ausschüttend oder thesaurierend als Privatier?

  • Hallo,


    ich plane einen Unternehmensverkauf und erwarte eine Summe von ca. 1-1,5 Mio €

    ich möchte in Zukunft von dem Geld leben.


    Wie sollte ich das Geld am besten anlegen?

    Thesaurierend und immer Anteile verkaufen oder nur auf die ausschüttungen setzen und davon leben?


    investieren möchte ich in einen neutralen Welt ETF also MSCI World ACWI oder FTSE All World


    Was würdet ihr mir empfehlen?

    ich muss auch noch ausrechnen ob das Geld aktuell schon ausreichen würde oder ob ich noch eine Wartezeit machen muss (bis sich die benötige Summe erreicht habe) und in der Wartezeit einen neuen Job suchen und möglichst viel sparen.


    Würdet ihr mir wenn ich als Ziel Privatier habe thesaurierend oder ausschüttend empfehlen?

  • ich muss auch noch ausrechnen ob das Geld aktuell schon ausreichen würde oder ob ich noch eine Wartezeit machen muss (bis sich die benötige Summe erreicht habe) und in der Wartezeit einen neuen Job suchen und möglichst viel sparen.

    Hallo, das ist wohl die vordringlichste Frage. Mal ganz grob: 1,5 Mio. macht bei 2% pro Jahr (mit viel mehr Ausschüttung ist bei einem normalen Welt-ETF nicht zu rechnen) im Jahr 30.000 EUR. Das ist dann auch noch zu versteuern, und die Krankenversicherung ist auch davon zu zahlen. Ein luxuriöser Lebensstil kommt da mit Sicherheit nicht raus, wenn es sonst kein Einkommen gibt. Alternativ zur simplen Mitnahme der Ausschüttungen kannst du über eine richtige Entnahemstrategie nachdenken. Da gibt es unterschiedliche Ansätze. Aber auch da wirst du nicht besonders komfortabel leben können, wenn sonst nicht reinkommt oder da ist.

  • Ich persönlich würde einen Thesaurierer nehmen und regelmäßig Anteile verkaufen.


    Grund:

    Der MSCI World schüttet aktuell ca. 1% aus, der FTSE All World 1,5%. Das wäre bei 1,5 Mio € im besten Fall 22.500€ Ausschüttung. Mir wäre das zum Leben zu wenig. Man müsste also neben der Ausschüttung zusätzlich Anteile verkaufen. Also kann man meiner Meinung nach gleich den Thesaurierer nehmen und so viel verkaufen, wie man benötigt.


    Mehr als 3% würde ich aber nicht entnehmen, um nicht Gefahr zu laufen, dass das Depot irgendwann leer ist. Ob du von 3% (also 45.000 Euro) leben kannst, das kannst nur du entscheiden.

  • Mehr als 3% würde ich aber nicht entnehmen, um nicht Gefahr zu laufen, dass das Depot irgendwann leer ist. Ob du von 3% (also 45.000 Euro) leben kannst, das kannst nur du entscheiden.

    3% entnahme sollte man maximal machen?


    Deswegen hatte ich ja gesagt, dass ich eventuell eine Wartezeit einrechnen würde.


    bei 7% Wertsteigerung verdoppelt sich das Kapital ja nach 10 Jahren dann hätte ich zb 3 Mio. und 90.000€ im Jahr zum Leben


    Also ihr würdet mir dafür thesaurierer empfehlen? da man noch viel mehr benötigen würde wenn man nur die Ausschüttungen mitnehmen würde

  • Eine nachhaltige Entnahmestragie zu planen ist m.E. schwieriger als über einen Sparplan ein Vermögen aufzubauen. Ausschüttend oder thesaurierend hat damit wenig zu tun. Das ist im Endeffekt genau das Gleiche. Du solltest dich zunächst mit den verschiedenen Möglichkeiten vertraut machen. Hier nur einige wenige...


    Dr. Beck


    Dr. Weber


    Georg

  • bei 7% Wertsteigerung verdoppelt sich das Kapital ja nach 10 Jahren dann hätte ich zb 3 Mio. und 90.000€ im Jahr zum Leben

    Es kann aber auch mal 10 Jahre an der Börse geben in denen sich das Kapital verringert!

    2000-2009 hat ein MSCI World eine Rendite von -6,14% p.a. erzielt!

    Von 1 Mio. im Depot im August 2000 blieben Die dann im August 2009 gerade mal 563.000€.

    Das muss man dann auch erstmal aushalten können.

    In den letzten 100 Jahren gab es 3 solche 10 Jahreszeiträume (Verlorene Dekaden).


    Ich empfehle Die daher Dich eingehend mit Entnahmestrategien zu beschäftigen.

    Georg vom Blog finanzen-erklärt dürfte die beste Quelle dazu im deutschsprachigen Raum sein.

    Finanzen? Erklärt!
    Wissenswertes rund ums Thema persönliche Finanzen
    www.finanzen-erklaert.de


    Ganz entscheidend ist die länge des Entnahmezeitraums. Es macht einen großen Unterschied, ob ich 30 oder 50 Jahre von meinem Vermögen leben muss, oder ob ich nur etwas Zusatzrente aus meinem Vermögen erzielen will um zusätzlich zur Rente/Pension noch etwas Geld zu haben (z.B. für Urlaubsreisen).

  • 3% entnahme sollte man maximal machen?


    ...


    bei 7% Wertsteigerung verdoppelt sich das Kapital ja nach 10 Jahren dann hätte ich zb 3 Mio. und 90.000€ im Jahr zum Leben

    Es steht nirgendwo geschrieben, dass es eine regelmäßige Wertsteigerung zu 7% pro Jahr bei einem Aktien ETF gibt.


    Das kann so sein - ABER das muss nicht so sein.


    Aktien ETF waren, sind und bleiben nun mal eine Risiko Anlage und sind keine Festgeldanlage.

    Bevor ich diese Anlage so abschließen würde, wie du es planst, solltest du zunächst einmal eine umfängliche ganzheitliche Finanz- und Lebensplanung vornehmen, damit du dir im Klaren bist, wie du dir dein zukünftiges Leben vorstellst und was du wirklich an finanziellen Mitteln brauchst. Ist der ETF deine gesamtes Vermögen und deine einzige Einkunftsquelle oder gibt es weitere Einkünfte etc.?
    Da sind nicht nur die Kosten für das tägliche Leben, dazu kommen auch diverse andere regelmäßige und unregelmäßige Ausgaben für das Wohnen, Anschaffungen etc.
    Darüber hinhaus kommen auch noch Abgaben für Versicherungen (z.B. Krankenversicherung) und Steuern etc. kommen noch hinzu.

  • Es kann aber auch mal 10 Jahre an der Börse geben in denen sich das Kapital verringert!

    2000-2009 hat ein MSCI World eine Rendite von -6,14% p.a. erzielt!

    Ja dann hätte ich Pech gehabt und ich müsste die Wartezit verlängern wie gesagt das benötige Kapital das ich im Jahr brauche habe ich noch nicht ausgerechnet

    ich denke aber mit so 80k im Jahr (brutto ohne abzug der Steuern) ergibt ca. 5000€ Netto nach steuern.


    Klar da muss noch krankenversicherung usw. weg aber das ist ja schon eine gute monatliche Summe mit der man hinkommen sollte

    optimal wäre auch wenn man etwas weniger entnehmen würde und so sich das Kapital selbst bei Entnahme weiter steigert am besten in Inflationshöhe


    Der Startpunkt wo ich aufhören möchte zu arbeiten ist für mich nicht fix

    Das ist einfach dann wenn es möglich ist (genug Kapital gespart) und ich sage jetzt höre ich auf.

  • Der Startpunkt wo ich aufhören möchte zu arbeiten ist für mich nicht fix

    Das ist einfach dann wenn es möglich ist (genug Kapital gespart) und ich sage jetzt höre ich auf.

    Ich persönlich denke, dass du mit der Denke schon ein Problem hast. Warum willst du aufhören zu arbeiten? Wäre nicht eine Reduktion der Stunden eine Möglichkeit? Oder ein Jobwechsel?


    Ist es wirklich dein Ziel nichts mehr zu tun?

  • Wäre nicht eine Reduktion der Stunden eine Möglichkeit?

    wäre eine möglichkeit die man vorher natürlich überdenken müsste


    Ist es wirklich dein Ziel nichts mehr zu tun?

    wäre natürlich schon schön, wenn man nicht mehr zur Arbeit müsste, dann hätte man viel mehr Zeit für andere Sachen


    man kann sich auch neue Hobbys suchen die einem Spaß machen.

    Sport treiben usw.

  • Wie alt bist du denn eigentlich? Gibt es Partner und/oder Kinder? Hast du schon Ansprüche in der Rentenversicherung? Hast du (ggf. abbezahltes) Wohneigentum? Hast du sonstige Vermögenswerte?


    Die Frage ob thesaurierend oder ausschüttend ist bei der ganzen Sache so ziemlich das unwesentlichste.

  • Die Frage ob thesaurierend oder ausschüttend ist bei der ganzen Sache so ziemlich das unwesentlichste.

    ich würde gerne den ETF auswählen und direkt investieren wenn das Geld kommt.

    Dann kann man sich mit dem drum herum immer noch beschäftigen und warten bis man genug Kapital gespart hat


    ich bin 33 Jahre alt verheiratet und haben ein Haus das wir aktuell noch abbezahlen (muss man ausrechnen ob man nach der Zinsbindung die Immobilie ablöst oder Anschlussfinanzierung macht


    Kind kommt eventuell in paar Jahren.

  • Ja dann hätte ich Pech gehabt und ich müsste die Wartezit verlängern...

    Wenn Du das dann willst/kannst (10 Jahre warten). :/

    Ich habe versucht für mich ein Ziel zu definieren. Mein Ziel ist es mit 63 in Rente zu gehen und finanziell mindestens über das gleiche Einkommen zu verfügen wie aktuell als Arbeitnehmer. Und ich möchte dann nach Möglichkeit nicht noch einige Jahre warten müssen weil die Börse gerade Achterbahn fährt.


    Dein Ziel kann ja so aussehen, dass Du z.B. mit 50 aufhören willst zu arbeiten und Privatier sein willst. Dann kann man sich ausrechnen welche Mittel man mit 50 benötigt und welche Vermögenshöhe und Entnahmerate dafür erforderlich ist.

    Nach 10 Jahren kann man dann ja schauen wo man steht und dann die Entnahmerate ggf. erhöhen.

    ich denke aber mit so 80k im Jahr (brutto ohne abzug der Steuern) ergibt ca. 5000€ Netto nach steuern.


    Klar da muss noch krankenversicherung usw. weg aber das ist ja schon eine gute monatliche Summe mit der man hinkommen sollte

    Ich 'denke' ist keine gute Basis.

    Man sollte schon wissen wie viel Geld man im Monat/Jahr benötigt (ausgibt) bzw. man gern ausgeben will. Das ganze kann ja auch ein Ergebniskorridor sein. Also eine Summe, die man mindestens zur Verfügung haben will und eine Wunschsumme die man gern hätte.

    Und dann einfach mit einer angenommen Inflationsrate in die Zukunft hochrechnen. Ich rechne da eher mit 2,5% p.a. Inflationsrate.

    Und ja Krankenversicherung sollte man nicht unterschätzen. Kommt halt auch darauf an, ob man Privat oder gesetzlich versichert ist.

    Der Startpunkt wo ich aufhören möchte zu arbeiten ist für mich nicht fix

    Das ist einfach dann wenn es möglich ist (genug Kapital gespart) und ich sage jetzt höre ich auf.

    Man muss ja auch nicht zwingend komplett aufhören zu arbeiten.

    Soll ja Menschen geben, die sich einen Teilzeitjob suchen und damit zumindest Ihre Krankenversicherung finanzieren. So bleiben einem u.U. auch soziale Kontakte erhalten.

    Man kann sicherlich auch mit 1-1,5 Mio. Euro aufhören zu arbeiten und von den Erträgen leben. Gibt ja genug Menschen die mit solchen Summen auswandern und Ihr Leben in kostengünstigen Ländern genießen (z.B. Thailand).

    Das Leben ist vielfältig.

    Jeder muss seinen Weg zum persönlichen Glück finden.

  • Was sagt denn Ehepartner/in zu den Plänen? Gibt es da auch noch ein weiteres Einkommen?


    Puh, insgesamt sieht das erst mal nicht nach einer Situation aus, in der man sich mit 1,5 Mio in den Ruhestand verabschieden sollte. Ich würde das Geld mal ganz ergebnisoffen in einen Welt-ETF anlegen (gerne thesaurierend), und dann in 10 Jahren mal schauen was los ist. Vielleicht willst du bis dahin ja auch gar nicht mehr aufhören zu arbeiten, weil dir der Job anfängt richtig Spaß zu machen, oder es zuhause zu nervig geworden ist (letztes eher scherzhaft….)

  • Ich würde das Geld mal ganz ergebnisoffen in einen Welt-ETF anlegen (gerne thesaurierend), und dann in 10 Jahren mal schauen was los ist. Vielleicht willst du bis dahin ja auch gar nicht mehr aufhören zu arbeiten, weil dir der Job anfängt richtig Spaß zu machen, oder es zuhause zu nervig geworden ist (letztes eher scherzhaft….)

    Ja so wäre auch mein Plan gewesen erstmal ergebnis offen investieren und dann wenn ich irgendwann aufhören möchte


    wenn ich mit zb 63 in Rente gehen möchte dann hätte ich noch 30 Jahre vor mir.

    genug zeit für genug Rendite


    Was wäre denn besser wenn ich zb in 10 Jahren sagen würde, ich will aufhören und meine Frau auch und bis dahin haben wir genug Kapital gespart zb 3-4 Mio und wir kommen dann mit 3% vollkommen aus


    würdest du mir dann eher einen Thesaurierer empfehlen? oder eher ausschüttung?

  • Ja so wäre auch mein Plan gewesen, erstmal ergebnisoffen investieren und dann, wenn ich irgendwann aufhören möchte.


    Wenn ich mit zB [mit] 63 in Rente gehen möchte, dann hätte ich noch 30 Jahre vor mir. Genug Zeit für genug Rendite.

    So klingt das aber schon ganz anders! Ich hatte Dein Ursprungsposting so verstanden, daß Du vor einem Verkauf Deines Unternehmens stehst, von dessen Verkauf Du Dir 1 bis 1,5 Millionen erwartest, und dann ins Privatiersdasein wechseln möchtest.


    Jetzt liest sich das eher so, als ob Du diesen Schritt in 30 Jahren plantest.

    Was wäre denn besser, wenn ich z.B. in 10 Jahren sagen würde, ich will aufhören und meine Frau auch, und bis dahin haben wir genug Kapital gespart z.B. 3-4 Mio und wir kommen dann mit 3% vollkommen aus.

    Würdest du mir dann eher einen Thesaurierer empfehlen? Oder eher Ausschüttung?

    Unbedeutendes Detail.


    Finanzplanung muß immer ganzheitlich sein. Dazu gehört eine Privatbilanz und eine mittelfristige Finanzplanung. Ich habe nicht den Eindruck, daß Du das schon gemacht hast. So wie Du fragst, bist Du auch kein besonders erfahrener Anleger. Ich könnte mir vorstellen, daß es sinnvoll wärest, Dir die Grundlagen der Geldanlage anzulesen. Da ist mein Dauerbuchtip vermutlich ein guter Anfang: Hartmut Walz: Ihre Finanzen fest im Griff.


    Es ist übrigens keinesfalls gesagt, daß "alles auf Aktien" für Dich eine geeignete Strategie ist.

  • würdest du mir dann eher einen Thesaurierer empfehlen? oder eher ausschüttung?

    Das kommt ganz auf Eure persönliche Vorliebe an. Es gibt Menschen, die es motivierend finden regelmäßig Ausschüttungen zu erhalten (Cashflow).

    Anderen ist es völlig egal (mir zum Beispiel).

    Ich habe nur thesaurierende ETF in meinem Depot. Ich habe aber mind. die nächsten 10 Jahre lang nicht vor auch nur einen Euro aus dem Depot zu entnehmen. Ganz im Gegenteil. Ich investiere regelmäßig weiter in mein Depot.


    Ansonsten empfehle ich mal über das Thema Assetallokation nachzudenken. Ich würde wohl nicht 1 Mio. einfach so zu 100% in Aktien-ETF investieren, sondern besser diversifizieren (z.B. Anleihen, Gold).

  • Im Millionenbereich lohnt es sich auch, über das Thema Einstieg nachzudenken. Der sofortige Volleinstieg mag statistisch besser sein, es ist aber psychisch schon ein Unterschied, ob man von 5000€ oder von der Million redet.


    Ganz persönlich würde ich mir in der Situation wohl jedes Jahr 1-2 Monate unbezahlten Urlaub nehmen und die Lücken mit Entnahmen aus dem Depot stopfen, ansonsten aber normal weiterarbeiten bis man in einem Alter für die Rente ist.