Rentenpunkte kaufen?

  • Ich bin 60 Jahre alt und möchte mit 63 in Rente gehen. Nun habe ich empfehlungsgemäß meinen Anteil an Aktien verringert und stehe vor der Frage, ob ich für das Geld Rentenpunkte bei der deutschen Rentenversicherung kaufe oder das Geld in Rentenpapiere bzw. Fest-/Tagesgeld anlege.

    Auf den ersten Blick spricht natürlich die Rendite gegen Rentenpunkte.

    Jedoch ist bei Rentenpunkten das Geld sicherer vor Verlust geschützt und wenn man eine etwaige Witwenrente mit bedenkt, stimmt auch wieder die Rendite.
    Hat jemand Erfahrung? Gibt es Ratschläge? Habe ich wesentliche Pros / Kontras nicht erkannt?

  • Elena H.

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Hallo.


    Falls Du nicht jüngst eine entsprechende Auskunft von der DRV angefordert hast, ist die Rendite für dem Ausgleich von Anschlägen mit dem Jahreswechsel deutlich schlechter geworden.


    Falls Du etwas einzahlen willst, dann pack' das Geld erst einmal auf ein Tagesgeldkonto und warte ab, wie der Entwurf für die Sozialversicherungwerte 2026 aussieht. Erfahrungsgemäss kommt der Entwurf Ende September in die Veröffentlichung. Dann kannst Du abschätzen, ob es günstiger ist in 2025 oder in 2026 einzuzahlen.


    Falls Du die 45-jährige Wartezeit rechtzeitig erfüllst, könnte es lohnenswerter sein, nicht die Abschläge auszugleichen, sondern einfach die Zeit von 63 bis 64+X aus Eigenmitteln zu überbrücken.


    Viele Wege führen nach Rom.

  • Ich bin 60 Jahre alt und möchte mit 63 in Rente gehen. Nun habe ich empfehlungsgemäß meinen Anteil an Aktien verringert und stehe vor der Frage, ob ich für das Geld Rentenpunkte bei der deutschen Rentenversicherung kaufe oder das Geld in Rentenpapiere bzw. Fest-/Tagesgeld anlege.

    Das kann man machen.


    Wärest Du vor 4 Wochen auf den Trichter gekommen, wäre es 11% billiger gewesen. Eine solche Rendite in so kurzer Zeit hättest Du mit Deinem Festgeld nie geschafft.


    Tempi passati ...

  • Der Preis für diese Rentenpunkte, die ja eigentlich Entgeldpunkte heißen, ist bekannt.

    Der Wert dieser Entgeldpunkte ist ebenso bekannt. (Wird vermutlich in Zukunft immer ein wenig mehr werden.)

    Wie lange du eine Rente beziehen wirst ist... nicht bekannt.

    Versuch das mal jetzt auszurechnen.


    Meine Oma sagte immer, "Wenn du oben auf dem Zettel stehst bist du an der Reihe... abzutreten".

  • Okay, dann müssen wir das wohl richtig angehen.


    "Rentenpunkte kaufen" ist der völlig falsche Begriff, nur hat er sich blöderweise eingebürgert.

    Wenn man über "Entgeltpunkte kaufen" spricht, verwendet man zwar einen richtigen Begriff, zäumt das Pferd aber dennoch von hinten auf.


    Was man als laufend Pflichtversicherter nicht machen kann, ist freiwillige Beiträge zahlen. Als Work-Around wäre aber der Ausgleich von Abschlägen denkbar. Nur funktioniert das etwas anders, als die Überschrift "Rentenpunkte kaufen" suggeriert. Leider wird die Idee immer wieder mit dem Mindset eines Investment-Bros präsentiert.


    Die Kosten des Abschlagsausgleichs sind auch individueller, als es gerne präsentiert wird.


    Der erste Teil (vorläufiges Durchschnittsentgelt × Beitragssatz) wird noch fehlerfrei präsentiert. Das Ergebnis dieser Rechnung als Preis für einen Entgeltpunkt zu bezeichnen, geht aber bereits an der Wirkweise des Abschlagsausgleichs vorbei. Denn je nachdem, wie hoch der prozentuale Abschlag ist, den man ausgleichen will, desto teurer wird es.


    Jahrgang 1964 maximaler Abschlag: 14,4%


    50.493 EUR (vorl. Durchschnittsentgelt 2025) × 18,6% = 9.391,70 EUR / 0,856 = 10.971,61 EUR


    Bei weniger Abschlag (in Prozent) ist es günstiger. Insbesondere den Teil scheint der meinungsstarke Teil des Internets nicht verstanden zu haben. (Wahrscheinlich weil man die Einzahlmöglichkeit als reines Investmenttool sieht.)

  • Ob man nun Rentenpunkte, Entgeldpunkte oder Entgeltpunkte kauft oder einen Ausgleich von Abschlägen durchführt: es ist, wie Referat Janders schon andeutete, nicht mit einem Investment in Tagesgeld/Fest/Festverzinsliche Wertpapiere vergleichbar (auch wenn die DRV selbst irgendwelche Renditen von 3,xx% veröffentlicht).

    Es ist eine am Ende eine Langlebigkeitsversicherung. Und Balu s Oma hat es auf den Punkt gebracht.


    City : Wenn Du mit 63 in Rente gehen willst: Hast Du die Voraussetzungen für die Rente für langjährig Versicherte erfüllt (35 Jahre anrechenbare Zeiten)?

  • Ob man nun Rentenpunkte, Entgeldpunkte oder Entgeltpunkte kauft oder einen Ausgleich von Abschlägen durchführt: es ist, wie Referat Janders schon andeutete, nicht mit einem Investment in Tagesgeld/Fest/Festverzinsliche Wertpapiere vergleichbar (auch wenn die DRV selbst irgendwelche Renditen von 3,xx% veröffentlicht).

    Es ist eine am Ende eine Langlebigkeitsversicherung. Und Balu s Oma hat es auf den Punkt gebracht.


    City : Wenn Du mit 63 in Rente gehen willst: Hast Du die Voraussetzungen für die Rente für langjährig Versicherte erfüllt (35 Jahre anrechenbare Zeiten)?

    Der Spass sollte sowieso in ein Ruhestandskonzept eingepflegt sein.

  • Ich bin 60 Jahre alt und möchte mit 63 in Rente gehen.


    Nun habe ich empfehlungsgemäß meinen Anteil an Aktien verringert und stehe vor der Frage, ob ich für das Geld Rentenpunkte bei der deutschen Rentenversicherung kaufe oder das Geld in Rentenpapiere bzw. Fest-/Tagesgeld anlege.

    Ich sehe, ich muß nochmal nachlegen.


    Es ist keine besonders tolle Empfehlung, den Leuten zu raten, mit 60 ihr Aktienportfolio zu verringern. Dahinter steht die sachlich fragliche Vorstellung, daß rechtzeitig vor Eintritt in den Ruhestand "mein Geld" gegen jegliche Börsenturbulenz gesichert werden soll, selbst das Geld, das erst eine sehr lange Zeit danach (25 bis 30 Jahre) verbraucht werden soll. In dieser Zeit ist auch die längste Börsenturbulenz vorbei.


    Nicht unbedacht machen, kostet unnötig Rendite.


    Man kann das freiwerdende Geld auf verschiedene Weise anlegen, etwa auch mit geringer Rendite in Tagesgeld und Festgeld.


    Rentenpunkte (Entgeltpunkte) kaufen kann man direkt nicht, obwohl davon immer wieder geschrieben wird. Man kann aber unter bestimmten Umständen freiwillige Rentenbeiträge leisten. Für einen rentenversicherungspflichtigen Menschen (das sind die meisten von uns) gibt es dazu nur sehr wenigen Möglichkeiten. Eine gängige Methode dazu (die bei vielen Menschen möglich ist) ist, daß man der Rentenversicherung schreibt, man habe die Absicht, seine Altersrente vorzeitig mit 63 zu beziehen, und möchte die dann fälligen Abzüge mittels freiwilliger Beiträge auszugleichen. Dann antwortet einem die Rentenversicherung, wieviel man wie freiwillig einzahlen darf. Zahlt man mehr Geld ein, schickt einem die Rentenversicherung das überzählige Geld zurück. Ob man seinen Plan dann tatsächlich wahr macht, also mit 63 in Rente geht, spielt keine Rolle. Wer seine Rente trotz freiwilligem Abzugsausgleich doch erst zu einem späteren Zeitpunkt in Anspruch nimmt, bekommt für seine freiwilligen Beiträge später halt mehr Rente.


    Zu beachten ist dabei die Steuer: Das Finanzamt erkennt nur einen gewissen Höchstbetrag an Altersvorsorgebeiträgen an, aktuell (2025) 29.344 €. Dabei zählen die Arbeitnehmerbeiträge aus dem Brotberuf mit. Erfahrungsgemäß lohnt es sich nicht, Rentenbeiträge zu zahlen, die über dieser Grenze liegen, also steuerlich nicht absetzbar sind, weil man die Auszahlungen ja versteuern und verbeitragen muß.


    Wie schon erwähnt, wäre es eine ausgesprochen gute Idee gewesen, diesen Ablauf noch im Jahr 2024 anzustoßen, weil der Preis für einen Entgeltpunkt mit dem Jahresanfang 2025 um 11% gestiegen ist. Wer das aber nicht rechtzeitig genutzt hat, kann das nun nicht mehr nachholen.

    Auf den ersten Blick spricht natürlich die Rendite gegen Rentenpunkte.

    Jedoch ist bei Rentenpunkten das Geld sicherer vor Verlust geschützt und wenn man eine etwaige Witwenrente mit bedenkt, stimmt auch wieder die Rendite.


    Hat jemand Erfahrung? Gibt es Ratschläge? Habe ich wesentliche Pros / Kontras nicht erkannt?

    Man darf bei der Geldanlage nie Äpfel mit Birnen vergleichen. Freiwillige Rentenbeiträge sollte man nicht mit Festgeldern vergleichen und auch nicht mit Börsenanlagen, sondern mit einer kommerziellen Rentenversicherung. Und da steht die gesetzliche Rente nicht schlecht da. Man bekommt für seine freiwilligen Beiträge (wenn man sie denn leisten darf!) deutlich mehr Rente als bei den meisten kommerziellen Rentenversicherungen, man hat quasi einen Inflationsausgleich, die Rente steigt also Jahr für Jahr (was bei einer kommerziellen Rentenversicherung regelmäßig nicht der Fall ist) und man hat eine Hinterbliebenenversorgung, die für einen Ehemann naturgemäß meistens mehr wert ist als für eine Ehefrau.


    Wenn man eine lebenslange Rente will, halte ich es für eine gute Idee, freiwillige Rentenbeiträge zu leisten (in dem engen Rahmen, in dem das möglich und steuerlich sinnvoll ist).


    Um wieviel Geld es Dir geht, hast Du ja nicht erwähnt.


    PS: Oldie Man schreibt Entgeltpunkte mit 3 t, zwei vorne und eins hinten, weil das Wort von entgelten kommt und nicht von Geld.

  • ...

    PS: Oldie Man schreibt Entgeltpunkte mit 3 t, zwei vorne und eins hinten, weil das Wort von entgelten kommt und nicht von Geld.

    Die unterschiedlichen "Schreibweisen", die Oldie hier verwendet hat, fand ich eine sehr charmante Art darauf hinzuweisen, dass ich eben jenes Wort falsch geschrieben habe. Nämlich mit 2 t und einem d. Also kein Grund IHN da belehren zu wollen.


    Weniger charmant finde ich es auf jedem Rechtschreibfehler rum zu reiten oder gar, wie erst kürzlich zu sehen, sowas auch noch mit xyz 1 R - wie in der Schule - als 1 Rechtschreibfehler hervor zu heben. Demnächst am besten noch in rot. Oder vielleicht in grün, wie es ja bekanntlich "die Farbe" des Direktors ist.

  • Starte gerade meine Entnahmephase und habe von 2022-2024 insgesamt über 3 Jahre ~50t€ an die DRV gezahlt zum Ausgleich von Abschlägen bei Frühverrentung.

    Die ich aber so nicht antrete, sondern erst mit knapp 66 Jahren, was mir wiederum einiges an Rentenplus bringt.


    Ich hatte das vor- und zurück gerechnet mit XLS und Entnahmerechnern etc. und das passt für mich als ein Bausteinchen der Entnahmephase.

    Aber:

    es bleibt eine Wette darauf wie lange man (und die Partnerin ggf.) leben wird.

    Ich habe das recht nüchtern getan mit Basis der Statistik. Lege ich die zugrunde UND den Steuerhöchstsatz in den Nachzahljahren, habe ich effektiv ~30t€ für die 50t€ aufgebracht.

    Das rechnet sich zu ca. 6%, wenn man vergleicht mit 20 Jahren Entnahme - bei 2% Dynamik, Kapitalverzehr und natürlich vor Steuer.

  • Starte gerade meine Entnahmephase und habe von 2022-2024 insgesamt über 3 Jahre ~50t€ an die DRV gezahlt zum Ausgleich von Abschlägen bei Frühverrentung.

    Die ich aber so nicht antrete, sondern erst mit knapp 66 Jahren, was mir wiederum einiges an Rentenplus bringt.

    Kann man so machen. :thumbup:

  • Habe von 2022-2024 insgesamt über 3 Jahre ~50t€ an die DRV gezahlt zum Ausgleich von Abschlägen bei Frühverrentung.


    Die ich aber so nicht antrete, sondern erst mit knapp 66 Jahren, was mir wiederum einiges an Rentenplus bringt.


    Ich hatte das vor- und zurück gerechnet mit XLS und Entnahmerechnern etc. und das passt für mich als ein Bausteinchen der Entnahmephase.

    Ich könnte mir vorstellen, daß das finanziell die falsche Entscheidung ist.

    Es bleibt eine Wette darauf, wie lange man (und die Partnerin ggf.) leben wird.

    Die Partnerin spielt diesbezüglich keine Rolle, eine Ehefrau hingegen wohl.

    Generell: Was Du hast, hast Du. Der frühere Rentenbezug rechnet sich in aller Regel.

  • Ich hatte im Dezember 2024 den besagten "Antrag auf Auskunft über die Höhe der Beitragszahlung zum Ausgleich einer Rentenminderung bei vorzeitiger Inanspruchnahme einer Rente wegen Alters V0210" (wer denkt sich bloß solche Bezeichnungen aus? ^^ ) gestellt und Ende Januar auch die entsprechende "Auskunft zum Ausgleich einer Rentenminderung" von der DRV erhalten. Nun weiß ich präzise wieviel ich bis Ende April einzahlen darf und habe mir noch den günstigeren Preis des Vorjahres gesichert. Trotzdem stehe ich weiterhin vor der Frage ob bzw. wieviel ich sinnvollerweise einzahlen sollte. Gibt es dazu irgendwo einen brauchbaren Online-Rechner? Oder hilft nur, sich selbst etwas in Excel zu basteln?

  • ich glaube auch, dass es am sinnvollsten ist, sich selbst etwas zu basteln. Das Thema ist doch sehr individuell.... Es muss auch nicht unbedingt das Beste sein, sich jetzt noch den "alten Preis" zu sichern....spannender ist, wie sich das auf deine persönliche Steuerbelastung auswirkt. Gerade in Verbindung mit einer Abfindung des Arbeitgebers oder auch einer Einmalauszahlung aus einer betrieblichen Altersversorge, der Fünftelregel und dem richtigen Timing lassen sich da erstaunliche Ergebnisse erzielen - vor allem, wenn in den Jahren der Auszahlungen keine/kaum weitere Einkünfte erzielt werden.

    Gruß ins Saarland!

    Patrick

  • Es muss auch nicht unbedingt das Beste sein, sich jetzt noch den "alten Preis" zu sichern....spannender ist, wie sich das auf deine persönliche Steuerbelastung auswirkt.

    Danke, ja, das ist richtig. Ich habe in 2025 aus anderen Gründen eine höhere Steuerlast. Daher habe ich den Antrag bewusst noch in 2024 gestellt um mir diese Option offen zu halten. Also den 2024er Preis der Entgeltpunkte aber steuerlich wirksam in 2025. Hinzu kommt eine private Krankenversicherung, was es nochmals attraktiver macht. Aber es ist eben immer eine Wette auf ein langes Leben...

  • Trotzdem stehe ich weiterhin vor der Frage ob bzw. wieviel ich sinnvollerweise einzahlen sollte.

    In der Bewertung steht und fällt alles da mit deiner geplanten Lebenserwartung. :)

    Denkst du positiv, dann lohnt es sich für dich.

    Bestätigt sich diese Annahme nicht, dann lohnt es sich für die anderen. :)