Antizyklisch kaufen!

  • Euch ist schon klar, dass ihr hier aktives Management nach Bewertungsniveaus propagiert? Eine Disziplin, die von Zehntausenden der besten Köpfe dieses Planeten bei Hedgefonds und Investmenthäusern praktiziert wird. Menschen, die Ressourcen haben, die ihr euch nicht einmal vorstellen könnt.


    Und?


    Die Mehrheit scheitert. Selbst kostenbereinigt. Das wurde unzählige Male wissenschaftlich nachgewiesen.


    Aber ein paar Amateure aus Deutschland, die im Finanztip-Forum schreiben, können es?

    Das würde ja die EMH widerlegen.


    Tut mir leid. Ich klinke mich aus dieser Diskussion aus.

  • Will man das Rentensystem richtig reformieren, müsste man einen harten Cut ab einem bestimmten Datum machen. Alle, die dann jünger sind zahlen nicht mehr in die "alte" Rentenversicherung ein und erwerben ihre Rentenansprüche über ein neues, noch zu definierendes System.


    Problematisch ist halt, dass diese Kohorte als Zahler für die aktuellen Rentner wegfiele. Da das Geld sowieso schon nicht reicht, müsste der Staat über einen ziemlich langen Zeitraum immer mehr Steuergelder zuschießen. Aber rein biologisch löst sich das dann irgendwann ...

    Dazu hatte Milton Friedman damals in den 80ern schon einen Vorschlag. Jeder bekommt den Barwert der aktuellen Rentenansprüche als Staatsanleihen ausbezahlt. Da diese letztendlich ein Anspruch gegen den Staat darstellen, ändert sich im Prinzip erstmal nichts. Der unfreiwillige Beitragszahler hat immer noch seinen Anspruch auf drölfzigtausend Euro und der Staat eine Verpflichtung von drölfzig Billionen.

  • Dazu hatte Milton Friedman damals in den 80ern schon einen Vorschlag. Jeder bekommt den Barwert der aktuellen Rentenansprüche als Staatsanleihen ausbezahlt. Da diese letztendlich ein Anspruch gegen den Staat darstellen, ändert sich im Prinzip erstmal nichts. Der unfreiwillige Beitragszahler hat immer noch seinen Anspruch auf drölfzigtausend Euro und der Staat eine Verpflichtung von drölfzig Billionen.

    Der Vorschlag ist deswegen schwierig, weil eine Rente auf einmal auszuzahlen, zu viele dazu verleiten könnte "Blödsinn" mit der Kohle anzustellen. Und hinterher, wenn alles weg ist, zahlt dann doch wieder der Staat ... nochmal.

  • Der Vorschlag ist deswegen schwierig, weil eine Rente auf einmal auszuzahlen, zu viele dazu verleiten könnte "Blödsinn" mit der Kohle anzustellen. Und hinterher, wenn alles weg ist, zahlt dann doch wieder der Staat ... nochmal.

    Man kann nicht vom mündigen Bürger reden und ihn dann wie ein kleines Kind behandeln. Wer seinen Rentenanspruch verjubelt, fällt dann halt auf Sozialhilfeniveau zurück. Selbstgewähltes Schicksal, da müssen wir Leute nicht vor schützen. Und auch zur besseren Ausgestaltung der Sozialhilfe über eine negative Steuer hat Friedmann ein paar Vorschläge. Wer es noch nicht gelesen hat, Free to Choose kann ich wirklich empfehlen. Auch wenn man Friedman nicht in allen Punkten zustimmt oder ablehnt, weil man schlimme Dinge über ihn gehört hat ;)

  • Wer seinen Rentenanspruch verjubelt, fällt dann halt auf Sozialhilfeniveau zurück. Selbstgewähltes Schicksal, da müssen wir Leute nicht vor schützen.

    In gar nicht so wenigen Fällen ist dies eben kein (nenneswertes) "zurückfallen". Darin liegt ja eines der Probleme.


    Vermutlich liegt die Herausforderung bei diesem Vorschlag darin, dass der Staat nicht weiß, wie viele Rentner nach dem "Verprassen" auf Sozialhilfe zurückgreifen müssen. Sprich, es kann ins vollkommen Unkalkulierbare und Uferlose laufen ... oder auch nicht.

  • Antizyklisch handeln bedeutet in dieser Phase der internationalen Börsenproblematik NICHT sich so wie Andreas Beck zu äußern und quasi zu suggerieren, man könne gegenüber dem allgemeinen Markt eine Über-Performance erzielen.


    Wenn er in diesem Video ganz stolz davon berichtet, dass er ab Montag fast alle Reserven auflöst und die Aktienquote auf 90 % hochfährt, ist das Risiko sehr hoch, dass er im völligen Chaos endet.

    Die US amerikanischen Märkte durften immer noch etwa 10-15 % mindestens überbewertet sein. Was bedeutet, dass ein vernünftiger Investor lieber irgendwann erfolgenden Anstieg auf ein paar Euro verzichtet statt nackt und bloß durch den dunklen Wald zu irren.

  • In gar nicht so wenigen Fällen ist dies eben kein (nenneswertes) "zurückfallen". Darin liegt ja eines der Probleme.


    Vermutlich liegt die Herausforderung bei diesem Vorschlag darin, dass der Staat nicht weiß, wie viele Rentner nach dem "Verprassen" auf Sozialhilfe zurückgreifen müssen. Sprich, es kann ins vollkommen Unkalkulierbare und Uferlose laufen ... oder auch nicht.

    Die meisten Leute sind finanziell recht vernünftig und werden mit dem Alter immer konservativer. Junge Leute haben noch kaum Ansprüche, würden also nicht viel ausgezahlt bekommen. Das von dir angesprochene Problem wird in Einzelfällen vorkommen, ins Uferlose wird es eher nicht laufen.


    Tomarcy

    Was soll er denn tun? Er verlangt für einen leicht modifizierten Weltindex 0,7% im Jahr (oder wurde das mittlerweile gesenkt?). Um das zu begründen, hat er sich mal eine gute Story und ein paar Regeln überlegt und jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, von dem er immer geredet hat. Ob das eine gute oder schlechte Idee war, werden wir hinterher sehen

  • Die meisten Leute sind finanziell recht vernünftig und werden mit dem Alter immer konservativer. Junge Leute haben noch kaum Ansprüche, würden also nicht viel ausgezahlt bekommen. Das von dir angesprochene Problem wird in Einzelfällen vorkommen

    Die meisten Leute? Dann kenne ich wohl (zu) viele, die nicht in diese Kategorie fallen. Gib denen, die kaum was auf dem Sparbuch haben 50 T€ und nächste Woche steht ein anderes Auto vorm Haus.

  • Die meisten Leute? Dann kenne ich wohl (zu) viele, die nicht in diese Kategorie fallen. Gib denen, die kaum was auf dem Sparbuch haben 50 T€ und nächste Woche steht ein anderes Auto vorm Haus.

    Und deshalb braucht es den paternalistischen Staat, der die Bevölkerung klein hält und alle Entscheidungen für sie trifft?

    Wenn das deine politische Meinung ist, dann sei dem so. Aber beschwer dich dann bitte nicht, dass Altersvorsorge nur in eingeengten Produkten wie Riester passiert statt über ein frei verwaltetes Altersvorsorgedepot ala 401k. Oder dass du mittlerweile überall erst einen Haftungsausschluss und Beratungsprotokolle unterschreiben musst. Das kommt alles aus genau der gleichen Denkrichtung

  • Und deshalb braucht es den paternalistischen Staat, der die Bevölkerung klein hält und alle Entscheidungen für sie trifft?

    Wenn das deine politische Meinung ist, dann sei dem so. Aber beschwer dich dann bitte nicht, dass Altersvorsorge nur in eingeengten Produkten wie Riester passiert statt über ein frei verwaltetes Altersvorsorgedepot ala 401k. Oder dass du mittlerweile überall erst einen Haftungsausschluss und Beratungsprotokolle unterschreiben musst. Das kommt alles aus genau der gleichen Denkrichtung

    Meine Altervorsorge „passiert“ in frei zugänglichen ETFs, neben der GRV. Es ist doch jedem freigestellt, dies so zu tun. Aber wer, von den oben Geschilderten, macht das in der Praxis?


    Riester ist einfach eine sehr schlecht umgesetzte Idee. Grundsätzlich gibt es aber Sinn, wenn Altervorsorge nicht vorzeitig angefasst werden kann. Insbesondere, wenn es sich um die Hauptkomponente handeln soll. Das hat weniger mit paternalistischen Staat zu tun, viel mehr mit empirischer Lebenserfahrung.

  • Meine Altervorsorge „passiert“ in frei zugänglichen ETFs, neben der GRV. Es ist doch jedem freigestellt, dies so zu tun.

    Also bei mir übersteigt der Beitrag zur GRV die private Sparrate in ETF deutlich. Bei den allermeisten Normalsterblichen wird das ebenso der Fall sein.

    Und ganz unabhängig von der Frage der konkreten Raten bzw. Beiträge ist der entscheidende Punkt, dass es eben nicht freiwillig ist. Auch wenn jemand der festen Überzeugung ist, dass ein ETF eine viel bessere Anlage ist als die GRV, kann er den Zwangsbeiträgen nicht ausweichen.


    Riester ist einfach eine sehr schlecht umgesetzte Idee. Grundsätzlich gibt es aber Sinn, wenn Altervorsorge nicht vorzeitig angefasst werden kann.

    Regeln entstehen nicht in einem Vakkum. Hinter Regelungen steht immer auch ein entsprechendes Menschenbild, in diesem Fall eben das des Unvernünftigen, der sein Geld direkt verprasst. Und was ist nicht daran paternalistisch, wenn der Staat mir vorschreibt, dass ich

    1. meine Altersvorsorge hauptsächlich im System der GRV zu organisieren habe

    2. alternative Vorsorgen nur in einem engen Korsett möglich sind (Riester, bAV)

    3. Vorsorgen ohne diese Restriktionen nur mit versteuertem Geld möglich sind und dabei nochmal extra besteuert werden

    ?

  • Auch wenn jemand der festen Überzeugung ist, dass ein ETF eine viel bessere Anlage ist als die GRV, kann er den Zwangsbeiträgen nicht ausweichen.

    Im Prinzip hast du natürlich Recht, aber so ganz stimmt das nicht. Ich war zum Beispiel 15 Jahre lang selbständig Tätig und bin den Zwangsbeiträgen damit ausgewichen :)

    Aber klar, diese Option hat nicht jeder.

  • Im Prinzip hast du natürlich Recht, aber so ganz stimmt das nicht. Ich war zum Beispiel 15 Jahre lang selbständig Tätig und bin den Zwangsbeiträgen damit ausgewichen :)

    Aber klar, diese Option hat nicht jeder.

    Dasselbe trifft auf mich auch zu. Damals war ich total happy, in diesen "Scheißverein" nix einzahlen zu müssen. Heute , Ende 50, ärgere ich mich darüber, in dieser Zeit nicht wenigstens die Minimalbeiträge eingezahlt zu haben. Denn so schlecht, wie sie oft hingestellt wird, ist die GRV gar nicht.

  • Also bei mir übersteigt der Beitrag zur GRV die private Sparrate in ETF deutlich. Bei den allermeisten Normalsterblichen wird das ebenso der Fall sein.

    Was ist denn Deine ETF-Rate in Prozent? (Wenn man fragen darf.)


    Ich meine von Emil und Saidi letztens anzustrebene 15% vom Netto gehört zu haben.

  • Ich meine von Emil und Saidi letztens anzustrebene 15% vom Netto gehört zu haben

    Die gehen je nach Alter, dann von utopisch hohen Sparraten aus.

    Bei jungen Leuten sind die schon bei unrealistischen 20 % vom netto.

    Viel Spaß mit Netto 1800 € für Mietwohnung, Strom, Essen und ETF-Sparplänen.

  • Was ist denn Deine ETF-Rate in Prozent? (Wenn man fragen darf.)


    Ich meine von Emil und Saidi letztens anzustrebene 15% vom Netto gehört zu haben.

    Ohne jetzt genau nachzurechnen...etwa in dem Bereich, vielleicht knapp drüber. Aber 15% vom Netto sind halt sehr viel weniger als 18,6% vom Brutto. Den sogenannten Arbeitgeberanteil wollen wir ja nicht unterschlagen, der wird faktisch auch vom Arbeitnehmer bezahlt.

  • Ohne jetzt genau nachzurechnen...etwa in dem Bereich, vielleicht knapp drüber. Aber 15% vom Netto sind halt sehr viel weniger als 18,6% vom Brutto. Den sogenannten Arbeitgeberanteil wollen wir ja nicht unterschlagen, der wird faktisch auch vom Arbeitnehmer bezahlt.

    Kleine Anmerkung hierzu...die Rechnung ist natürlich noch massiv beschönigt. Die GRV arbeitet aktuell nur zu drei Viertel mit Beiträgen, der Rest ist Bundeszuschuss. Entsprechend müsste man auf die 18,6% nochmal ein gutes Stück draufschlagen.

  • Kleine Anmerkung hierzu...die Rechnung ist natürlich noch massiv beschönigt. Die GRV arbeitet aktuell nur zu drei Viertel mit Beiträgen, der Rest ist Bundeszuschuss. Entsprechend müsste man auf die 18,6% nochmal ein gutes Stück draufschlagen.

    Wenn Du Kindererziehungszeiten im Versicherungskonto hast, dann ggf. ja.