Neuerungen in der gesetzlichen Krankenversicherung

  • Was eher kommen wird als die Kopfpauschale ist, dass alle Einnahmen wie Miete, Kapitalerträge zukünftig bis zur BBG auch für Pflichtversicherte und KVdR beitragspflichtig werden. Besonders wenn nach Abschaffung der Fallpauschalen und Krankenhausreform die Kosten aus dem Ruder laufen.

    So klamm wie die GKV inzwischen ist (insbesondere mit absehbar weiter aus dem Ruder laufenden Kosten im Bereich Pflege) halte ich das für ein mögliches bis wahrscheinliches Szenario.


    In meinem Umfeld hat es ziemlich viele Selbständige, Freiberufler, (Klein)Unternehmer, Handwerker mit eigenem Betrieb usw. Überwiegend sind diese Protagonisten in der PKV. Es gibt aber auch einen relevanten Anteil in der GKV, die sich ihre Altersvorsorge aus mehreren Elementen (nicht selten mühsam) zusammengebastelt haben (GRV, PRV, KLV, Sparvermögen, Depot, Wohneigentum). Das Ganze ist da zwar halbwegs auskömmlich aber eben dennoch genau kalkuliert. Wenn sich für solche Leute dann sozusagen mit Rückwirkung die Spielregeln ändern und im Alter ein Mehr- oder Vielfaches an KV-Beitrag anfällt, könnte das so manche langjährige Kalkulation ausgerechnet im Alter über den Haufen werfen (von dem "bürokratischen Theater" mit der Krankenkasse ganz abgesehen - wer nicht freiwillig den Höchstbetrag zahlt, muß dann jedes Jahr seinen Ekst-Bescheid einreichen, erhält Rückzahlungen oder muß Nachzahlungen leisten und der KV-Beitrag muß jedes Jahr neu ermittelt und festgelegt werden (wird bei den Betroffenen für reichlich Stress und Ärger sorgen). Würde aber gut zu den Usancen hierzulande passen - lief ja damals bei der bAV und der Einführung der rückwirkenden Verbeitragung dieser für die GKV ganz ähnlich. Tenor bei vielen davon Betroffenen: "Hätte man mir das staatlicherseits vorher gesagt - hätte ich das nie abgeschlossen" ...

  • Das ist immerhin ein Vorteil eines Umlagesystems: Es ist egal, was früher mal in das System eingezahlt wurde, denn dieses Geld ist sowieso bereits weg.


    Daher klappte das ja auch bei der Wiedervereinigung mit der GRV. Es wurde nur der Personenkreis (Rentner wie Einzahler) größer.

    Umlagesysteme funktionieren immer dann, wenn das Verhältnis von Einzahlern und Leistungsempfängern günstig ist. Verschiebt sich dieses Verhältnis in die ungünstige Richtung, reicht es nicht mehr. Entweder sinken dann die Leistungen oder es muss Geld aus einer anderen Quelle zugeschossen werden. Bestes Beispiel ist die GRV. Da niemand politischen Selbstmord begehen will, indem er die Renten kürzt, kommen eben aktuell mehr als 100 Mrd. aus Steuermitteln, Tendenz steigend.


    Mit der GKV verhält es sich genauso. Die Zahl der Leistungsempfänger ist drastisch angestiegen, während es immer weniger Einzahler werden. Hier allerdings ist aktuell der Zuschuss aus Steuermitteln begrenzt, da das Geld an anderer Stelle ausgegeben wird. Das treibt die GKV in die roten Zahlen. Allein durch den nicht ausreichenden Bundeszuschuss bei den Bürgergeldempfängern entstehen zusätzliche Milliardenkosten für die GKV, was wiederum zu Beitragserhöhungen für die noch zahlungsfähigen Zwangsmitglieder führt.


    Da sich diese Situation in absehbarer Zukunft auch nicht zum Positiven ändern wird, dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis das System kollabiert.

  • Zum Funktionieren von umlagefinanzierten Renten ist nicht nur der demografische Wandel (als negativer Einflussfaktor) wichtig, sondern u.a. auch der Produktivitätsfortschritt als stützender Faktor.

    Eine Sachgesetzlichkeit oder flapsiger formuliert eine Binse.


    Umso nachteiliger, wenn zutrifft, was mir eine ehemalige Kollegin signalisierte: Die Produktivität stagniert (bzw. sinkt ggf. sogar) in Deutschland. Das letzte Hoch aus dem Jahr 2017 wurde demnach bis zum heutigen Tag nicht mehr erreicht.


    Das hierzulande mehr als traurige Potentialwachstum von Null würde zu dem Befund passen.


    Kundigere als meine Wenigkeit als Finanz- und Wirtschafts-Laie verfügen da sicherlich über genaue Zahlen ...

  • Und wie?

    Zunächst einmal möglichst früh anfangen. Dazu muss man natürlich die Möglichkeit haben, in die PKV zu wechseln, also Selbständigkeit oder Überschreiten der Jahresarbeitsentgeltgrenze. Ich habe selbst einige Jahre verpasst, weil es schon damals massive Panikmache gegen die PKV gab, was dann bei mir zu einer längeren Phase der Entscheidungsfindung führte.


    Dann einen ordentlichen Tarif wählen. Schon früher gab es diese Billigtarife, die eben so billig waren, weil sie keine ausreichenden Altersrückstellungen gebildet haben. Es hat schon seinen Grund, warum irgendwann eine 10%-ige Altersrückstellung gesetzlich festgelegt wurde. Altersrückstellungen sind ausschlaggebend, wie man beitragsmäßig im Alter belastet wird. Bei mit sieht es aktuell so aus, dass ca. 60% meines KV-Beitrages durch die Altersrückstellung abgedeckt wird. Gäbe es die nicht, wäre auch mein monatlicher Beitrag vierstellig.


    Außerdem schadet es nicht, sich mit dem Thema häufiger mal auseinanderzusetzen. Manchmal bietet ein Tarifwechsel, am besten ohne erneute Gesundheitsprüfung, erhebliche finanzielle Vorteile bei geringen Leistungseinbußen. Ob nun für einen Besuch beim Heilpraktiker 80% oder 100% erstattet werden, ist mir z.B. egal, da ich diese Leistung nicht in Anspruch nehme.


    Rückwirkend betrachtet, war die Entscheidung in die PKV zu wechseln, genau die Richtige.

  • Eine der Ursachen für hohe Kosten in der GKV sind die ganzen Vorstandsbezüge. Nachzulesen im Bundesanzeiger. Hier eine Zusammenfassung: https://www.krankenkassen-dire…ereinigungen-1512352.html

    Dr. Schlemann unabhängige Finanzberatung GmbH & Co. KG
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  • Die verdienen sicherlich auch nicht schlecht. Der kleine Unterschied: PKV Vorstände erwirtschaften ihr Einkommen selbst und lassen sich nicht von (größtenteils Zwangs-)Mitgliedern und Steuerzahlern aushalten. :)

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  • Gibt es eine vergleichbare Zusammenstellung für die Vorstände der pKV?

    Darauf wollte ich gerade antworten, um auf den strukturellen sprich grundlegenden Unterschied hinzuweisen.


    Was sich aber hiernach erledigt hatte:

    Der kleine Unterschied: PKV Vorstände erwirtschaften ihr Einkommen selbst und lassen sich nicht von (größtenteils Zwangs-)Mitgliedern und Steuerzahlern aushalten. :)

    Dem ist aus meiner Sicht nichts hinzuzufügen.


    Lediglich das (vermutlich ironisch gemeinte) "kleine" vor "Unterschied" würde ich mir anmaßen durch "signifikanter" Unterschied zu ersetzen.

  • Die meisten Aussagen sind mit Humor verdaulicher. :)

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