Deshalb würde ich, wenn ich heute zu finanzieren hätte, vor allem bei einem wie hier eher geringen Aufpreis (0,3 - 0,5 Prozentpunkte) den längeren Zinsbindungszeitraum wählen. Es sei denn, ich bin mir sicher, dass ich innerhalb des kürzeren Zeitraums vollständig abgezahlt habe oder dass die Restschuld so niedrig ist, dass selbst ein Zinssatz von 10-11% bei der Anschlussfinanzierung kein Problem wäre.
Logisch.
Siehe auch schon hier:
Den Spread für das Mehr an Zins- und Planungssicherheit (10 vs 15 Jahre Zinsfestschreibung) halte ich für sehr gering sprich überschaubar und attraktiv - wenn einem daran (aus objektiven und/oder subjektiven Gründen) gelegen ist.
Zudem sollte man in dem Kontext immer den § 489 BGB ("Ordentliches Kündigungsrecht des Darlehensnehmers"; nach 10 Jahren mit Frist von sechs Monaten) im Auge haben.
Die Baufi-Zinsen haben sich zwar so schnell und deutlich erhöht, wie ich das zuvor noch nie erlebt hatte
Angeblich sei es nicht denkbar, dass Zinsniveaus von 3-5% bei Bauzinsen auf absehbare Zeit wiederkommen, weil das den Zusammenbruch der Wirtschaft in der Eurozone bedeuten würde. Die Bauzinsen sind gestiegen, der Zusammenbruch ist immer noch nicht da.
aber eben vom einem nahezu unvorstellbar niedrigem Niveau aus; siehe hier:
mit schließlich dann nur noch um die 0,35% bei 10-jährigen Zinsbindungsfrist (allerdings im Realkreditbereich).
Das Ganze hatte schließlich um 2020 herum eine so bizarre Note erreicht, daß ich mir die Anfrage an zwei der beteiligten Banken nicht verkneifen konnte, ob ich bald eine Gutschrift bekomme bei den Darlehen oder auch negative Zinsen bei Hypothekendarlehen ... ? Die Mails blieben unbeantwortet ...
Ein starker Anstieg von 0,8% (für Otto Normalverbraucher) auf dann 4,5% (und jetzt noch um die 3.5% vielleicht) ist natürlich erheblich - dennoch bleiben das völlig andere Niveaus als die von mir beschriebenen (siehe Nr. 15) damaligen mit teilweise zweistelligen Zinssätzen (!)
Ich glaube auch, dass ein Zinsniveau, das bei Baufinanzierungen für Zinsen von 10-11% sorgen würde, mit massiven Verwerfungen einhergehen dürfte.
Das glaube ich allerdings auch.
Allerdings glaube ich auch, daß eine EZB vor die Alternative gestellt, die Eurozone und damit den Euro platzen zu lassen oder den Geldwert zu sichern (sprich die Inflation adäquat zu bekämpfen) sich immer zugunsten der politisch motivierten Einheitswährung entscheiden wird.
Aber für unmöglich halte ich das nicht,
Da ich mich mit diesem Themenbereich - EU, Euro, EZB, AEUV usw. - (gezwungenermaßen) seit Ende der 80er Jahre beschäftige, halte ich in der Eurozone ohnehin nichts mehr für "unmöglich" ...
und entsprechend würde ich meine Baufinanzierung so planen, dass entweder die Zinsbindung lang genug ist, bis alles abgezahlt ist (auch wenn das teurer ist als auf 5-10 Jahre zu finanzieren), oder dass ich auch 10-11% Zinsen im worst case stemmen könnte. Denn WENN dieser Fall eintritt, wäre es unschön, wenn ich zusätzlich zu allen sonstigen Verwerfungen (Wirtschaft, Inflation, Arbeitsplätze usw...), die einen ja evtl. auch persönlich treffen, auch noch mein Haus verliere, weil ich den Kredit für die Anschlussfinanzierung nicht mehr zahlen kann.
Solche Worst-Case-Szenarien mitzudenken, halte ich gerade bei dem Thema (für "Otto Normalverbraucher" jedenfalls - da nicht selten das größte Finanzgeschäft des Lebens) für sehr sinnvoll.
Dazu gehört selbstverständlich einen deutlich höheren Zins bei der Anschlussfinanzierung auf die dann noch bestehende Restschuld zu simulieren (praktizieren wohl diverse Banken ohnehin inzwischen; "fiktive, kalkulatorische Annuität mit höherem Zins + Tilgung" im Rahmen der Kreditwürdigkeits-Prüfung und dabei der "Kapitaldienstfähigkeit über die gesamte Darlehenslaufzeit").
Worst-Case-Szenarien mitzudenken fällt aber manchmal auch den schon etwas Kundigeren und Erfahreneren nicht ganz leicht. Habe beispielsweise beginnend ab 2010 ff herum einige Protogonisten erlebt, die sich zu günstigen (und im Verlauf immer noch günstigeren) Zinsen nur so mit Immobiliendarlehen vollgesogen haben um sozusagen Papier-Euro in Sachwerte (in dem Fall Immobilien) zu tauschen. Halte ich für ein sehr gewagtes Unterfangen. Bei Währungsreformen beispielsweise wurden oftmals bis meist Guthaben und Schulden mit (ganz) andere Quoten umgestellt, weil sich Staaten dabei entschulden wollen (und eher nicht daran interessiert sind, daß Bürger, Anleger und Investoren von einem Währungscrash/einer Währungsreform profitieren).