Welche Sollzinsbindung Baufi

  • Das Risiko stellt mit annähernd gleicher Wahrscheinlichkeit (50/50, da Zinsen auf den Punkt kaum prognostizierbar sind und eben steigen oder fallen können) auch eine Zinsänderungschance dar.

    Tut es nur in absoluten Ausnahmefällen. Wenn Risiko und Chance genau gleich sind, müsste die Zinsstrukturkurve komplett waagrecht sein, da die Laufzeit dann irrelevant ist.



    Kostenrisiken zum Beispiel, also einfach dem Risiko, dass du die gesamte Baufinanzierung viel zu teuer abgewickelt hast und vom stark fallenden Zinsniveau während der Laufzeit nicht profitierst?

    Hier tust du wieder so, als ob man sich mit einer 20-jährigen Zinsbindung unwiderruflich bindet. Nach 10 Jahren kannst du beliebig kündigen, ohne Vorfälligkeitsentschädigung. Du hast als Privatkunde schon eine Option in der Finanzierung eingebaut.


    Aber gehen wir mal zurück zu deinem ursprünglichen Vorschlag in #31:

    50% auf 15 Jahre, 30% auf 5-10 Jahre, 20% variabel oder extrem kurzfristig

    Für Dinge, die innerhalb der ersten 10 Jahre passieren, hast du für 50% der Summe überhaupt keinen Vorteil gegenüber der Variante 100% auf 15 Jahre. Und je nachdem, wie du die 30% genau ausgestaltest, gilt das zum größten Teil auch dafür. Verlierst du nach 2 Jahren den Job oder lässt dich scheiden und musst verkaufen, hast du für 80% der Summe alle die Nachteile, die du hier aufzählst. Und je näher du ein Problem an die 10 Jahre rückst, desto mehr nähert es sich der normalen Finanzierung mit einer Laufzeit an.

  • Genau, und deshalb ist die Diskussion doch ganz fruchtbar

    Ich persönlich bin dir da auch wirklich dankbar für diese andere Sichtweise, da sie neu für mich ist.

    Ich überlege darüber defintiv nach und ich will auch nicht störrisch mitScheuklappen umherlaufen.

    Bis jetzt sehe ich für die Finanzierungen, die ich brauche (bzw für andere Leute, die ich kenne), keinen Vorteil bzw. schätze das Risiko anders ein (so wie LebenimSueden ).


    Aber wie gesagt, der Austausch gefällt mir definitiv, danke!

  • Tut es nur in absoluten Ausnahmefällen. Wenn Risiko und Chance genau gleich sind, müsste die Zinsstrukturkurve komplett waagrecht sein, da die Laufzeit dann irrelevant ist.

    Nein, das ist dann glaube ich der Punkt, in dem sich unsere Einschätzungen auch von der Begründung her unterscheiden. Der Verlauf der Zinsstrukturkurve wird von etlichen Einflussfaktoren bestimmt, aktuell z.B.: Interventionen der EZB durch den Leitzins (betrifft häufiger das kurze Laufzeitende), die zunehmende Staatsverschuldung Deutschlands (hat zuletzt entgegen des EZB-Trends der Zinssenkung die Kurve auf 10 Jahre und die Baufi-Zinsen schlagartig erhöht!), Verschuldungsgrade der EUR-Staaten, generell Markteinschätzungen/Erwartungen, ...


    Was ich meine ist folgendes: Es gibt bei einem gegebenen Zinsniveau wie gerade (3,3% auf 10 J.; https://www.drklein.de/aktuelle-bauzinsen.html) in etwa eine 50%/50%-Wahrscheinlichkeit für Zinssenkungen und für Zinssteigerungen ausgegend von diesem Wert. Dass muss die Zinsstruktur weder heute widerspiegeln (siehe zuletzt z.B. Einfluss der deutschen Staatsverschuldung bzw. deren Ankündigung), noch sagt das irgendwas aus über die Zinsstruktur in 10 Jahren.


    Mein Argument ist viel banaler: Wenn du den gesamten Zinsverlauf (weder am kurzen noch am langen Laufzeitende) mittel- oder langfristig kennst, warum nimmst du dann nicht näherungsweise das durchschnittliche Zinsniveau der Finanzierungslaufzeit (als Mischung aus kurz- und langlaufenden Zinsen) mit? Das ist in Punkto Risiko-/Kostenrelation rationaler, als einmalig über 10 Jahre fest den einen Zins einzufrieren, der just zu diesen Zeitpunkt geradezu zufällig vorherrscht.


    Hier tust du wieder so, als ob man sich mit einer 20-jährigen Zinsbindung unwiderruflich bindet. Nach 10 Jahren kannst du beliebig kündigen, ohne Vorfälligkeitsentschädigung. Du hast als Privatkunde schon eine Option in der Finanzierung eingebaut.

    Es ging mir bei meinem Argument nicht um die Zeit zwischen Jahr 10 und Jahr 20 und das mit den 10 Jahren (+6 Monate) Kündigungsfrist gem. BGB ist ja richtig. Mein Argument gilt nur trotzdem, dann eben bis 10 Jahre oder auch dann wenn die gesamte Finanzierung nur 8 Jahre läuft. Auch hier würde ich überlegen, einen Teil z.B. auf 4 Jahre festzuschreiben oder einen kleineren Teil variabel zu halten oder immer nur fortlaufend für 1-2 Jahre festzuschreiben, um mir die genannten Vorteile zu erhalten.


    Aber gehen wir mal zurück zu deinem ursprünglichen Vorschlag in #31:

    50% auf 15 Jahre, 30% auf 5-10 Jahre, 20% variabel oder extrem kurzfristig

    Für Dinge, die innerhalb der ersten 10 Jahre passieren, hast du für 50% der Summe überhaupt keinen Vorteil gegenüber der Variante 100% auf 15 Jahre. Und je nachdem, wie du die 30% genau ausgestaltest, gilt das zum größten Teil auch dafür.

    Genau das sind die Stellschrauben, die es dann individuell passend einzustellen gilt: Ja, du hast für Veränderungen in den ersten 10 Jahren in diesem Fall für 50% der Summe keine großen Reaktionsmöglichkeiten. Mit den anderen 50% allerdings schon und das macht doch einen riesigen Unterschied, wenn du den Teil dann z.B. wg. Abfindung/Erbe/Immobilienverkauf kurzfristig komplett ablösen willst oder wg. fehlender Liquidität beim Prolongieren dann diese Hälfte der Finanzierung praktisch tilgungsfrei stellst, was die die Gesamtrate monatlich massiv reduziert.


    Und je nachdem, wie du die 30% genau ausgestaltest, gilt das zum größten Teil auch dafür. Verlierst du nach 2 Jahren den Job oder lässt dich scheiden und musst verkaufen, hast du für 80% der Summe alle die Nachteile, die du hier aufzählst.

    Nein, selbst dann wird genau das Risiko doch reduziert, weil selbst wenn du die besagten 30% auf 5 Jahre festgeschrieben hast und nach 2 Jahren verkaufen musst, reduziert das für dich den Schaden dieser 30% hinsichtlich der Vorfälligkeitsentschädigung massiv, weil die nur für 3 Jahre statt für 8 Jahre fällig wird. Genauso im Fall einer vollständigen Tilgung, da könntest du dann mit dem absehbar geringeren Zinsschaden das Vermögen z.B. in Geldmarktfonds lassen und nach 3 Jahren ablösen statt 8 Jahre warten zu müssen...


    Und je näher du ein Problem an die 10 Jahre rückst, desto mehr nähert es sich der normalen Finanzierung mit einer Laufzeit an.

    Die 10 Jahre bleiben allein schon wegen der BGB-Regelungen ein Fixpunkt der gesamten Finanzierung. Wenn du 15 oder 20 Jahre festschreibst, betreibst du natürlich eine Sicherung des Zinsniveaus über diese Zeit hinaus mit dem einseitigen Vorteil, den Kredit kündigen zu können. Je mehr des Gesamtkredits du aber kürzer (2, 3, oder 5 Jahre) festschreibst oder eben darüberhinaus gehst (15, 20+ Jahre), desto mehr weichst du logischerweise von dieser starren Fixierung auf 10 Jahre ab. Und desto mehr Flexibiliät (und ja in Teilen auch Zinsänderungsrisiken aber gleichermaßen auch Zinsänderungschancen) holst du dir zusätzlich (!) zu den genannten Vorteilen mit rein ins Boot deiner gesamten Finanzierung.


    Selbst wenn die Zinsstrukturkurve jetzt und bei allen weiteren zukünftigen Prolongationen zufällig exakt identisch aussehen würde, dann würden die von mir genannten Vorteile doch alle bestehen bleiben. Das Vorgehen ist im Kern deshalb auch keine Zinswette, sondern einfach nur ein Mitnehmen der zusätzlichen Vorteile einer durch Finanzierungsbausteine strukturierten Gesamtfinanzierung.

  • Und desto mehr Flexibiliät (und ja in Teilen auch Zinsänderungsrisiken aber gleichermaßen auch Zinsänderungschancen) holst du dir zusätzlich (!) zu den genannten Vorteilen mit rein ins Boot deiner gesamten Finanzierung.

    Für die allermeisten Privatkäufer, die eine selbstgenutzte Immobilie kaufen (für viele das erste und einzige Immobiliengeschäft ihres Lebens), wiegen die Zinsänderungsrisiken und der Aufwand, sich alle paar Jahre wieder um einen Teil der Finanzierung kümmern zu müssen, ganz praktisch aber vermutlich schwerer als die Zinsänderungschancen.


    Wenn man wirklich finanziell von den Zinsänderungschancen profitieren will, bedeutet das zwangsläufig, dass man auch signifikante Zinsänderungsrisiken nimmt, und genau das will die Mehrheit der Privatkäufer gerade nicht. Die meisten Leute wollen möglichst sicher sein, dass sie die Rate auch langfristig tragen können. Klar, wer nach fünf Jahren ein großes Erbe oder eine riesige Abfindung kassiert, wünscht sich vielleicht, er hätte mehr als nur die üblichen 5% Sondertilgung vereinbart. Und wenn nach fünf Jahren die Zinsen von 3,5% auf 1% gefallen sind, freut man sich auch, wenn man schon nach fünf Jahren (und nicht erst nach zehn Jahren) anschlussfinanzieren kann. Aber für die allermeisten Leute regnen weder sechsstellige Abfindungen noch größeres Erbvermögen plötzlich und unerwartet vom Himmel. Dafür tut es ggf. heftig weh, wenn man einen signifikanten Teil des Darlehens schon nach fünf Jahren (oder sogar kürzer) statt mit 3,5% mit 7% anschlussfinanzieren muss.


    Will man dieses Risiko begrenzen, indem man nur mit einem verhältnismäßig kleinen Teil der Finanzierung (und/oder einem absolut gesehen überschaubaren Betrag) variabel bzw. kurz finanziert, steht der Aufwand wieder nicht mehr im Verhältnis zum Ertrag bzw. man muss sich alle paar Jahre mit der Finanzierung auseinandersetzen. Auch das will die Mehrheit der Privatkäufer gerade nicht.


    Es gibt meiner Meinung nach nur einen sehr, sehr kleinen Personenkreis und nur einen sehr, sehr kleinen Anwendungsbereich, für den die von Dir vorgeschlagene Stückelung tatsächlich in der Summe mehr Vorteile als Nachteile und Risiken bietet.


    Es ist schon nur interessant für Leute, die

    1. kein Problem damit haben, ständig den Zinsmarkt zu beobachten UND
    2. sich nicht daran stören, nach wenigen Jahren neue Finanzierungsangebote für die kurzen Laufzeiten einzuholen, inklusive damit verbundener Stolpersteine (schlechtes Angebot der Bank im ersten Rang, alternative Angebote von anderen Banken ggf. schwierig zu erhalten, wenn nur kleiner Betrag unter 50.000 EUR bzw. tieferer Rang, Aufwand und Kosten von Grundschuldabtretungen usw...) UND
    3. für die ein größerer unerwarteter Geldregen in den ersten Jahren nach Finanzierungsbeginn realistisch ist UND
    4. deren Finanzierungssumme so groß ist, dass sich der Aufwand in absoluten Beträgen überhaupt lohnt (wenn man 25% von 200.000 EUR auf fünf Jahre finanziert, ist zwar das Risiko überschaubar, die Gewinnchance für gerade mal 5 Jahre - denn nach 10,5 Jahren kann man ohnehin aussteigen - aber umgekehrt auch, es müssen also schon größere Beträge sein, damit sich das lohnt), UND
    5. die gleichzeitig genug Geld haben, dass ihnen das spiegelbildliche Zinsänderungsrisiko keine Probleme macht (was wenn ich nach fünf Jahren zu einem Zinssatz 10% anschlussfinanzieren muss?).

    Die Schnittmenge an Leuten, deren privater Immobilienkauf zur Selbstnutzung alle diese Kriterien erfüllt, dürfte da einfach ziemlich klein sein.

  • Für die allermeisten Privatkäufer, die eine selbstgenutzte Immobilie kaufen (für viele das erste und einzige Immobiliengeschäft ihres Lebens), wiegen die Zinsänderungsrisiken und der Aufwand, sich alle paar Jahre wieder um einen Teil der Finanzierung kümmern zu müssen, ganz praktisch aber vermutlich schwerer als die Zinsänderungschancen.

    Das ist doch ganz logisch. Mit jedem Jahr, in dem man tilgt, sinkt der Einfluss der Zinsänderung auf eine mögliche Prolongation. Es gibt einfach viel weniger Restschuld zu finanzieren. Dazu kommt, dass Zinsänderungen nicht zwingend symmetrisch sind. Es steht eben nicht dem Risiko eine gleichwertige Chance gegenüber, sondern die Möglichkeiten für steigende Zinsen sind deutlich größer als die für fallende. Von 3% auf 6% ist sehr viel wahrscheinlicher als von 3% auf 0%.

  • Also ich spiel das Spiel jetzt als Privatkäufer seit über 7 Jahren so und bin trotz der für mich im Grunde doppelt ungünstigen Zinsentwicklung (absoluter Anstieg des Zinsniveaus und zwischenzeitlich durch die Drehung der Zinsstrukturkurve zusätzlich noch ein überproportionaler Anstieg am kurzen Laufzeitende) trotzdem super damit gefahren. Die genannten Punkte sind alle relevant aber der Aufwand, das Risiko und die Tragweite doch bei weiten nicht so extrem wie dargestellt. Konkret:


    1. Mach ich überhaupt nicht ständig, sondern immer nur einmal im Frühjahr, wenns konkret ums Prolongieren geht. Wenn ich auch da kein Bock drauf habe, schreibe ich den Zins für zwei Jahre fest.
    2. Der Aufwand ist wie gesagt marginal, selbst in kleinerer Größenordnung waren die Zinsangebote meiner Bank so fair und angemessen, dass die Sache mit einem Telefonat bzw. einer Unterschrift auf einem Bestätigungsschreiben geklärt war. Aufwand jährlich dafür: Keine 10 Minuten wenn ich nicht Lust habe, mich mit den Anleihemärkten bzw. den Finanzierungsbedingungen aus anderen Gründen näher zu beschäftigen.
    3. Wie realistisch und vor allem planbar sind Abfindungen und Todesfälle in der Familie generell? Ich würde sagen planbar kaum, von daher würde ich mir die Option, größere Summen auch vor dem Laufzeitende (10 Jahre) mit einzubeziehen, zumindest offen halten... Ok, wer weder Job noch Familie hat, der braucht das nicht, aber bekommt derjenige größere Summen als Baufinanzierung bewilligt? 8o
    4. Die Gewinnchance besteht doch wie gesagt nicht nur aus dem niedrigeren Zins der kürzeren Laufzeiten, sondern auch aus der Flexibilität an sich. Ich konnte durch Sondertilgungen, die weit über die üblichen 5% p.a. rausgingen insgesamt 5-stellige Beträge an Zinsen sparen verglichen mit einem Szenario, bei dem ich in einer 10-Jahres-Finanzierung gefangen gewesen wäre...
    5. Bin kein Millionär und habe sicher keine Unsummen rumliegen. Der Punkt bleibt aber natürlich grundsätzlich richtig, dass man nur so viel kurzfristig finanzieren sollte, dass einen auch ein extremer Zinsanstieg nicht ruiniert. Vorschlag daher: Einfach mal 10% Zinsen p.a. für eine zukünftige Prologation einsetzen und überschlagen, obs dann noch funktioniert.

    Es gibt eben unterschiedlichste Risiken und Risikoaspekte bei einer größeren Baufinanzierung und ich finde wirklich, man macht es sich zu einfach, wenn man nur auf das eine (wichtige, aber nicht alleinige!) Risiko der Zinsänderungsmöglichkeit nach oben schaut. Sobald man mehr Risikoaspekte mit einbezieht, kommt man eigentlich gar nicht mehr drum herum, mit unterschiedlichen Laufzeiten und Zinsfestschreibungen zu arbeiten, um eben diese Risiken zu adressieren...

  • Es steht eben nicht dem Risiko eine gleichwertige Chance gegenüber, sondern die Möglichkeiten für steigende Zinsen sind deutlich größer als die für fallende. Von 3% auf 6% ist sehr viel wahrscheinlicher als von 3% auf 0%.

    Woran bitte würdest du das festmachen? Ernsthaft, ich würde makroökonomisch in Anlehnung an die realen Wirtschaftswachstumsraten (abzüglich der derzeit insb. in den Industrieländern aufgenommenen Staatsschulden zur Konjunkturförderung) eher vom genauen Gegenteil ausgehen, nämlich dass wir in wenigen Jahren auch konjunkturbedingt wieder ein Nullzinsumfeld haben. Hast du dir die Staatschuldensituation in Frankreich mal angeschaut? Wie soll das mittelfristig klappen, wenn die EZB die Zinsen nicht weiter senkt?


    Aber allein durch diese Einschätzungen wird doch klar: Die Glaskugel fehlt uns allen und Zinsen lassen sich - erst recht nicht langfristig - vorhersagen. Bei einem Zins von 0,x% würde ich eine höhere Chance für Anstiege als für ein weiter fallendes Zinsniveau noch für einigermaßen plausibel halten. Aber bei 3,3% Zins für 10 Jahre Laufzeit? Niemals würde ich auch nur einen Cent darauf setzen, dass der Zins in 5 Jahren entweder darüber oder darunter liegt, ich weiß es einfach nicht...

  • Wie realistisch und vor allem planbar sind Abfindungen und Todesfälle in der Familie generell? Ich würde sagen planbar kaum, von daher würde ich mir die Option, größere Summen auch vor dem Laufzeitende (10 Jahre) mit einzubeziehen, zumindest offen halten... Ok, wer weder Job noch Familie hat, der braucht das nicht, aber bekommt derjenige größere Summen als Baufinanzierung bewilligt? 8o

    Du lebst offenbar in einer sehr privilegierten Situation, die mit Sicherheit nicht repräsentativ für die ganz große Mehrheit der Menschen ist.


    Man kann einen Job haben, auch einen guten Job, und trotzdem keine Aussicht auf eine zeitnahe Abfindung (weil das in der Branche nicht üblich ist, weil man nicht so lange im Job ist, dass eine höhere Abfindung realistisch wäre usw...).


    Und natürlich kann man Familie haben, bei deren Tod aber schlicht kein nennenswertes Erbe anfällt. Bei weitem nicht jeder hat reiche Eltern oder Großeltern, die kurz vor dem Ableben stehen.


    Die Gewinnchance besteht doch wie gesagt nicht nur aus dem niedrigeren Zins der kürzeren Laufzeiten, sondern auch aus der Flexibilität an sich. Ich konnte durch Sondertilgungen, die weit über die üblichen 5% p.a. rausgingen insgesamt 5-stellige Beträge an Zinsen sparen verglichen mit einem Szenario, bei dem ich in einer 10-Jahres-Finanzierung gefangen gewesen wäre...

    Bei der Zinsentwicklung in den letzten Jahren? Wie das? Wie gesagt, Du musst eine enorm hohe Finanzierungssumme haben, und dazu anscheinend in einem anderen Zinsumfeld gelebt haben in den letzten Jahren. Die konkreten Zahlen würden mich wirklich interessieren.


    Und wie gesagt, das Geld für Sondertilgungen, die "weit über die üblichen 5% hinausgehen", muss man erstmal haben. Die allermeisten haben das nicht, erst recht nicht in den ersten Jahren nach Abschluss der Finanzierung.


    Die meisten Leute, die derzeit in einer 10-Jahres-Finanzierung oder gar noch länger "gefangen" sind, sind darüber froh und glücklich, weil die festgeschriebenen Zinsen um ein Vielfaches günstiger sind als die aktuellen. Selbst wenn ein unerwarteter Geldregen käme, wäre eine Sondertilgung ein schlechtes Geschäft, weil eine alternative Anlage nach Steuern mehr bringt als der laufende Kredit kostet.


    Der Aufwand ist wie gesagt marginal, selbst in kleinerer Größenordnung waren die Zinsangebote meiner Bank so fair und angemessen, dass die Sache mit einem Telefonat bzw. einer Unterschrift auf einem Bestätigungsschreiben geklärt war. Aufwand jährlich dafür: Keine 10 Minuten

    Aber nur, wenn Du blind unterschreibst, was "Deine Bank" Dir hinlegt. Wenn "Deine Bank" Dir ein Angebot über z.B. 4,5% Zinsen macht, woher weißt Du, ob das "fair" und "angemessen" ist, wenn Du nicht weitere Angebote einholst (und zwar mit allen Randbedingungen - Anschlussfinanzierung im zweiten oder dritten Rang, nur kleine Finanzierungssumme usw...)?


    Mach ich überhaupt nicht ständig, sondern immer nur einmal im Frühjahr, wenns konkret ums Prolongieren geht. Wenn ich auch da kein Bock drauf habe, schreibe ich den Zins für zwei Jahre fest.

    Auch darum muss man sich kümmern. Zwei Jahre sind keine lange Zeit, bei den meisten Leuten kommt das sonstige Leben dazwischen, wenn man wirklich die Chance haben möchte, von besseren Zinsen zu profitieren, muss man sich damit mit Vorlauf auseinandersetzen, Angebote einholen usw...


    Ich habe vor kurzem festgestellt, dass unser Immobilienkredit tatsächlich schon seit über fünf Jahren läuft. Das ging wahnsinnig schnell vorbei, und jedes Jahr wieder Angebote einholen müssen, weil die Finanzierung wieder ausläuft, wäre schon ziemlich mühsam.

  • Wie soll das mittelfristig klappen, wenn die EZB die Zinsen nicht weiter senkt?

    Ich erinnere mich noch daran, wie vor wenigen Jahren immer gesagt wurde, dass die EZB ja gar nicht die Zinsen erhöhen könnte, weil dann die Südländer alle Pleite gehen. War dann aber doch nicht so.


    Und woran ich festmache, dass 0% Zins unwahrscheinlicher sind als 6%? Schlicht und einfach daran, dass es in der Vergangenheit schon häufig Immobilienzinsen >=6% gab und zu teilen auch sehr weit drüber war. Aber noch nie hat man als Privatkunde seine Immobilie für 0% finanziert (also auf dem freien Markt, subventionierte Förderkredite mal ausgenommen)

  • Du lebst offenbar in einer sehr privilegierten Situation, die mit Sicherheit nicht repräsentativ für die ganz große Mehrheit der Menschen ist.

    Bei der Zinsentwicklung in den letzten Jahren? Wie das? Wie gesagt, Du musst eine enorm hohe Finanzierungssumme haben, und dazu anscheinend in einem anderen Zinsumfeld gelebt haben in den letzten Jahren. Die konkreten Zahlen würden mich wirklich interessieren.

    Ja und nein: War ne Festanstellung in einem Dax-Konzern und insofern priviligiert, ja, auch weil ich beruflich wechseln wollte, Abfindungen/Aufhebungsverträge die Regel waren und ich das Timing dafür in einem gewissen Rahmen steuern konnte, was mir entgegen kam. Die Zahlen dazu hatte ich doch oben geschrieben: Wenn finanzierst/prolongierst zu einem Zeitpunkt, wo der Sollzins bei fast 4% liegt, der Guthabenszins aber noch nicht nachgezogen hat und deutlich darunter liegt, nutzt du die Sondertilgungsoption, die sich daudurch ergibt. Da geht die Ersparnis auch bei überschaubaren Summen schnell in den 4-stelligen Bereich, auch vom psychologischen Aspekt abgesehen, die Schulden loszuwerden bzw. losgeworden zu sein! Und nein bezüglich anderer Szenarien im Leben: Angenommen das Zinsniveau bliebe einfach konstant und auf Grund einer Scheidung (auch ohne Erbe und Abfindung) muss die Immobilie verkauft werden: Siehst du dann nicht den Nachteil, 10Tausende Euro an Vorfälligkeitsentschädigung zahlen zu müssen, blos weil man alles in einem Block sehr lange festgeschrieben hat?


    Ihr tut immer so, als wäre eine lange Zinsfestschreibung immer sicherer, immer vorteilhafter und immer günstiger. Das ist je nach Szenario an den Finanzmärkten oder im eigenen Leben mitnichten so und diese Szenarien sollte man m.E. in die Planungen mit einbeziehen....


    Die meisten Leute, die derzeit in einer 10-Jahres-Finanzierung oder gar noch länger "gefangen" sind, sind darüber froh und glücklich, weil die festgeschriebenen Zinsen um ein Vielfaches günstiger sind als die aktuellen.

    Mal logisch und grundsätzlich gedacht: Was willst du damit aussagen? Vorher war es über 15 Jahre genau umgekehrt und alle haben sich geärgert über ihre langen Zinsfestschreibungen in einem immer weiter fallenden Zinsumfeld zwischen 2008 und 2022. So what? Was sagt das aus? Doch eigentlich überhaupt nichts: Zinsen können in einer gewissen Bandbreite völlig unvorhersehbar steigen und fallen und lassen sich nicht prognostizieren....


    Aber nur, wenn Du blind unterschreibst, was "Deine Bank" Dir hinlegt. Wenn "Deine Bank" Dir ein Angebot über z.B. 4,5% Zinsen macht, woher weißt Du, ob das "fair" und "angemessen" ist, wenn Du nicht weitere Angebote einholst (und zwar mit allen Randbedingungen - Anschlussfinanzierung im zweiten oder dritten Rang, nur kleine Finanzierungssumme usw...)?

    Ganz einfach: Man nehme das Angebot der Bank, vergleiche es mit den für die Laufzeit üblichen Konditionen, die z.B. Vermittler aufrufen und Vergleicht das mit der Zinsstruktur insgesamt (https://www.ecb.europa.eu/stat…curves/html/index.en.html) In meinem Fall war es praktisch so, dass die Bank immer ziemlich transparent eine fixe Marge auf das Marktzinsniveau aufgeschlagen hat. Ich konnte mir also den Laufzeitbereich der Zinskurve der EZB nehmen, die Marge draufschlagen und bin praktisch immer bei dem gelandet, was die Bank mir angeboten und auch auf deren Homepage (dann ggf. für andere Laufzeitbereiche) angeboten hat.


    Mein Ziel war hierbei auch nicht, die dritte Nachkommastelle auszuverhandeln, sondern das Zinsniveau am kurzen Ende der Strukturkurve mitzunehmen. Fast immer habe ich hierbei logischerweise deutlich weniger Zinsen gezahlt (+ Flexibilität und andere Vorteile), als ich es bei einer längerfristigen Festschreibung getan hätte (= "normale" Zinsstruktur).


    Auch darum muss man sich kümmern. Zwei Jahre sind keine lange Zeit, bei den meisten Leuten kommt das sonstige Leben dazwischen, wenn man wirklich die Chance haben möchte, von besseren Zinsen zu profitieren, muss man sich damit mit Vorlauf auseinandersetzen, Angebote einholen usw...

    Ihr macht aus einer Mücke echt einen Elefanten: Hast du in zwei Jahren keine 10 Minuten Zeit, um kurz bei der Bank anzurufen und zu entscheiden, ob du bei gegebenem Zins und den konkreten Lebensumständen jetzt ein oder zwei Jahre festschreiben willst? Falls du selbst das verbaseln solltest: Bei meiner Bank (glaube ich völlig branchenüblich) wird der Kreditbaustein dann variabel verzinst weitergeführt, ohne dass du da irgendwas für tun musst. Kann teurer sein, kann aber auch günstiger sein und wäre so gesehen eine Motivation, dann mal wieder bei der Bank anzurufen um die Zinsen z.B. nochmal für ein Jahr festzuschreiben...


    Und woran ich festmache, dass 0% Zins unwahrscheinlicher sind als 6%? Schlicht und einfach daran, dass es in der Vergangenheit schon häufig Immobilienzinsen >=6% gab und zu teilen auch sehr weit drüber war. Aber noch nie hat man als Privatkunde seine Immobilie für 0% finanziert (also auf dem freien Markt, subventionierte Förderkredite mal ausgenommen)

    Jetzt wird's aber nostalgisch! ;) Würdes du die realen Wirtschaftswachstumsraten auch damit begründen? War früher alles höher und das Wirtschaftswachstum nach dem 2. Weltkrieg verhältnismäßig hoch. Ist leider seitdem nur ziemlich kontinuierlich gefallen insb. wenn man die Staatsschulden als Stütze der Konjunktur in den letzten Dekaden rausrechnet.


    Eine ähnliche Logik würde ich bei den Zinsen sehen, da durch die Leitzinsentscheidungen langfristig ein Zusammenhang zwischen Wirtschaftswachstum/Inflation und Zinsniveau besteht. Mein Fazit wäre daher eher: Die Zeiten der zweistelligen Zinsen sind Geschichte und spätestens in der nächsten Realwirtschaftskrise sind wir wieder bei einem Nullzinsniveau!


    Aber: Ich kann mich auch irren und es kommt ganz anders, nur was heißt das für Zinsprognosen? Genau, sie sind praktisch unmöglich, deswegen sollte man sich mit einer Finanzierung unabhängig davon aufstellen. Und eben nicht den einen Zinssatz, der gerade zufällig herrscht als den historisch besten, einmaligen u.s.w. ansehen und ewig festschreiben, sondern besser bis zu einem sinnvoll gewählten Maß felxibel bleiben für alle möglichen Szenarien des Zinsmarktes und des Lebens. Aber ich glaube, das sagte ich bereits... :/ ;)