Wann soll ich den Notgroschen verwenden

  • Guten Tag liebe Forums Mitglieder,

    ich definiere momentan meine Zielstruktur für die "Geldtöpfe":

    - Tagesgeld: Notgroschen; 3 Monatsnetto-Gehälter

    - 1. Depot: Altersvorsorge; 3 * 10 Regel; nur Welt-ETF; monatlich 10 % vom Monatsnetto; jährlich steigende Raten: mindestens 2% Erhöhung, und möglichst 15%-20% vom Netto nähern

    - 2. Depot: langfristiges sparen; monatlich 5 % vom Netto; min. 80 % auf World-ETF, Beimischung möglich, jährliches Rebalancing

    - 3. Depot: Sicherheitsbaustein; Geldmarktnahe ETFs; 100 Euro einmalig um das Produkt zu verstehen

    - Tagesgeld für Monatliche Schwankungen (+/- 200 Euro im Monat)


    Was ich noch allerdings Frage: wenn ich mehr Zeit benötige für eine Waschmaschine oder ähnlich.

    Sollte ich dann das Geld aus dem Tagesgeld-Notgroschen oder dem 2. Depot nehmen?

    Also wenn der Wert in der Depot 2 hoch ist, würde ich es das raus nehmen, um Gewinne mit zu nehmen. (Und eventuell auch Steuern zahlen zu müssen)

    Wenn der Wert niedrig ist, würde ich dann den Tagesgeld-Notgroschen nehmen. Aber wie fülle ich den wieder auf? Bei niedrigen ETF Wert möchte aber den Sparplan nicht runter setzen, weil die Einstiegspreise dann ja gut sein müssten.


    Weiß jemand Rat?

    Vielen Dank!

  • Der "notgroschen" ist üblicherweise für ungeplante Ausgaben und auch Ausgaben die nicht aus dem laufenden Einkommen bestritten werden können (so definiere ich diesen)

    Dass wären z.b.

    Reperaturen am Auto

    Waschmaschine, Kühlschrank o.ä.

    Usw.

    Geg. Auch für Geschenke der Kinder geburtstag/Weihnachten, Festivitäten...

    Einige legen auf dieses Konto zusätzlich auch die Urlaubskasse.

  • Hallo KeinExperte, ein Experte bin ich leider auch nicht sondern

    beim Thema Finanzen bin ich ausdrücklich "Finanz-Laie", wenn auch ein an solchen Themen Interessierter.


    Zu Deiner Frage:

    ich definiere momentan meine Zielstruktur für die "Geldtöpfe":

    - Tagesgeld: Notgroschen; 3 Monatsnetto-Gehälter

    Ich würde mich prioritär fragen, ob Du das mit dem "Notgroschen" ("Rücklage für Notfälle" gefällt mir persönlich als Terminologie besser, da es zum einen nur noch Cent und keine Groschen mehr gibt und zum anderen einem mit Cents in einer Notlage auch kaum geholfen sein wird ...) auch wirklich gemäß Deinen individuellen objektiven Rahmenbedingungen und Deiner eigenen subjektiven Haltung (Einstellung) selbst definiert hast - oder die Faust- bzw. Pauschalregel der "Drei-Netto-Monatseinkommen" unabhängig von Deiner (objektiven und subjektiven Situation) übernommen hast ... ?

    Mir sind nämlich gut Situationen vorstellbar, in denen auch schon 1-2 Netto-Monatsgehälter eine passende (adäquate) solche "Rücklage" sein können - aber auch solche Situationen, in denen eher 12-24 Monats-Nettoeinkommen indiziert sein können.

    Im Ergebnis beißt an dieser schlichten Tatsache die Maus keinen Faden ab

    Wenn du mehr als den Notgroschen brauchst, nimmst du halt von irgendwo das Geld her. Hauptsache die Rechnung wird bezahlt.

    Nach meinen Beobachtungen und Erfahrungen ist das ohnehin eine ziemlich individuelle Angelegenheit - und zwar nicht nur von der Einstellung der Höhe der Rücklage her. Um einige Beispiele zu nennen:

    Kenne Leute, die gar keine solche "separate Rücklage für Notfälle" haben und im Ernstfall einfach bereit sind irgendwelche Assets zu versilbern (liquidieren).

    Ebenso Leute, deren laufende Einkommen/Einnahmen ausreichend hoch sind, daß daraus 95% aller denkbaren "üblichen Notlagen" zu bestreiten wären (Stichwort: Autoreparatur - um ein typisches Beispiel zu nennen).

    Wieder andere haben einen oder mehrere Dispos, auf die sie notfalls immer zurückgreifen können, da sie stets vollumfänglich investiert bleiben wollen.

    Wäre alles nicht so mein Ding (für meinen Teil halte ich sogar eine relevante sozusagen strategische Liquidität). Aus meiner Sicht gibt es da keine, jedenfalls für alle, "passende" oder "richtige" Pauschal-Empfehlung sondern nur das im jeweiligen Einzelfall "passende".


    Dir gute Gedanken, ebensolche Finanz-Entscheidungen und dann viel Erfolg damit !

  • Die Höhe des Notgroschen muss zu dir passen! Und auch nur du entscheidest, für was genutzt wird.

    Wir haben ein Haushaltseinkommen von 87500 Brutto / Jahr. Monatlich ca 5000 Euro netto.

    Wir können uns, auch Dank Kreditkarte, Sachen wie "Auto repatatur/Wartung, Waschmaschine, Heizung Wartung, Hund Impfen, etc" einfach so leisten. Meistens streuen wir es auf zwei Gehälter/Monate.

    Dennoch haben wir, einfach um besser zu schlafen, einen Notgroschen von 30000 Euro. Liegt vorallem an meiner Frau die ein sehr hohes Sicherheitsbedürfnis hat. Seis drum...

    Wir haben uns nun ein neues Auto damit gekauft. 28000 Cash, bezahlt. Keine Zinsen. Neues Auto, fuck yeah! (Sei dahin gestellt wie finanziell sinnvoll diese Entscheidung war 😉).

    Rundrum, ich bin froh das wir uns "einfach" ein neues Auto kaufen konnten. Kratzt mich nicht. Geld war da und gut ist. Ansonsten haben wir den Notgroschen aber auch für unsere neue Heuzung im Haus in Planung. Die ist 20 Jahre alt... Auch für eventuelles Solar aufm Dach liegt das da. Da kann ich einfach Monatlich nicht mithalten 😂.

    Aber Ansonsten liegt es nur so rum 🤷‍♂️ wir den wirklichen Notfall eben, der hoffentlich nie eintritt 🤷‍♂️...


    Hoffe das hilft irgendwie 🙃

  • Auf jeden Fall fange ich mit dem Depot 1 an, für Altersvorsorge.

    Wenn der Notgroschen noch nicht voll ist, sollte das deine erste Baustelle sein. Die Höhe ist natürlich sehr individuell. In der Regel sollten aber drei Nettomonatsgehälter für die berühmt-berüchtigte Waschmaschine reichen.

    - Tagesgeld für Monatliche Schwankungen (+/- 200 Euro im Monat)

    Was ist das?

    Du hast insgesamt 5 Spartöpfe genannt. Für meine Empfinden reichen 3, wenn man den Notgroschen mitzählt.

  • - 1. Depot: Altersvorsorge; 3 * 10 Regel; nur Welt-ETF; monatlich 10 % vom Monatsnetto; jährlich steigende Raten: mindestens 2% Erhöhung, und möglichst 15%-20% vom Netto nähern

    - 2. Depot: langfristiges sparen; monatlich 5 % vom Netto; min. 80 % auf World-ETF, Beimischung möglich, jährliches Rebalancing

    Was ist der Unterschied zwischen 1. und 2.?

    - 3. Depot: Sicherheitsbaustein; Geldmarktnahe ETFs; 100 Euro einmalig um das Produkt zu verstehen

    - Tagesgeld für Monatliche Schwankungen (+/- 200 Euro im Monat)

    100 Euro einmalig sind ja jetzt eher keine relevante Größe.

    Was bedeutet das Tagesgeld? Zahlst Du da 200 Euro im Monat ein? Wenn ja wieviel ist da denn schon drauf? Oder hast Du auf dem Tagesgeld nur 200 Euro liegen? Das wäre dann auch ziemlich vernachlässigbar.

    Was ich noch allerdings Frage: wenn ich mehr Zeit benötige für eine Waschmaschine oder ähnlich.

    Sollte ich dann das Geld aus dem Tagesgeld-Notgroschen oder dem 2. Depot nehmen?

    Also wenn der Wert in der Depot 2 hoch ist, würde ich es das raus nehmen, um Gewinne mit zu nehmen. (Und eventuell auch Steuern zahlen zu müssen)

    Wenn der Wert niedrig ist, würde ich dann den Tagesgeld-Notgroschen nehmen. Aber wie fülle ich den wieder auf? Bei niedrigen ETF Wert möchte aber den Sparplan nicht runter setzen, weil die Einstiegspreise dann ja gut sein müssten.

    Siehe oben, wofür hast Du überhaupt Depot Nr. 2?

    Ich mache das ganz einfach und habe einfach nur zwei "Töpfe":

    • Es gibt einen Notgroschen / Liquiditätsreserve, das ist ein fester Betrag auf dem Tagesgeld, den wir für uns festgelegt haben und mit dem wir gut schlafen können.

      Der ist so bemessen, dass wir auch ganz ohne Einkünfte einige Monate davon leben könnten, mit Arbeitslosengeld (was es bei Jobverlust ja in aller Regel gibt hier in Deutschland) nochmal länger. Das ist kein komplett separates Konto oder so, sondern einfach eine Liquiditätsreserve auf einem Tagesgeldkonto. Davon wird alles bezahlt, was so anfällt, nicht nur "Notfälle", sondern z.B. auch Urlaube bezahlen (und das danach dann wieder bis zum definierten Betrag aufgefüllt wird).

    • Dann gibt es ein Depot mit einem einzigen marktbreiten Aktien-ETF, das monatlich per Sparplan bespart wird (und zusätzlich bei größeren Sonderzahlungen wie z.B. Jahresboni oder Steuerrückzahlung, wenn die Reserve auf dem Tagesgeld schon aufgefüllt ist).

      Das Depot ist grundsätzlich für die Altersvorsorge gedacht, also sehr langfristig. Natürlich wäre es im worst case auch liquide (wenn auch ggf. mit Verlust, wenn in einer schlechten Marktphase verkauft werden müsste).

    Deshalb ist das Depot für uns auch keine allgemeine Reserve, die für eine neue Waschmaschine oder ein neues Auto angezapft wird. Dafür gibt es das Tagesgeld, siehe oben.

    Für mich ist das die einfachste und bequemste Variante. Ich investiere prognosefrei und unabhängig von der Höhe der aktuellen Kurse (kein Markttiming), und habe auf dem Tagesgeld die Sicherheit, dass der Betrag X immer verfügbar ist (ebenfalls egal wie die Märkte gerade stehen).

    Und ich muss mich nicht fragen, aus welchem Topf ich das Geld für die neue Waschmaschine nehme.

  • So handhabe ich das auch.

    Der eine Topf ist eine allgemeine Liquiditätsreserve für geplante und ungeplante Ausgabe. Der andere Top ist für die Altersvorsorge.


  • Das ist neben der Frage des Alters auch das von regelmäßigem (sicheren) Einkommen und zu planenden Zahlungsströmen. Wer ein so hohes Netto hat, dass er einfach nur für einen Monat auf die Sparrate verzichten muss, braucht eigentlich gar keinen Notgroschen. Wer selbständig arbeitet und auch mal 6-10 Monate ohne ausreichend Einkommen überbrücken muss, braucht deutlich mehr.

    Ich bin in der Entnahmephase und der größte Teil besteht aus dem Altersdepot. Daneben gibt es eine kleine Reserve für geplante Ausgaben (bei mir ein paar Renovierungen). Zu guter Letzt habe ich noch eine sehr überschaubare Reserve in mittelfristigen Euro-Anleihen, die für verschiedene Notfälle gedacht ist. Das könnte ein defektes Dach genauso gut sein, wie ein Börseneinbruch. Dabei kann ich gut mit dem Anleihen Risiko leben, denn dies Art von Notfällen kann man ohnehin nicht planen und ob am Ende 5 % mehr oder weniger drin sind im Sparstrumpf ist ziemlich egal. Schön, wenn am Ende eine positive Realrendite damit erwirtschaftet wird. In meinem Alter ist Liquiditätsplanung deutlich wichtiger als das Denken in Töpfen. Die 3*10 Regel entlockt mir nur ein müdes Lächeln. Wer heute danach handelt wird in 30-50 Jahren kaum noch viel davon in seinem Depot wiedererkennen und ob das dann steuerlich vorteilhaft sein wird - mehr als fraglich.