Tochter wird 18, ETF Depot mit 25.000€ für Studium - und nun?

  • Beamte auf Lebzeit, die größtenteils noch nie außerhalb einer öffentlichen Bildungseinrichtung aktiv waren, bringen Pubertierenden die Vorteile der Kapitalanlage in Aktien bei. :D

    Ich glaube du warst schon lange nicht mehr an einer Schule. Geh doch einfach mal in eine 8. Klasse. Ich schlage eine Gemeinschaftsschule in Berlin vor. Das hilft um sich ein erstes Bild zu machen und um zu erkennen was an deutschen Schulen heute möglich und nötig ist. ;)

    Ich sehe da eher das Problem, dass die Banken und Versicherungen und sonstige Finanzproduktverkäufer sich dann ganz schnell mit passenden, kostenlosen Unterrichtsmaterialien in Stellung bringen würden.

    Und in dem Bereich selbst unerfahrene Lehrkräfte würden das dankbar annehmen (so wie das jetzt auch schon in anderen Bereichen passiert).

  • Ich sehe da eher das Problem, dass die Banken und Versicherungen und sonstige Finanzproduktverkäufer sich dann ganz schnell mit passenden, kostenlosen Unterrichtsmaterialien in Stellung bringen würden.

    Und in dem Bereich selbst unerfahrene Lehrkräfte würden das dankbar annehmen (so wie das jetzt auch schon in anderen Bereichen passiert).

    Das kommt dazu. Aber das Hauptproblem ist, dass das deutsche Schulsystem aus dem letzten Loch pfeift. Sobald man sich ein paar Kilometer von den Gymnasien auf dem bayrischen oder schwäbischen Land wegbewegt und seine privilegierte Blase verlässt, ist das Thema ,,Finanzbildung" an deutschen Schulen völlig realitätsfremd. Die meisten Lehrer sind froh, wenn die Mehrheit der Schüler der deutschen Sprache mächtig ist und die meisten Schulleiter sind froh, wenn weniger als 30% des Unterrichts ausfällt. Finanzbildung? Das fordern nur Menschen, die schon lange kein Schulhaus mehr von innen gesehen haben.

    Und warum sollte man das auch tun? Und von wem soll das ausgehen? Die meisten Eltern bekommen es doch nicht mal auf die Reihe und rennen zur Sparkasse oder zum Strukki. Sind wir doch mal ehrlich: 80-90% dieser Gesellschaft hat keine Ahnung und sieht auch kein Problem. Woher soll dann plötzlich eine rationale Finanzbildung an Schulen kommen?

  • Aber alleine in meinem erweiterten Bekanntenkreis gibt es drei Familien, bei denen es genauso gekommen ist. [...]

    Bei allen dreien stecke ich natürlich nicht im Detail drin, und weiß auch nicht, ob es da schon früher Anzeichen für so ein Verhalten gab.

    Natürlich muss es nie so kommen, aber es ist eben nicht "realitätsfern".

    Ich behaupte, dass bei allen Dreien in der Erziehung etwas falsch gelaufen ist.

    Aber ok, volljährig ist volljährig. Die Kinder können mit 18 ihr Geld verbrennen, wie es ihnen gefällt. Auch das ist eine Lebenserfahrung, schmerzhafter und ggf. erfolgreicher als die vorherige Erziehung.

    Es gibt übrigens auch 50jährige, die überhaupt nicht mit Geld umgehen können.

    Ich warte noch auf das angekündigte Altersvorsorgedepot, um für den reifen Nachwuchs etwas einzahlen zu können.

    Ob ein Kind oder junger Mensch in Ausbildung wirklich schon an die Altersvorsorge denken sollte, halte ich für sehr fragwürdig. Man muss die Zeit auch genießen können. Mit den ersten Job einen Sparplan zu beginnen, halte ich für ausreichend.

    Dumm wäre es, wenn irgendwann eine Immobilie auf der Wunschliste steht, aber das EK in einem Altersvorsorgeprodukt gebunden wäre.

  • Ob ein Kind oder junger Mensch in Ausbildung wirklich schon an die Altersvorsorge denken sollte, halte ich für sehr fragwürdig. Man muss die Zeit auch genießen können. Mit den ersten Job einen Sparplan zu beginnen, halte ich für ausreichend.

    Diese Denke ,,Konsum=Genuß" und ,,wer nicht konsumiert, geniest nicht" ist so Boomer, dass es weh tut. Man mag es kaum glauben: Es soll junge Menschen geben, die ohne viel auszugeben glücklich sind und/oder sich an den Erträgen von Unternehmen mehr erfreuen als an ihren Produkten. Kaum vorstellbar, oder?

    Auch das scheint etwas mit Erziehung und einer guten Bindung zum Kind zu tun haben. Mir erscheint die Reizschwelle beim Thema Glück bei vielen Familien ziemlich hoch angesetzt und praktisch immer nur über Konsum zu erreichen sein.

  • Schön wäre es...

    Aber alleine in meinem erweiterten Bekanntenkreis gibt es drei Familien, bei denen es genauso gekommen ist. Die eine Tochter hat pünktlich zum 18.Geburtstag ihr Erspartes genommen und ist mit einem 45jährigen durchgebrannt. Ein anderer schließt sich in seinem Zimmer ein und hat sich in einer Welt voller Finfluencer verloren, und verweigert jede Kommunikation mit seinen Eltern. Eine andere hat gerade ihre Eltern auf Unterhalt verklagt.

    Bei allen dreien stecke ich natürlich nicht im Detail drin, und weiß auch nicht, ob es da schon früher Anzeichen für so ein Verhalten gab.

    Natürlich muss es nie so kommen, aber es ist eben nicht "realitätsfern".

    Man kann nur mutmaßen was da jeweils schiefgelaufen ist. Und natürlich gibt es solche Ausnahmen.

    Wobei der Sohn, der sich mit seinen Finfluencern im Kinderzimmer einschließt, muss ja gar nicht so schlimm sein. Kommt halt drauf an in welche Richtung es geht. Finanztip und Finanzfluss oder irgendwelche Crypto und Copy Trader?

    Vielleicht bin ich auch naiv und oder einfach anders groß geworden.Wenn ich studiert und nicht weiter Zuhause gewohnt hätte, hätte ich geguckt wie ich das finanziert bekomme und hätte dabei wohl zuletzt eingefordert, dass meine Eltern ja dazu verpflichtet wären.

  • Vielleicht bin ich auch naiv und oder einfach anders groß geworden.Wenn ich studiert und nicht weiter Zuhause gewohnt hätte, hätte ich geguckt wie ich das finanziert bekomme

    Ja, Du bist naiv, würde ich sagen. Wenn Deine Eltern über der Bafög-Grenze verdienen, gibt es kein Bafög. Minimum zum Leben sind um die 1.000 EUR, je nach Stadt zahlst Du schon fürs WG-Zimmer gute 600 EUR. Das muss man erstmal mit einem Nebenjob verdienen, der mit dem Studium vereinbar ist. Es hat schon seinen Grund, dass Eltern unterhaltspflichtig sind fürs Studium.

  • Sobald man sich ein paar Kilometer von den Gymnasien auf dem bayrischen oder schwäbischen Land wegbewegt und seine privilegierte Blase verlässt, ist das Thema ,,Finanzbildung" an deutschen Schulen völlig realitätsfremd.

    Ich war auf so einem Gymnasium auf dem bayrischen Land und kann sagen, dass wir in Wirtschaft zwar gelernt haben was Aktien sind und welche Abzüge vom Bruttogehalt es so gibt, aber das war alles weit weg von lebenspraktischen Tipps. Es wurde vielleicht mal erwähnt, dass es in D drei Säulen der Altersvorsorge gibt, aber mal an einem Beispiel durchzurechnm wie wenig die staatliche Rente abdeckt und wie wichtig daher auch private Altersvorsorge ist war da nicht soweit ich mich erinnern kann.

    Ich habe das daher alles auch erst viel später gelernt, als ich angefangen habe mich selbst mit dem Thema zu beschäftigen...

  • Ich war auf so einem Gymnasium auf dem bayrischen Land und kann sagen, dass wir in Wirtschaft zwar gelernt haben was Aktien sind und welche Abzüge vom Bruttogehalt es so gibt, aber das war alles weit weg von lebenspraktischen Tipps. Es wurde vielleicht mal erwähnt, dass es in D drei Säulen der Altersvorsorge gibt, aber mal an einem Beispiel durchzurechnm wie wenig die staatliche Rente abdeckt und wie wichtig daher auch private Altersvorsorge ist war da nicht soweit ich mich erinnern kann.

    Ich habe das daher alles auch erst viel später gelernt, als ich angefangen habe mich selbst mit dem Thema zu beschäftigen...

    Mit ,,bayrischem Land" meine ich nicht, dass dort Finanzbildung vermittelt wird, sondern, dass es grundsätzlich möglich wäre, weil das Klientel passt. In vielen Schulen in Deutschland kann man froh sein, wenn jeder Schüler unbeschadet über den Tag kommt und die Mehrheit halbwegs der deutschen Sprache mächtig ist. ,,Finanzbildung" ist dort völlig realitätsfremd, weil es wichtigere Baustellen gibt.

  • Solche die Psychologie (oder gar Psychiatrie) betreffende Ferndiagnosen ohne jede gründliche Anamnese und erst recht ohne jede persönliche Inaugenscheinnahme des oder der Betreffenden halte ich - ganz persönlich - generell für ziemlich gewagt (zum anderen scheinen sich hier auf dieses Feld schon andere spezialisiert zu haben; wie beispielsweise ika nach meiner Erinnerung). Nur am Rande: Hast Du einen Hintergrund in der forensischen Psychiatrie ggf. sogar Erfahrungen mit psychisch bedingter Delinquenz ... ?

  • Man kann nur mutmaßen was da jeweils schiefgelaufen ist. Und natürlich gibt es solche Ausnahmen.

    Wobei der Sohn, der sich mit seinen Finfluencern im Kinderzimmer einschließt, muss ja gar nicht so schlimm sein. Kommt halt drauf an in welche Richtung es geht. Finanztip und Finanzfluss oder irgendwelche Crypto und Copy Trader?

    Leider letzteres. Der lebt in einer völlig anderen Welt und ist überzeugt davon, innerhalb der nächsten 6 bis 12 Monaten ein Jet Set Leben auf Ibiza führen zu können. Dafür ist er auf x-verschiedenen Acadamies angemeldet. Er hält seine Eltern für blöd, weil sie ihr Geld hart erarbeiten müssen. Gleichzeitig hat er ihnen schon vorgerechnet, wieviel Kindergeld sie ihm schulden, weil sie das ja vereinnahmt haben, und er will das jetzt sofort ausbezahlt haben usw usf.

    Ganz komische Geschichte.

  • Gleichzeitig hat er ihnen schon vorgerechnet, wieviel Kindergeld sie ihm schulden, weil sie das ja vereinnahmt haben..

    Im Prinzip denkt er ja in die richtige Richtung. :thumbup:

    Unsere familiäre Finanzausbildung der Kinder begann damit, dass wir das Taschengeld gestrichen und dafür das jeweilige Kindergeld ab 14 Jahren an sie aus- (2) bzw. auf das kostenlose Jugend-Girokonto eingezahlt haben. Davon wurde dann allerdings auch alles bezahlt. Familienurlaub war allerdings unsere Sache, solange sie mit uns mit in den Urlaub wollten. Aufwendungen für die Schule (Schulbücher, Schulfahrten etc. haben wir bezahlt). Für Geburtstags- und Weihnachtsgeschenke gabs einen definierten Geldbetrag, alternativ davon beschaffte Wunschgeschenke, den Rest als Gutschrift resp. bar.

    So haben sie früh gelernt, mit einer definierten Geldsumme zurechtzukommen.

  • Im Prinzip denkt er ja in die richtige Richtung. :thumbup:

    Nicht wirklich. Weil Taschengeld, Geschenke, Geld was die Eltern für ihn gespart haben und alles andere erachtet er als selbstverständlich, und zusätzlich hätte er jetzt das gesamte Kindergeld, was seit seiner Geburt an die Eltern geflossen ist, sofort ausbezahlt.

    Er meint, die Eltern müssen für seinen Lebensunterhalt (und Ausbildung etc) sorgen und das Kindergeld sei zusätzlich SEIN Geld.

  • Er meint, die Eltern müssen für seinen Lebensunterhalt (und Ausbildung etc) sorgen und das Kindergeld sei zusätzlich SEIN Geld.

    Hat bei unserem Sohn damals auch sehr viel Überzeugungsarbeit gekostet, ihm beizubringen, dass das Kindergeld zur Unterstützung der "Aufzucht und Pflege" durch die Eltern vom Staat kommt.
    War eine harte Zeit für Ihn und vor Allem für uns Eltern. Überlebt haben wir es alle 3, war aber echt hart.

  • Hat bei unserem Sohn damals auch sehr viel Überzeugungsarbeit gekostet, ihm beizubringen, dass das Kindergeld zur Unterstützung der "Aufzucht und Pflege" durch die Eltern vom Staat kommt.

    Nach dem ganzen nachvollziehbaren Streß, den ihr bis dahin hattet: Schön, dass er es letztlich offenbar doch noch kapiert hat.

    Ließ er durchblicken, wer oder was ihm diese Rosinen - sorry, diese Rechtslage :S- ins Ohr gesteckt hatte?

    "Unhappy Wife - Unhappy Life!" Roger Murgatroyd, 1977

  • Ließ er durchblicken, wer oder was ihm diese Rosinen - sorry, diese Rechtslage :S - ins Ohr gesteckt hatte?

    Das ist schon weit mehr als 30 Jahre her. Die "für ihn rechtsverbindlichen" Infos hatte er von "Freunden" und Schulkameraden. (Das war die Zeit vor Internet und Smartphones)
    Als er dann Ende der 20er war, konnten wir erst wieder vernünftig über den "ganzen alten Sche_ss" reden. 8) War eine sehr aufreibende Zeit.

  • Das ist schon weit mehr als 30 Jahre her. Die "für ihn rechtsverbindlichen" Infos hatte er von "Freunden" und Schulkameraden. (Das war die Zeit vor Internet und Smartphones)

    Wer solche Freunde - neudeutsch "Influencer" - hat, dessen Eltern brauchten auch damals schon keine Feinde mehr. ;)

    Immerhin hast Du Dir sicher nicht einreden lassen, dass hätte vor allem "an Deinen suboptimalen Erziehungsmethoden" gelegen.

    "Unhappy Wife - Unhappy Life!" Roger Murgatroyd, 1977

  • Oh, ja, man hat sich immer wieder hinterfragt, aber nichts besseres gefunden. Wenn jemand meinte (Familie), es besser zu können, hat diese Person "on the job" gelernt was der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist. (Und ihn dann wieder zurückgegeben.8))

    Mit Ende 20 hatte unser Sohn uns dann bestätigt, dass wir nichts hätten besser machen können. (Er hatte zu dem Zeitpunkt auch schon eine Teenie-Tochter und viele unserer Worte und Argumente von vor 10, 15, 20 Jahren waren auf einmal von ihm zu hören.... )

    Wenn meine Frau und ich nicht so gut zusammen entschieden hätten (Devise: Zwischen uns kommt nix!), dann hätte unsere Ehe das nicht ausgehalten.

  • Mal drei Fragen an Sparschwein:

    1) Gibt es in dem Depot Aktien, die vor 2009 gekauft wurden?

    Dann sind die bisherigen und weitere Wertsteigerungen steuerfrei. Diese Aktien sollte
    man also nicht so schnell verkaufen.

    2) Welche Wertsteigerungen sind den ab 2009 gekauften Aktien und ETFs zuzuordnen?

    Hier ist es ev. sinnvoll, der Tochter zu raten, diese durch Verkauf und Wiederkauf (ev.
    verteilt auf zwei oder mehrere Jahre) mit ihren derzeitigen Steuerfreibeträgen von der
    zukünftigen Steuer zu befreien.

    Dabei ist es sinnvoll, die Tochter damit und mit der Anfertigung der ab nun jährlichen
    Steuererklärung vertraut zu machen, wobei man vollends zum lästigen Vater wird, der nur solche Geldsachensachen im Sinn hat.:)

    3) Wie sieht die private Krankenversicherung aus (Beamter?) und welche Beiträge werden da
    z.Zt. für die Tochter gezahlt?

    berghaus 25.06.25