alter Riester loswerden

  • 2,6% garantierte Zinsen nach Kosten sind mehr als eine sichere Anlage in Bundeswertpapieren derzeit bietet:
    https://www.bundesbank.de/de/statistiken…renditen-772416

    Die Steuervorteile und Zulagen kommen ja noch dazu. Insofern ein gut verzinster Posten des sicheren Anteils Eures Depots.

    Ich sehe daher keinen akuten Handlungsbedarf, es sei denn Ihr wollt den Vertrag aus emotionalen Gründen unbedingt loswerden, egal was es Euch kostet.

    In der Tat gibt es eine emotionale Komponente: wir würden in Nachhinein nicht mehr so viel

    Altersvorsorge mit Versicherungen betreiben (wir haben *natürlich* noch andere teure Verträge damals abgeschlossen) und die "fetten Vertriebskosten", die tom70794 erwähnt, lieber gespart und selbst angelegt. Manchmal vergesse ich dabei, dass auch eine sicherheitsorientierte Komponente wichtig ist. Die aktuelle Lage an den Märkten zeigt eigentlich, dass schlechte Zeiten immer wieder passieren können und man braucht Alternativen, um sie auszusetzen.

    Dass Riesterverträge auch einen schlechten Ruf haben, trägt zum blöden Gefühl bei, in eine Falle ertappt zu sein. Dafür hilft es, das Problem zu versachlichen und rational zu betrachten. Dabei habt ihr mir sehr geholfen. Danke nochmals Horst Talski für die Rechnungen. ich schaue im Vertrag, wie garantiert der garantierte Satz ist und auch für den Link an den Blog von Hartmut Walz: den kannte ich nicht.

  • 2,6% garantierte Zinsen nach Kosten sind mehr als eine sichere Anlage in Bundeswertpapieren derzeit bietet:
    https://www.bundesbank.de/de/statistiken…renditen-772416

    Allerdings hätte man bei einer Anlage in Bundeswertpapieren mit 65 ein Guthaben auf dem Konto, das man nach eigenem Gusto einsetzen könnte, wohingegen man beim Riestervertrag eine niedrig rentierliche Rentenversicherung an der Backe hat, die das Geld zögerlich und schlückchenweise Monat für Monat auszahlt.

    Das ist schon ein Unterschied, und dieser Aspekt wird regelmäßig vergessen.

    Die Steuervorteile und Zulagen kommen ja noch dazu. Insofern ein gut verzinster Posten des sicheren Anteils Eures Depots.

    Ob tatsächlich Steuervorteile und Zulagen dazukommen, müßte man im Einzelfall prüfen. Schon beim Durchschnittsverdiener fressen die Steuervorteile die Grundzulage auf. Ob von zusätzlichen Kinderzulagen etwas übrigbleibt, müßte man im Einzelfall prüfen.

    Die Kalkulation von Horst Talski habe ich nicht im Detail nachvollzogen.

    Bemerkenswert finde ich die Angabe in der Standmitteilung:

    Garantierte Leistungen ab Rentenbeginn (1.1.2038) bei unveränderter Vertragsfortführung und augenblicklichem Zinsniveau

    Verstehe ich das recht? Die Garantie gilt nur beim augenblicklichen Zinsniveau. Wenn sich das Zinsniveau verändert (was in 13 Jahren wohl geradezu garantiert :) ist), verfällt vermutlich die Garantie.

    Interessant auch, was passieren soll, wenn das Zinsniveau um 1% sinkt:

    Aktuell werden 365,12 €/m "garantiert". Sollte der Zins um einen Prozentpunkt sinken, sei eine Monatsrente von 367,79 € möglich, also mehr. Nach meinem Dafürhalten kann das nicht stimmen.

  • Interessant auch, was passieren soll, wenn das Zinsniveau um 1% sinkt:

    Aktuell werden 365,12 €/m "garantiert". Sollte der Zins um einen Prozentpunkt sinken, sei eine Monatsrente von 367,79 € möglich, also mehr. Nach meinem Dafürhalten kann das nicht stimmen.

    Das ist unter den 2** ausgeführt:

    "Aufgrund des aktuellen Zinssatz kann keine Rente bei einem um 1% niedrigeren Zinssatz dargestellt werden. Der genannte Wert entspricht daher der derzeitigen garantierten monatlichen Rente inkl. Überschüsse zum Rentenbeginn. "

    Die Rente fällt wahrscheinlich höher aus da schon 810,91€ erreichter Wert der Überschussbeteiligung mit einberechnet werden.

    Der Rentenfaktor dieser Überschussbeteiligung liegt aber auch deutlich unter dem Rentenfaktor der Gesamtversicherung.


    Erreichter Wert Überschussbeteiligung810,91
    Rentenfaktor Überschussbeteiligung 32,93

    Deswegen empfehle ich auch laura_cb sich wirklich genau ihren Vertrag durchzulesen um herauszufinden wie garantiert die Garantie ist.

  • Mein Haupt-Gegenargument ist die (teure) Zwangsverrentung. Was hilft mir ein Sparvertrag mit vielleicht sogar tolerabler Rendite, wenn ich das Geld aus dem Vertrag nicht frei wieder herausbekomme?

  • Mein Haupt-Gegenargument ist die (teure) Zwangsverrentung. Was hilft mir ein Sparvertrag mit vielleicht sogar tolerabler Rendite, wenn ich das Geld aus dem Vertrag nicht frei wieder herausbekomme?

    Und hier können die Foristys hoffen. Aus den K0-Verhandlungen hört man, dass die Zwangsverrentung sterben soll.

  • Hallo zusammen,

    ich bin neu hier im Finanztip Forum und bin auf die super Videos von Finanztip auch erst in den letzten Wochen gestoßen, im Rahmen meines Midlife-Checkups. Ich habe schon viel gelernt und umgesetzt (z.B. gezielter ETF-Sparplan statt planloser Einmalanlagen wie bisher), aber am schwierigsten finde ich auch die Frage, was ich mit meinem alten Riester-Vertrag mache. Und es sieht so aus, dass ich fast den gleichen Vertrag habe wie laura_cb, deswegen gleich mal hier weiter.

    Erstmal zum Thema Rentenfaktor: In den originalen Vertragsunterlagen steht "garantierter Rentenfaktor 40,22", und das wird auch im nachfolgenden Text nicht eingeschränkt.

    Auch die Zahl bei "garantierte monatliche Rente zum Rentenbeginn [...]" hat sich in den Mitteilungen der letzten Jahre nicht verändert.

    Ich denke also, wir können da ganz beruhigt sein, laura, da wir wohl einen deutlich höheren Rentenfaktor haben als es in meisten Neuverträgen derzeit gibt.

    Ein Problem dieses Vertrags sehe ich da eher mit dem Fond, der vergleichsweise hohe Kosten hat, aber eher nur so mäßige Erträge gibt (WKN: A0Q5MC). Über die Restlaufzeit von 18,5 Jahren würde es mit einem günstigen ETF wohl deutlich bessere Rendite geben. Aber dazu müsste ich den Vertrag kündigen, ein Fondwechsel innerhalb des Vertrags geht nicht.

    Daher stehe auch ich nun vor der Frage, was tun mit dem Vertrag. Normal weiterbesparen mit maximaler Summe (2100 EUR), mit Mindestbeitrag 60 EUR pro Jahr weiterbesparen oder beitragsfrei stellen?

    Oder alternativ doch kündigen, oder sogar Anfang 2028 zur Restschuldtilgung der Immobilie verwenden, wenn die Zinsbindung ausläuft (=Wechsel in Wohnriester)?

    Bei uns ist es so, dass es wohl bei einem Kind (5 J alt) bleibt, dieses Jahr geht also die sechste Kinderzulage in den Vertrag. Als Beamter werde ich zudem in der Auszahlungsphase eine etwas höhere Steuerlast haben als wenn ich Angestellter geblieben wäre.

  • Ich würde den Vertrag bis zu Ende fortführen und dann das Kapital komplett förderunschädlich entnehmen, so kommt man um die unattraktive Verrentung herum. §92a EStG ist hier die richtige Adresse. Geht auch bei Renovierungen/Sanierungen/Umbauten.

  • Danke für die Idee, Muenchner, aber ich verstehe den Vorschlag ebenfalls nicht. "Vertrag bis zum Ende fortführen" und "Auflösen" zugunsten Wohn-Riester sind zwei Optionen, die sich gegenseitig ausschließen. Immerhin: Die Voraussetzungen wären gegeben, im unserem Haus will ich bis mindestens 70 wohnen bleiben, und die Restschuld sollte auch 2028 noch höher sein als das Riester-Guthaben. Ich muss mir also nicht spontan noch ein Sanierungsmodell überlegen.

  • Der garantierte Rentenfaktor von 40 bezieht sich nur auf die 100€ Einzahlung monatlich.

    Alles was du darüber hinaus bezahlst wird mit einem unbekannten niedrigeren Rentenfaktor verrentet.

    Der Durchschnittliche Rentenfaktor beträgt zur Zeit ca. 31 und ist damit nicht so dolle. Damit brauchst du ca. 27 Jahre um dein Kapital vor Steuern und Inflation wieder zurück zu bekommen.

    Nach Steuern und Inflation dürftest du weit über 100 werden damit sich eine Verrentung für dich lohnt.


    Kündigst du deinen Vertrag jetzt und erhältst ca. 33000€ ausbezahlt und sparst darauf 100€ monatlich für 18 Jahre mit 5% Rendite an kannst du dir selber auch nach KEST 300€ Rente monatlich für 40 Jahre auszahlen. Ohne den ganzen Riesterzirkus.

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    Viel Erfolg mit deinen Finanzentscheidungen


  • Danke für die Idee, Muenchner, aber ich verstehe den Vorschlag ebenfalls nicht. "Vertrag bis zum Ende fortführen" und "Auflösen" zugunsten Wohn-Riester sind zwei Optionen, die sich gegenseitig ausschließen. Immerhin: Die Voraussetzungen wären gegeben, im unserem Haus will ich bis mindestens 70 wohnen bleiben, und die Restschuld sollte auch 2028 noch höher sein als das Riester-Guthaben. Ich muss mir also nicht spontan noch ein Sanierungsmodell überlegen.

    Bitte mal den §92a EStG genau lesen, da steht alles drin. Man kann JEDEN Riester als "Wohnriester" nutzen und das sollte man auch, wenn sich die Möglichkeit ergibt. Denn so bekommt man das komplette angesparte Kapital + Zulagen auf einmal aus dem Vertrag.

    Das Wohnförderkonto spielt zu einem Zeitpunkt sehr nah am Rentenbeginn quasi keine Rolle mehr.

  • Bitte mal den §92a EStG genau lesen, da steht alles drin.

    Das ist ja auch überhaupt kein Problem, wenn man Legalesisch kann. Für andere Leute stellt das aber schon ein gewisses Hindernis dar. :)

    Man kann JEDEN Riester als "Wohnriester" nutzen und das sollte man auch, wenn sich die Möglichkeit ergibt. Denn so bekommt man das komplette angesparte Kapital + Zulagen auf einmal aus dem Vertrag.

    Fast jeden. Bei ganz kleinen Riesterverträgen geht es nicht. Das nur am Rande.

    Ich bin mit Dir der Auffassung, daß es günstig ist, Geld aus schlechten Riesterverträgen loszueisen und in eine Immobilienfinanzierung zu stecken. Ich würde das an der Stelle von Florcy11 vermutlich dann tun, wenn die Finanzierung zur Verlängerung ansteht (also 2028, wenn ich das richtig mitbekommen habe). Der Wohnriester ist natürlich absurd kompliziert (wie quasi alles deutsche Rechtliche), vermutlich aber günstiger, als den bestehenden Vertrag langfristig fortzuführen: Man bekommt (das schreibst Du richtig) das Geld einschließlich Förderung komplett aus dem alten Riestervertrag heraus und spart sich Darlehenszinsen. Das dürfte letztlich das bessere Geschäft sein (es sei denn, die Darlehenszinsen klappen ins Nichts ab, wonach es angesichts der Sondervermögen nicht aussieht).

    Das Wohnförderkonto spielt zu einem Zeitpunkt sehr nah am Rentenbeginn quasi keine Rolle mehr.

    Das Wohnförderkonto wird in seiner Bedeutung weithin überschätzt und schreckt die Leute zu Unrecht von diesem an sich sinnvollen Weg ab.

  • Achim Weiss komplett richtig Deine Ausführungen. Natürlich geht mein Vorgehen nicht bei Kleinstverträgen (das steht so auch im 92a), ich habe mich bewusst einfach ausgedrückt. Bei Kleinstverträgen stellt sich die Wohnriesterfrage ohnehin nicht, da diese Verträge auch ohne das komplizierte Wohnriester Konstrukt komplett ausgezahlt werden können.

    Natürlich muss man sich das Vorgehen genau überlegen und im Zweifel durchrechnen. Einen Riester neu abzuschließen würde ich niemandem empfehlen.

    Aber wenn schon ein Riester vorhanden ist, sollte man sich Gedanken über die Möglichkeiten machen. Dazu gehört Anbieterwechsel (unbedingt Honorartarif), aber auch Überlegungen zur Rentenphase.

    Da die Möglichkeit, die ich hier immer wieder aufzeige fast niemand kennt, finde ich es wichtig immer wieder darauf hinzuweisen. Klar passt es nicht für jeden, aber wenn es passt, oder man es passend machen kann, ist es die beste Variante für Riester Verträge die kurz vor der Verrentung stehen, oder wo sich eine Auflösung nicht lohnt oder nicht gewünscht ist.

  • Achim Weiss komplett richtig Deine Ausführungen. Natürlich geht mein Vorgehen nicht bei Kleinstverträgen (das steht so auch im 92a), ich habe mich bewusst einfach ausgedrückt. Bei Kleinstverträgen stellt sich die Wohnriesterfrage ohnehin nicht, da diese Verträge auch ohne das komplizierte Wohnriester-Konstrukt komplett ausgezahlt werden können.

    Im vorliegenden Fall bietet es sich aber an, und zwar nicht erst kurz vor der Rente (also in 18,5 Jahren oder so), sondern in 3 Jahren, wenn die Immobilienfinanzierung zur Verlängerung ansteht.

    Das Wohnriesterkonto "verzinst" sich mit 2%, das dürfte weniger sein als der Darlehenszins. Außerdem gibt es in der Rentenzeit die Option, es auf einmal abzulösen sein, was vermutlich günstiger ist als die Versteuerung ähnlich einer Rente.

  • Im derzeitigen Zinsumfeld ist es die beste Variante, wenn die Zinsen aber nochmal längere Zeit unter 2% gehen, was durchaus möglich ist, könnte eine normale Prolongation und gleichzeitige Fortführung des Riester sinnvoller sein.

    Letztlich ist das eine Entscheidung des Betroffenen.

  • Die beiden hier vorgestellten Verträge würde ich zu den besseren Riesterverträgen zählen. Muss man nicht haben, aber kann man behalten.

    Generell sollte aber jedes geförderte Produkt optimiert werden. Dazu gehört für mich als erstes, dass nur soviel, wie notwendig eingezahlt wird.

    Hier zahlen aber laura_cb und Florcy11 jeweils 2.100€ p.a (statt 2.100€ abzgl. Zulagen) ein. Das würde ich als Erstes ändern.

  • Die beiden hier vorgestellten Verträge würde ich zu den besseren Riesterverträgen zählen. Muss man nicht haben, aber kann man behalten.

    Generell sollte aber jedes geförderte Produkt optimiert werden. Dazu gehört für mich als erstes, dass nur soviel, wie notwendig eingezahlt wird.

    Hier zahlen aber laura_cb und Florcy11 jeweils 2.100€ p.a (statt 2.100€ abzgl. Zulagen) ein. Das würde ich als Erstes ändern.

    Dort wo Riester sinnvoll ist, kann Riester auch nur zulagenoptimiert sinnvoll sein. So gut kann kein Riester sein, um ohne (optimierte) Zulagen vernünftige Rendite abzuwerfen.

  • Dort wo Riester sinnvoll ist, kann Riester auch nur zulagenoptimiert sinnvoll sein.

    Das ist prinzipiell meine Aussage.

    So gut kann kein Riester sein, um ohne (optimierte) Zulagen vernünftige Rendite abzuwerfen.

    Es gibt aber schon Ausnahmen: Wer jetzt Spitzensteuersatz zahlt und in der Rente (fast) nur Kapitaleinkünfte hat, kann sich das durchrechnen.