Einmalzahlung in Rürup oder gesetzliche Rente

  • Hallo Finanztip Forum,

    bin neue hier und würde gerne eine Diskussion starten bzw. eure Meinung hören.

    Folgende Situation: Alter 53, verh., 2 Kinder. geplantes Rentenalter 63, Jahresbrutto 80000


    Um die Steuerlast für eine erhaltene Abfindung zu senken, würde ich gerne 40000 € einmalig als Sonderausgabe zur Altersversorge anlegen. (incl. Nutzung der Fünftelreglung)

    Option 1: Einzahlung in gesetzliche Rente als Ausgleich einer Rentenminderung

    Vorteil: sichere Anlage, eventuell 60 % Witwenrente aber geringe Rendite

    Option 2: Abschluss einer Rürup-Rente: Empfehlung von Finanztip in Europa oder Raisin mit 100% MSCI-ETF

    Laufzeit ETF mit nur 11 Jahren zu gering? Rendite höher als bei gesetzlicher Rente? Abschlussgebühr? Bessere Absicherung der Hinterbliebenen?

    Ich freue mich auf Eure Rückmeldungen!

    :)

  • Hallo Finanzi :) und Herzlich Willkommen im FT-Forum,

    ich empfehle Dir den folgenden Beitrag auf den Blog von Georg Wieninger:

    Aktien-ETF mit Entnahmestrategie oder gesetzliche Rente – was ist vorteilhafter?
    Nach 7 Wochen Pause setzen wir jetzt die Serie zum Thema freiwillige Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung fort. In diesem Artikel vergleichen wir die
    www.finanzen-erklaert.de

    Auch wenn es im Beitrag um eine freie ETF-Anlage im Vergleich zur GRV geht ist das Grundprinzip identisch.

    Der Rürup wird von der Versicherung irgendwann in eine festverzinsliche RV umgewandelt. Wenn Du Pech hast und der Börsenkurse gerade schlecht stehen, nutz es Dir nix mehr, wenn die Kurse sich einige Jahre später wieder erholen!

    Viel Erfolg bei Deiner Entscheidung!

  • Alter 53, verh., 2 Kinder. geplantes Rentenalter 63, Jahresbrutto 80000

    ... also mäßiger Steuersatz (Ehefrau = Hausfrau = Einkommen 0 unterstellt)

    Um die Steuerlast für eine erhaltene Abfindung zu senken, würde ich gerne 40000 € einmalig als Sonderausgabe zur Altersversorge anlegen. (incl. Nutzung der Fünftelregelung)

    Nun hast Du eine Abfindung unbekannter Höhe erhalten und willst - koste, was es wolle! - die Steuerzahlung auf diese Abfindung vermeiden. Richtig?

    Option 1: Einzahlung in gesetzliche Rente als Ausgleich einer Rentenminderung

    Vorteil: sichere Anlage, eventuell 60 % Witwenrente aber geringe Rendite

    Option 2: Abschluss einer Rürup-Rente: Empfehlung von Finanztip in Europa oder Raisin mit 100% MSCI-ETF

    Laufzeit ETF mit nur 11 Jahren zu gering? Rendite höher als bei gesetzlicher Rente? Abschlussgebühr? Bessere Absicherung der Hinterbliebenen?

    Ich freue mich auf Eure Rückmeldungen!

    :)

    Greif mal tief in die Tasche (bevor Du andere finanzielle Dummheiten machst), hol 11,99 € raus und kauf Dir dieses Buch:

    Hartmut Walz: Ihre Finanzen fest im Griff: Vermögen aufbauen, statt Geld verschenken (Haufe TaschenGuide) Taschenbuch – 20. September 2023

    Deine so einfach scheinende Frage läßt sich ohne genauere Kenntnis Deiner Verhältnisse nicht seriös beantworten. Eine Warnung nur vorweg: Eine rein steuerlich motivierte Anlagepolitik führt häufig ins Abseits.

    Möglicherweise kommt am Ende heraus, daß es am günstigsten ist, in den sauren Apfel zu beißen und die Abfindung zu versteuern (Fünftelregelung gilt sowieso), und das Geld dann hinterher befreit von allen staatlichen Zwängen anzulegen. Ein wichtiger Aspekt ist schon angeklungen: Du sparst jetzt ggf. Steuer. Bei der Auszahlung zahlst Du Steuer, vermutlich ist der Prozentsatz im Ruhestand geringer als jetzt, dafür zahlst Du ggf. Kranken- und Pflegeversicherung auf die Auszahlung (macht aktuell 12 bis 20% aus), was den Unterschied der Steuersätze ggf. sogar überkompensiert.

  • Also mir stellt sich genau dieselbe Frage wie Finanzi. Ich bin 56, verheiratet, 2 erw. Kinder, Jahresgehalt 80k, mein Mann 80k, Abfindung kommt im Januar, sind über 400.000 €. Das kommende Jahr werden ich als Dispojahr nutzen und mein Mann wird für 1 Jahr Teilzeit machen, zum einen um das Einkommen ein wenig zu senken aber vor allem, dass wir das Jahr auch zum Reisen nutzen können und einfach mal mehr Zeit zusammen haben.

    Auch ich würde gerne unsere Steuerlast optimieren und nach Berechnungen eines Steuerberaters könnten wir bei einem reduzierten Einkommen meines Mannes von 50.000 € und Einzahlung von 35.000 € in die Altersvorsorge (DRV oder Rürup) mit einer Steuerlast von insgesamt ca. 80.000 Euro rechnen. Ohne die Einzahlung in die Altersvorsorge wären es 129.108 €. Also bekommen wir knappe 50.000 € Steuern erstattet, also haben wir quasi 14.000 € "Gewinn" und die 35.000 € sind ja auch nicht ganz verloren. Würde ich nichts in die AV investieren, wäre das Geld ganz futsch. Das trifft sicher nicht immer zu, aber es kann sich halt durchaus lohnen.

    Ich habe Rürup bis vor kurzem nicht in Betracht gezogen und der Einwand, dass zum Zeitpunkt der Umwandlung in eine Rentenversicherung die Kurse vielleicht mies sind, sind natürlich berechtigt. Ich sträube mich auch immer vor diesen "Rentenversicherungen", aber käme da vlt dann doch bissle mehr raus, als wenn ich es in die DRV einzahle?

  • Ich sträube mich auch immer vor diesen "Rentenversicherungen", aber käme da vlt dann doch bissle mehr raus, als wenn ich es in die DRV einzahle?

    Vergleiche doch einfach die "Rentenfaktoren" der beiden Versicherungen.

    Bei der gesetzlichen Rente bekommst du für 9392€ eine Rente von 40,79€.

    Auf 10000€ bezogen bekommst du aus der GRV eine Rente von 43,43.

    Allerdings können pro Jahr nur 58.688 € für ein Ehepaar steuerlich angerechnet werden.

    Ich vermute fast das trotz die angeblichen " Steuerlichen Vorteile" der Rüruprente der garantierte Rentenfaktor so niedrig ist das du versteuerte Geld besser selber anlegen kannst.

    Verschweigt dir der Anbieter der Rüruprente die nachgelagerte Besteuerung solltest du ihn mal auf folgendes Urteil aufmerksam machen:

    Klage gegen Generali Deutschland AG | Verbraucherzentrale Baden-Württemberg


    Euch gute Finanzentscheidungen und ein schönes Dispojahr.

  • Ich bin 56, verheiratet, 2 erw. Kinder, Jahresgehalt 80k, mein Mann 80k, Abfindung kommt im Januar, sind über 400.000 €. Das kommende Jahr werden ich als Dispojahr nutzen und mein Mann wird für 1 Jahr Teilzeit machen, zum einen, um das Einkommen ein wenig zu senken, aber vor allem, dass wir das Jahr auch zum Reisen nutzen können und einfach mal mehr Zeit zusammen zu haben.

    Du hast Dich also schon gut vorinformiert ("Dispojahr"). Vermutlich kennst Du die Seite von Peter Ranning (der diesen Begriff wohl geprägt hat). Wenn nicht, dürfte es für Dich vorteilhaft sein, Dich dort einzulesen, ggf. auch sein Buch zu kaufen und zu studieren.

    Auch ich würde gerne unsere Steuerlast optimieren. Nach Berechnungen eines Steuerberaters könnten wir bei einem reduzierten Einkommen meines Mannes von 50.000 € und Einzahlung von 35.000 € in die Altersvorsorge (DRV oder Rürup) mit einer Steuerlast von insgesamt ca. 80.000 Euro rechnen. Ohne die Einzahlung in die Altersvorsorge wären es 129.108 €. Also bekommen wir knappe 50.000 € Steuern erstattet, also haben wir quasi 14.000 € "Gewinn" und die 35.000 € sind ja auch nicht ganz verloren. Würde ich nichts in die AV investieren, wäre das Geld ganz futsch. Das trifft sicher nicht immer zu, aber es kann sich halt durchaus lohnen.

    Gerade gestern erst habe ich mir die Steuerformel für 2026 in mein Steuer-Excel eingetragen, kann Steuerprojektionen für 2026 also selber machen. Deinen speziellen Fall nicht, den müßte ich mir zurechtbasteln.

    Ich dachte früher mal, daß diese ganze Steueroptimierung in diesem Fall nichts bringt. Das war ein Irrtum. Wenn die Größenverhältnisse bei einer Fünftelregelung stimmen und man eine zusätzliche Altersvorsorge davon bezahlt, übernimmt die Steuerminderung den Großteil der Einzahlung in die Altersversorgung. Dann lohnt sich das sehr wohl, selbst wenn die Altersversorgung selbst eine lausige Rendite hat. Meiner Peilung nach (aber ich bin Steuerlaie!) bekommst Du mit Deinen Zahlen eine zusätzliche Altersversorgung passender Größenordnung durch die Steuerminderung zum guten Teil geschenkt. Daß Du trotz Verfünffachung des Steuerunterschieds durch einen Absetzbetrag mehr Steuerminderung erzielst als den Absetzbetrag, mag ich aber trotzdem nicht glauben. Es geht aber in jedem Fall um fünfstellige Beträge, somit könnte sich auch eine kostenpflichtige Beratung beim Steuerberater lohnen. Laß Dir doch die beiden Szenarien mit Deinen genauen Zahlen parallel ausrechnen, dann weißt Du, woran Du bist.

    Ich halte von Rürup nichts, vor allem der unterirdischen Verrentungsphase wegen. Meines Erachtens ist die DRV günstiger, obwohl sie in der Leistungsphase nicht nur versteuert, sondern auch noch verbeitragt werden muß.

    Freiwillig in die DRV einzahlen kannst Du auf zwei Wege: Wenn Du im nächsten Jahr (in der die Steuer ja anfällt!) keine Beschäftigung hast, kannst Du freiwillig den Maximalbeitrag einzahlen. Eine weitere Möglichkeit ist, daß Du angibst, Deinen Rentenbeginn auf 63 Jahre vorziehen und durch freiwillige Beiträge Abschläge kompensieren zu wollen. Laß Dich diesbezüglich mal bei der DRV beraten. Die Beratung ist schon am Telefon sehr gut, noch besser die in Präsenz. Du brauchst in jedem Fall die Genehmigung der DRV für freiwillige Einzahlungen. Hast Du sie nicht, schickt die DRV Dir das Geld zurück. Wenn Du die Genehmigung dieses Jahr noch bekommst, gelten die Preise von 2025, selbst wenn Du tatsächlich erst im Jahr 2026 bezahlst (Du hast dafür ein Vierteljahr Zeit, das Du sinnvollerweise über den Jahreswechsel legst). So könntest Du nochmal etwa 3% sparen.

    Ich habe Rürup bis vor kurzem nicht in Betracht gezogen und der Einwand, dass zum Zeitpunkt der Umwandlung in eine Rentenversicherung die Kurse vielleicht mies sind, sind natürlich berechtigt. Ich sträube mich auch immer vor diesen "Rentenversicherungen", aber käme da vlt dann doch bissle mehr raus, als wenn ich es in die DRV einzahle?

    Man bekommt fondsgebundene Rürup-Verträge, mit denen Du möglicherweise bis zu Deinem formalen Renteneintritt eine bessere Rendite erzielen könntest als mit der DRV. Für die Leistungsphase wird die Versicherungsgesellschaft aber auf vergleichsweise niedrigverzinsliche Renten zurückgehen. Inflationsindiziert sind Privatrenten meistens nicht, die DRV aber quasi wohl.

    Von Deiner Abfindung in Höhe von 400 T€ bleibt Dir erstmal nur die Hälfte, weil seit 2025 die Fünftelregelung nicht mehr gleich bei der Lohnsteuer angewendet wird, sondern erst im Rahmen der Steuererklärung. Du wirst Dich somit beeilen, im Jahr 2027 die Steuererklärung 2026 möglichst zeitig einzureichen, weil Du nämlich satt Geld zurückbekommen wirst.

    Letztlich könnten Dir von 400 T€ nach Steuer vielleicht 300 T€ bleiben. Du erwägst, davon eine zusätzliche Altersversorgung aufzubauen. Das lohnt sich nur im Rahmen der steuerlichen Obergrenze. Von den um die 60 T€ für ein Ehepaar gehen die Rentenbeiträge Deines Ehemanns und seines Arbeitgebers ab. Bleibt ein Spielraum von höchstens 50 T€ für zusätzliche Zahlungen.

    Das ist nur ein kleiner Teil der Abfindung.

    Ok, Du mußt von dem Geld auch leben. Dein Gehalt fällt dann ganz weg und das Gehalt Deines Ehemanns zur Hälfte. Anlagebedarf besteht dennoch, denn das Geld muß ja etliche Jahre reichen.

    Wie Du den großen Batzen anlegst, ist letztlich für Dich viel wichtiger als die Rendite der zusätzlichen Altersversorgung.

    So oder so: Spannende Sache. Du hast noch die Zeit zum Gestalten. Nutze sie!

    Ich wünsche Dir viel Erfolg dabei.

    :)

  • Horst Talski Vielen Dank für Deine Hinweise, mein Misstrauen in die Rürup-Rente ist also durchaus gerechtfertigt..

    Achim Weiss, vielen Dank für deine ausführliche Antwort und Wünsche- ja, ich hab versucht, mich über alle möglichen Kanäle zu informieren und das Buch vom Privatier habe ich natürlich auch 😊

    ich denke auch, dass ich es bei der DRV belasse, einen entsprechenden Antrag hab ich dort schon gestellt. Es könnte sogar sein, dass ich für 2025 sogar noch was einzahle, damit auch dieses Jahr vlt. noch eine Ersparnis zustande kommt. Das muss ich aber mit meinem Steuerberater rechnen, sobald ich weiß, ob mein AG mein Zeitguthaben als Wertguthaben an die DRV überträgt ( Diesen Tipp habe ich auch vom Privatier) oder ob ich das ausbezahlt bekomme. Das würde mein Einkommen für dieses Jahr nochmal um 23k erhöhen und die Steuerlast dementsprechend.

  • waltebi.145 :

    Ich sehe Dich da auf dem rechten Weg. Du hast schon eine Menge gelesen, Du hast noch Zeit zum Gestalten und bist an der Sache dran. Ok, geht auch um eine Menge Geld bei Dir. :)

    Vermutlich ist es nicht schön, einen langjährigen Arbeitsplatz zu verlieren (Muß langjährig sein, sonst gäbe es nicht so viel Abfindung). Ob Du noch eine Nachbeschäftigung findest (erstmal egal, ob Du das willst oder nicht), steht in den Sternen. Und wenn das Geld dann 10 Jahre oder so reichen muß, wird ein auf den ersten Blick enorm erscheinender Betrag plötzlich übersichtlich.

    Immerhin: Besser als den Arbeitsplatz ohne Abfindung zu verlieren ist Deine aktuelle Situation allemal.

    Du kriegst das hin!