60/40 Portfolio mit mehreren ETFs vs. Vanguard Lifestrategy 60

  • Ich habe heute von einem Schweizer Bekannten unserer Famile (Vermögensverwalter) erfahren, dass Todd Schlanger von Vanguard (ein leitender Investmentstratege) in der Financial Times die Umkehrung des 6040-Ansatzes zu 4060 bekräftigt hat. Genauer 3862.

    Grund dafür seien die stark gestiegenen Kurse und dass die US-Notenbank die Zinsen wohl kaum noch senken wird.

    Dürfte der Artikel sein:

    Asset managers turn to defensive positioning as equity prices soar
    Elevated level of stocks and prospect of higher for longer rates have some firms sending up caution flares
    www.ft.com
  • Wie der Artikel nicht unerwähnt lässt, ist das ein aktiver Ansatz.

    Allerdings spricht selbst Kommer in seinen Interviews mittlerweile häufig von KGVs und davon, den US Tech Teil durch diverse ETFs gegenüber der Marktkapitalisierung unterzugewichten.

    Dass es irgendwann knallt, weiß jeder. Die alte Frage des aktiven Market Timings bleibt wie immer, ob man besser fährt, wenn man jetzt Gewinne mitnimmt, weil der Crash vielleicht morgen kommt, oder ob man nicht besser wie die letzten Jahre bei der Party mitmacht und dadurch am Ende selbst nach dem Crash mit höherem Ergebnis dasteht…

  • Vorab: Da Gold - für mich jedenfalls - lediglich eine "Versicherung" darstellt, sind für mich solche - selbst Langzeitvergleiche über ein Vierteljahrhundert - Betrachtungen tendenziell irrelevant. Damit auch die Feststellung in der Studie der Deutschen Bank, daß Gold im Zeitraum 1999 bis 2024 alles "outperformed" hat - inklusive selbst dem amerikanischen S&P 500). Bemerkenswert fand ich es dennoch. Offensichtlich schätzen mehr Menschen (inkl. mancher Notenbanken - diverse davon haben statt Gold zu halten oder zu verkaufen Gold akkumuliert) die Bedeutung von Gold ähnlich ein, wie meine Wenigkeit, als ich dachte. Ansonsten wären diese Preissteigerungen wohl kaum zu erklären (Angebot vs Nachfrage)

    Es stimmt schon, dass 100 Jahre in Bezug auf ein Menschenleben lang ist....aber ein so langer Zeitraum der eben alle up and downs, alle krisen und Friedenszeiten, crashes, Zinsändrungen, Pandemien, kriege usw. beinhaltet haben aber eines gezeigt: produktivkapital wie eben globale Aktien haben nicht produktive assets wie beispielsweise gold outperformed.

    Zur von mir wahrgenommenen Lebenswirklichkeit: Es geht nicht allen Menschen immer nur und zu jedem Zeitpunkt und für jeden Zeitraum ausschließlich um die höchstmögliche Rendite ("outperformed").

    Apropos die 100 Jahre: Für nicht wenige Menschen sind oftmals bei der Anlage andere (kürzere) Zeiträume relevant - beispielsweise, wenn das Humankapital altersbedingt schon bei oder nahe Null steht und/oder in einem fortgeschrittenen Alters (wie 65 +) eine höherer Einmalbetrag angelegt bzw. positioniert werden soll (aus Abfindung, aus Auszahlung einer KLV, aus dem Verkauf einer Immobilie usw.).

  • Habe ich das richtig verstanden?

    Es wird täglich rebalanced (falls notwendig)

    Für mich ist das nicht unbedingt „prognosefrei“

    Was meint ihr?

    Nach meinem Verständnis wird nicht täglich gerebalanced, sondern es wird eben täglich geschaut, ob ein Rebalancing notwendig ist. Denn dieses findet nicht an fixen Tagen, sondern bei fixen Abweichungen von der Zielallokation statt. (Und wann es nötig ist, sieht man eben nur bei engmaschiger Kontrolle.)

    Beide Varianten sind sehr regelbasiert.

  • Dass es irgendwann knallt, weiß jeder.

    Das ist der Punkt, der mich stutzig macht. So gut wie jeder redet vom US- und Techklumpen. Viele Vermögensverwalter bereiten sich auf den Crash vor. Braucht der nicht ein Überraschungsmoment?

    Wenn US-Tech dieses Jahr wirklich absaufen würde, wäre es der vorhergesagteste Crash aller Zeiten.

  • Das ist der Punkt, der mich stutzig macht. So gut wie jeder redet vom US- und Techklumpen. Viele Vermögensverwalter bereiten sich auf den Crash vor. Braucht der nicht ein Überraschungsmoment?

    Wenn US-Tech dieses Jahr wirklich absaufen würde, wäre es der vorhergesagteste Crash aller Zeiten.

    Ich muss gerade an Michael Burry denken 😄

  • Gerade nochmals auf Thalia geschaut wann das neue Buch von Charles D. Ellis heraus kommt. Und unter der Beschreibung stand folgendes Zitat:

    "Winning the Loser's Game“ geht zurück auf einen Zeitschriftenartikel, für den Charles D. Ellis den renommierten Graham & Dodd Award erhielt. Darin plädierte der Autor zukunftsweisend für eine Strategie des diversifizierten, kostengünstigen Investierens in Indexfonds, die er in seinem Buch weiter ausbaute. Inzwischen liegt der Klassiker in der achten, aktualisierten Auflage vor und ist damit auf der Höhe der Zeit angekommen. Neu hinzugekommen sind unter anderem Kapitel darüber, wie Technologie und Big Data traditionelle Anlageentscheidungen infrage stellen und wie das Anlegerverhalten die Renditen beeinflusst. Außerdem werden neue Forschungsergebnisse vorgestellt, die für Ellis’ Ansatz sprechen, und vor der Anlage in Anleihen wird gewarnt. Ein umfassender Leitfaden für langfristige Investitionen, erfolgreich aktualisiert, um den Realitäten der heutigen Märkte gerecht zu werden."

    Ich bin gespannt. Besonders bezüglich Anleihen und Technologie/Big Data.

  • wie Technologie und Big Data traditionelle Anlageentscheidungen infrage stellen und wie das Anlegerverhalten die Renditen beeinflusst. Außerdem werden neue Forschungsergebnisse vorgestellt, die für Ellis’ Ansatz sprechen, und vor der Anlage in Anleihen wird gewarnt.

    Da bin ich auch sehr gespannt, was Du berichten wirst.

    Bei Bernsteins intelligenter Asset Allocation bin ich noch nicht ganz bei der Hälfte. (Das liegt wahrscheinlich daran, dass er häufig empfiehlt, jetzt die Lektüre zu unterbrechen, sich an den Pool zu legen und Margarita zu trinken. Da kommt man einfach nicht so schnell voran. ;) )

    Bisher kann ich es aber sehr empfehlen, auch wenn man merkt, dass insbesondere die Datenbasis und die Möglichkeiten, diese aufzuarbeiten, sich stark verbessert haben.

    Beim o.g. Aktienoptimismus musste ich an dieses Zitat denken:

    Zitat

    Privatinvestoren werden in starken Haussephasen unwiderstehlich in den Aktienmarkt hineingezogen. Wenn Freunde und Nachbarn schnelle und mühelose Gewinne erzielen, dann weckt dies die mächtigen Kräfte der menschlichen Natur. Wer in einer solchen Euphoriephase zum ersten Mal in Aktien investiert, kann die mit den hohen Renditen verbundenen Risiken nicht richtig einschätzen.

    1998 hatte Bernstein die Einschätzung für die nächsten Jahrzehnte abgegeben, dass sich aufgrund der diskontierten Dividenden die Aktienrenditen im S&P in den nächsten Jahrzehnten nur im Bereich von 6,3% bewegen würden und deshalb kaum attraktive wären als Anleihen (die er bei knapp 6% gesehen hat).
    Seine Aktienprognose sollte sich bewahrheiten, die durchschnittlichen jährlichen Renditen 10jähriger US Staatsanleihen lagen aber nur bei 3,46%.

    Ich finde den Ansatz, das Portfolio mithilfe statistischer Methoden zu berechnen eigentlich ziemlich gut. Allerdings hängt das Ergebnis nicht nur vom Rechenweg, sondern auch von der zugrundliegenden Datenbasis ab.

    Er schreibt zwar schon, dass der vorhandene Datensatz für den Privatanleger eigentlich zu klein ist und vergangene Renditen keine Rückschlüsse für zukünftige erlauben, aber wenn man sein Portfolio zusammenstellt und unsystematische Risiken durch geschickte Diversifikation eleminieren möchte, muss man eben doch auf bestimmte Daten aus der Vergangenheit zurückgreifen.
    Mein vorläufiger Eindruck ist, dass sich im Hinblick auf REITs und Anleihen in den letzten 25 Jahren manches anders entwickelt hat, als man das aufgrund des historischen Datensatzes erwartet hätte.

  • Gerade nochmals auf Thalia geschaut wann das neue Buch von Charles D. Ellis heraus kommt. Und unter der Beschreibung stand folgendes Zitat:

    "Winning the Loser's Game“ geht zurück auf einen Zeitschriftenartikel,[...]."

    Ich bin gespannt. Besonders bezüglich Anleihen und Technologie/Big Data.

    Das ist dann aber "nur" die Übersetzung der aktuelle Ausgabe (2021) von "Winning the Loser's Game"?

    Da dürfte ja nix bahnbrechend neues drin stehen!?

  • Das ist dann aber "nur" die Übersetzung der aktuelle Ausgabe (2021) von "Winning the Loser's Game"?

    Da dürfte ja nix bahnbrechend neues drin stehen!?

    Ich hatte winning the losers game nicht gelesen gehabt sondern nur Random Walk down the Wallstreet bon burt Malkiel und ein anderes was Charles Ellis und Burton Malkiel zusammen geschrieben haben.

    Die Bücher waren aus einer Zeit in der es noch (hohe) Zinsen gab. Also wäre das Buch für mich zumindest ein Update.

    Ich werde berichten wenn ihr wollt. Amnesty zum Beispiel liest ja zur Zeit das Buch von Bill Bernstein.

  • Kann ich verstehen....Zeit für Margarita muss ja einfach sein 😉

    Ich denke auch, dass viele Entwicklungen viele nicht so kommen gesehen haben. Vorallem wie von dir genannt die Reits und Immobilien. Wer hätte sich es vorstellen können dass wir mal negativ Zinsen haben bzw auf 10 jährige Staatsanleihen so geringe Renditen. Aber trotzdem muss man festhalten, dass Anleihenkupons noch höher sind als Dividenden (Ausnahme Hygh Yield). Ich freue mich schon darauf was du berichten wirst aus dem Buch.

    Übrigens Prof. Walz zum Klumpenrisiko:

    Klumpt nicht: MSCI World ex USA - Prof. Dr. Hartmut Walz
    Der MSCI World-Index ist kein echter Welt-Index. Es besteht ein Klumpenrisiko. Das können Sie vermeiden mit Fonds auf den MSCI World ex USA.
    hartmutwalz.de
  • Wenn US-Tech dieses Jahr wirklich absaufen würde, wäre es der vorhergesagteste Crash aller Zeiten.

    Ja wenn man seine Prognosen lang genug wiederholt, werden sie irgendwann wahr.

    Momentan gehe ich davon aus, dass US-Tech und MSCIworld bis zum Herbst/Winter 2025 noch mal so 18-20% in die Höhe schnellen.

    Dann werden sich die Trumpschen Dekrete auswirken und sich der US-Zinssatz wesentlich erhöhen und sich die Aktien nach einem crash von ca. 12% dann 6-12 Monate seitwärts bewegen.

    Das war mal meine Prognose. :) Mal sehn was passiert. 8)

  • Ja wenn man seine Prognosen lang genug wiederholt, werden sie irgendwann wahr.

    Momentan gehe ich davon aus, dass US-Tech und MSCIworld bis zum Herbst/Winter 2025 noch mal so 18-20% in die Höhe schnellen.

    Dann werden sich die Trumpschen Dekrete auswirken und sich der US-Zinssatz wesentlich erhöhen und sich die Aktien nach einem crash von ca. 12% dann 6-12 Monate seitwärts bewegen.

    Das war mal meine Prognose. :) Mal sehn was passiert. 8)

    Bist Du der Fred_ vom Jupiter? ;)

  • Zeit für Margarita muss ja einfach sein 😉

    Kleines Update zwischen den Margeritas zur Frage, welche Auswirkungen die Laufzeit der Anleihen aufs Portfolio hat.

    Ich fand diese Grafik ganz interessant.

    Dargestellt werden Mischportfolios aus Aktien und Anleihen im angegebenen Zeitraum.
    Oben rechts ist das 100% Aktienportfolio. Unten links sind die Portfolios mit 100% in den verschiedenen Anleihen (30tag, 5j, 20j US Staatsanleihen).

    Man sieht deutlich, dass ein 100% Anleihenportfolio in dem Zeitraum deutlich höhere Renditen erwirtschaftet hätte als heute. Ich vermute aber, dass das Risiko aufgrund der Zinsänderungsmechanik ähnlich geblieben ist.

    Würde man also die Grafik auf heute übertragen und von einer vollständig normalisierten Zinskurve mit deutschen Staatsanleihen ausgehen, würde die Kurv mit 100% T-Bills Äquivalent geschätzt vielleicht bei knapp unter 2%? anfangen, die 5j Kurve bei 2,2% und die 20j Kurve bei 2,5%.

    Vielleicht läge die Rendite für 30 tägige auch noch niedriger. (Aktuell liegt sie aufgrund der in dem Bereich noch inversen Kurve bei 2,7%).

    Was kann man daraus ableiten?

    • Ob man 5j oder 20j Staatsanleihen bei 100% Anleihen wählt, verändert auf der Rendite-Achse kaum etwas, verschiebt das Risiko auf der x Achse aber signifikant nach rechts.
    • Entschiede man sich für das Gesamtportfolio für ein Risiko von ca. 16% (was ca. einem 75/25 Portfolio im genannten Zeitraum entspräche), spielt es praktisch keine Rolle, welche Anleihen man nimmt.
      Bei einem Risiko von ca. 10% (entspräche ca. 60/40) wären die 5jährigen klar überlegen.
  • Vielen Dank Amnesty und klasse dass du deine Infos hier mit uns teilst 👍.

    Um ehrlich zu sein hätte ich nicht gedacht dass es so ausfällt mit den Anleihen dafür aber sehr interessant.

    Hast du das aus dem Buch von Bill Bernstein?

  • ich verstehe die Angabe des Zeitraums 1926 - 1998 in der Graphik nicht.

    Sollen die Ergebnisse für Rendite und Risiko einer über diesen Zeitraum erfolgten kontinuierlichen Anlage im Mischungsverhältnis (mit der jeweiligen T-bill Variante) entsprechend der Position im Koordinatensystem darstellen?

    Und wo ist die Achse für das Mischungsverhältnis? Implizit zwischen den Punkte T-bill und Stock jeweils linear sowohl parallel zur x-Achse, als auch zur y-Achse?

    Und wie kommt man auf 11% Rendite bei 100% Stock, wenn ein weltweit investierter ETF - als normalerweise angepriesene "beste Lösung" - jährlich "nur" 7% bringt?

  • Die absoluten Prozentzahlen sind sicher mit Vorsicht zu genießen, da die Papiere in Dollar sind.

    Laut Bernstein gab es (zumindest bis 1999) wohl auch keine guten Daten zu internationalen Aktien, die weiter als ca. 1970 zurückreichten.

    D.h. die Grafik bezieht sich nur auf US Werte.

    Mir ging es v.a. um das Verhältnis der unterschiedlichen Anleihen im Portfolio zueinander.

    Jede Kurve reicht von 100% eines bestimmten Anleihetyps zu 100% Aktien. Die Punkte dazwischen markieren ein bestimmtes Mischverhältnis. Bei der Hälfte der Punkte wäre man bei 50/50.

    (In einer anderen Grafik im Buch waren einzelne Punkte Verhältnissen zugeordnet. Die o.g. Verhältnisse hatte ich daraus übertragen).