Frage zur Geldanlage für meine Eltern – ETF, Dividendenfonds, Festgeld?

  • Hallo zusammen,

    mein Vater (Anfang 50) und seine Frau (Mitte 50) mussten vor Kurzem leider ihr Eigenheim verkaufen, da sie sich in der Vergangenheit verschuldet hatten. Sie hatten bislang keinerlei Erfahrung mit Geldanlage und auch nichts angespart oder investiert. Nun möchten sie den Verkaufserlös nutzen, um die restlichen Schulden zu tilgen und den verbleibenden Betrag für die Altersvorsorge anzulegen.

    Ich (Ende 20) beschäftige mich schon seit einigen Jahren mit ETFs und langfristigem Investieren – bisher aber nur für mich selbst mit entsprechend langem Anlagehorizont. Nun soll ich meinem Vater helfen, sein Geld sinnvoll für die Rente anzulegen. Er stellt mir voraussichtlich 40.000 € zur Verfügung.

    Meine Fragen an euch:

    1. Festgeld vs. ETF: Sollte er einen Teil des Betrags sicherheitsorientiert (z. B. Festgeld) parken, um im Notfall flexibel zu bleiben, oder besser alles investieren?

    2. ETF-Auswahl: Wäre ein einfacher MSCI World ausreichend? Oder wäre eine 70/30-Aufteilung zwischen MSCI World und Emerging Markets sinnvoller? Oder doch eher ein Dividenden-ETF, um mit regelmäßigen Ausschüttungen die künftige Rente etwas aufzubessern?

    3. Dividenden-ETFs: Diese schwanken doch tendenziell stärker und haben oft eine geringere Gesamtrendite, oder? Macht das im Rentenbezug trotzdem Sinn?

    4. Einmalanlage vs. Sparplan: Sollte man den Betrag direkt vollständig investieren oder lieber über 12 Monate verteilt, um den Cost-Average-Effekt zu nutzen?

    5. Steuern: Wenn er sich in ca. 10 Jahren z. B. 10.000 € auszahlen lassen möchte – wie läuft das mit der Versteuerung? Muss er auf Kursgewinne Steuern zahlen, und wie kann man das einplanen? Ist es realistisch, dass er bis dahin aus den 40.000 € entsprechende Erträge erzielen kann?

    Würde mich sehr über fundierte Einschätzungen freuen – auch gerne Hinweise, was ich bei einer kürzeren Anlagedauer (ca. 10–15 Jahre) besonders beachten sollte.

    Vielen Dank!

  • Kater.Ka

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Himbeere


    Ernst gemeinter Rat: Dein Vater soll sich das Buch von Prof. Hartmut Walz "Finanzen fest im Griff" kaufen. Denn er muss das selbst verstehen und umsetzen. Sonst bringt das nix wenn du das machst. Man sieht es ja: keine Rücklagen gebildet, Schulden, Haus verkaufen müssen..


    Des Weiteren ist es m.E. unerlässlich dass er überhaupt einmal einen cashpuffer aufbaut. Und zwar in Form eines Tagesgeld und nicht Festgeld, denn da kommt man eben nicht so schnell wieder ran. Das ist wichtig für Notsituation.


    Steht das alles, dann kann Geld in Form eines breit gestreuten Welt Aktien ETFs erst erfolgen. Aber auch nur dann, wenn der Anlagehorizont (mindestens 10 Jahre, besser mindestens 15 Jahre) und die emotionale Stabilität überhaupt gegeben ist. Denn die Börse ist keine Einbahnstraße sondern eine Achterbahn. Es gab auch jahrelange negative Phasen an der Börse. Das vergessen viele - gerade in der jetzigen ETFs Hype Phase wenn sogar die Bild Zeitung, mein Friseur und meine Nachbarin ihr Hund raten in ETFs zu investieren. Ich sage nicht das ETFs schlecht sind. Absolut nicht und investiere selbst so. Aber erst die Hausaufgaben.


    Ob jetzt ishares, spdr. Xtrackers, vanguard steht gaaaaaanz weit hinten an.


    Um es aber kurz zu machen: ich würde ihn, wenn alle Hausaufgaben gemacht sind, nicht zu einem 70/30 Portfolio raten sondern lediglich zu einen einzelnen Welt Aktien ETFs. Ob ishares, vanguard, Xtrackers, UBS wäre dann auch Jacke wie Hose.

  • Notgroschen beiseite legen.

    Aufteilen der Kapitalanlage in einen schwankungsarmen Tiel und einen Rendite bringenden Teil.


    Geldmarkt Etf für den schwankungsarmen Teil. Aktien Anleihen mix für den Rendite Teil. Da würde sich ein Multiasset ETF empfehlen ( z.b. Lifestrategie 60 von Vanguard) .


    Die Aufteilung zwischen diesen beiden Produkten nach Risikotoleranz.


    Dann hat man 2 Finanzprodukte in seinem Depot und ist somit deutlich besser aufgestellt als ein Großteil der Bevölkerung.


    Geringe Kosten und Einfachheit gewinnt.

  • Wie von John Bogle geschrieben, sollten 3-6 Monatsnettoeinkünfte auf dem Tagesgeld für alle Eventualitäten zur Verfügung stehen. Ohne Deine Eltern zu kennen, liegt dies vielleicht so zwischen 10 und 15 k€, blieben also noch 25-30 k€ zur Verfügung zum Investieren.


    Deine Eltern haben noch ca. 15 Jahre bis zur Rente, das sollte für einen ETF reichen. Ich persönlich - und das ist tatsächlich sehr subjektiv - würde das verbleibende Geld in einen MSCI World ACWI ETF investieren, da machst Du Dir keine zusätzliche Balancing-Arbeit mit Emerging Markets. Dividenden sind schön, schmälern aber die Rendite, wenn sie nicht konsequent reinvestiert werden.


    Toll wäre es, wenn Deine Eltern noch bis zur Rente per Sparplan regelmäßig den ETF besparen könnten...das wäre dann noch mal der ultimative Boost für die Rendite.


    Und ja, Deine Eltern sollten verstehen, was sie da tun. Good luck!

  • Ernst gemeinter Rat: Dein Vater soll sich das Buch von Prof. Hartmut Walz "Finanzen fest im Griff" kaufen. Denn er muss das selbst verstehen und umsetzen. Sonst bringt das nix wenn du das machst.


    Des Weiteren ist es m.E. unerlässlich dass er überhaupt einmal einen cashpuffer aufbaut. Und zwar in Form eines Tagesgeld und nicht Festgeld, denn da kommt man eben nicht so schnell wieder ran. Das ist wichtig für Notsituation.

    Das sehe ich genauso.


    Wenn Deine Eltern Himbeere sich so verschuldet haben, dass sie ihr Haus verkaufen mussten, ist meiner Meinung nach das drängendste Thema nicht, wie der verbleibende (kleine) Rest vom Verkaufserlös angelegt wird, sondern dass sie überhaupt einen Überblick über ihr Vermögen, ihre laufenden Einnahmen und Ausgaben bekommen und eine solide Planung machen, damit sie sich künftig nicht mehr neu verschulden.


    Gerade wenn sie jetzt vom Eigenheim in eine Mietwohnung (?) umziehen, ändern sich ihre Ausgaben (vermute ich mal - Miete statt Hauskredit?). Das wäre ein guter Zeitpunkt, dass sie sich mal insgesamt ihre Finanzen anschauen und auf der Basis überlegen (idealerweise mit Haushaltsbuch verifiziert), wieviel Geld sie monatlich einnehmen und ausgeben, wieviel liquiden Puffer für unvorhergesehene Kosten sie benötigen und wieviel dann noch für langfristiges Investieren übrig bleibt.


    Bis Deine Eltern sich diese Gedanken gemacht haben (und das sollten sie selbst tun, nicht an Dich outsourcen!), dürfte es sinnvoll sein, die 40.000 EUR erstmal auf einem marktgerecht verzinsten Tagesgeldkonto zu parken (falls sie bisher auf einem Girokonto oder Sparkonto mit 0,x% Zinsen liegen). Da gibt es aktuell irgendwas um die 2% Zinsen, mit Neukundenangebot ggf. auch etwas mehr. Damit wird man nicht reich, aber das Geld ist jederzeit verfügbar und liegt da erstmal gut, bis es eine Entscheidung über die genaue Verwendung gibt.

  • Ich schließe mich John Bogle an.

    Deine Eltern (beide !!!) sollten lernen, wie man mit Geld umgeht. Grundzüge kann man gut mit oben genanntem Buch lernen, auch die Seiten von Finanztip und Finanzfluss haben gute Infos.


    Wichtig sind ein Notgroschen und ein Gefühl, was kurzfristig(z.B. Urlaub, Waschmaschine...) und mittelfristig (z.B. Auto...) an Ausgaben ansteht/anstehen könnte. Dafür sollten entsprechende Rücklagen in Tagesgeld/Geldmarktfonds gebildet werden.


    Dann die Überlegung, was mit den langfristigen Rücklagen geschehen soll. Erstmal die Asset Allocation/Risikotragfähigkeit ermitteln. Dafür müssen die Chancen und Risiken der unterschiedlichen Anlageklassen verstanden sein.


    Für den risikoreichen Teil würde ich auch nur einen ETF wählen. Ob MSCI ACWI, MSCI ACWI IMI oder FTSE All World ist eigentlich egal, der Anbieter ebenfalls.

  • Würde mich sehr über fundierte Einschätzungen freuen

    "Fundierte Einschätzungen" haben als wichtigste Voraussetzung eine ebensolche "fundierte" sprich umfängliche Berücksichtigung der relevanten Daten inkl. Zahlen zwecks unverzichtbarer Bestandsaufnahme. Davon kann hier aber nicht (ansatzweise) die Rede sein.


    Gesamt-Vermögensbilanz (inkl. bzw. abzüglich aller Schulden), Versicherungs-Status, adäquate Rücklage für Notfälle, schon vorhandene Altersvorsorgeansprüche, aktuelle Einnahmen/Ausgaben, Höhe der Sparquote, ggf. zu erwartende Versorgungs- bzw. Rentenlücke, Erfahrungen mit Geldanlagen, objektive und subjektive Risikotragfähigkeit - um einige der wichtigsten Stichworte zu nennen.


    Daraus sollte sich dann ein schlüssiger (übergeordneter) "Finanz-Plan" (inkl. "Altersvorsorge" bzw. "finanzielle Ruhestandsplanung") ableiten und mit der individuell passenden finanziellen Aufstellung (Asset-Allocation; Aufteilung sprich Gewichtung in "risikoarme" und "risikoreiche" Anlagen) abbilden sprich umsetzen lassen.


    Dein Ansatz geht in die Richtung den letzten Schritt vor dem ersten Schritt zu tun ...

    Festgeld vs. ETF: ...

    ETF-Auswahl: ...

    Dividenden-ETFs: ...

    Solche "Finanz-Produkte" bzw. "Finanz-Vehikel" sind üblicherweise der letzte Schritt der Umsetzung im Rahmen eines Finanz-Plans ... (siehe oben)

    mein Vater (Anfang 50) und seine Frau (Mitte 50) mussten vor Kurzem leider ihr Eigenheim verkaufen, da sie sich in der Vergangenheit verschuldet hatten. Sie hatten bislang keinerlei Erfahrung mit Geldanlage und auch nichts angespart oder investiert.

    Das klingt (leider) bislang nicht nach einer umsichtigen, soliden und strukturierten Vorgehensweise in Sachen Finanzen.

    Nun soll ich meinem Vater helfen, sein Geld sinnvoll für die Rente anzulegen. Er stellt mir voraussichtlich 40.000 € zur Verfügung.

    Zum einen: Geld für "Dritte" (selbst wenn es Menschen aus der eigenen Familie sind) "sinnvoll für die Rente anzulegen", ist per se nicht unproblematisch. Das gilt meines Erachtens erst recht, wenn man selbst dann in einem Internet-Forum um Rat bei anonymen "fremden Dritten" ersucht (bzw. meint ersuchen zu müssen) ...


    Zum anderen: Natürlich ist alles relativ und 40.000 € können im Einzelfall eine Menge Geld sein. Im Kontext mit dem Thema "Altersvorsorge" und dem hier bereits gegebenen Alter (50 plus) kann (eher muß) man das aber in Anbetracht der Zielsetzung (Altersvorsorge) eher als "Tropfen auf den heißen Stein" bezeichnen.


    Last but not least: Finanzen sind immer eine ganzheitliche Aufgabe. Das gilt auch (und erst recht) für besonders wichtige Einzelaspekte wie die Altersvorsorge bzw. die Ruhestandsplanung. Die Anlage eines Betrages XY sollte daher immer als integraler Baustein in einem schlüssigen Gesamtkonzept verstanden und auch so behandelt werden. Und eben nicht davon isoliert betrachtet werden.



    Wäre ich in Deiner Lage würde ich den Eltern (ganz) dringend empfehlen sich einmal in das Thema "Geld und Finanzen" etwas einzuarbeiten (Basis-Wissen und Grundverständnis aneignen). Da könnte es ggf. schon an Basics mangeln (Haushaltsplan, Einnahmen/Ausgaben, Umgang mit Geld, Umgang mit Krediten usw.). Siehe den Notverkauf des Eigenheims.



    Dir gute Gedanken und Deinen Eltern ebenso - und danach gute Finanz-Entscheidungen !

  • Hmm schwierig für andere Entscheidungen zu treffen, noch schwieriger wenn es die Eltern betrifft. Ich sage immer, einen Tisch suchen an dem alle Platz haben und darüber reden. Hier sollte bereits das oben empfohlene Buch liegen. Die Entscheidung sollte von dem kommen den es betrifft, alles andere bringt in der Zukunft nichts als Ärger. Möglichkeiten aufzeigen ja, Entscheidungen für andere treffen nein. Vielleicht mal das Grundlagen-Video von Saidi anschauen, natürlich gemeinsam und sich dann eine Meinung bilden. Wenn ich deinen Post lese, sehe ich Probleme mit Finanzen, die Betroffenen sind bereits über 50, jetzt eine grundsätzliche Änderung durchzuführen wird wahrscheinlich das Hauptproblem werden. Viel Erfolg!

  • Also wieder einmal die Situation "Berater braucht Beratung". So wird das nichts.

    Es kommt darauf an, dass Deine Eltern verstehen, warum was gemacht wird. Aber wie sollen sie das, wenn der Berater es auch nicht verstanden hat? Sonst müsste er wohl nicht die typischen Anfängerfragen stellen.


    Nun soll ich meinem Vater helfen, sein Geld sinnvoll für die Rente anzulegen. Er stellt mir voraussichtlich 40.000 € zur Verfügung.

    Es wurde zwar nicht gefragt, aber finanzielle Beratung erfordert unbedingt die Betrachtung aller bedeutsamen Vermögenswerte. Es ergibt keinen Sinn, lediglich einen Teil des Vermögens in die Überlegungen zur Geldanlage einzubeziehen.


    1. Festgeld vs. ETF: Sollte er einen Teil des Betrags sicherheitsorientiert (z. B. Festgeld) parken, um im Notfall flexibel zu bleiben, oder besser alles investieren?

    Das kann doch nur allein der Anleger selbst wissen.



    1. ETF-Auswahl: Wäre ein einfacher MSCI World ausreichend? Oder wäre eine 70/30-Aufteilung zwischen MSCI World und Emerging Markets sinnvoller? Oder doch eher ein Dividenden-ETF, um mit regelmäßigen Ausschüttungen die künftige Rente etwas aufzubessern?


    Ja, der MSCI World ist für den Aktienteil ausreichend.

    Ja, die Hinzunahme der Schwellenländer ist m.E. sinnvoller, da breiter gestreut. Das kann man aber in einem Produkt haben.

    Nein, keine Dividenden-ETFs.


    1. Dividenden-ETFs: Diese schwanken doch tendenziell stärker und haben oft eine geringere Gesamtrendite, oder? Macht das im Rentenbezug trotzdem Sinn?

    Nein, eine geringere Gesamtrendite ergibt für niemanden einen Sinn. Ich verstehe nicht, wie man das überhaupt fragen kann.


    1. Einmalanlage vs. Sparplan: Sollte man den Betrag direkt vollständig investieren oder lieber über 12 Monate verteilt, um den Cost-Average-Effekt zu nutzen?

    Alles rein, was ohnehin investiert werden soll. Der Cost-Average-Effekt bringt niemanden etwas. Das zeitlich versetzte investieren führt lediglich dazu, dass man das volle Risiko erst später trägt.


    1. Steuern: Wenn er sich in ca. 10 Jahren z. B. 10.000 € auszahlen lassen möchte – wie läuft das mit der Versteuerung? Muss er auf Kursgewinne Steuern zahlen, und wie kann man das einplanen? Ist es realistisch, dass er bis dahin aus den 40.000 € entsprechende Erträge erzielen kann?

    Ja, man muss auf Kursgewinne Steuern zahlen.

    Man kann das einplanen, indem man rechnet und kalkuliert.

    Ja, es ist realistisch.


    Mir scheint, Du hast Dich noch nicht im geringsten mit Geldanlage beschäftigt. Kann das sein? Das sind ja alles grundsätzliche Fragen.

    Ist Dir und Deinen Eltern überhaupt klar, dass Aktienanlagen riskant sind?


    Die müssen sich schon die Grundlagen aneignen, und Du solltest das auch.

    Es funktioniert einfach nicht, hier in einem Thread nochmal wieder alle grundsätzlichen Fragen durchzukauen.

    Das geht einfach nicht.


    Mein Rat: Lass die Finger von dem Geld Deiner Eltern.

    Die 40.000 Euro werden nichts Nennenswertes für die Altersvorsorge bringen. Was soll das denn für eine Altersvorsorge sein?

  • Also wieder einmal die Situation "Berater braucht Beratung".

    Daran musste ich auch denken! :/


    Himbeere

    Wenn man selbst die Lösung nicht berechnen kann, nutzt es auch nix, wenn Dir 10 andere Menschen Ihre Lösung(en) verraten. ;)


    Ich unterstütze meine Mutter bei Ihren Finanzen. Aber auch nur in etwas was meine Mutter versteht. Und das geht bei Ihr eben nur zum Tages- und Festgeld.