Staatsanleihen ETF als Sicherheitsbaustein?

  • Liebe Foristen,

    folgende Frage treibt mich um:

    bei der Suche nach sinnvollen Alternativen zum Tages und/oder Festgeld als Sicherheitsbaustein meines Portfolios habe ich mir auch die Empfehlungen der Finanztest 2/24 angeschaut. Dort wird im rahmen des sog. Pantoffelportfolios empfohlen, Staatsanleihen ETF als Sicherheitsbaustein zu nehmen. Dazu schreibt Finanztest:

    "

    Sicherheitsbaustein: Gut verzinst

    Alles, was man für das Pantoffel-Portfolio braucht, sind die zwei angesprochenen Bausteine: einen für die Sicherheit mit Zinsanlagen und einen für die Rendite mit Aktien. Für den Sicherheitsbaustein gibt es verschiedene Möglichkeiten. Am pflegeleichtesten sind Euro-Anleihen- ETF. Das sind Fonds, die Anleihen, also Wertpapiere mit festgelegten Zinszahlungen, bündeln. in ETF mit Euro-Staatsanleihen ist sicher und das Geld wird aktuell gut verzinst. Anleger können auch in einen TF investieren, der Staats- und Unternehmensanleihen mischt (Angebote für beide Alternativen auf. Allerdings: Die Kurse von Rentenfonds können schwanken. Wer lieber kein Auf und Ab in seinem Sicherheitsbaustein möchte, kann auch auf Tages- und Festgeldkonten setzen. Das ist aber aufwendiger, da man für den besten Zins das Geld häufig von einer zur anderen Bank schieben muss."

    Meine Fragen dazu: wenn ich mir z.B. den dort empf. Vanguard IE00BH04GL39 anschauen, ist die Verzinsung aber eher schlecht. Und von Geldmarkt ETF als Alternative zum Tagesgeldhopping scheint Finanztest auch noch nie was gehört zu haben. Trotzdem Staatsanleihen ?

    Beste Grüsse

  • Geldmarkt-ETF sind (verkürzt gesagt) kurzlaufende Staatsanleihen-ETFs bzw. enthalten i.d.R. vor allem Staatsanleihen. Die Frage ist also wie langfristig diese Sicherheitsbaustein sein muss. Die Idee war ja immer, dass langfristigere Staatsanleihen die Volatilität von Aktien etwas ausgleichen können. Das hat im Rahmen der schnellen Zinswende 2022 nur so mäßig funktioniert. Dennoch kann man natürlich sagen, dass langfristig angelegt länger laufende Staatsanleihen bzw. ETFs darauf eine Option sind.

    Aufgrund der Erfahrungen der letzten Jahre werden die meisten aber Geldmarkt-ETFs mit kurzlaufenden Staatsanleihen bzw. einem Swap-Konstrukt (synthetische Replikation) empfehlen. Ich persönlich halte auch als Sicherheitsbaustein Tagesgeld und/oder Geldmarkt-ETFs für völlig ausreichend. Das gleicht Volatilität mit ziemlicher Sicherheit aus - die Rendite macht man mit Aktien (-ETFs, weltweit breit gestreut usw.).

    Viel Erfolg!

  • Das Problem ist die Laufzeit der im ETF enthaltenen Staatsanleihen. In diesem ETF beträgt die durchschnittliche Laufzeit der enthaltenen Staatsanleihen 9 Jahre.

    D.h. aktuell sind in diesem ETF ganz überwiegend schlecht verzinste Staatsanleihen aus der langjährigen Niedrigzinsphase enthalten (vor 2022).

    Aktuell ist die Zinskurve negativ, d.h. kurzfristige Anleihen (z.B. Geldmarktfonds) erzielen eine bessere Verzinsung als langfristige Anlagen.

    Das Ganze kann sich aber in den nächsten Jahren (Jahrzehnten) bei sinkenden Zinsen auch wieder ändern.

  • Warum nicht direkt Staatsanleihen kaufen?

    Kommt ja immer auf die persönliche Situation an.

    Wer z.B. 200€ Monat langfristig spart (investiert) und das im Verhältnis 75% Aktien und 25% Anleihen macht, kann ja kaum für 50€ Staatsanleihen kaufen.

    Da sind dann ETF gar keine schlechte Idee (langfristig).

  • Natürlich, weil von Schieben von Festgeld die Rede war, ging ich von einem größeren Betrag aus.

  • Warum nicht direkt Staatsanleihen kaufen?

    Der ETF bringt mehr Diversifikation und eine genauere Abbildung des Marktes.

    In dem o.g. ETF stecken um die 500 Positionen aus 19 Ländern. Das kannst Du zumindest ansatzweise auch selbst machen und die ETF-Verpackung (und deren mögliches Risiko) sparen. Du kannst auch den MSCI World selbst in Aktien nachbauen. Wenn Du nur die größten 100 Positionen nimmst und nur einmal wöchentlich Rebalancing machst, dürfte das dem Original recht nahe kommen. Durch den nun möglichen Kauf auch von Aktienbruchteilen ist das sogar für Kleinsparer inklusiv Berkshire Hathaway möglich.

    Bei ETF-Kosten von 0,0x % für diese Fonds ist das allerdings nur sinnvoll, wenn Du a) eine Anlagepolitik fahren möchtest, die kein ETF abbildet oder b) dem ETF an sich nicht traust.

  • Ich würde ebenfalls eher auf kurzlaufende Staatsanleihen setzen für den sicheren Portfolioteil, oder alternativ auf gut verzinstes Tagesgeld bis 100k.

    Als ETF wäre da m.E. der Amundi Euro Highest Rated Macro-Weighted Government Bond 1-3Y geeignet mit überwiegen AAA Kurzläufern (TER 0,16 %). Klar ist hier die Rendite p.a. eher bei 2 - 3 %, aber dafür ist die Volatilität eben auch bei 2 %.

    Hast du dir alternativ schon einmal den Vanguard LifeStrategy 60% Equity angeschaut? Der bildet gleich ein Pantoffelportfolio mit 60% Aktien und 40% Anleihen ab, allerdings insgesamt überwiegend USA orientiert.

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  • Hast du dir alternativ schon einmal den Vanguard LifeStrategy 60% Equity angeschaut? Der bildet gleich ein Pantoffelportfolio mit 60% Aktien und 40% Anleihen ab

    Nicht den speziell. Ich fand Mischfonds nie attraktiv. Spätestens wenn sich Dinge ändern und man das Mischungsverhältnis ändern will wird das was zu Anfang praktisch erschien eher unpraktisch. Aber mit 0,25 % wäre es der günstigste Mischfonds, von dem ich bisher gehört habe.

  • Das Problem ist die Laufzeit der im ETF enthaltenen Staatsanleihen. In diesem ETF beträgt die durchschnittliche Laufzeit der enthaltenen Staatsanleihen 9 Jahre.

    Aktuell sind in diesem ETF ganz überwiegend schlecht verzinste Staatsanleihen aus der langjährigen Niedrigzinsphase enthalten (vor 2022).


    Eigentlich ist das kein Problem.

    Renten gleicher Laufzeit von Emittenten gleicher Bonität rentieren cum grano salis gleich, unabhängig vom Coupon. Hat eine Rente einen höheren Coupon, ist der Kurs höher, hat sie einen niedrigeren Coupon, ist der Kurs niedriger, so daß sich das bis zur Fälligkeit ausgleicht.

    Aktuell ist die Zinskurve negativ, d.h. kurzfristige Anleihen (z.B. Geldmarktfonds) erzielen eine bessere Verzinsung als langfristige Anlagen.

    Ganz kurze Anleihen rentieren sich besser als längere, aber ab etwa 2 Jahren bis etwa 10 Jahren ist die Zinsstrukturkurve praktisch eben.

    Zinsstrukturkurven | Börse Stuttgart

    Wollte sich nicht neulich mal einer "die Zinsen auf 5 bis 8 Jahren sichern"?

    Kann er tun. Tagesgeld bringt um die 3,8%; 5- bis 8jährige Renten der Bundesrepublik Deutschland (Sicherheit ist wichtig!) bringen um die 2,3%. Die kann er sich freilich "sichern".

  • Wollte sich nicht neulich mal einer "die Zinsen auf 5 bis 8 Jahren sichern"?

    Kann er tun. Tagesgeld bringt um die 3,8%; 5- bis 8jährige Renten der Bundesrepublik Deutschland (Sicherheit ist wichtig!) bringen um die 2,3%. Die kann er sich freilich "sichern".

    Du bekommst sogar aktuell 3,5% p.a. für eine 7 jährige Festgeldanlage (Aareal Bank).

    Sollte auch sicher sein, wenn man sich im Rahmen der Einlagensicherung bewegt.

    Ja, Festgeld ist eben fest und man kommt da im Falle des Falles nicht vor Ablauf ran.

  • Ich bekomme das garantiert nicht, weil ich keine Festgelder habe und im Bedarfsfall kleinen Zinsunterschiede nicht nachrennen würde. Aber es gibt halt Leute, die tun das.

    Jeder legt sein eigenes Geld selber an, und ob es gut war, was man gemacht hat, sieht man hinterher.

  • Und von Geldmarkt ETF als Alternative zum Tagesgeldhopping scheint Finanztest auch noch nie was gehört zu haben.

    Es ist nicht alles, wie es scheint:

    Geldmarkt-ETF. Eine bequeme Alternative zum Tages­geld sind ETF auf den Overnight-Geldmarktzins. Die Renditen der Over­night-Fonds sind meist nicht ganz so hoch wie beim jeweils besten Tages­geld – doch das lästige Springen von Anbieter zu Anbieter bleibt einem erspart. Die Over­night-ETF bilden ab, was auf dem Inter­bankenmarkt passiert. In Krisen­zeiten könnte es jedoch zu Verwerfungen kommen. Das Geld in den Fonds ist anders als Tages­geld nicht durch die gesetzliche Einlagensicherung geschützt.“

    https://www.test.de/Pantoffel-Portfolio-Den-Sicherheitsbaustein-bestuecken-6123094-0/

    Zum Thema Rendite von Anleihen könnte man noch erwähnen, dass Finanztest ja eher einen längeren Anlagehorizont von 20, 30 Jahren im Auge hat. Wobei natürlich irreführend ist, dass sie in Übersichten oft nur die 5-Jahres-Rendite anzeigen. Aber hohe Sicherheit bedeutet eben nun mal nicht hohe Renditen.

  • Ich finde es faszinierend, wie hartnäckig die Deutschen am Geld hängen (also an Geldforderungen wie Bankguthaben, Tagesgelder und Festgeldern) und zwar deswegen, weil das für sie die ultimative Sicherheit bedeute. Genau dieses Anlageinstrument ist im letzten Jahrhundert zweimal praktisch völlig entwertet worden.

    Was hilft die gesetzliche Einlagensicherung im Falle einer Währungsreform?

  • Ich finde es faszinierend, wie hartnäckig die Deutschen am Geld hängen (also an Geldforderungen wie Bankguthaben, Tagesgelder und Festgeldern) und zwar deswegen, weil das für sie die ultimative Sicherheit bedeute. Genau dieses Anlageinstrument ist im letzten Jahrhundert zweimal praktisch völlig entwertet worden.

    Was hilft die gesetzliche Einlagensicherung im Falle einer Währungsreform?

    Was wären aus deiner Sicht geeignete Assets im Falle einer Währungsreform?

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