Übertragung Elternhaus

  • Hallo zusammen,


    folgendes Szenario:


    Eltern möchten zu Lebzeiten Ihre Immobilie an Kind A überschreiben. Wert der Immobilie 300.000€.

    Es existieren noch zwei weitere Geschwister (Kind B und C).

    Kind B hat von den Eltern in der Vergangenheit bereits eine Schenkung in Höhe von 50.000€ erhalten. Sonstige Vermögenswerte der Eltern bleiben vorerst unberücksichtigt.


    Nun zur Frage:


    Wie kann nun eine gerechte Regelung zwischen den Geschwistern aussehen?


    Vielen Dank für Ratschläge und Anregungen!

  • Hallo Mikael83,


    wie wäre es denn mit der Variante: Die Eltern verkaufen die Immobilie an A für (gerundet) 183k (gemischte Schenkung). Vom Kaufpreis schenken die Eltern B 67k und C 117k. Damit erhält im Endeffekt jedes Kind von den Eltern in Summe 117k geschenkt. Wichtig, die Schenkungen an B und C müssen von den Eltern kommen, auch wenn der Geldfluss ggf. direkt von A an B und C erfolgt. Kann ein Notar im Kauf-/Schenkungsvertrag regeln.


    Gruß Pumphut

  • Wie kann nun eine gerechte Regelung zwischen den Geschwistern aussehen?

    Die einzig faire Regelung sieht so aus, dass alle Kinder zum gleichen Zeitpunkt den gleichen Wert bekommen.


    Nur mal zum Gedankenanstoß:

    Wie will man heute die seinerzeitige Schenkung von 50.000€ an Kind B bewerten?

    Nehmen wir einfach mal an, Kind B hat diese 50.000€ vor 10 Jahren geschenkt bekommen und hat das Geld in den MSCI World ETF angelegt. Dann sind daraus inzwischen > 100.000€ geworden.

    Ist das fair gegenüber den beiden anderen Kindern, die diese Möglichkeit nicht hatten?:/

  • Damit erhält im Endeffekt jedes Kind von den Eltern in Summe 117k geschenkt.

    Grundsätzlich finde ich die Idee sehr gut aber die 50.000€ die Kind B bereits erhalten hat waren eben für dieses Kind ein Vorteil, die die anderen beiden Kinder nicht hatten. Daraus können sich nicht unerhebliche Opportunitätsverluste für Kind A und C ergeben haben.


    Ist einfach sehr unschön Kinder in finanziellen Dingen ungleich zu behandeln.

  • Na ja, wir hatten einige Jahre mit Verwahrentgeld. Da kann man sogar argumentieren, dass es besser ist, die gleiche Summe lieber später als früher zu bekommen.


    Was das jeweilige Kind mit dem Geld macht und ob es sich individuell herausstellt, dass ein früherer Zeitpunkt der Schenkung besser oder vielleicht sogar schlechter war, ist nicht mehr im Einfluss der Eltern. Ich würde mir da keine schlaflosen Nächte drüber machen und vom ersten Ansatz her sagen, jedes Kind soll die gleiche Summe erhalten.


    Wenn jetzt wirklich Jahrzehnte zwischen den Zahlungen liegen, kann man überlegen, ob man das pi mal Daumen mit der Inflationsrate adjustiert.

  • Das ist einer der Nachteile, wenn das Vermögen nur aus einer Immobilie besteht und die im Familienbesitz bleiben soll. Wobei die Idee von Pumphut schon eine elegante Lösung sein könnte. Es kann aber sein, dass der mit dem Haus beschenkte A auf nicht mehr so begeistert von dem Geschenk ist, wenn ein Kredit von 183k dabei ist, den er abzahlen soll. Da könnte er das Haus mit ganz anderen Augen zu betrachten und nötige Investitionen beim Kaufpreis berücksichtigt wollen. Man könnte die vorzeitige Schenkung der 50k an B noch monstermania korrekterweise aufzinsen, aber so wird in Familien nach meiner Erfahrung selten gerechnet.


    Bei den Bauern hat früher fast überall ungefragt der älteste Sohn den Hof bekommen und musste als Preis die Eltern versorgen (das kann ein hoher Preis sein, aber früher lebten die Leute meist nicht so lang). Die anderen Söhne mussten sich etwas anderes suchen, die Töchter heiraten.

  • Ich würde dazu mal einen Notar fragen. Ihr werdet ja nicht die ersten und einzigen mit so einem Thema sein.

    Grundsätzlich finde ich die Idee sehr gut aber die 50.000€ die Kind B bereits erhalten hat waren eben für dieses Kind ein Vorteil, die die anderen beiden Kinder nicht hatten. Daraus können sich nicht unerhebliche Opportunitätsverluste für Kind A und C ergeben haben.


    Ist einfach sehr unschön Kinder in finanziellen Dingen ungleich zu behandeln.

    100% gleich ist aber auch schwierig bzw. sorgt nicht unbedingt für das gewollte Ergebnis. Beispiel: Kind 1 ist Mitte 20 und möchte eine Immobilie kaufen, Kind 2 ist erst 15 und wohnt noch zu Hause. Die Eltern haben 100.000 EUR zur Verfügung. Klar könnte man jetzt sagen, Kind 1 und Kind 2 bekommen je 50.000 EUR geschenkt, das ist gerecht. Aber Kind 2 "braucht" das Geld noch nicht wirklich (und bis Kind 2 irgendwann eine Immobilie kaufen möchte, haben die Eltern wieder neues Geld zu verteilen), während es bei Kind 1 jetzt und heute vielleicht den Unterschied zu einem deutlich besseren Zinssatz oder sogar "Haus oder kein Haus" macht.


    Meine Schwiegereltern geben übrigens an ihr eines Kind durchaus immer mal größere Geldgeschenke zu größeren Anschaffungen dazu (Größenordnung vierstellig). Wir bekommen nichts. Und ich finde diese Ungleichbehandlung auch absolut in Ordnung. Warum? Sie verdienen deutlich weniger und haben drei Kinder. Wir haben nur ein Kind und trotz abzubezahlender Immobilie noch mehr als genug für einen ordentlichen ETF-Sparplan, Urlaube und auch sonst für ein sehr komfortables Leben. Bei der "Schwagerfamilie" machen die 3.000 EUR (fiktiver Betrag, genau weiß ich es gar nicht, aber die Größenordnung) einen echten Unterschied. Würde jetzt stattdessen jeder 1.500 EUR bekommen wäre das zwar oberflächlich betrachtet "gerecht", aber für uns wäre es echt egal, für die "Schwagerfamilie" wäre es der Unterschied zwischen Kleingarten, Urlaub oder Lastenrad ja/nein.


    Insofern kann "gerecht" aus Elternsicht auch heißen "jeder bekommt das was er braucht zu dem Zeitpunkt, wo er es braucht".

  • 12345

    Wenn es bei Euch in der Familie so läuft und alle Fein damit sind, ist doch auch Alles in bester Ordnung.

    Ich kenne inzwischen einige Fälle, wo das eben genau nicht so läuft und das Geld bzw. die ungleiche Verteilung nach 'Gutsherrenart' dazu geführt hat, dass der Familienfrieden ziemlich schief hängt.

    Und da muss es gar nicht um die eigenen Kinder der schenkenden Eltern gehen. Wenn dann irgendwann rauskommt, dass der 'Lieblingsenkel' von den Großeltern ganz anders finanziell beglückt wird als Enkelkind 2 oder 3 birgt das ein gewaltiges Konfliktpotential in sich. :/

  • Hallo Pantoffelheld,

    Bei den Bauern hat früher fast überall ungefragt der älteste Sohn den Hof bekommen und musste als Preis die Eltern versorgen (das kann ein hoher Preis sein, aber früher lebten die Leute meist nicht so lang).

    Das war nicht ungefragt, da gab es sehr detaillierte rechtliche Regelungen. Und zur Begrenzung der Lebenserwartung der Eltern gab es das Altsitzerpulver. (So romantisch war die Vergangenheit nicht.)

    Gruß aus besserer Zeit

    Pumphut

  • Und zur Begrenzung der Lebenserwartung der Eltern gab es das Altsitzerpulver. (So romantisch war die Vergangenheit nicht.)

    Lt. diesem Filmchen, war es wohl noch krasser... :D

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  • 100% gleich ist aber auch schwierig bzw. sorgt nicht unbedingt für das gewollte Ergebnis. Beispiel: Kind 1 ist Mitte 20 und möchte eine Immobilie kaufen, Kind 2 ist erst 15 und wohnt noch zu Hause. Die Eltern haben 100.000 EUR zur Verfügung. Klar könnte man jetzt sagen, Kind 1 und Kind 2 bekommen je 50.000 EUR geschenkt, das ist gerecht. Aber Kind 2 "braucht" das Geld noch nicht wirklich (und bis Kind 2 irgendwann eine Immobilie kaufen möchte, haben die Eltern wieder neues Geld zu verteilen), während es bei Kind 1 jetzt und heute vielleicht den Unterschied zu einem deutlich besseren Zinssatz oder sogar "Haus oder kein Haus" macht.

    Ist natürlich grundsätzlich möglich, wenn ich aber aus der 83 im Namen das Geburtsjahr ableite, dann ist es doch sehr wahrscheinlich, dass wir bei allen drei Kindern von Erwachsenen mit abgeschlossener Ausbildung reden.

    Und gerade aus Erwägungen der Gerechtigkeit würde ich dazu tendieren, Geld sofort an alle Kinder zu verteilen. Wer weiß, was die Zukunft bringt und ob den Eltern in 10 Jahren noch ein weiteres großes Geschenk möglich ist.

  • 12345

    Wie monstermania schon geschrieben hat, seid ihr vermutlich eine glückliche Ausnahme. Ich habe es leider im Bekanntenkreis auch schon mitbekommen, dass die Familie nach außen hin immer wie eine große Gemeinschaft aufgetreten ist und sie nichts auseinander bringen könnte. Aber als es um Geld ging, hat der eine dem anderen nicht das schwarze unter den Fingernägeln gegönnt.


    Es kann aber sein, dass der mit dem Haus beschenkte A auf nicht mehr so begeistert von dem Geschenk ist, wenn ein Kredit von 183k dabei ist, den er abzahlen soll. Da könnte er das Haus mit ganz anderen Augen zu betrachten und nötige Investitionen beim Kaufpreis berücksichtigt wollen.

    Also wenn sich A in diesem Fall die Illusion macht, dass er einfach so das Haus für 300k bekommt und selber keine finanziellen Verpflichtungen eingeht, dann ist A einfach naiv.

    In meinen Augen gibt es daher (bzgl. dem Haus) nur drei Möglichkeiten:

    1. A kauft das Haus für 2/3 des Wertes (oder auch etwas mehr, wenn die 50k für B berücksichtigt werden sollen) und bekommt 1/3 von den Eltern geschenkt.
    2. A kauft das Haus zum vollen Wert von den Eltern. Anschließend können die Eltern das Geld nach eigenem Gusto an die Kinder (inkl. A) verschenken. Hier dürften die Kaufnebenkosten aber höher sein als bei 1.
    3. A übernimmt das Haus im Rahmen der vorweggenommenen Erbfolge und zahlt im Gegenzug die Geschwister aus.

    In allen drei Fällen muss aber eine entsprechende Finanzierung sichergestellt werden und wenn A nicht über genügend liquide Reserven verfügt, dann muss A einen Kredit aufnehmen.

  • 12345

    Wenn es bei Euch in der Familie so läuft und alle Fein damit sind, ist doch auch Alles in bester Ordnung.

    Ich kenne inzwischen einige Fälle, wo das eben genau nicht so läuft und das Geld bzw. die ungleiche Verteilung nach 'Gutsherrenart' dazu geführt hat, dass der Familienfrieden ziemlich schief hängt.

    12345

    Wie monstermania schon geschrieben hat, seid ihr vermutlich eine glückliche Ausnahme. Ich habe es leider im Bekanntenkreis auch schon mitbekommen, dass die Familie nach außen hin immer wie eine große Gemeinschaft aufgetreten ist und sie nichts auseinander bringen könnte. Aber als es um Geld ging, hat der eine dem anderen nicht das schwarze unter den Fingernägeln gegönnt.

    Ist vielleicht auch eine Frage der Größenordnungen. Bei sechsstelligen Beträgen wäre ich wohl auch weniger entspannt. ;)


    Kind A ein Haus für 300k schenken, Kind B 50k, und Kind C nichts fände ich auch alles andere als fair und nicht gut für den Familienfrieden.

    In allen drei Fällen muss aber eine entsprechende Finanzierung sichergestellt werden und wenn A nicht über genügend liquide Reserven verfügt, dann muss A einen Kredit aufnehmen.

    Das sehe ich hier genauso.

  • Hallo Mikael83


    bleiben die Eltern nach der Überschreibung im Haus wohnen?

    Falls ja, gehört KindA zwar auf dem Papier das Haus, kann damit aber (noch) nichts anfangen, erhält also auch keine Mieteinnahmen um einen Kredit zu finanzieren, oder spart sich die eigene Miete.


    Manchmal ist es dann auch so, dass sich das Kind, welches das Haus überschrieben bekommen hat sowohl um das Haus, den Garten als auch die alternden Eltern kümmern "muss".


    Ist eine schwierige Situation für alle Beteiligten und auch viel Ungewissheit die Zukunft betreffend.

    Am besten so offen wie möglich als gesamte Familie (auch Partner) alle Themen ansprechen. Das wird allerdings oft schwierig, wenn es um Themen wie eventuelle Pflege oder umfassendere Hilfe im Haus und Garten geht.


    Manchmal verzichten Geschwister auch auf einen Teil des "zukünftigen Erbes", dafür ist klar geregelt, wer die spätere Pflege der Eltern übernehmen wird.


    Ich würde das Haus als KindA dankend ablehnen und wäre lieber KindB oder KindC :saint: