60/40 Portfolio mit mehreren ETFs vs. Vanguard Lifestrategy 60

  • Dann stellt sich jetzt als abschließende, praktische Frage, ob man diese 60 zu 40 Strategie, einem Dienstleister wie Vanguard für 0,25 TER überlassen möchte oder sich selbst zwei Bausteine bastelt.

    Der Aktien-ETF weltweit würde derzeit zwischen 0,12 Prozent und 0,23 Prozent kosten (unter Nichtbeachtung des Sonderfalls Amundi Prime Global ).

    Das macht man aus steuerlichen und Bequemlichkeitsgründen.

    Bequemlichkeit deswegen, weil man sich nicht ums Rebalancing zu kümmern braucht, steuerliche Grunde deswegen, weil man so auch für den Rentenanteil 30% Teilfreistellung bekommt, was nicht der Fall ist, wenn man im Depot 60% Aktien-ETFs und 40% Renten-ETFs hat.

  • Volatilität ist kein Risiko da nicht dauerhaft und unumkehrbar.

    "Die Märkte können länger irrational bleiben, als Du solvent"

    (John Maynard Keynes)

    Auch wenn ich dem Protagonisten Keynes inhaltlich überwiegend nicht folgen kann und will, diese seine Erkenntnis basierend auf eigenen Erfahrungen sollte man zumindest mitberücksichtigen. Habe in meinem Umfeld selbst mehrfach gesehen, daß die (angeblich so "hoch effizienten") Märkte viel länger irrational blieben - als einige der Teilnehmer liquide blieben und/oder dies emotional (subjektive Risikotoleranz) aushielten. Beide Varianten wurde für diese Protagonisten sehr wohl zum Risiko und zwar in praxi zu einem sich dann realisierenden. Auch unter einem lediglich "Shallow Risk" (wie Volatilität) können als Anleger massiv leiden oder sogar daran pleite gehen (wenn sie unwissend oder unvorsichtig agieren).

    Apropos "effiziente Märkte": Nach meiner Erinnerung als Finanz-Laie ist die Markteffizienzhypothese (EMH) eine Hypothese und damit nicht unstrittig. Zum einen gibt es von dieser verschiedene (mehr oder weniger enge) Definitionen und zum anderen vertreten nicht ganz unkundige Protagonisten dazu auch abweichende Meinungen (u. a. Nobelpreisträger wie Paul Samuelson und J. E. Stiglitz (Grossmann-Stiglitz Paradoxon). Das aber nur am Rande.

    Dem würde ich dagegen grundsätzlich zustimmen:

    Risiko ist für mich nur die 4 Bereiche wie Prof. Walz es sagt: Inflation, Deflation, Enteignung und Zerstörung.

    Stammt m. W. ursprünglich von William J. Bernstein (Inflation, Deflation, Confiscation, Devastation im Sinne von "Deep Risk"). Der guten Ordnung halber ist aber zu sagen, daß Prof. Walz unter die Rubrik "Deep Risk" (nach meiner Erinnerung jedenfalls und aus meiner Sicht auch richtigerweise) das Kreditrisiko sprich Emittentenrisiko subsumiert (Credit Risk bzw. Default Risk). Auch bei Zahlungsunfähigkeit und/oder Zahlungsunwilligkeit des Emittenten kann das eigene Geld nämlich unwiederbringlich (sprich "dauerhaft" und "unumkehrbar") weg sein.

    Womit dieser Aspekt (siehe schon Nr. 295) an Bedeutung gewinnt:

    Jedenfalls hatte ich mir schon vor vielen Jahren die Frage gestellt, ob ich in einer derart hoch verschuldeten Welt noch in relevantem Umfang auf der Gläubigerseite (beispielsweise via Gov. Bonds) stehen will ...

  • Zu den 4 deep risk:

    Zu dem Wort Zerstörung würde ich auch Zahlungsausfall aufführen. Ebenso Krieg, Naturkatastrophen, Währungscrash

    Zu überschuldeten Welt:

    Ja da bin ich auch nicht gerne auf der Gläubiger Seite. Aber irgendwo muss bzw möchte ich auch einen Teil Cash parken. Selbst das Tagegeldkonto ist schlicht eine Forderung gegen die Bank und ich bin auf der Gläubiger Seite. Dann lieber kurzlaufende Staatsanleihen. Erachte ich als sicherer als die Banken.

  • Die EMH sagt auch nur aus, dass öffentlich bekannte Information quasi sofort (informationseffizient) eingepreist werden. Man kann also mit öffentlichen bekannten Informationen keinen Index zuverlässig schlagen.

    Der richtige Preis folgt daraus nicht automatisch. Oder das der Markt rational ist.

  • Schade eigentlich, das es keinen Global (hedged) oder Euro Aggregated 1-3 oder 1-5 gibt. Ich hab noch einen 5 stelligen Betrag den ich mittelfristig nicht brauche und risikoreicher als im Geldmarkt anlegen könnte.

    Ja das finde ich auch schade.

    Vielleicht wäre ja ein selbst gebastelter etwas für dich:

    ishares € ultrashort bond (Unternehmensanleihen)

    Ishares eb.rexx 0-1y oder 1,5 -2,5y

    (deutsche Staatsanleihen) bzw.

    Ishares € Govt Bond 0-1 y

    (kurzlaufende Staatsanleihen Europa)


    bzw.

    Ishare

  • bin heute beim 60:40 mit einer Einmalanlage rein

    IE00BMVB5Q68 habe ich gewählt.

    Wie war diese "Einmalanlage" denn zuvor investiert? Ist das zusätzlich zum bestehen Portfolio?

    Bislang hatte ich den LS60 (bzw. LS80) eher als gute Möglichkeit eines All-in-one ETF gesehen. In Kombination mit einem hochliquiden Sicherheitsbaustein.

    Aber wie die meisten hier habe auch ich keine grüne Wiese im Depot. Ich erwäge trotzdem, den LS60 als einen zusätzlichen Baustein für die mittelfristige Anlage (Fristigkeit ca. 10 Jahre) in die Strategie aufzunehmen. Gerade auch im Hinblick auf einen möglichen späteren Erbfall wäre diese "Hinterlassenschaft" in meinem Fall gut geeignet.

  • Wie war diese "Einmalanlage" denn zuvor investiert? Ist das zusätzlich zum bestehen Portfolio?

    Bislang hatte ich den LS60 (bzw. LS80) eher als gute Möglichkeit eines All-in-one ETF gesehen. In Kombination mit einem hochliquiden Sicherheitsbaustein.

    Aber wie die meisten hier habe auch ich keine grüne Wiese im Depot. Ich erwäge trotzdem, den LS60 als einen zusätzlichen Baustein für die mittelfristige Anlage (Fristigkeit ca. 10 Jahre) in die Strategie aufzunehmen. Gerade auch im Hinblick auf einen möglichen späteren Erbfall wäre diese "Hinterlassenschaft" in meinem Fall gut geeignet.

    Ich habe die Tage dazu viel gelesen im Boglehead Forum und auch auf Youtube den Boglehead Kanal weil da auch Interviews mit Bill Bernstein u.a. zu sehen sind. Immer wenn Walz, Kommer, Bernstein und Co etwas zu sagen haben höre ich hin. Ebenso hatte ich mir zwei interessante Videos von Ben Felix reingezogen. Meine Erkenntnis dazu:

    John Bogle war der Meinung man solle es nicht komplizierter machen als es ist. Halte den Aktienmarkt und halte den Anleihenmarkt. Das Verhältnis ist abhängig deiner Risikotragfähigkeit und Alters.

    Nur sollte man bedenken, dass er Amerikaner war. Seine Empfehlung qar beim Anleihen den Vanguard Total Bond market zu halten. Also einen Anleihen ETF mit 70% US Staatsanleihen und 30% US Unternehmensanleihen. Alles mit sämtlichen gemischten Laufzeiten. Der Korb von allen Laufzeiten ist der beste Mix aus Rendite und Zinsänderungsrisiko. Der Geldmarkt ist nur die kurzfristige Sicht. Es zählt jedoch die langfristige Sicht.

    Das Halten von Cash (auch bei einer guten Verzinsung) ist nicht vorteilhaft, da wir nicht wissen wie sich die Zinsen künftig entwickeln. Der Anleihen ETF lockt den Zinssatz jedoch ein. Auf lange Sicht ist das halten von Cash mittels eines Anleihen ETFs besser gegen Inflation als der Geldmarkt geeignet. Der Anleihen ETF schwankt jedoch. Aber auch hier wieder das Mantra: Die lange Sich ist entscheidend. Nicht die kurzfristige.

    Eine kürzlich veröffentlichte Studie (habe ich nicht gelesen aber so wurde zumindest berichtet), dass eine höhere Aktienquote jedoch ein besserer Schutz gegen Inflation ist. Der Aktienmarkt schwankt. Sehr stark sogar. Aber auch hier ist die langfristige Sicht entscheidend und der unstrittige Punkt: Inflation ist real und eines der deep Risk. Ein Anleihen ETF kann bei "normaler" Inflation helfen, besser als es das reine halten von Cash kann. Aber nicht bei einer stärkeren Inflation oder Hyperinflation. Während Aktien sich erholen können ist das bei Anleihen begrenzt.

    Es wurde (das hatte mich überrascht) behauptet, dass "späte" John Bogle auch davon abgewichen ist und zu einer höheren Aktienquote geraten hat. Insbesondere auch, weil die meisten nun mal auch Rentenversicherung beziehen im Alter.

    Charles Ellis, ehemaliger Prof. der Harvard Universität, fragte in der ersten Stunde der Investionslehre die Studenten: "Wie hoch sollte der Anteil an Anleihen ausmachen" ? Die Studenten schauten nach und antworteten "Bei 40 Jahren 40% in Anleihen. Bei 50 Jahren 50% in Anleihen usw." Prof. Ellis entgegnete dem und verwies zu Recht darauf, dass man nicht etwas machen soll weil es manche sagen, sondern im investieren immer die Frage zu stellen ist "ist jede einzelne Entscheidung/Investitionen begründet und das richtige für mich?". Auch das Portfolio als ganzes zu betrachten.

    Aus den letzten Interviews von ihm weiß ich, dass er Anleihen auch kritisch gegenüber stand. Man sollte bei Aktien nicht bis zum Ruhestand denken, sondern darüber hinaus. Anleihen sind nicht grundsätzlich schlecht. Es kommt darauf an wie lange das Geld investiert sein soll. 3 bis 5 Jahre ? Ab damit in Anleihen. Darüber hinaus bei einem entsprechenden Anlagehorizont: Aktien.

    Bernstein spricht sich wie Kommer und Walz auch für kurzlaufende Anleihen aus.

    Der Vanguard Lifestrategy ist für Personen die Sicht nicht mit Finanzen beschäftigen möchten oder können. Der 60/40 ist ein guter Mix der dich an die Hand nimmt-ein Leben lang- und man komplett durch ziehen kann.

    In meinem Buch von John Bogle steht, dass ein reines Aktienportfolio höhere Rendite abwirft als ein balancieren Aktien und Anleihen Portfolio, wenn man genug Schneid hat, seine Emotionen im Griff hat und der Anlagehorizont entsprechend ist. Der Vanguard Lifestrategy bewahrt dich Blödsinn zu machen, da er weniger schwankt.

    Kommer und Bernstein sprechen sich aus die Volatilität nicht zu unterschätzen. Erst im Crash weiß man wer man ist. Wer es noch nicht weiß und keinen Crash mit erlebt hat für den ist ein 60/40 Aktien zu Anleihen ein guter starting point, den man dann anpassen kann.

    Vorallem Bernstein betonte wie wichtig es ist einen Cash Puffer vor dem Ruhestand zu haben (kurzlaufende Staatsanleihen). Die reichen sind im Crash immer noch reich weil sie diesen locker aussitzen können weil auch genug sichere Vermögenswerte vorhanden.

    Und diese sollten sicher sein. Maximal sicher.

    Ein global aggregate Bond enthält nun mal 30% Unternehmensanleihen, die mit dem Aktienmarkt korrelieren.

    Von daher wäre höhere Aktienquote und entsprechende kurzlaufende Staatsanleihen sinniger.

  • Und bei kurzlaufenden Staatsanleihen stellt sich dann auch wieder die Frage: Geldmarktfonds oder 0-1y AAA? Oder auch US Dollar zur Diversifikation? Oder australische Anleihen? Hedged oder gerade nicht?

    Gar nicht so einfach zu sagen, was "ultrasicher" heißt in diesem Zusammenhang. Ultrasicher vor welchem Deep Risk? Black Swan ala Corona? Währungszusammenbruch? Krieg in Zentraleuropa? Alieninvasion?

  • Und bei kurzlaufenden Staatsanleihen stellt sich dann auch wieder die Frage: Geldmarktfonds oder 0-1y AAA? Oder auch US Dollar zur Diversifikation? Oder australische Anleihen? Hedged oder gerade nicht?

    Gar nicht so einfach zu sagen, was "ultrasicher" heißt in diesem Zusammenhang. Ultrasicher vor welchem Deep Risk? Black Swan ala Corona? Währungszusammenbruch? Krieg in Zentraleuropa? Alieninvasion?

    Währungen sind schon genug im Aktien ETF diversifiziert.

    Für einen deutschen Investor sind AAA kurzlaufende deutsche Staatsanleihen das wohl risikoärmste.

    Ausländische Anleihen hast du das Wechselkursrisiko was nicht prämiert wird.

    AAA ist per Definition sicher. Es wird nicht sicherer wenn ich beispielsweise A- Anleihen dazu nehme.

    Wenn die Währung crashed wird der Aktien ETF auch massiv leiden.

    Ansonsten wie Prof Walz: gold als Währungsdiversifikation, da Urgeld.

  • Von daher wäre höhere Aktienquote und entsprechende kurzlaufende Staatsanleihen sinniger.

    Hast Du den Sparplan für den Global Aggregate wieder gelöscht?

    Es ist wirklich ein interessantes Thema, bei dem ich mich auch immer wieder im Kreis drehe.

    Am Ende kommt man aber doch immer wieder auf risikoarm:risikoreich mit möglichst hoher Aktienquote.

    Aber wie fülle ich die Lücke dazwischen? Also die Frist von 5-10 Jahren? Überhaupt nicht?

    Ich glaube nicht, dass es dafür eine allgemein passende Antwort gibt.

    • Beschreibt 5-10 Jahre einen Zeitraum, in dem man einen bestimmten Betrag braucht? Also ab 5 Jahre, aber wenn es sein muss, können es auch 10 sein. Dann könnte man bei entsprechender Risikoneigung in Aktien gehen und kleinere Rückgänge aussitzen. Ein breit gesteuerter ETF war auf diese Frist in den meisten (nicht allen) Fällen positiv.
    • Sind es exakt z.B. 6Jahre und 4 Monate und man braucht das Geld dann wirklich sicher? FG oder Bundesanleihen mit entsprechender Restlaufzeit. Mit etwas mehr Spielraum wäre auch ein Ishares corp Bond 1-5 oder ein Fixed income one denkbar (mit entsprechendem Risiko)

    In beiden Fällen wäre mir ein GA zu unsicher (wegen des Zinsänderungsrisikos) bzw. im ersten Fall mit zu wenig Renditechance.

  • Hast Du den Sparplan für den Global Aggregate wieder gelöscht?

    Es ist wirklich ein interessantes Thema, bei dem ich mich auch immer wieder im Kreis drehe.

    Am Ende kommt man aber doch immer wieder auf risikoarm:risikoreich mit möglichst hoher Aktienquote.

    Ich glaube nicht, dass es dafür eine allgemein passende Antwort gibt.

    • Beschreibt 5-10 Jahre einen Zeitraum, in dem man einen bestimmten Betrag braucht? Also ab 5 Jahre, aber wenn es sein muss, können es auch 10 sein. Dann könnte man bei entsprechender Risikoneigung in Aktien gehen und kleinere Rückgänge aussitzen. Ein breit gesteuerter ETF war auf diese Frist in den meisten (nicht allen) Fällen positiv.
    • Sind es exakt z.B. 6Jahre und 4 Monate und man braucht das Geld dann wirklich sicher? FG oder Bundesanleihen mit entsprechender Restlaufzeit. Mit etwas mehr Spielraum wäre auch ein Ishares corp Bond 1-5 oder ein Fixed income one denkbar (mit entsprechendem Risiko)

    In beiden Fällen wäre mir ein GA zu unsicher (wegen des Zinsänderungsrisikos) bzw. im ersten Fall mit zu wenig Renditechance.

    Boglehead Podcasts mit Prof. Burton Malkiel. Hört euch mal die Stellen an

    bei: 30.10 bis 32.55

    bei: 46.30 bis 47.26

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    Die erste Aussage ist, dass früher der Gesamtanleihenmarkt ETF mit ins Portfolio aufgenommen wurde da Anleihen früher eine Rendite von 5 bis 6 Prozent erzielt wurde und die Anleihen zur Portfoliostabilisierung beigetragen haben. Dies funktioniert in der neuen Welt nicht mehr so gut. Rentner, welche gerne einen Einkommenstrom im Alter haben möchte empfiehlt er High Dividend ETF in der neuen Zeit.

    Die zweite Aussage von ihm ist, dass er früher empfohlen hat bei der Altersgrenze von X soviel Aktien und soviel Anleihen zu halten. Er hatte das in den Jahren aktualisiert und würde er das Buch heute wieder aktualisieren dann würde er die Aktienquote definitiv erhöhen und den Anleihenanteil senken.

    Irgendwo im Podcast äußert er sich auch kurz, dass die Verschuldung weltweit stark zu genommen hat und die EU aber weniger als die USA.

    Interessant finde ich den Zeitpunkt des Podcast: Vor 3 Jahren in mitten Corona Krise und somit seine Aussagen bezüglich der "neuen Welt" auch gar nicht so fern.

    Ich tagge das mal für Micho und Saarlaender vielleicht interessiert sie es. Prof. Burton Malkiel ist ja schließlich auch nicht irgendwer.

    Von daher spricht mehr für kurzlaufende deutsche Staatsanleihen etf statt den global aggregate bond etf. Wenn die Aktienquote als volaltile Assetklasse erhöht werden soll benötigt man auf der Gegenseite etwas risikoärmeres und weniger Volatilität.

  • Die erste Aussage ist, dass früher der Gesamtanleihenmarkt ETF mit ins Portfolio aufgenommen wurde da Anleihen früher eine Rendite von 5 bis 6 Prozent erzielt wurde und die Anleihen zur Portfoliostabilisierung beigetragen haben. Dies funktioniert in der neuen Welt nicht mehr so gut. Rentner, welche gerne einen Einkommenstrom im Alter haben möchte empfiehlt er High Dividend ETF in der neuen Zeit.

    Bei diesen Punkten gibt es meines Erachtens zwei Probleme:

    1. Dividenden-ETFs haben zwar eine höhere Ausschüttungsrendite als rein marktkapitalsierende ETFs, allerdings haben sie eine deutlich niedrigere Gesamtrendite und ein höheres Risiko. Sie sind m.E. somit weder als Alternative zu Anleihen noch als Alternative zu marktkapitalisierenden Aktien-ETFs geeignet.

    Mir fällt nicht ein Szenario ein für das sich Dividenden-ETFs (besser) eignen würden. Wenn man von Anleihen nicht überzeugt ist, wäre zwar auch ein normaler FTSE All-World keine gleichwertige Alternative, aber immer noch besser als ein Dividenden-ETFs.

    2. Haben sich Anleihen früher wirklich mehr rentiert? Die nominale Rendite war zwar höher, aber real war mit Anleihen doch noch nie eine gute Rendite erreichbar.

    Wenn man sich die langfristigen Daten anschaut, sind die realen Renditen von Staatsanleihen in 2024 in etwa auf dem langfristigen Durchschnitt. Ich gehe von folgenden langfristigen realen Renditen aus:

    Aktien5%
    Staatsanleihen Industrieländer mittel-langfristig1%
    Geldmarkt0%
    Immobilien1%
    Gold 0-1%


    Ich denke es gibt langfristig keinen großen Unterschied, ob man z.B. ein klassisches 60/40 Portfolio fährt oder z.B. 70-80% Aktien mit 20-30% Geldmarkt-Produkten mischt. Zumindest ist es nicht möglich heute zu erraten, welchen Portfolio minimal vorne sein wird. Wir bewegen uns hier vermutlich im Bereich von Präferenzen. Viel wichtiger wird sein, dass man den Aktienanteil hoch ansetzt (egal welches Alter) und risikoärmere Anlagen nur als Puffer sieht, der praktisch nichts verdient nach Inflation.

    Wer sich also für den LS60 von Vanguard als einziges Investment entscheidet, macht nichts falsch. Ob er den LS60 bereits in jungen Jahren bespart und bis zum Ableben durchzieht oder bis kurz vor Renteneintritt eine aggressivere Strategie fährt und erst dann umschichtet, ist m.E. auch eine Frage der Präferenz. Sehr wahrscheinlich wird die ,,Umschicht-Strategie" zu mehr Vermögen führen (wenn man einen guten Zeitpunkt für die Umschichtung erwischt und den Ruhestand viele Jahre vor Renteneintritt plant).

    Genauso kann ein finanzaffiner(er) Anleger sein Leben lang den FTSE-All World besparen und dann in einem Bullenmarkt vor der Rente 20-30% Geldmarkt als Puffer beimischen. Etwas aufwendiger und emotional herausfordernder, aber genauso gut - vielleicht einen Tick besser. Aber viel wird es nicht sein...

  • Zu 1 Dividenden:

    Wir sollten nicht vergessen, dass die Amerikaner steuerneutral rebalancen können. Ein Vermögensaufbau mittels SP500 über 30 Jahre und dann einen Teil davon umschichten in High Dividend statt Anleihen. In dem Buch "The simple path to wealth" wird davon gesprochen solange man in der Aufbauphase sich befindet alles in den Vanguard Total Stock Market zu packen und dann kurz vor Beginn der Ruhestandsphase in Anleihen. Daher kann ich den Vorschlag von Malkiel schon irgendwie nachvollziehen. Wer im Ruhestand einen Cashflow will und Anleihen das aber nicht mehr bewerkstelligen kann das als Option ins Auge fassen. Aber: wir sind nicht USA. Wir müssen die Karten so gut es geht spielen die man uns auf dem Tisch legt. Einen reinen Vermögensaufbau mittels High Dividend ETF erachte ich auch nicht als sinnvoll.

    Zu 2. Anleihen

    Um ehrlich zu sein denke ich ja, sie haben früher besser mal rendiert. Auch Bogle nennt das in seinem Buch so. Malkiel im Video hat das Buch 1973 geschrieben. Ich weiß nicht wie das die Zinsen waren. Als ich in der Schule war hatten wir zumindest Bundesschstzbriefe mit 8%. Ich weiß aber nicht wie die Inflation zurück dem Zeitpunkt war oder die Zinsen in den USA. Vielleicht müsste man die Zinsspanne kürzer fassen über 30 Jahre vielleicht. Bogle meinte in dem Buch dass es in 117 Jahren insgesamt 42 Jahre gab in denen Anleihen eine höhere Rendite erzielt haben als Aktien. Zwar nicht immer am Stück aber immerhin. Ich denke 2008 bis 2009 müsste das aufzeigen?

    Was ich auch mit genommen habe: Das ist alles schön und gut aber wir müssen sehen wie es unter unseren Gegebenheiten das Beste ist. Man könnte natürlich das ganze umwandeln und statt den US aggregate bond wie ihn die Amerikaner verwendet haben den Euro aggregate Bond ETF nehmen um es sozusagen bei uns abzubilden. Aber kommt dann da das selbe raus ? Will man wirklich sein Geld Italien, Frankreich und Spanien als Staatsanleihen geben? Ich denke nicht.

    Ein Vanguard lifestrategy oder das Modell risikoreich/risikoarm wird bei einer entsprechenden Gewichtung sich nicht so viel nehmen. Das denke ich auch.

    Beide Varianten sind leicht zuverstehen und umzusetzen. Bei beiden Varianten wissen wir nicht die Zukunft. Aber entscheident ist an seinem Plan festzuhalten - in guten wie in schlechten Zeiten - und aus der Emotion heraus keine Dummheiten zu machen. Selbst ein Warren Buffett (90% SP500 und US treasury) und Bill Bernstein (75% globae Aktien und 25% kurzlaufende US Staatsanleihen) schlagen das risikoreich/risikoarm Modell vor. Kommer und Walz ebenso. Was ich aber die letzten Tage mir wirklich nochmals bewusst geworden ist und auf was hingewiesen wurde: unterschätze nicht den risikoarmen Portfolioanteil wie wichtig dieser ist!

  • Beide Varianten sind leicht zuverstehen und umzusetzen. Bei beiden Varianten wissen wir nicht die Zukunft. Aber entscheident ist an seinem Plan festzuhalten - in guten wie in schlechten Zeiten - und aus der Emotion heraus keine Dummheiten zu machen. Selbst ein Warren Buffett (90% SP500 und US treasury) und Bill Bernstein (75% globae Aktien und 25% kurzlaufende US Staatsanleihen) schlagen das risikoreich/risikoarm Modell vor. Kommer und Walz ebenso. Was ich aber die letzten Tage mir wirklich nochmals bewusst geworden ist und auf was hingewiesen wurde: unterschätze nicht den risikoarmen Portfolioanteil wie wichtig dieser ist!

    Ich bin seit 20+ Jahren mit einer sehr hohen Aktienquote unterwegs. Solange ich meinen Lebensunterhalt aus dem Cash Flow bestreiten konnte/kann und primär anspare hat mich das nie gestört. Vola ist mir egal. Auch in der Finanzkrise als das Portfolio jahrelang unter Wasser war. Ich halte in dieser (Lebens)Phase das Modell risikoreich:risikoarm auch für gut und einfach. Solange die Rente 15+ Jahre entfernt ist, ist dann alles easy. Im einfachsten Fall mit einem Welt Aktien ETF plus Tagesgeld und fertig ist die Laube. Nun aber zieht einerseits langsam die Rente am Horizont auf und andererseits haben wir sowohl hohe Bewertungen am Aktienmarkt, als auch ein wieder attraktiveres Zinsumfeld. Daher halte ich den Zeitpunkt für gekommen, schweren Herzens ein paar Chips vom Tisch zu nehmen und die bisherige Allokation von 80-85% Aktien runterzufahren. Aber WIE? Mir fällt es einfach ungemein schwer, dieses Geld einfach im risikofreien Zins zu „parken“ obwohl ich es höchstwahrscheinlich in den nächsten 5-7 Jahren ja doch nicht benötigen werde. Vielleicht ist diese Sichtweise schlichtweg falsch und ich muss das dann eben akzeptieren. Und wenn ich es nicht akzeptieren will, muss ich eben die Aktienquote höher halten.

    Aber aus diesen Überlegungen resultiert jedenfalls der Gedanke, die Allokation einerseits zwar Richtung 70:30 zu schieben, diese aber nicht so schwarz-weiss mit „Aktien- ETF plus AAA-Kurzläufer Bundesanleihen“ umzusetzen. Sondern mit mehr Grauschattierungen dazwischen nach Fristigkeiten gestaffelt. Das untere und das obere Ende der Fristigkeit ist dann weiterhin einfach. Aber alles im Bereich von 5-10 Jahren an latentem Bedarf stellt die Herausforderung dar. Dafür gibt es ja weder ein konkretes Datum noch eine Betragshöhe an der man eine bestimmte Allokation festmachen kann. Aber als Instrumente kommen dann i.W. Anleihen mit höheren Risiken in Frage. Bspw. Bundesanleihen mit längeren Laufzeiten, Unternehmensanleihen, oder eben auch Aggregate Bonds oder gar ein LS60. Ich habe dann für einen etwaigen Bedarf im mittelfristigen Bereich eben einen dritten Topf mit etwas mehr Vola und max. Drawdown, aber auch höherer Renditeerwartung. Das ist ok für mich und gibt mir mehr Flexibilität. Im Ergebnis hätte ich dann eine Allokation ähnlich eines Multi-Asset Portfolios mit Aktien UND Anleihen im risikoreichen Teil in Kombination mit einem etwas kleineren hochliquiden Sicherheitsbaustein.

  • Aber WIE? Mir fällt es einfach ungemein schwer, dieses Geld einfach im risikofreien Zins zu „parken“ obwohl ich es höchstwahrscheinlich in den nächsten 5-7 Jahren ja doch nicht benötigen werde.

    Ich habe genau die gleichen Gedanken. Der Geldmarkt rentiert negativ nach Inflation und Steuern. Das war (fast) noch nie anders. Da braucht man sich nix vormachen. Das macht nur Spass, wenn die Krise auch wirklich kommt.

    Ich glaube Bogle war es der mal gesagt hat: ,,50% Aktien und 50% Anleihen ist für mich ideal. Damit ist garantiert, dass ich mich aufrege, weil egal wie der Markt läuft: Ich habe genau 50% falsch investiert."

  • Ich habe genau die gleichen Gedanken. Der Geldmarkt rentiert negativ nach Inflation und Steuern. Das war (fast) noch nie anders. Da braucht man sich nix vormachen.

    Die Frage ist doch: Macht das was? Also, ist man auch für diesen "Puffer" angewiesen auf eine Rendite die höher liegt als Geldmarkt? Oder ärgert es einen eher aus Prinzip, Rendite "liegenzulassen", man braucht die Mehrrendite aber nicht wirklich und es wäre nur irgendwann nett für die Erben, wenn mehr übrig bleibt?

    Wir sind bisher mit unseren liquiden Mitteln bis auf einen Notgroschen quasi zu 100% in Aktien-ETF investiert (auch diese 100% relativieren sich aber, wie bei den meisten, wieder dank selbstgenutzter Immobilie und Rentenansprüchen). Wie wir das sehen, wenn die Rente näher rückt, keine Ahnung.

    Im Moment neige ich in Richtung "Puffer für den Entnahmebedarf von ca. 3-5 Jahren auf Tagesgeld/Geldmarktfonds" weil ich glaube (hoffe...) es wird genug da sein, dass die Renditeeinbuße rein finanziell kein Problem sein wird und es mich vermutlich ruhiger schlafen lassen wird zu wissen, ich habe das SoRR unter Kontrolle. Ich würde, glaube ich, auch nicht das große Umschichten in "Life Strategy" oder ähnliche Produkte anfangen, ich habe die Verteilung lieber selbst unter Kontrolle. Eher würde ich in den letzten Jahren vor der Rente graduell den Puffer aufbauen und eben nicht mehr die komplette Sparrate in Aktien-ETF stecken. Wer weiß, vielleicht würde ich, wenn sich in den ersten kritischen Entnahmejahren das SoRR nicht materialisiert, sogar den Puffer wieder runterfahren.

    Falls wir vor dem regulären Rentenalter in Rente gehen sollten, müssten wir ggf. auch noch in der ersten Zeit besonders viel entnehmen (eben weil es nicht nur um die Differenz zur Rente geht sondern alles, was wir zum Leben brauchen). Aber das ist noch lange hin. Wer weiß, wie sich bis dahin die Börse entwickelt und auch das sonstige Leben.

  • Boglehead Podcasts mit Prof. Burton Malkiel. Hört euch mal die Stellen an

    Noch ein Gedanke dazu: ich tue mich schwer mit allem was aus den USA kommt. Die Leute sind m.E. zwar wissenschaftlich fundierter, aber der Anleger hat dort einfach eine völlig andere Situation mit einer massiv höheren Eigenverantwortung. Staatliche Rente, staatliche Uni, Bafög, etc. Fehlanzeige. Der Staat hält sich an vielen Stellen raus. Wenn man dort 2-3 Kinder hat und will die auf eine private High-School und anschließend auf ein gutes privates College schicken, viel Spaß. Das sind Summen da wird unsereinem schummrig. Bei uns beschränkt sich das i.W. auf die Finanzierung der Lebenshaltungskosten. Auch Versicherungsprodukte sind dort auf der Seite der Altersvorsorge und Kapitalanlage weniger vertreten. Hier hat fast jeder irgendeine Art von bAV, KLV oder Riester rumdümpeln. Hinzu kommt für Amerikaner ein riesiger Kapitalmarkt in ihrer Heimatwährung, Währungsrisiken sind somit weniger relevant. Ich will hier die Diskussion nicht in eine falsche Richtung lenken. Aber im Ergebnis haben US-Amerikaner m.E. andere Anforderungen an die Asset Allokation und auch an Liquiditätsbedarfe auf der gesamten Zeitachse des Lebens. Ich halte es daher für schwierig, die Meinungen der US-Experten auf unsere Situation und Bedürfnisse zu übertragen.