Wie stehst Du zur elektr. Patientenakte?

  • Bei der elektronischen Patientenakte (ePA) handelt es sich um eine zentrale Datenbank, in der die Gesundheitsdaten aller gesetzlich versicherten Patienten, die nicht explizit widersprochen haben, gespeichert werden. Das ist für Cyberkriminelle das IT-Äquivalent zu Fort Knox. Kommt es hier zu einem illegalen Abfluss der Daten, die im schlimmsten Fall im Internet veröffentlicht werden, wäre das der GAU. Hier ist nicht die Frage, ob es passiert, sondern wann es passiert. Allein schon aus Sicherheitsgründen dürfte eine solche Datenbank nicht existieren.

    Abgesehen von dieser grundsätzlichen Betrachtung ist die Idee, dass man den Patienten mit der Rechtevergabe betraut, völlig abwegig. Das mag in der Theorie funktionieren, in der Praxis dürfte das scheitern.

  • Bin bei der hkk versichert und habe mit der 1. Mitteilung über die Nutzung der ePA der Nutzung widersprochen.

    Warum?
    1. Sicherheitsbedenken
    2. Sicherheitsbedenken
    3. Sicherheitsbedenken

    Ich will keine Daten von mir in einer Cloud, soweit ich dies verhindern kann! Ich misstraue einer Technik, bei denen so viele unterschiedliche Schnittstellen bereitgestellt werden müssen, dass die Zahl derjenigen, die dort Einblick erhalten, ins Uferlose steigt. Außerdem sollte es mir als Geber der Daten jawohl möglich sein, die Daten ohne Beschränkung einzusehen. Alles andere haben die Vorredner bereits mehr oder weniger benannt.

  • Wenn man die ePAs mit Aktenschränken in einer Lagerhalle vergleicht...

    - Die ePA ist wie ein Aktenschrank ohne Regalböden, Schubfächer oder abschließbaren Fächern und alle ePAs stehen in einer großen Cloud-Lagerhalle.
    - Die Daten die da hineinkommen sind wie bedrucktes Papier in verschieden Größen, Dicken, Farben, Formaten, Formatierungen & Co., teilweise als Ordner, zusammengeheftet oder als bloße Blattsammlung.
    - Alle diese Papiere werden in dem Aktenschrank einfach auf einen Stapel gelegt - ohne Suchfunktion nach bestimmten Dokumenten oder gar nach bestimmten den Inhalten.
    - Alle Angestellten in Praxen und Krankenhäusern bekommen 90 Tage vollen Zugriff auf diesen kompletten diesen Papierstapel/Aktenschrank, damit diese da weiteres Papier reinlegen können oder wenn man Zeit hat auch mal im Papierstapel stöbern kann - alle Mitarbeiter in Apotheken bekommen drei Tage vollen Zugriff.
    - Unternehmen (auch IT-Unternehmen), Universitäten & Co. können unbegrenzten Zugang zu dieser Lagerhalle bekommen und können auch Dank Generalschlüssel in jeden Aktenschrank nach belieben schauen und die Papiere maschinell durchlesen.
    - Das Schloss zur Lagerhalle und die an den Aktenschränken sind nicht unüberwindbar, selbst nachdem man da nachgebessert hatte, als der CCC wiederholt Schwachstellen aufgedeckt hat.
    - Wer, wann, was, warum, wie lange in den Aktenschrank schaut, bekommt man nicht gesagt und kann es auch nicht kontrollieren.


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    Hier noch ein paar Links zu Artikeln nur aus den letzten Monaten ...


    UnitedHealth says Change Healthcare hack affects over 100 million, the largest-ever US healthcare data breach

    UnitedHealth says Change Healthcare hack affects over 100 million, the largest-ever US healthcare data breach | TechCrunch
    UnitedHealth, the largest U.S. health insurance provider, blamed a Russia-based ransomware gang for the huge data breach of U.S. medical data.
    techcrunch.com

    Lauterbach zu Gesundheitsdaten: Google, Meta, und OpenAI melden Interesse an

    Lauterbach zu Gesundheitsdaten: Google, Meta, und OpenAI melden Interesse an
    Lauterbach sieht in der Patientenakte einen Datenschatz für KI-Innovationen. Tech-Giganten zeigen Interesse, um die Gesundheitsversorgung zu verbessern.
    www.heise.de

    Ärzte sorgen sich um Datenschutz bei elektronischer Patientenakte
    Ärzte sorgen sich um Datenschutz bei elektronischer Patientenakte – Deutsches Ärzteblatt

    Die Bundesbeauftragte für den Danteschutz und die Informationsfreiheit: Die elektronische Patientenakte
    BfDI - eHealth - Die elektronische Patientenakte (ePA)

    Zugriff auf 70 Millionen Daten: So ungeschützt ist die digitale Patientenakte
    RTL+

    Wenn der Staat die elektronische Patientenakte lesen will

    Wenn der Staat die elektronische Patientenakte lesen will
    Die E-Patientenakte ist im Gegensatz zur Gesundheitskarte nicht bei den Beschlagnahmeverboten im Gesetz aufgeführt. Kann der Staat auf die ePA zugreifen?
    www.heise.de

    Datenabfluss bei Gesundheitsunternehmen: Dänen bangen um sensible Informationen

    Datenabfluss bei Gesundheitsunternehmen: Dänen bangen um sensible Informationen
    Nach einem Datenleck bei einem Betreiber medizinischer Zentren in Dänemark sind persönliche Patientendaten veröffentlicht worden. Patienten sind verunsichert.
    www.heise.de

    Elektronische Patientenakte: Zahl der Widersprüche wächst

    Elektronische Patientenakte: Zahl der Widersprüche wächst
    Inzwischen haben fast alle gesetzlich Versicherten, sofern kein Widerspruch erfolgt ist, eine elektronische Patientenakte. Die Zahl der ePAs sinkt inzwischen.
    www.heise.de

    Patientenschützer werfen Regierung Irreführung vor

    Patientenschützer sehen Irreführung bei elektronischer Patientenakte
    Kurz vor ihrem Start sorgt die elektronische Patientenakte abermals für Kritik. Patientenschützer sehen keine Möglichkeiten, einzelne Dokumente nur bestimmten…
    www.tagesschau.de

    Hacker hebeln erweiterten Schutz der elektronischen Patientenakte aus
    https://archive.is/J7PX9

    Elektronische Patientenakte kommt für Bundeswehr ohne Datenausleitung

    Elektronische Patientenakte kommt für Bundeswehr ohne Datenausleitung
    Soldaten der Bundeswehr sollen in Zukunft auch eine elektronische Patientenakte erhalten. Noch in diesem Jahr soll es eine Ausschreibung zur Beschaffung geben.
    www.heise.de

    Nach unbefugtem ePA-Widerspruch: Bundesdatenschutzbeauftragte will Rechte zurück

    Nach unbefugtem ePA-Widerspruch: Bundesdatenschutzbeauftragte will Rechte zurück
    Nach einem unbefugten Widerspruch bei der "ePA für alle" prüft die BfDI den Vorfall und fordert für sich und das BSI das einstige Veto-Recht zurück.
    www.heise.de
  • Bei der elektronischen Patientenakte (ePA) handelt es sich um eine zentrale Datenbank, in der die Gesundheitsdaten aller gesetzlich versicherten Patienten, die nicht explizit widersprochen haben, gespeichert werden. Das ist für Cyberkriminelle das IT-Äquivalent zu Fort Knox. Kommt es hier zu einem illegalen Abfluss der Daten, die im schlimmsten Fall im Internet veröffentlicht werden, wäre das der GAU. Hier ist nicht die Frage, ob es passiert, sondern wann es passiert. Allein schon aus Sicherheitsgründen dürfte eine solche Datenbank nicht existieren.

    Abgesehen von dieser grundsätzlichen Betrachtung ist die Idee, dass man den Patienten mit der Rechtevergabe betraut, völlig abwegig. Das mag in der Theorie funktionieren, in der Praxis dürfte das scheitern.

    Die Daten könnten in der Hoheit der Patienten sein, die sie dann spezifisch den Ärzt*innen freigeben. Es es müssen nicht alle Ärzt*innen alle Daten haben

  • Hallo,

    ein Punkt gerade für ältere Patienten ist noch nicht angesprochen worden. Niemand pflegt die Krankengeschichte der letzten 20 oder 30 Jahre nach. Wenn dann ab Oktober alle Ärzte wirklich alle Befunde etc. einpflegen, entsteht also bestenfalls eine Halbwahrheit über den Gesundheitszustand des Patienten. Wenn dann für eine neue Behandlung ein Arzt es als ganze Wahrheit nimmt, sind schwere Behandlungsfehler möglich. Der verantwortungsbewusste Arzt wird diese Situation kennen und ist damit gezwungen, die gesamte bisherige Standard- Anamnese trotzdem zu machen. Einsparung von Zeit und Kosten beim Arzt und Comfort für den Patienten also Null.

    Gruß Pumphut

  • Eine ePA wird nur vernünftig ohne Einschränkungen seitens der Patienten funktionieren. Wenn schon am liebsten die Psychopharmaka nicht auf der Medikamentenliste stehen sollen, da ja sonst der Kardiologe Rückschlüsse auf die Depression ziehen könnte...Aber um vernünftig Medizin machen zu können, braucht man eben alle Daten. Übrigens auch der Zahnarzt. Es kann sonst zu verheerenden Wechselwirkungen und auch Fehldiagnosen kommen.

  • Nee, mein Zahnarzt hat mich noch NIE nach meinen seelischen Problemen gefragt. Musste er auch nicht und muss er auch heute noch nicht.

    Google doch bitte mal nach " Gesundheitsfragebogen Zahnarzt". So ein Fragebogen ist Standard und natürlich wird dort nach Medikamenten und Vorerkrankungen einschließlich psychischer Erkrankungen gefragt. Und doch: Er muss es.

  • Google doch bitte mal nach " Gesundheitsfragebogen Zahnarzt". So ein Fragebogen ist Standard und natürlich wird dort nach Medikamenten und Vorerkrankungen einschließlich psychischer Erkrankungen gefragt. Und doch: Er muss es.

    Es gibt einen Unterschied zwischen einer Diagnose und Medikamentierung und kompletten Daten. Der Zahnarzt muss z.B. nicht aus den ausführlichen Berichten wissen, dass die Personen seit 3 Jahren Probleme im Bett hat, oder eine Affäre hat o.Ä. Es reicht die Diagnose Depressive Verstimmung.

  • Ich kenne einige Ärzte persönlich (KH und Praxen) und vernehme, dass die wenigsten aus der Ärzteschaft selbst die ePA nutzen, bzw. wenn es eine Aussage aus dem letzten Jahr ist: diese nicht nutzen werden.

    Bzgl. den Dokumenten zu alten Untersuchungen, Befunden, Diagnosen, Werten, etc. in der ePA sagen sie einstimmig, dass bis auf die wenigsten Ausnahmen sie jede Untersuchung, Diagnose und Befundung aus Aktualitäts- und Haftungsgründen neu erstellen würden, wenn die Daten älter als 3-6 Monate wären, oder man anhand der Dokumente nicht haarklein nachvollziehen könne, wie man auf das Geschriebene kommt. Das was man aus den alten Dokumenten ziehen könne wäre nur etwas für Statistiker (warum wohl haben bereits Google, Meta und OpenAI einen Zugriff beantragt), aber nicht für behandelnde Ärzte.

    (Übrigens, werden die Daten an zugriffsbeantragende Unternehmen nur pseudonymisiert herausgegeben und nicht anonymisiert, da man im Zweifel die Patienten für Rückfragen, Forschungszwecke oder Umfragen kontaktieren möchte.)

    Lediglich eine kleine Auflistung von chronischen Krankheiten, Dauermedikationen, Prothesen, Allergien, Blutgruppe, usw. - also vornehmlich konstante Daten - wären laut meinen ärztlichen Kontakten hilfreich gewesen, wenn man diese aus der Krankenkassenkarte auslesen könne. Mehr brauchen die Ärzte nicht.

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    Und noch ein Schmankerl: Es wird zwar damit geworben, dass es "unendlichen Speicherplatz" pro ePA gibt, aber die einzelnen Daten können nur maximal 25MB groß sein, um diese darin überhaupt verwalten zu können - das wird für einfache Röntgenaufnahmen sicher reichen, aber andere optische Bildgebungsverfahren passen da leider schon nicht mehr rein.

    Im übrigen kann man ja Dateien auch selbst hochladen und wieder löschen und einer hat im Februar das mit dem "unendlichen Speicherplatz" mal ausprobiert. Er hat nachweißlich und dokumentiert über ein Script immer weiter Dateien hochgeladen. Beim Erreichen von 1TB wurde er informiert, dass man seinen Speicherplatz erhöht hat und er bitte nur noch die nötigsten Dateien hochladen solle. ... also wer noch eine kostenlose "unendliche" Cloudlösung in einem deutschen Rechenzentrum benötigt und seine Musik- und Filmsammlung auslagern möchte ;)

  • Aus dem Land der Dichter und Denker ist ein Land der Bedenkenträger und Blockierer geworden.

    Die ePa wird durch KI erhebliche Vorteile für die gesamte Bevölkerung haben, z.B. Medikamentenverträglichkeit über alle Altersgruppen und Geschlecht, erhebliche Kosteneinsparung, bessere Abstimmung über die Fachebenen, etc.

    Die mangelnde Digitalisierung kostet das Gesundsheitssystem jährlich ca 40 Milliarden (Quelle https://www.mckinsey.de/news/presse/20…mrd-euro-chance).

    Deutschland ist nicht mehr zu helfen.

  • Ich teile mal auf zwischen meinen Eltern und mir:


    Ich:

    Hab (vorerst) widersprochen da ich den aktuellen Sicherheitsstand (offen wie ein Scheunentor, Chaos Computer Club hat geprüft und auch nachgeprüft) für absolut inakzeptabel halte. Einfach dilettantisch. Die Idee alle Daten gesammelt für Ärzte zu haben finde ich aber super, blos sollte es eben auch einigermaßen sicher sein.


    Eltern:

    Beide bei der AOK… ein Desaster! Registrierung nur mit einer PIN für die Krankenkarte oder Personalausweis. Meine Eltern haben die Onlinefunktion des Persos nicht und zur Krankenkassenkarte wurde damals keine PIN geliefert (kann man auch bei der AOK nachlesen, ist was optionales). Eltern mussten dann zur AOK gehen und haben weit über eine Woche auf ihren PIN Brief gewartet.

    Hab dann die Apps eingerichtet, so was was kompliziertes hab ich in meinem ganzen Leben noch nie gesehen! So viele Abfragen und Bestätigungen für jeden Bereich der App einzeln… und ich hab zig Depots und Konten für mich in letzter Zeit eröffnet und mag es den Lohnsteuerausgleich zu machen!


    Dir AOK mein Leben App funktioniert auch absolut miserabel, switcht beim Login wie eine Bank App zu einer Login App und zurück aber so langsam und schlecht… unfassbar. Die App hat dann auch immer lange Wartezeiten, weiße Bildschirme und schmiert manchmal sogar ab. Wirklich nur sehr nervig nutzbar. Auf nagelneuen iPhones mit Power ohne Ende!

  • Aus dem Land der Dichter und Denker ist ein Land der Bedenkenträger und Blockierer geworden.

    Die ePa wird durch KI erhebliche Vorteile für die gesamte Bevölkerung haben, z.B. Medikamentenverträglichkeit über alle Altersgruppen und Geschlecht, erhebliche Kosteneinsparung, bessere Abstimmung über die Fachebenen, etc.

    Die mangelnde Digitalisierung kostet das Gesundsheitssystem jährlich ca 40 Milliarden (Quelle https://www.mckinsey.de/news/presse/20…mrd-euro-chance).

    Deutschland ist nicht mehr zu helfen.

    Es gibt auch etwas zwischen "Schlechte Digitalisierung" und "Gar keine Digitalisierung".

    Deutschland könnte es auch einfach richtig machen. Aber das wird hier meist gar nicht in Betracht gezogen und mit "Friss oder stirb" (alle, die schlechte Lösung kritisieren, sind "Bedenkenträger und Blockierer") abgebügelt. Aus dem Land der Dichter und Denker sollte kein Land der Murks-Akzeptierer werden. Wir könnten es besser.

  • Google doch bitte mal nach " Gesundheitsfragebogen Zahnarzt". So ein Fragebogen ist Standard und natürlich wird dort nach Medikamenten und Vorerkrankungen einschließlich psychischer Erkrankungen gefragt. Und doch: Er muss es.

    So einen hier?

    https://zahnarzt-wesseling.de/sites/default/files/Anamnese-2018-web.pdf

    Oder eher so einen?

    https://www.zahnarzt-urdenbach.de/fileadmin/media/Anamnese-Bogen/Anamnesebogen-Zahnarzt-Dr-Schafhausen.pdf

    Oder den?

    https://www.zahnaerzte-provianthaus.de/fileadmin/REDAKTION/download/Provianthaus_Anamnesebogen.pdf

    Das waren jetzt alles Ergebnisse der ersten Googleseite. Es gibt auch welche, die nach Antidepressiva fragen, was ich noch als allgemeine Frage nach Medikation verstehen kann. Aber die psychische Krankengeschichte will ein Zahnarzt nicht. Und ich kenne auch Menschen, die wegen sowas schon schlechter / falsch behandelt wurden, weil ihre Symptome vorschnell auf psychosomatische Ursachen geschoben wurden.

  • Um nur auf die FT-Frage zu antworten: technische Unzulänglichkeiten, Sicherheitsprobleme und die "Hallo Gesundheitsindustrie! Hier ist ein schöner großer Datentopf! Wollt ihr Zugriff?"- Umstände haben mich dazu bewogen, die ePA abzulehnen.