Welchen Wert aus Depot für Zinseszinsrechnung verwenden?

  • Hallo zusammen,

    ich bin langjähriger, stiller Mitleser und habe heute eine Frage an euch: welchen Betrag aus eurem Depot verwendet Ihr für Zinseszinsrechner, Vorsorgerechner etc.? Btw: das ist ein 1-ETF Depot mit einem FTSE All World

    Bitte entschuldigt, dass ich die Frage nicht präziser stellen kann. Hier meine Gedanken: wenn ich z.B. in diesem Zinseszinsrechner (Zinseszinsrechner: Zinsen einfach berechnen) mein Anfangskapital eingeben soll, welches nehme ich dann? Die 79k habe ich ja nur, da es gerade (bis auf die letzten paar Tage) eine Hochphase beim Index gibt. Die 67k können es auch nicht sein, da ich ja bereits mit diesen einige Zinsen erwirtschaftet habe und die 67k auch über Jahre zusammengespart wurden.

    Wie machen das andere Leute, wenn das investierte Kapital bei 200k liegt und der Depotwert bei 400k? Oder noch mehr? Am liebsten hätte ich einen Wert, mit dem ich dann mit 6% Zinsen p.a. mein Vermögen in einigen Jahren antizipieren könnte.

    Danke und viele Grüße

    Rainer

  • Elena H. 6. März 2025 um 20:10

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Wie du es drehst und wendest es bleibt eine große Unsicherheit. Selbst wenn du den eingezahlten Wert nimmst kann du theoretisch in nächster Zeit darunter liegen.

    Nimm den aktuellen Depotwert und rechne morgen neu. Deine Berechnung kann sowieso nur eine Annäherung sein denn weder dein Startwert noch die angenommene Rendite ist mit 6% konstant. Außerdem kann das Leben anders spielen als du planst und die Anzahl der sparfähigen Jahre die vor dir liegen ändert sich.

    Wenn du konservativ rechnen möchtest, nimm die kleineren Werte die du im Kopf hast.

  • Die Zahlen die da errechnest täuschen dir nur eine Sicherheit vor die es sowieso nicht gibt. Aber die Richtung kannst du abschätzen und wenn du in die richtige Richtung sparst kommst du auch ans Ziel, aber ob der Weg den du gegangen bist der beste ist weißt du immer erst hinterher.

    Bleib investiert und es wird schon werden mit dem Zinseszins.

  • Also gibt es für mein "Problem" keinen Ansatz es zu lösen... das habe ich mir fast gedacht. Ansonsten bin bzgl. eurer Beiträge bei euch :) Danke für euren Input

    Rein mathematisch ist die Berechnung gar kein Problem. Entscheidender ist, dass du es bei einem ETF nicht mit Zins- sondern 'unplanbaren' Buchgewinnen zu tun hast und aus Erfahrungen der Vergangenheit eine Hochrechnung in die Zukunft versucht wird.

    Zum Rechnen würde ich den Portfoliowert nehmen, dann aber mit einem Korridor von Prozentwerten rechnen. Die Ergebnisse geben dir nur ein Gefühl. Die Realität kann daneben liegen.

  • Also gibt es für mein "Problem" keinen Ansatz es zu lösen...

    Genau so ist es. Es gibt nur statistische bzw. stochastische Ansätze. Die sind, wie Du bereits gemerkt hast allerdings ziemlich heftig, was die möglichen Extremwerte angeht.

    Hier mal ein Beispiel für einen 200€/Monat Sparplan über einen Zeitraum von 30 Jahren auf Basis des MSCI ACWI IMI:

    Das mögliche Ergebnis auf Grund der historischen Kursdaten bewegt sich zwischen 85K€ und 969K€. =O

    Die Realität wird sich aber dann mit hoher Wahrscheinlichkeit zwischen 155K€ und 520K€ bewegen. Wer jetzt sehr pessimistisch plant, geht eher von einem Ergebnis am unteren Ende aus.

    So ein ETF-Sparplan hängt halt extrem von der Reihenfolge der Renditen ab.

  • Von welcher Website / welchem Rechner kommt der Screenshot mit der Beispielgrafik? Danke!

    Backtesting for the European index investor

    Dort dann unter dem Punkt: 'Vorhersagen'

    PS: Bringt natürlich nur etwas, wenn man ein Asset oder Portfolio auswertet, für das es es auch eine längere Datenhistorie in Curvo gibt. Bei einem Asset, für das es erst eine 5 jährige Datenhistorie gibt, kommt natürlich auch nur Blödsinn heraus. ;)

    Aber für MSCI World oder Gold sind dort Daten seit den 1970'er Jahren verfügbar.

  • https://curvo.eu/backtest/de

    Dort dann unter dem Punkt: 'Vorhersagen'

    PS: Bringt natürlich nur etwas, wenn man ein Asset oder Portfolio auswertet, für das es es auch eine längere Datenhistorie in Curvo gibt. Bei einem Asset, für das es erst eine 5 jährige Datenhistorie gibt, kommt natürlich auch nur Blödsinn heraus. ;)

    Aber für MSCI World oder Gold sind dort Daten seit den 1970'er Jahren verfügbar.

    Sehr interessant ist das Ergebnis für BTC. Das bewegt sich bei einer Einmalzahlung von 10k zwischen 296 Mio.€ und -24,5 Mrd.€. Im Durchschnitt kommt 0€ heraus 🧐

    Backtesting for the European index investor

  • Das Beispiel zeigt sehr schön die Limitierung rein mathematischer Risikobetrachtung aus. Ein Value-at-Risk von -123% ist natürlich ziemlicher Quatsch, ebenso der Forecast

    Wer einmal unter 0 ist, hat das Spiel unwiderruflich verloren. Da nützt die Erhohlung in den Jahren 27+28 nicht mehr viel ;)

  • Also gibt es für mein "Problem" keinen Ansatz es zu lösen...

    Keinen, auf das Du Dich verlassen kannst.

    welchen Betrag aus eurem Depot verwendet Ihr für Zinseszinsrechner, Vorsorgerechner etc.?

    Den aktuellen, gepaart mit meiner persönlichen Annahme, wie ich diesen Betrag in dem für mich wichtigen Zeitbereich aus der Historie in die Zukunft prognostizieren kann. IUnd genauso fließt dabei meine vermutete (persönliche) Inflation in der Zeit ein.

    Das ist dann für die konkrete Nutzung meines Depots in 6-12 Monaten der Worst Case von -50% des aktuellen Wertes bis hin zur historischen Langzeit-Durchschnittsrendite aus dem Renditedreieck des von mir besparten Index (abzüglich der Kosten) und mind. noch getrennt nach Einmalanlage (=der heutige Wert) und Sparplan (falls ich noch weiter bespare).

    Für eine reale Nutzung des Depots muss man dann natürlich noch den persönlichen Steuersatz auf die erwarteten Gewinne abziehen.

    Die 79k habe ich ja nur, da es gerade (bis auf die letzten paar Tage) eine Hochphase beim Index gibt.

    Warum Du den konketen Betrag im Depot stehen hast, ist irrelevant, die Vergangenheit kannst Du nicht ändern.

    Vermutlich wirst Du aber nicht einfach blind (z.B. auf Basis eines nicht refelktierten YT-Videos) investieren sondern die zu Grunde liegenden Annahmen zumindest grob verstanden haben.

    Damit würdest Du zu jedem beliebigen Zeitpunkt davon ausgehen, dass Dein aktueller Depotwert über lange Zeit (also 10, besser 20 Jahre) nicht nur erhalten bleibt und einen Inflationsausgelich erhält, sondern auch eine gewissen, von Dir "errartene" Rendite erwirtschaften wird. Somit wäre sowohl Dein aktueller Depotwert (bei Betrachtung ab heute) wie auch Dein bisheriges Depot-High (Betrachtung ab diesem Zeitpunkt) der Ausgangsbetrag (immer nur auf weltweit breit gestreute Aktien-ETFs bezogen) der Ausgangspunkt für Deine Langzeitannahme.

    EInige Leute haben Wahrscheinlichkeitsrechnung in der Schule gemocht, andere haben sie gehasst. Bei deinem Nicknamen würde ich ersteres vermuten. Dann solltet Du auch gewillt sein, die Eintrittswahrscheinlichkeit der Szenarien mit in Deine Rechnung einzubeziehen und nicht nur mit festen Werten zu planen.