Worauf Freistellungsauftrag?

  • Hallo zusammen,


    Ich bin mir unsicher, wo es am meisten Sinn ergibt, meinen Freistellungsauftrag zu stellen.


    Zu meiner aktuellen Situation:

    130k ETF MSCI World Thesaurierend

    25k Mitarbeiteraktien

    25 k Festgeld 3,8% Zins (für evtl. Hochzeit in den nächsten 2-3 Jahren)

    20 k Index Zertifikat Sparkasse erwartete Rendite 4-5%, Laufzeit 1-5 Jahre (Reserve für 12 Jahre altes Auto, falls dieses mal einen Totalschaden erleidet.

    10 K Tagesgeld Notgroschen


    Aufgrund der Zinserträge aus Festgeld, Index Zertifikat und Tagesgeld überschreite ich schon meine 1000€ Freistellungsauftrag.

    Die Frage die sich mir nun stellt:


    Macht es Sinn, diese 1000 Euro voll auf den thesaurierenden ETF anzusetzen, um höherer Steuervorteile zu realisieren durch den Steuerstundungseffekt und den entsprechenden Zinseszinseffekt?


    Liege ich mit dieser These korrekt und ist dies zu empfehlen? Oder doch lieber die 1000€ auf die realisierten Gewinne anwenden?


    Das Thema der Vorabpauschale ist mir nicht ganz geläufig, unter anderem auch daher die Fragestellung.


    Viele Grüße

  • Solange du deinen ETF nicht verkaufst, wird gar nichts versteuert und es muss auch nichts freigestellt werden.


    Die Vorabpauschale von sagen wir mal 500 € musst du deiner Bank zahlen oder dafür ein Freistellungsauftrag hinterlegen.

    An der Anzahl deiner ETF ändert sich gar nichts und diese sind auch nicht von der Steuer jetzt betroffen.


    Du kannst also deinen Freistellungsauftrag aufteilen, wie du möchtest.

    Das Ergebnis ist immer gleich: deine MSCI World-ETF sind überhaupt nicht direkt betroffen.

  • Solange du deinen ETF nicht verkaufst, wird gar nichts versteuert und es muss auch nichts freigestellt werden.

    Doch die Vorabpauschale wird jedes Jahr versteuert.

    Die Vorabpauschale von sagen wir mal 500 € musst du deiner Bank zahlen oder dafür ein Freistellungsauftrag hinterlegen.

    Man zahlt die Vorabpauschale nicht an die Bank. Die Vorabpauschalte ist ein fiktiver Gewinn, den man versteuern muss.

  • Ich habe doch nichts anderes geschrieben:


    Die Vorabpauschale wird natürlich von der Bank eingetrieben und das Geld muss auf irgendeinem Verrechnungskonto sein.

    Natürlich geht das Geld an den Staat.


    Wichtig ist doch, dass die Stückzahl und der Wert der ETF in diesem Fall überhaupt nicht betroffen ist.

  • Die Vorabpauschale wird natürlich von der Bank eingetrieben und das Geld muss auf irgendeinem Verrechnungskonto sein.

    Die Vorabpauschale wird nicht eingetrieben. Das ist nur ein fiktiver Wert. Und auf diesen fallen Steuern an. Diese Steuern treibt die Bank dann ein.
    Ich finde man sollte hier die Begrifflichkeiten nicht so durcheinanderwerfen.


    Bsp.: Vorabpauschale sind 500 Euro. Dann gehen nicht 500 Euro an die Bank, sondern rund 125 Euro. Nämlich Kapitalertragsteuer + Soli auf die VAP.

  • Das Thema der Vorabpauschale ist mir nicht ganz geläufig, unter anderem auch daher die Fragestellung.

    Die Steuern auf die Vorabpauschale, wie von michael_d beschrieben, werden immer am Anfang des Jahres im Januar fällig. D.h. du kannst deinen Freistellungsauftrag in Höhe von 1.000 Euro für 2024 komplett für deine Zinserträge nutzen.


    Im Januar 2025 kannst du dann deinen FSA zunächst für die Freistellung der Vorabpauschale verwenden und den Rest, sofern noch etwas übrig bleibt, wieder für deine Zinserträge.

  • Depot und Tagesgeld liegen bei der gleichen Bank, Zertifikat bei der Sparkasse und Festgeld bei einer noch anderen Bank.


    Aber dann hat sich soweit alles geklärt. So wie ich die Vorabpauschale nun verstehe muss ich lediglich Geldreserven vorhalten, welche ich dann abführen muss.


    Worauf ich dann die 1000 Euro ansetze ist "egal".

  • Wie sah es denn 2024 aus? Da wurde ja die Vorabpauschale das erste mal fällig. :/

    Bei 130K im thesaurierenden MCSI World sollte der Freibetrag allein durch die Vorabpauschale verbraucht sein.

    Ging mir 2024 jedenfalls so. 2025 erwarte ich ein ähnliches Ergebnis.


    Ansonsten einfach gar nix machen und sich die Steuern durch die Steuererklärung zurück holen (Anlage KAP).

  • Ich bin mir unsicher, wo es am meisten Sinn ergibt, meinen Freistellungsauftrag zu stellen.

    Es ist am einfachsten, den Freistellungsauftrag dort zu stellen, wo man mehr als 1000 € Kapitalertrag pro Jahr erwartet.


    Das ist bei Dir der Fall, also solltest Du den Freistellungsantrag komplett dort stellen, wo der ETF liegt.

    Zu meiner aktuellen Situation:

    130k ETF MSCI World thesaurierend

    25k Mitarbeiteraktien

    25 k Festgeld 3,8% Zins (für evtl. Hochzeit in den nächsten 2-3 Jahren)

    20 k Index Zertifikat Sparkasse erwartete Rendite 4-5%, Laufzeit 1-5 Jahre (Reserve für 12 Jahre altes Auto, falls dieses mal einen Totalschaden erleidet.

    10 K Tagesgeld Notgroschen

    Für 130 T€ eines thesaurierenden ETFs wird Dir etwa 1,6% Kapitalertrag fiktiv zugerechnet, die sog. "Vorabpauschale". Zu versteuern sind davon 70%, also etwa 1,2% auf Dein Kapital.


    Da hast Du schon Deine 1000 € übererfüllt. Etwas unglücklich ist, daß Du in diesem Fall keinen realen Geldzufluß hast, aber trotzdem Steuer zahlen mußt. Du mußt also sicherstellen, daß Du auf dem Verrechnungskonto dort genügend Geld vorhältst.


    Es scheint sinnvoll, den Freistellungsauftrag dort zu stellen. Er reicht nicht ganz, aber Du brauchst dann nur wenig Geld für die Steuer extra.


    Die Mitarbeiteraktien zahlen Dividende, davon wird die Steuer gleich abgezogen.


    Das Festgeld bringt auch Ertrag, davon wird die Steuer gleich abgezogen.


    Von Zertifikaten (mein Referenzfinanzer nennt sie "Finanzsondermüll") trennt man sich sinnvollerweise. Auslaufen lassen, nicht verlängern.


    Notgroschen, verzinsliche Anlage, vom Zins wird Steuer gleich abgezogen.

    Macht es Sinn, diese 1000 Euro voll auf den thesaurierenden ETF anzusetzen, um höhere Steuervorteile zu realisieren durch den Steuerstundungseffekt und den entsprechenden Zinseszinseffekt?

    Ja.


    Das mit den "höheren Steuervorteilen", dem "Steuersundungseffekt" und dem "Zinseszinseffekt" solltest Du Dir in einer stillen Stunde nochmal durchlesen, das hat mit dem Freistellungsauftrag nämlich eigentlich nichts zu tun.

  • Achim Weiss


    Vielen Dank für die umfangreichen Antworten.

    Ich habe mich mit der Vorabpauschale und Freistellungsauftrag mit ETF eingelesen und mir ist das Vorgehen nun klar :)


    Eine Frage noch bezüglich der Zertifikate. Was genau macht dieses deiner Meinung nach zu Finanzsondermüll?

    4-5 Prozent sind schon attraktiver als Fest und Tagesgeld. Vorallem in Zeiten vor der Zinswende.

    Die Absicherung bei 62% empfinde ich als relativ sicher, wobei ich mir bewusst bin, dass die Rendite in 2024 im Msci World deutlich höher gelegen hat, als die 4-5 möglichen %


    Welche Alternative wäre deine Wahl für einen 20k Anteil, zum zurückhalten eines eventuell neu anzuschaffenden Autos?


    Zu 100% glücklich bin ich mit dem Zertifikat auch nicht.

  • Eine Frage noch bezüglich der Zertifikate. Was genau macht dieses deiner Meinung nach zu Finanzsondermüll?

    4-5 Prozent sind schon attraktiver als Fest und Tagesgeld. Vorallem in Zeiten vor der Zinswende.

    Die Absicherung bei 62% empfinde ich als relativ sicher, wobei ich mir bewusst bin, dass die Rendite in 2024 im Msci World deutlich höher gelegen hat, als die 4-5 möglichen %

    Lies dir mal das hier durch: https://hartmutwalz.de/express-zertifikate-dz-bank/


    Die Kurzfassung: Die Bank gewinnt immer, und in aller Regel ist der gebotene Zins nicht ansatzweise angemessen, um das Risiko adäquat abzugelten.

  • Eine Frage noch bezüglich der Zertifikate. Was genau macht dieses deiner Meinung nach zu Finanzsondermüll?

    Der erste Grund ist: Du weißt nicht, was drin ist. Man verkauft Dir ein Papier mit diesem Titel, vermutlich sogar als verzinstes Papier. In Wirklichkeit verkauft man Dir in der Regel ein Kombinationsprodukt aus einem Zerobond und einem Optionsschein - oftmals aber einen, in dem der Kunde ein für ihn unerwartetes, sehr hohes Risiko trägt.


    Das verzinste Papier (als Teil des Zertifikats) hat einen Zins, vermutlich sogar den Marktzins, der dem Kunden schlichtweg zu gering ist. Allein würde er dieses Papier nicht kaufen. Für den Optionsschein gibt es aber eine Prämie. Diese Prämie wird auf den Zins umgerechnet, so daß das Gesamtpapier, das wie ein verzinsliches Papier aussieht, nicht mit z.B. 2% Zins daherkommt ("So wenig! Langweilig!"), sondern mit z.B. 6% ("Wow! Geht doch!"). Das geht so lang, wie die Börse "normal" läuft. Sofern sie das nicht tut, passiert dem Anleger eben das, was man mit einem Bürgen eben tut, wenn die Bürgschaft relevant wird: Man würgt ihn. Es könnte beispielsweise sein, daß man dem vermeintlichen Rentenanleger eine Aktie ins Depot bucht, die gerade abgestürzt ist und weiter abstürzt. "Ich wollte aber doch ein verzinsliches Papier und gerade eben keine Aktien!" "Ich darf sie auf Seite 87 des Emissionsprospektes hinweisen, wo kleingedruckt steht: Wenn die Aktie der Firma xxx am xx.xx.xxxx unter 35 € steht, bekommt der Anleger für je 10.000 € Anlagesumme xx Aktien der Firma xxx ins Depot gebucht."


    Das war ein Beispiel. In einem Zertifikat kann alles Mögliche drinstecken, das von mir Beschriebene oder etwas ganz anderes - jedenfalls etwas, was einen naiven Anleger überraschen kann - und zwar unangenehm.

  • Nur so zur Erinnerung: Die Sparkassen haben vor 2008 gern 'sichere' Zertifikate der Lehman Brothers verkauft. Teilweise laufen die Prozesse der wohl heute noch. :/

    Die Menschen vergessen einfach zu schnell.

    Welche Alternative wäre deine Wahl für einen 20k Anteil, zum zurückhalten eines eventuell neu anzuschaffenden Autos?

    Tagesgeld.

    Geht und ganz genau so. Wir haben seit einigen Jahren die Kaufsumme eines neuen Gebrauchtwagen geparkt. Das Geld muss auch keine Rendite machen, da so ein Auto ja eh ein reiner Verbrauchsgegenstand ist.

    Unser Japaner ist jetzt gerade 20 geworden. Mal schauen, ob der TÜV und in einem Jahr nochmal eine 'klebt' bzw was es uns kostet. ;)

  • Welche Alternative wäre deine Wahl für einen 20k Anteil, zum zurückhalten eines eventuell neu anzuschaffenden Autos?

    Tagesgeld.

    Geht und ganz genau so. Wir haben seit einigen Jahren die Kaufsumme eines neuen Gebrauchtwagen geparkt. Das Geld muss auch keine Rendite machen, da so ein Auto ja eh ein reiner Verbrauchsgegenstand ist.

    Na ja, wenn das Tagesgeld auch noch Zins bringt, braucht man mich nicht dazu zu zwingen, den Zins anzunehmen.


    Es ist mit klassischem Tagesgeld aber ein Gehoppel, dem aktuell besten Zins hinterherzulaufen, weswegen ich auf einen Geldmarktfonds umgestiegen bin. Aber das hatten wird ja schon oft.

  • Hallo Finanzdalles,


    im ersten Ansatz ist es schon egal, bei welcher Bank – und damit welchem Produkt – der Freistellungsauftrag angesetzt wird.


    Es gibt ein kleines aber bei einem mehrere Jahre laufendem Festgeld. Falls die Zinsen jährlich ausgewiesen, wieder angelegt und mitverzinst werden, ist der wieder angelegte Zins natürlich höher, wenn darauf keine Steuer erhoben wird. Ist normalerweise keine große Summe, aber Kleinvieh…


    Gruß Pumphut