Mieterverein oder Mietrechtsschutzversicherung – was ist sinnvoller?

  • Hallo zusammen,
    ich bin aktuell auf Wohnungssuche und überlege, ob ich besser Mitglied in einem Mieterverein werde oder stattdessen eine Mietrechtsschutzversicherung abschließen sollte. Beides hat ja scheinbar Vor- und Nachteile, und online finde ich teils widersprüchliche Meinungen.

    Hat jemand Erfahrungen oder Empfehlungen, worauf man besonders achten sollte? Gibt es vielleicht auch gute Kombi-Lösungen? Ich freue mich über eure Einschätzungen!

    Besten Dank und viele Grüße

  • Hallo,

    ich wohne in Hamburg und habe die Erfahrung gemacht, dass es einen Unterschied gibt, welchem Verein man beitritt. Aus meiner Sicht ist der Mieterverein eher sinnlos und gibt Hinweise, die nicht helfen, während Mieter helfen Mietern, ein anderer Mieterverein in Hamburg, mir oft sehr geholfen haben. Zudem kann man über Mieter helfen Mietern optional auch eine Mietrechtschutzversicherung abschließen.

    Ich habe dieses nicht getan, weil ich meine, nur die großen Lebensrisiken absichern zu müssen.

    Ich meine, ein guter Mieterverein reicht, wenn man glaubt, eine juristische Auseinandersetzung immer selbst zahlen zu können.

    Denn die Rechtsberatung ist ohne Versicherung identisch, nur musst du die Gerichtskosten etc. bei verlorener Klage selbst begleichen.

  • Also bei meinem Mieterverein damals war als Vollmitglied eine Rechtschutz über den DMB (Deutscher Mieterbund) mit drin, die haben zwar aussergerichtlich ein oder zwei schreiben geschickt, aber als die Gegenseite das ignorierte war jetzt kein Wille da zu klagen. Hätte man wahrscheinlich selbst per Anwalt machen können und die Rechtschutz bezahlt (k.a. aber dazu wurde man da nicht beraten)

  • Bei Mieter helfen Mietern hat man ohnehin immer mit Volljuristen zu tun. Diese geben einem im Voraus eine Einschätzung wie die eigenen Chancen vor Gericht wären. Wenn die Chancen zu gewinnen z.B. sehr gering wären, muss an es nicht auf eine Klage ankommen lassen. Somit relativiert sich für mich die Notwendigkeit einer Versicherung.

    Ich habe mich bisher erst einmal von meinem Vermieter verklagen lassen. Damals waren meine Chancen noch Auffasseung von Mieter helfen Mietern 50:50. Diesen Prozess habe ich gewonnen. Was bedeutete, mein Vermieter zahlte beide Anwälte und die Gerichtskosten. Aber auch da hätte ich mir die Kosten leisten können.

  • überlege, ob ich besser Mitglied in einem Mieterverein werde oder stattdessen eine Mietrechtsschutzversicherung abschließen sollte

    Ich würde auf beides verzichten. Finanzen kann man selbst. Kümmere Dich um ein vernünftiges Verhältnis zu Deinem Vermieter oder ziehe aus.

    Eine Rechtschutzversicherung ist bestenfalls ein nice-to-have.

  • Ich würde auf beides verzichten. Finanzen kann man selbst.

    Finanzen kann man zwar selbst, Mietrecht nicht. Mir hilft es immer wieder sehr, einen Mietrechtsanwalt zur Seite zu haben. Oft muss man das Handeln und die Aussagen einer Hausverwaltung prüfen und sie an dessen Pflichten und juristische Grenzen erinnern. Ich kann nur zu einem Rechtsbeistand als Mieter raten. Denn zwischen Mieter und Vermieter herrscht ein Kontrahentenrisiko.

  • ls798

    War selbst - jedenfalls temporär - sehr häufig als Mieter in diversen Ländern unterwegs und vermiete auch selbst (in Deutschland) seit über 40 Jahren (inzwischen knapp 90 Einheiten). Unstimmigkeiten - von Stress oder Ärger oder gar juristischen Streitigkeiten ganz zu schweigen - gab es bei mir so gut wie nie. Weder als Mieter noch als Vermieter.

    Dazu kommt: Mir ist im internationalen Vergleich kein mieterfreundlicheres Mietrecht bekannt - als ausgerechnet das deutsche Mietrecht ... !? Mir fällt jedenfalls kein Land ein, in dem Mieter einen größeren Schutz und mehr Privilegien genießen als hierzulande.

    Nur am Rande: So wie ich mir vorab den Mieter genau anschaue (genau anschauen lasse) - würde ich mir auch stets meinen (privaten) Vermieter (wäre ich nochmals als Mieter unterwegs) vorab genau anschauen. Handelt es sich um ein Immobilienunternehmen würde ich diesbezüglich recherchieren (Erfahrungen, Bewertungen etc.). Das dürfte die beste Prophylaxe sein (auch wenn man natürlich keinem Mensch/keinem Unternehmen vollumfänglich hinter die Stirn blicken kann).

  • Also ich kann aus meiner Sicht nur sagen. Man sucht sich irgendwann mal eine Wohnung und bleibt drin, oder zieht wieder aus. In der Regel hat das dann eher persönliche Gründe. Der Vermieter kann bei langem Mietverhältnis durch Verkauf ja auch so wechseln, wie in meinem Fall.

    Ein Vermieter hat ja generell ein anders Interesse als ein Mieter. Er möchte Ertrag generieren.

    Da dass je nach Liegensschaft nicht immer so ganz einfach ist, wird so jemand versuchen die Kosten im Rahmen zu halten.

    Ein Mieter möchte hingehen in der Regel eine bezahlbare Mieter, bei intakter Mietsache.

    Ich kann aus meiner Perspektive nur sagen, ohne Rechtsbeistand war es schwierig seine berechtigten Interessen durchzusetzen. Wer weiß denn schon, dass man eine Miete nur unter Vorbehalt zahlen kann, um eine notwendige Repratur endlich mal erfolgreich durchführen zu lassen, oder dass man einer Mieterhöhung begründet nur eine Teilzustimmung geben darf.

    Ich kann nur sagen, ich würde nicht mehr ohne Rechtsbeistand mieten. Denn oft weiß die Hausverwaltung selbst nicht ob sie sich in der Legalität bewegt, oder sie testet die Grenzen aus.

  • Ich bin Mitglied im Mieterverein und habe auch eine Rechtsschutzversicherung.

    Ich musste noch nie einen Vermieter verklagen und wurde auch noch nie verklagt. Ich habe immer meine Kautionen vollständig zurück erhalten und musste beim Auszug auch noch nie renovieren.

    Auch dank Mieterverein fühlte ich mich immer gut über meine Rechte und Pflichten informiert und konnte Gespräche mit Hausverwaltungen oder Vermietern immer nüchtern und auf der Sachebene führen, ohne dass es zum Streit kam.

    Bei Ein- und Auszug war immer ein vom Mieterverein empfohlener Sachverständiger dabei, sodass die Protokolle alle Vorschäden erfassten und auch bei der Rückgabe der Wohnung klar war, wofür jedenfalls nicht ich verantwortlich gemacht werden kann (zB verwitterten Balkondielen, Wasserflecken oder Kratzer auf dem Fußboden, mehrfach gemeldete Wasserschäden an der Wand etc.).

    Klar kann man das auch alles selbst und alleine machen, aber professionelle emotionslose Distanz ist oft hilfreich.

  • Ich würde auf beides verzichten. Finanzen kann man selbst. Kümmere Dich um ein vernünftiges Verhältnis zu Deinem Vermieter oder ziehe aus.

    Wie andere schon geschrieben haben, eine sehr komische Ansicht. Wozu benötigt man eigentlich im Eigenheim einen Elektriker, wenn andauern die Sicherung rausfliegt? Kann man doch auch selbst machen ...

    Und es geht nicht immer nur um ein vernünftiges Verhältnis. Manchmal gibt es auch bei einem vernünftigen Verhältnis Streitpunkte, gerade die Nebenkostenabrechnung ist immer gerne ein Streitpunkt. Und da muss ich mich als Mieter nicht in die jeweils gültige Rechtslage einlesen, wenn ich auf Fachpersonal zurückgreifen kann.

    Wir waren während unseres ganzen Mieterdasein Mitglied beim Mieterbund. Bei Problemen mit der Nebenkostenabrechnung haben die immer gut geholfen und wir haben die Abrechnungen in der Regel gegenprüfen lassen. Bei Unstimmigkeiten wurde das Schreiben vom Mieterbund aufgesetzt und meistens hat sich das Thema dann schnell erledigt und kam nicht nochmal vor. Wobei man ehrlicherweise auch sagen muss, dass es natürlich immer von der jeweiligen Person abhing. Auch bei den Mietervereinen gibt es bessere und schlechtere Ansprechpersonen.

    Unterm Strich bereuen wir das Geld für die Mitgliedschaft nicht. Wir hatten einen rechtlichen Basissupport, Klagen hatten wir selber zahlen müssen. Aber soweit ist es bei uns nie gekommen, die Anliegen konnten immer vom Mieterbund geklärt werden.