erzeugt Deutschland mehr Strom, als es verbraucht?

Liebe Community,
am Dienstag, den 24. Juni 2025, führen wir ein technisches Update durch. Das Forum wird an diesem Tag zeitweise nicht erreichbar sein.
Die Wartung findet im Laufe der ersten Tageshälfte statt. Wir bemühen uns, die Ausfallzeit so kurz wie möglich zu halten.
  • Deshalb wäre es so wichtig, sich auf realistische und günstige Lösungen zu konzentrieren, statt auf mit heutiger Technologie nicht darstellbare Traumschlösser, deren Nichterreichen in jedem Fall teuer kommt.

    Auf welchen technologischen Fortschritt würdest du denn (wie lange) warten um die Ziele zu erfüllen? Zumal du doch selbst schreibst, dass die Probleme bereits heute technisch Lösbar sind und nur die Frage im Raum steht, auf welche Art & Weise man es am günstigsten (oder meintwegen auch am wenigsten teuer) hinbekommt. Auf was soll man sich denn konzentrieren bzw. was sollte man nicht tun weil es das "wichtigere" blockiert (und warum kann man es nicht gleichzeitig machen)?

  • Und hier ist die Frage, ob es beim Strom tatsächlich soviel Widerstand in der Bevölkerung gibt. Klimaschutz wollen doch die meisten (sofern es nicht (finanziell / Komfortmäßig) weh tut). Und der Strompreis ist doch im Vergleich zu "neuer Heizung" oder gar "bessere Dämmung" oder "du darfst nicht mehr fliegen" viel weniger weh (man möge nur mal schauen, wie viele Leute immernoch in der Strom-Grundversorgung hängen). Und werden die beiden Parteien (ich nehme an du meinst die AFD und das BSW) wirklich wegen "Kein Klimaschutz" gewählt?

    Der vermeintliche Widerstand gegen Klimaschutzmaßnahmen wie höhere Strompreise ist oft weniger eine Frage fundamentaler Ablehnung als von Bequemlichkeit oder Informationsdefiziten. Stromkosten fallen im Vergleich zu teuren Heizungswechseln oder Flugverboten kaum ins Gewicht, dennoch mobilisieren Parteien wie AfD und das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) gezielt dagegen.


    Dabei geht es diesen Parteien nicht um echte Überzeugungen – auch nicht beim Klimaschutz. Ihre Strategie besteht darin, Panik und Unsicherheit zu schüren, um Stimmen zu gewinnen. Ein Paradebeispiel liefert Alice Weidel, die am 22. März 2020 auf Twitter schärfere Coronamaßnahmen forderte, nur um kurze Zeit später das Gegenteil zu propagieren.


    Solche Widersprüche belegen, dass hier kein Prinzip am Werk ist, sondern purer Opportunismus.


    Diese Beliebigkeit zeigt sich auch in der Klimadebatte: Statt Alternativen werden diffuse Ängste gestreut.


    Das eigentliche Problem ist daher nicht die Bevölkerung, sondern die skrupellose Manipulation durch Akteure ohne Werte. Solche Taktiken gefährden nicht nur den Klimaschutz, sondern die politische Kultur insgesamt und unsere schöne liberale Demokratie.

  • Aber trotzdem ein gutes Beispiel was passiert, wenn man weitermacht wie bisher (Verbenner bauen) statt sich anzupassen.

    Aber VW, Stellantis, BMW haben doch schon jede Menge E-Autos in ihrem Portfolio. Korrigiere mich, aber das Problem liegt doch daran, dass die E-Autos keiner kaufen will, was dann weitere Probleme mit den Flottenverbrauchsziel nach sich zieht.

  • dass die E-Autos keiner kaufen will

    Die systematische Schlechtrederei der E-Mobilität durch die Fossil-Lobby zeigt einmal mehr, wie tief die Interessenskonflikte in der Debatte um die Verkehrswende verwurzelt sind.


    Begriffe wie „Technologieoffenheit“ (Synonym für: "ich will mich nie verändern") und das ewige Hochhalten der E-Fuels sind dabei nichts weiter als Ablenkungsmanöver – denn wer will ernsthaft 9 Euro pro Liter für E-Fuels zahlen, um dann gleichzeitig über die CO2-Bepreisung und den Dieselpreis zu schimpfen?


    Monatelang wurden Märchen über angeblich exorbitanten Lithiumverbrauch, Kinderarbeit und brennende Akkus erzählt, um die Technologie schlechtzureden.


    Währenddessen holen die Chinesen uns in Sachen günstige E-Autos ein – oder überholen uns gleich. Und wenn dieser gezielte Kampagnen-Erfolg dazu führt, dass wir den Anschluss verpassen, wird die Schuld natürlich reflexartig bei den Grünen gesucht. Überraschung? Fehlanzeige.


    Das nennt man destruktive Schlafmützenpolitik.

  • Du findest also, dass der E-Auto-Absatz in Deutschland boomt?

    Habe ich nicht geschrieben - die Fossil-Lobby hat ganze Arbeit geleistet: gezielte Kampagnen, Märchen über Lithiumverbrauch, Kinderarbeit und brennende Akkus – und die Industrie? Sie hat geschlafen. Während hier die E-Mobilität blockiert wird, boomt sie in Asien, unserem einstigen Exportmarkt. Indien plant ein Verbrenner-Verbot ab 2030 für 1,4 Milliarden Menschen, China setzt konsequent auf Elektroautos.


    Und Deutschland? Glaubt immer noch die Märchen der Fossillobby, unterstützt von willfährigen Parteien. Das ist nicht nur kurzsichtig, sondern unverantwortlich.


    Ab 2030 dürfen nur noch E-Autos in Indien fahren

  • Es drängt sich der Eindruck auf: Wenn eine Partei, wie die FDP (meines Erachtens zu recht) in der Wählergunst abstürzt, ist dafür für die schlechten Politik samt ebensolcher Kommunikation der FDP ursächlich. Wenn eine Partei wie die Grünen in der Wählergunst verliert, dann sind - bei den Grünen und in bestimmten Kreisen - das "Schlechtreden" der pöhsen Medien oder "Hetzkampagnen" gegen die Grünen dafür verantwortlich. Da könnte eine gewisse Asymmetrie in der Wahrnehmung und Bewertung vorliegen ... ?


    In dem Kontext (meines Wissens die Nachfrage nach E-Autos in 2024 massiv eingebrochen)

    Die systematische Schlechtrederei der E-Mobilität

    q. e. d.



    In meinem Umfeld sind - neben dem erratischen Förder-Murks (Planungssicherheit ist ein hohes Gut für Verbraucher und Unternehmen) der Ampel-Regierung - die am meisten gehörte Gründe, warum man sich kein E-Auto anschafft: Begrenzte bis geringe Reichweite, mangelhafte Ladeinfrastruktur (gerade in MFH), (teilweise) lange Ladezeiten, in der Regel höhere Anschaffungspreise gegenüber einem vergleichbaren Verbrenner, taugt nur als Stadt- bzw. Zweit oder Drittwagen, unsichere Restwerte, Unsicherheiten wegen der gebrauchten Batterie sowie auch ein kaum bis fast nicht existierender Markt für gebrauchte E-Autos.


    Eine ganze Menge an Gründen. Das hört man jedenfalls von den Menschen ...

  • Nun wird er erst so richtig loslegen.

    Kann gut sein - but it takes two to tango ... ;)

    Den hat R. H. als Wahlhelfer ...

    Was aber nur Dein Verdacht ist und sich damit im Bereich der Spekulation bewegt.

    ... in dieses eigentlich relativ unpolitische Forum entsandt.

    Nach meinen Erfahrungen (leider) keine Spekulation: Private Finanzen und Politik lassen sich in praxi in sehr vielen Fällen (leider) nicht völlig getrennt voneinander betrachten. Angefangen von der Steuer- und Wirtschaftspolitik über die Geldpolitik bis hin zu politisch motivierten Währungsexperimenten wie dem Euro.

  • Aber VW, Stellantis, BMW haben doch schon jede Menge E-Autos in ihrem Portfolio.

    Jetzt schon, aber m.e. haben sie halt erst spät damit angefangen. Und nun haben andere den Technologie Vorsprung bei den Batterien. Und daher sind in den E-Autos der deutschen Hersteller keine Batterien aus deutscher Produktion. (Ja, es hätte auch sein können das China trotzdem das Rennen macht, auch wenn die deutschen Hersteller früher damit angefangen hätten, aber wenn man die Entwicklung verschläft "gewinnt" man sicher nicht).

    , aber das Problem liegt doch daran, dass die E-Autos keiner kaufen will,

    Das Problem das LebenimSueden angesprochen hat war, dass die Wertschöpfung der Batterie nicht in Deutschland stattfindet. Das Problem das keiner E-Autos kaufen will, ist ein anderes Problem. Scheint 2024 aber besonders in Deutschland zu treffen, obwohl die von Sovereign angeführten Argumente gegen E-Autos ja nicht speziell Deutschland betreffen (so ein E-Auto fährt in Norwegen ja nicht weiter als in Deutschland...).


    Das eigentliche Problem ist daher nicht die Bevölkerung

    Wenn "die Bevölkerung" mehr auf Inhalte und Fakten, und weniger aus Gefühle, Empörung und Stammtischlösung setzten würde, wäre m.e. schon viel gewonnen.

  • Und hier ist die Frage, ob es beim Strom tatsächlich soviel Widerstand in der Bevölkerung gibt.

    Ja und nein. Für viele hält sich die Stromrechnung aktuell in Grenzen und dürfte sich gegenüber Heizung und Tanken meist eher mäßig ausnehmen. Aber die Zukunft soll elektrisch sein und dann ist Strom auch Heizung und Tanken. Schaut man sich an, wie schnell Regierungen überall in Europa dabei waren, 2022 die Strom-, Sprit- und Heizkosten zu senken, wird klar, welcher Sprengstoff dahinter steckt.


    Die Politik hat hier natürlich den Vorteil, dass die Sache mehrfach verschleiert daherkommt. Spritpreise an der Tankstelle sieht man jedes Mal, die Stromkosten nur einmal im Jahr. Beim Strom werden diverse Netzkosten in einer Grundgebühr zusammengefasst, die über die nächsten Jahre deutlich steigen wird; die meisten Leute schauen aber nur auf den Arbeitspreis. Wärmepumpen und Elektroautos haben aktuell vor allem dort eine hohe Durchdringung, wo es sich die Leute leisten können und durch eigene PV einen Hedge gegen hohe Strompreise haben. Aber in 5-10 Jahren wird es diesbezüglich auch in breiteren Bevölkerungsschichten ein böses Erwachen geben.


    Jetzt schon, aber m.e. haben sie halt erst spät damit angefangen.

    Was so nicht stimmt. BMW war mit dem i3 damals echter Vorreiter, quasi zeitgleich mit dem Tesla Model S. Den E-Golf gab es auch schon kurz danach und noch vor dem Model 3

    Der Unterschied ist, dass Tesla cool war, eine Menge Geld zum Verbrennen hatte und nur Elektroautos im Portfolio. Während alle etablierten Hersteller sich auf die Produkte konzentriert haben, die sich erstens gut verkauft haben und zweitens Geld verdient.

    Warum nicht auch den "Grundlastanteil" via EE abdecken? Das Dunkelflauten-Problem müssen wir doch eh lösen - und ob wir es jetzt für 80% EE oder 100% EE lösen scheint mir jetzt kein dramatischer Unterschied zu sein. Bzw. was übersehe ich?

    Es macht schon einen großen Unterschied. Im einen Fall musst du die Dunkelflaute komplett über Speicher lösen, da sind wir mit heutiger Technik zwei Größenordnungen entfernt und die komplette Infrastruktur muss erst aufgebaut werden. Im anderen Fall löst man das Dunkelflautenproblem über fossile Kraftwerke, die nur ein paar Monate laufen und im Sommer heruntergefahren werden. Speicherung muss nur kurzfristig überbrücken. Die Kraftwerke sowie ein Großteil der Infrastruktur sind bereits vorhanden und zu größeren Teilen abgeschrieben. Es ist offensichtlich, dass die preislichen Unterschiede zwischen beiden Lösungen enorm sein werden.

    Ein reines EE-Netz ist ein klassisches 90/90 Problem. 90% der Lösung kosten 90% des Budgets. Und die letzten 10% kosten nochmal 90% des Budgets ;)

  • Ein reines EE-Netz ist ein klassisches 90/90 Problem. 90% der Lösung kosten 90% des Budgets. Und die letzten 10% kosten nochmal 90% des Budgets ;)


    Ich sehe das anders. Selbstverständlich braucht es ein Mindestmaß an Zeit und Überlegung, aber lass uns ein Gedankenexperiment machen: Stell dir zwei Patienten vor, beide mit derselben Diagnose – Krebs. Beide erhalten die dringende Empfehlung, sich operieren zu lassen.


    Der eine entscheidet sich, trotz aller Ängste und Schmerzen, für die OP. Der andere hingegen glaubt, er könne noch eine Weile mit halben Maßnahmen und kleinen Anpassungen zurechtkommen.


    Der Erste durchläuft nach der Operation eine schwere Zeit: Er leidet unter großen Schmerzen, kämpft sich durch einen langen Krankenhausaufenthalt und eine schwierige Genesungsphase. Doch am Ende ist das Problem gelöst – vollständig und nachhaltig.


    Der Zweite vermeidet die Operation zunächst, genießt scheinbar unbeschwerte Tage, geht vielleicht in den Urlaub, während der andere noch im Krankenhaus liegt. Doch nach zwei Jahren hat sich die Situation verschlimmert: Der Krebs ist nicht mehr operabel.


    Während der Erste sein Leben geheilt und erfüllt weiterlebt, möglicherweise sogar noch Kinder bekommt und wunderschöne Momente erlebt, verliert der Zweite seinen Kampf.


    Die Lektion daraus ist klar: Halbherzige Maßnahmen lösen kein Problem. Eine "Operation" bedeutet nicht, mit dem Schlachtermesser blind zuzuschlagen, sondern gezielt und sorgfältig mit dem Skalpell zu arbeiten. Doch was notwendig ist, muss vollständig getan werden.


    Das betrifft nicht nur uns persönlich, sondern auch unsere Gesellschaft und Politik. Fossile Abhängigkeiten müssen konsequent beendet werden – nicht nur aus Klimaschutzgründen, sondern auch, um endlich politisch unabhängig zu sein. Keine Erpressung mehr durch Russland, Trump oder die Saudis.


    Doch dafür ist Veränderungsbereitschaft gefragt. Viele Menschen scheinen dazu erst in der Lage zu sein, wenn die Umstände sie dazu zwingen – und dann ist es oft zu spät.

    Wenn wir uns jetzt nicht entschlossen bewegen, werden wir bewegt – und das auf eine Weise, die uns keine Wahl mehr lässt. Das hat nichts mit den Grünen oder Habeck zu tun. Es geht um grundlegendes Verantwortungsbewusstsein.


    Leider wirkt es manchmal, als würde ein großer Teil unserer Gesellschaft Veränderungen grundsätzlich verteufeln.


    Es ist, als wären wir in einer Art kollektiver Starre gefangen, unfähig, uns aus eingefahrenen Strukturen zu lösen. Doch die Welt wartet nicht, was immer die Damen und Herren der Politik behaupten mögen - je populistischer, desto starrer...


    Angst schafft Stimmung und Stimmen...

  • Aber die Zukunft soll elektrisch sein und dann ist Strom auch Heizung und Tanken. Schaut man sich an, wie schnell Regierungen überall in Europa dabei waren, 2022 die Strom-, Sprit- und Heizkosten zu senken, wird klar, welcher Sprengstoff dahinter steckt.

    2022 gabs m.M. eine Kostenexplosion, will sagen in sehr kurzer Zeit wurde es sehr teuer (aufgrund eine Abhängigkeit, die wir mit EE hoffentlich nicht mehr haben werden, weil hoffentlich viele verschiedene Länder Wasserstoff liefern können). Der Umstieg auf elektrisch soll aber ja noch 20 Jahre dauern (und ich würde nicht darauf Wetten, dass es nicht länger dauert). Und wie teuer es wird, ist ja auch noch nicht gesagt.

    Beim Strom werden diverse Netzkosten in einer Grundgebühr zusammengefasst, die über die nächsten Jahre deutlich steigen wird; die meisten Leute schauen aber nur auf den Arbeitspreis.

    Hm, also die Leute im Grundtarif schauen wohl garnicht sondern bezahlen. Die Leute die den Preisvergleich anwerfen schauen wohl eher auf den Gesamtpreis - sonst würden die Firmen doch nicht hohe Wechselboni ausloben (welche den Gesamtpreis drücken, aber im 2. Jahr wegfallen). Ich hab eher das Gefühl, dass die Leute auf den Abschlag schauen - aber so oder so, ich denke schon das sie es merken ...

    Aber in 5-10 Jahren wird es diesbezüglich auch in breiteren Bevölkerungsschichten ein böses Erwachen geben.

    Da hängt davon ab, wie sich der Strompreis entwickelt. Bei 30 Cent/kWh (Haushaltstrom ohne dynamischen Strompreis bzw. variables Netzentgelt - ja, kann nicht jeder) und 20 kWh/100km kosten 100km um die 6 Euro. Bei 160 Cent / Liter und 5 Liter / 100 km kosten die 100km um die 8 Euro. Ist nicht so weit auseinander. Der Strom mag teurer werden (beim Schnellladen aber vielleicht auch billiger?), aber das schafft die Politik beim Sprit auch, und wenn man es gemächlich macht, wird es vielleicht kein böses Erwachen sondern ein langsames Umsteigen geben.

    Was so nicht stimmt.

    Was ist dann der Grund, warum China in der Batterieproduktion (vorsichtig ausgedrückt) weit vorne liegt?

    Im einen Fall musst du die Dunkelflaute komplett über Speicher lösen,

    Verstehe ich leider noch nicht, sry. Vereinfacht: Wenn 100% EE habe, muss ich 100% des Strombedarfs in ner Dunkelflaute abdecken. Das darf/kann ich doch machen wie ich möchte - Importieren, aus dem Speicher (Elektrisch, Biogas, Druckluft, Lageenergie, Chemisch, ...), von Reservekraftwerken (fossil oder H2 betrieben). Wenn ich 80% EE habe (und 20% fossile), muss ich bei Dunkelflaute 80% des Strombedarfs abdecken. Die 20% fossile helfen mir nicht, weil die müssen doch eh laufen um die 20% abzudecken, die sie auch bei "schönem Wetter" abdecken.

    Im anderen Fall löst man das Dunkelflautenproblem über fossile Kraftwerke, die nur ein paar Monate laufen und im Sommer heruntergefahren werden.

    Und warum geht das nur, wenn man 80% EE hat und nicht wenn man 100% EE? Zumal es mir geschickter erscheint, auch im Winter die fossilen Kraftwerke nicht durchlaufen zu lassen, sondern nur in der Dunkelflaute anzuwerfen. Dann sind es (nach meinem Verständnis) aber Reservekraftwerke - die möglichst wenig Laufen sollen (und sich dadurch natürlich nicht durch die kWh finanzieren können, sondern z.B. durch eine "Bereithalteprämie"), und dadurch vermutlich durchaus teures Gas oder gar noch teureren Wasserstoff verbrennen können, weil sie ja eh nicht lange laufen bzw. eh nicht viel "Brennstoff" verbrauchen bzw. Strom produzieren. (Ein Kernkraftwerk ist dafür m.E. nicht geeignet, u.a. weil ich da die Fixkosten (Baukosten) als zu hoch ansehen und ich meine dass man AKWs auch nicht so schnell an (und abschalten) kann wie Kohle/Gas/Wasserstoff - abgesehen von den anderen Problem wie (Neubau) dauert zu lange, Abhängigkeit von (m.W. wenig) Uranexporteuren, Sicherheit, Endlager).

    Ein reines EE-Netz ist ein klassisches 90/90 Problem.

    Juchu, wir sind schon bei 90% EE :). Spass beiseite: Ich verstehe leider noch nicht, warum es ein 90/90 Problem ist? Ist es das, weil du bei "fossilen Reservekraftwerken" die Zeit in der diese Laufen von den 100% EE abziehst?

  • Hier gab's - glaube ich - keine Antwort drauf. Oder habe ich etwas übersehen?

    Wohin geht eigentlich das Geld für die CO2 Abgabe? Bleibt das in Deutschland für


    Zitat

    Einnahmenverwendung

    Bearbeiten

    Vorschläge für die Verwendung von Einnahmen aus der CO2-Bepreisung umfassen:

    Oder geht es über den https://de.m.wikipedia.org/wiki/EU-Emissionshandel woanders hin?

    Und wenn es einen https://de.m.wikipedia.org/wiki/EU-Emissionshandel gibt: sind dann die CO2 Abgaben in allen EU Ländern gleich hoch? Falls nicht: wie funktioniert das dann?

  • eben gefunden:


    https://www.focus.de/finanzen/news/klimawildnisbotschafter-sprit-ist-wegen-co2-abgabe-teurer-hier-landet-jetzt-ihr-geld_id_260609129.html


    Liest sich eher wie eine Steuererhöhung, da nicht zweckgebunden?


    Zitat

    Bezahlt wird daraus die Energiewende, also vor allem das, was die Förderung erneuerbarer Energien anbelangt. Wer jedoch tiefer in den Ausgabenplan schaut, stellt auch allerhand andere Verwendungszwecke fest. Da sollten zum Beispiel zehn Milliarden Euro dafür verwendet werden, dass Intel in Magdeburg seine Chipfabrik baut.

    Oder verbreitet Focus hier Falschinformationen?

  • 2022 gabs m.M. eine Kostenexplosion, will sagen in sehr kurzer Zeit wurde es sehr teuer

    Ob die Kostensteigerung über 1 Monat oder 10 Jahre passiert, ändert am Endergebnis wenig. Eher im Gegenteil. Das ist wie mit dem Frosch im Wasser. Wärmt man es langsam auf, springt er nicht raus und ist am Ende trotzdem tot.


    Der Umstieg auf elektrisch soll aber ja noch 20 Jahre dauern (und ich würde nicht darauf Wetten, dass es nicht länger dauert).

    Der Umstieg der Gesellschaft mag lange dauern, für viele einzelne wird das aber in den nächsten 5 Jahren konkret und teuer. Gerade wenn man z.B. Wärmepumpen in unsanierte Altbauten drückt


    Da hängt davon ab, wie sich der Strompreis entwickelt.

    Darum geht es ja in dieser Diskussion. Klar ist, dass der Strompreis nicht günstiger wird als aktuell. Dafür muss viel zu viel neue Infrastruktur gebaut und amortisiert werden. Bei der typischen Lebensdauer eines Windrads von rund 20 Jahren ist auch unklar, ob wir jemals den Punkt erreichen, an dem die neue Infrastruktur abgeschrieben ist.


    Bei 30 Cent/kWh (Haushaltstrom ohne dynamischen Strompreis bzw. variables Netzentgelt - ja, kann nicht jeder) und 20 kWh/100km kosten 100km um die 6 Euro. Bei 160 Cent / Liter und 5 Liter / 100 km kosten die 100km um die 8 Euro. Ist nicht so weit auseinander. Der Strom mag teurer werden (beim Schnellladen aber vielleicht auch billiger?), aber das schafft die Politik beim Sprit auch, und wenn man es gemächlich macht, wird es vielleicht kein böses Erwachen sondern ein langsames Umsteigen geben.

    Spritkosten werden aktuell von Steuern dominiert, Strom nicht ganz so sehr. Die Steuern/100km sind beim Elektroauto entsprechend deutlich geringer. Der Staat wird aber garantiert nicht auf die Einnahmen verzichten


    Verstehe ich leider noch nicht, sry. Vereinfacht: Wenn 100% EE habe, muss ich 100% des Strombedarfs in ner Dunkelflaute abdecken. Das darf/kann ich doch machen wie ich möchte - Importieren, aus dem Speicher (Elektrisch, Biogas, Druckluft, Lageenergie, Chemisch, ...), von Reservekraftwerken (fossil oder H2 betrieben). Wenn ich 80% EE habe (und 20% fossile), muss ich bei Dunkelflaute 80% des Strombedarfs abdecken. Die 20% fossile helfen mir nicht, weil die müssen doch eh laufen um die 20% abzudecken, die sie auch bei "schönem Wetter" abdecken.

    Das ist wieder der Unterschied zwischen 80% im Schnitt und 80% konstant. 80% im Schnitt wird sicherlich bedeuten, dass man im Sommer >95% EE hat und in den 3-4 Monaten Hochwinter vielleicht nur 50%. Damit ist die Fallhöhe bei einer Dunkelflaute eine ganz andere als beim 100% EE-Netz.

  • Und daher sind in den E-Autos der deutschen Hersteller keine Batterien aus deutscher Produktion.

    Also BMW ist dran, ging gerade nochmal gut. Denn die Zukunft der bayrischen Batteriefabrik lag in den Händen von 2800 Wahlberechtigten eines Bürgerbegehrens, das es bei uns immer gibt, wenn etwas Großes zu entscheiden ist.


    Weswegen übrigens auch der Zulauf zum Brenner-Basistunnel stockt, aber das ist offtopic. Oder aber Stromleitungen über der Erde, wieder ontopic.

    schon das sie es merken ...

    Da hängt davon ab, wie sich der Strompreis entwickelt.

    Also selbst unsere Ex-Ampel hat da keine große Hoffnungen gemacht. In der Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage 20/7078 vom Juni 23 lässt sich auf Seite 42 nachlesen, wie das BMWK die Gas- und Strompreise in den nächsten 20 Jahren sieht.

    Ich machs kurz, es wird nicht billiger. ;)

  • Was in der ganzen Diskussion fehlt oder deutlich zu kurz kommt, zumindest aus meiner Sicht, ist das Thema Engergiesparen. Und gerade das ist basisdemokratisch. Da ist jeder selbst gefordert und, positiver Nebeneffekt, man spürt es sofort im Geldbeutel.

    Aus eigener Erfahrung: Vor vielen Jahren habe ich im Bad Perlatoren installiert. Der Wasserbrauch und damit auch der Energieverbrauch beim Warmwasser ging um ca. 30% zurück.

    Ich sehe Nachbarn die mit dem Auto zum einen Kilometer entfernten Supermarkt fahren. Vorsclag: Laufen, spart Energie, egal ob E oder Verbrenner, und hat auch noch einen gesundheitlichen Nebeneffekt.

    In wievielen Büros laufen PC, Monitore etc. nächtelang bzw. über das Wochenende oder sogar bei 2 Wochen Urlaub durch.

    Diese Punkte und noch viele mehr fächendeckend über ganz Deutschland - was würde das an Energie und Kosten einsparen und damit auch einen positiven Beitrag zum Umweltschutz liefern. Teilweise würden sogar, wie z. B. mehr Bewegung positive Nebeneffekte auftreten. Und all das, ohne eine Einschränkung der Lebensverhältnisse, außer natürlich man empfindet es als Einschränkung ein technisches Gerät wirklich per Knopfdruck auszuschalten.

  • Was in der ganzen Diskussion ... deutlich zu kurz kommt ... , ist das Thema Energiesparen. Und gerade das ist basisdemokratisch. Da ist jeder selbst gefordert und - positiver Nebeneffekt - man spürt es sofort im Geldbeutel.

    Wie kannst Du nur! Mein Plasmafernseher gehört zum Existenzminimum! Meine Stromrechnung bringt mich um! Ich bin ganz klar energiearm!


    Ich bin da völlig bei Dir. Stromsparen ist verhältnismäßig einfach, und der Effekt ist erheblich. Auch ein sinnvoller Umgang mit Wasser ist nicht schwer. Heizung sparen ist schon schwieriger. Bei allen drei Versorgerrechnungen ist natürlich das Niveau relevant, von dem man kommt.


    Das wesentliche Moment dabei ist die Bewußtmachung. Man muß wissen, was viel verbraucht und was wenig, und man muß seinen Verbrauch zeitnah protokollieren, damit man Abweichungen schnell erkennt. Dazu braucht man einen gewissen Grips, den Willen und eine gewisse Disziplin.


    Jeder Vermieter (der den Heizbedarf seiner Mieter abrechnet), wird Dir bestätigen, daß die Heizkostenrechnung bei einem Mieterwechsel sich ohne weiteres halbieren oder verdoppeln kann. Das Haus ist unverändert, das heißt: Die Änderung ist verhaltensbedingt.

    Aus eigener Erfahrung: Vor vielen Jahren habe ich im Bad Perlatoren installiert. Der Wasserbrauch und damit auch der Energieverbrauch beim Warmwasser ging um ca. 30% zurück.

    Das müssen schon sehr viele Jahre sein! Wasserhähne ohne Perlatoren kenne ich noch nicht einmal aus meinem Elternhaus.


    Wir hatten neulich mal offensichtlich sehr reinliche Gäste. Während ihres Aufenthaltes hat sich unser Wasserverbrauch versechsfacht.


    Ich bin vor Jahren mal durchs Haus getobt und habe die Stromaufnahme jedes Elektrogeräts gemessen: Excel-Liste, jedes Zimmer, jeder Stromverbraucher. Danach habe ich mich erstmal gefragt: Brauche ich dieses Gerät? Muß es ständig im Standby sein? Wann habe ich es das letzte Mal eingeschaltet? Den schlimmsten Schlucker habe ich an einer Stelle gefunden, an der ich ihn nicht erwartet hätte. Er hat pro Tag fast 2 kWh gebraucht, um die 700 kWh im Jahr. Abgeschaltet. Diese Aktion hat um die 30% Minderverbrauch gebracht. Seitdem ist der Stromverbrauch weiter gesunken, weil ich bei jeder Neuanschaffung auf niedrigen Stromverbrauch achte und Vielverbraucher zwar weiterhin nutze, aber eben gezielt.


    Übrigens: Die vielgeschmähten Wandwarzen, also etwa Handy-Ladeteile, schlucken unbelastet so gut wie nichts. Wer will, kann sie selbst als eKstr3Em-Stromsparer ohne Gewissensbisse steckenlassen.


    Mittlerweile dürfte das Stromsparpotential ausgereizt sein. Wir brauchen etwa die Hälfte dessen, was vergleichbare Haushalte benötigen. Es geht ja darum, unnötigen Stromverbrauch zu vermeiden, nicht etwa um Selbstkasteiung. Die Abschaffung des Kühlschrankes als solchem steht etwa nicht zur Debatte.


    Mein Kühlschrank ist um die 10 Jahre alt und braucht (angegeben und nachgemessen) 250 kWh/a. Ich habe ihn damals bewußt gekauft, bewußt zweite Reihe. Ich hätte damals ein Gerät haben können, das 200 kWh/a verbraucht, es hätte aber 300 € mehr gekostet. Selbst unter Berücksichtigung des steigenden Strompreises stehe ich mich im Moment noch besser. Aktuell brauchen die besten Geräte dieser Baugröße nur noch 100 kWh/a - kosten aber um die 1200 €. Das ist es mir noch nicht wert, zumal mein Kühlschrank noch funktioniert.

    Ich sehe Nachbarn die mit dem Auto zum einen Kilometer entfernten Supermarkt fahren. Vorschlag: Laufen, spart Energie, egal ob E oder Verbrenner, und hat auch noch einen gesundheitlichen Nebeneffekt.

    In wievielen Büros laufen PC, Monitore etc. nächtelang bzw. über das Wochenende oder sogar bei 2 Wochen Urlaub durch.

    In unserem beispielsweise, außer meinem natürlich. :)


    Spielt keine Rolle. Strom ist schließlich billig.

    Diese Punkte und noch viele mehr flächendeckend über ganz Deutschland - was würde das an Energie und Kosten einsparen und damit auch einen positiven Beitrag zum Umweltschutz liefern! Teilweise würden sogar, wie z. B. mehr Bewegung positive Nebeneffekte auftreten. Und all das, ohne eine Einschränkung der Lebensverhältnisse, außer natürlich man empfindet es als Einschränkung ein technisches Gerät wirklich per Knopfdruck auszuschalten.

    Das ist für viele Leute eine erhebliche Einschränkung! Und das meine ich ernst.


    Eine gute Bekannte ist Lehrerin an einer Brennpunktschule. Dort gehört es unter den Schülern zum guten Ton, Getränkebehälter mit Einwegpfand bewußt wegzuwerfen. Damit zeigt man den Mitschülern, daß man es sich leisten kann, auf die Rückerstattung des Pfandes zu verzichten. Meine Bekannte toleriert das nicht, sagt den Schülern ihrer Klasse ausdrücklich, daß sie die Pfandflaschen aus dem Abfallbehälter klaubt, schon aus systematischen Gründen. Sie praktiziert das auch - und ist damit die einzige von vielleicht 60 Lehrern an dieser Schule.


    Strom ist billig, es lohnt sich nicht zu sparen. Und wenn man sich energiearm fühlt, ist es einfacher zu jammern, als sich einen bewußten Umgang mit z.B. Strom anzugewöhnen.


    Strom, Heizung und Wasser gehören zur Wohnung. Eine Wohnung ohne das ist nach unseren Vorstellungen unzumutbar. Also muß ich eine Summe bilden aus Miete und all diesen Kosten. Wie in diesem Forum wohl bekannt sein sollte, rechne ich gern. Die Summe meiner Versorgerkosten beträgt etwa 10% der Warmmiete. 90% für die nackte Wohnung, 10% für Heizung, Strom und Wasser. Würden sich die Versorgerkosten verdoppeln, entspräche das einer 10%igen Mieterhöhung - und solche wird der eine oder andere von Euch schonmal präsentiert bekommen haben.


    Ich habe zu meinem Erstaunen im Energiekostenhorrorjahr 2023 sogar weniger an Versorger bezahlt als im Jahr 2003 (bei allerdings deutlich reduziertem Verbrauch). Das hatte ich bisher noch nicht auf dem Schirm, muß mal eine Statistik machen.


    tl;dr :)