Die Aktienrente kommt

  • Achim Weiss

    Ach hier im Forum ist ja schon mancher aufgeschlagen, der mit Ende 40 so langsam merkt, dass man in Sachen Altersvorsorge Gas geben muss. Und dann ist man überrascht, wenn vorgerechnet wird, dass es ab jetzt auch wirklich nennenswerte Sparplansummen braucht um in 20 Jahren noch eine brauchbare Altersvorsorge aufzubauen. :/

    Gibt es dafür Rechner?

    Ich habe einen ähnlichen Fall im persönlichen Umfeld: 40 Jahre, (nicht optimales) Depot mit ca 200.000 in Fonds "fürs Alter", kaum Anspruch an die DRV und monatlich wird nur 300 Eur in ETFs angelegt.

    Ich kann überschlagen, dass das bei weitem nicht reicht, aber ein Rechner wäre super.

    PS: Es gibt auch eine selbstbewohnte Immobilie, die man nochmal mit 300.000 ansetzen könnte, die aber auch hohe Kosten verursacht.

  • Gibt es dafür Rechner?

    Keine auf die ich mich 100%ig verlassen würde! ;)

    Das Problem ist einfach viel zu komplex.

    Zunächst eine Ansparphase von X Jahren bei der wir die Renditen nicht kennen.

    Und dann eine Entnahmephase von X Jahren bei der wir die Renditen nicht kennen.

    Das sind einfach zu viele Unbekannte in der Gleichung.

    Daher rechnet man üblicherweise mit historischen Werten und arbeitet mit Wahrscheinlichkeiten.

    Für die Entnahmephase gibt es die '4% Regel', die bereits häufiger diskutiert wurde. Aber auch dabei gibt es auf den angedachten 30 jährigen Entnahmezeitraum eine gewisse Pleitewahrscheinlichkeit.

    Sehr, sehr sicher plant jemand, der nur mit einer 3%igen -Entnahme plant.

    Nur was nutzt die schönste Planung der Entnahmephase, wenn ich das Vermögen zum Entnahmestart noch gar nicht kenne? :/

    Wenn ich bei Start der Entnahmephase 2 Mio. im Depot habe mag es keine Rolle spielen, ob ich mit einer 3%igen Entnahme plane. Wer aber 'nur' 1 Mio. im Depot hat, für den sind möglicherweise selbst 4% zu eng kalkuliert. :/

    Hier mal ein Beispiel für einen Entnahmerechner der mit historischen Renditen einen Ergebniskorridor berechnet:

    Der Entnahme-Rechner des deutschen Fondsverbands BVI
    Der Entnahme-Rechner des BVI zeigt Ihnen, wie lange Ihr Geld ausreicht, wenn Sie sich regelmäßig eine Rente von Ihrem Gesparten auszahlen.
    www.bvi.de

    Auf 30 Jahre ist dabei von Multimillionär bis zur Pleite Alles drin. :/ Und wenn einem mit 80 das Geld ausgeht nutzt es einem eben nix, wenn man sagt: Hätte auch gutgehen können!

  • Vielen Selbständigen sind (scheinbar) die Dimensionen von denen man in der Altersvorsorge sprechen muss nicht vollständig klar.

    Den meisten Menschen ist das nicht klar, vermute ich. Nur dass es eben bei Angestellten mit GRV oder allen mit Versorgungswerken nur um eine Renten-Lücke geht, die es zu stopfen gilt, nicht um die Basis-Absicherung.

    Ich selbst bin z.B. durchaus der Grundrechenarten mächtig, trotzdem war ich überrascht, welche Summen im Depot man für eine sichere Entnahme eines vierstelligen Betrags im Monat braucht, als ich zum ersten Mal angefangen habe, mich näher damit auseinanderzusetzen. Und wieviel man ggf. brutto vor Steuer und Krankenversicherung braucht, damit dann wirklich das gewünschte Netto rauskommt.

  • Es geht bei dem betrachteten Konstrukt ausschließlich um die geförderte (private) Vorsorge. Wenn ich mir die aktuelle Situation betrachte, kann z.B. ein Riester-Sparer mit 2 Kindern im Idealfall bei 60€ Eigenleistung p.a. 175€ + 300€ + 300€ staatliche Zulagen erhalten. Es könnten dann 835€ p.a. investiert werden, wovon in diesem Beispiel 92% der Leistung gefördert wären.

    Ich weiß nicht, ob so ein Konstrukt noch wirklich unter private Vorsorge fällt. :/

    Wobei das jetzt halt ein Extremfall ist. Sowohl was die Förderquote anbelangt, als auch die unsinnig niedrige Investitionssumme, denn mit 800€/Jahr kann man Ende nichts vernünftiges rauskommen. Was will man bei 30-60k groß entnehmen? Falls im Riesterszenario überhaupt so viel rauskommt, denn Aktienrenditen hat man da nicht.

    Besonders irrsinnig ist, dass eine Verrentungspflicht in der Praxis das Risiko erhöhen würde. Denn statt einer zeitlich lang gestreckten Entnahme müsste zu einem bestimmten, relativ engen Zeitpunkt verrentet werden. Damit setzt man sich dem Marktrisiko sehr viel stärker aus, als wenn die Entnahme mit 3,5% auf viele Jahre gestreckt wird.

    Und um nochmal auf das Thema Summen zurückzukommen...1000€ monatliche Entnahme vor Steuern sind schon 342k Depotgröße bei 3,5%, bei 4% sind es 300k. Wenn der Staat das Thema private Vorsorge auch nur ansatzweise ernsthaft angehen will, kann man nicht weiter mit 800€ pro Jahr rumtrödeln. Unter 200-300€ pro Monat ist einfach nichts zu reißen. Ich weiß, dass das für viele nicht einfach zu stemmen ist, aber die Debatte verdient auch mehr Ehrlichkeit. Es ist niemand damit geholfen mit 90% Förderung am Ende 100€ pro Monat zu bekommen.