Verrechnung von Zulage mit Tariferhöhungen

  • Hallo zusammen,

    ich habe heute ein Jobangebot erhalten. Mein Gehaltswunsch liegt allerdings über dem, was tariflich für die Stelle möglich wäre.

    Man bietet mir daher eine monatliche Zulage von 700 € an. Letztlich liegen wir damit auch relativ nah an meinem geforderten Jahresbrutto und an sich wäre das völlig in Ordnung.

    Das Problem: Diese Zulage wird mit den kommenden Tariferhöhungen verrechnet. Steigt also mein Gehalt um 100 €, verringert sich die Zulage um 100 €.

    Für mich wirkt das erstmal völlig kontraproduktiv und wie eine vorweggenommene Tariferhöhung. Während sich meine neuen Kollegen in den kommenden Jahren über mehr Geld freuen, muss ich so lange verzichten, bis wir auf dem gleichen Niveau angelangt sind.

    Realistisch wird mein Gehalt daher wohl die nächsten 5-6 Jahre stagnieren und somit sehe ich die ganz große Gefahr, dass ich mit dem Jobwechsel letztlich nichts gewonnen habe.

    Wie seht ihr das?

  • Elena H. 21. März 2025 um 09:52

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Ja, das kenne ich. Aus tariflicher Sicht bin ich allerdings geneigt zu sagen: Deine Kollegen freuen sich bei der nächsten Erhöhung über mehr Gehalt, du kannst dich jetzt schon über mehr Gehalt freuen.

    Ich sehe zwei Optionen, wenn du den Job trotzdem wechseln willst: Neu verhandeln, wenn das Ende der Fahnenstange erreicht ist, oder jetzt verhandeln, dass die Zulage eine Zulage auf das Tarifgehalt ist. Da muss man aber schon Glück mit dem Arbeitgeber haben.

  • Wie seht ihr das?

    Genauso wie du.

    Du bekommst auf diese Weise Tariferhöhungen über 700 €, also die von X Jahren, lediglich vorgezogen. Und du wirst in diesen X Jahren keine Gehaltserhöhung bekommen. Nach diesen X Jahren bist du ein ganz normaler Tarifangestellter wie alle anderen auch in einer entsprechenden Einstufung und mit den dann folgenden tariflichen Erhöhungen. Außer natürlich, du wechselst auf eine andere Position mit einer anderen Einstufung.

    PS - irgendwas zu raten, was du tun könntest, ist von außen unglaublich schwer, es hängt von Branche, Unternehmen und Tätigkeit ab. Wenn das ein ganz besonderer Job ist, für den es schwer ist, passende Mitarbeiter zu finden, hast du deutlich bessere Karten als bei einem Standardjob, für den der nächste Kandidat schon vor der Tür steht. Die Realtität liegt vermutlich irgendwo dazwischen.

  • Hallo Jonas931,

    Realistisch wird mein Gehalt daher wohl die nächsten 5-6 Jahre stagnieren und somit sehe ich die ganz große Gefahr, dass ich mit dem Jobwechsel letztlich nichts gewonnen habe.


    Wie seht ihr das?

    So wird es sein. Warum wechseln Sie; nur wegen des Geldes, oder gibt es noch weitere Gründe?

    Aus der Sicht des Arbeitgebers ist man Ihnen schon weit entgegengekommen. Es ist nicht in seinem Sinn, dass vergleichbare Tätigkeiten unterschiedlich entlohnt werden. Bringt Unruhe in das Team und motiviert auch langgediente Mitarbeiter, einen Aufschlag zu fordern. Deshalb haben Sie m.E. auch keine Chance, noch mehr zu erreichen.

    Die Entscheidung müssen Sie treffen; gutes Händchen.

    Gruß Pumphut

  • Aus der Sicht des Arbeitgebers ist man Ihnen schon weit entgegengekommen. Es ist nicht in seinem Sinn, dass vergleichbare Tätigkeiten unterschiedlich entlohnt werden. Bringt Unruhe in das Team und motiviert auch langgediente Mitarbeiter, einen Aufschlag zu fordern.

    Ich denke, es steht und fällt mit der Frage, ob es im Team vergleichbare Tätigkeiten gibt und vergleichbare Mitarbeiter gibt.

  • Wie ich das sehe, ist egal. Du beschreibst die Situation zutreffend, also liegt es an Dir, ob Du die Stelle zu diesem Gehalt annehmen willst oder nicht.

    (Hängt sicher auch damit zusammen, ob Du eine Chance hast, anderswo mehr zu bekommen oder nicht.)

  • Zwei Gedanken:

    - Stimmt das mit den tariflichen Begrenzungen überhaupt? IdR. Gestalten Tarifverträge ja mindestkonditionrn, von denen individuell abgewichen werden kann. Wie ja auch in deinem Fall geplant ist.

    - Wenn du eine gute Verhandlungsposition hast, versuch doch noch mal rauszuschlagen, dass der Bonus mitwächst.

    - Vielleicht gelingt dir das auch nicht sofort, aber beim ersten Mitarbeitergespräch nach 12 Monaten.

  • Normalerweise gibt es bei tarifgebunden Unternehmen einen Tariflohn, dieser wird in verschiedenen Gehaltsklassen, je nach Wertigkeit der Beschäftigung, festgelegt. Weiterhin gibt es eventuell eine übertarifliche Zulage, diese ist im Verhandlungsgeschick des Arbeitnehmers und wird bei Tarifverhandlungen zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften nicht berücksichtigt. Allerdings kann die Verhandlung erwirken, dass übertarifliche Leistungen, bei Tariferhöhungen nicht berücksichtigt werden und damit bestehen bleiben. Wenn das nicht berücksichtigt wird ist der Arbeitnehmer, vielleicht mit Hilfe des Betriebsrates, selbst am Zuge um diesen Betrag in dieser Höhe weiter zu bekommen. Gleiches gilt für die Erhöhung der übertariflichen Leistungen. Wenn der Arbeitnehmer dringend im Unternehmen gebraucht wird, hat er natürlich gute Karten. Im Neudeutsch wird so etwas dann als Highperformer bezeichnet.