Freiw. GKV-Beiträge als Privatier zwischen ALG1 und Rente

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  • Hallo,

    folgendes Szenario: ich bin Single ohne Kinder, gerade 63 geworden, und stehe nach jahrzehntelanger Arbeit als Angestellter, Aufhebungsvertag und zweijährigem Bezug von ALG1 nun vor der Situation, mich als Single freiwillig in der GKV weiterzuversichern, bis ich mit 65 Jahren in die vorzeitige Altersrente gehen kann (habe für 2 Jahre freiwillige Rentenzahlungen zur Vermeidung von Abschlägen eingezahlt). Da ich in eigenem Haus wohne, würde ich meinen Lebensunterhalt für die Zeit der Überbrückung als "Privatier" von Kapitalertägen bestreiten.


    Jetzt meine Frage:

    Der Kranken- und Pflegekassenbeitrag bemisst sich ja nach den Einkünften. Wenn ich aber z. B. 90 % meiner Wertpapiere thesaurierend angelegt habe, und in den 2 Jahren nur von den 10 % ausschüttenden Fonds lebe (mtl. Verkäufe inkl. der Dividenden) und erst ab dem Eintritt in die Rente an die thesaurierenden Fonds gehe, wäre das dann eine Möglichkeit, die Kassenbeiträge zu minimieren?

    (Sollte die Frage schon behandelt worden sein, wär ich für einen Link dankbar - hab auf die Schnelle nichts gefunden)

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  • caramax

    Hat den Titel des Themas von „freiwillige GKV als Überbrückung von ALG1 nach Renteneintritt“ zu „Freiw. GKV-Beiträge als Privatier zwischen ALG1 und Rente“ geändert.
  • Hallo.


    Grundsätzlich würde das funktionieren. Aber grob 225 EUR pro Monat kosten KV/PV in jedem Fall.


    Andere Frage:

    Ab 65 wäre die Rente abschlagsfrei? Falls nicht, wäre ggf. eine Teilrente von 10% ein Weg um für eine schmale Mark krankenversichert zu sein.

  • Ich bin Single ohne Kinder, gerade 63 geworden, und stehe nach jahrzehntelanger Arbeit als Angestellter, Aufhebungsvertrag und zweijährigem Bezug von ALG1 nun vor der Situation, mich als Single freiwillig in der GKV weiterzuversichern, bis ich mit 65 Jahren in die vorzeitige Altersrente gehen kann (habe für 2 Jahre freiwillige Rentenzahlungen zur Vermeidung von Abschlägen eingezahlt).

    Du hast Rentenpunkte gekauft, ich unterstelle daher, daß Du die 45 Jahre für "besonders langjährig Versicherte" nicht schaffst. Wenn das so ist, würde ich eine vorzeitige Rente beantragen. Die kommt dann zwar mit Abschlägen - aber Du bekommst sie zwei Jahre länger. Den Vorteil durch die zwei Jahre Rente (statt vom Ersparten zu leben) trägst Du mit Dir, bis Du mindestens Anfang 80 bist. Die Tatsache, daß Du dann keine freiwilligen Krankenversicherungsbeiträge zahlen mußt, verbessert Deine Rechnung sogar noch.

    Da ich in eigenem Haus wohne, würde ich meinen Lebensunterhalt für die Zeit der Überbrückung als "Privatier" von Kapitalerträgen bestreiten.

    Das würde ich vermutlich nicht so machen.

    Der Kranken- und Pflegekassenbeitrag bemisst sich ja nach den Einkünften. Wenn ich aber z. B. 90 % meiner Wertpapiere thesaurierend angelegt habe, und in den 2 Jahren nur von den 10 % ausschüttenden Fonds lebe (mtl. Verkäufe inkl. der Dividenden) und erst ab dem Eintritt in die Rente an die thesaurierenden Fonds gehe, wäre das dann eine Möglichkeit, die Kassenbeiträge zu minimieren?

    Prinzipiell ja. Ich würde die Klärung dieser Frage im Detail aber zurückstellen und erstmal an obigem Vorschlag weiterdenken.

  • Ich danke euch allen, der Mindestbeitrag von ca. 225 € war mir schon bekannt, wollte halt nur nicht viel drübergehen. Die vorzeitige Rente mit Abschlägen wäre eine Option, wenn ich dadurch direkt in die KV der Rentner rutschen würde, da hatte ich gar nicht dran gedacht. Ein Midijob, bei dem Sozialabgaben fällig werden, wäre natürlich auch ein probates Mittel, aber ich wollte eigentlich nicht mehr jobben, auch keine Viertelstelle mehr.

    • Hilfreichste Antwort

    Der Mindestbeitrag von ca. 225 € war mir schon bekannt, wollte halt nur nicht viel drübergehen.


    Die vorzeitige Rente mit Abschlägen wäre eine Option, wenn ich dadurch direkt in die KV der Rentner rutschen würde, da hatte ich gar nicht dran gedacht.


    Ein Midijob, bei dem Sozialabgaben fällig werden, wäre natürlich auch ein probates Mittel, aber ich wollte eigentlich nicht mehr jobben, auch keine Viertelstelle mehr.

    Das Schlimmste für den Durchschnittsdeutschen ist das Steuernzahlen. Das gilt es zu vermeiden, koste es, was es wolle.


    Das Zweitschlimmste ist eine Rente mit Abschlägen. Die Abschläge gilt es zu vermeiden, koste es, was es wolle.


    Das Drittschlimmste ist das Rechnen. Mathe hat man schließlich bereits in der Schule gehaßt.



    Bei Dir ist das Arbeitslosengeld ausgelaufen. Dein Plan war, mit 65 in Rente zu gehen. Das ist eineinhalb Jahre früher als Deinem kalendarischen Alter entsprechend. Vorsorglich hast Du zwei Rentenpunkte gekauft, so daß Du mit 65 die Rente bekommst, die Du sonst erst mit 66 1/2 bekommen hättest.


    Du solltest Dich sinnvollerweise von Gedanken "Rente ohne Abschlag" lösen.


    Warum?


    Du hast im Moment zwei Optionen:


    a) Du überbrückst die zwei Jahre bis zu Deinem Wunschrenteneintrittsalter aus eigenen Mitteln. Dafür mußt Du Dich dafür freiwillig krankenversichern, das kostet um die 225 €/m oder 2700 €/a. Das zahlst Du aus dem Netto. Von der Steuer absetzen kannst Du nichts, weil Du Deine Kapitaleinkünfte so steuern wirst, daß Du keine Steuer zahlst. Rückzahlungen des Kapitals sind steuerfrei.


    b) Du beantragst umgehend Deine Rente - das ist zwei Jahre vor der von Dir ausgerechneten Zeit und ist somit mit weiteren Abschlägen verbunden. Dafür bekommst Du 24 Rentenzahlungen Zahlungen mehr als im Fall a) und sparst Dir die freiwillige Krankenversicherung.


    Du hast so auch einen minimalen Steuervorteil, ich erwähne ihn nur der Vollständigkeit: Du versteuerst durch die frühere Inanspruchnahme der Rente 1 Prozentpunkt der Rente weniger, das macht bei einer Rente von 2000 € 20 € pro Monat oder 240 € pro Jahr aus, bei einem Steuersatz von 25% wären das etwa 60 € Mindersteuer pro Jahr.


    Woher Du das Geld zum Lebensunterhalt nimmst, ist sekundär. Rechnen wir das mal so, daß Du Deinen Lebensunterhalt wie im Fall a) aus Deinem Vermögen bestreitest und die Rentenzahlungen zur Seite legst (vielleicht sogar anlegst). Das solltest Du so rechnen, damit die beiden Fälle vergleichbar werden. Den Krankenversicherungsbeitrag sparst Du Dir so, der wird ja von der Rente gleich einbehalten. Die Steuer auf die Rente mußt Du Dir selber ausrechnen, anders als beim Lohn versteuerst Du die Rente also selber.


    Nach 2 Jahren würde im Fall a) die Rente einsetzen - eine höhere mit weniger Abzügen, aber keine "normal hohe", denn das gesetzliche Rentenalter hast Du in 2 Jahren ja noch nicht erreicht. Dennoch: Du könntest nun die oben genannten 24 Rentenzahlungen (+ den gesparten Krankenversicherungsbeitrag) rechnerisch dazu hernehmen, Deine Rente im Fall b) auf die Rentenhöhe im Fall a) aufzupeppen. Du wirst feststellen, daß auch ohne Kapitalertrag dieses Guthaben um die 20 Jahre lang reicht.


    Niemand weiß, ob er 20 Jahre Rente überhaupt erlebt, und da wäre mein Motto: Lieber der Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach.


    Ich würde (wie geschrieben) umgehend die Rente beantragen und mich von den Abzügen nicht ins Bockshorn jagen lassen.


    Für jemanden, der grundsätzlich weiterarbeiten will, ist eine Teilrente ggf. eine sinnvolle Option. Das haben wir schon mehrere Male besprochen, ist für Dich aber keine Option.

  • Das Schlimmste für den Durchschnittsdeutschen ist das Steuernzahlen.

    Da Du den "Durchschnittsdeutschen" so gut zu kennen scheinst: Wie wird der definiert ?


    Aus meiner Sicht und Erfahrung hängt die Akzeptanz für Steuern auch von der Ratio "Höhe der Steuern und Abgaben" und dem dann "dafür staatlicherseits Gebotenem" ab. Hast Du da andere Erfahrungen ?


    Nach meinen Beobachtungen und Erfahrungen im Ausland sind auch da Steuern und Abgaben tendenziell eher unbeliebt. Hast Du im Ausland andere Erfahrungen gemacht ?


    Das galt übrigens auch in Ländern (wie USA, Schweiz, VAG usw.) in denen die Steuern und Abgaben viel niedriger waren und sind als ausgerechnet in Deutschland ...

    Das Schlimmste für den Durchschnittsdeutschen ist das Steuernzahlen. Das gilt es zu vermeiden, koste es, was es wolle.

    (nachträglich gefettet von mir)


    Das wäre ja dann genau wie bei Mario Draghi als EZB-Präsident in 2012 und seinem "Whatever it takes" im Rahmen der Euro-Rettung - "was auch immer es braucht" bzw. "koste es, was es wolle" ... :)




    War sonst noch was ? Ach ja:


    "Wer die Pflicht hat Steuern zu zahlen, hat auch das Recht Steuern zu sparen"

    (Helmut Schmidt (SPD), ehemaliger Bundeskanzler)

  • caramax

    Hat einen Beitrag als hilfreichste Antwort ausgewählt.
  • Ich danke euch allen, der Mindestbeitrag von ca. 225 € war mir schon bekannt, wollte halt nur nicht viel drübergehen. ...

    Btw., aus einem Schreiben der TK:


    "Zusätzlich erhöht sich für 2025 wegen einer rechtlichen Änderung die Mindestbemessungsgrenze auf 1.248,33 EUR im Monat. Dadurch steigt der Beitrag automatisch an, ohne dass wir dies beeinflussen können."


    12.2024 Beitrag 219,17 EUR

    ab 01.2025 Beitrag 250,29 EUR

  • 12.2024 Beitrag 219,17 EUR

    ab 01.2025 Beitrag 250,29 EUR

    Tja, das Beitragsschleppnetz, gewoben aus Beitragsbemessungsgrenze und Bezugsgröße, fischt nicht nur am oberen Netzrand, sondern auch am unteren.


    Und mittendrin natürlich auch, mittels der Beitragssatzanpasserei. Bei Gehaltssteigerungen unterhalb der Bemessungsgrenze ohnehin geräuschlos die Hand aufhaltend.

    "Unhappy Wife - Unhappy Life!" Roger Murgatroyd, 1977

  • Aus meiner Sicht und Erfahrung hängt die Akzeptanz für Steuern auch von der Ratio "Höhe der Steuern und Abgaben" und dem dann "dafür staatlicherseits Gebotenem" ab. Hast Du da andere Erfahrungen ?

    Also hier bin ich eher bei Achim Weiss , denn ich kenne Einige, die krampfhaft Steuern sparen wollen (Tricks bis Betrug), obwohl sie aus meiner Sicht überhaupt kein Steuerproblem haben. Also lieber 20€ Steuern sparen, als 200€ mehr Einkommen.

  • Also hier bin ich eher bei Achim Weiss , denn ich kenne Einige, die krampfhaft Steuern sparen wollen (Tricks bis Betrug), obwohl sie aus meiner Sicht überhaupt kein Steuerproblem haben.

    Ein Zusammenhang ("Höhe der Abgaben" vs "Bemühungen der Vermeidung bzw. Umgehung derselben") besteht auf jeden Fall. Schaut man auf die langjährigen Studien zum Themenbereich "Schattenwirtschaft und Schwarzarbeit" fällt im internationalen Vergleich immer wieder auf, daß hierbei regelmäßig Länder am besten abschneiden (prozentualer Anteil der Schwarzarbeit und Schattenwirtschaft am BIP am geringsten), die ihre Bürger mit moderaten Steuern und Abgaben belasten (typische Beispiele: USA und die Schweiz).


    Die Frage des Grenznutzens stellt sich in dem Themenbereich (Finanzen) aber generell und auch an anderen Stellen. Um nur zwei Beispiele aus vielen zu nennen: Da wird intensiv und lange diskutiert und verglichen, wo einige Basispunkte weniger TER bei einem Fonds oder ETF anfallen (oder Bankgebühren bzw. Depotgebühren) - statt den Blick auf die ungleich bedeutsamere (die Ergebnisse betreffend) Asset-Allocation zu lenken, für deren Gestaltung (Einstellung) eher wenig Mühe und Sorgfalt verwendet wurde. Oder es wird bei einer Immobilienfinanzierung sehr viel Zeit und Mühe samt Suche für die beste Zins-"Kondition" verwandt - die mindestens ebenso wichtige Darlehens-"Konstruktion" (Vertragsgestaltung) findet aber keine oder kaum adäquate Beachtung. Die Liste ließe sich leicht verlängern.


    Jedenfalls setzt auch eine im internationalen Vergleich sehr hohe Unternehmensbesteuerung diverse Fehlanreize.

    Also lieber 20€ Steuern sparen, als 200€ mehr Einkommen.

    Habe mehrfach erlebt, daß statt "mehr Geschäft" und/oder "mehr Produktion" die Variante "mehr legale Steuergestaltung" gewählt wurde, schlicht und einfach weil dies mit (viel) weniger Aufwand und Kosten die (deutlich) besseren Ergebnisse für das Unternehmen bedeutete (Kosten/Nutzen-Relation). Aus unternehmerischer "Mikrosicht" völlig einleuchtend und nachvollziehbar - ob dies aus "Makrosicht" von Vorteil ist, wage ich zu bezweifeln (Investitionen, Arbeitsplätze, Steuer- und Sozialversicherungseinnahmen für den Staat usw.).


    Wie bei so vielem wird erst die "Dosis das Gift" machen. Meine persönliche Steuer- und Abgabenquote (durchgängig seit den 70er Jahren in Steuerklasse 1) habe ich durchaus als hoch wahrgenommen (zumal dabei im Gesamtpaket auch noch alle indirekten Steuern sowie staatliche Gebühren bzw. Beiträge zu berücksichtigen sind). Das dafür im Gegenzug staatlicherseits Gebotene dagegen als eher bzw. bestenfalls medioker (Bildungswesen, Infrastruktur, insbesondere ÖPNV, Bürokratie usw. bis zu Themen wie Wohnraum und Verteidigungsfähigkeit).

    denn ich kenne Einige, die krampfhaft Steuern sparen wollen (Tricks bis Betrug)

    Die Unterscheidung und strikte Trennung zwischen legaler Steuergestaltung und illegaler Steuervermeidung (bis hin zu krimineller Energie) sollte dabei immer beachtet werden.



    "Wer die Pflicht hat Steuern zu zahlen, hat auch das Recht Steuern zu sparen"

    (Helmut Schmidt (SPD), ehemaliger Bundeskanzler)