GRV ungleich Investment

  • Mittwoch, 25. Juli 2023.

    Guten Morgen liebe Forums Freunde.

    Es ist sehr schade, dass dieses Forums Thema „gesetzliche Rente“ durch den Kleinkrieg einiger Freunde hier ganz in den Hintergrund gerät.

    Wenn man aufgrund seines Einkommens die Wahl hat, die gesetzliche Rentenversicherung ruhen zu lassen, oder weiter freiwillig zu bezahlen, ist das eine wichtige Entscheidung.

    Mit vielem Für und Wider.

    Ich selbst habe im Alter von 35 Jahren (heute Ü70) die GRV ruhen lassen und über Immobilien eine private Altersvorsorge aufgebaut.

    Im Nachhinein eine gute Entscheidung.

    Aber eben nur in meinem Fall.

    Bei anderen Menschen mit anderen Voraussetzungen können ganz andere Empfehlungen richtig sein.

    Es kommt wie so oft auf den Einzelfall an. viele Grüße vor allem an die sachlichen Schreiber hier.

    Euer McProfit - zur Zeit im Kurzurlaub

  • Wenn man aufgrund seines Einkommens die Wahl hat, die gesetzliche Rentenversicherung ruhen zu lassen, oder weiter freiwillig zu bezahlen, ist das eine wichtige Entscheidung.

    Zweifelsfrei richtig. Meine volle Zustimmung. Man trifft in dem Fall eine Entscheidung, wenn die Situation da ist. Das ist eine Konstellation.

    Man kann sich aber auch - vorab und damit strategisch (s. Nr. 1.204) - bei (für sein/das Leben) wichtigen bzw. wesentlichen Finanzentscheidungen überlegen, wo man hin will, was einem wichtig ist, welcher Typ man ist usw. Dabei strebt man dann die Situation bzw. Konstellation aktiv an. Nach meiner Erfahrung trifft man nämlich Dinge (auch finanzielle) besser auf die man (ab)zielt. Wie ich schon anskizziert hatte (s. ebenfalls Nr. 1.204) gibt es diverse Wege (manche eher einfach, andere eher anspruchsvoll und herausfordernd) die GRV (ganz oder temporär) zu vermeiden bzw. zu umgehen.

    Ob diese diversen Wege heute noch 1 : 1 exakt so aussehen, weiß ich nicht, vermute es aber (bin da nicht auf dem neuesten Stand). Das mag der geneigte bzw. am Thema Interessierte en detail erkunden.

    Hinter den größeren und großen Finanzentscheidungen im Leben stehen nicht selten nur rein rationale Gründe sondern auch manchmal emotionale bzw. typbedingte. Übersetzt und eingedampft auf das ganz konkrete Thema hier (GRV): Vertraue ich in Sachen meiner Alterssicherung und Ruhestandsplanung eher auf ein staatliches System (also den Staat) oder eher auf mich selbst und meine Eigeninitiative (dabei sind natürlich auch Mischformen denkbar der persönlichen Gewichtung folgend).

    Solch wichtige und grundsätzliche Finanzentscheidungen gibt es ja einige. Thema Wohnen: Mieter oder Eigentümer also Immobilie (zur Eigennutzung) ja oder nein ? Thema Krankenversicherung: GKV oder PKV oder GKV mit Zusatzversicherung(en) (oder freiwillig in der GKV ggf. mit Zusatzversicherung(en)) ? Thema Geldanlage: Organisiere ich mein Sparen bzw. das Anlegen selbst oder lasse ich das jemand anderes machen (Fondsmanager, bei größeren Summe eventuell Vermögensverwaltung) ? Thema Anlageformen: Lege ich rein passiv und äußerst kostengünstig an (ETFs) oder wähle ich aktive Formen der (Direkt)Anlage ? Thema Beruf: Sehe ich mich eher (dauerhaft) als Angestellter oder sogar Beamter (Staatsdiener) oder (perspektivisch) eher als Selbständiger (kann auch ein (Klein)Unternehmer oder Freiberufler sein) ? - um einige typische Beispiele für solch wichtige Finanzentscheidungen zu nennen.

    Auf diesen Hintergrund wollte ich zum einen hinweisen. Man kann entscheiden, wenn eine Situation da ist (Dein Beispiel im Zitat ganz oben) - man kann aber auch entscheiden auf eine Konstellation aktiv hinzuarbeiten. Nicht mehr und nicht weniger wollte ich darstellen. Und zum anderen darauf hinweisen, daß - mir jedenfalls - die GRV hier etwas zu rosig dargestellt wird. Instruktiv dazu s. übrigens Nr. 1197. Das sind schlicht Fakten - und das muß einen - meines Erachtens - nachdenklich stimmen.

    Es kommt wie so oft auf den Einzelfall an.

    Auch da volle Zustimmung.

    Um es nochmal zu sagen: Man kann aber auch versuchen seinen Einzelfall (und dessen Rahmenbedingungen) frühzeitig zu planen und zu gestalten (siehe oben) - auch und gerade in Kenntnis solcher Systeme wie GRV, GKV etc.

    Die Menschen sind (sehr) unterschiedlich und auch teilweise völlig verschieden.

    Für meinen Teil kam ich als Kind und Jugendlicher mit finanzieller Not (man könnte fast sagen Armut) in Berührung. Was ich damals gar nicht als schlimm empfand. Ich wollte aber nicht dauerhaft arm bleiben und habe früh und gezielt "finanzielle Sicherheit" und danach auch gezielt "finanzielle Unabhängigkeit" angestrebt (für "finanzielle Freiheit" wird es in meinem Leben nicht mehr reichen). Ich kenne aber beispielsweise auch Menschen, denen diese Aspekte sehr wenig bis fast nix bedeuten - so lange es zum Wohnen, Essen, Trinken und halbwegs normalen Leben reicht. Und die ebenfalls zufrieden und glücklich sind.

    Was ich allerdings nicht so recht verstehe: Warum auf sachliche und/oder kritische Anmerkungen zur GRV hier (jedenfalls von einigen) so allergisch - teilweise sogar aggressiv - reagiert wird ?

    Man kann da Vermutungen anstellen ... - aber man muß natürlich auch nicht alles verstehen.

    In diesem Sinne ...

    Lieber McProfit, Dir noch einen schönen Kurzurlaub

  • Lieber@Sovereign

    Ich lese immer Deine meist hoch qualifizierten Beiträge. Oft muss ich sie zweimal lesen, bis ich alles verstanden habe.

    Das ist das schöne an diesem Forum. Überwiegend sind hier Fachleute unterwegs, von denen man auch als alter Hase immer noch etwas lernen kann.

    Viele Grüße zurück von McProfit

    zur Zeit aus Baden Baden neuerdings Weltkulturerbe

  • Ich hatte dazu einen Thread aufgemacht, in dem wir das kurz andiskutiert haben. Geht ja schließlich um die private Altersvorsorge, nicht um die GRV ;)

    LebenimSueden
    17. Juli 2023 um 16:34
  • Ich hatte dazu einen Thread aufgemacht, in dem wir das kurz andiskutiert haben. Geht ja schließlich um die private Altersvorsorge, nicht um die GRV ;)

    LebenimSueden
    17. Juli 2023 um 16:34

    Oha, nicht bedacht. :huh:

    Mir ging es um den Gedanken, dass man das AV-Guthaben in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen können könnte.

    Wäre hier damit ja auch richtig aufgehoben. ;)

  • Lieber@Sovereign

    Ich lese immer Deine ... Beiträge.

    Das freut mich aufrichtig. Lese Dich auch gerne.

    Lieber@Sovereign

    ... meist hoch qualifizierten ...

    Auch das freut mich. Nehme ich als nettes Kompliment. Zumal wenn es von jemand mit Erfahrung kommt und jemand, der in Sachen "Finanzen" auch ein bißchen was erreicht hat. Das nämlich würde ich für mich - bei aller gebotenen Bescheidenheit - auch in Anspruch nehmen.

    Lieber@Sovereign

    Oft muss ich sie zweimal lesen, bis ich alles verstanden habe.

    Das ist vielleicht nicht ganz so erfreulich. Andererseits: So manches in dem Themenfeld "Finanzen" ist eben ziemlich komplex (wenn ich beispielsweise nur an das deutsche Steuerrecht denken ... eine Bekannte (Juristin) sagte in dem Kontext mal "auch das deutsche Sozialgesetzbuch (SGB) ist sehr komplex" ...). Manchmal braucht es daher denknotwendig etwas Umfang im Text, um (s)einen Gedanken auch zu Ende zu bringen und/oder vernünftig entwickeln bzw. darstellen zu können.

    Das ist das schöne an diesem Forum. Überwiegend sind hier Fachleute unterwegs, von denen man auch als alter Hase immer noch etwas lernen kann.

    Sehe ich ganz ähnlich (muß ich mich ja selbst - schon altersbedingt - auch zu den "alten Hasen" zählen). Zumal ich mich in meinem kleinen "Finanzleben" - jedenfalls überwiegend - nur mit einigen Themen intensiver beschäftigt habe - die ich für wichtig und wesentlich hielt und halte (Geld -, Finanz- und Währungsgeschichte, inklusive Währungsunionen, Notenbankpolitik und monetärer Ökonomik, den wesentlichen Anlageklassen, den politisch gesetzten Rahmenbedingungen beispielsweise - um einige konkrete Beispiele zu nennen).

    Zu den diversen anderen und fraglos reichlichen Themen gibt es hier Fachleute, von denen auch ich (beim gelegentlichen Reinlesen) immer noch was (präziser viel) lernen kann.

    Viele Grüße zurück von Sovereign

  • (Damit wir wieder im richtigen Fahrwasser sind.) :)

    Nur am Rande aber nichtsdestotrotz

    Damit wäre man ja zuvor im "falschen" Fahrwasser gewesen ... ?! :)

    Für meinen Teil habe ich mir beim anfangs Sparen, dann Anlegen und später Investieren die Rahmenbedingungen stets versucht genau anzuschauen (da gab es einige signifikante sozusagen Wendepunkte - wie etwa den Nixon-Schock, das Ende des Bretton-Woods-Systems, demographische Veränderungen, das Ende der DM und die Einführung einer Europäischen Einheitswährung, massive Eingriffe der Notenbanken insbesondere auch der EZB, im Euroraum den permanente Bruch der den Euro betreffenden Verträge (AEUV)). Dies hatte Auswirkungen (teilweise erhebliche bis grundsätzliche) auf meine Finanz-Entscheidungen. So bin ich logischerweise auch (vor langer Zeit schon) - als sozusagen zwangsweise Betroffener - beim Blick auf die "Gesetzliche Rentenversicherung" (GRV) verfahren. Was kann daran "falsch" sein ?

    Was kann daran also das "falsche" Fahrwasser sein, bei so einem - sehr langfristig angelegten und bedeutsamen (Stichworte: Alterssicherung, Ruhestandsplanung) - Thema, sich vorab zu informieren und sich grundsätzliche Gedanken zu machen (siehe z. B. 1.194 und 1.203) und damit auch strategische Überlegungen anzustellen, wie man mit bestimmten diesbezüglichen (in dem Fall staatlichen) Systemen umgehen und sich diesen gegenüber verhalten soll ?

    So stellen doch auch viele hier (vermutlich eher sehr viele bis sogar vielleicht die meisten ?!) vorsorgliche Überlegungen bezüglich der Steuern und der Steuergesetzgebung an ?! (Auch und insbesondere bei Finanz-Themen wie Geldanlage, Altersvorsorge usw.). Was kann an einer solchen Heran- und Vorgehensweise das "falsche" Fahrwasser sein ?

    By the way:

    ... themenfremde Gerede auf der Metaebene durch immer wieder die Gleichen nervt.

    (gefettet von mir)

    Was daran "Gerede" und vor allen Dingen "themenfremd" sein soll, erschließt sich mir nicht.

    Es sei denn, sachliche Kritik an der GRV wäre per se schon unter "themenfremd" zu subsumieren ?

    Eine solche Herangehensweise war mir aber - in meinem kleinen Finanzleben (siehe oben) - stets themen"fremd".

  • Mir ging es um den Gedanken, dass man das AV-Guthaben in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen können könnte.

    Du hast diesen Tread vor mittlerweile 2 1/2 Jahren initiiert. Er hat sich zum Sammelthread für alles entwickelt, was irgendwie mit Altersvorsorge zu tun hat, und ist mit über 1200 Postings mittlerweile unlesbar lang. Ich bin überzeugt davon, daß eine Menge lesenswerter Gedanken in diesem Thread stecken - aber wer will einen Monsterthread wie diesen auch lesen? Auch kann man in einem solchen Heuhaufen die Stecknadel nicht finden, die man darin sucht.

    Freiwillig Geld in die gesetzliche Rentenversicherung zu stecken, ist eine Anlageoption, die ich parallel zu einer privaten Rentenversicherung sehe. Gerade in Niedrigzinszeiten steht die gesetzliche Rente im Vergleich zu einer privaten Rentenversicherung ziemlich gut da. Ihr Hauptnachteil ist allerdings das Volumen, das selbst bei den wenigen, die freiwillig einzahlen dürfen, höchst begrenzt ist. Das liegt einerseits an der Verfaßtheit der Rentenversicherung selbst (cum grano salis maximal 2 Entgeltpunkte pro Jahr, Berufstätigkeit und eigene Sparleistung zusammengenommen), zum zweiten am Steuerrecht (maximal 25 k€ pro Jahr für Altersvorsorge steuerlich absetzbar). Spontan zu sagen: "Ich stecke jetzt 200 k€ von meinem Depot in die gesetzliche Rente und erwerbe mir davon einen Rentenanspruch von 1000 €/m", das geht nicht.

    Vom höchst begrenzten Volumen abgesehen ist die gesetzliche Rente im Vergleich zu einer privaten Rentenversicherung nicht schlecht:

    - Aktuell bringt eine Einzahlung in die gesetzliche Rente mehr Rentenzahlung als bei einer privaten Rentenversicherung.

    - Inflationsschutz

    - kostenfreie Hinterbliebenenrente

    Speziell den Inflationsschutz kann man mit einer privaten Rentenversicherung m.W. nicht kaufen.

    Ein Nachteil der gesetzlichen Rente ist, daß sie vom Wohlwollen der Politik abhängig ist. Ich halte es beispielsweise jederzeit für möglich, daß Renten degressiv gestaltet oder gedeckelt werden (wie etwa in der Schweiz), auch erscheint mir eine Anrechnung anderer Geldquellen des Rentners nicht ausgeschlossen ("Der hat so schon genug, der braucht keine gesetzliche Rente zusätzlich.")

    Ich könnte mir vorstellen, daß der Staat die bisher auf Einzelfälle beschränkte Möglichkeit der freiwilligen Einzahlung für alle Versicherte öffnet.

    Die Abzüge für eine vorzeitige Inanspruchnahme der Rente sind finanzmathematisch gesehen zu niedrig. Wenn man den Menschen die Möglichkeit eröffnete, freiwillige Beiträge zu leisten, würden noch mehr als jetzt die Rente mit 63 beanspruchen ("Rente für langjährig Versicherte"), und zwar auch die, die eigentlich weiterarbeiten wollen. Für diese Gruppe könnte es sich lohnen, eine Rente mit Abschlägen zu beziehen und sie gleich wieder in Form von freiwilligen Beiträgen einzuzahlen, somit zusätzliche Punkte zu kaufen, die die Abschläge sicherlich mehr als ausgleichen würden. Man müßte sich das natürlich (wie immer in solchen Fällen) mit dem spitzen Bleistift durchrechnen.

  • Die Aufweichung des Äquivalenzprinips war bereits Anfang des Jahres eine Diskussion:

    https://www.wirtschaftsdienst.eu/inhalt/jahr/20…t-der-kern.html

    Also hohe Renten verringern, damit andere etwas mehr bekommen. Ein Gespenst geht um, in der GRV.... =O 8)

    Dazu hatte ich hier - vor geraumer Zeit - schon mal was geschrieben (siehe Nr. 758 und Nr. 788). Für meinen Teil bin ich damals (nicht über den Sozialbeirat; verlinkter Artikel) sondern über das DIW und dessen Ansatz darüber gestolpert. Der Präsident vom DIW (Marcel Fratzscher) verfolgt (s)eine eigene Agenda und ist eigentlich stets für immer noch mehr Umverteilung (so auch für die Wiedereinführung der Vermögenssteuer beispielsweise). In soweit jedenfalls ist der Vorstoß (aus DIW-Sicht) schlüssig ...

    Zu den in dem Kontext spannenden rechtlichen Fragen (Äquivalenzprinzip beispielsweise) war aber nix in dem damaligen DIW-Vorschlag zu finden ...

  • Du hast diesen Tread vor mittlerweile 2 1/2 Jahren initiiert ...

    ... mit dem spitzen Bleistift durchrechnen.

    Finde, in dem Beitrag werden sachlich und nüchtern - beim Thema GRV - einige der (diversen) Pro- und Contra-Punkte aufzeigt.

    Was man auf der Pro-Seite nicht ganz ausblenden sollte: Über die letzten gut 12 Jahre haben alle (einstmals) bewährten, normalen und risikoarmen Vorsorgemöglichkeiten extremst gelitten - um nicht zu sagen, diese wurden quasi zerstört (wie "KLVs", wie "Private RVs", wie "Private Renten gegen Einmalzahlung" usw. - aber auch risikoarme Anlagen wie Festgelder und konservative Depots mit Pfandbriefen, Kommunalobligationen, Bundeswertpapieren; letztere gibt es m. W. gar nicht mehr ...). Eine der "Nebenwirkungen" der extrem langen und ultra-expansiven Geldpolitik der EZB (Leitzinssetzungen bis in den nominal negativen Bereich hinein samt Anleihekäufen in Billionenhöhe, um die Zinsen zu drücken). Für einen Normalzustand halte ich eine solche Zinswelt nicht. Dieser Zustand könnte aber dennoch zu einem Dauerzustand in der Eurozone werden, weil einige Länder vermutlich nur dann in der Eurozone gehalten werden können, wenn die Zinsen niedrig sind (am besten iVm etwas höheren Inflationsraten - womit man beim Thema "Finanzielle Repression" wäre). Es dürfte aber auch gerade dieser ungewöhnlichen (man könnte auch sagen bizarren) Zinswelt geschuldet sein (in die uns nicht zuletzt die EZB geführt hat), daß dadurch die GRV in einem besseren und lukrativeren Licht erschien und (noch) erscheint.

    Einen nicht ganz unerheblichen Nachteil der GRV sehe ich darin, daß man an sein eingezahltes Kapital (es ist m. W. ja nur ein Anspruch entstanden über sog. Rentenpunkte - und kein dem Einzahler zugeordnetes akkumuliertes Kapital vorhanden) nie mehr herankommt ("eingeschlossenes" Kapital sozusagen). Ändert sich signifikant die Lage, das Leben, die Schwerpunkte etc. kann das nämlich (sehr) hilfreich sein. Was ich in meinem Umfeld oft genug erlebt habe. Das geht bei der GRV nicht mal im Notfall - beispielsweise, wenn die Lebenserwartung wegen einer medizinischen Diagnose (mehr oder weniger) stark verkürzt ist. In solchen Konstellationen kann ich beispielsweise Aktien börsentäglich, Immobilien zeitnah (wenn man nicht allzu preissensibel ist), Gold jederzeit (fast rund um die Uhr) usw. liquidieren. Das ist bei der GRV unmöglich (m. W. jedenfalls). Für nicht disziplinierte Zeitgenossen eventuell sogar ein Vorteil - in Sachen Geldanlage, Altersvorsorge, Ruhestandsplanung usw. nicht diszipliniert vorzugehen, dürfte aber nicht von Vorteil präziser gesagt eher generell nachteilig sein.

    Der gewichtigste Grund - aus meiner Sicht - ist aber die Tatsache, damit integraler Bestandteil einer Art politischen Verteilungs- bzw. Verfügungsmasse zu werden (womit man wieder bei dem Beitrag Nr. 1.229 wäre). Wie auch schon von Dir explizit angesprochen (Stichwort: "Vom Wohlwollen der Politik abhängig"). Da muß man hierzulande eigentlich stets auf (negative) Überraschungen (siehe auch unten) eingestellt sein, wie der Blick in die Vergangenheit zeigt (drastische Kürzung des Sparerfreibetrages, Verdreifachung der Grunderwerbssteuer (in meinem Bundesland), Verfünffachung der Spekulationsfrist bei Immobilien, Verbeitragung in der KV von Betriebsrenten usw. - selbst bei Aktien (der einträglichsten Form der Beteiligung am Produktivkapital - auch und gerade für "Otto Normalverbraucher") haben sich die steuerlichen Bedingungen signifikant verschlechtert; Kursgewinne (oder Teile davon) beim langfristigen Sparen für die Altersvorsorge - wie früher - steuerlich zu begünstigen, wäre indiziert und noch dazu eine wichtige Anreizsetzung. Gemacht hat man aber das Gegenteil, obwohl eine höhere Aktienquote (gerade in Deutschland) nötiger denn je wäre. Und das wäre sicherlich auch hilfreicher als komplizierte Zulagen- und Steuerregeln für "Riester". Sich also nicht über Gebühr von der Politik abhängig zu machen, halte ich jedenfalls für keinen Fehler.

    Apropos "Überraschungen": Der jüngste Ansatz (Sachverständigenrat, Monika Schnitzer) klingt fast wie ein Witz oder Scherz. Eingedampft: In der Einkommenssteuer will man das Splitting abschaffen - und in der Rente einführen (so wie ich das jedenfalls verstanden habe). Ein kundiger Kollege sprach da von "unweiser" Willkürpolitik der "Wirtschaftsweisen". Man blendet dabei aus, daß die Ehe eine Lebens- und Erwerbsgemeinschaft ist. Wer Letzteres im Rentenrecht durchsetzen will, kann es aber nicht im Steuerrecht ignorieren. Das nur am Rande, um den Punkt "politische Verteilungsmasse" (sei es nun mit positiven oder negativen Wirkungen) bezüglich der Gesetzlichen Rente aufzuzeigen.


    Nur meine bescheidene persönliche Meinung.

  • Einen nicht ganz unerheblichen Nachteil der GRV sehe ich darin, daß man an sein eingezahltes Kapital (es ist m. W. ja nur ein Anspruch entstanden über sog. Rentenpunkte - und kein dem Einzahler zugeordnetes akkumuliertes Kapital vorhanden) nie mehr herankommt ("eingeschlossenes" Kapital sozusagen). Ändert sich signifikant die Lage, das Leben, die Schwerpunkte etc. kann das nämlich (sehr) hilfreich sein. Was ich in meinem Umfeld oft genug erlebt habe. Das geht bei der GRV nicht mal im Notfall - beispielsweise, wenn die Lebenserwartung wegen einer medizinischen Diagnose (mehr oder weniger) stark verkürzt ist.

    Ist mit Solidarprinzip und Umlageverfahren ja auch nicht Idee, Praxis und Möglichkeit.

    Als Alternative kommt für dich vielleicht die PRV in Frage. ?

  • Ist mit Solidarprinzip und Umlageverfahren ja auch nicht Idee, Praxis und Möglichkeit.

    Dem ist unstrittig so. Es bleibt aber die Frage, ob es sinnvoll ist bei der Altersvorsorge, Ruhestandsplanung usw. nur oder jedenfalls dominant auf einen solchen Ansatz zu setzen und diesem zu vertrauen.

    Als Alternative kommt für dich vielleicht die PRV in Frage.

    Alternativen (zur GRV) für mich hatte ich - nach damaliger Recherche und summarischer Prüfung der GRV - schon vor etwa drei Jahrzehnten gefunden und auch umgesetzt. Nichtsdestotrotz vielen Dank für Deinen Hinweis (PRVs gehören bei mir übrigens nicht dazu).

  • Einen nicht ganz unerheblichen Nachteil der GRV sehe ich darin, daß man an sein eingezahltes Kapital (es ist m. W. ja nur ein Anspruch entstanden über sog. Rentenpunkte - und kein dem Einzahler zugeordnetes akkumuliertes Kapital vorhanden) nie mehr herankommt ("eingeschlossenes" Kapital sozusagen). Ändert sich signifikant die Lage, das Leben, die Schwerpunkte etc. kann das nämlich (sehr) hilfreich sein. Was ich in meinem Umfeld oft genug erlebt habe. Das geht bei der GRV nicht mal im Notfall - beispielsweise, wenn die Lebenserwartung wegen einer medizinischen Diagnose (mehr oder weniger) stark verkürzt ist. In solchen Konstellationen kann ich beispielsweise Aktien börsentäglich, Immobilien zeitnah (wenn man nicht allzu preissensibel ist), Gold jederzeit (fast rund um die Uhr) usw. liquidieren. Das ist bei der GRV unmöglich (m. W. jedenfalls). Für nicht disziplinierte Zeitgenossen eventuell sogar ein Vorteil - in Sachen Geldanlage, Altersvorsorge, Ruhestandsplanung usw. nicht diszipliniert vorzugehen, dürfte aber nicht von Vorteil präziser gesagt eher generell nachteilig sein.

    Damit hast Du sicher recht … aber keine Anlage ist eine fehlerlose Eierlegende Wollmilchsau - neben Vorteilen haben alle auch Nachteile zu bieten. Deshalb ist Diversifizierung ja so gut und wichtig. Alleine glücklich macht die GRV bestimmt nicht, aber was macht das schon? Sie ist jedenfalls eine Basisversorgung, mit der man mehr Glück (langes Leben, lange Entnahme, dadurch hohe Rendite) oder weniger Glück (kurzes Leben, kurze Entnahme, geringe oder gar negative Rendite) haben kann … wie mit jeder anderen Anlageform an. Dafür versorgt sie einen im Alter verlässlich und (einigermaßen) mit Inflationsausgleich. Ein Sicherheitsbaustein in der Altersvorsorge, der viel besser ist als er manchmal gemacht wird.

  • Deshalb ist Diversifizierung ja so gut und wichtig. Alleine glücklich macht die GRV bestimmt nicht,

    Meine Rede. Für sehr viele Menschen nimmt die GRV aber (noch jedenfalls) eine ziemlich bis sehr dominante Rolle beim Thema Altersvorsorge ein.

    Ein Sicherheitsbaustein in der Altersvorsorge

    Dem würde ich ebenfalls zustimmen.

    ... der viel besser ist als er manchmal gemacht wird.

    Beim nüchternen Blick auf die Zahlen (Einzahlungen und später daraus generierte Leistungen sprich Gesetzliche Rente) kann man das auch kritischer sehen. Ansonsten halte ich die GRV durchaus für ein mögliches Element von mehreren. Es kommt dabei - wie so oft - auf die Dosis an.

    Siehe erst jüngst hier - um nur ein Beispiel zu nennen:

    Dabei könnte man aber den Menschen (Bürgern) auch die Möglichkeit eröffnen bei dieser obligatorischen Verpflichtung dennoch eine Wahlfreiheit zu haben, wie diese zu erfüllen ist (statt einem Zwangssystem), beispielsweise zwischen der GRV, einer private RV, via ETFs, via einem Sparvertrag, via Betrieblicher AV, via selbst genutztem Wohneigentum, via Immobilie(n) (vermietet) etc. Oder einem Mix daraus. Entscheidend ist doch nur die Tatsache, daß eine ausreichende Altersvorsorge (sowie eventuell auch begleitende andere Risiken abdeckende Versicherungen) später vorhanden ist.

    Das entbindet eine/einen aber doch nicht davon in seinen Überlegungen, Planungen und Gestaltungen die einzelnen Möglichkeiten (samt GRV) einer nüchternen und sachlichen Prüfung zu unterziehen.

    Nur meine bescheidene persönliche Meinung.

  • Zu dem Thema - meines Erachtens - sehr passend und äußerst instruktiv.

    Bin ja schon alt - aber bei manchen Themen (wie Geld, Währungen, Finanzen, Wirtschaft usw.) funktioniert mein Gedächtnis (noch) recht gut.

    Vielleicht bestehen auch einfach unterschiedliche Ansichten zum Thema "kollektive Sicherungssysteme".

    Gefettet von mir

    Über diesen Ansatz (Kollektivismus) hatten wir uns bei der Thematik hier (GRV) vor geraumer Zeit einmal etwas kontrovers ausgetauscht (u. a. mit Deinem oben zitieren Beitrag Nr. 854 und meiner Erwiderung darauf in Nr. 872).

    Gestern Abend war ich mit einem (ehemaligen) Kollegen zum Essen. Dabei haben wir auch über die Vergangenheit und unsere damalige gemeinsame Team-Arbeit gesprochen. Er war zusammen mit mir damals in einem Team (13 Leute) für den Bereich M & A zuständig. In Form einer eigenen Abteilung in einem verhältnismäßig großen Laden. Dabei habe ich mich an ein bemerkenswertes damaliges - allerdings symptomatisches - Phänomen als auch an diesen Strang und das Kollektiv bzw. die kollektive Nutzung erinnert ...

    Die Jungs in dem Team (es war damals nur eine Frau dabei) fuhren - bis auf zwei Ausnahmen - privat alle recht bis sehr hochwertige Fahrzeuge. Obwohl die Autos (ausnahmslos) schon einige Jahre alt waren und überwiegend viele km auf dem Buckel hatten (einen davon würde man heute als Youngtimer bezeichnen, einen vermutlich sogar als Oldtimer), waren diese Autos allesamt bestens in Schuss und top-gepflegt, u. a. weil ausgezeichnet gewartet und sorgsam mit ihnen umgegangen wurde.

    Seitens der Company waren damals gerade wieder einmal zwei Firmen-Autos (übrigens als Neufahrzeuge) angeschafft worden, die dagegen von jedermann sprich allen Mitarbeitern sozusagen also kollektiv genutzt werden durften für Besorgungen und Erledigungen beispielsweise (Bürobote, Sekretärin, Grafiker, Kontakter etc.). Das waren damals zwei VW Golf Typ 2 Baureihe-Fahrzeuge (ein an sich sehr solider, zuverlässiger und belastbarer Fahrzeugtyp - im Prinzip jedenfalls).

    Die beiden Vorgänger-Autos (ebenfalls VW-Golf Typ 2) waren nach nur drei Jahren (gezwungenermaßen wie es hieß) ausgemustert worden. Eigentlich unvorstellbar. Schon nach wenigen Monaten wurde mir klar, warum das so war. Diese zur kollektiven Nutzung angeschafften Fahrzeuge (bei denen Nutzer bzw. der Besitz (Mitarbeiter) und das Eigentum (Company) auseinander fielen): Wurden in aller Regel mit wenig Benzin oder fast leerem Tank abgestellt, hatte so gut wie nie den richtigen Luftdruck auf den Reifen, der Ölstand war meist zu niedrig, gleiches galt für den Kühlwasserstand, sahen so gut wie nie eine Waschstraße, hatten schon nach kurzer Zeit diverse Kratzer und Beulen (von der Benutzung im Stadtverkehr und Nachlässigkeiten beim Parken) usw. usw. So waren auch die beiden Vorgänger-Autos nach nur drei Jahren sozusagen runtergerockt.

    Mir taten die Autos damals fast leid (so weit einem eine Sache wie ein Auto eben leid tun kann). Es waren ja immerhin Neufahrzeuge. Einer der von mir daraufhin explizit angesprochenen Geschäftsführer meinte nur lapidar: "Das läuft leider immer so, haben wir gedanklich längst abgehakt und kalkulatorisch längst eingepreist"

    Es gibt keinen Besitz (im juristischen Sinne Eigentum), der Nachlässigkeit verträgt. Und was allen im Kollektiv gehört, gehört eben keinem bzw. niemand. Und keiner fühlt sich dafür so richtig verantwortlich. Und so sehen die Sachen oder die Sache (kann auch eine Konstruktion sein) dann eben auch aus ... In dem Fall schon nach kurzer Zeit (jedenfalls in Relation zu einem "normalen" Auto-Leben).

    Der "kollektivistische" Gedanke hat aus meiner Sicht einen gewissen Charme - wenn man den dazu passenden (neuen) Menschen erfunden oder erschaffen hat. Dann könnte es - vielleicht - sogar funktionieren. So lange die Welt aber ist, wie sie ist, weil die Menschen eben sind, wie sie sind (und schlicht auf Anreize reagieren - und nur, wenn überhaupt, im nächsten bis näheren Umfeld (vollumfänglich) altruistisch handeln), scheinen mir Ansätze wie Eigenverantwortung, Selbstbestimmung, (Entscheidungs)Freiheit usw. deutlich zielführender. Der Gedanke "jeder spart im Prinzip für seine eigene Rente selbst an", geht eher in diese Richtung. Nur wer dazu (körperlich und/oder geistig) absolut nicht in der Lage ist, sollte - meines Erachtens - staatlicherseits geführt, betreut, gelenkt oder gar bevormundet (sprich mit einem Zwangssystem beglückt) werden.

    Eine übrigens generelle Erfahrung mit kollektivistischen Ansätzen, die sich bei meinen früheren Kontakten und Erfahrungen aufgrund Verwandtschaft, Bekanntschaften aber auch berufsbedingt (auch in anderen Ländern - wie DDR, UdSSR, Länder des Ostblock, Kuba, Venezuela etc.) immer wieder bestätigt hat. Die für die Menschen generierten Ergebnisse waren ganz überwiegend sehr traurig bis niederschmetternd (von der jeweiligen Nomenklatura abgesehen ...).

    Die u. a. hinter dem Kollektivismus stehenden Phänomene präziser Probleme wie "Tragik der Allmende" (Übernutzung einer frei verfügbaren aber begrenzten Ressource sprich eines Gemeingutes) aber auch "Moral Hazard" (durch Fehlkonstruktionen induzierte Fehlanreize) spielen bei dem Thema eine erhebliche Rolle. Wirkmechanismen, die übrigens auch bei einer Währungsunion sprich kollektiv genutzten Einheitswährung (leider) zum Tragen kommen (übrigens ein Grund u. a., warum bisher in praxi praktisch alle Währungsunionen in der Finanzgeschichte gescheitert sind). Das wäre aber ein anderes Thema.

    Vor dem Hintergrund des hier Ausgeführten kann jedenfalls der Status Quo präziser der Zustand der GRV (aber auch der Europäischen Einheitswährung genannt Euro) nicht sonderlich überraschen.

    Man kann das natürlich alles so machen und ausgestalten - es ist dann aber nur logisch, weil eine schlichte Sachgesetzlichkeit, daß es dann auch Menschen geben wird (und geradezu geben muß), die sich mit diesen Ansätzen (und deren typischen Folgen) näher beschäftigen - und dann versuchen sich vor solchen Ansätzen (und deren typischen Folgen) bestmöglich zu schützen. Zu dieser Gruppe zähle ich meine Wenigkeit.

    Dieser konkrete Fall aus der Vergangenheit - "Fahrzeuge im privaten Eigentum versus Fahrzeuge mit kollektiver Nutzung samt so generierter Folgen" - ist ein geradezu idealtypische Beispiel.

    Schönes Wochenende allerseits !

  • ... folglich ist das System der GRV absolut passend ;)

    Ziemlich treffend - wenn auch pointiert - zusammengefasst.

    Jedenfalls, wenn ich den gewählten Tenor (ironisch, sarkastisch, fast zynisch) richtig deute ...

    Das dürfte auch der Grund sein, warum Entscheider und sog. Eliten (Politiker, Beamte, Freiberufler in den verkammerten Berufen) für sich diesbezüglich eigene System implementiert haben (was ich hier m. W. schon mehrfach ausgeführt habe). Oder einfacher gesagt: Wer kann, meidet (häufig bis meistens) dieses System - und sieht es maximal als (kleine) Beimischung (im Altersvorsorgemix), sei es zwecks Unvermeidlichkeit (als zunächst fest Angestellter im frühen Berufsleben) bzw. später den erworbenen (kleinen) Anspruch als eine Art der Diversifikation (zu seinen anderen Anlageklassen).

    Einen (gewisser) Charme - jedenfalls bei Erfüllung der notwendigen Voraussetzungen - kann da höchstens der Status der KVdR entfalten. Wobei man dann als Rentner in der GKV entweder ergänzende private Zusatzversicherungen haben sollte (zum Beispiel für den stationären Bereich im Krankenhaus aber auch im Pflegefall) und/oder über ausreichend freie Mittel verfügt, um (im Ernst- bzw. Notfall) nicht vollständig auf die GKV und deren Leistungen angewiesen zu sein. Das wäre aber ein anderes Thema.