Ich stehe nach wie vor zu meiner Aussage
"Zu seinen Aussagen zu stehen", finde ich generell immer gut. Die Frage bleibt aber, wie valide diese Aussagen im jeweiligen Fall sind ...
Um einen Realitätsbezug herzustellen:
Ich stehe nach wie vor zu meiner Aussage, dass die Besteuerung von Kapitalerträgen (ETF) kaum ein Grund dafür sein dürfte, warum man sein Land dauerhaft verlässt (auswandert).
Was "man" so tut, entzieht sich meiner Kenntnis. Was "ich" aber weiß ist, wie sich mein (auch weiteres und entfernteres) Umfeld verhält und was Studien und Untersuchungen ergeben.
Die "Besteuerung von Kapitalerträgen allein" (noch dazu isoliert betrachtet beim Thema ETF) spielt natürlich nicht die entscheidende Rolle, warum "Millionäre" ein Land verlassen (in Anführungszeichen, weil nach meinen Erfahrungen und Beobachtungen diese Leute in aller Regel nicht "Millionär" oder "Multimillionär" sind - wenn Du von nur zwei oder drei Millionen Euro "freiem Vermögen" (der € ist zudem von 1,65 auf 0,94 zum Schweizer Franken (CHF) in seinem Wechselkurs abgestürzt) in der Schweiz leben willst (präziser mußt) - bist Du in vielen bis den meisten Regionen der Schweiz "Armutsrentner").
Es sein denn, Du verfügts neben dem "freien Vermögen - über typische Schweizer finanzielle "Nebengeräusche" wie AHF (als staatliche Vorsorge) + Pensionskasse (als betriebliche Vorsorge) + private Vorsorge (Säule 3 a und 3b) + Wohneigentum.
Um nur ein Beispiel aus vielen zu nennen: Nach dem Lebenskosten-Ranking der Unternehmensberatung Mercer ("Cost of Living City Ranking global") gehören nur fünf europäische Städte zu den weltweit "Top 10 der teuersten Städte" - von diesen 5 liegen 4 (!) in der kleinen Schweiz - und zwar Zürich, Genf, Basel und Bern.
Es ist immer das Bündel sprich das Gesamtpaket an steuerlichen Rahmenbedingungen auf das Menschen mit etwas mehr (oder eher viel) Geld intensiv schauen. Kenne zwei Mitarbeiter von Henley & Partners sowie diverse deren Studien.
Instruktiv dazu beispielsweise der regelmäßige Henley Private Wealth Report.
Kurz zu Henley & Partners an anderer Stelle:
... entsprechende Dienstleister (wie Henley & Partners beispielsweise - dürfte in dem Bereich der globale Marktführer sein) binnen kurzer Zeit für einen anderen Wohnsitz samt anderer Staatsbürgerschaft via Investitionen "vor Ort" - und das ganz im Rahmen der Gesetze - gesorgt hatten. Die Liste der Länder, die da sehr offen sind oder sogar Schlange stehen ist lang - mag und kann man bedauern, ist aber Fakt sprich die Realität).
Für diesen Menschen ist in aller Regel das Gesamtpaket aus Chancen mit dem Schwerpunkt "Wettbewerbsfähigkeit" des Standorts, Freiheiten, insbesondere auch wirtschaftliche Freiheiten und Stabilität (inkl. politische Stabilität, Rechtsstabilität und Rechtssicherheit sowie innere Sicherheit) entscheidend. Und nicht, wie man irgendeinen ETF besteuert.
War bei mir tendenziell (im Kleinen sprich innerhalb meines Bundeslandes) ebenso, denn meinen Wohnsitz in meiner Geburtsstadt (eine Landeshauptstadt) hatte ich endgültig aufgegeben, nachdem die Umstände (präziser Zustände) in der Stadt die Einführung einer Waffenverbotszone erforderte - in Friedenszeiten wohlgemerkt.
Ich kenne ein paar Rentner die ausgewandert sind (Spanien). Als Grund dafür wurde mir aber nie die Steuer genannt.
Ich persönlich kenne rund zwei Dutzend Menschen, die ausgewandert sind (überwiegend Richtung Schweiz, Liechtenstein, Kanalinseln (Guernsey, Jersey), Irland, Malta, Zypern aber auch nach Ungarn - auch einige in die USA und Richtung Singapur, um auch Länder außerhalb Europas zu nennen). Unser Umfeld scheint sich (signifikant) zu unterscheiden.
Im Kleinen verhält es sich wie im Großen (Stichwort: Anreize bzw. Fehlanreize): Als ich das letzte Mal in Lindau (Bayern, Bodensee) weilte, fuhren beispielsweise die Lindauer ins benachbarte Bregenz (Austria), um günstig zu tanken und die Schweizer fielen am Wochenende in Lindau ein, um sich spottbillig ihren Kombi mit Einkäufen und Lebensmitteln vollzuladen (im Vergleich zur Schweiz generell viel niedrigeres Preisniveau + Absturz des € gegenüber dem CHF im Wechselkurs). Noch dazu konnten sie sich dann bei der Rückfahrt irgendwie die Mwst. der Käufe erstatten lassen (keine Ahnung, ob das immer noch so geregelt ist).
Im Übrigen sollen in diesem Jahr ~16.500 Millionäre aus England auswandern. Komisch, wo doch England seit dem Brexit das Land sein müsste in dem Milch und Honig fließen!
Meine Erfahrungen damals in UK waren etwas andere.
Es gab einen gewissen Anteil der Menschen, die sogar bereit waren wirtschaftliche Nachteile als Folge eines möglichen Brexits hinzunehmen (beziehe mich auf zwei meiner Aufenthalte vor dem Referendum), wenn damit "die Übergriffigkeit der EU endlich ihr Ende findet". Viele Menschen dort haben nichts gegen eine "EWG" beispielsweise - streben aber nicht die "Vereinigten Staaten von Europa", zentral regiert aus Brüssel an, "unter schleichender Auflösung des Nationalstaates wie eine Braustablette im Wasserglas" (wörtliche Statements).
Vor dem ganzen Hintergrund ist es mir noch unverständlicher warum beispielsweise Themen wie "Wettbewerbsfähigkeit" oder auch "wirtschaftliche Freiheiten" hierzulande - so wie in diesem Forum - kaum oder gar keine Rolle spielen ...