Schlussfolgerungen m.E. richtig. Bei der Datenbasis wäre ich mir da nicht so ganz sicher. Und wie oben schon geschrieben: Wenn im Monat 200-400€ zum Existenzminimum fehlen, dann würde m.E. ein funktionierender Sozialstaat helfen, und nicht Georgs Berechnungen! 8o


    Was spricht denn dagegen, ein Rentenniveau zu erhalten, dass für alle existenzsichernd ist, sodass die ganzen ETF-Überlegungen hier im Forum dann wirklich "on top" kämen und den "Luxus-Unterschied" machen? Internationale Kapitalmärkte sind meines Erachtens weder dazu da, noch dafür geeignet, existenzielle Lebensrisiken von Menschen abzusichern...