Wie stark profitiert ein Bankfinanzberater persönlich von seinem Beratungsgeschick?

  • Ja, die Frage steht schon im Titel.


    Wir reden immer davon aber wie ist es denn im konkreten Fall?

    Wir sitzen in der Volksbank (nur beispielhaft benannte Bank) und werden mal wieder über die persönliche Finanzsituation belehrt. Nun kommt es dazu, dass einem ein hauseigener Fond/Versicherung usw. (z.B. UnionInvenstfond) angeboten wird und man schlägt zu.

    In wieweit profitiert der konkrete Bankberater von meiner Unterschrift?

    Provision pro Unterschrift? Provision pro Anlagehöhe? Provision für bankinterne Vorgaben? Gibt es da Anhaltspunkte wie hoch da die persönlichen Provisionen sind?


    Wer kann da mal etwas Licht ins Dunkle bringen?


    Die Frage ist nur aus Interesse. Vielleicht können Leute antworten die da genaueres Wissen oder sogar aus dem Gewerbe sind.

  • Zur hilfreichsten Antwort springen
  • In vielen Fällen kannst Du das selbst überschlagen, wenn Du Dir die Kosten der vorgeschlagenen Produkte näher ansiehst:


    - z.B. Ausgabeaufschlag bei Fonds (häufig bis zu 5%) ist ein anderes Wort für die Vertriebsprovision.

    - z.B. laufende Verwaltungsgebühren bei Fonds (häufig über 1% p.a.) enthalten in der Regel auch hohe sog. Vertriebsfolgeprovisionen, d.h. der Verkäufer verdient weiter.


    Bei Versicherungsprodukten ist es ähnlich: häufig mehrere Monatsprämien als Sofortprovision (= "Abschlusskosten") plus zusätzlich laufende jährliche Folgeprovisionen aus den Beiträgen (= Anteil an den sog. Verwaltungskosten).

  • Bitte,bitte,bitte nenne diese Personen niemals mehr Berater.


    Es sind Verkäufer. Finanzprodukteverkäufer.


    und man schlägt zu.

    Und wenn du da was kaufst schlägst du nicht zu, sondern bekommst etwas verkauft.

    und werden mal wieder über die persönliche Finanzsituation belehrt.

    Und von so einem Verkäufer möchte ich auch nicht belehrt werden.


    Oder belehrt dich deine Brötchenberaterin auch jeden Morgen?



    Ja und diese Menschen bekommen Geld von ihrem Arbeitgebern und wenn sie viel und teure Produkte verkaufen wirkt sich das bestimmt nicht negativ auf ihr Gehalt aus.


    Aber teure Produkte wirken sich ganz bestimmt negativ auf deinen Vermögensaufbau aus.


    Ein guter Finanzberater kostet genau 11,99€.


    Ihre Finanzen fest im Griff - Prof. Dr. Hartmut Walz
    Es gelten die Nutzungs- und Haftungsbestimmungen aus dem jeweils genannten Buch.
    hartmutwalz.de

  • Provision pro Unterschrift? Provision pro Anlagehöhe? Provision für bankinterne Vorgaben?

    Ich denke je nachdem was die Bank intern gerade für Ziele erreichen muss/will.

    ich bin sprachlos was da läuft:

    Mein Vater stirbt Dez 2018, Mutter (damals 83) wird Jan 2019 zur Bank (Sparkasse) gebeten wegen Nachlass. Da schwatzen die Ihr einen offenen Immofond auf als Sparplan….die hatte keine Ahnung was sie da unterschreibt und war völlig überfordert erzählt sie mir jetzt, bisher hatte Papa sich ums Geld gekümmert. 2021 wird sie wieder zur Bank gebeten. Neue „pers. Beraterin“…die schwatzt ihr eine Unfallversicherung im Stil eines Gebrauchtwagenhändlers auf ( „meine eigene Mutter ist am Friedhof gestürzt und war so froh über die Versicherung…“.)

    Ich hab das alles erst vor ein paar Monaten erfahren weil ich mich jetzt ums Konto kümmer…ich bin so sauer auf den Laden.. meine Eltern sind da ihr ganzes Leben lang und dann ziehen sie einer armen Frau mit ein paar € Rente auch noch den letzten € aus dem Kreuz

  • Wer kann da mal etwas Licht ins Dunkle bringen?


    Die Frage ist nur aus Interesse. Vielleicht können Leute antworten die da genaueres Wissen oder sogar aus dem Gewerbe sind.

    Eine Bekannte die in der Versicherungsbranche insbesondere mit Lebensversicherungen gearbeitet hat, erzählte mal, dass sie auch nach ausscheiden als Rentnerin weiter jährlich gewisse Provisionen aus den Altverträgen erhält. Dieser Umstand hat sie mit ziemlichen Stolz erfüllt, weil sie meinte, jene Leute damals sehr gut beraten und gute Verträge geboten zu haben, dass die Kunden den alten Vertrag weiter aufrecht erhalten.

  • Ich kann dir als Angestellter einer Volksbank schreiben, dass bei uns keinerlei Provision bezahlt wird, zumindest bei unserer Bank. Wir haben komplett Festgehalt.


    Ich kann auch im Rahmen meiner Produktpalette kundenorientiert verkaufen/beraten.


    Ich darf halt nicht erwarten, dass ich im Skoda Autohaus einen Opel verkauft bekomme.


    Die Produkte sind natürlich teurer, als für Selbstentscheider, das streitet auch hoffentlich niemand ab.


    Taust: Was wäre denn aus deiner Sicht das richtige Produkt für deine Mutter in diesem Alter gewesen?


    Auch Finanztip muss am Ende Geld verdienen.

    Warum gibt es denn mittlerweile den Unterstützerkreis?

    Die müssen auch Leute bezahlen...

  • Auch Finanztip muss am Ende Geld verdienen.

    Warum gibt es denn mittlerweile den Unterstützerkreis?

    Die müssen auch Leute bezahlen...

    Das Problem ist nicht, dass Geld bezahlt wird, sondern wie. Sobald die Bezahlung vom Produkt und nicht vom Kunden kommt, entsteht ein Interessenkonflikt.


    Wenn der Arzt von der Pharmaindustrie und nicht vom Patienten bezahlt wird, gibt es ein Problem.


    Eine Frage bleibt allerdings: Würde der (deutsche) Kunde das annehmen? Beim Anwalt ist es ja kein Problem. Aber bei der Bank 1000-2000 Euro hinzublättern? In vielen Ländern funktioniert das Provisionsverbot. Ob das in Deutschland funktionieren würde? Ich bin mir da nicht so sicher. Es würde auf jeden Fall lange dauern sowas umzustellen....


    Tatsache ist, dass Honorarberatung nachweislich zu (erheblich) besseren Ergebnissen führt. Aber diese Ecke der Finanzindustrie ist sehr, sehr klein und wird es vermutlich noch lange bleiben.

  • Eine Bekannte von mir war bei der örtlichen Sparkasse oder Volksbank (weiß ich nicht mehr genau) angestellt. Sie hat vor einigen Jahren gekündigt, weil sie keine Lust mehr auf den Verkaufsdruck hatte mit Zielvorgaben, die man nur erreichen konnte, wenn man Kunden ungeeignete Produkte verkauft hat, und weil sie das mit ihrem Gewissen nicht mehr vereinbaren konnte.

  • Bin bei deiner Ausführung komplett dabei Micho.

    Ich frag mich am Ende aber tatsächlich auch, ob dann ggf. nur noch die eh schon vermögenden Kunden eine Beratung erhalten.

    Was heißt „nur noch“? Es ist ja gerade nicht so, dass Kunden heute eine „Beratung“ erhalten würden. Es gib nur Verkaufsgespräche in Banken. Oder sagst Du einem Kunden, der zu dir kommt, „ganz ehrlich, mach dir ein Depot bei einer Direktbank und bespare einen Welt-ETF“? Bestimmt nicht. Du bist gegenüber deinem Arbeitgeber verpflichtet, möglichst viele Produkte deines Arbeitgebers zu verkaufen.


    Das ist bei anderen Verkäufern zwar auch so. Da ist es für die Kunden aber offensichtlicher und berührt in den meisten Fällen auch viel weniger grundlegende Weichenstellungen im Leben.

  • Was machst du denn beruflich 12345?

    Schickst du deine "Kunden" oder was auch immer zum Mitbewerber?

    Mangelnde Transparenz kann man den Banken sicherlich nicht vorwerfen, in welcher Branche wird so viel reguliert?

    Mehr Transparenz gibt es in fast keiner Branche vermutlich..

  • Was heißt „nur noch“? Es ist ja gerade nicht so, dass Kunden heute eine „Beratung“ erhalten würden. Es gib nur Verkaufsgespräche in Banken. Oder sagst Du einem Kunden, der zu dir kommt, „ganz ehrlich, mach dir ein Depot bei einer Direktbank und bespare einen Welt-ETF“? Bestimmt nicht. Du bist gegenüber deinem Arbeitgeber verpflichtet, möglichst viele Produkte deines Arbeitgebers zu verkaufen.


    Das ist bei anderen Verkäufern zwar auch so. Da ist es für die Kunden aber offensichtlicher und berührt in den meisten Fällen auch viel weniger grundlegende Weichenstellungen im Leben.

    Ich sehe das im Grunde genauso wie du. Ich denke auch, dass Leute wie Herr Walz gute Arbeit leisten diesen Missstand aufzudecken. Aber ich muss auch den Kunden in die Verantwortung ziehen. Um es an einem Extrembeispiel zu verdeutlichen:


    Die DVAG. Das dürfte so ziemlich die Königsklasse im Bereich ,,falsche Anreize", ,,schlechte Beratung" und ,,hohe Kosten" sein. Das steht auf Tausenden von Seiten im Internet. Der Ruf der DVAG ist so dermaßen schlecht, dass man schon fast blind sein muss, um das nicht zu erkennen. Jeder kann sich darüber informieren. Und zwar in Echtzeit.


    Und was passiert? Umsatzrekord in 2023 mit 2,3 Milliarden Euro. Noch nie wurden so viele Verträge abgeschlossen wie 2023. Ist das wirklich ein Problem der Branche? Oder ist vielleicht auch der Kunde (mit) schuld? Man verbringt Tage und Nächte damit das richtige Auto auszuwählen oder den nächsten Urlaub zu planen. Man vergleich Smartphones als ginge es um Leben und Tod. Und bei der Finanzplanung? Einem Bereich in dem es (wie du richtigerweise schreibst) um viel geht (Millionen Beträge, Altersabsicherung, ...) unterschreibt man irgendwas auf 40 Jahre ohne sich auch nur 5 Minuten damit beschäftigt zu haben. Da stimmt doch was nicht...


    Manchmal denke ich: Wenn sich ein junger, gesunder Mensch in einer Zeit, in der man so einfach an Informationen kommt, so über den Tisch ziehen lässt, hat er es vielleicht nicht anders verdient. Böse, ich weiß. Aber mich regt diese Finanz-Illiteralität unglaublich auf. Die Basics kann wirklich jeder lernen. Das dauert eine Stunde. Mein Gott...

  • Was machst du denn beruflich 12345?

    Schickst du deine "Kunden" oder was auch immer zum Mitbewerber?

    Ja, tatsächlich kommt das vor, wenn der Kunde (in unserem Fall: Mandant) etwas braucht, das wir nicht anbieten.


    Mangelnde Transparenz kann man den Banken sicherlich nicht vorwerfen, in welcher Branche wird so viel reguliert?

    Mehr Transparenz gibt es in fast keiner Branche vermutlich..

    Regulierung ist nicht gleichbedeutend mit Transparenz. Die meisten Kunden verstehen die Beratungsprotokolle nichtmal, die sie unterschreiben.


    Und sorry, würden Banken interessengerecht beraten, gäbe es keine Zertifikate für Verbraucher bei den Volksbanken und Sparkassen. Zeig mir den Kunden, der zu so einer Bank zur „Beratung“ geht und von sich aus sagt „Ich will mit meinem Geld eine Wette eingehen.“

  • Eine Bekannte von mir war bei der örtlichen Sparkasse oder Volksbank (weiß ich nicht mehr genau) angestellt. Sie hat vor einigen Jahren gekündigt, weil sie keine Lust mehr auf den Verkaufsdruck hatte mit Zielvorgaben, die man nur erreichen konnte, wenn man Kunden ungeeignete Produkte verkauft hat, und weil sie das mit ihrem Gewissen nicht mehr vereinbaren konnte.

    Genau das habe ich auch von mehreren Menschen, die dort gearbeitet haben, genauso gehört.

    Es findet dort für die Beschäftigten ein, teils als entwürdigend empfundener, Verkaufsdruck statt, der jeder Beschreibung spottet.

    Da heißt es dann zum Beispiel am Montag per Mail, das bis Freitag gnadenlos an alle irgendwelche idiotischen Finanzprodukte verkauft werden müssen.

    Die Woche danach sind dann die berühmten Reisegepäckversicherung dran, versteckt in der Auslandskrankenversicherung.

    • Hilfreichste Antwort

    Hallo Alaska79x,


    um auf Ihre Frage zurückzukommen.


    Es gibt die Verkäufer wie z.B. MichaG, die ein reines Festgehalt beziehen. Das bedeutet aber nicht, dass sie keinen Verkaufsdruck hätten. Von der Zentrale gibt es Umsatzvorgaben und ggf. werden die auch bis auf den einzelnen Mitarbeiter heruntergebrochen. Wenn die Vorgaben einige Jahre nicht eingehalten werden, steht die Existenz der Filiale zur Disposition oder mindestens ein Personalabbau. Wer geht als erster?


    Dann gibt es die Verkäufer mit einem (schmalen) Festgehalt plus Provision, die an diverse Umsatzzahlen gekoppelt sind. Wobei die Berechnung der Provision nicht linear an den Preis des einzelnen Produkts gekoppelt ist. Üblich sind ziemlich komplizierte Berechnungsformeln mit vielen, auch gelegentlich sich ändernden Einflussfaktoren.


    Der reine Provisionsverkäufer dürfte bei der Filialbank selten und eher bei den Finanzvertrieben anzutreffen sein. Hier gibt es schon die Regelung, dass der Vertriebler x Prozent des vom Kunden bezahlten Preises erhält, aber auch weitere Faktoren können für die Höhe der Vergütung mitspielen.


    Gruß Pumphut

  • Na klar müssen wir am Ende verkaufen, das Unternehmen muss ja am Ende auch Geld verdienen und ich möchte mein Gehalt auch weiterhin bekommen.

    In welchem Beruf wird denn umsonst gearbeitet?

    Es gibt zum Glück noch genug Leute, die sich nicht kümmern möchten und auch bereit sind, dafür auch etwas zu bezahlen.


    Es sollte sich jeder den für ihn richtigen Weg suchen.

  • Na klar müssen wir am Ende verkaufen, das Unternehmen muss ja am Ende auch Geld verdienen und ich möchte mein Gehalt auch weiterhin bekommen.

    In welchem Beruf wird denn umsonst gearbeitet?

    Es gibt zum Glück noch genug Leute, die sich nicht kümmern möchten und auch bereit sind, dafür auch etwas zu bezahlen.


    Es sollte sich jeder den für ihn richtigen Weg suchen.

    Ich denke so einfach ist es nicht und man kann die Finanzbranche auch nicht einfach so mit anderen Branchen vergleichen.


    Wenn man von einem Autoverkäufer das falsche Produkt bekommen hat oder sich einen zu teuren Internet-Vertrag aufschwatzen lässt, ist das ärgerlich, aber nicht dramatisch.


    Eine falsche Behandlung beim Arzt, Baupfusch oder eben eine falsche Beratung bei einer Bank spielt da in einer ganz anderen Liga. Das kann ein ganzes Leben versauen.


    Wir reden hier von ,,Altersarmut ja oder nein" oder ,,Absicherung elementarer Risiken". Tatsache ist, dass die Beratungsqualität durch die Bank eine Katastrophe ist. Auch bei der RaiBa. Und auch bei den Sparkassen. Und da geht es nicht nur um ,,der Fonds ist ein bisschen teurer". Da wird strukturell falsch beraten (also verkauft) und ein Schaden angerichtet, der kaum im Worte zu fassen ist.


    Dabei kann ich die Verkäufer verstehen. Sie sind ihrem Arbeitgeber verpflichtet und weisungsgebundenen. Ich glaube sogar, dass der Großteil der Verkäufer es gut meint mit den Kunden. Aber das Problem bleibt. Ich sehe das sehr oft. Die verkauften Produkte passen einfach sehr oft überhaupt nicht auf die Situation, sondern spiegeln (so mein Eindruck) die momentanen Vertriebsziele der Bank wider.


    Aber ehrlich gesagt habe ich keine Lösung. Eigentlich kann nur der Kunde und der Bürger das Problem lösen. Er scheint dies aber nicht zu wollen...

  • Es gibt zum Glück noch genug Leute, die sich nicht kümmern möchten und auch bereit sind, dafür auch etwas zu bezahlen.

    Genau, dagegen spricht ja auch nichts. Aber dafür wären eben unabhängige Honorarberater der richtige Weg, keine Verkäufer, die aus einem eingeschränkten Portfolio nicht zielgruppengerechte Produkte mit hohen Kosten verkaufen und über Provision vergütet werden.