100% Aktien für jedes Alter?

  • Ich sehe das anders. Die Beimischung von (vermeintlich) sicheren Anleihen befindet sich überwiegend fest verankert in Langfrist-Portfolios. Und zwar nicht als Mittel um kurzfristigen Kapitalbedarf zu decken, sondern als fester Bestandteil der Portfolios. Es wird auch nicht damit geworben, dass man mit dem Anteil in der Krise kurzfristigen Finanzbedarf decken könne, sondern es gibt klare Aussagen, dass ein Misch-Depot eine bessere risikoadjustierte Rendite im Vergleich zu einem reinen Aktienportfolio habe, Entnahmen planbarer mache oder das sequence of return risk senke. Man verwendet also Risikokennzahlen, die nur für die kurze Frist relevant sind und suggeriert, dass sie auch in der langfristigen Kapitalanlage gelten würden. Das ist nachweislich falsch.

    Ja, die kurzfristige Entnahme spielt da vermutlich eher weniger eine Rolle. Vielmehr sind die Institutionellen dazu „gezwungen“ bestimmte Werte nicht zu unterschreiten. Im Sinne von Garantien … sieht man ja bei den Rentenversicherungen zum Beispiel.

    Dass das nicht alle so fahren (100% Aktien) liegt auch an der Schwerfälligkeit des Marktes. Vor 20 Jahren (oder mehr) haben die Menschen in aktive Fonds investiert. Die Erkenntnis das sie aufgrund ihrer Kosten meist der schlechtere Deal waren setzte sich erst langsam durch. In 20 Jahren reden wir vermutlich über wieder ganz andere Themen. Vielleicht dann darüber wie „doof“ das damals war 100% in Aktien zu gehen. 😂

  • Ich habe die Studie nicht gelesen, sondern jetzt erstmal nur das Video geschaut. Ein paar Minuten fehlen mir noch, aber ich denke für eine Meinung dürfte es schon reichen.

    Erfreulicherweise besteht die Studie nicht aus 70 Seiten Text, sondern nur aus 29, dahinter kommen Tabellen und Graphiken. Einen schönen Überblick geben die Graphiken auf Seite 47.

    Was die Studie so interessant macht, ist dass sie wohl aufzeigt, dass das inflationsbereinigte Risiko sinkt, wenn man All-in Aktien bleibt.

    Na ja, es heißt ja schon immer, daß Aktien eine Art Inflationsausgleich bieten (im Gegensatz zu Geld aller Art). Das verblüfft mich jetzt nicht.

    Dass die langfristig renditestärkste Anlageklasse die höchste Rendite erbringt, ist ja nun nicht [überraschend]. Bemerkenswert daran ist aber der Nachweis, dass das Pleite-Risiko trotzdem steigt, wenn man Anleihen hinzu nimmt. Was ich jetzt wohl überhört habe, ist der Entnahmezeitraum? Sind das 30 Jahre?

    Wenn ich es richtig verstanden habe, zählt der Entnahmezeitraum bis zum Tod des letztüberlebenden Ehepartners, Mittelwert 87,6, Median 88,9.

    Bemerkenswert ist allerdings, dass in dem 50% US-Anteil die Social Securities mit hineingehören. Wären das nicht vergleichbar mit unserer gesetzlichen Rente?

    Die 35% Heimatmarkt für Non-US Investoren müssten dann ja um diese staatlichen Rentenansprüche verringert werden. Wenn dies so wäre, hätten viele Deutsche einen viel zu hohen Anteil, da ihre Renten deutlich höher sind als in den USA.

    Außerdem sagt er im Video, dass die EU eine Wirtschaftsregion ist (also nicht Deutschland) und die Marketcap daher schon ganz treffend wäre. Die erschien mir im Zusammenspiel mit den Social Securities nicht logisch, vielleicht habe ich es falsch verstanden?

    Daher vermute ich jetzt erstmal, dass diese Studie für US-Amerikaner wesentlich wertvoller ist und primär auch diesen Markt am besten abdecken kann.

    Das muß ich auch nochmal genauer nachlesen.

    Daß man die EU (oder vielleicht pars pro toto die Eurozone) als ein Land versteht, scheint mir plausibel zu sein, da es innerhalb der Eurozone keine Währungseffekte gibt, die bei Renten/Aktienmischungen national/international natürlich eine Rolle spielen.

    Die Studie scheint auch den maximalen Vermögensendwert als Ziel zu haben und schließt die Erkenntnisse der Verhaltensökonomie komplett aus. Auch die Beschränkung auf die beiden Anlageklassen Anleihen und Aktien ist anzumerken.

    Das sind berechtigte Kritikpunkte, die man andererseits jeder Studie ankreiden kann. Zwangsläufig kann ein Modell immer nur eine begrenzte Zahl an Faktoren berücksichtigen, sonst sprengt es den Rahmen.

    Zum Verhalten seiner Sim-Investoren explizit gefragt, antwortet der Studienautor schmunzelnd, seine Investoren hätten brav das gemacht, was vorgesehen gewesen sei und hätten nicht die Nerven verloren. Mit echten Anlegern (gerade deutschen!) dürfte das entscheidend anders sein.

    Auch im Blog von Georg wurde schon vor Jahren das Thema sichere Entnahmeraten behandelt. Hier mal ein Artikel, der auch ein paar Links zu weiteren enthält:

    https://www.finanzen-erklaert.de/mut-zum-risiko/

    Georg sagt unter anderem: Die vielgenannten 4% Entnahmerate führten in der Simulation doch noch zu nennenswerten Pleitefällen (von denen in der Wirklichkeit dann ja jeder einzelne eine persönliche Katastrophe ist), so daß er die Entnahmerate vorzugsweise kleiner wählte. In der Cederburg-Studie hatte das 100%-Aktien/I-Portfolio mit Abstand die niedrigste Pleitewahrscheinlichkeit, Mir wären die 8,2% (1 von 12!) aber immer noch zu hoch. Als realer Anleger würde man einem solchen Fall ja auch auszuweichen trachten, beispielsweise, indem man seine Entnahmerate drosselt, wenn man das Unglück kommen sieht. Der Automat macht das aber nicht, der rasselt algorithmengesteuert vor die Wand.

    Durch die starken Einschränkungen der Studie ist sie zwar als theoretische Arbeit sehr interessant, in der Praxis spielen die Ergebnisse dagegen wahrscheinlich keine Rolle.

    Da gerade die ausgeschlossenen Parameter (z.B. Verhaltensforschung - Volatilität), die aus meiner Erfahrung, deutlich relevanteren Einflussfaktoren sind.

    Ich sehe mich in meinem Kurs bestätigt, den ich seit vielen Jahren steuere (und mein Referenzfinanzer auch, der zufällig gerade gestern anrief und dem ich von dem Artikel und dieser Diskussion berichtete. "Alter Hut", antwortete er, "das ist nichts Neues").

    Von Finanztip wird schon lang die Maxime vertreten, daß man Langfristersparnisse in breitgestreute Aktien-ETFs stecken sollte. Festverzinsliches ist für kurzfristiges Geld, Termingeld und Notgroschen. Dieses Verhalten in der Ansparphase entspricht dem, was in der Studie genannt wird. 5 oder 10% festverzinslicher Anteil ist hier ja keine strategische Entscheidung, sondern eine taktische, und niemand bezweifelt ernsthaft, daß sie Rendite kostet.

    Ich bin einer der wenigen hier, der sich ausdrücklich gegen das Anlageprinzip target date fund richtet, also dagegen, schon etliche Jahre vor Eintritt in den Ruhestand den Fuß vom Gaspedal zu nehmen und auf "Sicherheit" zu gehen (indem man nämlich Aktien in Renten tauscht), damit in der möglicherweise 30 Jahre langen Entsparphase um Himmels Willen nichts passieren kann. Wenn der Durchschnittsdeutsche an sein Geld denkt, hat er bekanntlich ausschließlich dessen Nominalwert im Blick. Die Inflation hält er irrig für ein Randphänomen.

    Ich werde zu Beginn meines Ruhestandes auf etwa dreißig Jahre Börsenanlage zurückschauen können. Mein Portfolio wird dann durch meine hohe Aktienexposition entscheidend stärker gewachsen sein als die Portfolios der Riester-Rürup-Rentenversicherungssparer (und zwar nicht nur 20% stärker, sondern sicher dreistellige Prozentzahlen stärker). Selbst dann, wenn mich der ultimative Schrecken jedes Renditereihenfolgers erwischen sollte, nämlich eine Halbierung meines Portfolios am Tag des Eintritts in den Ruhestand, werde ich nach dem Crash aus gleichen Sparraten immer noch mehr Geld haben als die Riester-Rürupper, so daß die gleiche absolute Entnahme bei meinem deutlich größeren Vermögen den geringeren prozentualen Abgang verursacht. Dazu kommt, daß ich berechtigt auf Erholung hoffen darf (Zeit genug dafür ist ja noch), im Gegensatz zu den Portfolio der Riester-Rürupper. Und weil insgesamt mehr Geld da sein wird, ist letzlich auch mein Pleiterisiko geringer als das des Rentensparers. Riester-Rürupper haben übrigens streng genommen überhaupt kein Pleiterisiko, kriegen dafür aber real immer weniger Geld, wenn die Inflation ihnen davonlaufen sollte. Aber ob das dann besser ist?

    Daher kann meine Empfehlung für alle Neueinsteiger weiterhin nur sein, nehmt für den risikoreicheren Teil des Portfolios eine 1-ETF Lösung auf einen Welt-ETF (z.b. MSCI World, FTSE Developed Market) oder einen All-World-ETF (MSCI ACWI oder FTSE All-World).

    Ignoriert alle Nebengeräusche und die meisten hochwissenschaftlichen theoretischen Diskussionen. Das Ziel sollte für die meisten sein, nicht arm zu sterben und die Sparraten kontinuierlich unabhängig von den täglichen Börsenereignissen auszuführen.

    So ist die Empfehlung von Finanztip eigentlich schon immer. Wenn ich es zu bestimmen hätte, würde ich statt "Risiko" immer "Chance" sagen - Wie Du oben ja schon richtig anmerkst, spielt beim Geld die Psychologie eine gewichtige Rolle.

    Kollege Sovereign grummelt immer wieder, er kenne keinen Anleger ("zwischen 100.000 und 100.000.000 €") mit einem reinen Aktienportfolio. Ich melde mich dann regelmäßig und sage: "Hier!" Aber beim nächsten Mal kennt er mich wieder nicht. :(

  • Falsch. Die gesetzliche Rente hat einen Inflationsschutz. Wer 'nur' die hat, hat gar nichts unter Inflationslevel. Und diesbezüglich "auf Inflationslevel" ist völlig okay.

    Hanebüchen diese Verkürzungen und Schwarz-Weiß-Malereien.

    Einmal ganz davon abgesehen, dass Renditen ,,auf Inflationslevel" nicht okay sind, weil dadurch Millionen von Menschen in die Altersarmut rutschen, werden mittlerweile 30% der Renten aus dem Staatshaushalt finanziert. Also vom Steuerzahler. Das wird sich in den kommenden Jahren deutlich erhöhen. Die Demografie ist so gravierend, dass sehr bald 1 Beitragszahler 3 Rentner bezahlt.

    Selbst du müsstest erkennen, dass hier gar nichts ,,okay" ist. Die Renten müssen sinken und/oder die Beiträge steigen. Mit allen wirtschaftlichen Schäden, die dies zur Folge hat. Oder wir lassen extreme Einwanderung zu. Wie gut das funktioniert, kannst du heute Abend in der Tagesschau beobachten, wenn die Wahlergebnisse der Landtagswahlen verlesen werden.

    Zitat von Achim Weiss

    Kollege Sovereign grummelt immer wieder, er kenne keinen Anleger ("zwischen 100.000 und 100.000.000 €") mit einem reinen Aktienportfolio. Ich melde mich dann regelmäßig und sage: "Hier!" Aber beim nächsten Mal kennt er mich wieder nicht. :(

    Meine Frau und ich legen auch den liquiden Teil zu 100% in Aktien an. Der Vorsprung ist bereits heute erheblich im Vergleich zu anderen Allokationen. In meinem privaten Umfeld kenne ich noch 2 weitere Familien, sie so anlegen.

  • Welchen Sinn hättet es das Geld für die nächste Auto Reparatur sagen wir mal wir haben am 27.8 urlaubsgeld bekommen, 2000€ in Aktien anzulegen, für den Wert bekommen wir 60anteile , mit dem Risikos dass Menge das Depot um sagen wir am Montag um mehrere tausend € fällt und im die Rechnung der unerwarteten Reparatur am Mittwoch, ohne zwischenzeitliche Erholung , somit 400 Anteile Aktien kostet.

    Ist das sinnvoll?

    Ich würde sagen nein. Ich bin dann möglich mit deiner 100% Aktien Strategie erheblich im minus. Wenn ich jedoch eine gewisse Liquiditäts Reserve habe, auch niedrig verzinst, reingreifen sich das Problem nicht. Die 340 alt Aktien Anteile bleiben im Depot und können bei der Erholung signifikant wieder steigen.

    Mit deiner 100% alles in Aktien Strategie muss ich alles was nicht Fixkosten sind ja in Aktien anlegen, beduetet aber auch das ich für jede extra Ausgabe sei es Waschmaschine, spülmaschine , Auto, Urlaub und co. Immer Anteile wieder verkaufen -muss- weil ich ja 100% zu jederzeit in Aktien investiert bin.

    Konsumartikel wie eine Waschmaschine und ein Auto werden abgeschrieben. Afa läuft nicht über einen Sparplan in Aktien. Ich glaube es ist nicht zielführend bei der Diskussion wie ein Altersvorsorge-Portfolio aufgebaut sein sollte, um Aufgaben im Millionenbereich decken zu können, über defekte Waschmaschinen oder Urlaube zu philosophieren. Das hat überhaupt nichts mit dem Thema zu tun.

  • Doch hat es.

    Du siniserdt darüber alles in Aktien 100% das gesamt Vermögens.

    Beudeutet 0,00€ in Notgroschen Hand, Reserve. Oder liquiden mittlel

    Den auf diese gehst du Indie Studie zu 0,00% und 0,00€ ein.

    Also auch 0,00€ für Urlaub Waschmaschine, Reparaturen, Auto und co. -> für all diese ergeignisse muss ich bei 100% alles in Aktien dann Anteile veräußern.

    Denn 100% Aktien bedeuten nunmal alles jeden Cent zu 100% Aktien invest.

    Und 0% Auf Geldmärkte, egal ob Tagesgeld oder Anleihen, bzw. Geldmarkt.

    Und eben auch dass so gut wie nix auf dem Girokonto übrig bleibt.


    Also entweder 100% Aktien das beideutet dann aber auch ALLES Aktien

    Oder eben nicht.

    Wenn nicht, Dann ist nunmal nicht mehr 100% Aktien

  • Wird dich bestätigen:

    Externer Inhalt youtu.be
    Inhalte von externen Seiten werden ohne deine Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklärst du dich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.

  • Du solltest die Studie (nochmal) lesen. Deine Argumentation passt hier nicht her.

  • Von Finanztip wird schon lang die Maxime vertreten, daß man Langfristersparnisse in breitgestreute Aktien-ETFs stecken sollte. Festverzinsliches ist für kurzfristiges Geld, Termingeld und Notgroschen. Dieses Verhalten in der Ansparphase entspricht dem, was in der Studie genannt wird. 5 oder 10% festverzinslicher Anteil ist hier ja keine strategische Entscheidung, sondern eine taktische, und niemand bezweifelt ernsthaft, daß sie Rendite kostet.

    Der Rat von Finanztip unterscheidet sich jedoch sehr deutlich von den Erkenntnissen der Studie bzw. es wurde noch nie ein ausführlicher Tipp gegeben wie man sein Depot während der Entnahmephase aufstellen soll. Auf der Webseite von Finanztip steht, dass man große Summen während der Entnahme in Aktien und Geldmarkt aufteilen solle und alle Entnahmen unter 15 Jahre in Festgeld und Tagesgeld ,,investieren" soll.

    Es ist wirklich an der Zeit zu diesem Thema Inhalte zu produzieren. Was macht ein Privatanleger mit 65 Jahren und 1 Mio. Euro im MSCI World (600% Buchgewinne)? Teilverkauf und Steuern zahlen? Laufen lassen, entnehmen und Vola aushalten?

  • Danke Achim Weiss ich schließe mich gern ohne Widerworten Deinen Ausführungen an.

    Du hast auch einen sehr guten Punkt angesprochen, den ich persönlich ebenfalls sehr relevant einstufe. Langjährige Erfahrung. Psychologisch ist dieser Parameter aus meiner Sicht enorm wertvoll und ich kann mir daher auch für mich gut vorstellen, dass man die, für die Ansparphase, gewählte Strategie, auch in der Entsparphase weiter fährt.

    Ich denke @Thomas.Schreiber die Psychologie der Anleger muss einfach immer mitgedacht werden. Das die Studie die Verhaltensökonomie ausblendet ist aus meiner Sicht legitim, da alle wissenschaftlichen Modelle und Theorien Parameter festlegen unter denen sie getroffen wurden.

    Es ist aber auch üblich, dass gerade die ausgeschlossenen Parameter, neben der Methodik, danach oft die Diskussion anheizen. Daher darf man das natürlich einer Kritik ebenfalls nicht negativ auslegen oder gar diesen Kritikpunkt nicht zulassen.

    Ich finde es super, dass die Studie sich mit Deiner persönlichen Anlageentscheidung überlagert und Dich damit bestätigt.

    Die meisten hier blenden wohl, auch erfahrungsbedingt, den Menschen, als den größten Risikofaktor für ein Portfolio nicht aus. Daraus resultiert dann eben ein Augenmerk u.a. auf die Volatilität.

    Volatilität ist eben wie Achterbahn fahren, dies verträgt nicht jeder Magen und da hilft auch keine Aufklärung, wenn Dir schlecht dabei wird, ist das ein körperliches Symptom, dass in diesem Moment nicht durch den Verstand gesteuert werden kann.

  • Interessant finde ich auch, dass du sagst Diversifikation über andere Anlageklassen (Immobilien, Beteiligungen, Renten u.A.) ist alles nicht nötig und erhöht das Risiko.

    100% Aktien ist das einzig Wahre. Komisch, dass wirklich reiche Menschen das in der Regel nicht so tun.

    Ich frage mich ob du das auch so verteidigen würdest nachdem dir ein 50% Verlust entstanden ist.

    Und klar wenn ich alle anderen Assets ausblende, bleiben mir auch nur noch 100% Aktien. Das ergibt für mich aber keinen Sinn.

    Auf der Webseite von Finanztip steht, dass man große Summen während der Entnahme in Aktien und Geldmarkt aufteilen solle und alle Entnahmen unter 15 Jahre in Festgeld und Tagesgeld ,,investieren" soll.

    Das rührt auch daher, dass im Alter vielleicht doch mal spontan ein größerer Batzen Geld gebraucht den man nicht auf dem Schirm hatte (ja sowas sollte man planen aber Wünsche oder Krankheiten kündigen sich nicht immer an). Tendenziell weiß man ja in dem Alter >67 auch nicht ob man die nächsten 10 Jahre noch erlebt. Warum sollte man sich also zwingend dem Risiko eines Megacrashs an den Börsen aussetzen?

    Das sind ja nur konservative Empfehlungen, musst du nicht so machen.

    Wenn du deine Ausgaben genau kennst und die Entnahme ggf. auch nach unten anpassen kannst, alles gut.

    Es ist wirklich an der Zeit zu diesem Thema Inhalte zu produzieren. Was macht ein Privatanleger mit 65 Jahren und 1 Mio. Euro im MSCI World (600% Buchgewinne)? Teilverkauf und Steuern zahlen? Laufen lassen, entnehmen und Vola aushalten?

    Zum Thema Entnahmestrategien hat Finanztip relativ wenig. Das ist aber m.E. auch sehr individuell. Je nach Gesundheitszustand, Lebensstil etc. hat man andere Vorstellungen.

    Auch aus den oben genannten Gründen ist es in der Entnahmephase schwieriger allgemeingültige Empfehlungen auszusprechen.

  • Ich finde es super, dass die Studie sich mit Deiner persönlichen Anlageentscheidung überlagert und Dich damit bestätigt.

    Die meisten hier blenden wohl, auch erfahrungsbedingt, den Menschen, als den größten Risikofaktor für ein Portfolio nicht aus. Daraus resultiert dann eben ein Augenmerk u.a. auf die Volatilität.

    Volatilität ist eben wie Achterbahn fahren, dies verträgt nicht jeder Magen und da hilft auch keine Aufklärung, wenn Dir schlecht dabei wird, ist das ein körperliches Symptom, dass in diesem Moment nicht durch den Verstand gesteuert werden kann.

    Ich glaube das ist etwas zu kurz gedacht. Einmal ganz davon abgesehen, dass behavioral finance keine Ausrede sein darf dem Privatanleger inkorrekte Angaben zu den relevanten Risiken einzelner Anlageklassen zu machen, ist es ja nicht so als gäbe es keine Lösungen, die den Anleger ,,zwingen" würden Kurs zu halten.

    Ich zumindest finde es bedenklich, dass wir in Deutschland keinen Staatsfonds haben, der auf Aktien basiert. Warum gibt es sowas bei uns nicht? Weil der Deutsche schon immer eine verkorkste und schlichtweg falsche Einstellung zur Kapitalanlage und zum Risiko hat. Er konsumiert und arbeitet bei Aktiengesellschaften, aber investiert nicht in sie, weil sie als riskant eingestuft werden. Ein Staatsfonds, der die Anlagen der Bürger global in Aktien investiert und im Alter auszahlt, würde psychologische Aspekte fast völlig eliminieren, aber den Bürgern einen enormen Vermögenszuwachs bescheren. Und was machen wir heute? Wir zahlen in ein faktisch bankrottes, umlagefinanziertes Rentensystem ein und verarmen im Alter. Und warum? Weil es (wie hier auch im Forum zu erkennen) in der Gesellschaft und bei seinen Lenkern kaum Wissen über relevante Risiken und die Funktionsweise der Kapitalmärkte gibt.

    Also anstatt immer gleich mit der ,,das hält der instabile deutsche Anleger ohnehin nicht aus" Keule zu kommen, wäre es nicht besser sich über technische Möglichkeiten zu diskutieren wie man volatiles, aber besseres Portfolio aushalten kann. ,,Zwang" ist ja nur eine Möglichkeit.

  • Ich frage mich ob du das auch so verteidigen würdest nachdem dir ein 50% Verlust entstanden ist.

    Ja. Wir haben bereits mehrfach 30-50% drawdowns erlebt.

    Zitat von volcanosaucin

    Das rührt auch daher, dass im Alter vielleicht doch mal spontan ein größerer Batzen Geld gebraucht den man nicht auf dem Schirm hatte (ja sowas sollte man planen aber Wünsche oder Krankheiten kündigen sich nicht immer an). Tendenziell weiß man ja in dem Alter >67 auch nicht ob man die nächsten 10 Jahre noch erlebt. Warum sollte man sich also zwingend dem Risiko eines Megacrashs an den Börsen aussetzen?

    Krankheiten, die trotz einer Krankenversicherung zu einem kurzfristigen Kapitalbedarf von 300.000 Euro führen? Rationale, plötzliche Wünsche, die 500.000 Euro notwendig machen? Und zwar genau im Börsencrash und bevor eine Misch-Allokation weniger rentiert? Und deshalb soll man auf weniger monatliche Einnahmen im Rentenbezug verzichten? Mich würde ein einziger Fall interessieren, bei dem sowas relevant war. Das sind Stohmannargumente, die jenseits jeder Realität sind.


    Zitat von volcanosaucin

    Auch aus den oben genannten Gründen ist es in der Entnahmephase schwieriger allgemeingültige Empfehlungen auszusprechen

    Nein, das ist es nicht. Immer wieder kommen die Versuche das Thema in die Subjektivität zu schieben, als wenn jeder deutsche Bürger völlig anders wäre was die Ziele in der Rente anbelangt. Das ist schlichtweg nicht richtig. Jede Umfrage belegt doch was die Sorgen und Wünsche momentaner und zünftiger Renter sind: Ein ausreichendes, sicheres, monatliches Einkommen ist Nummer 1 und zwar bei allen! Und dieses Ziel wird mit der momentanen Gestaltung nicht mehr erreicht. ,,Kommt darauf an" wird dieser Diskussion einfach nicht mehr gerecht, wenn Millionen von Menschen in die Altersarmut rutschen, weil es in dieser Gesellschaft eine völlig perverse Einstellung zu Risiko und Kapitalanlage gibt.

  • Ja. Wir haben bereits mehrfach 30-50% drawdowns erlebt.

    Krankheiten, die trotz einer Krankenversicherung zu einem kurzfristigen Kapitalbedarf von 300.000 Euro führen? Rationale, plötzliche Wünsche, die 500.000 Euro notwendig machen? Und zwar genau im Börsencrash und bevor eine Misch-Allokation weniger rentiert? Und deshalb soll man auf weniger monatliche Einnahmen im Rentenbezug verzichten? Mich würde ein einziger Fall interessieren, bei dem sowas relevant war. Das sind Stohmannargumente, die jenseits jeder Realität sind.


    Nein, das ist es nicht. Immer wieder kommen die Versuche das Thema in die Subjektivität zu schieben, als wenn jeder deutsche Bürger völlig anders wäre was die Ziele in der Rente anbelangt. Das ist schlichtweg nicht richtig. Jede Umfrage belegt doch was die Sorgen und Wünsche momentaner und zünftiger Renter sind: Ein ausreichendes, sicheres, monatliches Einkommen ist Nummer 1 und zwar bei allen! Und dieses Ziel wird mit der momentanen Gestaltung nicht mehr erreicht. ,,Kommt darauf an" wird dieser Diskussion einfach nicht mehr gerecht, wenn Millionen von Menschen in die Altersarmut rutschen, weil es in dieser Gesellschaft eine völlig perverse Einstellung zu Risiko und Kapitalanlage gibt.

    Menschen sind alle gleich? Krankheiten werden von der KV bezahlt? Alle Menschen sind rational?

    Diese Antwort habe ich erwartet. Nichts für ungut aber hier bin ich nun auch raus.

    Ich verstehe was du sagen willst aber das ist komplett realitätsfern.

  • Menschen sind alle gleich? Krankheiten werden von der KV bezahlt? Alle Menschen sind rational?

    Diese Antwort habe ich erwartet. Nichts für ungut aber hier bin ich nun auch raus.

    Ich verstehe was du sagen willst aber das ist komplett realitätsfern.

    Nicht die Menschen sind alle gleich. Die grundsätzlichen Ziele und Bedürfnisse was das Thema finanzielle Ruhestandsplanung angeht sind gleich. Zumindest in meiner Wahrnehmung und aufgrund zahlreicher Untersuchungen gehe ich davon aus, dass beim Thema "ausreichendes, sicheres, monatliches Einkommen im Alter" wenig Spielraum für "kommt darauf an" besteht.

    Ich habe übrigens nie behauptet, dass alle Menschen rational wären. Ich lehne mich jedoch soweit aus dem Fenster und behaupte, dass die gesetzliche Krankenversicherung die Aufgabe hat für die Kosten von der Behandlung von Krankheiten aufzukommen. Zumindest sehe ich keinen Grund seine Asset-Allokation auf "weniger Rendite und weniger Vola" zu ändern, weil man Angst haben muss, dass man im Alter plötzlich und kurzfristig eine halbe Mio. Euro für Krankheitskosten ausgeben muss.

    Ich merke jedoch, dass hier zunehmend nach Strohalmen gegriffen wird. Der Grund erschließt sich mir jedoch nicht.

  • Und ich merke dass du selbst nicht an 100% Aktien und 0€ für andere Konten glaubst.

    Ansonsten hättest du auf meine Nachfrage reagiert, stattdessen hast du selber relativiert und bist ausgweichen bis hin zur kompletten ignorieren, eben weil es nicht in deine Strategie

    100% aktien passt.

  • Und ich merke dass du selbst nicht an 100% Aktien und 0€ für andere Konten glaubst.

    Ansonsten hättest du auf meine Nachfrage reagiert, stattdessen hast du selber relativiert und bist ausgweichen bis hin zur kompletten ignorieren, eben weil es nicht in deine Strategie

    100% aktien passt.

    Meine Frau und ich legen 100% unserer Assets in Aktien-ETF an. Das habe ich bereits mehrfach geschrieben. Ich habe nicht erwähnt, dass wir ein Girokonto besitzen auf das wir unser Einkommen beziehen und unseren Zahlungsverpflichtungen nachkommen. Ich bin in meiner Naivität davon ausgegangen, dass diese Tatsache auch ohne explizite Nennung erkannt wird. Auf diesem Konto befinden sich immer 5-10 Tausend Euro, da es einen time-lag zwischen Einnahmen, Ausgaben und Investitionen gibt. Also ja, du hast mich ertappt. Wir legen somit nur 99,53% unserer Assets zu jeder Zeit in Aktien an. Über eine kaputte Waschmaschine (400 Euro) habe ich mir ehrlich gesagt noch nie Gedanken gemacht, weil das ein Konsumgut darstellt und abgeschrieben wird. Ich bin mir nicht sicher, ob diese Information die Diskussion nach vorne bringt oder was dir diese Pedanterie bringt, aber ich hoffe Klarheit geschaffen zu haben.

    Nochmal, um Missverständnissen vorzubeugen. Anschaffungen wie z.B. Haushaltsgeräte oder ein PKW stellen für mich planbare, monatliche Belastungen dar und sind keine plötzlichen Kapitalbedarfe. Sie werden entweder über AfA-Rückstellungen oder Rückzahlung bezahlt. Diese Anschaffungen haben keine Relevanz zu einer langfristigen Asset-Allokation für den Ruhestand.

  • Und ich merke dass du selbst nicht an 100% Aktien und 0€ für andere Konten glaubst.

    Ansonsten hättest du auf meine Nachfrage reagiert, stattdessen hast du selber relativiert und bist ausgweichen bis hin zur kompletten ignorieren, eben weil es nicht in deine Strategie

    100% aktien passt.

    Wer solche Vorgehensweise präferieren oder teilweise sogar selbst wählen muß ...

    Ich habe unser Depot vor 3 Jahren an eine Bank übertragen, die kein mobile-banking für das Depot anbietet.

    Ich kenne jemanden, der seine Zugangsdaten weggeworfen hat.

    Wer es dann noch schafft keine Börsennachrichten zu konsumieren, verschläft jeden Crash.

    In der Entnahmephase könnte ein automatischer Auszahlplan aufs Girokonto helfen.

    ... hat - nach meinem Dafürhalten - die Kontrolle über seine Finanz-Mittel verloren und/oder nie gehabt.

  • Ich glaube das ist etwas zu kurz gedacht. Einmal ganz davon abgesehen, dass behavioral finance keine Ausrede sein darf dem Privatanleger inkorrekte Angaben zu den relevanten Risiken einzelner Anlageklassen zu machen.

    Also ich sehe den Punkt zu inkorrekten Angaben im Allgemeinen überhaupt nicht.

    Es gibt aktuell weltweit wohl eine Studie die festgestellt hat, dass jeder 4% seines Vermögens am sichersten (8% Pleitewahrscheinlichkeit) entnehmen kann, indem er immer auf 100% Aktien bleibt und keine T-Bonds oder Target Date Funds (TDF) hinzunimmt. Wenn man komplett auf TDFs oder nur den US-Markt geht, erhält man eine 17%-ige Pleitewahrscheinlichkeit und nur T-Bonds gehen mit einer 34%-ige Pleitewahrscheinlichkeit einher. Der Zeitraum wurde von Rentenbeginn bis zum Tod betrachtet, was wohl 20-25 Jahren entspricht.

    Die Studie behandelt also keine weiteren Assetklassen oder Kombinationen, lässt eine wesentliche Forschungsrichtung außen vor und fragt auch nicht ob 4% in jedem Fall die korrekte Entnahmerate wäre.

    Auch die Autoren verweisen im Youtube-Video auf die damit einhergehende erhöhte Volatilität und ich kann auch nicht erkennen, dass sie mit der Studie zum Ausdruck bringen wollen, dass es immer der richtige Weg ist 100% Aktien zu halten.

    Ich zumindest finde es bedenklich, dass wir in Deutschland keinen Staatsfonds haben, der auf Aktien basiert.

    Die Idee einer aktienbasierten Rente würde ich teilen. Wir leben in einer Demokratie, wo wir alle einen gemeinsamen Konsens finden dürfen.

    Dieser Konsens wurde in dieser Frage eben noch nicht erreicht. Gern kann man sich daher Organisationen oder Parteien anschließen, welche an dieser Frage arbeiten.