Fondsgebundene Rentenversicherung kündigen, aktive Fonds verkaufen, in ETF investieren

  • Hallo zusammen,

    als ich vor sieben Jahren ins Berurfsleben einstieg empfahl mir mein Anlageberater eine fondbasierte Rentenversicherung bei der Continentale zur Altersvorsorge und aktiv gemanagte Fonds zum Vermögensaufbau. Ich fühlte mich gut beraten und hatte die Angebote dankend angenommen. Heute bin ich kurz davor tabula rasa zu machen und die Rentenversicherung zu kündigen und die aktiven Fonds zu verkaufen.

    Die Versicherung hat extrem hohe laufende Kosten und die voraussichtliche Rente wird von Jahr zu Jahr immer niedriger kalkuliert. Der Bund der Versicherten, den ich zu Rate gezogen habe, empfiehlt diesen Vertrag nicht weiter zu besparen. Nach Angaben der Versicherung, würde der Wert des Vertrags in 5 Jahren sogar sinken, wenn ich ihn heute beitragsfrei stelle. Damit läge für mich nahe, ihn einfach zu kündigen und zu schlucken, dass ich ca. 2.000€ weniger zurückkriege als ich bisher eingezahlt habe. Alternativ lohnt es sich vielleicht mehr die Fondanteile in mein Depot übertragen zu lassen und diese selber zu verkaufen. Ich würde auf jeden Fall besser schlafen, wenn ich das Geld in einem MSCI World investieren könnte.

    Das gleiche gilt für meine Geldanlage im Bereich Vermögensaufbau. Dort habe ich sechs aktiv gemanagte Fonds mit Ausgabeaufschlägen von 5%. Im Schnitt sind diese fast so gut wie ein MSCI World ETF. Auch hier überlege ich alle zu verkaufen und in ETF zu stecken.

    Ist das alles zu radikal oder ist dieser Schritt längst überfällig?

  • als ich vor sieben Jahren ins Berurfsleben einstieg empfahl mir mein Anlageberater eine fondbasierte Rentenversicherung bei der Continentale zur Altersvorsorge und aktiv gemanagte Fonds zum Vermögensaufbau. Ich fühlte mich gut beraten und hatte die Angebote dankend angenommen

    Ein Finanzprodukteverkäufer hat dir erfolgreich seine Produkte verkauft. Streiche den Begriff "Berater", solange du diesem kein Honorar gezahlt hast. Das ist ein wichtiger Schritt hin zu einem neuen Mindset :)


    Heute bin ich kurz davor tabula rasa zu machen und die Rentenversicherung zu kündigen und die aktiven Fonds zu verkaufen.

    Damit läge für mich nahe, ihn einfach zu kündigen und zu schlucken, dass ich ca. 2.000€ weniger zurückkriege als ich bisher eingezahlt habe. Alternativ lohnt es sich vielleicht mehr die Fondanteile in mein Depot übertragen zu lassen und diese selber zu verkaufen. Ich würde auf jeden Fall besser schlafen, wenn ich das Geld in einem MSCI World investieren könnte.

    Ich bin kein Experte für private Rentenversicherungen. Aber ich kann durch mein angelesenes Wissen unabhängig von deiner individuellen Situation sagen, dass dieser Schritt der richtige sein könnte. Gerade weil du dich noch recht am Anfang deines Berufslebens und Vermögensaufbaus befindest. Jeder macht mal finanzielle Fehler in seinem Leben und sollte diese als Lehrgeld sehen. Vielleicht sogar als ein "damals hätte ich das Geld vielleicht verkonsumiert", was die Versicherung nicht besser macht, aber vielleicht etwas darüber hinweg tröstet. Man sollte der Sache (dem Fehler) jedenfalls nicht zu sehr hinterher trauern.


    Ob es besser ist die Versicherung beitragsfrei zu stellen oder sie sogar zu kündigen, kann ich so nicht beurteilen ohne weitere Daten - und auch dann würde ich anderen hier den Vortritt lassen. Kündigung kann manchmal schlechter sein, gerade wenn staatliche Förderungen und/oder Garantien der Versicherung im Spiel sind. Wie gesagt ganz allgemein, da du dich noch "am Anfang" befindest und den Fehler recht früh bemerkt hast: vielleicht lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende. 2.000€ sind nicht die Welt und dann hättest du eine Last weniger. Aber es ist deine Entscheidung!


    Ob man Fondsanteile aus einer Versicherung herauslösen kann... hab ich noch nie gehört, glaube ich nicht. Aber vielleicht kann Jemand anderes dazu etwas sagen.


    Das gleiche gilt für meine Geldanlage im Bereich Vermögensaufbau. Dort habe ich sechs aktiv gemanagte Fonds mit Ausgabeaufschlägen von 5%. Im Schnitt sind diese fast so gut wie ein MSCI World ETF. Auch hier überlege ich alle zu verkaufen und in ETF zu stecken.

    Die Ausgabeaufschläge sind weg. Lehrgeld verbucht. Die Frage ist nur noch, ob du dir durch einen Wechsel jetzt Vorteile versprichst. Du realisierst natürlich Steuern auf die Gewinne, wenn du den Schritt gehst und unterbrichst dadurch die Steuerstundung. Das sehe ich persönlich als einzigen kleinen Nachteil. Ansonsten würde ich persönlich die Fondsanteile wenn möglich in ein günstiges Depot übertragen, sie dort verkaufen und direkt in einen All-World-ETF gehen. Also so ähnlich wie du selbst als Idee hattest. Auch hier: Einfachheit, ein paar Sorgen und Ärgernisse weniger. Lieber ein kleiner Neuanfang ohne die kleinen und großen Fehler noch längere Zeit vor Augen zu haben.


    Ist das alles zu radikal oder ist dieser Schritt längst überfällig?

    Nur du selbst kannst diese Entscheidung treffen. Vielleicht hilft dir der ein oder andere Tipp, aber du wirst nun, nehme ich an, wie die meisten hier in der Community ein "Finanzenselbstmacher". Ich persönlich würde es so ähnlich machen wie du es beschrieben hast.


    Ein bisschen hast du dich vermutlich schon informiert. Ich frage trotzdem an der Stelle, ob die "Basics" bekannt und bedacht sind. Ein gutes Buch an der Stelle lesen, oder auch eine Internetquelle, die die Basics von A-Z vermittelt, ist hier nicht schlecht.


    Beispielsweise hier: https://www.finanzfluss.de/start/


    Wichtig ist es eine Strategie zu haben, anzufangen und diese dann auch langfristig durchhalten zu können.


    Viel Erfolg dabei!

  • Ist das alles zu radikal oder ist dieser Schritt längst überfällig?

    Ich würde zunächst mal in Ruhe durchatmen und die Basics abklären.

    Wie sieht es in Sachen BU-Versicherung aus? Ist eine BU-Versicherung vorhanden und die abgesicherte BU-Rente auch groß genug, damit Du im Zweifel auch weiter Dein Depot zumindest mit einer geringen Summe weiter besparen kannst?

    Man sollte zumindest wissen, dass das 'Vermögen' im eigenen ETF-Depot keinerlei Bestandschutz im Falle einer (längeren) Arbeitslosigkeit oder gar einer Berufsunfähigkeit unterliegt.


    Wenn das Alles soweit klar ist und Du Dein Geld in die eigenen Hände nehmen willst: Dann weg mit dem teuren Produkten und baue Dir ein eigenes Depot mit günstigen ETF für den privaten Vermögensaufbau auf.

    Dazu findest Du reichlich Informationen auf der Webseite von Finanztip, auf dem Youtube-Kanal oder hier im Forum.


    Ein Tip: Keep it simple, stupid!

    Gerade am Anfang mit noch überschaubarem Vermögen reicht ein weltweiter Aktien-ETF für den Risikoteil und ein Tagesgeldkonto für den 'sicheren' Vermögensteil.

    Und dann erstmal einige Jahre durchhalten.

    Mit steigendem Vermögen und Lebensalter kann man dann über weitere Assets nachdenken (z.B. Gold, Anleihen, usw.).

  • Danke für die aufbauenden Worte. Ja, ich werde die Verluste als Lehrgeld hinnehmen und positiv in die Zukunft blicken.

    Zu den Basics bin ich gut informiert und bezüglich Versicherungen habe ich alle dieses Jahr auf einen aktuellen Stand gebracht und ebenfalls ordentlich aufgeräumt.

    Meine BU-Rente ist groß genug, genauso wie mein Notgroschen und noch ein bisschen mehr im Tagesgeld.

    Ich hatte diese Woche ein Gespräch mit dem Finanzprodukteverkäufer ;) und dieser hat die Beitragsfreistellung des Rentenvertrags natürlich nicht kampflos hinnehmen wollen, sondern mich nochmal davon überzeugen wollen, dass dieses das non plus ultra sei: Man zahle keine Ausgabeaufschläge, die Kosten für die Versicherung seien linear fallend gegen 0, Umschichtungen seien steuerfrei im Vergleich zu ETF Umschichtungen, die Fonds performen genauso gut wie der MSCI World, außerdem haben sie 100.000 Mitglieder, die alle dieses Produkt hätten und wenn da etwas faul dran wäre, dann wäre das schon jemandem aufgefallen und zu guter letzt: Der Vertrag laufe super und da die Abschlusskosten schon bezahlt seien wäre es noch ärgerlicher jetzt auszusteigen. Der Vertrag koste auch wohl nur 1,5% Verwaltungsgebühren.
    Um das zu beweisen will er mir eine detaillierte Auswertung der Entwicklung zuschicken.
    Das hört sich für mich alles viel zu gut an, da immer vor den hohen Kosten dieser Vertragsart gewarnt wird, er mir aber vorrechnet, dass ich nach Abzug der Kosten besser fahre als mit einem ETF und außerdem Steuervorteile in der Auszahlungsphase durch das Teilbesteuerungsverfahren hätte.
    Überzeugen werde ich ihn nicht können, aber könnt ihr mir helfen das zu verstehen oder seine Argumente zu entkräften?

  • Überzeugen werde ich ihn nicht können, aber könnt ihr mir helfen das zu verstehen oder seine Argumente zu entkräften?

    In diesem Video hat Finanzfluss mal gemeinsam mit einem Versicherungsexperten das eigene ETF-Depot mit Versicherungslösungen verglichen:

    Externer Inhalt www.youtube.com
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    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklärst du dich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.


    Wichtig: Es wird immer wieder von Nettopolicen ausgegangen, die extrem geringe laufende Kosten haben!

    Der Vertrag koste auch wohl nur 1,5% Verwaltungsgebühren.

    1,5% ist sehr teuer!

    Im Video schaffen es die Nettopolicen trotz der sehr günstigen Kosten von <0,3% p.a. nicht das eigene ETF-Depot renditetechnisch zu schlagen (nach Steuern!)

    Nimm einfach mal einen Zinsenzinsrechner und rechne mal aus, was Dich sie 1,5% p.a. Kosten auf 20, 30 Jahre an Geld kosten.

  • Überzeugen werde ich ihn nicht können, aber könnt ihr mir helfen das zu verstehen oder seine Argumente zu entkräften?

    Die Frage ist: warum willst du ihn überhaupt überzeugen? Möchtest du finanzieller Selbstentscheider werden? Dann musst du ihn genauso wenig von irgendwas überzeugen wie uns. Du bist niemandem rechenschaftspflichtig in dieser Hinsicht.


    Das ist der Grund, weswegen viele davor warnen überhaupt anzufangen mit Finanzprodukteverkäufern zu reden oder mit ihnen anzufangen zu diskutieren. Es sind Profis - vor allem was den Verkauf angeht. Und sie werden immer mehr Argumente haben als die meisten Laien. Klar kannst du dagegen halten, wenn du dich selbst beliest, und/oder wenn dir hier Jemand hilft die Argumente zu entkräften. Die Frage ist wofür. Du wurdest offensichtlich verunsichert, das wäre meine einzige Erklärung. Zeigt dir aber vielleicht auch wie kritisch man solchen Finanzprodukteverkäufern gegenüber sein sollte.


    Man zahle keine Ausgabeaufschläge, die Kosten für die Versicherung seien linear fallend gegen 0, Umschichtungen seien steuerfrei im Vergleich zu ETF Umschichtungen, die Fonds performen genauso gut wie der MSCI World, außerdem haben sie 100.000 Mitglieder, die alle dieses Produkt hätten und wenn da etwas faul dran wäre, dann wäre das schon jemandem aufgefallen und zu guter letzt: Der Vertrag laufe super und da die Abschlusskosten schon bezahlt seien wäre es noch ärgerlicher jetzt auszusteigen. Der Vertrag koste auch wohl nur 1,5% Verwaltungsgebühren.

    Wie monstermania schon sagte sind 1,5% Verwaltungskosten sehr viel. Und das führt dazu, dass diese ganzen vermeintlichen Vorteile der Versicherung mit sehr großer Wahrscheinlichkeit vollkommen durch diese aufgefressen werden.


    "die Fonds performen genauso gut wie der MSCI World" - glaube ich nicht, vor allem nicht langfristig.


    "außerdem haben sie 100.000 Mitglieder, die alle dieses Produkt hätten und wenn da etwas faul dran wäre, dann wäre das schon jemandem aufgefallen" - da fallen mir vor allem historische Anspielungen ein: es war schon immer super Jemandem (kopflos) zu folgen, wenn er doch schon X Menschen hinter sich hatte ;) Etwas fachlicher: die Finanzbildung in Deutschland ist mangelhaft. Natürlich gibt es Hunderttausende, Millionen, die in solche Produkte "sparen" - aber die sparen sich eben arm und merken es, wenn sie es je merken, leider erst spät. Ich hoffe, dass sich daran etwas ändert in Zukunft, aber der Glaube daran fehlt mir etwas.


    "Der Vertrag laufe super und da die Abschlusskosten schon bezahlt seien wäre es noch ärgerlicher jetzt auszusteigen." - aha! Die schlechte Entscheidung ist schon getroffen, nun hat er dich an seiner Angel, also kannst du nicht mehr los. Richtig an der Aussage ist, dass man nach vorne blicken sollte. Was bringt dir ab jetzt mehr. Ich vermute stark, dass es nicht diese Versicherung zu behalten sein wird.


    Um das zu beweisen will er mir eine detaillierte Auswertung der Entwicklung zuschicken.

    Da wird vermutlich rumgetrickst und schöngerechnet was das Zeug hält. Klar: warte es ab, lade es (entsprechende Stellen geschwärzt) wenn du magst hier hoch. Aber es bleibt eben die Berechnung eines Verkäufers. Lass dich davon nicht verunsichern.


    Ja, ich werde die Verluste als Lehrgeld hinnehmen und positiv in die Zukunft blicken.

    Das ist ein sehr guter Ansatz, finde ich :) Viel Erfolg!

  • Du wurdest offensichtlich verunsichert, das wäre meine einzige Erklärung. Zeigt dir aber vielleicht auch wie kritisch man solchen Finanzprodukteverkäufern gegenüber sein sollte.

    Ja, ich bin ziemlich verunsichert. Das ist ja eine Entscheidung mit enormen Ausmaß.


    Hier ist, was mir der Verkäufer geschickt hat:

    "


    Die durchschnittliche Rendite Deiner Fonds lag seit 2016 bei 5,19 %. Diese ist aktuell noch unter unseren Erwartungen. Zum Vergleich: Seit Gründung unserer Firma im Jahr 2002 liegt unsere durchschnittliche Rendite bei 8,28 % (BVI-Methode, also nach Abzug der Fondskosten). Besonders erfreulich: Unsere aktuelle Fondsempfehlung entwickelt sich äußerst positiv. In den letzten Jahren konnten wir damit jährlich über 15 % Rendite erzielen.


    Anbei findest Du einige Screenshots sowie verschiedene Szenarien, die die Entwicklung verdeutlichen.


    Grundlegendes zur Struktur Deiner Altersvorsorge

    Dein Vertrag enthält Abschlusskosten, die von der Beitragssumme und der Laufzeit abhängen. Diese Kosten werden über die ersten 60 Monate verteilt, was bedeutet, dass Deine Altersvorsorge in den ersten 20 Jahren oft weniger Ertrag bringt, als es bei einem einfachen Depot der Fall wäre.


    Zusätzlich fallen Servicekosten an. Diese betragen zu Beginn etwa 40 € monatlich und reduzieren sich im Laufe der Zeit auf 13 €. Für Deinen Vertrag ergibt sich so eine durchschnittliche Kostenquote, die die Rente um ca. 0,8 % pro Jahr reduziert.


    Im Mai 2022 hast Du die Altersvorsorge einmalig um 100 € erhöht. Auch hier greifen die gleichen Regeln für die Abschluss- und Servicekosten.


    Vergleich mit einem Depot

    Anbei findest Du einen Vergleich mit einem Depot, basierend auf der gleichen sowie einer besseren Rendite. Wir nehmen dabei an, dass Du die Fonds in den nächsten 35 Jahren maximal dreimal wechselst und keine Gewinnmitnahmen durchführst.


    In jedem Fall hast Du bei der Altersvorsorge mindestens ebenso viel Kapital wie im Depot. Der Vorteil der Altersvorsorge liegt auch darin, dass Du von steuerlichen Begünstigungen, wie dem sogenannten „hälftigen Unterschiedsbetrag“, profitierst. Einen entsprechenden Hinweis findest Du auf der Seite des Finanzamts NRW: Link zum Finanzamt: https://www.finanzamt.nrw.de/s…e-aus-kapitallebens-sowie



    Vorteile der Altersvorsorge ab 67 Jahren

    Ab dem 67. Lebensjahr und somit in der Auszahlungsphase profitierst Du doppelt:


    1. Du kannst 50 % des Kapitals steuerfrei auszahlen lassen.

    2. Das verbleibende Kapital bleibt bis zum 90. Lebensjahr steuerfrei, selbst bei einem Fondswechsel. So kannst Du jederzeit flexibel zwischen sichereren Anlagen und einer höheren Aktienquote wechseln.


    In einem Depot müsstest Du bei jedem Wechsel erhebliche Steuern zahlen.


    Fazit

    Ich verstehe, dass das Produkt Fragen aufwirft und dass die Kosten nicht unerheblich sind. Allerdings sparst Du durch die steuerlichen Vorteile im Alter erhebliche Beträge, die sonst durch Steuerzahlungen anfallen würden.


    Solltest Du Alternativen in Erwägung ziehen, vergleiche ich Deinen Vertrag auch gerne damit. Einfach das Geld anzulegen und darauf zu hoffen, dass Du es bis zum Lebensende nicht mehr bewegen musst, halte ich für ein riskantes und möglicherweise teures Unterfangen."


    Die Dateien, die mir mitgeschickt wurden, hänge ich an.

  • Ja, ich bin ziemlich verunsichert. Das ist ja eine Entscheidung mit enormen Ausmaß.

    Du musst es am Ende wie schon häufig erwähnt selbst entscheiden. Selbst entscheiden, ob du die Dinge in die eigenen Hände nehmen willst, oder ob du dich lieber fahren lassen möchtest. Ob du dem Verkäufer glaubst, oder verbrauchernahen Experten, die praktisch alle von solchen Rentenversicherungen dringend abraten. Aus meiner Sicht musst du dich nicht verunsichern lassen.


    Und wegen des „enormen Ausmaß[es]“: du musst die Entscheidung ja nicht übers Knie brechen. Du kannst dir schon etwas Zeit nehmen, vielleicht mal ein Buch lesen über Finanzen oder in sonstigen Quellen stöbern. Dir vielleicht mehr Sicherheit verschaffen bei dem was du machen willst. Irgendwann sollte man natürlich handeln.

    Hier ist, was mir der Verkäufer geschickt hat:

    Joa. Der Verkäufer baggert ordentlich an dir bzw. wirft seine Angel nochmal deutlich aus und hofft, dass du anbeißt. Ich gehe jetzt nicht alles durch was er dir geschickt hat, nur so viel: 20 Jahre mit weniger Ertrag… das ist eine ganze Menge. 40€ auf 20 Jahre wären ohne Rendite gut 11.000€ und mit 7% Rendite ca. 21.000€, die deinem Vermögensaufbau fehlen. Und das sind nur die Servicekosten. Abschlusskosten und Kosten des Fonds noch gar nicht mitgerechnet. Dass diese Versicherung nach allen Kosten besser sein soll als die Anlage in einen Standard MSCI World glaube ich nicht. Steuerersparnisse sind Köder Nummer eins bei den Deutschen, dabei werden diese Ersparnisse, wenn sie denn überhaupt vorhanden sind (meist ist es nur eine Steuerverschiebung), von den Kosten aufgefressen.


    5,19% p.a. seit 2016 ist übrigens schlecht, selbst wenn ich diese Zahl mal für korrekt nehme. Daran ändern auch Behauptungen nichts, dass sein Unternehmen mal in der Vergangenheit bessere Renditen eingefahren hätte. Das halte ich auch für unglaubwürdig. Seit 2002 soll die Rendite besser gewesen sein als deine Rendite seit 2016? Obwohl die letzten 10 Jahre bestens gelaufen sind und die 0er Jahre eher nicht so? Und wie kommt er auf 15% in den letzten Jahren? Das passt für mich alles nicht wirklich zusammen. 15% in den letzten Jahren war übrigens auch keine Kunst. Lieferte der MSCI World auch.


    Solltest Du Alternativen in Erwägung ziehen, vergleiche ich Deinen Vertrag auch gerne damit. Einfach das Geld anzulegen und darauf zu hoffen, dass Du es bis zum Lebensende nicht mehr bewegen musst, halte ich für ein riskantes und möglicherweise teures Unterfangen.

    Er versucht dich massiv zu beunruhigen, dir ein schlechtes Gewissen einzureden. Weil seine Provision, sein Verdienst von dir abhängt. Ich würde so ein Geschäftsgebaren nicht mitmachen und gar nicht mehr mit ihm darüber diskutieren. Je mehr du mit ihm diskutierst, desto mehr wird er dich verunsichern, fürchte ich.


    Wie gesagt: dein Geld, deine Entscheidung. Viel Erfolg!

  • Die durchschnittliche Rendite Deiner Fonds lag seit 2016 bei 5,19 %. Diese ist aktuell noch unter unseren Erwartungen. Zum Vergleich: Seit Gründung unserer Firma im Jahr 2002 liegt unsere durchschnittliche Rendite bei 8,28 % (BVI-Methode, also nach Abzug der Fondskosten). Besonders erfreulich: Unsere aktuelle Fondsempfehlung entwickelt sich äußerst positiv. In den letzten Jahren konnten wir damit jährlich über 15 % Rendite erzielen.

    Zunächst mal muss Dir vollkommen klar sein, dass Dir in erster Linie etwas verkauft werden soll!

    Argumenten eines guten Verkäufers hat ein Laie nur selten etwas entgegen zu setzten.

    Nun zu den Aussagen des Verkäufers:

    Seit 2002 konnte man bis heute mit nur einem weltweiten Aktien-Fonds (ETF) eine Rendite von 8,9% p.a. erreichen.

    Dafür musste man nie nichts umschichten (Fonds wechseln)!

    Man musste nur immer durchhalten!


    Zur Wahrheit gehört aber auch, dass es sich hierbei um eine Einzelanlage von 10.000€ 2002 gehandelt hat und seither nie wieder Geld in den Fonds geflossen ist.

    Ist eben kein realistisches Szenario. Der überwiegende Teil der Sparer für die Altersvorsorge wird jeden Monat Summe X in eine Altersvorsorgelösung einzahlen (Sparplan).


    Nun sparen wir seit 2002 einfach jedem Monat 200€ in einen Sparplan auf den gleichen Fonds (ETF).

    Und auf einmal haben wir bei einem Sparplan nur noch 5,5% p.a. Rendite!

    Das ist auch völlig normal, da bei einem Sparplan das Renditereihenfolgerisiko zuschlägt.


    Wenn Du einmalig Summe X investiert, spielt die Reihenfolge der Renditen des Fonds keine Rolle. Es ist also völlig egal, ob Du +20% im ersten Jahr Deiner Anlage machst, oder im 10 oder im 20.

    Bei einem Sparplan spielt es aber eine Rolle, wann Du hohen Renditen erzielst. Es ist zwar toll, wenn Du 20% im ersten Jahr gemacht hast, aber es sind halt nach einem Jahr maximal 2400€ im Depot. :/

    Richtig ab geht es zum Ende der Ansparzeit, wenn Du richtig viel Geld investiert hast. Dann kommt es darauf an, möglichst hohe Renditen zu erzielen.

    Nur kennt die Renditen der Zukunft niemand! Auch kein Finanzprodukteverkäufer.

    Das Einzige, was wir Anleger wirklich beeinflussen können sind die Kosten unserer Geldanlage. Und da gilt es die Kosten möglichst gering zu halten.


    Jede Umschichtung in Deiner Versicherung ist für den Verkäufer wieder Geld (Provisionen). Dann werden nämlich wieder Ausgabeaufschläge für den 'besseren' Fonds fällig, von denen der Verkäufer natürlich auch wieder seinen Anteil erhält.

    Daher empfehlen Dir Verkäufer auch völlig 'uneigennützig' alle paar Jahre eine Umschichtung in einen anderen Fonds. Und zwar natürlich ein einen Fonds, der in den letzten Jahren 'besser' gelaufen ist als der Fonds, den Du aktuell besparst.

    Nur, dass Du Dir für die 'besseren' Renditen der Vergangenheit nichts kaufen kannst.


    Lies Dich selbst schlau! Damit Du zumindest einigermaßen auf Augenhöhe mit dem Verkäufer bist.

    Ich empfehle Dir das Buch 'Ihre Finanzen fest im Griff' von Hartmut Walz, dass schon mal einen sehr guten Einstieg liefert (2. Ausgabe).


    Und hier ein Verweis auch die Rubrik 'Verraten statt Beraten' auf dem Blog von Hartmut Walz.

    Start der neuen Serie "Verraten statt Beraten" - Prof. Dr. Hartmut Walz
    Schauen wir doch mal, ob das tatsächlich nur „einzelne Beratungsunfälle“ und „einzelne schwarze Schafe“ in der Finanzdienstleistungsindustrie sind.
    hartmutwalz.de

    Alles Echtfälle, von Menschen die auch geglaubt haben, Sie werden 'beraten'.


    Und ja, Du musst Dich entscheiden, ob Du Dein Geld in die eigenen Hände nimmst, oder zum Kunden einen Finanzverkäufers wirst. Bedenke, dass Du heute eine Entscheidung triffst, die sich wohlmöglich erst in 30-40 Jahren auswirkt.

    Dann ist Dein Verkäufer wahrscheinlich schon in Rente.

    Viel Erfolg bei Deinen Finanzentscheidungen!

  • Schon rein rechnerisch KANN ein Produkt mit höheren Kosten nicht besser performen als ein vergleichbares Produkt mit niedrigeren Kosten.


    Nur kennt die Renditen der Zukunft niemand! Auch kein Finanzprodukteverkäufer.

    Genau. Und kein Finanzprodukteverkäufer wird Dir eine nach Kosten bessere Rendite garantieren als ein MSCI World bringt.


    Er versucht dich massiv zu beunruhigen, dir ein schlechtes Gewissen einzureden. Weil seine Provision, sein Verdienst von dir abhängt. Ich würde so ein Geschäftsgebaren nicht mitmachen und gar nicht mehr mit ihm darüber diskutieren. Je mehr du mit ihm diskutierst, desto mehr wird er dich verunsichern, fürchte ich.

    Ja. Man kann in einem Verkaufsgespräch als Laie nicht "gewinnen". Man kann sich nur entscheiden, das Verkaufsgespräch abzubrechen und sich weiteren Kontakt zu verbitten.


    sondern mich nochmal davon überzeugen wollen, dass dieses das non plus ultra sei: Man zahle keine Ausgabeaufschläge,

    Tut man bei einem MSCI World oder einem FTSE All World auch nicht.

    die Kosten für die Versicherung seien linear fallend gegen 0,

    Was immer das heißt. Bei einem simplen ETF hat man überhaupt keine solchen Kosten.


    Umschichtungen seien steuerfrei im Vergleich zu ETF Umschichtungen

    Wenn man sich für einen einzigen, marktbreiten Welt-ETF entscheidet, muss man nichts umschichten.

    die Fonds performen genauso gut wie der MSCI World

    Haben sie das mehr oder weniger zufällig in der Vergangenheit gemacht? Dann gibt es keine Garantie für die Zukunft. Sind es Fonds, die auf den gleichen Index (oder einen dem MSCI World sehr vergleichbaren) laufen? Dann werden sie auch künftig genauso gut performen wie ein MSCI World, dabei aber mehr kosten.


    außerdem haben sie 100.000 Mitglieder, die alle dieses Produkt hätten und wenn da etwas faul dran wäre, dann wäre das schon jemandem aufgefallen

    Das ist kein Argument. Es gibt Millionen Verbraucher in Deutschland, die mehr oder weniger sinnlose, teure, kontraproduktive Finanzprodukte haben. Dass fondsbasierte Rentenversicherungen meistens eher dem Verkäufer nutzen als dem Kunden, ist auch durchaus schon vielen Leuten aufgefallen - beispielsweise den Verbraucherzentralen, lies Dich mal hier und in anderen Foren, bei Reddit etc... ein. So gut wie jeder, der sich mal ernsthaft mit diesen Produkten beschäftigt, überlegt zu kündigen bzw. bereut, es jemals abgeschlossen zu haben. Mag sein, dass es 100.000 Leute gibt, die das noch nicht getan haben. Das spricht aber nicht für das Produkt, sondern nur für das Verkaufsgeschick der Verkäufer und die mangelnde Finanzbildung bzw. mangelndes Interesse der Kunden, sich damit ernsthaft auseinander zu setzen.

  • Die Bafin hat ja gerade diverse Lebensversicherer ob der hohen Kosten bei einer vorzeitigen Kündigung gerügt.


    In dem Zusammenhang sollte die folgende Grafik jedem der eine fondsgebundene Lebensversicherung abschließt zu denken geben:

    Quelle: https://www.bafin.de/SharedDoc…rtikel_wohlverhalten.html


    40 Jahre Laufzeit halten am Ende nur weniger als 30% der Kunden durch. :/

    Nach 22 Jahren haben 50% aller Kunden Ihre fondsbasierte Lebensversicherung gekündigt. M.E. auch kein Wunder erkennen doch nach 20 Jahren viele Kunden beim Nachrechnen, dass das nicht geklappt hat mit den Prognosen bei Abschluss der Versicherung.

  • Auch "Capital" schreibt einen schönen Artikel dazu (Lebensversicherung: Bafin droht Anbietern wegen Kosten & wenig Rendite - Capital.de:(

    Zitat

    Eine Sonderprüfung der Bafin ergab: Viele Versicherungsverträge haben so hohe Kosten, dass für Kunden kaum Ertrag übrig bleibt, besonders Fondspolicen. Kein Wunder also, dass 70 Prozent aller Sparer ihre Verträge vorzeitig kündigen.

    Zitat

    Im Schnitt liegen die Effektivkosten laut Bafin-Abfrage [...] bei Fondspolicen [...] im Schnitt 1,90 Prozent. Doch bei jedem vierten Versicherer betragen sie im Mittel rund 3,3 Prozent. Es gebe sogar viele Anbieter, die in allen Laufzeiten gigantische Effektivkosten über 4 Prozent verlangten, fand die Bafin heraus. Mit solchen Kostenquoten bleibt selbst vom Ertrag guter Aktienfonds, die im Schnitt 6 bis 7 Prozent Rendite abwerfen, kaum noch ein nennenswerter Ertrag.

    Upps, so hohe Kosten hätte ich dann auch nicht erwartet ...

  • Ich kriege echt Plaque wenn ich so etwas lese:

    "Bei Produkten mehrerer Unternehmen lag zum maßgeblichen Zeitpunkt die Effektivkostenbelastung bei vier Prozent oder sogar deutlich höher“, stellt die Bafin nun fest: „Damit die Kundin oder der Kunde eine positive Rendite erzielt, müssen diese Kosten erst einmal verdient werden. In dem gegenwärtigen Marktumfeld erscheint das sehr ambitioniert.“ Die Effektivkosten von 4 Prozent bedeuten nämlich: Wenn ein Versicherer mit seiner Kapitalanlage beispielsweise 5 Prozent (nach Abzug seiner eigenen Kosten) erzielt, dann bleibt davon bei 4 Prozent Effektivkosten für den Kunden nur ein Prozent Verzinsung übrig."


    Es wäre auch sehr hilfreich, wenn 'Fachmagazine' wie Capital auch mal die Inflation ins Spiel bringen würden. Dann bleibt bei 1 Prozent Nominalverzinsung unterm Strich eine negative Realverzinsung übrig! <X

    Eine Altersvorsorge, die langfristig nicht mindestens eine Realrendite in Höhe der Inflation erzielt ist schlichtweg ein 'Arm sparen' für die Versicherten.

  • Es wäre auch sehr hilfreich, wenn 'Fachmagazine' wie Capital auch mal die Inflation ins Spiel bringen würden. Dann bleibt bei 1 Prozent Nominalverzinsung unterm Strich eine negative Realverzinsung übrig! <X

    Nun ja, werden natürlich nicht schreiben, dass ihre Werbepartner großen Murks verkaufen. Kann man nur von unabhängigen verbraucherfreundlichen Ratgebern erwarten. Leider sind in Deutschland Finanzen für die Bürger die undurchsichtigste Geschichte überhaupt, ohne Eigeninitiative und Verbraucherhilfen (Finanztip, FinanzTest und Verbraucherzentralen) würde es noch schlimmer aussehen. Aber es hängt da auch eine riesige Wirtschaft dahinter, die richtig viel Geld für ihre Verkäuferschulungen in die Hand nehmen.

  • die richtig viel Geld für ihre Verkäuferschulungen in die Hand nehmen.

    Damit sie noch mehr Geld verdienen um die finanzdoofen Kunden mit Milchmädchenrechnungen in Produkte zu treiben die Sie zum Armsparen zwingen.


    Wer sich aber hier im Forum tummelt ist hoffentlich etwas schwerer für die Finanzprodukteverkäufer ein „Opfer“ , zumindest dürfte das leicht zu erreichende Opfer ( LeO) welches Hartmut Walz beschreibt hier eher selten anzutreffen sein.


    monstermania ist den die „Capital“ ein Fachmagazin oder eher Börsenpor**graphie?