Wie realistisch ist finanzielle Freiheit?

  • Endlich mal ein guter Beitrag zum Thema Finanzen von der Tagesschau.

    Leider mit der falschen 4-Prozent-Regel. Schade. Wenn sie das noch sauber kritisiert und auf den aktuellen Stand gebracht hätten, wäre der Beitrag top.


    Mit 40 in Rente: Wie realistisch ist finanzielle Freiheit?
    Nicht alle wollen erst mit 67 in den Ruhestand gehen. Ein alternativer Ansatz: früh finanziell unabhängig sein - und von den Erträgen des eigenen Vermögens…
    www.tagesschau.de
  • Bei der Diskussion, so früh wie möglich in Rente zu gehen, frage ich mich, ob die Leute sich nicht lieber einen anderen Beruf suchen sollten....

    Das denke ich mir auch oft. Ich könnte mir zum Beispiel gar nicht vorstellen irgendwann in den ,,Ruhestand" zu gehen. Was für ein grässliches Wort. Das Ziel ,,Teilzeit arbeiten zu können" oder ,,nicht mehr arbeiten zu müssen, aber es weiter zu tun" halte ich für deutlich attraktiver als ,,Rentner" zu werden. Und das hängt halt stark davon ab wie gerne man arbeitet. Und das wiederum vom Job.

  • Warum z.B. nicht lieber studieren, reisen, Sport treiben, Kochen lernen, meditieren, etc um den eigenen Horizont zu erweitern?
    Es müsse ja - im Gegensatz zur freiwilligen Fortsetzung des Berufes - keine Vertiefung/Erweiterung der bestehenden Fähigkeiten sein.

    Sozusagen eine größere Bandbreite der Daseins ausloten, als es ohne (finanzieller) Freiheit möglich ist.

    Ist das nicht ein wesentlicher Aspekt von dem, was "Freiheit" bedeutet?

  • Warum z.B. nicht lieber studieren, reisen, Sport treiben, Kochen lernen, meditieren, etc um den eigenen Horizont zu erweitern?

    Gibt sicherlich Menschen, die das ausfüllt. Meine Erfahrung ist, dass sowas verpufft und nur echter Mehrwert, den man nicht nur sich, sondern der Gesellschaft bietet, wirklich Erfüllung bringt. Manchmal kann das Ehrenamt sowas bieten. Oft aber auch nicht, weil ,,Bezahlung" am deutlichsten zeigt, dass man wirklich Mehrwert bringt.

  • Gibt sicherlich Menschen, die das ausfüllt. Meine Erfahrung ist, dass sowas verpufft und nur echter Mehrwert, den man nicht nur sich, sondern der Gesellschaft bietet, wirklich Erfüllung bringt. Manchmal kann das Ehrenamt sowas bieten. Oft aber auch nicht, weil ,,Bezahlung" am deutlichsten zeigt, dass man wirklich Mehrwert bringt.

    Wenn da so ist, dann unterwirft man sich ja weiter der Ökonomie, den ökonomischen Prinzipien und Zwängen. Ich habe meine Zweifel, dass man damit "frei" werden kann.

    Hinzu kommt, dass man sich spätestens bei nahender Erreichung von Freiheit komplett selbst hinterfragen muss, was induzierte Vorstellungen und Ziele aus Zeiten der Unfreiheit angeht (Eltern, Erziehung, Vorgesetzte, etc)

    Und meiner Meinung entspringt es einem Sicherheitsbedürfnis, wenn man an das festhält, was man schon kann. Das kennt man, das hat man im Griff. Freiheit gibt einem die Möglichkeit, sich auf etwas Neues einzulassen, weil das Risiko von denkbaren/möglichen negativen Konsequenzen durch die Freiheit zu einem wesentlichen Teil aufgehoben ist.

  • Oft aber auch nicht, weil ,,Bezahlung" am deutlichsten zeigt, dass man wirklich Mehrwert bringt.

    Das stimmt nicht, da machen sich viele etwas vor. Oft bietet gerade die hochgezahlte Arbeit keine oder auch negativen gesellschaftlichen Mehrwert und nicht oder kaum bezahlte Arbeit einen hohen gesellschaftlichen Mehrwert.

  • Wenn da so ist, dann unterwirft man sich ja weiter der Ökonomie, den ökonomischen Prinzipien und Zwängen. Ich habe meine Zweifel, dass man damit "frei" werden kann.

    Hinzu kommt, dass man sich spätestens bei nahender Erreichung von Freiheit komplett selbst hinterfragen muss, was induzierte Vorstellungen und Ziele aus Zeiten der Unfreiheit angeht (Eltern, Erziehung, Vorgesetzte, etc)

    Und meiner Meinung entspringt es einem Sicherheitsbedürfnis, wenn man an das festhält, was man schon kann. Das kennt man, das hat man im Griff. Freiheit gibt einem die Möglichkeit, sich auf etwas Neues einzulassen, weil das Risiko von denkbaren/möglichen negativen Konsequenzen durch die Freiheit zu einem wesentlichen Teil aufgehoben ist.

    Ist das so? :/ Ich arbeite gerne und empfinde das nicht als Zwang. Mit meinen liquiden Mitteln könnte ich mich Stand heute fast 40 Jahre auf die faule Haut legen oder unbezahlte Selbstfindung betreiben. Selbst ohne reale Rendite. Mache ich trotzdem nicht. Meiner Erfahrung nach ist nur der unfrei, der etwas macht oder machen muss, das er nicht machen will. Und das hängt eigentlich immer mit der Jobbeschreibung zusammen. Ich finde ,,bezahlte Arbeit" ist mehr als Broterwerb.

  • Das stimmt nicht, da machen sich viele etwas vor. Oft bietet gerade die hochgezahlte Arbeit keine oder auch negativen gesellschaftlichen Mehrwert und nicht oder kaum bezahlte Arbeit einen hohen gesellschaftlichen Mehrwert.

    Das stimmt schon. Ich behaupte nicht, dass der, der mehr Geld verdient, mehr leistet oder mehr bringt für die Gesellschaft. Ich sage nur, dass es z.B. einen großen Unterschied gibt zwischen ,,du bekommst kein Geld" (Ehrenamt) und ,,du bekommst den Mindestlohn". Selbst wenn die betroffene Person gar kein Geld mehr benötigt.

  • Ist das so? :/ Ich arbeite gerne und empfinde das nicht als Zwang. Mit meinen liquiden Mitteln könnte ich mich Stand heute fast 40 Jahre auf die faule Haut legen oder unbezahlte Selbstfindung betreiben. Selbst ohne reale Rendite. Mache ich trotzdem nicht. Meiner Erfahrung nach ist nur der unfrei, der etwas macht oder machen muss, das er nicht machen will. Und das hängt eigentlich immer mit der Jobbeschreibung zusammen. Ich finde ,,bezahlte Arbeit" ist mehr als Broterwerb.

    Letztendlich muss das jeder für sich selbst entscheiden.
    Vielleicht mag man ja auch seine Kollegen und das Team und es ist einem fast egal, woran man mit denen zusammen arbeitet, weil es einem allein schon durch die Art und Weise wie Dinge gemeinsam angegangen werden, Erfüllung und Befriedigung gibt.

  • Letztendlich muss das jeder für sich selbst entscheiden.
    Vielleicht mag man ja auch seine Kollegen und das Team und es ist einem fast egal, woran man mit denen zusammen arbeitet, weil es einem allein schon durch die Art und Weise wie Dinge gemeinsam angegangen werden, Erfüllung und Befriedigung gibt.

    Sehr guter Punkt. Das ist auch meine Erfahrung. Die gleiche Arbeit in einer anderen Organisation oder Konstellation (angestellt vs. selbständig) kann Himmel oder Hölle sein.

  • Was ist falsch an der 4% Regel aus dem Beitrag?

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  • "Wie realistisch ist finanzielle Freiheit ?"


    Im Regelfall ist dieses Ziel "Finanzielle Freiheit" (bei Entscheidungen von finanziellen Überlegungen ganz oder zumindest weitgehend befreit zu sein) kaum bis unmöglich erreichbar (Ausnahmen bestätigen die Regel wie Unternehmensgründungen, Startup, Börsengang, erfolgreiche Geschäftsideen, hoch erfolgreiche Profisportler usw.).

    Das Ziel "finanzielle Unabhängigkeit" (also vor (ggf. deutlich vor) dem regulären Renteneintrittsalter nicht mehr für Geld arbeiten zu müssen; es aber selbstverständlich noch zu können, falls gewünscht) dagegen kann ein durchaus realistisches Ziel sein - den intensiven und effektiven Einsatz des eigenen Humankapitals vorausgesetzt sowie eine entsprechende Sparquote (ohne Lifestyle-Inflation), die zudem in zielgerichtete Investments geschoben wird.

    Andere typische Finanz-Ziele (wie "geordnete finanzielle Verhältnisse", "ein absehbar finanziell auskömmlicher Ruhestand", "bescheidener Wohlstand" usw.) sollten - bei entsprechender Vorgehensweise - für eine relativ große Anzahl der Menschen realistisch erreichbar sein.


    Allerseits gute Gelingen bei den eigenen Finanz-Zielen !

  • In den letzten Jahren gab es viele Blogger/Influencer die das Ziel hatten mit 40 Jahren bzw. so früh wie möglich aufzuhören mit dem Arbeiten. Bei fast niemandem ist es dazu gekommen. Das war anscheinend einfach nur eine Trendphase zu der ich mich allerdings auch hin reißen ließ.

    Meine Erfahrung ist, dass man doch weiter arbeitet aus verschiedenen Gründen:

    - man stellt fest, dass es Inflation gibt und der Plan nicht auf geht

    - man findet keine sonstige Beschäftigung

    - man findet keine Menschen die es einem gleich tun wollen und stellt fest, dass alle anderen arbeiten

    - nur zu reisen ist einem zu anstrengend

    - man findet in der Influencer Szene seine Beschäftigung, mehr oder weniger sinnvoll

    - die Lebensumstände ändern sich durch Heirat, Familiengründung etc.

    - und vieles mehr

    Auch ich selbst hatte länger dieses Ziel. Mittlerweile bin ich davon abgerückt (bin noch keine 40). Mein damaliger Job gefiel nicht und ich wollte so schnell wie möglich "frei" sein. Durch Corona haben sich dann die Arbeitsbedingungen durch HomeOffice etc. stark verbessert und ich habe neue Freue gefunden. Gleichzeit dann den Job gewechselt und bin nun viel zufriedener. Ich muss nicht zwingend bis 67 arbeiten aber ich kann mir vorstellen, deutlich länger zu arbeiten als ursprünglich geplant. Das Geld im Rücken gibt einem schon eine gewisse Sicherheit und Möglichkeiten.

    Ich bin noch nicht mal 40 und habe mein damaliges Vermögensziel bereits übertroffen. Allerdings gab es seit dem ursprünglichen Plan mit 40 aufzuhören auch ca. 40% Inflation :thumbup:

    Heute sehe ich es deutlich entspannter und nehme mir kein festes Ziel mehr vor. Wenn ich mich irgendwann selbständig machen möchte oder nur noch Teilzeit arbeiten möchte, wäre das sicher möglich.

    Außerdem möchte ich mir und meiner Partnerin gerne auch eine Erhöhung der Lebensqualität offen halten was auch mehr Geld kostet als bisher geplant war. Zukünftige Wünsche die heute noch nicht da sind plane ich halt auch mehr und mehr mit ein in den Vermögensaufbau. Das Leben ist wirklich sehr dynamisch. Ich glaube es würde mir auch schwer fallen nach 10 Jahren auf der faulen Haut wieder in eine Arbeitshaltung zu kommen wenn das Geld dann doch nicht reicht.

    Solange es mir gut geht und mir die Arbeit Spaß macht spare und investiere ich gerne weiter. Wie lange weiß ich noch nicht.

  • Ich finde ,,bezahlte Arbeit" ist mehr als Broterwerb.

    Ja. Für mich bedeutet finanzielle Freiheit auch nicht, dass ich dauerhaft aufhören würde zu arbeiten. Es geht mir mehr um die Freiheit jeder Aufgabe - egal ob lukrativ oder nicht - nach Lust und Laune nachgehen zu können sowie darum eben nicht von meinem Arbeitgeber abhängig zu sein.

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    Die 4% Regel ist ja nicht falsch sondern unterliegt bestimmten Prämissen, diese sind

    - die Zusammensetzung des Portfolios

    - der Entnahmezeitraum

    - das Pleiterisiko

    Sehr hilfreich finde ich die Zahlen von Georg:

    Wieviel Rente ist mit 1 Million Euro nach Steuern und Sozialabgaben möglich? – Finanzen? Erklärt!

    Demnach sind 4% für einen Zeitraum von 30 Jahren schon realistisch, wenn man bereit ist das Pleiterisiko von 2,5% einzugehen.

    Für einen 40jährigen liegt der Entnahmezeitraum dann aber eher bei 50 bis 60 Jahren und die Entnahmerate sinkt bei gleicher Risikobereitschaft auf 3,63% bzw.3,55%.

    Ist man absolut risikoavers und plant für einen Zeitraum von 60 Jahren sind es tatsächlich nur noch 2,78%.

    Fazit: Es gibt nicht die eine sichere Entnahmerate sondern diese hängt von mehreren Parametern ab die individuell verschieden sind.

  • Warum z.B. nicht lieber studieren, reisen, Sport treiben, Kochen lernen, meditieren, etc um den eigenen Horizont zu erweitern?
    Es müsse ja - im Gegensatz zur freiwilligen Fortsetzung des Berufes - keine Vertiefung/Erweiterung der bestehenden Fähigkeiten sein.

    Sozusagen eine größere Bandbreite der Daseins ausloten, als es ohne (finanzieller) Freiheit möglich ist.

    Ist das nicht ein wesentlicher Aspekt von dem, was "Freiheit" bedeutet?

    Genau richtig. Ich bin vor 3 Jahren im Alter von 55 finanziell so weit gewesen, dass ich es gewagt habe, den Beruf an den Nagel zu hängen. Ich habe nun Zeit und lerne nun endlich Gitarre spielen, Spanisch zu sprechen und reise im Sommer fast ununterbrochen durch Europa. Für den Winter eine schöne Wohnung auf den Kanaren. Mir fehlt der Beruf und die"gesellschaftliche Anerkennung" keineswegs😃. Grüße aus Nordnorwegen.

  • Uwe2025 Wie hoch war / ist denn Deine Entnahmerate bzw. wie ist das Verhältnis von Vermögen zu jährlichen Ausgaben bei Dir?

    Das möchte ich gerne nicht verraten, aber soviel schon: Die Entwicklung meiner Anlagen reicht aus, dass mein Vermögen nicht sinkt. So war es auch geplant. ETF, Gold, Bitcoin, aber auch Festgeld auf 10 Jahre mit 4,25% gehören dazu.